»Revolution« in den Logistik-Zentren in Norditalien

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 13:41:28 Fr. 07.Juni 2013

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ManOfConstantSorrow

In den letzten Monaten haben migrantische TransportarbeiterInnen in Norditalien in harten Streiks eine deutliche Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen erkämpft. Sie sind gewöhnlich nicht direkt beim Unternehmen beschäftigt, sondern arbeiten dort über Subunternehmer, die als »Kooperativen« angemeldet sind. Diese Organisationsform öffnet der Ausbeutung Tür und Tor, für die Arbeiter gibt es keinerlei soziale Sicherheit, wenig Lohn und keine festen Arbeitszeiten. Wenn es Probleme gibt, wechselt die Firmierung, und die Arbeiter bleiben auf ihren Forderungen sitzen. Bekannt geworden ist seit Oktober 2012 vor allem der Streik im größten europäischen Lager von IKEA in der Nähe von Piacenza, u.a. deshalb, weil viele Linke und Leute aus sozialen Zentren die ArbeiterInnen bei der Blockade unterstützt haben. Diese UnterstützerInnen und die GenossInnen, die das folgende Interview gemacht haben, sind der Ansicht, dass dieser Kampf »Teil eines regelrechten Kampfzyklus von Logistik-ArbeiterInnen ist«.

Wir haben den Artikel von Anna Curcio und Gigi Roggero, der am 11. Januar in il manifesto erschien, übersetzt.






»Revolution« in den Logistik-Zentren


Mohamed Arafat, ein seit zehn Jahren in Italien lebender Immigrant aus Ägypten, hat den Kampf der ausländischen und italienischen ArbeiterInnen gegen die Ausbeutung im Warenverteilzentrum Piacenza organisiert. Und er hat gewonnen. »200 Euro im Monat für acht Stunden Arbeit am Tag. Solche Sklavenzustände hatten wir vor sechs Jahren. Dann haben wir angefangen zu kämpfen. Daran haben sich in den letzten Monaten auch die entlassenen und dann wieder eingestellten IKEA-ArbeiterInnen beteiligt.«

Man könnte Mohamed Arafat, der seit sechs Jahren bei TNT arbeitet und eine wichtige Bezugsperson im Warenverteilzentrum Piacenza ist, als Kampfavantgarde bezeichnen. Ein Jahr zuvor war er nach seinem Studienabschluss in Sozialarbeit aus Ägypten nach Italien gekommen, hatte in einer Orangenfabrik in Sizilien gearbeitet und war von dort nach Piacenza gekommen. Er ist nicht ausgewandert, um dem Elend zu entfliehen: «Mein Vater ist Ingenieur und meine Mutter Lehrerin. Als ich mit der Uni fertig war, wollte ich mein eigenes Leben beginnen und andere Menschen und andere Sprachen kennenlernen: Ich dachte, hier wäre das Paradies. Aber nach ein paar Monaten war ich kurz davor, nach Ägypten zurückzugehen. In Süditalien habe ich brutale Ausbeutung und Hunger kennengelernt, da macht der Chef, was er will. Und im Norden ist es nicht anders – siehe TNT: Du kommst, um acht Stunden zu arbeiten, und nach zwei Stunden schicken sie dich nach Hause; am Ende hast du einen Lohn von 200 bis 300 Euro. Das ist nicht das Europa, das wir erwartet hatten, als wir auf eigenes Risiko unser Land verließen.«

