Streik bei Neupack (Hamburg Stellingen)

Begonnen von vinci, 13:04:31 Do. 01.November 2012

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piet

Vorerst nur ein Gerücht, dem aber nachgegangen werden soll. An die bestreikte Firma Neupack sollen inzwischen auch neue Mitarbeiter durch die Arbeitsagentur vermittelt werden. Frage an die juristisch kompetenten KollegInnen hier im Forum:
Wäre so etwas nach SGB, BetrVG, AÜG, etc. zulässig?
Leben einzeln und frei
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brüderlich wie ein Wald,
diese Sehnsucht ist alt.

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tek ve hür ve bir orman gibi
kardeşçesine,
bu hasret bizim.

Nâzım Hikmet

piet

Rotenburg/W.
(...) Bei einem tätlichen Angriff am Mittwochabend erlitt ein Pole, der bei dem Unternehmen Neupack beschäftigt ist, einen Schädelbruch. Die Tat ereignete sich vor seiner Unterkunft, der Pension Eichenhof in Hellwege. (...) Nach ersten Ermittlungen vermuten die Ermittler einen Zusammenhang zum Streikgeschehen bei der Firma Neupack in Rotenburg (...).

http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/landkreis-rotenburg/rotenburg/neupack-mitarbeiter-liegt-diakoniekrankenhaus-polizei-vermutet-zusammenhang-streik-2706511.html
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Nâzım Hikmet

Kuddel

Schöne Scheiße.
In den Mittelmeerländern ist es keine Seltenheit, daß Menschen in Arbeitskämpfen umkommen.
Diese Härte der sozialen Auseinandersetzungen scheint nun in Deutschland anzukommen.
Wir sollten zusammenrücken und dafür sorgen, daß so etwas nicht zur Entsolidarisierung führt.

Rudolf Rocker

Vor allen Dingen sollten wir vorsichtig mit irgendwelchen Vorverurteilungen sein!
Es ist doch überhaupt nicht bewiesen, das der/ die Täter aus den Reihen der Streikenden kommen!

piet

Ganz egal was war, oder was nicht war.
Und bislang gibt es nur diesen Zeitungsartikel.
Ein Kollege, der deswegen ein Strafverfahren bekommen sollte, kann einen Unterstützungsantrag an die Rote Hilfe stellen.
Völlig unabhängig davon, ob er von der IG BCE oder einer Rechtsschutzversicherung unterstützt wird oder nicht.

http://www.rote-hilfe.de/rechtshilfe-und-unterstuetzung/unterstuetzungsantrag-stellen

"Die Rote Hilfe organisiert nach ihren Möglichkeiten die Solidarität für alle, unabhängig von Parteizugehörigkeit oder Weltanschauung, die in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer politischen Betätigung verfolgt werden. Politische Betätigung in diesem Sinne ist z.B. das Eintreten für die Ziele der Arbeiter_innenbewegung, die Internationale Solidarität, der antifschistische, antisexistische, antirassistische, demokratische und gewerkschaftliche Kampf sowie der Kampf gegen Antisemitismus, Militarismus und Krieg." (Aus §2 der Satzung der Roten Hilfe e.V.)
http://www.rote-hilfe.de/rechtshilfe-und-unterstuetzung/rechtshilfe-und-unterstuetzung



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Nâzım Hikmet

Rudolf Rocker

Allerdings nur, wenn es sich um eine politische Aktion handelt!
Ich vermute bei diesem Artikel allerdings eher Spaltungsversuche.

piet

Alles weitere sollte erst diskutiert werden, wenn tatsächlich Anklage gegen einen der streikenden Kollegen erhoben werden sollte.
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Rudolf Rocker


piet

zur Info

Pressemitteilung der IG BCE
,,Schäbige Neupack-Propaganda"
Ursache der Eskalation ist die Weigerung zu Verhandlungen

Jan Eulen verurteilt Gewalt und kritisiert die Reaktion von Neupack

Hamburg, 18. Januar 2013 – Zu den heutigen Angriffen der Neupack-Unternehmensleitung auf die IG BCE erklärt
Jan Eulen, Leiter des IG BCE-Bezirks Hamburg/Harburg:
"Wir verurteilen jede Form von Gewalt. Wir wünschen dem verletzten Neupack-Mitarbeiter eine schnelle Genesung.
Die IG BCE beteiligt sich nicht an Spekulationen über Vorfälle, die uns nicht bekannt sind. Weder wissen wir um Einzelheiten noch um Hintergründe der Geschehnisse. Wir halten auch nichts davon, den Ermittlungen der Polizei vorzugreifen.
Die Verletzung eines Arbeitnehmers zu Propagandazwecken zu missbrauchen, ist allerdings schäbig und unverantwortlich. Die Neupack-Unternehmensleitung sollte aufhören, den laufenden Arbeitskampf ständig anzuheizen, indem sie noch mehr Öl ins Feuer gießt.
Die Verweigerung von ernsthaften Verhandlungslösungen ist und bleibt die Ursache für einen der längsten Tarifkonflikte der Nachkriegszeit. Die Familie Krüger hat uns keine andere Möglichkeit als einen Arbeitskampf gelassen. Die IG BCE war und ist zu vernünftigen Kompromissen bereit. Wer das verweigert, trägt Verantwortung für die heutige Situation.
Die Familie Krüger setzt Streikbrecher ein – im Wissen um die damit verbundene Provokation. Um dem zu begegnen, ermöglicht die IG BCE auch den Dialog zwischen Streikenden und den aus Polen angeworbenen Streikbrechern. Wir haben beispielsweise schon zum Jahreswechsel Kontakt zur polnischen Mission der katholischen Kirche aufgenommen, um entsprechende Räume der Begegnung zu schaffen. Wir wollen, dass die Menschen miteinander ins Gespräch kommen können. Wir haben keinerlei Interesse daran, die Gräben zwischen Arbeitnehmern zu vertiefen. Deshalb verfassen wir mittlerweile auch unsere Streikzeitung in polnischer Sprache.
Die IG BCE weist die in der Neupack-Pressemeldung enthaltene Unterstellung zurück, sie habe eine gewalttätige Eskalation des Streiks bei Neupack zu verantworten. Da wird aus durchsichtigen Gründen ein Zusammenhang konstruiert, und das steht leider in unguter Tradition des bisherigen Vorgehens der Neupack-Verantwortlichen."
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Nâzım Hikmet

admin


Rudolf Rocker

Jupp, dem Flyer schließe ich mich zu 100% an!

Kuddel

ZitatEin Unterstützer berichtet von der Blockade der Streikbrecher am letzten Donnerstag um 6.30

Erlebte praktische Solidarität innerhalb einer Gruppe bunter Unterstützer in gedämpfter aber guter Stimmung von der IG BCE über Arbeiterpriester, Leuten vom ASTA bis zu Anarchisten. Ich kannte z. B. ,,Junge Linke gegen Kapital und Nation" überhaupt noch nicht. Die Biodiversität der Linken Szene ,,lädt" also zu Erkundungen ein... und auch zu Diskussionen, am Rande gab es ein paar auch zu grundsätzlichen politischen Fragen, wenn natürlich auch anderes im Vordergrund stand.

Eine gewisse Kuriosität war, dass sich direkt neben einer der drei blockierten Einfahrten zur Firma Neupack ein Grundstück der Pfingstgemeinde ,,Arche" befand, deren Zufahrt sich mit der von Neupack sichtbar überschnitt, die anders gepflastert und sehr viel kleiner war. Es gab Grund zu der Annahme, dass die möglichen rechtlichen Implikationen bei der Bolißei zu Diskussionen führte.

Ein betagter und respektabler ,,Jour Fixer" nutzte die Situation für eine Ansage an die Polizei und die Streikbrecher, dass Kirchgänger ihm dort gesagt hätten dass sie beten für die Streikenden (ok muss eigentlich nix heißen weil Gläubige beten auch für Leute die sie doof finden, aber es schien nicht ganz ohne Wirkung zu sein).
...

Die Polizei wurde außerdem mit Sprüchen über Dumping Löhne, die auch sie betreffen konfrontiert (ironisch ,,4 € Mindestlohn für alle!" ich stimmte ,,Dumping Löhne über alles, über alles in der Welt" an. Leider fiel mir keine passende Fortsetzung ein). Ein Kollege mit Entertainer Qualitäten sang u. a. Georg Kreisler Lieder (u. a. ,,Tauben vergiften im Park", ,,Schützen wir die Polizei")

http://deu.anarchopedia.org/Georg_Kreisler/Sch%C3%BCtzen_wir_die_Polizei

Vlt. war das auch ein Grund, dass er abgegriffen wurde. Der einzige Grund den man sonst hätte anführen können war dass die von uns blockierte Einfahrt als benachbartes Privatgrundstück beschrieb (was baulich gesehen wie gesagt auch schwer zu bestreiten war) und kund tat dass unser Pulk damit dem Versammlungsrecht entzogen sei. An augenscheinlichen Wortführern muss aus Sicht der ,,Befriedungsfraktion" wohl die eigene Handlungsfähigkeit zu Abschreckungszwecken bewiesen werden. Und/Oder die Sache soll beschleunigt werden, damit es schneller Frühstück gibt.

Dem voraus gegangen war dass die Polizei Verständnis für unser Anliegen äußerte und froh sei dass man mit uns vernünftig reden könne. Leider müssten sie nun das Gesetz durchsetzen, ob es ihnen selbst passe oder nicht. Die Versammlung wurde für aufgelöst erklärt, weil wir alle Versammlungsleiter waren. Uns drohten Platzverweise falls wir uns nicht entfernten.

