Truckerprotest in Lübeck

Begonnen von admin, 09:10:45 So. 01.September 2013

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

admin

Zitat Lastwagenfahrer demonstrieren gegen Lohndumping

Eine lautstarke und eindrucksvolle Demonstration gegen Lohndumping im Transportgewerbe: Wie bei einer Prozession fuhren in Lübeck rund 50 Lastwagen am Vormittag in einem langen Konvoi vom Nordlandkai über die Lohmühle und die Schönböckener Straße ins Gewerbegebiet Rapsacker.



Bernd von Finte montiert auf der LKW-Demo gegen Dumpinglöhne einen Banner an seinen LKW.

Lübeck. Dort versammelten sich die Trucker zu einer Kundgebung vor dem Sitz einer Firma, die asiatische Fahrer zu Niedriglohnpreisen für sich fahren lässt. "Unsere nächste Aktion wird noch eindrucksvoller", verspricht Jürgen Franz, Sprecher der Fernfahrer-Bewegung "Actie". Dann wollen die Trucker im Ruhrgebiet erneut ihre Protest-Stärke demonstrieren.
http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Lastwagenfahrer-demonstrieren-gegen-Lohndumping

Bangbuex

Moin
So, nun habe ich mir dieses Spektakel auch mal angeschaut und bin sogar im Konvoi mitgefahren.
Ansich eine gute Sache, allerdings wurde der Inhalt der Veranstaltung (bis auf den Konvoi) lediglich
den Teilnehmern zu teil, denen man die Probleme nicht erzählen muss - Sie kennen sie alle selbst.
Die Redner waren gut und man konnte auch Fragen stellen - die wie immer natürlich nicht beantwortet
werden konnten. Politik = keine Mehrheit - Sorry ...

Die Schuldigen der ganzen Misere nun bei Dinotrans Lübeck zu suchen, halte ich für Schwachsinn,
denn Herr Schmidt nutzt nur eine Gesetzeslücke - wir wir alle irgendwo.

Beim zuhören vor der Bühne habe ich mir die Mühe gemacht und die Teilnehmer gezählt.
Es waren inkl. der Polizeibeamten etwa 200 Teilnehmer - also sagen wir 190.
Die Teilnehmerzahl der Fahrzeuge würde ich auf 50 schätzen.   

Fazit.
Fehlentscheidung !

Ich will es mal mit einem Beispiel zum nachdenken anregen.

Die 200 Kumpel des Bergwerkes entschlossen sich eine Demonstration unter Tage durchzuführen

Alles gute weiterhin wünscht

Bangbuex

admin

Bangbuex,
du hast dich ja nicht zu erkennen gegeben.
ZitatFinde den Reporter von Radio SSC ....
ET Radio war wunderbar zu erkennen, von Radio SSC hab ich nix gesehen!

Zitatallerdings wurde der Inhalt der Veranstaltung (bis auf den Konvoi) lediglich
den Teilnehmern zu teil
ZitatDie 200 Kumpel des Bergwerkes entschlossen sich eine Demonstration unter Tage durchzuführen
Das ist nicht wahr. Erstmal ging es in die Medien.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/s-h_magazin/media/shmag23783.html
Und die Veranstalter/Teilnehmer haben sich drum gekümmert, daß Flugblätter an Autofahrer (die wg. dem Konvoi warten mußten) und an die Kunden eines Einkaufscenters (an dem der Konvoi vorbeifuhr) verteilt wurden. Man kann das Flugblattverteilen auch auf dem Video sehen, das von Passenten aufgenommen wurde:
LKW Demo Lübeck 31.08.2013 (ab ca. 2:30 min)

ZitatDie Schuldigen der ganzen Misere nun bei Dinotrans Lübeck zu suchen, halte ich für Schwachsinn,
denn Herr Schmidt nutzt nur eine Gesetzeslücke
Sehe ich genauso!

