Filz und Korruption bei VW

Begonnen von Fritz Linow, 12:41:05 Fr. 25.September 2015

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Fritz Linow

Ich glaube, die schlechte Presse hamse schon längst ausgesessen. Der Artikel ist ein Jahr alt. Es ist ja gerade das Aberwitzige, dass dieser Konzern machen kann, was er will.

Kuddel

Ja, ich hatte es gerade gemerkt. Mir wurden die Links zugeschickt und als ich sie noch an anderer Stelle weiterveröffentlichen wollte, fiel mir das Datum beim Artikel der SZ auf.

Der Konzern wird nicht nur nicht zur Rechenschaft gezogen, er kriegt sogar Subventionen aus der Steuerkasse.

Fritz Linow

Dafür könnte aber mal die Rolle von Volkswagen in Ruanda näher betrachtet werden:
Zitat2018:
Volkswagen startet in der ruandischen Hauptstadt Kigali mit einer lokalen Produktion und neuartigen Mobilitätsangeboten. Dabei sollen wertvolle Erfahrungen für andere Chancenmärkte in der Region gesammelt werden.
https://www.volkswagenag.com/de/news/stories/2018/07/a-step-towards-the-future.html

Das scheint ja auch so ein Land zu sein, wo der Vorstand sicherlich nicht weiß, was da so vor sich geht:

Zitat2.11.20
Tech-Konzern fördert regimenahes Medium in Ruanda

Die Google News Initiative unterstützt Medien auf der ganzen Welt. Dass das Geld des Konzerns auch bei einer extrem regierungsfreundlichen Zeitung in Ruanda landet, stößt bei Menschenrechtsorganisationen auf Unverständnis. (...)
https://netzpolitik.org/2020/medienmaezen-google-tech-konzern-foerdert-regimenahes-medium-in-ruanda/

Zitat18.11.20
The loyalty oath keeping Rwandans abroad in check

Leaked footage of a controversial "oath" ceremony at the Rwandan High Commission in London has fuelled allegations of an aggressive global crackdown on dissent by the authoritarian government of the small East African nation, dubbed the new "North Korea" by its critics. (...)
https://www.bbc.com/news/world-africa-54801979

ManOfConstantSorrow

Es ist schwer, etwas anderes als Hofberichterstattung und Lobhudelei des VW Konzerns zu finden.
Volkswagen führt wohl einiges im Schilde und plant die Expansion in Afrika...

ZitatThomas Schäfer [CEO des Volkswagen Konzerns in Südafrika und verantwortlich für die Region Subsahara-Afrika] kommentiert: ,,Das Geschäft mit integrierten Mobilitätslösungen in Ruanda ist unser Leuchtturmprojekt. Unsere Aktivitäten in Kigali haben uns im vergangenen Jahr wertvolle Erkenntnisse und Geschäftsinformationen geliefert, die wir in unsere Wachstumsstrategie für andere afrikanische Märkte wie Ghana und Äthiopien einfließen lassen wollen. "
https://www.oekonews.at/?mdoc_id=1125437

ZitatNiedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann fliegt nun mit einer Wirtschaftsdelegation dorthin.
https://www.paz-online.de/Nachrichten/Volkswagen/Minister-Althusmann-besucht-VW-Produktion-in-Ostafrika
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Nao


Nao

Der öffentliche Druck gegen den Volkswagenkonzern nimmt zu. Die israelische Tageszeitung Haaretz hat einen offenen Brief an Stephan Wollenstein, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen China veröffentlicht:
ZitatWenn es um Reputationsschäden geht, steht für Ihr Unternehmen mehr auf dem Spiel als für die meisten anderen. Warum sollten Sie riskieren, Ihre Schande aus dem Zweiten Weltkrieg zu wiederholen, als Sie Sklavenarbeit und in Konzentrationslagern festgehaltene Arbeiter einsetzten, diesmal in der Uiguren-Region Chinas?
https://www.haaretz.com/world-news/.premium-from-jews-to-uighurs-why-would-volkswagen-want-to-be-complicit-in-another-genocide-1.9402677

ManOfConstantSorrow

Gekaufte Betriebsräte gehören zum Managementkonzept:

ZitatNeue Betriebsrats-Affäre
Ex-Arbeiterführer Hück verließ Porsche und kassiert trotzdem Millionen bis zur Rente



  • Anfang 2019 verkündete Uwe Hück seinen Wechsel von Porsche in die Politik. Über die Hintergründe wird bis heute spekuliert
  • Recherchen von Business Insider offenbaren nun einen brisanten Geheim-Deal zwischen dem Vorstand und dem langjährigen Betriebsratschef.
  • Der 57-Jährige bekommt bis zur Rente Geld – rund drei Millionen Euro fürs Nichtstun.
  • Warum gibt es diese Affären immer wieder im VW-Konzern?