Es wird noch länger Gelegenheit geben, vor Ort Solidarität zu üben, weil die Firmenführung offenbar die die finanziellen Einbußen gut auffangen kann. Einige äußerten auch dass es für sie das wichtigste sei, dass die Belegschaft gespalten bleibe, wichtiger als der finanzielle Aspekt (dessen Ausmaß wohl schwer einzuschätzen ist).

sG Bernd
http://solikreis.blogsport.de/2013/01/21/ein-unterstuetzer-berichtet-von-der-blockade-der-streikbrecher-am-letzten-donnerstag-um-6-30/

admin

Kurzinfos zum Streik bei Neupack

+ Der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, erklärte am Samstag auf dem Neujahrsempfang der IG BCE in Wilhelmsburg, daß er persönlich Herrn Krüger besuchen  und ihm einen Schlichter vorschlagen wolle. (Vassiliadis ist Vorsitzender einer Gewerkschaft von 680 000 Mitgliedern, Krüger ist Eigentümer einer Klitsche mit 196 Beschäftigten. Unklar ist noch, ob der Kollege Vassiliadis den Krüger in der Elbchaussee oder im Büro im Doerriesweg besucht).

+ Der Vorstand der IG BCE hat beschlossen, den Streik auszusetzen (darf sie laut Satzung) und hat den Streikenden einen Flexi-Streik vorgeschlagen. Es bleibt abzuwarten, ob die Streikenden angesichts dieses Vorschlages zu Statisten werden oder ob sie Akteure bleiben.

+ Der BR-Vorsitzende Murat Günes hat erneut eine fristlose Kündigung erhalten (die fünfte?). Was war vorgefallen? Am Donnerstag, 17.1. hatten UnterstützerInnen des Neupack-Streiks von vier Uhr morgens an die Einfahrten blockiert, um zu verhindern, daß der alltägliche Bus mit den polnischen Streikbrechern reinfährt. An der Aktion nahm keiner der Streikenden teil, auch nicht Murat. Drei der UnterstützerInnen wurden festgenommen und erhielten einen Platzverweis. Murat, der hinzu eilte in die Nähe des Polen-Busses, wurde von einem Polizisten aufgefordert, seine Personalien zu zeigen, was er auch tat. Sekunden später, vom nächsten Polizisten aufgefordert, weigerte er sich, wurde zu Boden geworfen, in Handschellen gelegt und abgeführt. Die Polizisten kennen Murat seit Streikbeginn, dem 1. November 2012.  (Das zur Neutralität der Polizei).

(aus einer Jour Fixe HH Mail)

piet

Pressemitteilung der IG BCE siehe unter
Neupack: IG BCE setzt den Streik aus - 24.1. 5:30 Werkstor in ROW und HH - Unterstützt die Streikenden beim Reingehen
https://twitter.com/tarifigbcehh

Streikinfo Nr. 26 der IG BCE siehe

http://www.hamburg-harburg.igbce.de/portal/binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.hamburg-harburg.igbce.de/static_files/93b2ad1371b82086d0e4091035bf21ca.pdf

http://www.hamburg-harburg.igbce.de/portal/site/hamburg-harburg/

Wurden die Streikenden an dieser Entscheidung beteiligt?
Eine angebliche Eskalation, durch einen angeblichen Überfall auf einen Streikbrecher, als Aufhänger für das "Aussetzen" des Streiks zu nehmen, ist kein Ruhmesblatt für die IG BCE.
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Nâzım Hikmet

hilde

Quelle: LabourNet

ZitatDossier

Seit dem 1. November 2012 streiken Kolleginnen und Kollegen bei der Neupack Verpackungen GmbH & Co. KG in Hamburg-Stellingen und in Rotenburg/Wümme. Der Streik wurde durch den Einsatz von Leiharbeitern unterlaufen: Zu Beginn des seit 3 Monaten andauernden Streiks heuerte Neupack über die poln. ZAF Work Express 30 Leiharbeiter an. Diese wurden dann nach einer Woche von Neupack befristet eingestellt.  Die streikbrechenden Arbeitnehmer aus Polen haben einen bis Ende März befristeten Vertrag. Streitfrage ist, ob die polnischen Zeitarbeitskräfte über ihren Einsatz als Streikbrecher informiert waren (Es gibt eine Anzeigepflicht der privaten und öffentlichen Arbeitgeber nach Paragraf 320 Absatz 5 des dritten Sozialgesetzbuches (SGB III). Die Agentur für Arbeit ist im Tarifstreit zu Neutralität verpflichtet. In einen von Streik betroffenen Betrieb dürfen nur Arbeitskräfte vermittelt werden, wenn der Arbeitsuchende und der Arbeitgeber dies trotz des Hinweises auf den Arbeitskampf verlangen. Streiks und Aussperrungen sind unverzüglich der Agentur für Arbeit zu melden. Das gilt auch für Warnstreiks.). Siehe dazu unser neues Dossier:
■Der Geschäftsführer der IGZ Stolz hat auf Anfrage des LabourNet Germany am 12.11. geantwortet:  "... nach meinem Kenntnisstand hat Work Express vor dem Einsatz der angeforderten Mitarbeiter keine Kenntnis von einem Streik gehabt, den Einsatz aber nach Klärung der Sach- und Rechtslage am Freitag, den 9.11.2012 beendet. Ab 12.11.2012 ist Work Express nicht mehr für das Unternehmen Neupack tätig." Bei ZOOM hat Hr. Stolz dieselbe Aussage gemacht.
■Dem LabourNet Germany liegt der Briefwechsel zwischen der IG BCE und Work Express vor, in dem VOR dem Einsatz der polnischen Leiharbeiter Pienings Work Express klar und deutlich auf den Streik und die damit verbundenen Risiken hingewiesen wurde:
■Brief der IGBCE /Anwaltsbüro Humburg vom 4. November 2012 an Work Express
Aus dem Text: "... Sie beabsichtigen Leiharbeitskräfte an die Firma Neupack in Hamburg und Rotenburg zu verleihen. Die für den Betrieb zuständige Gewerkschaft IG BCE hat uns beauftragt, Ihnen Folgendes mitzuteilen. Wir möchten sie darauf hinweisen, dass sich die Beschäftigten der Firma Neupack Verpackungen GmbH & Co KG in Rotenburg und Hamburg in einem unbefristeten Streik befinden. Wir fordern Sie hiermit auf, Ihre Beschäftigten nicht in der Firma Neupack Verpackungen GmbH & Co KG in Rotenburg und Hamburg einzusetzen. Sollten sie dennoch an die Firma Neupack Verpackungen GmbH & Co KG in Rotenburg und Hamburg verleihen, werden wir die Bundesagentur für Arbeit davon in Kenntnis setzen, dass Sie Beschäftigte zur Durchführung von Streikbrucharbeiten verleihen und eine Überprüfung Ihrer Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung veranlassen..."
■Antwort von Work Express an die Anwälte der IG BCE vom 6. November 2012  Die Datei ist schlecht lesbar, daher hier die wichtigsten Punkte:
a. In der Antwort von Work Express geht aus dem 3. Absatz eindeutig hervor, dass sie über ein Streikrisiko gewusst haben.
b. Aus dem 4. Absatz geht hervor, dass sie ihre  Leiharbeiter darüber informiert haben.
c. im 5. Absatz begründen sie, dass sie aus ökonomischen Gründen von dem Projekt nicht zurücktreten können.
■Siehe dazu auch die Debatte zu Work Express / Piening GmbH bei Zoom

Hintergründe zu Work Express / Piening
■Piening Personal startet im Mai Kooperation mit polnischem Personaldienstleister Work Express
"Pünktlich zum Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Arbeitskräfte aus Polen startet der Bielefelder Personaldienstleister Piening Personal seine Kooperation mit dem polnischen Zeitarbeitsunternehmen Work Express. Das Unternehmen hatte sich im März 2010 zunächst mit einer Minderheitsbeteiligung an dem polnischen Personaldienstleister beteiligt. Ab Mai kooperieren beide nun bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften für Unternehmen in Deutschland und Polen..." Pressemitteilung aus dem Jahr 2011
■Die Homepage von Work Express und dort die AÜ-Erlaubnis für Work Express 

