Sauregurkenzeit? Board scheint im Sommerurlaub

Begonnen von Aloysius, 08:44:01 Mo. 18.August 2014

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Aloysius

Hallo ihr Lieben,

irgendwie war noch letztes Jahr hier einiges mehr los zu sein. Nun war ich gut 16 Monate so ziemlich offline, also habe ich eventuell einiges nicht mitbekommen.

Ist das nur temporär?
Reden wir drüber

BGS

Ich beobacchte dasselbe, auch in den Statistiken ist die niedrigere Beteiligung erkennbar.

Eventuell haben zu viele Ausgebeutete zu viel Streß und kommen nicht mehr dazu, sich zu äußern?

"Urlaub"als chronisch Ausgebeuteter scheint mrt in D. nicht möglich, zumal bei den lächerlichen "Hartz"-und anderen Bezügen, sowie dem dortigen gesellschaftlichen Klima. Leider.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

schwarzrot

Denke es gibt mehrere gründe.
1. sommerzeit, leute sitzen nicht so viel vor dem rechner
2. viele erwerbslose werden inzwischen in massnahmen/ 1eu jobs geparkt und generell gibt es nicht mehr so viele, die darauf hoffen, irgendwas zum positiven verändern zu können, auch gibt es (zum glück) nicht mehr so viele, die zum ersten mal verwundert erkennen, dass das schöne sachbearbeiter/politik -geschwafel nix mit ihrer wirklichkeit gemein hat.
3. wie mir scheint, ist die ZAN-bewegung hier im forum fast vollkommen weggebrochen (vermutlich wg. ähnlichen erfahrungen wie unter 2?).
4. es posten kaum noch Spd-nahestehende hier im forum, welches früher zu 'lebhaften', tagelangen debatten führte.
5. trolle/nazis, aber auch verschwörungsspinner haben kappiert, dass admin sie nicht lange leben lässt, also fällt auch dieses erregungsthema inzwischen weg.
...
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