Im VW-Konzern fällt keine wichtige Entscheidung ohne das Okay der Gewerkschafter

Fast schon regelmäßig kämpft der VW-Konzern mit Betriebsrat-Affären. So versuchte sich das Management schon mal mit Prostituierten die gute Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung zu sichern. Die Betriebsräte haben bei dem Autobauer, an dem das Land Niedersachsen mehr als 20 Prozent der Anteile hält, eine traditionell starke Stellung. In der Wolfsburger Konzernzentrale fällt keine wesentliche Entscheidung ohne das Okay der Gewerkschafter.

Gegenüber Business Insider wollte sich Hück zu der neuerlichen Affäre nicht äußern. Auch Porsche gab kein Kommentar ab. Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass der Ex-Betriebsratschef nicht der einzige war, der im Zuge der Aufarbeitungen mit einer üppigen Abfindung das Unternehmen verließ.
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/ex-arbeiterfuehrer-hueck-verliess-porsche-und-kassiert-millionen-bis-zur-rente/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

Zitat8.2.21
Wolfsburger Seilschaften - Stadt, Poliizei und Justiz auf Rechtsabwegen

Eine Polizei, die meint, dass Straßen nur für Autos da sind und deshalb eine Demonstration auf dem Fuß- und Radweg einkesselt. Eine Stadt, deren Versammlungsbehörde tatenlos zuguckt und dann den eingekesselten Bußgeldbescheide wegen Corona-Verstößen ausstellt. Eine Justiz, die Grundrechte nicht beachtet - und auch nicht reagiert, als der Bundesverfassungsgericht feststellt, dass sie Grundrechte nicht beachten.


Am 2.6.2020 demonstrierten knapp 30 Personen für eine Verkehrswende - in der Autostadt Wolfsburg. Fast ein Jahr zuvor hatte eine Aktionsgruppe mit einer spektakulären Blockade die Auslieferung neuer Autos aus dem Wolfsburger Werk stundenlang verhindert. Dazu war nun der erste Strafprozess angesetzt. Der absurde Wolfsburger Kessel wirkte wie ein Revanchefoul. Da ein Journalist die vielen Rechtsbrüche und Übergriffe der Polizei filmte, wurde er festgenommen und durchsucht, um alle Datenträger, die Kamera und Zubehör zu beschlagnahmen. Amts- und Landgericht deckten die wüsten Polizeiaktionen, doch das Bundesverfassungsgericht rügte die Grundrechtsverstöße und ordnete die Rückgabe der Sachen an. Das geschah aber zunächst nicht. Erst Anfang Februar 2021 und einige Strafanzeigen gegen Polizei und Justiz später war alles wieder dort, wo es hingehörte. Deshalb konnte dieser Film entstehen. Er zeigt, wieso die Polizei all das Material gerne behalten hätte. Das Verfahren gegen den Journalisten stellte die Justiz auch gleich kleinlaut ein. Doch vor Gericht wird die Sache auch so noch kommen, denn es laufen etliche Verwaltungsklagen gegen die Polizei. Und die Stadt Wolfsburg will immer noch die Bußgelder, weil die Menschen im Kessel eine Ansammlung bildeten, die nach Corona nicht zulässig wäre. Nun ja, so ganz freiwillig standen die da nicht ...

https://www.youtube.com/watch?v=D9LwE6-0MJw

Kuddel

Toller Videobeitrag.

Ein Lehrstück über die Machtverhältnisse im Land.
Konzerninteressen stehen über demokratische und verfassungsmäßige Rechte.
Stadtverwaltung, Polizei und Justiz als willfährige Helfer des VW-Konzerns.

