Nur falsche Prognosen sind gute Prognosen

Begonnen von dagobert, 03:32:56 Do. 22.Mai 2014

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

dagobert

Zitat
Nur falsche Prognosen sind gute Prognosen und das ist auch ganz gut so

Hellseher, Wahrsager, Kaffeesatzleser, Spökenkieker, Astrologen und Ökonomen haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Prognosen gehen meist in die Hose. Und wenn sie das ausnahmsweise einmal nicht tun, ist das reiner Zufall.
Man hat sich längst daran gewöhnt: Das Ritual findet alle paar Monate aufs Neue statt, und das Publikum wird nicht müde, sich das anzuhören. Irgendwelche Wirtschaftsweisen treten auf und verkünden: Die Konjunktur hat sich erholt, die Wirtschaft wächst, es geht bergauf.
Leider, leider aber hat sich inzwischen gezeigt, dass die Prognose vom letzten Quartal total daneben lag und nach unten korrigiert werden muss. Woran das lag? Nun ja, die Konjunktur hat sich nicht so positiv entwickelt wie erwartet.

Wie denn? Wo denn? Was denn?
Bei Prognosen geht's doch wohl warum, etwas vorauszusagen, oder? War gar nicht voraussehbar, was da vorausgesagt wurde?
Nein.
Und was soll dann eine Prognose?

Ist doch klar: Wenn sich die Leute nicht an die Prognose halten, kann man nix machen. Die Zahlen, Indices, Kennziffern, Parameter und Trends der Prognose sind allesamt über jeden Zweifel erhaben. Die Berechnung ist einwandfrei. Aber die Konsumenten, die Käufer, die Hausfrauen, die Händler und die Produzenten machen alles falsch. Da kann ja eine Prognose gar nicht hinhauen.

Der konsumierende, produzierende oder handelnde Mensch ist offenbar nichts weiter als ein Störfaktor im Getriebe der ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.
Einer davon ist der, dass die Ökonomie wenigstens in dem Teil, der sich mit Prognostik beschäftigt, keine positive Wissenschaft ist. Sie kann Aussagen über mögliche künftige Ereignisse nur mit Hilfe von Modellen treffen, für die detaillierte Ceteris-paribus-Bedingungen gelten. Insofern ist die Anmerkung, dass sich die Leute nicht an die Prognose halten und die Prognose deshalb nicht eintreffen konnte, viel mehr als ein Kalauer. Sie trifft nämlich zu.
[...]
Wenn ökonomische Prognosen wenigstens ab und zu einmal einträfen, kämen die Wirtschaftswissenschaften wenigstens auf das Niveau der Astrologie und der Wahrsager. Die sagen ja meistens Ereignisse voraus, und Ereignisse können entweder eintreffen oder nicht eintreffen, haben also eine 50-prozentige Eintrittswahrscheinlichkeit. Jede zweite Prognose trifft also schon rein zufällig zu. Davon können Wirtschaftsprognostiker nicht einmal träumen.
http://www.nachdenkseiten.de/?p=21794
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

  • Chefduzen Spendenbutton