dejavu

Zitatviele erwerbslose werden inzwischen in massnahmen/ 1eu jobs geparkt und generell gibt es nicht mehr so viele, die darauf hoffen, irgendwas zum positiven verändern zu können,
Man kann durchaus etwas verändern, man wird aber den Mut haben müssen neue Wege zu gehen. Alles was bisher gelaufen ist, hat die Situation der Erwerbslosen und damit auch die der Arbeitnehmer nicht im Mindesten verbessert.
Ich kann mich noch gut an eine große Demo in Berlin erinnern, kurz vor der Einführung von H4. Viele politische Gruppierungen hatten zur Demo gerufen, die Beteiligung war damals recht gut. Die Gewerkschaften hatten sich nur halbherzig beteiligt, gerade so weit das ihnen ihre linken Mitglieder nicht davon liefen, aber eben nicht so das etwas bewirkt wurde.
Die dann folgenden Montagsdemos hatten von Anfang an zu wenig Durchschlagskraft, konnten nicht genügend Menschen mitreißen.
Realistisch betrachtet wären damals einzig die DGB-Gewrkschaften in der Lage gewesen genügend Mitglieder zu überzeugen und zu mobilisieren.
Die Gewerkschaften wollten nicht.
Die Gewerkschaftsspitzen und ein guter Teil des mittleren Gewerkschaftsmanagements hatten sich mit der Agendapolitik ( Hartz 4 plus Präkäre Beschäftigungsformen = Arbeitnehmehmerentrechtung und Lohndrückerei) abgefunden bzw. sogar an ihrer Entstehung mitgewirkt.
Was dann folgte waren 10 lange Jahre Hartz 4, Leiharbeit usw. . 10 Jahre, in denen nur wenig anderer Wiederstand zustande kam als sozusagen händchenhaltend gemeinsam zum Amt gehen, sich in Beratungsstuben und Foren gegenseitig zu wärmen den Rechtsweg zu gehen und auf irgendetwas zu hoffen. Das ist, was der kleine, politisch aktive Teil der Leistungsempfänger und ihre Verbündeten zustande bekommen haben.
Der übrige Teil der Betroffenen hat sich in der einen oder anderen Weise arrangiert, bzw. leidet still vor sich hin .
Die Spielräume fürs Arrangieren werden zunehmend kleiner, die Arbeitnehmer kommen mit der Situation das die (unvermeidbare) Arbeitslosigkeit in der bundesrepublikanischen Arbeitswelt immer exklusiver von den Jobcenterkunden ertragen werden muss prima klar, (Immer die Gleichen arbeitslos? Klar die sind selber schuld) und die Gewerkschaften haben einen Bertelsmann-Manager zu irgendetwas gemacht.
Die Haltung der BRD-Arbeitnehemer bildet sich prima in der Haltung der Kollegen von Frau Hannemann ab, die, wie wir wissen, sich der uneingeschränkten Solidarität ihrer Kollegen erfreut hat.
Das ist die Situation.
Teilt ihr meine Einschätzung?
Es ist übrigens nicht so, das ich etwas gegen händchenhaltend zum Amt gehen und sich wärmen habe. Ich finds ok, es ist aber eher etwas für menschen mit Helfer-syndrom die ich keinesfalls geringschätze, es ist allerdings nichts was den in mir noch vorhandenen zornigen jungen Mann befriedigt. Es ist auch nichts, was tatsächlich junge, zornige Männer befriedigen kann. Dort wo diese vorhanden sind, wendet sich ihr fehlgeleiteter Zorn oft gegen z.B. Migranten. Hier wurde jahrelang versäumt niedrigschwellige Angebote zu erdenken, die dazu führen das sich Zorn und Wut gegen das und diejenigen wenden die ihn hervorgerufen haben.
Es wäre schon lange Zeit gewesen damit zu beginnen.
Mir ist im Grunde egal, ob ihr meine Einschätzung teilt oder nicht. Im übrigen glaube ich nicht, das dieses Forum oder eine andere Form der Öffentlichkeit geeignet ist die notwendige gedankliche und praktische Arbeit zu leisten bzw. zu unterstützen. Bah bin ich müde... :tongue:
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

BakuRock

Zitat von: dejavu am 00:53:03 Fr. 22.August 2014
..............
Im übrigen glaube ich nicht, das dieses Forum oder eine andere Form der Öffentlichkeit geeignet ist die notwendige gedankliche und praktische Arbeit zu leisten bzw. zu unterstützen................

Kannst du das bitte konkretisieren?
1. Was waere "die notwendige gedankliche und praktische Arbeit" ?
2. Wer waere "geeignet [...] die notwendige [....] Arbeit zu leisten bzw. zu unterstuetzen" ?

Was "junge, zornige Männer" in Testosteronrausch alles anrichten koennen, kann mensch wohl derzeit weltweit beobachten. Aber auch alte zornige Menschen sind nicht unschuldig an der Gesamtsituation - und vor Allem nicht unschuldig an den vielen jungen zornigen Menschen - da muss also in der Welt"Gemeinschaft" doch recht viel voll daneben gehen, oder. (?)
---
Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

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dejavu

ZitatKannst du das bitte konkretisieren?
Nein.
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

admin

Ich könnte dejavu glatt die Füße küssen.

Ich stehe nicht nur hinter dem Grundgedanken seines Postings, ich kann auch jede einzelne seiner Formulierungen voll unterschreiben.
Ich mache mir seit längerem Gedanken über politische Entwicklungen und die Rolle dieses Forums. Ich weiß, daß das Forum gut ist und recht gut "funktioniert",  doch politisch ist es kastriert, es tritt auf der Stelle und führt zu nichts. Es geht mir hierbei sicherlich nicht um die Zahl der User oder der Menge an Postings. Ich sehe nicht nur im Forum, sondern in der gesamten linken Szene nicht nur Schwäche, Lethargie und Resignation, sondern auch eine Feigheit im Denken. Es werden die immer selben Rezepte heruntergeleiert und man hat sich in dem eingerichtet, was man so macht und schon immer gemacht hat.

