"Für euch ist es Urlaub – für uns ist es Ausbeutung!" Amadeus Hostel Berlin

Begonnen von xyu, 09:34:58 Mi. 12.Februar 2014

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xyu

Zitat11. Februar 2014
Presseerklärung

*Für euch ist es Urlaub – für uns ist es Ausbeutung!*



Steht in großen Buchstaben auf dem Transparent der ehemalige Angestellten des Amadeus Hostels, das sie für eine Kundgebung am Samstag um 15 Uhr vor der Brunnenstraße 70 in Mitte vorbereiten.

Berlin kennt viele Großereignisse, wie die Modemesse Bread & Butter, die Berlinale oder die große Sylvesterparty am Brandenburger Tor. Millionen von Touristen verbringen jährlich ihren Urlaub in Berlin. Hinter den Kulissen putzen, kochen und reinigen täglich unzählige Menschen, um dieses Touristenkarussell aufrecht zu erhalten. Ihre Arbeit findet oft unter miesen Bedingungen statt und zu Löhnen, von denen nicht mal eine Wohnung bezahlt werden kann. Dazu gehören auch die Angestellten des Amadeus Hostels in der Brunnenstraße 70 und ihre Geschichten.

"Ich arbeitete 39 Stunden in derWoche und am Monatsende erhielt ich 100€, umgerechnet waren das ca. 65Cent pro Stunde", so ein ehemaliger Angestellter. Andere erzählen, dassStrafzahlungen vom Hostelbetreiber nach ihrer Kündigung eingefordertwurden. "Eine Kollegin erbat 2 Tage Urlaub über die Weihnachtsfeiertage,daraufhin wurde sie fristlos gekündigt und musste eine Vertragsstrafevon 1000€ zahlen."

Die jungen Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern gelangen überInternetanzeigen bei Arbeitgebern wie dem Amadeus Hostel. Ein freundlichklingendes Schild am Eingang offeriert: "Kostenlose Unterkunft undVerpflegung für ein paar Stunden Arbeit."In der Praxis folgen ungesicherte Arbeitsverhältnisse und schlechteBezahlung. "Bei Amadeus erhielten wir nur Arbeitsverträge, wenn wirpermanent nachfragten und drängten. Betrogen wurden wir beiVertragsabschluss alle." Nach Aussagen der Gewerkschaften und einesArbeitsanwaltes wird kein Arbeitsgericht diese Verträge akzeptieren.

Neben den prekären Arbeitsbedingungen wird auch der rassistische HostelAlltag auf der Kundgebung im Fokus stehen. Ein hinter der Rezeptionverstecktes Schild weist die Angestellten darauf hin, dass Menschen ausRumänien, Bulgarien und Israel nicht aufgenommen werden dürfen. Dagegenleben in dem Hostel unter hygienisch schlechten Bedingungen Menschen ausPolen und Russland, die von ihren Firmen hier untergebracht werden. "Ichwurde regelmäßig beauftragt Schimmel in den Zimmern zu überpinseln.Viele Betten waren verdreckt und von Insekten befallen. Aufgrundunbezahlter Rechnungen waren viele Schädlingsbekämpfungsfirmen nichtmehr bereit für das Hostel zu arbeiten."

Berliner Jobcenter scheinen dagegen wenig Probleme mit den Zuständen zu haben. Einige der Zimmer werden bezahlt, um von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen unterzubringen.Wer sich gegen diese Zustände und die Ausbeutung wehrt, verliert umgehend den Job. "Wir alle haben uns daher zusammengetan und rufen zur Kundgebung am Samstag auf", so eine ehemalige Angestellte.

