Entpolitisierung

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 15:48:35 Do. 26.Juni 2014

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ManOfConstantSorrow

Bei der bewußt vorangetriebenen Entpolitisierung, sollte man sich über die aktuellen Blüten, die sie hervortreibt,  nicht sonderlich wundern. Es gibt keine Klassenverhältnisse mehr, keine sich gegenüberstehenden Interessen, keine gesellschaftlichen Zusammenhänge, sondern nur noch individuen. Da ist es nur folgerichtig, wenn politische Entscheidungen die Namen von irgendwelchen Leuten tragen. Die Hartz Gesetze oder die Riesterrente wären Beispiele.

Als Merkel an die Macht kam, wurde auch nicht mehr gefragt, für welche Politik sie denn steht. Stattdessen wurden die Medien nicht müde festzustellen, daß das Ruder des Staates jetzt eine Frau führt, sogar eine Ostdeutsche und auch noch evangelisch. Und welche Folgen hatte das? In keinem anderen Europäischen Staat gibt es einen so großen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, Ostdeutschland ist weiterhin die Niedriglohnzone der Republik und Wirtschaft und Regierung haben den DGB so gut im Griff, daß dieser es nicht wagt, gleiche Löhne Ost und West zu fordern.

Bei Berlusconi gab es auch kein mediales Interesse daran, daß er der reichste Mann Italiens ist, ein Medienmonopol besitzt, mit der Mafia und Faschisten zusammenarbeitet, das Land ausplündert und ruiniert und das Recht beugt. Stattdessen waren die Medien voll mit der menschlichen Seite des Oligarchen, mit Haartransplantationenen gegen die Glatze und Bunga Bunga Parties.

Nach der Herrschaft des dummen und häßlichen Cowboys George W. Bush jubelten die Medien weltweit bei der Wahl des schwarzen Messias Yes-We-Can-Obama. Einmal das Fazit zu ziehen, daß der gutaussehende und redegewandte "mächtigste Mann der Welt" eine noch zynischere und faschistoidere Politk als sein Vorgänger verfolgt, war nicht mehr Sache der Medien. Heute geht des dem schwarzen Teil der US Bevölkerung schlechter als unter Bush.

Hillary Clintons neue Autobiographie wurde in der 1.Woche bereits 100.000 Mal verkauft. Medial gibt es Kritik an ihrem Schreibstil, nicht an ihrer Politik. Sie kritisiert Obama dafür zu weich zu sein. Da läßt erahnen, was von ihr politisch zu erwarten ist, wenn sie Obamas Platz einnehmen sollte.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Troll

Es findet ja selbst im Bundestagsinnern keine Politik mehr statt, Politisches wird in Hinterzimmern ausgehandelt und die großen Medien loben und (v)erklären dann die alternativlosen Ergebnisse des Handels.




Generaldebatte - Selbstlob

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

ManOfConstantSorrow

Das kommt dabei raus, wenn es plötzlich kein links und kein rechts mehr geben soll, kein oben und unten, keine Klassengegensätze und -Widersprüche:

Neuseeland:
ZitatDotcom wohnt in Neuseeland, ist aber kein Staatsbürger und kann deshalb nicht selbst ins Parlament gewählt werden. Stattdessen finanziert er die Internet Party mit Millionen von Dollar. Auf wundersame Weise hat er außerdem Laila Harré als Parteivorsitzende an Bord gebracht, eine respektierte Gewerkschaftlerin, Feministin und ehemalige Grüne. Und Internet Mana ist nun der neue politische Mix aus Dotcoms Partei und Mana, einem sozialistisch angehauchten Ableger der Maori-Partei.

Wir haben ja die Piraten. Und in Neusseland kann sich so ein Oligarchenarsch auch eine Partei kaufen, richtig hip, etwas ethno, etwas feministisch, einen Hauch sozialistisch, aber in seinem Sinne.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Historisches Wissen und politische Diskussionen werden ausgemerzt.
Stattdessen wird mit dem "Bauchgefühl" gearbeitet. Was könnte da besser funktionieren als dramatische Medienbilder?

Die im Dauerloop laufenden Bilder der einstürzenden Twin Towers vom 11. September genügten, um eine weltumspannende Überwachung durchzusetzen und den "War Against Terror" auszurufen, eine Art globaler Kriegszustand, der die Aushebelung von Grund- und Menschenrechten rechtfertigte.

Als der Komponist Karheinz Stockhausen über 9-11 sagte, ",,Also was da geschehen ist, ist natürlich - jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat ..." galt es als Skandal und er mußte Konzerte absagen.

Jetzt gibt es wieder emotional sehr bewegende Bilder: Internetfilmchen von der Enthauptung zweier Amerikaner und eines Briten.
Diese Bilder waren notwendig um einen erneuten Kriegseintritt der USA politisch durchsetzbar zu machen, es wird versucht mit Hilfe dieser Aufnahmen auch weitere westliche Staaten in das Kriegsgeschehen zu ziehen.

Es geht dabei nicht um die Rettung von Menschenleben. Es geht um Emotionen. Menschenleben sind auch in der westlichen Welt von einem geringen Wert. In den USA werden weiterhin Menschen hingerichtet, nachweislich auch Unschuldige. Auf amerikanischen Straßen sterben mehr Menschen durch Schußwaffen als in all ihren militärischen Auseinandersetzungen. Und gerade hörte ich die Meldung, daß in der BRD jährlich 10.000 Menschen an der überflüssigen Verschreibung von Medikamenten sterben. Ginge es um Menschenleben, wäre es nicht schwierig gegen diese Mißstände vorzugehen.

Es geht ausschließlich darum ein Klima zu erzeugen in dem eine zynische und brutale Machtpolitik durchsetzbar wird.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

dagobert

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 10:52:33 Di. 16.September 2014
Jetzt gibt es wieder emotional sehr bewegende Bilder: Internetfilmchen von der Enthauptung zweier Amerikaner und eines Briten.
Diese Bilder waren notwendig um einen erneuten Kriegseintritt der USA politisch durchsetzbar zu machen, es wird versucht mit Hilfe dieser Aufnahmen auch weitere westliche Staaten in das Kriegsgeschehen zu ziehen.
Und der IS hat auch prompt das Gewünschte geliefert. Wie zuvorkommend die doch sein können ... gibt es schon ein Dankschreiben von Obama?
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

BakuRock

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 10:52:33 Di. 16.September 2014
............
Jetzt gibt es wieder emotional sehr bewegende Bilder: Internetfilmchen von der Enthauptung zweier Amerikaner und eines Briten.
Diese Bilder waren notwendig um einen erneuten Kriegseintritt der USA politisch durchsetzbar zu machen, es wird versucht mit Hilfe dieser Aufnahmen auch weitere westliche Staaten in das Kriegsgeschehen zu ziehen.
........