Mir fällt es schwer die richtigen Worte zu finden. Mein Versuch die Arbeit der Erwebslosenintiativen vor einigen Monaten zu kritisieren, da sie in meinen Augen ihre Arbeit darauf konzentriert haben die Erwerbslosen fit zu machen das Regelwerk der Jobcenter zu verstehen und einzuhalten, statt das System Hartz IV insgesamt anzugreifen, wurde gründlich mißverstanden. Ich habe mit meiner Äußerung den geschätzten Chefduzen- und Erwerbslosenaktivisten schwarzrot fast aus dem Forum vergrault.

Ich bleibe dabei, wir müssen alles in Frage stellen, auch unser eigenes Handeln und die kleinen Kreise in denen wir uns bewegen. Machen wir weiter wie bisher, ändern wir nichts und werden mit unseren blöden Aktivitäten kampflos untergehen. Hätte ich nicht die Hoffrnung, dieses Forum hätte das Zeug über diesen Ist-Zustand hinauszukommen, hätte ich den Laden längst dichtgemacht.

ZitatWas "junge, zornige Männer" in Testosteronrausch alles anrichten koennen, kann mensch wohl derzeit weltweit beobachten. Aber auch alte zornige Menschen sind nicht unschuldig an der Gesamtsituation - und vor Allem nicht unschuldig an den vielen jungen zornigen Menschen - da muss also in der Welt"Gemeinschaft" doch recht viel voll daneben gehen, oder. (?)
BakuRock, für politisch so dumm hatte ich dich eigentlich nicht gehalten. Psychologisierender und entpolitisierender Bullshit! Ja was kann "mensch wohl derzeit weltweit beobachten"? NSU, IS-Milizen, Oligarchen und Faschisten an der Macht und im Krieg in der Ukraine, Militärputsche in Ägypten und Thailand, das hat nichts mit Kapitalismus, imperialistischen Interessen und Einflußnahmen, mit Waffenlieferungen und Geheimdiensten zu tun, nein, es liegt einfach nur an den bösen Hormonen, die die Welt kaputtmachen?


Ganz im Gegenteil. Ich bin der Meinung, daß Schluß mit lustig ist und ich galube nicht, daß wir mit dem Vernuftig-Sein und Lieb-Sein irgendwie weiterkommen.

Wenn wir schon zum Untergang verdammt sind, dann will ich ein Aufbäumen sehen, ein menschliches Lebenszeichen, einen Beweis für ein inneres Feuer, Sehnsucht nach Leben, Freiheit und Würde. Das fragt nicht nach Sinn, Strategie oder dem richtigen Zeitpunkt.

Meine Sympathie gilt auch denjenigen, die durchdrehen und das Falsche tun, doch ihr Durchdrehen ist ein Lebenszeichen und mir lieber als Alltagstrott und Schicksalsergebenheit.

Going Postal ist ein amerikanisches Wortspiel aus "postal" (postalisch, die Post betreffend) und "going mental" (durchdrehen). Es beschreibt Amokläufe am Arbeitsplatz, die zuerst an US Postämtern stattfanden. http://de.wikipedia.org/wiki/Going_postal

Der amerikanische Journalist Mark Ames untersuchte die Geschichte der Amokläufe in den USA und sieht in ihnen ein Vorzeichen einer Rebellion.
ZitatViele der Massaker sind nicht offen politisch - das war bei den Sklavenaufständen ähnlich. Bis vor etwa 200 Jahren dachte ja jeder, dass Sklaverei normal ist - Jahrtausende lang. Meine Vermutung war, dass man im 18. und 19. Jahrhundert angesichts der Gewaltausbrüche von Sklaven wahrscheinlich ähnlich fassungslos war, wie heute angesichts der Amokläufe. Und das ist wirklich so. Das waren keine offen politischen Akte, aber sie waren offensichtlich das Ergebnis der Sklaverei. Deshalb schauen wir heute zurück und sagen: Das waren politische Rebellionen. Und ich glaube, das trifft auf die heutigen Massaker auch zu. Die Leute, die da durchdrehen, müssen nicht wissen, dass sie gegen die Folgen der Reagonomics rebellieren
Aus dem Buch: Going Postal. Rage, Murder and Rebellion in America