Hintergründe zum Streikbruch bei Neupack
■Unser Dossier zum Streik: Branchen » Sonstige Branchen » Verpackungsindustrie » Neupack in Hamburg und Rotenburg  und dort insbesondere
■Streikbruch durch Leiharbeit
,,Seit dem 1. November 2012 streiken Kolleginnen und Kollegen bei der Neupack Verpackungen GmbH & Co. KG in Hamburg-Stellingen und in Rotenburg/Wümme. Die Forderung von Belegschaft, Betriebsrat und der Gewerkschaft IG BCE: Ein Tarifvertrag, der gerechte und geregelte Arbeitsverhältnisse schafft..." Flugblatt vom Arbeitskreis Menschen in Zeitarbeit (AK MiZ) bei der IG Metall, Region Hamburg zum Ausdrucken, Kopieren, Aushängen und Weiterverteilen  . Aus dem Text: ,,(...) Die Zeitarbeitsbranche redet oft von den ,,ganz wenigen Schwarzen Schafen" in ihren Reihen. Das mit den ,,wenigen" sei dahingestellt, aber man liegt sicherlich nicht falsch, diese auch in den vorderen Reihen dieser Branche zu suchen. Wie war es denn für die polnischen ehemaligen Leiharbeitskräfte möglich, von heute auf morgen aus ihrem Arbeitsvertrag mit Work Express herauszukommen? Und zu welchen Konditionen? Wie es zu dem Wechsel kam, wollte die IG BCE herausfinden, indem sie den direkten Kontakt mit ihnen suchte. Die Firma Neupack verhinderte dies..."
■Zuspitzung im Arbeitskampf um Haustarif: Neupack hat Leiharbeiter eingestellt
Der Einsatz von Leiharbeitern während des unbefristeten Streiks beim Hamburger Verpackungshersteller Neupack ist beendet: aufgrund der Proteste hat die Leiharbeitsfirma ihre Beschäftigten zurückgezogen und erklärt, sie habe von dem Streik um einen Haustarif zunächst nichts gewusst. Artikel auf der Seite der IG BCE vom 14.11.2012
■Work Express / Piening GmbH bei Neupack – ZOOM -ZeitarbeiterInnen – Ohne Organisation Machtlos – IG Metall
Auf Zoom läuft gerade eine interessante Diskussion unter dem Thread ,,Foren-Übersicht » Zeitarbeitgeber » Zeitarbeitsfirmen: Work Express / Piening GmbH"   . Der Hauptgeschäftsführer der IGZ ( Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen) , Werner Stolz, schreibt am 11.11.2012: ,,Bevor sich (falsche) Behauptungen verselbständigen und neue "Feindbilder" durch Zoom getragen bzw. kultiviert werden, nach Recherche in Sachen Streikeinsatz von Mitarbeitern der Fa Work Express bei Neupack folgende Info: WORK EXPRESS wurde im Vorfeld des Einsatzes über einen durchgeführten Streik nicht informiert, hat dann aber nach Kenntnisnahme unmittelbar reagiert und die Zusammenarbeit mit Neupack bereits am 9.11. beendet. Insofern ist sichergestellt, dass seitens WORK EXPRESS keine weiteren Zeitarbeitnehmer bei Neupack eingesetzt werden, solange der Betrieb bestreikt wird." Dieser Aussage widerspricht Karl Fortembacher und schreibt am 12.11.2012: ,,Nach Auskunft durch die IG BCE Hamburg-Harburg sind heute morgen dieselben Personen aus Polen wieder in die 2 bestreikten Betriebe von Neupack zur Arbeit (Streikbrucharbeiten) gegangen. Entweder diese Personen sind nicht mehr bei Work Express unter Vertrag und haben die polnische Leihfirma gewechselt – dann müßte Work Express die Arbeitsverträge mit ihnen beendet haben – oder die Informationen von Work Express sind schlicht Falschangaben.(...) Die Angelegenheit ist wohl nicht so eindeutig wie Sie das in ihrem kurzen Beitrag hier bei ZOOM darstellten. Karl Fortenbacher"
■Der Streik bei Neupack Hamburg hat wegen des gezielten Streikbruchs bundesweite Bedeutung
,,Nachdem die Krüger-family am Dienstag StreikbrecherInnen durch eine einstweilige Verfügung des Hamburger Arbeitsgerichts StreikbrecherInnen ins Werk gebracht hatte ging der Kleinkrieg am Donnerstag weiter: An den Betriebsrat haben sie die Mitteilung gemacht, daß sie weitere LeiharbeiterInnen einstellen wollen. Bis jetzt können sie in Hamburg durch die Streikbrecher ca. 25 Prozent der Produktion aufrechterhalten. Im Zweigwerk Rotenburg läuft nichts. Über den EInsatz der Leiharbeiter aus Polen, die bereits im Betrieb arbeiten, wird am kommenden Mittwoch beim Hamburger Arbeitsgericht verhandelt. Eine weitere Verhandlung, auch am Mittwoch vor dem Hamburger Arbeitsgericht, findet statt wegen des Widerspruches der IG BCE gegen die einstweilige Verfügung, mittels der die Diskussionsketten verboten wurden. Diese waren in den in den ersten vier Streiktagen oft erfolgreich gewesen, indem Streikbrecher in Gespräche verwickelt wurden und sie nicht reingingen, einige sogar in die Gewerkschaft eintraten. Der IG BCE wurde jetzt bei Zuwiderhandlung eine Strafe von 250 000 Euro angedroht. Der Betriebsratsvorsitzende, Murat Günes, bekam schon wieder eine fristlose Kündigung, die dritte, diesmal wegen einer Rangelei vor einem Betriebstor. Zwei weitere Kollegen erhielten Strafanzeigen wegen "Körperverletzung"..." Bericht von Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack, 10.11.2012
■Streikbrecher brachen durch – die Angestellten feixten
,,Um halb zehn kamen die Streikbrecher aus Polen, vermittelt durch die Firma work expreß in Kattowitz (Polen) in Stellingen an. Es waren elf Männer und Frauen, sie sollen als PackerInnen arbeiten. Nach zehn Minuten kamen sie mithilfe der Polizei rein. Die meisten sprachen deutsch. Es waren keine ahnungslosen Streikbrecher sondern geübte und energische Leiharbeiter, die gezielt und lachend sich reindrückten. Es machte den Eindruck, daß es Streikbrecherprofis waren. So hatte es keinen Sinn, die vorbereiteten Flugblätter auf polnisch und deutsch an sie zu verteilen. Oben an den Fenstern standen Angestellte und freuten sich mit den Streikbrechern. Die Eingänge waren nicht so zahlreich besetzt wie zu Zeiten des Schichtwechsels. Etliche Streikende und Unterstützer trafen erst ein als schon alles gelaufen war. Die Stimmung war eingetrübt, ans Aufgeben denkt niemand, es herrscht die Stimmung: Jetzt erst recht! Da 20 Leiharbeiter der polnischen Firma angekündigt waren, ist noch mit weiteren Streikbrechern in Stellingen zu rechnen. In Rotenburg sollen die Streikbrecher morgen, am Mittwoch eintreffen..." Bericht von Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack vom 06.11.2012
■Vorerst keine Leiharbeiter aus Polen – Streikbrecher suchen weiter Körperkontakt
,,Am 5.11. warteten wir ab 5 Uhr vergebens auf die 20 Leiharbeiter aus Polen. (20 Leiharbeiter waren für Neupack Hamburg und sechs für Rotenburg angekündigt). Die Gewerkschaft IG BCE hatte sich mit der Verleih-Firma "work express" in Kattowitz (Polen) in Verbindung gesetzt und sie informiert, daß sie Streikbrecher nach Hamburg schicken würde und das Streikbruch in Deutschland gesetzlich verboten sei. Außer der streikenden Belegschaft waren in dieser Herrgottsfrühe wieder viele Unterstützer gekommen!.." Bericht von Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack vom 05.11.2012

admin

Ein Kapitalist macht Klassenkampf - die IG BCE bittet
um Sozialpartnerschaft. Wer gewinnt?


Der Streik in der kleinen Firma Neupack (Hamburg-Stellingen und Rotenburg/Wümme) hat für die große IG BCE (680.000 Mitglieder) eine große Bedeutung.

Deshalb beobachten Funktionäre der Hauptverwaltung in Hannover den Streik ganz genau und und sind öfter vor Ort. Sie beschwören dabei "die Sozialpartnerschaft" und schreiben es unentwegt in den Streiknachrichten, die örtlich herausgegeben werden. Jedoch zeigt ein kleiner Kapitalist, Jens Krüger (72), Mitinhaber der Verpackungsfirma Neupack, der großen IG BCE die Grenzen ihrer Macht auf, indem er ganz einfach die ihm zugedachte Rolle nicht spielt sondern Klassenkampf praktiziert - und das seit dem Beginn des Streiks, dem 1. November 2012. Er hatte schon 15 Jahre vorher Klassenkampf praktiziert, nur Einzelarbeitsverträge mit den Beschäftigten abgeschlossen, mal 40 Prozent unter dem Flächentarifvertrag, bei den Angestellten und einigen ArbeiterInnen deutlich über Tarif. Eben nach dem Motto: Teile und herrsche! Einige der KollegInnen hatten seit elf Jahren keine Lohnerhöhung bekommen. Durch die Forderung nach einem Tarifvertrag gedachten die Beschäftigten diese Zustände und darüberhinaus entwürdigende Behandlungen zu beseitigen.

Um diesen Tarifvertrag (nur ein Haustarifvertrag, in dem nur 83 Prozent der Lohnsumme des Flächentarifvertrages gefordert wird!) wird seit über zwölf Wochen gerungen. Allerdings kämpfen die Gegner auf verschiedenen Ebenen: Die Krügers machen Klassenkampf, die IG BCE bittet um Sozialpartnerschaft, ist in allen Papieren zu Kompromissen bereit. Von der IG BCE werden die Krügers als Exoten, als Einzelfall, als Leute aus dem 19. Jahrhundert hingestellt. In Wahrheit sind es höchst moderne Leute, beispielgebend für viele andere Firmen. Wie die Krügers machen es die Eigentümer des Call-Centers in Halle, macht es das Management des Netto-Konzerns!

Jetzt hat sich die IG BCE-Zentrale in Hannover eine neue Strategie ausgedacht: Die Rein-Raus Taktik, ein Flexi-Konzept. Die überraschten Streikenden wurden am Dienstag und Mittwoch dieser Woche auf Mitgliederversammlungen darauf eingeschworen und schon am Donnerstag in die Firma zur Arbeit geschickt. Streikaktivisten hatten die Möglichkeit des Flexi-Konzeptes auch im Kopf, aber nicht als sofortige Realisierung. Viele der Streikenden konnten sich nicht vorstellen, in dieser unklaren Situation wieder reinzugehen.