Wie jetzt...? Ist es tatsaechlich noch notwendig die Videos zu zeigen, oder reicht nicht schon die allgegenwaertige Berichterstattung darueber, die Meinung zu BILDen?
Hat jemensch diese Videos tatsaechlich schon mal SELBST gesehen, oder nur vom Hoerensagen?

Nur mal so gefragt  :rolleyes:
---
Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

Eigentumsfragen stellen!

Wer sind FAUistas

Rudolf Rocker

Hat irgendjemand selbst die russischen Panzer und Soldaten in der Ukraine gesehen?
Ich meine jetzt nicht die Krim, da waren die nämlich schon vor 50 Jahren stationiert!

Kuddel

Konsequent wird ein Verständnis der Machtverhältnisse verhindert oder für überflüssig gehalten.
Statt die Existenz der Klassenverhältnisse zu sehen und zu untersuchen, zog man sich zurück auf ein Bauchgefühl. Die Alternativszene sprach bereits in den 70er Jahren nur noch davon alternativ zu sein (alternativ zu was?) und es "anders" machen zu wollen. Anders lernen, anders arbeiten.
Vor nicht zu langer Zeit stand selbst auf der Homepage der FAU (unter "Wer sind wir Faustias?"), man sei weder links noch rechts und begründete es damit, das seien Begriffe aus dem Parlamentarismus und mit dem habe man schließlich nichts zu tun. Dieser Quark ist inzwischen von der FAU Homepage verschwunden. Dann ließ Ken Jebsen endgültig die Dämme brechen indem er Faschisten attestierte weder links noch rechts zu sein.

Nun haben wir den Salat. Die Nazis behaupten weder links noch rechts zu sein und schon sind sie attraktiv und Tausende marschieren mit.

Rudolf Rocker

Das Problem konnte man schon seid einigen Jahren in verschiedenen "Szenen" beobachten, z.B.beim Oi-Punk.
Diese Szene behauptet von sich "unpolitisch" zu sein, was dazu führte, das sie systematisch von Neonazis unterwandert wurde und das für die Beteiligten offenbar überhaupt kein Problem darstellte.
Mit Nazis hat dort niemand ein Problem, aber mit Leuten die auf solche Probleme hinweisen sehr wohl.


Auch die Hardcore- Szene wurde von Neonazis unterwandert. Aber hier stießen sie auf deutlich größeren Widerstand und es entwickelten sich antifaschistische Strukturen (Good night wide pride).

Nun ist der Faschismus wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, was nicht groß verwundert, da weite Teile dieser "Mitte" schon immer sehr rechtsoffene Tendenzen erkennnen ließ. (siehe Heitmeyer-Studien).

Positiv ist alleine, das es auch noch Menschen gibt die anders Denken und gegen Faschismus auf die Straße gehen. Das lässt mich hoffen!

Kuddel

Oh, wo du gerade Jugendkulturen, Musik-Subkulkturen ansprichst... Ich war auf dem Metalfest auf der Loreley. Einfach unglaublich wieviel Deutschlandfahnen auf dem Zeltplatz des Festivals wehten. Und wieviel Nazi-T-Shirts und Embleme an den Metalfest zu sehen waren. In einer Reihe vor mir war eine kleine Freundesgruppe, 2 trugen Aufnäher eher linker Punk Bands wie "3.Wahl", der 3. ein Shirt mit einem Baum, an dem diejenigen aufgeknüpt waren, die "nicht an unsere Götter glauben".

Rudolf Rocker

Und Freiwild ist ja auch ´ne unpolitische Band! >:(
Es ist zum Teil echt erschreckend wieviel Dummheit einem da entgegenweht!
Ich warte nur noch auf irgendwelche Idioten die behaupten das Skrewdriver eine unpolitische Band war!

Kuddel

Es ist unglaublich, wie sehr politische Inhalte aus der politischen Diskussion getilgt worden sind.
Ich weiß immer weniger, warum sich die Linkspartei überhaupt noch so nennt. Sarah Wagenknecht tritt gelegentlich auch rechtspopulistisch auf. Die Junge Welt verbittet sich Kritik an ihr, denn sie ist das Aushängeschild der "Kommunistischen Plattform" und somit wird jetzt eine Kritik an Wagenknecht als antikommunistisch oder anti-links diffamiert. Nicht nur Gysi tritt jetzt für die Position "hauptsache mitregieren" (politischer Inhalt ist scheißegal) ein.

Die herrschende Klasse findet inzwischen die bürgerliche Demokratie (so beschissen sie aus unserer Sicht auch sein mag) lästig und öffnet die Schleusen in Richtung Faschismus.

So werden die Strategien des rechtsradikalen Theoretikers Jürgen Elsässer in der Praxis umgesetzt.
Die Medien, die Bildungssysteme und "die Politik" werden als links dargestellt und somit ist ein Protest "gegen die Eliten" nur von rechts möglich.
"Wir schaffen das" bedeutet: Merkel holt islamische Terroristen ins Land.
Die Unzufriedenheit mit der herrschenden Politik und den Verhältnissen wird in die simple Forderung gegossen: Merkel muß weg!




Ich sehe kaum mehr linke Positionen. Sowohl in diesem Forum alsauch im LabourNet, finden sich Texte, in denen man als einzigen Schutz gegen den rechten Tsunami, die Solidarisierung mit Merkel und dem Staat propagiert und die einzige Hoffnung im bürgerlichen Rechtsstaat sieht. Wenn Linke, CDU und Regierung auf einer Linie liegen, dann ist auch wirklich nur noch eine Opposition von rechts möglich. Die bürgerlichen Medien machen das nun auch plakativ klar:


Es geht nur noch um Protest gegen "die Politik" und fragt nicht, welche Richtung die herrschende Politik und deren Alternative hat.

Die herrschende Politik ist rassistisch, kriegstreiberisch, gegen Arme und Pro-Wirtschaft und die Alternative soll lauten: Noch rassistischer, noch agressiver und militaristischer, noch brutaler gegenüber die Armen und ein noch radikalerer Wirtschaftskurs.

Kuddel

Die Onlineausgaben der Mainstreammedien haben voll auf hippen, knappen facebook- und Twittersprech umgeschwenkt.
Schnellcheck, was wir wissen müssen, was gar nicht geht, was peinlich ist und worüber das Netz lacht. Haha.
Küchenpsychologie statt politischer Inhalte.