Im Sommer 2011 begannen die Kämpfe bei TNT. «Als erstes mussten wir Einigkeit unter allen Arbeitern im Betrieb herstellen und geschlossen die Angst besiegen, mit niedrigen Löhnen erpresst zu werden oder rauszufliegen. Unter diesem ständigen Druck sind viele Arbeiter krank geworden. Um das Kommando über uns zu behalten, haben sie uns gegeneinander ausgespielt, Italiener gegen Ausländer (90 Prozent der Belegschaft), Ägypter gegen Marokkaner: 'Wenn du brav bist, bezahl ich dir mehr, misch dich nicht ein, der da ist ein Spitzel, usw.'. Das Misstrauen, das der Chef über die Jahre aufgebaut hatte, haben wir in wenigen Monaten des Kampfs überwunden. Ein Marokkaner hat mir gesagt: 'Ich hätte nie gedacht, dass ich einem Ägypter trauen würde.' Und ein anderer: 'Mir geht es nicht nur um die erkämpften Rechte, sondern das Wichtigste ist, dass ich mich jetzt mit euch an einen Tisch setze und wir alles teilen.' Jetzt wissen wir: Wenn die Arbeiter gespalten sind, hat der Chef das Kommando. In diesem Kampf ist eine Familie entstanden: Wenn sie einem etwas antun, dann tun sie das allen an. Langsam ist auch der Italiener ein Immigrant geworden, auch die Italiener verdienen inzwischen das gleiche, aber im Kampf sind die Spaltungen aufgehoben worden. Wir haben es geschafft, uns zu vereinigen: gegen den Chef, für einen würdigen Lohn und für ein besseres Leben für alle.»

Wie waren die Arbeitsbedingungen vor Beginn des Kampfs?


Jeder einzelne stand unter Druck, immer schneller zu arbeiten. Es gab einen Abteilungsleiter, der Tag und Nacht rief: 'Los, los, los', das war wie eine verwunschene CD! 200 Leute mussten die Arbeit von 500 machen, so haben sie die Kosten für 300 Leute gespart. TNT hat fünf Jahre lang die höchste Produktivität in Italien erreicht, aber nie hat sich jemand die Arbeitsbedingungen angesehen. Die Chefs haben Riesenprofite gemacht, aber die Arbeiter wurden nur schlecht behandelt und wurden krank. Das sind Sklavenhaltermethoden. Als ich mal einen aufforderte, Nein zu sagen, meinte er, das könne er nicht, sonst würden sie ihn rausschmeißen.

Bei TNT wie bei anderen Logistikfirmen übt ein Konsortium von Kooperativen die Kontrolle über die Arbeit aus ...

Zuerst waren es vier, jetzt sind es noch zwei. Das System der Kooperativen ist ein großes Problem: Alle zwei Jahre ändern sie ihren Namen. Auf diese Weise zahlen sie keine Abgaben und betrügen die Arbeiter. Seit 10 bis 15 Jahren ist das Konsortium bei TNT immer dasselbe, aber unter unterschiedlichen Decknamen, 80-jährige Strohmänner, die juristisch nicht verfolgt werden können, fungieren als Eigentümer. Außerdem sind unsere Arbeitsplätze in Gefahr, wenn die Kooperative wechselt. Wir wollen v. a. das System der Kooperativen abschaffen. Es ist besser, direkt mit der Firma zu tun zu haben.

Wie habt Ihr konkret angefangen, Euch zu organisieren?


Es begann damit, dass 20 von insgesamt 380 Arbeitern sich als Gruppe zusammenschlossen. Wir gingen von Haus zu Haus und erklärten, wie der Vertrag funktioniert, wie sie uns ausgebeutet und über Jahre hinweg betrogen haben; und wir sagten, dass wir diese Behandlung, bei der unsere Würde mit Füßen getreten wird, nicht länger akzeptieren dürfen. Ich habe anfangen, die Arbeiter zu schulen, ich habe jedem eine Aufgabe gegeben, um die Gruppe zu vergrößern. Schichtleiter haben mich angerufen und gesagt, sie wüssten Bescheid über die Treffen bei mir zu Hause. Da habe ich mir gesagt, warum laufe ich nicht offen in der ganzen Stadt herum, um alle zu überzeugen. Ich habe 50 bis 60 Leute zu Hause besucht, und in den Tagen danach war das bei TNT wie eine Lawine. So viele sind zu mir gekommen, um mir zu sagen, dass sie auch unter der Ausbeutung leiden und sich am Kampf beteiligen wollen. Damit die Organisation wächst, muss man ab und zu eine »Lüge« erzählen, um Mut zu machen: Als wir zwanzig waren, habe ich gesagt, dass die anderen, auch wenn sie nicht mitmachen, auf unserer Seite sind, dass wir hundert sind. Und zwei oder drei Tage später waren wir wirklich hundert!