Am Donnerstagmorgen um sechs Uhr hatten sich die Streikenden versammelt zur Aufnahme der Arbeit, zur Aussetzung des Streiks. Die IG BCE akzeptierte die Modalitäten der Geschäftsleitung bei der Arbeitsaufnahme: Die KollegInnen gingen im Fünferpack unter Begleitung eines Security-Mannes in die Firma. Dort wurden sie eingeteilt: Einige wurden genommen, einige wurden freigestellt, einige sollten Urlaub nehmen.

Was ihre Stärke ausmachte, ein Kollektiv zu bilden, eine Streikfront zu sein, ist jetzt aufgehoben. Die Logik des Betriebsregimes setzte wieder ein. Sie sind wieder den Bedingungen der Lohnarbeit unterworfen, den Anweisungen der Vorgesetzten. Was drei Monate ihr Ziel und ihre Praxis war, durch Entzug ihrer Arbeitskraft den Kapitalisten zu schädigen, gilt plötzlich nicht mehr: Sie wurden von ihrer Gewerkschaft zur Erwirtschaftung von Mehrheit in die Lohnarbeit geschickt.  Die Produktion läuft wieder auf Hochtouren.

Von IG BCE-Seite wird erklärt: Aber die Krügers müssen jetzt mehr Lohn zahlen als früher. Dem ist zu entgegnen: Die Krügers haben sich diesen Streik bisher viel Geld kosten lassen, vielleicht Millionen, da dürften sie gern bereit sein, auch diese jetzt anfallenden Löhne zu bezahlen.

Es wird sich sehr bald zeigen, ob alle bisher Streikenden die moralische Stärke, die sie im Streik sich erworben haben, jetzt beibehalten, wo sie vereinzelt an ihren Arbeitsplätzen stehen. Ob sie den Verlockungen des Arbeitgebers widerstehen, Einzelarbeitsverträge mit höheren Löhnen abzuschließen.

Die IG BCE argumentiert: Die KollegInnen, die abgewiesen worden sind, sich quasi in Wartestellung befinden, können ihr Recht auf Arbeit auch einklagen. Eine seltsame Argumentation: Jede/r bisher Streikende ist froh, nicht wieder zu arbeiten und sogar in dieser freigestellten Zeit Lohn zu bekommen und ihre Gewerkschaft verkauft es als Kampfinstrument, die Arbeit individuell einzuklagen, was ja viel Arbeit nicht nur für den Gewerkschaftsapparat sondern auch für Arbeitsrechtsanwälte bedeuten würde. Und bisher hatten Gewerkschaftssekretäre sowohl die Streikenden als auch die UnterstützerInnen immer wieder aufgefordert, auch ja keine Handlung zu begehen, auf die die Krügers mit einer Anzeige reagieren könnten - was sie trotzdem fleißig machten.

Wie verlief es nach der Selektion durch die Vorgesetzten? Die IG BCE schreibt in einer Pressemitteilung: "Zwar verlief der Auftakt friedlich, doch Neupack kam seiner Pflicht auf Beschäftigung der Kolleginnen und Kollegen nicht nach und schickte 33 von ihnen wieder vor die Tür. Die rechtliche Zulässigkeit dieser Maßnahme wird nun überprüft. Außerdem gab es ohne Anhörung des Betriebsrates eine ganze Reihe von Zwangsversetzungen und neue Schichteinteilungen, so daß nun z.B. Ehepaare unterschiedliche Arbeitszeiten haben". Schöne neue Arbeitswelt!

Im 27. Streikinfo vom 24. Januar schreibt die IG BCE: "Grundsätzlich finden wir auch die Erklärung von Neupack gut, zum Beispiel auf Aussperrungen zu verzichten". Eine befremdliche Argumentation der IG BCE: Wenn sie mit den KollegInnen nicht geschlossen in die Firma geht und die Krügers so in die Lage bringt, die ArbeitsanbieterInnen aussperren zu müssen, können die Krügers generös auf die Möglichkeit der Aussperrung verzichten.

Im Streikinfo schreibt die IG BCE weiter: "Selbst Neupack zeigte sich aufgeschlossen (sic!) und verteilte ein Begrüßungsflugblatt." In diesem "Begrüßungsflugblatt", das ist eine Bezeichnung der IG BCE, nicht der Firma Neupack, heißt es: "Bei Fragen hierzu wenden Sie sich bitte auch an die IG BCE, die ggf. in der Koordination heute um Hilfe gebeten wird". Wenn das keine Sozialpartnerschaft ist!

Im Streikinfo wertet die IG BCE ihr Flexi-Konzept als "Ein Zeichen der Stärke", fragt: "Ein neuer Anfang?". Das Flexi-Konzept kommt nicht aus der Mitte der Streikenden, ist ihnen übergestülpt worden, was als Stärke bezeichnet wird, ist das Vermögen der Gewerkschaftsfunktionäre, die Streikenden innerhalb von zwei Tagen von der neuen Strategie "zu überzeugen".

Zu fragen ist, ob die Bitte vom Vorsitzenden der IG BCE, Michael Vassiliadis, von der Krüger-Familie empfangen zu werden, in Zusammenhang steht mit dem Flexi-Konzept. Vassiliadis hat sich schon einen honorigen Hamburger Politiker ausgesucht, den er als Vermittler vorschlägt, wen, sagt er nicht. Unsere Vermutung: von Dohnanyi oder Voscherau, beides Ex-Bürgermeister von Hamburg. Einiges deutet auf diesen Zusammenhang hin, wenn im Streikinfo 27 steht: "Nun wird es aber darauf ankommen, daß Neupack dem Vermittler die Chance gibt, erfolgreiche Arbeit zu leisten". Und weiter: "Unser Ziel bleibt klar: Gerechte Entgeltstrukturen, angemessene Entgelthöhen und die dauerhafte und nachhaltige Befriedung des Unternehmens bei guten Arbeitsbedingungen". Ist es Zufall, daß nichts mehr von "Wir wollen einen Tarifvertrag", der Forderung der KollegInnen, der Forderung nach 83 Prozent des Lohnes des Flächentarifvertrages in der "klaren Ziel"formulierung steht? Ist das schon eine Vorgabe für den Schlichter? Mit den Begriffen: "gerechte", "angemessene", "dauerhafte" und "nachhaltige" werden die Sozialpartner: Der Schlichter, die Krügers und die IG BCE dann gut jonglieren können.

Die IG BCE ist begeistert von sich selbst und ihrem Flexi-Konzept, wenn sie zur Aussetzung des Streiks schreibt: "Was für eine Kulisse! Hundert Freunde und Unterstützer kamen, Dutzende von Fackeln leuchteten ..." Und weiter: "Eulen freute sich über die große Solidarität der DGB-Einzelgewerkschaften. Hamburgs DGB-Chef Uwe Grund hatte es geschafft, binnen weniger Stunden viele Kolleginnen und Kollegen zu mobilisieren:..."

Im Soli-Kreis am Donnerstagabend im Streikzelt, einem gemeinsamen Treffen von UnterstützerInnen und Streikenden, wurde allerdings unter dem Beifall fast aller gefragt, warum diese Mobilisierung nicht schon in den drei Monaten vorher passiert sei. Weder von der IG BCE, noch einer anderen Gewerkschaft, noch des DGB wurde die Basis für den Streik bei Neupack mobilisiert! Diese Frage blieb an diesem Abend unbeantwortet. Nachdem die Streikenden den UnterstützerInnen wochenlang Kaffee machten und belegte Brötchen anboten, haben sich UnterstützerInnen angeboten, die Feuer zu schüren und Kaffee zu machen. Ihrer eigentlichen Aufgabe, Blockaden gegen die polnischen Streikbrecher zu organisieren und Fahrten zu den Kundenbetrieben sind sie jetzt enthoben. (DW)

Es war viel Presse und TV am Ort. Ihr könnt euch einen Beitrag im NDR-Fernsehen anschauen:

-  NDR-Fernsehen
-  Di., 29.2.2013
-  Panorama 3
-  21:15 bis 21:45 h

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Arbeitsgericht Verden: Wird der Streik verboten?
Heute Vormittag war die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht in Verden (Rotenburg liegt in diesem Bezirk), auf Antrag der Krügers, den Streik verbieten zu lassen.
Die Klage wurde abgewiesen, die Verkündung des Urteils erst in den nächsten Tagen.

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Welches Verhältnis hat die IG BCE-Führung zu work-expreß, IGZ und dem Sklavenhändler Piening? (*)

Es geht um die Streikbrecher aus Kattowitz (Polen), die von der Firma work-expreß zur Firma Neupack geschickt und dort fest angestellt wurden. Dadurch wurde der Streik unterlaufen und im Wesentlichen ökonomisch unwirksam gemacht. Der Bielefelder Personaldienstleister Piening ist an work-expreß beteiligt und außerdem Geschäftsführer der IGZ (Interessengemeinschaft Zeitarbeit), außerdem leitet er die Tarifverhandlungen zwischen der IGZ und den DGB-Gewerkschaften.

Der in dem Dossier erwähnte Kollege Karl Fortenbacher aus Augsburg (Zoom der IGM) forscht zusammen mit dem Kollegen Peter M. aus Hamburg (AK MIZ bei der IGM) nach der Rolle von Piening und der IGZ, die diese beim Streikbruch bei Neupack gespielt haben. Jedoch ist bisher nichts bekannt, daß von Seiten der IG BCE was gegen die Machenschaften von Piening und der IGZ unternommen wurde!