Ich kann es nicht mehr ertragen, wie ständig über die Person Trump berichtet wird, statt über die Politik, für die er steht.

Die Formulierung aus früheren linksfeministischen Tagen von "alten weißen Männern", war eine knappe Kritik an den herrschenden Machtstrukturen. Heute haben Medien und Politiker sich diesen Spruch angeeignet zur Entpolitisierung. Es geht nur noch um Personen und nicht mehr um Posititionen und Inhalte. Bernie Sanders ist beispielsweise ein weißer alter Knacker, aber trotzdem nicht halb so scheiße, wie der schwarze Obama oder die femininstisch daherquatschende Clinton.

Mit diesem Scheißspruch könnte man auch zur Wahl von Angela Merkel oder Marine Le Pen aufrufen.
Wird aber nicht in unserem Interesse liegen.

Es soll aber nicht mehr über Interessen und Machtverhältnisse diskutiert werden.
Nur noch Oberfläche, Promis und Gefühle.

Kuddel

Es geht weiter mit der gefühlten Politik. Und weiter wird schön ausgewichen, wessen Interessen vetreten werden.

Zitat Emmanuel Macron:
"Er ist ein Typ, mit dem man gern befreundet wäre"




Die französische Politik ist alt und elitär, er ist jung und bricht mit Tabus.
http://www.zeit.de/campus/2017-02/emmanuel-macron-frankreich-wahl-junge-generation-unterstuetzung

ZitatCDU:
Nur noch kurz die CDU retten


Diana Kinnert ist konservativ, sieht aber nicht so aus. Sie will die Ehe für alle, Gras legalisieren und die CDU vor dem Aussterben bewahren.
http://www.zeit.de/campus/2017-02/cdu-bundestagswahl-neue-konservative-diana-kinnert

Och, jetzt reicht es schon etwas jünger zu sein und sein Basecap zu drehen.
Und besonders geil finden unsere Medienspinner ja die "Tekkies" aus Silicon Valley. Znd jetzt wundert man sich, daß all die hippen Tekkies nicht gegen den uncoolen Trump rebellieren.

Nein, es ist nicht nur die Herrschende Klasse zum Kotzen, sondern auch deren jungen und hippen Lautsprecher, egal ob in Politik oder den Medien.

Kuddel

Igendwie wird ein gewisser Lifestyle als politisch verkauft.
Zuhause in den digitalen Medien, komische Tatoos, merkwürdige Gesichtsbehaarung, ohrlocherweitert, LGBT und bewandert randbereichiger Musikkultur. Das gilt als irgendwie progressiv, links, hip und als Gegenkultur. Es ist an der Zeit klarzstellen, daß diese Szene nicht nur politisch strohdoof ist, sondern auch reaktionär.

Und die Speerspitze dieser zukunftsgewandten Hipness findet man im Silicon Valley und all den tollen Start-ups.

Letzt gab es ein Radiofeature über das Silicon Valley.
Es war nichteinmal gut gemacht, aber es geht mir nicht aus dem Kopp.
Da hat man aus Tibet einen Meditationslehrer eingeflogen, weil man mit Meditation mehr Arbeitsleistung erzielen kann.
Die Leute nehmen alle möglichen Drogen und haben die Möglichkeit sich z.B. bei Google bis zu 30% Arbeitszeit freizunehmen (wenn sie ihr Arbeitspensum trotzdem schaffen), um sich für gute soziale Dinge zu engagieren. Man gibt obdachlosen Kindern Suppe aus, geht mit Ghettokids in den Zoo, solche Sachen, um sich wieder moralisch ok zu finden.

Zu meinen Haßformulierungen gehört, "Die Welt ein Stück besser machen." So einen Scheiß glaubt man da. Man glaubt auch, man wäre eine coole Gruppe, doch sind es alles Einzelkämpfer in härtestem Konkurrenzkampf, kurz vor dem Burnout. Und sie träumen alle davon, auch so eine Idee wie "Uber" zu haben, um damit schweinereich zu werden und gleichzeitig aus der Welt einen besseren Ort zu  machen. Daß diese ganze verkackete "Share economy" nichts weiter, als verschärfte Ausbeutung bedeutet, begreifen diese Hohlbirnen nie.

Übrigens: Wißt ihr woher der Name UBER kommt?
1979 haben die Dead Kennedies den Song "California über alles" herausgebracht, um die hippiefaschistische Ideologie Kaliforniens satirisch anzugreifen.
Zitat... Americans were supposedly looking for "a leader on a white horse", and to the totalitarian regime of George Orwell's classic novel Nineteen Eighty-Four to describe a future (from a 1979 perspective) where Jerry Brown has become President, and his "suede denim secret police" kill "uncool" people with "organic poison gas" chambers.
https://en.wikipedia.org/wiki/California_%c3%9cber_Alles

Dieses "Über" wurde zum geflügelten Wort und man benutzt es für alles, was einfach "mega" ist. Tja, jetzt haben die Hippiefaschisten sich das Wort angeeignet, mit dem sie einst angegriffen worden sind. Und als Ami gibt man sich mit Pipifax wie U-Umlauten auch nicht ab. Nun ist die Kutschiererei durch Sklaven einfach nur noch "mega"!

Ausgerechnet in der ZEIT habe ich einen Kommentar gefunden von jemandem, dem der Hype ums Silcon Valley ebenso auf den Sack geht. Auch wenn der Text recht lang ist, konnte ich nahezu jeden Satz goutieren.

ZitatFuck you, Silicon Valley!

Die IT-Bosse aus Kalifornien werden als Weltverbesserer gefeiert. Dabei sind ihre Visionen selbstverliebt, antidemokratisch und bestenfalls naiv, sagt unser Autor.


Von Alard von Kittlitz

Neulich Abend, kurz vor elf, habe ich mal wieder so richtig Hass empfunden, das war beinahe schön. Das Fernsehen, ARD, zeigte ein Reportageformat, Titel der Ausstrahlung: Go West, ihr Genies! Eine Sendung über Deutsche, die im Silicon Valley leben, in diesen paar Kleinstädten bei San Francisco also, wo die ganzen Internetunternehmen und Start-up-Finanzierer sitzen, die die Welt ständig von sich reden machen, als seien da nur noch lauter Mozarts und Picassos unterwegs, und in der ARD-Sendung wurde das auch wieder in genau diesem anhimmelnden Standard-Valley-Berichterstattungs-Sound wiedergegeben, den ich nicht mehr ausstehen kann.