Es war keine Lüge, nennen wir es eine Vorwegnahme...


Wir haben es tatsächlich geschafft, auch wenn ich das nicht gedacht hätte. Man muss an das, was man macht, glauben und ehrlich sein, keine persönlichen Interessen dabei verfolgen.

Um streiken zu können, habt Ihr Euch auf die Suche nach einer Gewerkschaft gemacht...


Wir wussten nicht einmal, was eine Gewerkschaft genau ist: Wir hatten uns bisher nur an sie gewandt, um die Erneuerung unserer Aufenthaltserlaubnis oder Familienzusammenführungen zu regeln oder um ein Formular auszufüllen, sie war für uns eine Dienstleistungsagentur. Wir haben uns nie an sie gewandt, um Rechte einzufordern, denn wenn jemand sich beklagt, sagen sie: »Halt den Mund und arbeite«, sie haben den Kampf vergessen. Also haben wir uns auf die Suche nach einer Gewerkschaft gemacht, die bereit ist, uns beim Kämpfen zu unterstützen, also beim Kämpfen, wie wir es verstehen: streiken und Streikposten aufstellen, um den Unternehmer zu treffen. Es darf nicht so sein, dass die Gewerkschaft die Arbeiter benutzt; die Arbeiter müssen die Gewerkschaft benutzen. Im Juli 2011 haben wir uns mit Si Cobas [Sindacato Intercategoriale Cobas – Lavoratori autorganizzati] getroffen. Ich habe erklärt, dass wir innerhalb einer Woche eine Torblockade auf die Beine stellen könnten. Sie zeigten ihre Bereitschaft, wir haben angefangen, und wir haben gewonnen.

Was hat Euch der Sieg bei TNT gebracht?


Die Anerkennung des nationalen Tarifvertrags, Lohnerhöhungen (vorher war der Grundlohn sechs Euro pro Stunde), dreizehnten und vierzehnten Monatslohn, Urlaub und Freistellungen. Und wir haben unsere Würde erhalten, was noch wichtiger ist als Geld. Vorher sind wir zur Arbeit wie in den Knast gegangen, jeder Tag war schlimmer als der davor. Jetzt haben wir die Angst überwunden, die der Unternehmer benutzt hatte, um jeden Kampf zu ersticken. Heute wissen wir: Wenn wir nicht selber kämpfen, um unser Leben zu ändern, wird es niemand für uns tun; wir selber schaffen unsere Zukunft. In Piacenza organisierte Rifondazione Comunista einmal im Jahr eine Demonstration für die Immigranten, auf der nicht besonders viele waren. Nach dem Kampf bei TNT machen wir alle zwei Wochen eine Demo. So sollten es auch die Italiener machen, denn wenn die Lage sich verschlechtert, wird der Immigrant weggehen, aber die Italiener werden bleiben! Alle müssen sich am Kampf beteiligen.

Haben die arabischen Aufstände die Entschlossenheit der Arbeiter beeinflusst?


Ja, sie haben uns gezeigt, dass nichts unmöglich ist, dass man siegen kann. In Ägypten wurde Mubarak nach 30 Jahren an der Macht verjagt, das hätte niemand mehr für möglich gehalten. Das ist auch bei TNT geschehen, deshalb haben wir nicht von Streik, sondern von Revolution gesprochen. Für uns war es wie in Ägypten: die Revolution bei TNT.

Nach Eurem Sieg scheint sich der Kampf auszuweiten...