Zitat...nutzt nur eine Gesetzeslücke - wir wir alle irgendwo.
Was ist denn das für ein Scheiß!?! Weil man selbst schonmal im Parkverbot gestanden oder bei der Steuer geschummelt hat, darf man nichts gegen diejenigen sagen, die Macht haben und sich die Taschen vollstopfen!?!? Du bist ja der ideale Untertan!

ZitatDie Teilnehmerzahl der Fahrzeuge würde ich auf 50 schätzen.
Falsch! Es waren 60! Die Behörde hat ein Auge zugedrückt, denn es waren nicht so viele genehmigt.

ZitatBeim zuhören vor der Bühne habe ich mir die Mühe gemacht und die Teilnehmer gezählt.
Es waren inkl. der Polizeibeamten etwa 200 Teilnehmer - also sagen wir 190.
Hast du beim Platzregen gezählt? Ich hatte die Latschdemo gezählt.  Als der Konvoi dazukam, kam ich mit dem Zählen nicht mehr hinterher. Es waren definiv mehr als 200(!). Laß es knapp unter den 250 gewesen sein, die die Medien vermeldet haben, aber es war ein Zuwachs gegen alle vorherigen Poteste. Also was soll der Scheiß von wegen
ZitatFazit.
Fehlentscheidung !
Ich kam von der Aktion völlig aufgekratzt zurück.

Allen Umkenrufen zum Trotz hat die Protestaktion eines bewiesen:
Die "Unorganisierbaren" werden aktiv und organisieren sich selbst!





Nikita

Unglaublich, was Ihr da auf die Beine gestellt habt !!!

Super Aktion!

So unmobilisierbar sind die Leute also nicht.

Rudolf Rocker


BGS

Sehr gute Sache, kann in jeder Hinsicht nur unterstützt werden.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)


Troll

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

admin

Lübeck am 31.8.2013







Auf dem Hafengelände sammeln sich 60 LKW zum Konvoi



Lockere Besprechung mit der Behörde



Gleichzeitig sammelten sich FahrerInnen auf einem Autohof zur Demo




Die Demo beginnt






Teilnehmer kamen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Holland, Belgien, Dänemark und Schweden



Konvoi



admin

Die Kundgebung

Fahrer der Demo und vom Konvoi treffen sich vor dem Verwaltungsgebäude der Spedition DINOTRANS. Einen Tag zuvor hatte man die Firmenschilder abgebaut.

Ein LKW als Bühne






Zu den Rednern gehörte auch die EU Abgeordnete der SPD Jutta Steinruck. Ich war angenehm überrascht, sie hatte sich wirklich zum Thema schlau gemacht, redete recht engagiert und kämpferisch und ich war schon recht angetan von allem, da forderte sie wieder die Politik der Sozialpartnerschaft. Sie ist von den Gewerkschaften zur Politik gekommen und nach einer ansonsten wirklich guten Rede merkte man wieder ihre Sozialisation. Sie unterstützt letztendlich doch eine Gewerkschaftpolitik, die die Interessen der Wirtschaft den Arbeitern mit blumigen Worten schmackhaft machen will.

Der Sprecher der Gruppe ACTIE IN DE TRANSPORT Niederlande hatte bereits den Zuhörern erklärt, daß die Gruppe sich nie gegründet hätte, wenn die Gewerkschaften ihre Arbeit getan hätten und sich aktiv für die Belange der Fahrer eingesetzt hätten. Darauf warte man bis zum heutigen Tag.

Der Redner, der nach der Steinruck sprach, hatte noch eine schwache Hoffnung darauf, daß die SPD sich nochmal auf ihre Wurzeln besinnen könnte und wieder zu einer Arbeiterpartei werden könnte, eine Partei, die eine 180 Grad Kehrtwende von der Politik der Agenda 2010 mit Lohndumping und Minijobs macht. "Hoffen und Harren hält manchen zum Narren", pflegte mein Opa zu sagen.

Ein Mitarbeiter vom ET Radio moderierte die Kundgebung sehr gelungen und ließ auch Fahrer spontan zu Wort kommen.