In der ersten Minute ist schon die Rede von den "Talenten, Erfindern und Propheten" dort und vom "Tal der Zukunft", aus dem eine Revolution auf uns zurolle, bis nach Deutschland werde diese rollende Revolution, äh, rollen; es folgt in Minute zwei der Unternehmensgründer Stefan Groschupf, der wie ein untersetzter Papagei die üblichen Valley-Soundbits brabbelt, Start-ups seien die Revolution des 21. Jahrhunderts, das Silicon Valley habe mehr Innovationspotenzial als die Nasa, weil es Raketen ins All schieße (Herr Groschupf, bei allem Enthusiasmus – Contenance! Das hat sich doch schon Wernher von Braun 1942 ausgedacht, für die Nazis!), und Groschupf selbst hat gerade eine besonders feine App gebastelt, die das Kommunikationsprozedere beim Verkaufen von Pkw automatisieren soll, na, endlich gibt es so was, für die braucht er jetzt sechs bis zehn Millionen Dollar Finanzierung; und dann kommt in Minute drei die powermäßig joggende Margit Wennmachers daher, eine Frau immerhin und damit Exotin im Silicon Valley, sie ist Partnerin bei dem mächtigen Investment-Unternehmen Andreessen Horowitz und darf Schecks über Dutzende Millionen Dollar an Start-ups ausstellen, und als diese Frau in Minute fünf endlich wieder das sagt, was ich wirklich jedes Mal hören muss, wenn ich von den Leuten aus dem Valley was über das Valley erfahren soll, nämlich wie die erfolgreichsten Unternehmer dort die Welt verändern, da ist der Hass dann richtig schön und heiß und wonnevoll da.

Dahinter steckt in der Regel nämlich auch gleich die Behauptung, man wolle die Welt sogar besser machen. Alle sollen dank Google ihre Träume verwirklichen können, wünscht sich der Unternehmensgründer Sergey Brin. Peter Thiel, der berühmteste Investor im Valley, behauptet, kaum eine Frage sei für ihn wichtiger als die nach der Gestaltung einer besseren Zukunft. Mark Zuckerberg von Facebook wünscht sich eine offenere, verbundenere Welt und will seiner Tochter eine bessere Zukunft hinterlassen. All das kann das Valley schaffen, nicht wahr? Elon Musk, der Tesla-Gründer, behauptet ja gern, die Leute dort könnten alles erreichen.

   Wie kann es sein, dass niemand dem Valley und seiner Aufgeblasenheit widerspricht? Wieso ist der Diskurs dermaßen devot?

Wie zur Hölle, frage ich mich hingegen, kommt es, dass die Menschen aus dem Valley so unheimlich selbstvernarrt und siegesgewiss dermaßen riesige Behauptungen aussprechen? Ja, das Smartphone war epochal und Google gigantisch, und Facebook hat auch echt vieles verändert, aber das ist alles mindestens ein Jahrzehnt her – und seitdem? Inwiefern haben jüngere Stars des Valley, der Taxidienst Uber zum Beispiel oder das soziale Netzwerk Instagram, die Welt verbessert? Wenn ich jetzt anfangen würde, im Internet Würmer für Angler zu verticken, sodass ein paar alte Lädchen dichtmachen müssten, dürfte ich im Valley wahrscheinlich auch behaupten, ich hätte die Welt verbessert. Überall sonst würde man mich auslachen.

In Wahrheit ist es doch so: Die "Weltverbesserung" des Valley beschränkt sich zumeist auf das Auffinden und Bearbeiten banaler Probleme. Die billigste Mikrowelle, sagt mir Google, gibt es bei resterampe.de; und dem Restaurant, das ich neulich so blöd fand, dem gebe ich dank Googles toller Bewertungsfunktion jetzt mal bloß einen Stern, weil voll langsamer Service, die Schweine! Aber die Probleme, deren Lösung tatsächlich die Welt verändern würde: das Problem sozialer Ungerechtigkeit zum Beispiel oder die Erwärmung des Humboldt-Stroms, die wirklich großen Probleme also werden vom Valley nicht bearbeitet.

Wie kann es sein, dass niemand dem Valley und seiner Aufgeblasenheit widerspricht? Wieso ist der Diskurs dermaßen devot? Es folgt an dieser Stelle keine lange Ausführung zu den wirklichen Konsequenzen der weltverändernden Ideen aus dem Valley. Es wird hier nicht viel gesagt zum Beispiel über Amazon und den siechen Einzelhandel, den Taxi-Ersatz Uber und die gewerkschaftslosen Auto-Kulis der amerikanischen Gegenwart, nichts über Airbnb und die steigenden Mietspiegel der Innenstädte oder die Verbannung von Normalverdienern aus dem von Start-up-Milliarden gefluteten San Francisco, auch nichts, neuestes Phänomen, über diese krasse Prekariats-Armada aus Deliveroo-Sklaven, die auf Klapperrädern durch die Stadtzentren hecheln. Ignorieren wir auch die groteske Arroganz, mit der das Valley seinen eigenen Blick auf die Dinge überbewertet, sodass bizarre Start-up-Weisheiten wie "Wenn du denkst, es sei zu früh, sich mit etwas zu befassen, dann ist es wahrscheinlich schon zu spät" von großäugigen Fanboys und überforderten Journalisten als Erfolgsgeheimnis in die Welt getragen werden, statt dass man sie in ein Buch mit Zen-Rätseln verbannt.

Man könnte über diese Dinge allerdings sehr lange reden, und durch sie wird evident, dass das Silicon Valley ethisch betrachtet kaum hübscher ist als die Wall Street, mit deren Milliarden aus dem Derivatehandel es reich geworden ist. Wenn es nicht sogar noch unangenehmer ist, wegen seiner grell geschminkten Bubblegum-Hippie-Fassade. Und während es inzwischen ganz leicht ist, als Politiker auf die Banker einzuprügeln, wenn man mal wieder die soziale Karte spielen will, werden die Kapitalisten aus dem Valley und ihre Ideen nach wie vor hofiert.

Das Gute, das Nützliche – voll schön, fast wie bei Goethe!

