Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, weiß, daß eine System, das auf permanentem Wachstum basiert, auf Dauer nicht funktionieren kann. Das ständige Umverteilen von unten nach oben kann nicht ewig weitergehen. Der Kapitalismus zerstört nicht nur das Ökosystem, er lebt zu weiten Teilen auf Pump und erzeugt immer neue Blasen. Die Coronahilfen, die aus dem Hut gezaubert wurden, waren unvorstellbar hoch und man fragte sich, wie man das Geld wieder reinholen will. Bevor man sich weitere Gedanken darüber machen konnte, waren 100 weitere Milliarden zur Kriegsfinanzierung da.
Es sieht so aus, als hätte man gar kein Interesse daran, diese Probleme mit den konventionellen Wirtschaftskonzepten zu lösen. Man will vielleicht dieses Regelwerk, das schon längst an seine Grenzen gestoßen ist, außer Kraft setzen. Ein Ausnahmezustand bietet sich an.
Wir müssen begreifen, dass der Kapitalismus sich in einer Sackgasse befindet. Er kann das Inflationsproblem nicht lösen (die Erhöhung der Leitzinsen, die vielfach gefordert wird, wurde die Wirtschaft in eine tiefe, lang anhaltende Depression stürzen, die auch von Inflation begleitet wäre) und er muss massiv Kapital vernichten. Eine Möglichkeit dazu ist, einen größeren Krieg zu führen.
Rudi Rocker schrieb bereits vor 8 Jahren:
Ich kann es aber nicht mehr hören daß man darauf wartet, daß "es" knallt.
Jupp, so ist es!
Wenn es "knallt" und wir kein Konzept für eine Veränderung der Verhältnisse anbieten können, dann ist es zu spät!
Konnte und kann man in der Ukraine sehr gut sehen.
Es fehlte (auch mir) an Phantasie, was passieren würde, wenn es einfach nicht mehr so weitergeht. Das Ende der Fahnenstange des Kapitalismus hätte (jedenfalls in meiner Vorstellung) viel früher kommen müssen, doch es passierten unvorhersehbare Dinge. Der Fall der Mauer, der Zerfall der Sowjetunion, gab dem Kapitalismus neue Perspektiven, bzw. weitere Zeit. Das System konnte sich weiter nach Osten ausbreiten ohne Zutun der Wehrmacht. Die Wirtschaft, die zuvor in staatlicher Hand war, wurde geplündert. DDR Betriebe wurden für eine D-Mark verkauft, gut funktionierende "Konkurrenz" wurde abgewickelt. In der Ex-Sowjetunion herrschte Wildwest. Bei den Plünderungen der Staatswirtschaft herrschte Mord und Totschlag. Dort legten die Oligarchen die Basis für ihren Reichtum. Der Vormarsch nach Osten endete, als er auf Pazifischen Ozean stieß. Nun ist auch China eine kapitalistische Großmacht und an seine kapitalistischen Grenzen gestoßen. Nun rollt die globale kapitalistische Krise in umgekehrter Richtung über den Globus wie ein Tsunami.
In einer solchen Situation erwarte ich eigentlich Massenproteste und Unruhen. Hier blieb es ruhig, während die Unruhen rund um den Globus stattfanden, die Arabellion, Chile, Hongkong, Haiti, Sudan, die Flamme der Rebellion loderte.
Einige sagen immer, in Deutschland könnte es nie passieren, doch das halte ich für Unsinn. Das hat mit fehlenden Phantasie der Linken zu tun. Die Herrschende Klasse befaßt sich schon länger mit dieser Möglichkeit, bewaffnet sich bis an die Zähne und kackt sich ein. Ein Ausnahmezustand, ein Krieg, ein äußerer Feind, das wäre ein möglicher Ausweg. Ein Aushebeln demokratischer Rechte, Massenenteignungen durch eine Inflation.
Geplante Obsoleszenz galt bisher für Produkte, die man kaufen und kurze Zeit später wegschmeißen sollte. Nun zerkloppt man ganze Städte und Gesellschaften. Dann kann man wieder aufbauen, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftswunder, blablabla.
Soweit meine unausgegorenen Gedanken zum Thema.