Nach TNT ist es bei GLS [Paketdienst im Besitz der niederländischen Post] losgegangen, bei Antonio Ferrari, bei Bartolini. Wir haben versucht, den Kampf in Norditalien so weit wie möglich auszuweiten, wie bei [der Supermarktkette] Esselunga, und in Zentralitalien, zum Beispiel bei SDA [Kurierdienst der italienischen Post] in Rom. Jetzt wissen alle, dass man durch den Kampf bessere Arbeitsbedingungen erreichen kann, er ist eine wesentliche Waffe: Wenn man einig ist, kann man die Angst überwinden und jede Schlacht gewinnen. Die Arbeiter von TNT kommen vor allem aus Ägypten, Marokko, Tunesien, es gibt Nigerianer, Senegalesen, Inder – zwischen uns gibt es keine Abgrenzungen. Bei GLS waren viele Inder, meist sprechen sie kaum Italienisch, und genau das nutzt der Unternehmer aus, um uns besser auszubeuten. Wir haben mit Indern und Chinesen Versammlungen gemacht, wir spürten den Unterschied zwischen ihnen und den Arabern, aber ich habe gesagt: 'Vergessen wir, wo wir herkommen, hier sind wir alle Arbeiter und alle ausgebeutet. Nur daran müssen wir denken.'

Im Juni 2012 beginnen die Kämpfe gegen die Kooperativen des globalen Riesen IKEA...


Bei IKEA arbeiten Leute aus etwa 30 Ländern. Angefangen haben wir mit zwei Marokkanern von TNT, wir sind Tag für Tag hingegangen, um einen nach dem anderen zu überzeugen. Nach den ersten Kämpfen haben wir eine Vereinbarung unterzeichnet, dass der nationale Tarifvertrag Anwendung findet, die Würde der Beschäftigten und ihre gewerkschaftliche Organisierung respektiert werden; damit sind auch die Arbeitsrhythmen und die Tätigkeiten geregelt. Zuvor hatten sie die zu entladenden »Zeilen« von 12 – 13 auf 35 erhöht. In der Krise behandeln sie uns immer mehr wie Maschinen, sie pressen uns aus, um die Produktivität zu erhöhen, aber der Lohn bleibt immer der gleiche.

Nach einigen Monaten hat die Kooperative versucht, zu den Bedingungen vor dem Streik zurückzukehren. Sie wollte die Anzahl der Paletten im Schnitt fast verdreifachen; sie haben die Arbeitszeit der meisten Beschäftigten auf vier Stunden gekürzt, so dass sie zwangsweise zwei Tage die Woche zuhause bleiben mussten und nur noch 400 Euro im Monat verdienten. Als die Produktivität zurückging, ,ussten alle Überstunden machen. Im Oktober haben sie etwa 90 ArbeiterInnen draußen gehalten, zwölf haben sie entlassen, von denen konnten wir drei durch Kampf wieder reinkriegen, also waren noch neun entlassen. Wir haben nun jeden Tag die Tore blockiert. Am 2. November hat die Polizei am Tor 9 extrem brutal zugeschlagen, es gab 20 Verletzte und 30 Anzeigen, ich hab sechs Anzeigen gekriegt. Ich weiß nicht, ob ich deshalb zukünftig Probleme mit meiner Aufenthaltsgenehmigung kriege, aber kein Kampf ist ohne Risiko, das Wichtige ist doch, dass der Kampf sein Ziel erreicht.