Wenn der Sozialpartner Piening und die IGZ tatsächlich bisher geschont wurden, weil er in den Augen der IG BCE-Führung Sozialpartner sind, wäre das ein Skandal. (DW).

(*) Es wird bewußt der Ausdruck Sklavenhändler gebraucht und nicht Personaldienstleister oder Zeitarbeitsfirma, weil das schon seit Jahrzehnten der gängige Begriff unter den Opfern dieser Firmen ist.

(Mail des Jour Fixe HH)

Rudolf Rocker

Die IG BCE hat ihre KollegInnen verraten und verkauft!! ???

admin

Bei Neupack war gestern eine Betriebsversammlung um 14:30 Uhr vorgesehen. Security liess aber auf Anweisung der Geschäftsleitung Rajko Pientka (Streikleitung IG BCE) nicht rein. Der Betriebsrat hat aber Hausrecht und hatte Rajko Pientka als zuständigen Gewerkschaftssekretär ausdrücklich eingeladen. Die Betriebsversammlung wurde dann unterbrochen. Die Kollegen warteten in der Kantine, obwohl der Produktionsleiter (Herr Hartmann) sie zur Arbeit schicken wollte. Die Polizei wurde eingeschaltet aber verwies zuerst auf den Weg zum Arbeitsgericht. Rajko Pientka schaltete den Anwalt für eine einstweilige Verfügung ein. Die IG BCE erwirkt dann bei einem Justitiar der Polizei, dass Rajko Pientka unter Polizeischutz reingelassen werden sollte. Es kam allerdings nicht mehr dazu, weil die Wartezeit zu lang war und der Betriebsrat die Betriebsversammlung auf Rücksicht auf die Frühschicht verschieben musste. Das alles geschah unter den Augen eines Teams von NDR. Die haben alles gefilmt und Rajko Pientka interviewt.

Heute findet eine Betriebsversammlung in Rotenburg statt und am Abend bei NDR 3 um 21:15 Uhr wird der Arbeitskampf von Neupack bei der Sendung Panorama ausgestrahlt.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_3/panoramadrei101-epgdetail_sid-1307764.html

Dienstag, 29. Januar 2013, 21:15 bis 21:45 Uhr

piet

Mit Beginn der Frühschicht ist seit Donnerstag, 31. Januar, in Hamburg und in Rotenburg die Arbeit bei Neupack wieder niedergelegt worden.
Dazu erklärt Jan Eulen, Bezirksleiter Hamburg/Harburg der IG BCE:
"Nach fast drei Monaten des Streiks sind alle Kolleginnen und Kollegen vor einer Woche wieder an die Arbeit gegangen und haben, wofür ich ihnen danke, in den Werken sehr besonnen agiert und das Gespräch mit den nicht Streikenden gesucht und gefunden.
(...) Neupack versucht weiterhin, Keile zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft und Belegschaft und Gewerkschaft zu treiben. Unter anderem will Neupack Verhandlungen über Entgeltstrukturen ausschließlich mit dem Betriebsrat führen und nicht mit der Gewerkschaft. Dabei will der Arbeitgeber auch noch die Zuordnung der Entgelte (kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit) und die Entgelthöhe jederzeit in eigener Hand behalten. Das widerspricht den Interessen der Kolleginnen und Kollegen. Vor allem deshalb sind alle nun wieder draußen."
Quelle: https://twitter.com/tarifigbcehh

Pressemitteilung der IG BCE:

http://www.hamburg-harburg.igbce.de/portal/binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.hamburg-harburg.igbce.de/static_files/402e1c17ae33c40935a2861035bf21ca.pdf
Leben einzeln und frei
wie ein Baum und dabei
brüderlich wie ein Wald,
diese Sehnsucht ist alt.

Yaşamak bir ağaç gibi
tek ve hür ve bir orman gibi
kardeşçesine,
bu hasret bizim.

Nâzım Hikmet

piet

aus dem Streikinfo Nr. 31 der IG BCE vom 31.1.2013:

http://www.hamburg-harburg.igbce.de/portal/binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.hamburg-harburg.igbce.de/static_files/029a93c61582671935a2861035bf21ca.pdf

"Es gibt viele Gründe, die zur heutigen Niederlegung der Arbeit in Hamburg und in Rotenburg geführt haben. Hier sind die wichtigsten:
• Neupack will Verhandlungen über Entgeltstrukturen ausschließlich mit dem Betriebsrat führen und nicht mit der Gewerkschaft.
• Dabei will der Arbeitgeber auch noch die Zuordnung der Entgelte (kein gleicherLohn für gleiche Arbeit) und die Entgelthöhe jederzeit in eigener Hand behalten.
• Manche Vorgesetzte versuchen, Kolleginnen und Kollegen mit Drohungen einzuschüchtern.
• Es gibt keine Signale von der Geschäftsführung zum Beispiel zum Angebot unseres Vorsitzenden Michael Vassiliadis zu einem Spitzengespräch.
• Immer noch müssen die Gerichte bemüht werden, um berechtigte Ansprüche wie z. B. Auftreten von Gewerkschaftern
auf Betriebsversammlungen durchzusetzen; erst danach – und bislang selten freiwillig – lenkt Neupack ein."

Die Streikenden kann man mit vielen Dingen unterstützen, z.B. mit Geld für die Streikkasse, mit Solidaritätserklärungen, solidarischen Aktionen, am besten aber mit einem Besuch vor Ort! Jederzeit - und am allerbesten zur Frühschicht morgens um 5 Uhr!
Hamburg-Stellingen: Doerriesweg 15
Rotenburg/W.: Jeersdorfer Weg 14
Leben einzeln und frei
wie ein Baum und dabei
brüderlich wie ein Wald,
diese Sehnsucht ist alt.

Yaşamak bir ağaç gibi
tek ve hür ve bir orman gibi
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bu hasret bizim.

Nâzım Hikmet

admin

Daß noch keine Einigung zustande gekommen ist, zeigt, daß sich dieser kleine Neupack-Streik zu einem Grundsatz-Konflikt für die Arbeitswelt in Deutschland ausgeweitet hat. Krüger ist eben nicht der altmodische Einzelgänger und Patriarch aus dem 19. Jahrhundert sondern hinter ihm stehen, vielleicht auch materiell, viele weitere Unternehmer und Kapitalistenverbände und Banken, was in keiner Weise an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Krüger steht für eine neue Wirtschaftspolitik in Deutschland, seine Weigerung, einen Tarifvertrag abzuschließen war der Weckruf fürs Kapital.

Die IG BCE dagegen ist unfähig, einen Weckruf auszusenden. Sie hat ca. 30.000 Mitglieder in Hamburg und Umgebung. Sie hat bisher nicht an sie appelliert, praktische Solidarität zu üben, z.B. wirkliche Menschentrauben oder Blockaden vor den Neupack-Toren zu bilden. Das hat sicher einmal den Grund, daß sie Angst hat, die mögliche Schwäche zu zeigen, wie wenige ihrem Aufruf folgen.

Auch wir sind unfähig Massen vor die Tore von Neupack zu mobilisieren. Weder bei vielen KollegInnen in den Betrieben gibt es Resonanz noch bei der Bewegungslinken. Die interessieren sich für alles Mögliche, nur nicht für den zentralen Ort im Kapitalislmus, den Arbeitsplatz.

piet

Einladung zur Veranstaltung:
Unser Recht auf Streik nur auf dem Papier?
ver.di - Fachbereich 08 (Medien, Kunst und Industrie in Hamburg/Nord)

Dienstag, 12. Februar 2013, 19.00 Uhr,
Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof
In den Räumen des DGB-Bildungswerkes (ehemals ver.di-Center)

Es haben zugesagt:
Christian Schoof, Rechtsanwalt, langjähriger Gewerkschaftssekretär der IGM
Benedikt Hopmann, Rechtsanwalt, Vertreter für ver.di im Verfahren von ,,Emmely"

Flugblatt als pdf-Datei:

https://medien-kunst-industrie-hamburg.verdi.de/2013/februar/unser-recht-auf-streik-nur-auf-dem-papier/data/13-02-04-Streikrecht%20gefhrdet-Veranst.-2-1.pdf
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Nâzım Hikmet


xyu

von soli-kreis.tk:


Denk- und Merkwürdiges zu Neupack

24. Februar 2013
in Allgemein

Nach einem siebentägigen Arbeitseinsatz (bis einschließlich Dienstag, 19.2.) in den Neupack-Werken streikten die KollegInnen wieder, als die IG BCE-Führung für den Donnerstag eine Mitglieder-Versammlung der Stellinger und Rotenburger Belegschaft einberief. Als sie danach wieder nach Hause gingen, richteten sie sich auf weitere Streik-Tage ein, jedoch erreichte sie am selben Abend noch die Botschaft vom Hauptvorstand aus Hannover, daß sie Freitag wieder zu arbeiten haben.

Die Maschinenführer spielen bei der Produktion eine entscheidende Rolle. Zwei von ihnen hatten die Gelegenheit genutzt und sich nach über dreieinhalb Monaten den Streikenden angeschlossen. Der Maschinenführer Iraklis Tsitouridis sagte: ,,Mir sind 500 Kilo von den Schultern gefallen! Ich bin froh, daß ich von nun an auch draußen bleiben werde".
Da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wie alle anderen wurde er von der IG BCE-Führung wieder an seinen Arbeitsort geschickt.
Was fühlt der Kollege Iraklis, nachdem er die 500 Kilo wieder auf die Schultern geladen bekommen hat? Nachdem sein Ausflug nach ,,draußen" so kurz war? Im Streikinfo 39 schreibt die IG BCE: ,,Iraklis ist jetzt bei uns". Ob er das wohl bleibt?
Die Verwirrung unter allen Streikenden wächst – ob der Weisheit der obersten Leitung.