ZitatDer amerikanische Journalist Mark Ames hat unter dem Titel "Going Postal" ein zorniges Buch über die Amokläufe und ihre Ursachen veröffentlicht, das schnell ins Deutsche übersetzt werden sollte. Ames Thesen sind ebenso simpel wie explosiv: Die Gründe für die Amokläufe liegen für Ames weder in der Persönlichkeitsstruktur der Täter noch in Computerspielen oder fehlenden christlichen Grundwerten. Sie liegen da, wo die Amokläufe fast immer passieren: In Büros und Fabriken, in Schulen und Universitäten. Dort, wo die Menschen den größten Teil ihres Lebens verbringen.
http://www.deutschlandfunk.de/amoklauf-als-zeichen-der-rebellion.700.de.html?dram:article_id=84014

Ich rufe hier nicht zum Amoklauf auf. Ich bin aber überzeugt davon, daß wir mit reiner Vernunft nicht mehr weiterkommen. Che Guevara sagte, eine wichtige Triebfeder für die kubanische Revolution war auch die Verrücktheit der Revolutionäre.

Bommi Baumann beschrieb seinen persönlichen Weg als Arbeiterkind in politisches Engagement mit unpolitschen Aktionen, wie dem Zerstechen von Autoreifen. Seine Erinnerungen beschreiben auch das Entstehen der politischen Bewegungen der 60er Jahre. Das Buch "Wie alles Anfing" von Bommi Baumann gibt es nur noch antiquarisch (ISBN-10: 3861353601  ISBN-13: 978-3861353607  ISBN-10: 3880220611  ISBN-13: 978-3880220614). Sehr unterhaltsam und hat mich öfter zum Lachen gebracht.

Ich ertrage sie jedenfalls nicht mehr, die Friedhofsruhe im Land und die Tristesse im Forum.
Ich gönn mir erstmal ein Tässchen Knorkeltee. Prost Dr.Gescheidle!

Tiefrot

@admin, danke für diesen erhellenden Artikel. Der Punkt ist ja, daß gefühlt grade in Deutschland, alle Veränderungen wollen, aber nur nach dem jeweils eigenen Gusto. So kann es nichts werden. Erschwerend kommt hinzu, daß jeder sich um sein Geld, sein Haus, seine Yacht in die Hosen scheißt ! kotz Man sieht es bis in die Reihen der H4-Bezieher ! Zusammenhalt, gemeinsamer Nenner ? Fehlanzeige. Das dürfte wohl zunächst als Erklärung für diese Friedhofsruhe hier hinhauen.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

schwarzrot

Nunja, handlungsoptionen hat der text von dejavu ja nicht wirklich zu bieten.
Ideen wie die beschriebene passivität der massen zu beenden wäre, bietet der text nicht.

Und ob der vom admin verklausulierte weg, von radikalen kurzschlusshandlungen, wirklich was bringen würde, weiss ich nicht.
Für die betroffenen ist ein solcher weg fatal, zumindest wenn dies nur kamikaze-einzelaktionen sind.

Da finde ich leute, die 'handchenhaltend' betroffene ins amt begleiten und sich in der kalten wirklichkeit gegenseitig 'wärmen' gar nicht so schlecht, die tun mindestens was. Ganz sicher sind diese jedoch nicht, wie admin gerne mitschwingen lässt, für die verbreitete passivität verantwortlich, im gegenteil.