Mit tat die SPD Steinruck schon fast leid. Sie mag noch zu den vernünftigeren Menschen im Politikbetrieb gehören. Doch die Fahrer wollten nix mehr hören von fehlenden Mehrheiten, von kommenden Wahlen und von Sachzwängen. Ich schätze, sie hat schon lange keinen so starken Gegenwind mehr erfahren. Die Fahrer wollen nicht länger warten. Sie halten ihre momentane Situation für unerträglich und wollen Verbesserungen und keine Versprechungen, daß sich irgendwann etwas ändern könnte.

Einige Fahrer wurden deutlich. Jetzt wird noch protestiert. Wir können auch anders. Wenn nix passiert, dann sind die Autobahnen dicht!
Es waren nicht wenige, die am liebsten gleich damit anfangen hätten. Ich war überrascht, wie gereitzt und aufgeheizt die Stimmung bereits ist.



Bereits in einer Rede wurde gefordert, daß das Jobcenter sofort damit aufhören solle an Ausbeuter zu vermitteln, die so miese Löhne zahlen, daß sie noch vom Amt her aufgestockt werden müßten. So wird mit Steuergeldern die menschenverachtende Praxis vieler Unternehmer noch subventioniert.

Eine Fahrerin bestätigte eine auch für sie unerträgliche Realität. Ihr Fahrerjob reicht nicht zum Leben der alleinerziehenden Mutter, deshalb muß sie sich (wie viele andere auch) etwas mit einem 2. Job im Supermarkt noch hinzuverdienen.

Ich fand es beeindruckend, daß auch eine Aktivistin aus den Paketdiensten auf der Veranstaltung sprach. Die Arbeitsbedingungen in dem boomenden Internetversandhandel spotten jeder Beschreibung. Daß die verschiedenen Bereiche im Protest zusammenkommen ist ein gutes Zeichen.



Den Regenguß kommentierte ein Redner mit den Worten: "Auch Jesus mag uns nicht".


Platzregen

Bangbuex

He Super , ich bin ja sogar auf einigen von den Bildern.
Also die 200 Mitstreiter habe ich bei Dinotrans gezählt - nicht das hier jemand was falsch vertseht.
Es war eine gute Aktion - keine Frage, aber ich bleibe dabei -auch wenn andere anderer Meinung sind - der
Standort der Kundgebung (Dinotrans) war nicht der Richtige.
Aber nochmal, Dinotrans ist nicht Schuld am Lohndumping, sondern diejenigen die dafür den Rahmen geschaffen haben.
Dinotrans nutz diesen Rahmen - ohne Gewissenskonflikt" nur "schamlos" aus.
( machen wir alle und wer was anderes behauptet lügt sich in die eigene Tasche )
Tja Karsten - wo warst Du ? 


admin

ZitatTja Karsten - wo warst Du ? 
...mit der kleinen Digitalkamera und Stativ vor der Bühne.
Ingo Schulze hatte mich in seiner Rede sogar vorgestellt (wg. der Aktion in Flensburg).

Bangbuex

hm... auf dem Platzregen Bild sieht man mich ganz gut.  ;D

Bis demnächst mal wieder in diesem Theater !

admin

ZitatBis demnächst mal wieder in diesem Theater !
Gern.
Vielleicht schaffen wir es auch mal 'n Kaffee zusammen zu trinken!


admin

Für viele war es die erste Demo in ihrem Leben.

Es gab im Vorfeld Aufrufe an Menschen außerhalb der Transportbranche, sich an der Protestaktion zu beteiligen, denn es ging nicht um ein spezielles Problem der Speditionen, sondern um Lohndumping. Davon ist man in nahezu allen Branchen betroffen. Bisher kämpft jeder für sich allein.

Die Aufrufe blieben ungehört, es blieben die Leute aus der Branche unter sich. Mir ist es auch nicht gelungen nur einen Einzigen zum Mitkommen zu bewegen. Wirklich schade, denn genau das ist der notwendige nächste Schritt. Es reicht nicht, wenn jeder für sich allein kämpft. Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und Solidarität sind notwendig.

admin


  • Chefduzen Spendenbutton