Während des vorletzten Arbeitseinsatzes wurden in mehreren Abteilungen KollegInnen gemobbt, in Rotenburg und auch in Stellingen KollegInnen. Eine Kollegin aus Stellingen verließ ihren Arbeitsplatz und ging zum Arzt. Drei Kollegen in Rotenburg wurden abgemahnt (darunter der Betriebsrat Claus-Dieter Thiele). Der Flexi-Streik der IG BCE ist nichts für schwache Nerven! Aber die IG BCE appeliert an ihren Sozialpartner Krüger mit einer gar strengen Mahnung: ,,Im Interesse eines vernünftigen Umgangs von Streikenden und Streikbrechern wäre Augenmaß angesagt." (Streikinfo 40).

Wie hart der Kampf von den Krügers geführt wird, zeigt die Tatsache, daß ein Maschinenführer in Stellingen inzwischen die neunte (!) Kündigung erhalten hat! Der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes hat bisher fünf oder sechs fristlose Kündigungen erhalten (Murat: ,,Ich zähle gar nicht mehr".)

Die IG BCE begründet ihre Flexi-Streikstrategie, mit der sie der Familie Krüger immer wieder die fast leeren Lager auffüllt: ,,Wir wollen unberechenbar bleiben". Sie zeige damit ihre Entschlossenheit, ,,sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen zu lassen". Kritisch ist zu fragen, inwiefern sie für die Krügers unberechenbar ist, wenn sie die Streikenden für fünf oder sieben Arbeitstage ins Werk schickt.

Trocken wird in Streikinfo 40 über den vorletzten Arbeitseinsatz berichtet: ,,Außerdem mussten andere wichtige Arbeiten nachgeholt werden. Diese wurden in den Tagen des ausgesetzten Streiks erledigt." Wie wertet dies die Krüger-Familie? Als Unberechenbarkeit oder schließt sie die IG BCE-Führung in ihr abendliches Dankgebet mit ein?

Für die Streikenden jedenfalls ist die IG BCE-Führung unberechenbar.

In den Tagen nach Beginn des Streiks (1.11.12) hatte der örtliche Streikführer der IG BCE -und die Streikenden übernahmen diese Argumentation- gegenüber den Streikbrechern der Stammbelegschaft in der halbstündigen Warte- und Argumentationspause, die ihnen aufgezwungen wurde, entgegengehalten: Wenn ihr reingeht verlängert ihr nur den Streik! Und jetzt müssen sie auf Anweisung der hohen Streikleitung selber reingehen!

Die betriebliche Streikleitung hatte gefordert, daß ein wirklicher Flexi-Streik durchgeführt werde: An einem Tag rein und raus! Diese Art Flexi-Streik ist ein Unterschied ums Ganze und würde die Krügers wirklich durcheinander bringen und nicht stärken! Dieser Vorschlag wurde von Hannover abgelehnt!

Die IG BCE-Führung ist in einer Zwickmühle. Unter sich die kämpferische Belegschaft, die unablässig und beharrlich fordert: Wir wollen einen Tarifvertrag! Neben sich den DGB und die DGB-Gewerkschaften, die auf den Abschluß eines Tarifvertrages drängen und vor sich den unbotmäßigen Sozialpartner Krüger, der seine Rolle nicht spielen will und den die IG BCE-Führung anbellt aber nicht zubeißt. Und der deshalb ein freches und provozierenden Spiel mit der IG BCE-Führung treibt – auf Kosten der Belegschaft.

counselor

Das ist die behämmerte Flexi-Streik-Taktik. Die zielt darauf ab, den Krüger vor den wirtschaftlichen Folgen eines Streiks weitgehend zu verschonen. Und das weiß der Krüger, mobbt die Kollegen und versucht die Kollegen so zu demoralisieren. Diese wirtschaftlich wirkungslosen Flexi-Streiks führen zu nichts und wirken demoralisierend (siehe die Kapitulation des IG-Metall-Vorstandes beim Kampf um die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in Ostdeutschland im Jahr 2003, das waren dolle nutzlose Flexi-Streiks).

Einen Vollstreik wird die IG BCE eher nicht führen. Den Vollstreik müssen die Neupack-Kollegen selber organisieren.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

karl.

Hallo admin,

ZitatDaß noch keine Einigung zustande gekommen ist, zeigt, daß sich dieser kleine Neupack-Streik zu einem Grundsatz-Konflikt für die Arbeitswelt in Deutschland ausgeweitet hat. Krüger ist eben nicht der altmodische Einzelgänger und Patriarch aus dem 19. Jahrhundert sondern hinter ihm stehen, vielleicht auch materiell, viele weitere Unternehmer und Kapitalistenverbände und Banken, was in keiner Weise an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Krüger steht für eine neue Wirtschaftspolitik in Deutschland, seine Weigerung, einen Tarifvertrag abzuschließen war der Weckruf fürs Kapital.

damit das Thema hier nicht im Nirwana versinkt mal zwei link:


Unter: http://www.igmetall-zoom.de/  ist auf der Startseite der Vorgang des Streikbruchs eingestellt (einschließlich Briefwechsel der beteiligten Parteien)

sowie der Briefwechsel der "Junge Welt" mit Piening und Work Express.

Dazu der neue Artikel in "Junge Welt" unter:  http://www.jungewelt.de/2013/03-02/043.php   

Karl

admin

Zitatdamit das Thema hier nicht im Nirwana versinkt

Es ist wahr, dieses Thema sollte nicht untergehen.
Dieser kleine Streik hat bundesweit große Bedeutung.
Es geht darum, ob es Beschäftigten im Kampf gegen prekäre Arbeitsbedingungen gelingt, sich gegen einen knallharten Unternehmer und gegen ihre eigene Gewerkschaftsführung durchzusetzen.

Es ist notwendig dieser Auseinandersetzung wieder öffentliches Interesse zukommen zu lassen.
Noch wichtiger wäre eine Unterstützung aus anderen Betrieben.

Jour Fixe (HH) Info 19-2013

ZitatOffene Worte:
Streikende und Soli-Kreis gegen IG BCE-Führer


Beim Treffen des Soli-Kreises Neupack am Dienstag, 12.3. im Zelt waren ca. 50 KollegInnen, die meisten mußten stehen.

Es kam wie versprochen, auch Oliver Venzke, der stellv. IG BCE-Vorsitzende von Bezirk Nordmark.

Er entschuldigte sich beim Soli-Kreis für die Beschlagnahme in der vergangenen Woche unseres Briefes  an die Streikenden (siehe unten), er habe überreagiert. Die Behauptung, wir manipulierten die Streikenden, wiederholte er nicht. Im Gegenteil, er bedankte sich beim Soli-Kreis für die bisherige Unterstützung.
Die Behauptung der Manipulation war entstanden, nachdem ein Kollege beim Treffen vor einer Woche darauf hingewiesen hatte, daß er mit seiner Schicht plane, "wild zu streiken, gegen die IG BCE-Führung", d.h. rauszugehen, wenn sie wieder zum Arbeitseinsatz reingeschickt werden. Dies wurde von einem anwesenden Gewerkschaftssekretär noch nachts nach Hannover gemeldet und hatte dort Alarm ausgelöst. Wie selbstverständlich wurde daraufhin von den angereisten Landesbezirksvorsitzenden der Manipulationsvorwurf gegen den Soli-Kreis erhoben.

Diesen Vorwurf wiederholte Oliver Venzke nicht, weil er sich in zweieinhalb Stunden Diskussion die Meinung aller Anwesenden anhören mußte. Weil die Belegschaft im Arbeitseinsatz war, waren nur ca. acht KollegInnen bei der Diskussion im Zelt dabei. Aber alle sagten offen, deutlich und lange ihre Kritik an der IG BCE-Führung, einige mehrfach. Es sagten auch zwei türkische Kollegen und eine türkische Kollegin ihre Meinung - in aller Deutlichkeit. (Für mich war dies der wohl bedeutendste Aspekt des Abends - daß KollegInnen klare Worte fanden, die sonst bei den vielen Mitgliederversammlungen geschwiegen hatten)

Oliver Venzke oder die Streikführung in Hannover kann zumindest ab jetzt sich nicht mehr auf mangelnde verbale Äußerungen der Streikenden berufen und sie daraufhin nach Belieben rein- und rausschicken.

Krüger hat inzwischen 60 Streikbrecher und Leiharbeiter fest eingestellt, den meisten von ihnen wurde ihr Vertrag bis 31.3.2014 verlängert. Auf der anderen Seite wurden Dutzenden KollegInnen gekündigt, Strafanzeigen gegen sie gestellt, abgemahnt. Er bastelt sich also eine neue Belegschaft zurecht, wie er sie demnächst braucht, wenn der Rest der Stammbelegschaft ohne materiellen Erfolg wieder in die Werkshallen zurück muß. Für Krüger ist die Rechnung aufgegangen, ein glänzender Erfolg, er und sein Berater Hoeck haben mittelständischen Firmen vorgemacht wie es geht. Für die IG BCE ist das eine Katastrophe - durch ihren Flexi-Streik und der Beharrung auf der Sozialpartnerschaft bis zuletzt, zermürbt, zerschlägt und opfert sie eine kampferprobte Belegschaft.