Kuddel

ZitatStaatsanwaltschaft rückte Kamera und Datenträger heraus
Dokumentarfilm ,,Wolfsburger Seilschaften" über Grundrechtsverstösse von Polizei und Justiz veröffentlicht

Am 2.6.2020 filmte ein Journalist etliche Grundrechtsverstösse von Polizei und städtischer Versammlungsbehörde in Wolfsburg.


Der Grund für die Verzögerung: Die Polizei nahm den Journalisten fest und beschlagnahmte neben der Kamera alle Datenträger. Das Bundesverfassungsgericht bescheinigte der Aktion im Oktober, die Pressefreiheit nicht beachtet zu haben. Doch Polizei und Justiz verweigerten die Heraushabe auch weiterhin - insgesamt über 8 Monate lang. Der nun unter veröffentlichte Film zeigt, warum: Er dokumentiert das Fehlverhalten von Stadt, Polizei und Justiz sehr genau.
(...)
Im Überblick

  • Dokumentarfilm ,,Wolfsburger Seilschaften" (wir empfehlen, den Film herunterzuladen, da weitere Attacken von Polizei und Justiz auf die Pressefreiheit denkbar sind)
  • Hintergrundseite zu allen Abläufen https://blockvw.siehe.website/
  • Die nächsten Termine: Am 23.3.2021 läuft ab 11 Uhr im Amtsgericht Wolfsburg der nächste Prozess wegen der BlockVW-Aktion. Vorwurf: Abseilaktion von der VW-Brücke über dem Mittellandkanal. Dazu wurde eine Demo angemeldet, um für eine radikale Verkehrswende zu demonstrieren – diesmal AUF der Strasse! Das klagen wir auch durch! Treffpunkt ist 8.50 Uhr vor dem Wolfsburger Bahnhof. Motto der Demo: "Verkehrswende jetzt! A39 stoppen! Fuss, Fahrrad, ÖPNV und Demos auf die Strassen statt Autos!"
  • Direkter Kontakt: 06401-903283, joerg@projektwerkstatt.de
Untergrund Blättle 

Nikita


Fritz Linow

Zitat9.3.21
Die VW-Tochter Scania hat in Indien jahrelang Politiker bestochen und Fahrzeugdokumente gefälscht, um Aufträge zum Verkauf von Fahrzeugen zu bekommen. Das geht aus einem internen Ermittlungsbericht des Konzerns hervor. (...)
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/korruption-bei-vw-tochter-scania-in-indien-100.html

Kuddel

Der Spiegel jubelt:

ZitatWechsel zum Autokonzern
Ex-Staatssekretärin Katrin Suder als VW-Vorständin im Gespräch
Vom Verteidigungsministerium zu Volkswagen: Die Ex-Staatssekretärin gilt als Favoritin für das neue IT-Ressort des Konzerns. Ihre Berufung wäre für den Autobauer auch ein wichtiges Signal.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-staatssekretaerin-katrin-suder-als-it-vorstaendin-im-gespraech-a-69bc2897-4314-4fce-9138-8dfba0b7e8bd

Ein wichtiges Signal in alter Tradition.

Kuddel

ZitatGenosse der Bosse
Der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh wechselt ins Management der Lkw-Sparte Traton der Volkswagen AG. Das lohnt sich, zwei Millionen Euro soll die Jahresgage betragen.
https://forum.chefduzen.de/index.php?action=post;topic=28990.330;last_msg=364571

Arbeiterverrat wird gut honoriert.

Kuddel

Schichtwechsel
Nach Bernd Osterloh hat Volkswagen nun eine Arbeiterverräterin.

Daniela Cavallo
Ihr Portrait im Freitag bleibt jedoch inhaltsleer und saudumm. (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/geliehene-macht)
Viel mehr als "Frau und zweifache Mutter, Tochter einer ,,Gastarbeiter"-Familie" und "Elternzeit" kommt dabei nicht rüber. Wir sollten gewarnt sein und die Augen offen halten, was da auf uns zukommt.

Kuddel

ZitatVW-Betriebsräte
Waren 750.000 Euro für Osterloh zu viel?