Wir haben uns mehr als einmal mit der Firma getroffen, aber dabei kam nie etwas heraus. Am 18. Dezember haben Studenten, politische Gruppen und soziale Zentren aus Bologna zusammen mit den IKEA-ArbeiterInnen eine schöne Streikpostenkette vor dem IKEA-Kaufhaus organisiert. Die Kunden haben sich solidarisch verhalten, weil sie genauso ausgebeutet werden wie wir. In den letzten Tagen hat IKEA schließlich nachgegeben, die neun Entlassenen werden wieder eingestellt. Der Unternehmer hat kapiert, dass der Schaden für ihn sonst noch viel größer sein wird. Der Kampf weitet sich aus, mehrere Zeitungen aus Schweden, aus der Türkei und aus der arabischen Welt haben Kontakt zu mir aufgenommen. IKEA versucht ja, sich nach Nordafrika auszubreiten; deshalb müssen sie aufpassen, ihre Interessen auf der ganzen Welt stehen auf dem Spiel. Der Unternehmer sieht nur sein eigenes Interesse, und genau da müssen wir ihn treffen.

Seit Jahren diskutieren wir über die Wirksamkeit von Streiks. Das hier ist ein Streik, der dem Unternehmer weh tut und siegreich ist, weil er die strategischen Punkte des Produktionssystems trifft. Wie wichtig war fü Euch die genaue Kenntnis des Produktionszyklus?


Wenn wir die Tore blockieren, suchen wir uns die Tage aus, an denen die Firma den größten Schaden hat. Man muss den Zeitpunkt und den Ort wählen, wo man die Interessen des Unternehmers tatsächlich trifft, damit es ihm nicht gelingt, den Schaden wieder reinzuholen, den wir ihm zufügen. Zuschlagen, wenn es möglich ist, und die Beschäftigten der verschiedenen Firmen vereinigen. Wenn sie heute die ArbeiterInnen von TNT oder der GLS in Piacenza angreifen, dann solidarisieren sich die aus Bologna, Modena und Verona. Wir müssen die verschiedenen Kämpfe miteinander koordinieren, dann findet der Unternehmer keinen schwachen Punkt, den er angreifen kann.

Wenn du mit der Fahne kommst und einen traditionellen Streik anfängst, wenn du aufs Dach steigst, dann kannst du dort auch dein ganzes Leben lang bleiben, du wirst nichts ändern. Schluss mit Hungerstreiks oder Sachen dieser Art! Der Unternehmer muss hungern! Uns reicht schon das tägliche Leiden auf der Arbeit.

Das ist nicht nur unser Kampf, es ist der Kampf von allen in der Krise, denn wenn wir an einem Ort gewinnen, geht es uns allen zusammen besser. Zu den Streikposten in Piacenza sind GenossInnen aus anderen Städten gekommen; die mussten stundenlang fahren, um morgens um fünf da zu sein, in Dunkelheit und Kälte, um uns zu unterstützen und die Kämpfe zusammenzubringen. Wir müssen ihnen von Herzen danken, der Sieg bei IKEA ist auch ihr Verdienst.


http://www.wildcat-www.de/aktuell/a095_tnt-streik_italien.htm
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatUnd schon wieder: Angriff auf Streikende in Pisa



20.1.2017 - verletzte Kollegen am Flughafen von Pisa werden ins Krankenhaus gebracht, nach einer neuerlichen Fahrzeugattacke auf Streikposten.
Die Serie der Angriffe auf Streikposten in Italien reißt nicht ab: Am Freitag, 20. Januar 2017, wurden drei Kollegen am Flughafen Galilei in Pisa angefahren. Sie befanden sich im Streik, weil das Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind – Avis – ein zuvor geschlossenes Abkommen über die Wiedereinstellung von Kollegen, die von den jüngsten Vertragsänderungen ausgeschlossen blieben, nicht befolgte.
http://www.labournet.de/internationales/italien/arbeitskaempfe-italien/it-ak-logistik/und-schon-wieder-angriff-auf-streikende-in-pisa/#more-110487

Kuddel

ZitatDonnerstagabend 26.1.17:
Aldo Milani, Koordinator der Basisgewerkschaft SI Cobas von der Polizei festgenommen!
Solidaritätsstreiks am Freitag ,,Gegen das Komplott" – Sofortige Freilassung von Aldo Milani!