Wieso sagt Angela Merkel in ihrem neuesten Videocast, die Bürger müssten lernen, dass Digitalisierung wirkliche Vorteile bringe, und sie müssten der Digitalisierung gegenüber bitte offen sein, wenn man überall lesen kann, dass die Digitalisierung voraussichtlich unfassbar viele Jobs kosten wird? Man hört doch ständig von den Massen an Arbeitslosen, die das Valley durch seinen Automatisierungswahn produzieren wird, und alle reden so, als gäbe es da keine Wahl, als müsse man das halt leider, leider so durchführen jetze, fahrerlose Lkw et cetera, als könne die Politik da also überhaupt nix dran ändern. Stattdessen wird Eric Schmidt, gewissermaßen der Außenminister von Google, vom dienernden Wirtschaftsrat der CDU aufgeregt empfangen. Schmidt erzählt den Politikern, 2015, bei Google stehe "das Gute, das Nützliche – von der digitalen Hilfe bei Herzoperationen bis zu Orientierungshilfen für Sehbehinderte – bei jeder neuen Entwicklung im Vordergrund". Alles andere folge dann schon, auch der Profit.

Das Gute, das Nützliche – voll schön, fast wie bei Goethe! Tatsächlich ist es erstaunlich, dass Leute wie Schmidt von einer demokratischen Partei überhaupt eingeladen werden. Schmidts Vorstellungen von gelungener Politik, längst mit größter Selbstverständlichkeit als Buch veröffentlicht, lesen sich nämlich nicht gerade wie das Credo eines Demokraten. In seinem Buch über die Freuden der Digitalisierung erfährt man zum Beispiel, wie Wahlen künftig durch Technologie unterstützt werden könnten. Da werden die Reden von politischen Kandidaten mit Analyseprogrammen ausgewertet, oder man macht gleich Hirnscans mit denen und so Tests auf Stressresistenz und Korrumpierbarkeit. Wundervoll, Herr Schmidt! Nicht mehr das Volk würde wählen, sondern irgendein Algorithmus, der Vorstellungen von "gut" reflektieren soll; und die paar Menschen, deren Hirne alle Scans überstehen, würden vermutlich eher versuchen, den unfehlbaren Algorithmus zu bedienen denn die fehlbaren eigenen Bürger zu vertreten. So wird also alles "besser", was auch immer besser für Mr. Schmidt heißen mag.

Unterdessen hofierten die Republikaner in Amerika gleich den Großinvestor Peter Thiel. Der schrieb 2009 in seinem Essay Cato Unbound: "Ich glaube nicht länger, dass Freiheit und Demokratie miteinander vereinbar sind." Oder: "Der massive Zuwachs an Sozialhilfeempfängern und das Wahlrecht für Frauen haben die Bezeichnung 'kapitalistische Demokratie' für Amerika seit den 1920ern ad absurdum geführt." Schau an.

Die New York Times vermeldete kürzlich denn auch, dass die Lobbyisten der Valley-Unternehmen im Jahr 2016 erstmals mehr Geld an die Republikanische Partei als an die Demokraten gespendet haben. Das ist natürlich erlaubt, es ist aber auch ein wenig heuchlerisch. In der Werbung von Apple und Google ist alles immer schön bunt und divers und tolerant und global, aber unterstützt wird mit kapitalistischer Kaltschnäuzigkeit eine Partei, die Steuern senken und den Sozialstaat minimieren will, die den Klimawandel bezweifelt und deren Präsident eine Mauer gegen Mexikaner plant. Unterstützt wird im eigenen wirtschaftlichen Interesse die Partei der Finanz-, Waffen- und Gefängnisindustrie.

Erst vor Kurzem schrieb der Physiker Stephen Hawking im Guardian, die Welt befinde sich in der prekärsten Lage jemals je. Populisten, Diktatoren, Kriege, Klimawandel, Überbevölkerung, Artenschwund, Epidemien; es ist alles furchtbar. Diese Welt sollte also tatsächlich unbedingt verändert und gerettet werden. Gerade deswegen ist es so widerlich, den Versuch vorzutäuschen, nur um ein paar mehr Downloads für irgendeine App zu verticken. Erst recht, wenn man vielleicht wirklich etwas unternehmen könnte, denn da wir vermutlich nicht mehr auf unsere ganze Technologie zu verzichten in der Lage sind, wird eine Rettung wohl nur durch die Technologie möglich sein. Statt allerdings zu überlegen, wie man durch Erfindungen und Investitionen vielleicht das Steigen des Meeresspiegels verhindern könnte, frönen die Oligarchen im Valley eher utopistischen Hobbys, deren Inhalt am Ende das hellste Licht auf ihre wüsten Herzen wirft.

Tesla-Chef Elon Musk, einer der Superstars der Szene, will zum Beispiel, dass die Menschheit das Weltall kolonisiert. Sein Unternehmen SpaceX soll Menschen auf den Mars schicken, Musk träumt angeblich auch von einem persönlichen Besuch dort. Eines seiner Argumente für die Besiedlung des Alls ist der Gedanke, dass eine Spezies, die an bloß einen Planeten gebunden ist, dem Wohlergehen dieses Planeten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Doch statt sich deshalb zuvorderst um den Erhalt dieses Planeten zu sorgen, will Musk das alte Go-West-Spiel von Besiedlung, Zerstörung, Weiterziehen, das einst in Kalifornien endete, nun zu go space erweitern und die Menschheit, beziehungsweise den kleinen Teil, der sich das leisten kann, in ein springendes Virus verwandeln. Es ist natürlich eine total bekloppte Idee, Menschen ins All zu verpflanzen. Ein Mensch, der auf dem Mars leben muss, wo er das "Draußen" nur durch die Scheibe seines Helms erleben darf, wo er keinen Vogel mehr singen hört, keinen Wind auf seiner Haut spürt, kein Meer sehen darf, keine Bäume und kein Wasser, wo er der Natur also endgültig enthoben ist, so ein Mensch leidet wie ein Tier und verliert den Verstand.

Peter Thiel hat unterdessen Geld in sogenannte Seasteading-Projekte investiert, Unternehmungen, bei denen es um die Erschaffung künstlicher Inseln geht. Die Idee ist anders als bei Musk nicht, der Menschheit mehr Raum zu erobern, sondern gesetzesfreie Orte jenseits staatlicher Hoheitsgewässer zu schaffen. Start-up-Staaten, aus denen man als Unternehmer steuerfrei und ohne den Hemmschuh anstrengender Regulierung handeln könnte, sozusagen Cayman Islands 2.0. Den Seasteading-Advokaten gefällt auch die Idee, dass man auf solchen Inseln theoretisch jede Art von Forschung betreiben könnte. Thiels Unternehmen Breakout Labs zum Beispiel will sich mit "radikaler Wissenschaft" befassen, Knochen aus Stammzellen und so was, wie schön, wenn man sich da nicht mit irgendwelchen Vorgaben von staatlichen Ethikkommissionen herumschlagen müsste.