In Braunschweig beginnt diese Woche der Prozess über zu hohe Gehälter und Bonuszahlungen für Betriebsratsmitglieder bei VW. Angeklagt sind zwar nur die Personalchefs. Dennoch betrifft der Prozess auch das Unternehmen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/prozess-um-zu-hohe-gehaelter-der-vw-betriebsratsmitglieder-17516167.html

Kuddel

Neues aus dem Verbrecherkonzern:

ZitatMAN-Beben: Betriebsratschef verließ Volkswagens Lkw-Tochter, nachdem Compliance-Ermittlungen brisante Privilegien für den Arbeitnehmervertreter aufgedeckt hatten

  • Im August trat der langjährige Betriebsratschef des Lkw-Herstellers MAN, Saki Stimoniaris, mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern zurück – darunter auch sein Aufsichtsratsmandat in der Volkswagen AG. Aus persönlichen Gründen, hieß es in einer Presseerklärung.
  • Unsere Recherchen zeigen aber nun, dass vor dem Rücktritt ein Whistle-Blower über die Sonderbehandlung für Stimoniaris ausgepackt hat. Daraufhin wurde ein Compliance-Verfahren wegen möglicher Verstöße gegen das Betriebsratsverfassungsgesetz in Gang gesetzt.
  • Ähnliche Affären erschütterten den Volkswagen-Konzern in der Vergangenheit immer wieder. Aktuell läuft vor dem Landgericht Braunschweig der Prozess gegen ehemalige und amtierende VW-Manager, weil sie Betriebsräten Vorteile gewährt und dabei Firmengelder veruntreut haben sollen.
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/man-beben-betriebsratschef-verliess-die-lkw-tochter-von-volkswagen-nachdem-compliance-ermittlungen-brisante-privilegien-fuer-den-arbeitnehmervertreter-aufgedeckt-hatten-a/


Fritz Linow

Betriebsratsklatsch:

Zitat10.9.21
Frank Patta kritisiert VW-Betriebsrat: ,,Ich vermisse die Transparenz"

Es ist das ,,Listen-Beben": Bei der nächsten VW-Betriebsratswahl wird Frank Patta nicht für die IG Metall, sondern auf eigene Rechnung antreten.
(...)
Der ehemalige Erste Bevollmächtigte der IG Metall und langjährige sowie hochrangige Betriebsrat hat durchaus das Potenzial, die Machtverhältnisse im Arbeitnehmergremium durcheinander zu wirbeln. (...)
WAZ: Herr Patta, was hat sie als langjähriger Metaller dazu bewogen mit einer eigenen Liste gegen die IG Metall-Fraktion anzutreten?

Patta: Dafür gibt es verschiedene Gründe, vor allem aber Intransparenz und die Sorge um die Arbeitsplätze hier in Wolfsburg, insbesondere in der Produktion. Das Verbrenner-Aus ist beschlossen, in Wolfsburg werden aber bis auf einige Hybride nur Verbrenner gebaut. Das Projekt Trinity ist zwar angekündigt, aber wir wissen nicht, ob das ausreicht, um die Jobs hier in der Produktion zu halten. Es gibt keine Kennzahlen. Nicht einmal ich als Mitglied des Betriebsrats habe nähere und belastbare Information. Darüber muss jetzt diskutiert werden. Und zwar in den Gremien des Betriebsrats, nicht in irgendwelchen Hinterzimmern oder Werksfliegern.

WAZ: Sie sind also auch unzufrieden mit dem Führungsstil im Betriebsrat?

Patta: Ja. Ich vermisse schon seit längerer Zeit Transparenz – in Sachen Information, bei Entscheidungen und bei der vorgelagerten Diskussion von Inhalten.(...)

WAZ: Sie selbst sind Betriebsrat im Bereich Produktion. Teilen die Kollegen dort ihre Angst um die Jobs?

Patta: Die Sorgen sind auf jeden Fall da. Nicht nur mit Blick auf die Zukunft, sondern auch vor dem Hintergrund der aktuellen Situation am Standort mit anhaltender Kurzarbeit. Dass schon vor Corona eine Schicht an der Montagelinie 1 gestrichen wurde, trägt da auch nicht gerade zur Beruhigung bei.

WAZ: Wie schwer ist Ihnen ihre Entscheidung gefallen?