Donnerstagabend 26.1.17: Aldo Milani, Koordinator der Basisgewerkschaft SI Cobas von der Polizei festgenommen!Schon die Meldungen zeigen Unterschiede: Während die Basisgewerkschaft SI Cobas am späten Donnerstagabend, den 26.1.2017, von der Festnahme Milanis berichtete und zur Solidarität aufrief, meldeten die gutbürgerlichen Medien, die Polizei in Modena habe zwei Gewerkschafter festgenommen. Zu den Verhandlungen mit der Levoni-Gruppe, die im Fleischmarkt tätig ist, war ein Herr Piccini dazu gekommen, der nichts mit SI Cobas zu tun hat, wie die Gewerkschaft unterstreicht – der aber den Grund für die Festnahme lieferte: Indem er vom Unternehmen ,,Geld für die Streikkasse" forderte, wozu es ein aktuell verbreitetes Polizeivideo gibt, das allerdings nichts von Milani zeigt. Milani, der bis Samstag morgen immer noch nicht von der Gewerkschaft kontaktiert werden konnte, war allerdings in den letzten Monaten bei den zahlreichen Kampf- und Protestaktionen vor allem im Logistiksektor öffentlich immer wieder als Aktivist in Erscheinung getreten. Woraus die Gewerkschaft schlussfolgert, diese inszenierte Festnahme gelte eben dem sich ausbreitenden Widerstand in der Branche, gegen Arbeitsbedingungen, die unter aller Sau sind.
http://www.labournet.de/interventionen/solidaritaet/donnerstagabend-26-1-17-aldo-milani-koordinator-der-basisgewerkschaft-si-cobas-von-der-polizei-festgenommen-solidaritaetsstreiks-am-freitag-gegen-das-komplott-sofortige-freilass/


Kuddel

Bereits vor 5 Jahren wurde ein Streikposten der SI Cobas totgefahren.

Zitat Arbeitskampf
Gewerkschaftsführer bei Protestaktion vor Lidl-Lager in Norditalien getötet
Ein Lastwagenfahrer ist durch Streikposten vor einem Lidl-Warenlager in Norditalien gefahren. Es gab einen Toten und zwei Leichtverletzte.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/arbeitskampf-gewerkschaftsfuehrer-bei-protestaktion-vor-lidl-lager-in-norditalien-getoetet/27302362.html

In Italien arbeiten die Loghistiker oftmals mit der Mafia zusammen.






Kuddel

In der Bildmitte: Adil Belakhdim





Protestaktionen bei Lidl in Italien:




Kuddel

ZitatEs war kein Unfall: Adil wurde im Namen des Profits getötet

Heute Morgen, während des nationalen Streiks der Logistik, wurde Adil Belakhdim, unser Koordinator für Novara und Mitglied der Nationalen Koordination von SI Cobas, von einem LKW getötet, der eine Streikpostenkette vor dem Lidl-Lager in Biandrate (Novara) durchbrach.

Die Streikpostenkette, die aus einigen Dutzend Arbeitern bestand, wurde von einem kriminellen Fahrer angefahren, der beim Anblick der Streikpostenkette nicht zögerte, das Gaspedal durchzudrücken, wobei er zuerst zwei Arbeiter überfuhr, die sich gerade noch retten konnten und jetzt im Krankenhaus liegen, und dann unseren Kameraden überfuhr und davonfuhr.

Adil war verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. Er war seit Jahren Tnt-Arbeiter, als er sich entschloss, in sein Land zurückzukehren und ein Geschäft zu eröffnen. Die Dinge liefen nicht so, wie er es geplant hatte, und so kam er zurück nach Italien und wurde in der SI Cobas aktiv.

