Alle Lebensbereiche werden zunehmend Profitinteressen unterworfen. Die Leistungsgrenzen der Menschen werden bei der ständigen Arbeitsverdichtung überschritten. Obwohl die Angst gewachsen ist, sich krankschreiben zu lassen und viele sich krank zur Arbeit schleppen, nimmt der Krankenstand wieder zu. Gerade psychische Krankheiten breiten sich explosionsartig aus.
In Altenheimen und Psychiatrien werden zunehmend Psychopharmaka zur Ruhigstellung verschrieben, um so Personal einsparen zu können. Im Rahmen des Privatisierungswahns werden Kliniken geschlossen, gleichzeitig werden aus Pofitinteressen Medikamente verabreicht, die nicht notwendig sind und unnötige Operationen durchgeführt. Korruption breitet sich in der Gesundheitsindustrie in erschreckendem Maße aus.
In den 70er Jahren entwickelte sich eine weitgehende Kritik an dem Gesundheitssystem und der Schulmedizin. Aus dieser Bewegung entwickelte sich die Alternativmedizin. Inzwischen ist ein weiter Teil der Alternativmedizin zu einer Branche verkommen, die ebenfalls mehr von Profitinteressen getrieben ist, als von dem Willen Menschen zu heilen. Bei den Auseinandersetzungen mit der Schulmedizin geht es zum Teil um Verteilungskämpfe, um Pfründe.
Es geht ums Eingemachte, nichts ist uns so nah wie Gesundheit und Krankheit. Wir sollten den Gesundheitsbegriff selbst infragestellen. Menschen, die sensibel auf gesellschaftliche und zwischenmenschliche Dissonanzen reagieren, gelten als krank, während der skupellose Aufsteiger, der für den eigenen Vorteil über Leichen geht, als gesellschaftlich anerkanntes Vorbild und als "gesund" gilt.
All das muß gemeinsam diskutiert werden von denen, die im Gesundheitswesen arbeiten und denen, die als Patienten betroffen sind.