Im übrigen als 'erwerbslosenaktivist' würde ich mich nicht bezeichnen, ich versuch nur von dieser ganzen scheisse im heutigen kapitalistensystem möglichst wenig zu schlucken und anderen zu helfen ebenfalls in der kacke nicht zu ertrinken.
U.a. auch deshalb, weil leute, die erstmal durch 'sanktionen' obdachlos werden. mit sicherheit noch schwerer zu erreichen sind, da ihnen der tägliche überlebenskampf keinen raum mehr lässt.

Was Tiefrot schreibt, macht für mich da schon mehr sinn.

"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

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Codeman

Ich sehe ehrlich gesagt in vielen Bereichen wie @Aloysius richtigerweise schrieb, schon eine Friedhofsruhe.

Für User, die wie ich, schon beinah fast ich glaube 10 Jahre in diesem Forum aktiv sind, ist das sehr traurig. Ich erinnere mich noch lebhaft über viele interessante Zeitarbeitsthreads, wo man wirklich noch was dazu lernen kann. Auch ganz praktisch für den Alltag. Hervorheben möchte ich dabei Ziggy, Krokos und alfred, von denen zumindest 2 (?) hier ja nicht mehr aktv sind. Da ging es um handfeste Sachen. Berichte aus dem Alltag auf Arbeit. Mögliche Klagemöglichkeiten, Annahmeverzug der Buden, Verrechnung von Std. auf dem Arbeitszeitkonto, die Leihkeule usw.

Also im Grunde alles Dinge, die dem normalen Zeitarbeiter wirklich weiterhelfen konnten. Da haben hier sogar Disponenten von ZA-Buden geschrieben. In diesem Bereich gab es sogar regen Austausch mit anderen Foren z.B. ZOOM der IG Metall.

Und heute ? Was ist daraus geworden ? Wo sind die Leute hin ?

Auch die Nachfrage in den ALO-Foren war schon einmal stärker. Ich gebe zu, dass auch ich dort schon aktiver war. Nur fehlt mir aktuell einfach die Zeit dazu mich hier auch noch zu engagieren. Ich hab mit den aktuellen BAföG-Regeln schon genug zu tun auf Arbeit, als das ich noch privat die Muße habe mich hier auch noch einzubringen.

Und warum passiert nix ?

Die Frage ist ne gute Frage. Vielleicht geht es vielen Leuten gut / besser ? So das sie dieses Forum an sich nicht mehr benötigen ? Denn viele User schreiben hier doch nur mal ca 10 Beiträge dann ist Ihr Problem gelöst und sie werden nie wieder gesehen.

Vielleicht gabs für einige User auch andere Gründe das Forum zu verlassen. @jawbreaker z.B. ist nach Irland ausgewandert und wurde seitdem hier nie wieder gesehen.

Und meine persönliche Meinung zum Abschluss:

Ich glaube das das Forum in den letzten Jahren auch ein anderes Klientel angezogen hat. User, die sich hier langfristig engagierten wurden nach und nach verdrängt und durch Eintagsfliegen ersetzt. Dahingehend ist das Forum auch etwas "angepasster" geworden. User die vielleicht mal quer schießen und dadurch eine Diskussion erst richtig voran bringen gibt es hier nicht mehr. Das Forum schmort im eigenen Saft. Ich kritisiere es nicht, ich stelle es nur fest.

Was ich damit aber auch sagen will, dass Forum brauch keine Leute wie @flipper oder Wilddieb Kühnel um zu überleben. Ich finde es müsste hier mehr praxisnaher zugehen, dann würde es auch wieder voran gehen.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Troll

Divide et impera, teile und herrsche.