Er war es, der sich in Novara für den Aufbau dieser Provinzkoordination engagierte und täglich daran arbeitete, SI Cobas im Raum Novara zu entwickeln. Genossen aus anderen Städten konnten ihn bei der letzten nationalen Koordination hören, wo er zum Kampf und zur Teilnahme an der morgigen Demonstration in Rom aufrief. Vor zwei Jahren, als die SI Cobas in Marokko die größte Gewerkschaft traf, war er mit unserer Delegation anwesend und beherbergte uns großzügig in seinem Haus.

Obwohl wir immer noch ungläubig und entsetzt über diese Tragödie sind, können wir unsere Wut über einen Tod, der in keiner Weise als einfacher Unfall abgetan werden kann (wie es einige Medien zunächst getan hatten), noch als das einfache Werk eines isolierten Verrückten nicht unterdrücken!

Der Mord an Adil ist in Wirklichkeit der Höhepunkt einer Eskalation der organisierten Gewalt gegen Si Cobas, die seit Monaten andauert und nun keine Grenzen mehr kennt

Die polizeilichen Angriffe bei FedEx TNT in Piacenza, die Verhaftungen, die Durchsuchungsbefehle und die Geldstrafen gegen die Streikenden, die bewaffneten Angriffe von Bodyguards und Streikbrechern in San Giuliano und Lodi und die strafenden Razzien bei Texprint vor zwei Tagen, sind Teil eines einzigen Plans, nach dem die Bosse und das organisierte Verbrechen (das ein riesiges Geschäft in der Logistik hat) vereint und konzentrisch handeln, um die Streiks der Arbeiter gegen die Superausbeutung und zur Verteidigung der Errungenschaften, die über die Jahre von kämpferischen Gewerkschaften, vor allem von SI Cobas, errungen wurden, mit Gewalt zu zerschlagen. Eine solche Gewalt wird fast immer durch die rücksichtslose Repression der Polizei gegen Streiks und Arbeiterkämpfe unterstützt und genährt.

DIE BOSSE WOLLTEN TOTE UND SIE BEKAMEN SIE

Seit Wochen verbreiten die Bosse und ihre Komplizen in den Betrieben mit allen Mitteln und bei jeder Art von Provokation die Botschaft, dass Streikpostenketten durchbrochen werden können, dass Arbeiter und Gewerkschaftsorganisatoren nach Belieben zu Brei geschlagen werden können, dass Streiks niedergeschlagen und Kämpfe mit mafiösen Methoden zum Schweigen gebracht werden können, und das alles mit der Komplizenschaft oder Duldung von Staat und Polizei.

Diese explizite und eingesetzte Gewalt ist nur die Spitze des Eisbergs einer politischen Strategie, die darauf abzielt, die Forderungen der Arbeiter zum Schweigen zu bringen und die Klassengewerkschaft zu isolieren, funktional, um den Weg für die nächsten Regierungsmaßnahmen zu ebnen, die die Lebensbedingungen und Löhne von Millionen von Arbeitern angreifen, vor allem die bevorstehende Freigabe von Entlassungen.

In diesen Stunden erleben wir das übliche Ballett von Betroffenheitsbekundungen und Stellungnahmen der Führer der Regierung, angeführt von Premierminister Draghi, der dazu einlädt, "Licht ins Dunkel" zu bringen, was in Biandrate passiert ist, und mit den offiziellen Gewerkschaften Cgil, Cisl und Uil, die wie immer erst dann zum Streik aufrufen, wenn das Blut der Arbeiter bereits vergossen wurde.

Ein ähnliches Muster wie vor Jahren bei Gls in Piacenza, als Abd El Salaam während eines Streiks, zu dem die Usb aufgerufen hatte, von einem LKW überfahren wurde: Nach ein paar Stunden der Empörung in den vereinigten Netzwerken herrschte totales Schweigen über den Zustand von Tausenden von Logistikarbeitern, die täglich ausgebeutet, unterbezahlt und allen Formen von Erpressung und Schikanen ausgesetzt sind.