Patta: Wirklich sehr schwer. Ich bin und bleibe überzeugter Metaller. Meine Unzufriedenheit und Kandidatur richtet sich ja auch nicht gegen die IG Metall als Gewerkschaft, sondern hat nur etwas mit der Arbeit des Betriebsrates zu tun.
(...)
https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Volkswagen/WAZ-Interview-mit-Frank-Patta-ich-vermisse-die-Transparenz-im-VW-Betriebsrat
Zitat
11.10.21
,,Enttäuschender Ego-Trip": IG Metall und Betriebsrat schelten Frank Patta

Die IG Metall bläst zum Gegenangriff: Nachdem Frank Patta die Gründung einer eigenen Liste für die Betriebsratswahl angekündigt hat, erntet er dafür jetzt scharfe Kritik von Gewerkschaft und Betriebsrat. Sein Vorgehen sei egoistisch und ,,armselig".
Die IG Metall schaltet angesichts der im nächsten Frühjahr anstehenden Betriebsratswahlen bei Volkswagen in den Wahlkampfmodus. Bisher hatte sich die Gewerkschaft, die in der Arbeitnehmervertretung des Autobauers traditionell dominiert, nicht oder nur oder indirekt zur Kampf-Kandidatur des ehemaligen Ersten Bevollmächtigten der Wolfsburger Geschäftsstelle sowie Ex-Generalsekretärs des VW-Konzernbetriebsrats, Frank Patta, geäußert. Jetzt kritisieren hochrangige Gewerkschafter Patta scharf für seine Pläne, bei den Wahlen mit eigener Liste anzutreten. Dabei finden die Metaller deutliche und harsche Worte. Die Vorwürfe reichen von ,,Spaltung" bis hin zu Egoismus. Die Statements lesen sich dabei nicht nur wie eine Absage an eine Zusammenarbeit mit Patta, der trotz seiner Kandidatur stets seine Verbundenheit zur IG Metall bekräftigte, sondern gar wie eine Art Verbannung aus der IG-Metall-Familie. Benites über Patta: ,,Ego-Trip": Man werde Frank Patta in keinster Weise unterstützen, stellt etwa der jetzige Erste Bevollmächtigte Flavio Benites klar und bezeichnet dessen Kandidatur als ,,Ego-Trip". Patta ginge es nicht, wie von ihm behauptet, um die Sicherheit der Arbeitsplätze in Wolfsburg, sondern ausschließlich um seine eigene Rückkehr in den Führungskreis des Betriebsrates. Der Hintergrund: Als Guido Mehlhop im April zum stellvertretenden Betriebsratschef gewählt wurde, wurde dessen früherer Posten als Betriebsratskoordinator in der Tiguan-Produktion vakant. Patta, der nach einem Konflikt mit Bernd Osterloh und seinem Rücktritt als Generalsekretär des Konzernbetriebsrats ins zweite Glied der Arbeitnehmervertretung gerückt war, habe sich damals Hoffnungen auf die Nachfolge gemacht und seine Kandidatur als Mehlhops Nachfolger bekannt gegeben. Doch Mehlhop musste sein Amt als stellvertretender Betriebsratschef aus gesundheitlichen Gründen schnell ruhen lassen und kehrte auf seinen alten Posten zurück. Patta habe daraufhin seine Kandidatur zurückgezogen und stattdessen seine Pläne für eine eigene Liste öffentlich gemacht. Auch die Teilnahme an den Nominierungen für die IG Metall-Liste, bei den Mehlhop schließlich eine Zustimmung von 97 Prozent holte, habe Patta abgesagt. Damit habe er sich selbst dem demokratischen Prozess der IG Metall entzogen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Betriebsrat und Gewerkschaft.
,,Frank Pattas Vorgehen ist menschlich schwer enttäuschend. Noch im Sommer hat er gemeinsam mit der IG Metall Betriebsratskoordinator werden wollen, um damit wieder im Betriebsausschuss für unsere gemeinsamen Ziele im Sinne der Belegschaft zu arbeiten. Als er seine Pläne für diesen Weg dann zurückziehen musste, war die IG Metall-Fraktion plötzlich nicht mehr der richtige Ort für ihn. Das ist schon sehr durchschaubar. Für die Fraktion der Metallerinnen und Metaller bei Volkswagen steht jedenfalls fest: Frank Patta war ein Gewächs der IG Metall. Und jetzt fehlen ihm seine Wurzeln", kommentiert Jürgen Hildebrandt, Sprecher der IG Metall-Fraktion im VW-Betriebsrat Wolfsburg. Enttäuscht zeigt sich auch Flavio Benites: ,,Frank Patta will die IG Metall spalten – aus durchsichtigen, rein persönlichen Motiven." Der Erste Bevollmächtigte, der einst sogar auch durch das Zutun von Patta nach Wolfsburg gelotst wurde, stellt zudem klar, das die IG Metall geschlossen hinter der derzeitigen Betriebsratsspitze stehe. ,,Wir nehmen daher zur Kenntnis, dass er sich mit seiner Listengründung selbst von der IG Metall abgespalten hat. Dementsprechend wird die IG Metall Frank Patta auch in keinster Weise unterstützen", so Benites. Auch Vertrauensleute kritisieren Patta: Patta selbst hatte seine Kandidatur bisher immer mit der Sorge um die Arbeitsplätze in der Produktion sowie mangelnder Transparenz der Betriebsratsspitze begründet. Dieser habe auch den Bezug und die Nähe zur Basis verloren, lautete ein Vorwurf. Seine Listengründung kommt nun aber auch scheinbar bei vielen Beschäftigten nicht wirklich gut an. ,,Unsere Leute können über Franks Aktion einfach nur mit dem Kopf schütteln", sagt der Vertrauenskörperleiter Florian Hirsch. Jahrelang habe Patta intern keine Kritik geäußert. Jetzt, wo es mit einem Koordinatorposten nicht klappt, gründe er spontan eine eigene Liste. ,,Das ist armselig. Wir brauchen in diesen Zeiten Geschlossenheit und keine Spaltversuche. Pandemie, Halbleiter-Mangel und Kurzarbeit belasten die Belegschaft schwer. Dabei müssen sich die Beschäftigten von Volkswagen darauf verlassen können, dass der Betriebsrat und die IG Metall für sie einstehen – mit vereinten Kräften", spart Hirsch nicht mit Kritik an Patta.
(...)
https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Volkswagen/Enttaeuschender-Ego-Trip-IG-Metall-und-VW-Betriebsrat-schelten-Frank-Patta