Insofern wären die Inseln wahrscheinlich auch interessant für Googles Larry Page, dessen utopistische Leidenschaft vielleicht die klassischste und kindlichste von allen ist. Er sucht nach dem ewigen Leben. In Googles Tochterunternehmen Calico forschen sie nach Möglichkeiten, das Altern aufzuhalten. Page ist mit seiner Hoffnung nicht allein, auch Thiel und viele andere im Valley hoffen, dem Schnitter von der Schippe springen zu können. FYI: Nicht möglich, und selbst wenn man tausend Jahre alt werden könnte oder nur noch als Software existierte, irgendwann kommt der Dachziegel oder der Stromausfall, oder die Sonne geht halt aus. Der Tod ist dem Universum einprogrammiert. Aber die Idee, selbst für immer zu leben, ist die nihilistischste von allen, denn ihre ultimative Konsequenz ist, dass allen künftigen Generationen das Leben verweigert wird.

Die Ewig-leben-Woller sehen sich selbst als das Ende einer Milliarden Jahre währenden Geschichte, als deren Höhe- und Endpunkt. Mannmannmann, geht es trister?
http://www.zeit.de/2017/05/kalifornien-silicon-valley-innovation-arroganz-kapitalismus-weltverbesserung/komplettansicht

Rudolf Rocker


BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Gleich soll das tolle Merkel Schulz Duell über die Sender gehen.

Seit Tagen wird über nichts anderes mehr gequatscht.
Es geht irgendwie darum, wer sich da wie schlägt.
Wen interessiert das?
Wenn der eine nur stammelt, der andere schlagfertig und witzig ist, soll man dann etwa den witzigen wählen?
Wozu soll das gut sein?

Irgendwie interessiert das Eigentliche an der Wahl in diesem hohlen Medienevent null.
Wessen Interessen vertreten die Kandidaten und wie wollen sie die durchsetzen?
Dazu  braucht man die Politdarsteller nicht im Studio haben.
Man müßte sich nur die Wahlprogramme und die bisherige Praxis der Kanditaten ansehen.
Das wäre erhellender.
Aber es geht nicht um poltische Inhalte.
Es geht um ein Medienevent. Eine Show.
Eine  verdammt langweilige.

Troll

ZitatGleich in vier Sendern wird das Duell zu sehen sein, außerdem natürlich im Livestream im Internet. ARD, SAT.1, RTL und das ZDF übertragen "Das TV-Duell: Merkel – Schulz" als Höhepunkt des Bundestagswahlkampfs.

Also doch Fernseher wegschmeißen, Auswandern. Narkotisieren, Heroin probieren, Wasser umrühren, Raufasertapete intensiv studieren, Biene Maja lesen, den Mond anbeten, Würfelzucker essen, ....,...., alles andere eben.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

counselor

Zitat von: Kuddel am 19:23:30 So. 03.September 2017
Gleich soll das tolle Merkel Schulz Duell über die Sender gehen.
Das Duell war langweilig. Das einzig erhellende daran war, wie vor allem Merkel es immer wieder schafft, sich als Humanistin und kompetente Anwältin des kleinen Mannes zu verkaufen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ein anderer Blick auf die TV Show.

Der Rahmen des Spektakels war nicht unpolitisch, sondern extrem tendenziell:

ZitatNach dem TV-Duell: »Wann sind die weg?«

Im gestrigen TV-Duell wurden Merkel und Schulz mit der Aussage konfrontiert, es müsse konsequenter abgeschoben werden. Der provokative Vorwurf lautete: Es gebe insgesamt zu wenige Abschiebungen – trotz gegenteiliger Ansagen. Die Mehrheit der Ausreisepflichtigen sei zu Unrecht in Deutschland.

Es handelt sich hierbei um eine wiederholte, faktenfreie Auflage der Propaganda vom Vollzugsdefizit, wie sie oft von rechtspopulistischer Seite aufgeworfen wird.

Pro Asyl über die Propagandashow: https://www.proasyl.de/pressemitteilung/nach-dem-tv-duell-wann-sind-die-weg-der-faktencheck-zur-vollzugsdefizit-propaganda/

Troll

Was ich davon mitbekommen habe, Merkel verteidigt bzw. erklärt SPD-Schulz den Begriff "Asylrecht", da kann man nicht mal eben wild abschieben, tut Merkels brut zwar ausgiebig aber für ein TV-Duell eine Steilvorlage gegen Schulz der mehr Aschiebungen fordert.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Jetzt schmeißt das neoliberale Schweineblatt ZEIT wieder Nebelkerzen:

ZitatGeorge Soros:
Der bestgehasste Mann
Devisenspekulant, internationaler Strippenzieher, böse amerikanische Krake: Wie wurde George Soros zum internationalen Hassobjekt?
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-10/george-soros-ungarn-usa

Er ist "der bestgehasste Mann" nur in gewissen Kreisen und diese Kreise stellen wohl eine größere Bedrohung dar, als ein Soros.

Plumpe Hetze gegen einen jüdischen Devisenspekulanten und "internationalen Stippenzieher".
Es ist sowas von scheißegal, ob jemand jüdisch oder "amerikanische Krake" ist. Scheißegal ob Amerikanisch, Deutsch, Katolonisch oder Chinesisch, scheißegal ob Soros, Jeff Bezos, Lakshmi Mittal, Karl Albrecht Jr. oder Jack Ma. Das Problem sind doch nicht diese Leute oder deren Herkunft, sondern die ekelhafte Konzentration an Kapital und Macht. Das Problem heißt Kapitalismus!

Davon abzulenken ist das Ziel der Stürmerjournalisten bei der Zeit. Sie deuten mit dem Finge auf eine Person, damit man aufhört, sich mit den Verhältnissen auseinanderzusetzen.

counselor

Das Problem sind nicht einzelne Kapitalisten, sondern dass im Kapitalismus zwei Elemente aufeinander einwirken, die ihrem Charakter nach unverträglich sind wie Feuer und Wasser: die gesellschaftliche Produktion auf der einen und die kapitalistische Aneignung auf der anderen Seite.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rudolf Rocker

ZitatDas Problem heißt Kapitalismus!
Wie schnell man doch wieder in alte antisemitische Strickmuster zurückfällt! Da sind wir dann wieder beim "raffenden" und "schaffenden" Kapital!
Der Name George Soros steht ja bei Antisemiten schon länger als Synonym für "jüdische Weltverschwörung"!
Das schlimme daran ist ja, das diese alten Strickmuster grade in Osteuropa (und nicht nur dort) wieder auf fruchtbaren Boden fallen.

