17.4. Bremen, "Abrechnung mit den Nazi-Eltern"

Begonnen von admin, 19:34:58 Mo. 08.April 2013

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admin

Abrechnung mit den Nazi-Eltern
Lesung und Gespräch mit Niklas Frank
Mittwoch, 17. April 2013
19.00 Uhr


Wall-Saal der Zentralbibliothek Bremen (Zugang über Am Wall)
Veranstalterin: Antifaschistische Kulturinitiative in Kooperation mit der Stadtbibliothek Bremen
Eintritt frei

»In Deutschland wurde so gut wie in allen Familien geschwiegen über die NS-Verbrechen. Die Leute haben
nichts gewusst und nichts gesehen – dagegen hab' ich eigentlich immer angeschrieben.« (N. Frank)
Der Journalist Niklas Frank recherchiert seit Jahrzehnten über die NS-Verbrechen seiner Eltern.
Schonungslos und unversöhnlich hat er sich mit seinem Vater und seiner Mutter auch literarisch
auseinandergesetzt.

Während in der Bundesrepublik nach 1945 in den Familien wie auch gesamtgesellschaftlich die NS-
Verbrechen beschwiegen, verharmlost oder auch geleugnet wurden, hat Niklas Frank gegen seine Eltern
deutlich Position bezogen und deren Täter_innenschaft klar benannt.

Sein Vater Hans Frank war verantwortlich für die nationalsozialistische Vernichtungspolitik in Polen. Er
wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit
und Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt und im Oktober 1946 hingerichtet.

Seine Mutter Brigitte Frank zog als »Frau Generalgouverneur« zur gierigen Schnäppchenjagd durch das
Warschauer Ghetto und riss Pelze aus jüdischen Geschäften an sich, deren Inhaber_innen fälschlicherweise
glaubten, durch sie ihr Leben retten zu können.

Seine biographische Abrechnung führt Niklas Frank seit vielen Jahren öffentlich. Dabei geht es auch um die
Diskussion darüber, dass in nahezu allen deutschen Familien die NS-Täterschaft der Eltern und Großeltern
pauschal abgestritten wird – während die oft frei erfundenen Entlastungs-Legenden der Täter_innen von
deren Kindern und Enkelkindern bereitwillig geglaubt werden.

Niklas Frank liest aus seinen Büchern »Der Vater. Eine Abrechnung« (1987), »Meine deutsche Mutter«
(2005) und »Bruder Norman!« (März 2013).

»Ich schrieb einen wüsten Text, ungefiltert durch bürgerlichen Geschmack, genau so ekelhaft, wie deutsche
und österreichische Bürger während des ,Dritten Reiches' ihren Verbrechen nachgingen, oder Hitler und
seine Verbrecher schützten, stützten, verehrten, liebten – und die große Zeit bis heute nicht vergessen
haben.« (N. Frank)

Niklas Frank ist außerdem ein Protagonist der Dokumentation »Meine Familie, die Nazis und ich« (2012) des israelischen
Filmemachers Chanoch Ze'evi über fünf Nachfahren von NS-Tätern.

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