Es wurde das Verhalten der IG BCE-Führung moniert, gar nicht mehr einen Tarifvertrag mit Krüger abschließen zu wollen sondern nur noch eine Vereinbarung (Streikinfo 45) - und mit der Aufgabe der Forderung der Streikenden: "Wir wollen einen Tarifvertrag" nicht offen und ehrlich umzugehen.

Die Anwesenden gaben dem stellv. Bezirksvorsitzenden nach Hannover mit auf den Weg, das nur eine demokratische Streikführung, gebildet aus der Streikbelegschaft heraus, den Streik gegen Krüger gewinnen könne. Ihm wurde die Streikauffassung anderer Bezirkvorsitzender, zum Beispiel von ver.di Baden-Württemberg vorgehalten, die für eine demokratische Streikführung sind. (Siehe Artikelausschnitt unten).

Von den UnterstützerInnen nahmen sehr viele das Wort, (fast) alle in sehr kritischer Weise.
Ein Kollege aus einem Chemiebetrieb, der seit Beginn des Streiks bei allen Aktionen und Soli-Kreis Treffen dabei war, machte Oliver Venzke darauf aufmerksam, daß zwei Maschinenführer, die nach monatelangen Gesprächen davon überzeugt wurden, sich am Streik zu beteiligen, durch den Flexi-Streik nach einem Tag wieder an ihren Arbeitsplatz geschickt wurden. (Maschinenführer haben zentrale Funktionen im Betriebsablauf). Er konnte keine überzeugende Begründung dafür geben.

Die IG BCE-Führung wurde kritisiert, weil sie die vielen KollegInnen, die während der Arbeitseinsätze gemobbt, schikaniert, abgemahnt wurden, nicht geschützt habe, indem der Arbeitseinsatz sofort abgebrochen wurde. In Streikinfos wird detailliert beschrieben, wie die KollegInnen während der Arbeitseinsätze zermürbt werden: durch Massen-Kündigungen, Kranke werden sofort zum Vertrauensartzt geschickt, acht Abmahnungen auf einmal, Mobbing und Schikane ohne Ende. Stattdessen wurde in Streikinfos argumentiert: "Wir sind weiter im Flexi-Streik und gehen gegen die Provokationen des Arbeitgebers juristisch vor. Laßt uns durchhalten!" (43. Streikinfo). Die Leute ins Feuer schicken vom fernen Hauptquartier aus und der Idee des Flexi-Streikes wegen appellieren: Laßt uns durchhalten! Und immer wieder Versprechungen: Der Sieg ist nahe. Dabei ist das Ziel, einen Haustarifvertrag abzuschließen, längst aufgegeben. Die Streikenden fühlen sich hintergangen und mißachtet, die Wut ist groß - auf ihre eigene Gewerkschaft.

Jedes Rein und Raus wird in Streikinfos bejubelt: Wir geben Krüger Signale!

In den Streikinfos wird eine Scheinwelt aufgebaut, als gehe es noch um einen Tarifvertrag und die Verhandlungen gehen voran, stehen kurz vor einem erfolgreichen Abschluß. Dabei gibt es keine Tarifverhandlungen zwischen Krüger und der IG BCE-Führung, es gibt nur Verhandlungen um eine Vereinbarung zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung von Neupack und Vertreter der IG BCE sind dabei. Der IG BCE-Führung geht es nur noch um Gesichtswahrung bei einem Abschluß. Die 25 Prozent bei der Urabstimmung für eine Streik-Beendigung dürfte sie leicht bekommen, weil die Streikenden an der Flexi-Streik-Taktik der IG BCE-Führung verzweifeln und ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorziehen.

In Stuttgart gab es vor zwei Wochen eine gutbesuchte Konferenz: "Gewerkschaftliche Erneuerung durch Streiks". Die IG BCE-Führung handelt nach einem gegenteiligen Motto: Gewerkschaftliche Zerstörung durch Flexi-Streik.

Die Frage ist, wenn sich die IG BCE-Führung in der nächsten Woche auf eine Vereinbarung mit den Krügers einigt, was noch eine Stufe unter einer Bertriebsvereinbarung liegt, nachdem sie mit dem Versprechen angetreten war: Wir werden an Krüger ein Exempel statuieren, koste es was es wolle - wie sie den KollegInnen nach fast fünf Monaten Kampf dann gegenübertritt? Eine Entschuldigung wie bei den UnterstützerInnen am Dienstag dürfte nicht ausreichen. (DW)



 
Junge Welt vom 4.3.2013
ZitatDemokratisierung und Beschäftigtenpartizipation entscheidend
Von Herbert Wulff, Stuttgart
...
"Zentral sei zudem eine »Demokratisierung von Streiks«, meinte Riexinger. »Streiks können eine Emanzipationsbewegung sein, wenn die Streikenden tatsächlich Akteure und nicht nur Objekte sind.« Tägliche Versammlungen, auf denen die Streikenden selbst über Forderungen und Strategie entscheiden, seien hierfür wichtig. Dazu gehöre auch eine offene Diskussion über Verhandlungsstände und -ergebnisse. »Das Ergebnis muß den Streikenden schmecken, nicht der Verhandlungsführung«, so Riexinger. »Eine Arbeitsteilung, bei der die einen streiken und die anderen über das Ergebnis entscheiden, ist jedenfalls wenig erfolgversprechend.«

Günter Busch, stellvertretender Leiter des ver.di-Landesbezirks Baden-Württemberg, betonte, hierfür sei auch ein Rollenwechsel der Hauptamtlichen nötig. Diese müßten eher »Prozeßbegleiter« sein als diejenigen, die Entscheidungen vorgeben. Carsten Becker, Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe am Berliner Uniklinikum Charité, erklärte, die Gewerkschaften müßten »den Kollegen Angebote für die Hilfe zur Selbsthilfe machen«. Partizipation bedeute, daß die Beschäftigten von Anfang an in die Diskussions- und Entscheidungsprozesse eingebunden werden".
(Hervorhebungen von DW).

Anmerkungen:
Es war kein führender Funktionär der IG BCE auf diesem Kongreß, an dem 500 aktive KollegInnen teilnahmen.
Die IG BCE-Streikführung praktiziert das Gegenteil des oben beschriebenen Streik-Stils! Wenn Funktionäre der IG BCE während des Streikes bei Neupack behaupten: Der Flexi-Streik kann nicht demokratisch geführt werden, so ist dem entgegenzuhalten:
Der Streik bei Neupack kann nur demokratisch gewonnen werden! (DW)



Hier der von Oliver Venske eingesammelte Brief des Soli-Kreises:


ZitatBrief an die streikenden KollegInnen, Gewerkschaft und Unterstützer

Es finden zur Zeit besonders nach Ausrufen des Flexi-Streiks vielfältige Diskussionen über die verschiedenen Aspekte des Streiks statt, die aber oft sehr zufällig geführt werden, nur in kleinen Kreisen und zumeist ohne Konsequenzen in der Luft hängen bleiben. Mit diesem Brief wird die Absicht verfolgt diese Diskussionen zu befördern, indem einfach mal Standpunkte vertreten werden, an denen sich weiter auseinandergesetzt werden kann.

Flexi – Streik kann erfolgreich sein, muss aber auch flexibel geführt werden !
Vor Ausrufen des Flexi- Streiks Ende Januar hatten viele den Eindruck, dass der Streik ins Leere läuft. Neupack die Produktion mit den Streikbrechern immer besser in den Griff bekommt und unter den Streikenden sich auch deswegen Ermüdungserscheinungen breit machten. Dennoch wurde befürchtet, dass wenn die Kollegen wieder für eine Zeit arbeiten gehen, das den Streik vollends zersetzt. Beides war falsch: Als die streikenden Kollegen wieder im Betrieb waren konnten sie sehen, dass sie nicht so einfach zu ersetzen waren und die Angabe von Krüger er habe nur 20% Produktionsausfall nicht stimmt, jetzt sogar befürchtet wird das Unternehmen könne kaputt gestreikt werden. Die Streikenden ihrerseits haben eine unglaublich gute Moral gezeigt und sind fast geschlossen danach wieder in den Streik getreten.

Dennoch sind die Arbeitsphasen deutlich zu lang und es wird nur nach verhandlungstaktischen Gesichtspunkten im fernen Hannover entschieden, wann gearbeitet wird und wann nicht. Das konkrete Wissen der Kollegen, wie die Produktion im Betrieb läuft und wo es Krüger am meisten weh tut, bleibt weitgehend unberücksichtigt. Auch ist es ein Unding, wenn Krüger Abmahnungen und Entlassungen ausspricht, weiter gearbeitet wird. Der Geschäftsführung muss gezeigt werden, dass ein Angriff auf die Streikenden negative Konsequenzen für sie hat. Nur wenn auch auf das Schicksal jedes Einzelnen geachtet wird, kann der Streik solidarisch und erfolgreich zu Ende geführt werden.

Die Streikenden müssen sich mehr Einfluss auf die Entscheidungen der BCE erkämpfen !
Die Streikende werden von der BCE in eine passive Rolle gedrängt, per SMS erfahren sie, ob die Arbeit nieder gelegt oder aufgenommen wird, welche Aktionen anliegen. Über die Verhandlungen gibt es nur schwammige ,, Informationen" wie ,,es geht voran"usw.

Auf diese Art wechseln sie nur vom Kommandoregime des Kapitalisten zum Regime der eigenen Gewerkschaft. Ein Streik sollte aber im Gegenteil zu einer Selbstermächtigung führen, dass eigenständig und gemeinsam etwas durchgesetzt werden kann. Das ist wichtig für die Zeit nach dem Streik und könnte am Ende wichtiger sein als ein Tarifvertrag, damit das Buckeln vor den Vorgesetzten nicht wieder genau so weiter geht, wie vor dem Streik.