Troll

Übliches Strickmuster, er ist der "EINE", er trägt die Sündenlast des gesamten Kapitalismus auf seinen Schultern, ob er wohl auch für unsere Gier ans Kreuz genagelt wird?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Rudolf Rocker

Über die Quandts, Klattens, Albrechts, Burdas, Madsacks, Schwarz und wie sie alle heißen wird merkwürdigerweise kein Wort verloren!
Die gehören wohl zum "schaffenden" Kapital! >:(

Kuddel

By the way...
Zitat von: Rudolf Rocker am 19:56:30 Sa. 14.Oktober 2017
Da kann man ja gleich HSV- Fan werden! ;D

Der (ehemalige) Hauptsponsor vom HSV:

Klaus-Michael Kühne

Außerdem ist er als Aktionär der HSV Fußball AG bekannt,
in die seit 2014 die Profifußballabteilung des Hamburger SV ausgegliedert ist.

So ganz spontan würde ich sagen: "Wat für'ne Faschistenfresse!"

Und wenn man ein wenig nachgräbt, stellt man fest, daß dieser Eindruck gar nicht so verkehrt ist:

ZitatKühne + Nagel:
Die Abräumer
Kühne + Nagel profitierte von der Arisierung. Und schweigt


Er spendet Geld für die Elbphilharmonie, rettet einen mäßig erfolgreichen Bundesligaverein und eine Reederei, baut ein Luxushotel an der Alster, eine Hochschule für Logistik trägt seinen Namen, und in einem pompösen Glasbau in der HafenCity hat die Firma Kühne + Nagel heute ihre Deutschlandzentrale. Der Rest des Firmengeflechts ist weit verzweigt und in mehr als 120 Ländern vertreten. Sitz der übergeordneten Holding ist längst die Schweiz, wo Mitbestimmung keine Pflicht und die Steuerlast niedriger ist.

Gleichwohl wird am Stammsitz Bremen derzeit ein Neubau geplant. Einer, um den nun ein erbitterter Streit entbrannt ist. Und einer, der viele Fragen nach der Vergangenheit der traditionsreichen Firma aufwirft – und ihrem denkwürdigen Umgang damit. Inmitten des Konflikts: der Hamburger Mäzen Klaus-Michael Kühne.

Den Anstoß gab in diesem Frühjahr eine Crowdfunding-Kampagne: Auf Initiative der tageszeitung und ihres Redakteurs Henning Bleyl kamen binnen kurzer Zeit knapp 27.000 Euro für ein "Arisierungs-Mahnmal" zusammen. Es sollte in ebendiesem Neubau installiert sein, um die Verstrickung von Kühne + Nagel in den Holocaust zu dokumentieren. Die taz-Initiative wollte dafür vier Quadratmeter des Grundstücks erwerben, die Stadt allerdings mochte es nicht verkaufen und der Firma diesen Stachel im Fleisch ersparen.

Die Arisierung war eine gute Gelegenheit für Spediteure, die unter der Wirtschaftskrise litten, und Gerichtsvollzieher, die wenig zu tun hatten, einen florierenden Enteignungsbetrieb aufzuziehen. Anordnen musste das niemand, das Netzwerk machte sich ganz eigenständig ans Werk.

Die historische Forschung belegt, dass auch und gerade die Firma Kühne + Nagel am Abtransport jüdischen Eigentums verdient hat, als viele Juden Deutschland via Bremerhaven verließen und ihr Hab und Gut zurücklassen mussten.

Beteiligt war Kühne + Nagel speziell an der sogenannten M-Aktion ("M" für Möbel), mit der Einrichtungsgegenstände nach 1940 aus den "unbewachten Wohnungen" der in Frankreich, Belgien und den Niederlanden lebenden Juden nach Deutschland geschafft wurden. Kühne + Nagel hatte vor Ort eigene Niederlassungen errichtet und kooperierte mit lokalen Dienstleistern; 500 Frachtschiffe und 735 Züge sollen von 1942 bis 1944 das Inventar aus 70.000 Wohnungen allein aus Frankreich ins Reich geschafft haben.

Alfred Kühne, der Vater von Klaus-Michael Kühne, war seit 1933 NSDAP-Mitglied. Er konnte sein opulentes Gehalt noch um ein Drittel steigern. "Eine Form von Leichenfledderei" hat der Münchner Historiker Frank Bajohr den Vorgang genannt. Kühne + Nagel war "mehr als bloß Dienstleister", formulierte es der Historiker Johannes Beermann. Eine "relative Nähe zum Massenmord" ist eigentlich unbestreitbar.
http://www.zeit.de/2016/30/kuehne-nagel-geschichte-nazi-zeit/komplettansicht

Das ist auch nicht übel:
ZitatDie Firma wurde mehrfach mit dem Gau-Diplom als nationalsozialistischer Musterbetrieb ausgezeichnet. Aufgrund dieser Aktenlage wurden beide Kühnes nicht ,,entnazifiziert", sondern als ,,Mitläufer" eingestuft. Damit hätte keiner der beiden die international tätige Spedition weiter führen dürfen.

In den Entnazifizierungsakten findet sich die Intervention der CIA, die ,,top secret" klassifiziert war. Das Schreiben ist die Anordnung, dass Alfred Kühne zu entnazifizieren sei. Nach Informationen des Geheimdienst-Wissenschaftlers Erich Schmidt-Eenboom gehörte Kühne + Nagel zu den wichtigsten Tarnunternehmen der neu aufgebauten Organisation Gehlen. Er beurteilt die Bedeutung von K + N wie folgt: "Die CIA hat 1955 eine Aufstellung sämtlicher Tarnfirmen des Gehlen-Apparates gemacht, und da rangiert Kühne + Nagel sehr weit oben. Zum einen die Bremer Zentrale, zum zweiten die Münchner Niederlassung, und zum dritten war das Bonner Büro von Kühne + Nagel der Sitz von Gehlens Verbindungsmann zur Bundesregierung."
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChne_%2B_Nagel#Entnazifizierung_und_Organisation_Gehlen

Eine Nazisau, die so wunderbar in den braunen Hamburger Sumpf paßt:
ZitatIm Jahr 2005 wurde Kühne in die Logistik Hall of Fame aufgenommen. 2007 wurde er vom Hamburger Senat für sein ,,nachhaltiges Engagement beim Auf- und Ausbau der Logistikwissenschaft in Hamburg und seinen Einsatz für den Bau der Elbphilharmonie" mit dem Ehrentitel Professor geehrt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus-Michael_K%C3%BChne#K.C3.BChne_Logistics_University

Wenn man obigen Link anklickt, findet man darunter einen spannenden Artikel über sein "Engagement beim HSV".