Anstatt Krokodilstränen zu vergießen, sollte Ministerpräsident Draghi erklären, warum seit über 3 Monaten die SI Cobas die Regierung seit über 3 Monaten um einen Krisentisch im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung bittet, um den Konflikt bei Fedex in Piacenza zu lösen, bei dem 280 Arbeiter nur wegen ihrer Mitgliedschaft in unserer Gewerkschaft auf die Straße geworfen wurden, ohne jemals eine Antwort zu erhalten und in der Tat im Gegenzug Anklagen und Schlagstöcke der Polizei zu erhalten, als wir am letzten 21. Mai vor den Regierungspalast gingen; er sollte er sollte erklären, warum die SI Cobas seit über einem Jahr dafür kämpft, von der Regierung (zuerst von Conte, jetzt von der jetzigen) die Einführung verbindlicher Protokolle über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhalten, ohne jemals eine Antwort erhalten zu haben; er sollte erklären, warum die Regierung Umstrukturierungspläne fördert, die Tausende von Entlassungen und eine allgemeine Prekarisierung von Arbeitsverträgen beinhalten (heute bei Fedex, morgen überall), ohne dass die repräsentativsten Gewerkschaften des Logistiksektors an den Verhandlungstisch gerufen werden.
http://sicobas.org/2021/06/18/italy-it-was-not-an-accident-adil-was-killed-in-the-name-of-the-profit/

Kuddel


Kuddel


Kuddel


Kuddel

ZitatAm Montag, den 11. Oktober, riefen mehrere Basisgewerkschaften in Italien zu einem Generalstreik auf, der von einer Massenblockade gegen ein Amazon-Lagerhaus geprägt war
http://libcom.org/news/italian-general-strike-amazon-warehouse-blockaded-piacenza-strikers-attacked-prato-12102021

ZitatDie Gewerkschaft SI Cobas schrieb:

"Kampfaktionen in ganz Italien für den Generalstreik der Basisgewerkschaften.
Mehr als 2000 SI Cobas-Beschäftigte blockieren Amazon in Piacenza.
Der Frachtverkehr ist in den Häfen von Neapel und Genua unterbrochen, Streikposten in weiten Teilen der Logistikkette; der öffentliche Nahverkehr wird größtenteils eingestellt.

Wir blockieren alles!!!"

Speziell auf den Anschlag in Prato angesprochen, fügten sie hinzu:
"Vor ein paar Stunden, während des laufenden Generalstreiks im Textilviertel von Prato, wurde die Arbeiterwache vor Dreamland von einer Gruppe von Schlägern, die mit Baseballschlägern bewaffnet waren, brutal angegriffen.
Vier Arbeiter landeten im Krankenhaus!!!
Auch hier war die Polizei vor Ort und filmte den Überfall in aller Ruhe!!!

Es sollte darauf hingewiesen werden, dass Dreamland ein Auftragnehmer der berüchtigten Firma Texprint ist, die jetzt für die unrechtmäßige Entlassung von SI Cobas-Arbeitern verantwortlich ist, die gegen Überarbeitung und massakrierende Schichten kämpfen.

In diesen Stunden wird viel über Squadrismus (Aktionskommandos paramilitärischer Faschisten) und Faschismus geredet; die Institutionen schwelgen in heuchlerischen Worten, während ArbeiterInnen, die von Ausbeutung und mörderischen Schichten von 12 Stunden am Tag berichten, mit Prügeln von Kommandos angegriffen werden, unter dem Schweigen und der Zustimmung jener Regierungskräfte, die in diesen Stunden das Gespenst des Neofaschismus und der Ereignisse von Rom instrumentalisieren, um neue Einschränkungen von Streiks und sozialen Kämpfen durchzusetzen.
In diesem Moment hat eine spontane Solidaritätskundgebung auf der Piazza del Municipio von Macrolotto stattgefunden.

Jeder hat die Möglichkeit, die angegriffenen Streikenden zu unterstützen!"

https://www.facebook.com/sicobas.lavoratoriautorganizzati.9/posts/1636381549893869

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