Es wurde über Jahre perfekte Arbeit geleistet, ein umdenken soll nicht stattfinden, da wo es aufkeimt wird es mit aller Macht bekämpft (Medien diskeditieren, Proteste werden niedergeschlagen oder ausgesessen und übergangen), Politik, Medien und Wirtschaft sind ein eingeschworenes Konglomerat.
Mit anderen Worten, Engagement wird mehr und mehr in die Resignation getrieben, weil Widerstand meist Nadelstiche bleiben die nichts Grundsätzliches bewegen, so baut sich über Jahre der Frust, die Verzweiflung auf.
@Codemen
Mag sein das es dem einen oder anderen tatsächlich besser geht und derjenige froh ist aus dem Keller rauszusein, ist ja schön, aber warum hört damit schlagartig die Empathie für Menschen auf denen es noch immer schlechter geht, greift da das Chancengeschwätz, jeder kann es schaffen, ich habs ja auch geschafft -> Selbst Schuld?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

admin

Es sind wohl zwei Dinge, die zu der relativen Ruhe hier im Forum führen:

Zum Einen hängt wirklich viel an einzelnen Menschen. Das Forum ist nicht am Reißbrett entworfen worden, sondern es hat sich entwickelt mit den Leuten, die hier aktiv geworden sind. Es gibt keine wirklich klar festgelegte Struktur, einige sind aus dem Nichts aufgetaucht und wurden zu wichtigen Stützen des täglichen Forenbetriebs. Einige kennen einander und treffen sich von Zeit zu Zeit, andere tauschen sich über Interna im "Hinterzimmer" aus und einige kenne auch ich nur von ihren Beiträgen her, weiß aber kaum, wer sich hinter den Nics verbirgt. Aber diese unterschiedlichen Leute bilden das Rückgrad des Forums. Und wenn Leute aus diesem "inneren Kreis" wegbrechen, ist es schmerzlich spürbar. (Es wird nicht nach "Nachwuchs" gesucht, irgendwann finden immer Neue ins Forum, von denen einige auch wieder Stützen des Forenbetriebs werden.)

Drei unserer sachkundigsten Berater sind verstorben mit Hajo, Grissom und Kater. Kater glänzte zusätzlich durch sein großes politisches Wissen und seinen Humor. Ich kannte ihn persönlich und vermisse ihn sehr. Und viele sind gesundheitlich und/oder nervlich so angeschlagen, daß sie sich zurückzogen haben. Ziggy, unkraut und Ratrace lesen noch gelegentlich mit, beteiligen sich aber kaum noch an der Diskussion. Der Rückzug (der nichts mit Form und Inhalt des Forums zu tun hat) von Ziggy und unkraut führte zum Dümpeln des Bereichs "Leiharbeit". Eiviskat möchte nach 7 Jahren Forenaktivitäten ihr Leben anders ausrichten und sich einem Leben widmen ohne Hamsterrad und Konkurrenzkampf und statt einer Konfrontation mit den herrschen Verhältnissen ein Stückchen bessere zukünftige Welt vorwegnehmen.

Zum Anderen spiegelt sich im Forum auch nur das gesellschaftliche Klima wider.
Ich pflichte da dejavu und Troll bei: Es gibt eine allgemeine Niedergeschlagenheit, Vereinzelung und Hoffnungslosigkeit. Ich halte es für wenig hilfreich sich die Verhältnisse schönzulügen. Wir können nur von dem Boden der Tatsachen aus kämpfen, egal wie mies sie auch sein mögen.

Ich halte die schonungslose Analyse der Machtverhältnisse und auch der eigenen Schwäche für nötig, wenn wir uns mit den herrschenden Zuständen anlegen wollen, statt einen Scheinkampf zu führen, der bestenfalls das eigene Gewissen beruhigt. Und diese Analyse sollte unabhängig davon geführt werden, ob sie "Handlungsoptionen" beeinhaltet oder nicht. Es erinnert mich an das Argument, man dürfe den Kaptialismus nicht kritisieren, weil die realen Alternativen entweder zusammengebrochen oder wenig attraktiv sind oder gescheitert scheinen. Wir haben sehr wohl das Recht ein Ende von Knast oder Sklaverei zu fordern, auch wenn wir die "Feiheit" selbst nicht kennen und keinen fertigen Entwurf einer gerechten Gesellschaft aus der Schublade ziehen können.