Wer sich weiter für diese Geschichte interessiert, findet ne Menge Material hier.

Kuddel

Es ist schon auffällig, wie die Medien sich bemühen über Politik zu berichten, ohne Politik zu erwähnen.
Es geht nur noch um die Personen und deren Oberfläche, das Auftreten, den Stil.
Es wir vermieden zu erwähnen, daß sie politische Richtungen vertreten und Interessengruppen.

Sind sie peinlich? Oder trendy und stylisch?

Und wenn Politik erwähnt wird, ist sie frisch, anders, erneuernd, mutig oder modern, auch wenn sie in Wirklichkeit neoliberal oder faschistoid ist.
Und irgendwie geht's auch immer ums Ficken.

Ein paar Beispiele:
STERN
ZitatWenn Christian Lindner denkt, dass der Tag sein Freund war; wenn alles genauso geklappt hat, wie es klappen sollte; wenn er gegen Mitternacht endlich bei sich angekommen ist, dann lässt er sich gern eine Zigarre servieren. "Romeo y Julietta", "Montecristo" oder "Cohiba".

So machen es Männer, wenn sie wilde Kerle sein wollen. So macht es Christian Lindner. Fast vulgär wirkt dann dieser dicke Rauchstängel in seiner schmalen weichen Hand.
http://www.stern.de/politik/deutschland/christian-lindner--zwei-oder-drei-dinge--die-sie-noch-nicht-ueber-den-fdp-wahlsieger-wussten-7634044.html

SPIEGEL
ZitatMacron, Trudeau, Lindner
Endlich echte Männer

In der Politik sind jetzt die modernen Kerle gefragt: sexy, machtbewusst, kühn.


...ist plötzlich überall die Rede von einem neuen Typ Politiker: Justin Trudeau, der kanadische Premier, gehört dazu, der ehemalige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi, der Österreicher Sebastian Kurz und eben Macron. Es sind jüngere, gut aussehende Männer, strahlend und charismatisch, eine Mischung aus 007 und JFK. Sie sind Profis der medialen Selbstinszenierung, bestens gekleidet, bespöttelt als Slim-Fit-Generation. Ihre Person überragt die Partei, sie sind unverhohlen machtbewusst und bereit zum Risiko.

In diesen jungen Kennedys steckt der Wunsch nach Erneuerung. Sie bedienen die Sehnsucht nach einer anderen Politik, entschieden und offensiv, einer Politik, die Ziele benennt, auch wenn sie unbequem sind, die nicht abwartet und moderiert, sondern zuspitzt und zupackt. Es ist die Sehnsucht nach einer neuen Männlichkeit...

Er will Deutschlands neuer Mann sein. Martin Schulz hätte es vielleicht sein können. Da war die anfängliche Begeisterung: "Martin, du geile Sau!" Da sollte einer geil regieren, führungsstark, auch das war ein Antrieb des Hypes um Schulz: nach zwölf Jahren Matriarchat - endlich wieder ein Mann.
http://www.spiegel.de/spiegel/trudeau-macron-und-co-die-sehnsucht-nach-mehr-maennlichkeit-in-der-politik-a-1170319.html


ZEIT
ZitatPolitikertypen:
Alphamännchen mit Gefühl

Die Wähler lieben Politiker wie Kurz, Trudeau, Macron und Lindner, die Aufruhr und Männlichkeit inszenieren. Das ist zwar oberflächlich, aber gar nicht so übel.


Sebastian Kurz, womöglich bald Bundeskanzler Österreichs, hat als sogenanntes Jungtalent in der Politik das Problem, dass er seine Jugendsünden verteidigen muss, ohne sagen zu können: Da war ich ja noch jung!

2010 zum Beispiel. Da sagte der damals schon glattpomadierte 24-Jährige vor einer Kamera: "Der Wahlkampf wird geil werden, weil jeder weiß: Schwarz macht geile Politik. Schwarz macht geile Partys und Schwarz macht Wien geil." Aus dem "Geil-o-Mobil" lehnend, einem Humvee, ließ sich Kurz von leicht bekleideten Girls abfeiern.

...scheint der Wunsch nach jungen, unbelasteten Anpackern groß zu sein.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-10/politikertypen-sebastian-kurz-christian-lindner-emmanuel-macron/komplettansicht


Geilomat!

Kuddel

Wenn man nicht ein wenig Grundwerkzeug im politischen Verständnis besitzt und sich nur nach dem Bauchgefühl entscheidet, dann wird man schnell ins offene Messer laufen.

Hinter Politikern und politischen Forderungen stehen stets Interessengruppen. Es ist nachrangig, wie sympatisch Politikergesichter oder Forderungen wirken mögen.

Jeder wird sich über die GEZ geärgert haben. Doch die Kampagnen gegen die GEZ kommen aus der rechten Ecke und haben das Ziel die Öffentlch Rechtlichen Medien mitsamt den Resten des kritischen Journalismus abzuschaffen und durch die Plörre der Privatmedien zu ersetzen.

Genauso die Parole "Lügenpresse". Ja, ich würde diese Einschätzung unterschreiben. Mir wird speiübel, wenn ich mir das ansehe, was man heutzutage in den Leitmedien als Journalismus verkauft. Doch die Lügenpresse-Schreihälse wollen keine bessere Presse. Sie wollen gleichgeschaltete Medien, frei von kritischen Stimmen.

Dann gibt es noch die Forderung "Merkel muß weg!", manchmal verbunden mit ihrem "wir schaffen das!" oder "weiter so!".
Das ist das totale Wischiswaschi und jedEr kann da hineininterpretieren, was er/sie will.
Ich würde sagen, klar muß Merkel weg, weil sie eine rassistische Politik mit Massendeportationen und Tausenden von Toten im Mittelmeer mitzuverantworten hat und ansonsten eine der Wirtschaft unterwürfige Politik betreibt, die unsere Verarmung vorantreibt.
Die Organisatoren der Merkel-muß-weg-Proteste wollen Merkel weghaben, weil sie ihnen zu wenig rassistisch und zu wenig wirtschaftsfreundlich ist.



So lange wir uns weigern, uns mit wirschaftlichen und politischen Interessen hinter wohlklingenden Forderungen auseinanderzusetzen, so lange laufen wir Gefahr auf Rattenfänger hereinzufallen und uns ins eigene Knie zu schießen.

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