"*Für euch ist es Urlaub – für uns ist es Ausbeutung!" – Kundgebung 15Uhr Brunnenstraße 70, U-Bahnhof Voltastraße *

 
http://amadeus.blogsport.eu/

xyu

ZitatUnter dem Motto: ,,Für Euch ist es Ur­laub, für uns ist es Aus­beu­tung!" fand heute, am 15.​02.​2014 um 14 Uhr eine Kund­ge­bung vor dem Ama­de­us Hos­tel in der Brun­nen­stra­ße 70, 13355 Ber­lin statt. Die Kund­ge­bung wurde von einer Grup­pe ge­feu­er­ter, über­wie­gend eng­lisch­spra­chi­ger An­ge­stell­ten des Ama­de­us Hos­tels in­iti­iert, die u.a. von der Ber­li­ner Er­werbs­lo­sen­in­itia­ti­ve Basta! un­ter­stützt wurde. Au­ßer­dem be­tei­lig­ten sich an der Pro­test­ak­ti­on die Ber­li­ner FAU, DIE LINKE sowie un­se­re Ber­li­ner IWW-​Orts­grup­pe.

Wie die Be­trof­fe­nen sag­ten, wur­den sie ge­feu­ert, weil sie nicht mehr län­ger be­reit sind, zu sit­ten­wid­ri­gen Hun­ger­löh­nen (zwi­schen 0,65 € / h und 4,50 € / h) bei Ar­beits­zei­ten bis zu 12 Stun­den und ohne Ar­beits­ver­trä­ge zu schuf­ten. Wie die be­trof­fe­nen Kol­le­gIn­nen und Kol­le­gen wei­ter er­zähl­ten, waren sie dazu an­ge­hal­ten, Men­schen aus Bul­ga­ri­en, Ru­mä­ni­en und Is­ra­el den Zu­tritt zum Hos­tel zu ver­wei­gern.

Weil sich diese ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rIn­nen des Ama­de­us Hos­tels gegen sol­che ras­sis­ti­schen Vor­ga­ben wehr­ten und sich diese mi­se­ra­blen Ar­beits­be­din­gun­gen nicht län­ger ge­fal­len las­sen woll­ten, wur­den sie kur­zer­hand von einem Tag auf den an­de­ren ent­las­sen. Da sie ge­feu­ert wur­den, ver­wei­gert das Job Cen­ter ALG II, so dass die ent­las­se­nen Kol­le­gIn­nen und Kol­le­gen in ihrer Exis­tenz durch Woh­nungs-​ und Er­werbs­lo­sig­keit be­droht sind. Die be­trof­fe­nen Kol­le­gIn­nen und Kol­le­gen wol­len das nicht hin­neh­men und for­dern:

- Löhne zum Leben
- un­ein­ge­schränk­ten Zu­gang zu So­zi­al­leis­tun­gen
- Wohn­raum für alle

Bei der Ak­ti­on wurde mit Re­de­bei­trä­gen über die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on in­for­miert und der Ein­gang des Hos­tels mit einem Trans­pa­rent ver­sperrt, wel­ches zum Boy­kott des Ama­de­us Hos­tels auf­rief. Ein an­schlie­ßen­der Rund­gang durch das Hos­tel, wel­ches offen stand, of­fen­bar­te einen er­bärm­li­chen und ver­ranz­ten Zu­stand, was der Ar­beits­si­tua­ti­on der dor­ti­gen Ar­beits­kol­le­gIn­nen und Ar­beits­kol­le­gen ent­spricht. Nach­dem aus einem Fens­ter ein Trans­pa­rent ,,Ohne Ar­beits­ver­trag ge­ar­bei­tet, ohne Geld ge­feu­ert – Geld her!" ge­hal­ten wurde, ging die Kund­ge­bung mit einem Er­fah­rungs­aus­tausch der Be­tei­lig­ten lang­sam zu Ende.

Wir, die Orts­grup­pe Ber­lin der IWW, be­kun­den un­ein­ge­schränk­te So­li­da­ri­tät mit allen Kol­le­gIn­nen und Kol­le­gen aus der Hos­tel-​ und Ho­tel­bran­che, die mie­sen Ar­beits­be­din­gun­gen aus­ge­setzt sind. Wir un­ter­stüt­zen ihren Ar­beits­kampf gegen zu­neh­men­de un­ver­fro­re­ne Aus­beu­tung in einem rei­chen Land wie Deutsch­land. Lasst uns ge­mein­sam sol­che Zu­stän­de wie im Ama­de­us Hos­tel in die Öf­fent­lich­keit tra­gen und ge­mein­sam gegen Aus­beu­tung, Lohn­dum­ping und Armut kämp­fen! Nur zu­sam­men kön­nen wir unser Recht durch­set­zen.