P.S.: Das Problem von Nervensägen halte ich z.Zt. nicht für relevant. Es müssen in diesem Forum sehr selten User gekickt werden.

BGS

Leider werden wohl Niedergeschlagenheit, Vereinzelung und Hoffnungslosigkeit die Ursachen sein, schätze ich. Die wachsende Armut immer größerer Teile der Gesellschaft in Deutschland hat dazu geführt, obwohl diese systematisch verleugnet wird.. Wer kann in Deutschland ohne Geld noch ein bescheidenes, doch menschenwürdiges Leben führen und wird auch so respektiert?

Nicht einmal alle Menschen im reichen Deutschland haben ausreichend Essen, Trinken, Wohnung, Kleidung Gesundheit, können also ihre Grundbedürfnisse befriedigen. Laut dem neuesten "Armuts- jund Reichtumsberiht" sind zusätzlich offiziell 15,2 % der Bevölkerung "armutsgefährdet". Mehr als jeder Siebente. Einfach niederschmetternd.

Obgleich es absolut notwendig ist, daß ein Ausgebeuteter seine Grundbedürfnisse befriedigen kann, so wenig reicht allein dieses aus. Wir sind alle soziale Wesen, die von einem sozialem Umfeld abhängig sind. Wir benötigen, um uns überhaupt als Menschen fühlen zu können, die Auseinandersetzung mit anderen Menschen, ohne diese vegetieren wir vor uns hin, anstatt zu leben.

Es gibt -wie überall- auch in Deutschland bestimmte Verhaltensweisen, die in breiten Bevölkerungsschichten regelmäßig zu finden sind. Kleine Selbstverständlichkeiten im täglichen Leben und Miteinander, die nichtmal viel kosten: Gelegentlichen Ausflüge an Wochenenden, das monatliche Ausgehen irgendwohin, der Besuch eines Kinos, die Mitgliedschaft in einem Verein, die Teilnahme an einem VHS-Kurs, das Einladen und Bewirten  von Freunden zu sich nach Hause, das Treffen von Gleichgesinnten am CD-Stammtisch etc. Das alles hat mit Luxus nichts zu tun, es sind die kleinen Dinge, die einem das Leben lebenswert und angenehm machen. Arme und relativ Arme können sich diese für alle Anderen selbstverständlichen Dinge nicht mehr leisten und verlieren so mit der Zeit den Kontakt zu ihren Freunden,  Bekannten und Gleichgesinnten. Zwar hungern sie nicht, doch schreitet ihre Isolation durch die Armut unaufhaltsam voran.

Das Ausgeschlossen sein und werden aus dem, was die Mitmenschen für "normal" erachten, schmerzt und ist eine Entbehrung, ähnlich derer der absoluten Armut. Die relativ Armen ziehen oft den Schluß, daß sie in der Gesellschaft weniger bzw. nichts wert sind, daß sie eben nicht dazugehören. Die fehlende Teilhabe an Selbstverständlichkeiten macht dem Armen seine Lebensrealität sehr bedrückend und führt zum Rückzug, wohl auch aus z. B. "Chefduzen".

MfG

BGS








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https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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schwarzrot