Den ,,Unternehmer im eigenen Kopf" aussperren !

Die BCE begründet ihre Streiktaktik teilweise damit, dass man das Unternehmen nicht in seiner Substanz schwächen wolle. So viel Mitgefühl mit Krüger bedeutet jedoch, eine Schere im Kopf zu haben: Mit angezogener Handbremse kann nicht erfolgreich gestreikt werden. Noch nie wurde ein Unternehmen in die Pleite gestreikt. Wir können uns darauf verlassen, dass Krüger unternehmerisch rational und durchaus sehr modern im Sinne eines Kapitalisten handelt, der möglichst viel aus seinen Arbeitern heraus pressen will. ( siehe Netto, Amazon usw. ) Die Streiktaktik danach auszurichten ( ,,wir wollen doch nicht unsere Kunden verlieren") bedeutet bei einem so starrhalsigen Unternehmer, nur bestenfalls die Auseinandersetzung zu verlängern und auch am Ende einen windigen Kompromiss bis hin zum Scheitern des Streiks in kauf zu nehmen. Was würde das aber bedeuten ? Krüger hätte dann sein Fabrikregime mit niedrigen ungerechten Löhnen und miesesten Arbeitsbedingungen gerettet. Die streikenden Kollegen müssen sich die Frage stellen, ob sie nach dem Streik unter den alten Bedingungen wieder arbeiten wollen. Was mindestens genau so wichtig ist, ist das Signal für andere Belegschaften. So lassen wir uns nicht weiter ausbeuten!! sollte die Botschaft nach drinnen und draußen lauten.

Wir würden diese Positionen gern beim nächsten Soli- Kreis Dienstag um 17.00 Uhr mit euch weiter diskutieren.


xyu

Freitag, 22. März: Podiumsdiskussion und Gründung eines Solidaritätskomitees zum Neupack-Streik in Berlin:
http://nao-prozess.de/ai1ec_event/berlin-podiumsdiskussion-ueber-streik-bei-neupack/?instance_id=53

xyu

ZitatJour Fixe Info 22-2013


* Ist der Neupack-Streik Ostern zu Ende?

Nachdem die IG BCE im 47. Streikinfo von "erster Bewegung" berichtete (nach fast fünf Monaten Arbeitskampf!), schreibt sie im 48. Streikinfo: "Ziel ist ein Vertrag bis Ostern". Am Mittwoch ist ein erneuter Verhandlungstag, Hauptpunkt dürfte die Vereinbarung über eine Maßregelungsklausel sein, die Krüger bisher ablehnt.

Auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag letzter Woche war den KollegInnen aus Stellingen und Rotenburg mitgeteilt worden, daß es keinen Haustarifvertrag geben werde. Der Abschluß wird dann Regelungsabsprache heißen. Von dem ursprünglichen Ziel, eine kollektive Stärke durch einen Tarifvertrag zu erreichen, ist also nichts geblieben, obwohl Tarifverträge die Grundlage und die Stärke von Gewerkschaften ausmachen.

Am Anfang lief alles wie geschmiert. Die große IG BCE (680 000 Mitglieder) glaubte, den kleinen Krauter Krüger (196 Beschäftigte) leicht und in kurzer Zeit besiegen zu können: Wir werden an Krüger ein Exempel statuieren - koste es, was es wolle, so hieß es vom Hauptvorstand in Hannover. Die Streikenden fühlten sich unterstützt und glaubten ihren Gewerkschaftsführern. Aber Krüger zeigte sich halsstarrig und wollte sich partout nicht zum Sozialpartner und ehrbaren Hamburger Kaufmann modeln lassen. Die IG BCE-Führung war schon jetzt gescheitert und wochenlang ratlos, weil sie nur Sozialpartnerschaft kann und nicht Klassenkampf. Bis sie auf die Flexi-Streik-Taktik kam.

Nachdem die Streikenden am 24. Januar zum erstenmal von der IG BCE-Streikführung in Hannover in den Betrieb geschickt wurden, was Flexi-Streik genannt wurde, sind sie die weitaus meiste Zeit den Krügers die Lager füllend im Betrieb gewesen. Mal fünf Tage, mal sechs Tage, jetzt seit über zehn Tagen. Jetzt sieht es so aus, als wenn die KollegInnen drin zu bleiben hätten bis zur Urabstimmung und dann herrscht wieder Normalarbeitstag bei Krüger. Die Firma bekam jeweils 12 Stunden vorher Bescheid, wann die Streikenden in den Betrieb geschickt wurden. KollegInnen berichteten, daß sie von Abteilungsleitern über die Streikplanung der nächsten Tage unterrichtet wurden. Was noch dazu kam: Die bisher 60 polnischen Streikbrecher, die fest eingestellt wurden, wurden von der Stammbelegschaft angelernt, sie nehmen der Stammbelegschaft in Zukunft die Arbeitsplätze weg. 40 von ihnen wurden Verträge bis 2014 angeboten.

Zu Beginn des Streiks wurde gegenüber den StreikbrecherInnen der Stammbelegschaft argumentiert, gerade vom zuständigen Gewerkschaftssekretär: Ihr verlängert nur den Streik, wenn ihr reingeht! Schilder mit dieser Aufschrift wurden ihnen entgegengehalten. Da sie jetzt durch ihre Arbeitseinsätze den Streik verlängern, macht ihre Gewerkschaft sie nach eigener Logik zu Streikbrechern.
Oder noch schlimmer: Rettet Krüger vor einer Niederlage.


Die Streikinfos der IG BCE müßten also eigentlich Arbeitsinfos oder ehrlicherweise: Streikbrecherinfos heißen.

Während der Arbeitseinsätze im Betrieb wurden viele von ihnen gemobbt, fristlos gekündigt, abgemahnt. Sie hatten die Hoffnung, daß die IG BCE sie angesichts dieses Verhaltens der Firma Krüger sofort aus der Firma holt, sie bekamen allerdings nur die Zusage, juristisch dagegen vorzugehen (43. Streikinfo).
Drei Maschinenführer, die nach langen Gesprächen mit raus gegangen waren, wurden nach einem Tag von der IG BCE-Streikführung zusammen mit den anderen KollegInnen wieder in den Betrieb geschickt. Eine weitere Chance war verpaßt, die Krüger-Familie niederzustreiken.
Die KollegInnen einer Schicht drohten, einen wilden Streik zu machen, gegen die IG BCE. In etlichen Versammlungen im Zelt in Stellingen wurden die Gewerkschaftssekretäre, die die Flexi-Streik Taktik verteidigten, von den Neupack-KollegInnen hart angegriffen, auch der stellv. Bezirksvorsitzende Oliver Venske.

Die betriebliche Streikleitung vor Ort war außen vor, sie wußte meistens nicht, wann ein Streik ausgesetzt oder wieder angesetzt wurde, auch nicht, wann Mitgliederversammlungen stattfinden sollten. Die betriebliche Streikleitung, die keine war, forderte, einen wirklichen  Flexi-Streik zu machen, d.h. an einem Tag rein- und wieder rauszugehen. Das wurde von der Hauptverwaltung der IG BCE in Hannover abgelehnt.

Der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes folgerte daraus in der Jungen Welt vom 14.3.: "Flexi-Streik ist Flexi-Verarschung". Er argumentiert:
"Ein Flexistreik kann eine gute Sache sein, vorausgesetzt, die streikenden KollegInnen vor Ort entscheiden über den genauen Ablauf und nicht die entfernte Gewerkschaftszentrale. Der Flexistreik soll für den Arbeitgeber möglichst unberechenbar sein. Statt durchgängig zu streiken, geht ein Teil oder alle Streikenden für eine gewisse Zeit wieder in den Betrieb, so dass auch wieder Löhne gezahlt werden müssen. Allerdings ist es entscheidend, zu betonen, dass durch einen zentral von außen gesteuerten Flexistreik die Streikenden nur verlieren können. In der Praxis hat die IGBCE mehrfach entschieden, uns für mehrere Tage am Stück in den Betrieb zu schicken. Das war überhaupt nicht 'unberechenbar' für die Geschäftsführung und hat außerdem die Lager von Neupack wieder erheblich gefüllt. Viele KollegInnen halten das eher für eine Flexi-Verarschung. Stattdessen wäre es sinnvoller, wenn wir täglich selbst entscheiden, ob und wie lange wir reingehen. Denn wir können vor Ort am besten entscheiden, wie wir unsere Ziele schnell und wirkungsvoll durchsetzen können".

In der Tat, alle KollegInnen sehen das genau so, gehen mit Wut zur Arbeit, haben das Vertrauen in die Streikführung in Hannover verloren und resignieren. Sie fühlen diese Art Flexi-Streik gegen sich gerichtet und Krüger nützt! Am 1. November traten sie in einen unbefristeten Streik, der bis zum 24. Januar währte. Sie weigerten sich gegenüber der IG BCE-Führung in dieser Zeit in mehreren Mitgliederversammlungen von ihrer Forderung nach einem Haustarifvertrag abzugehen und auch, ihren Versammlungsort, die Streikjurte über Weihnachten abzubauen. Sie nahmen sich genau wie ihr Betriebsrat das Recht heraus, njet zu sagen.  Für diesen Ungehorsam wurden die Neupack-Kämpfenden mit dem Flexi-Streik bestraft. Ihnen mußte bewiesen werden, wer am längeren Machthebel sitzt - koste es was es wolle, es mußte ein Exempel statuiert werden.


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