Boy­kot­tiert das Ama­de­us Hos­tel!
Quelle: http://iwwberlin.blogsport.de/2014/02/15/protestkundgebung-von-entlassenen-lohnarbeiterinnen-und-lohnarbeitern-des-amadeus-hostels/

ZitatDoch nicht nur das Hostel steht am heutigen Tag im Fokus, auch die Praxis der Jobcenter soll hier öffentlich gemacht werden.

Erst war es einer und dann kamen immer mehr Menschen aus verschiedenen Ecken Europas in die Sozialberatung der Erwerbsloseninitiative BASTA. Eine Aktivistin der Initiative sagt dazu: ,,Mit Job und ohne Arbeitsvertrag werden die Beschäftigten vom Jobcenter nicht als Aufstocker_Innen anerkannt und müssen von 100€ Hungerlohn im Monat leben. Nach der Kündigung werden ihnen die Leistungen erneut verweigert, da sie keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Für Menschen aus der EU ohne deutschen Pass stellt Erwerbsarbeit aber eine Bedingung für den Bezug von ALG II dar. Wir fordern uneingeschränkten Zugang zu Sozialleistungen für alle, unabhängig vom Pass oder ähnlichem Quatsch."
Seit dem Versuch Deutschlands, das Europäische Fürsorgeabkommen einseitig außer Kraft zu setzen, suchen immer mehr Menschen aus dem europäischen Raum Unterstützung im Umgang mit dem Jobcenter in der Erwerbslosenberatung BASTA. Das sogenannte Fürsorgeabkommen organisierte den Zugang zu Sozialleistungen im westeuropäischen Raum seit den 50er Jahren und garantierte so Menschen eine Existenzgrundlage, die ihren Lebensmittelpunkt in Europa veränderten.
Während der Stammtisch über ,,Sozialtourismus" und ,,Armutsmigration" fabuliert, wird Menschen pauschal die Existenzgrundlage entzogen. Die Jobcenter sind mitverantwortlich für die Umsetzung dieser Festungsmentalität. Das Jobcenter verweigert den Zutritt von nicht-deutschsprachigen Minijobber_Innen und somit die Antragsannahme mit Verweis auf die ,,Amtssprache". Schafft es jemand mit selbstorganisierten Übersetzer_Innen die Eingangszone zu überwinden, werden sie konfrontiert mit unzähligen Formularen über ihre Migrationsgeschichte, einer verzögerten Antragsbearbeitung und stereotypen Unterstellungen von Schwarzarbeit. Schließlich werden die Anträge mit Verweis auf ihren fehlenden Arbeitnehmerstatus abgelehnt und es bleibt nur der Gang zum Sozialgericht, wo ihnen die Leistungen schließlich zugesprochen werden.

Die selbstorganisierte Erwerbslosen-Beratungsstelle BASTA im Wedding unterstützt die Betroffenen dabei, ihre ökonomischen Bedingungen zu verbessern und die Isolierung im Job und im Amt durch solidarisches Begleiten aufzubrechen. Ihr Plenums- und Beratungsraum hat sich zum politischen Ausgangspunkt für einige der ehemaligen Hostel-Angestellten entwickelt.
KEINSPAM.solidarisch-begleiten (ät) riseup.net   www.bastaberlin.de
http://de.indymedia.org/2014/02/352421.shtml

xyu

ZitatZum 1. März lädt die Gruppe der Amadeus-Angestellten zusammen mit der Foreigners' Section alle Hostel-Beschäftigten in Berlin ein, ihre Erfahrungen untereinander auszutauschen. Wir werden erprobte Strategien diskutieren, um die Arbeitsbedingungen in den Hostels verbessern zu können. Nur wenn wir zusammenarbeiten, könnnen wir das bekommen, was uns auch zusteht!

Treffen: Samstag, 1. März 15.00, FAU-Lokal, Lottumstraße 11 (U-Bahn Rosenthaler Platz)
http://berlin.fau.org/news/fuer-euch-ist-es-urlaub-fuer-uns-ist-es-ausbeutung

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