Zitat von: admin am 13:24:39 Sa. 23.August 2014
Ich pflichte da dejavu und Troll bei: Es gibt eine allgemeine Niedergeschlagenheit, Vereinzelung und Hoffnungslosigkeit. Ich halte es für wenig hilfreich sich die Verhältnisse schönzulügen. Wir können nur von dem Boden der Tatsachen aus kämpfen, egal wie mies sie auch sein mögen.
Hier im thread finde ich nicht ein einziges posting, welches 'sich die verhältnisse schönlügt'.
Zitat
Ich halte die schonungslose Analyse der Machtverhältnisse und auch der eigenen Schwäche für nötig, wenn wir uns mit den herrschenden Zuständen anlegen wollen, statt einen Scheinkampf zu führen, der bestenfalls das eigene Gewissen beruhigt.
Diese 'schonungslose analyse' ist schon hundertmal gemacht worden, daran mangelt es nicht, was fehlt, sind ideen, wie man wirkungsvoll das steuer rumreisst und wieder an die passiven massen herankommt um veränderungen hinzubekommen.
Zitat
Und diese Analyse sollte unabhängig davon geführt werden, ob sie "Handlungsoptionen" beeinhaltet oder nicht.
Das trifft dann zu, wenn man diese analyse vorher noch nicht gemacht, oder vorher solche anaysen noch nicht gehört hat.
Wenn man die hundertste analyse liesst, die keine neuen inhalte gegenüber den vorherigen beinhaltet, bringt das einen nicht mehr weiter.
ZitatEs erinnert mich an das Argument, man dürfe den Kaptialismus nicht kritisieren, weil die realen Alternativen entweder zusammengebrochen oder wenig attraktiv sind oder gescheitert scheinen.
Manchmal wunder ich mich echt, wie komisch admin denkt.
Das oben ist wieder mal so ein fall: Erst etwas total nicht vergleichbares/aus der luft gegriffenes annehmen und dies dann pointiert widerlegen.
ZitatWir haben sehr wohl das Recht ein Ende von Knast oder Sklaverei zu fordern, auch wenn wir die "Feiheit" selbst nicht kennen und keinen fertigen Entwurf einer gerechten Gesellschaft aus der Schublade ziehen können.
Natürlich. Fordern kann man viel, davon allein ändert sich jedoch gar nix.
Daher wären mir ideen für handlungsoptionen wichtiger gewesen, die wirklich was verändern können.

Prinzipiell hab ich aber auch nix gegen analysen gesagt, ich fand es legendlich übertrieben, den text von dejavu so toll zu finden, wie admin das fand.  ;)
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

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Rudolf Rocker

6. Gibt es auch tatsächlich noch Leute, die politische Arbeit im realen Leben machen!

Moin erst mal!

Ein Forum wie Chefduzen ist eine wundervolle Sache.
Aber so gut es auch ist, wird es nie die politische Diskussion und Arbeit im Real Live ersetzen können.
Ebenso wie andere Social Networks dies nicht können.
Bei all der Euphorie über diese Möglichkeiten wurde völlig außer acht gelassen, das sie eine reales Gespräch unter Menschen niemals ersetzen können.

Denn genau da, wo Menschen miteinander reden entstehen neue Kontakte, Ideen, Freundschaften und Aktionen.

dejavu

Hey, schwarzrot. Nun sei doch nicht gleich so angefressen http://www.chefduzen.de/index.php?topic=28180.msg296684#msg296684. Ich finds ja gut was du machst. Vielleicht komm ich dich mal besuchen, dann darfst du mich ganz persönlich anpupsen. Ich hab im Moment allerdings etwas zu wenig Zeit.
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Troll

ZitatDas trifft dann zu, wenn man diese analyse vorher noch nicht gemacht, oder vorher solche anaysen noch nicht gehört hat.
Wenn man die hundertste analyse liesst, die keine neuen inhalte gegenüber den vorherigen beinhaltet, bringt das einen nicht mehr weiter.

Und das ist deine Analyse der Analysen. :D  Das bringt auch keinen weiter, entgegen deinem offensichtlichen Anspruch.

ZitatNatürlich. Fordern kann man viel, davon allein ändert sich jedoch gar nix.
Daher wären mir ideen für handlungsoptionen wichtiger gewesen, die wirklich was verändern können.

Hätte hier jemand ein Patentrezept wären wir kaum in der Lage in der wir uns befinden.
Die Handlungsoptionen erschöpfen sich im eigenen Umfeld gegen etwas anzugehen oder der Hilfestellung bei einem konkreten Problem.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
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