Zitat20.10.21
VW-Betriebsrat: IG Metall-Fraktion verbannt Frank Patta

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich: Die IG Metall-Fraktion im VW-Betriebsrat verbannt Frank Patta und zwei weitere Mitglieder aus ihren Reihen.

Der Machtkampf innerhalb des VW-Betriebsrates geht in die nächste Runde: Nach der deutlichen Kritik der IG Metall und der Vertrauensleute an Frank Pattas Plänen, bei den Betriebsratswahlen im nächsten Frühjahr mit einer eigenen Liste anzutreten, folgen jetzt auch Taten: Patta wurde aus der IG Metall-Fraktion ausgeschlossen und verliert seinen Betreuungsbereich in der VW-Montage. Hinzukommt: Die Betriebsräte Norbert Lem und Michael Maginski wurden ebenfalls aus der IG Metall-Fraktion abgeschlossen und müssen ihre Betreuungsbereiche abgeben.
(...)
Der ehemalige Erste Bevollmächtigte der Wolfsburger IG Metall und frühere Generalsekretär des VW Konzernbetriebsrats Frank Patta wird bei den Wahlen mit einer eigenen Liste antreten, ob Lem und Maginski sich ihm anschließen oder ebenfalls auf eigene Rechnung kandidieren, dazu ist noch nichts bekannt. Die IG Metall-Fraktion jedenfalls begründet den Ausschluss des Trios mit fehlendem Vertrauen. Der Erfolg des Betriebsrates beruhe auf seiner Geschlossenheit Nicht nur seien Lem und Maginski ihren Pflichten als Vertrauensleute nicht nachgekommen, indem sie den Wahlen zur Nominierung der IG Metall-Liste ferngeblieben sind, ,,sie sahen sich auch auf wiederholte Nachfrage nicht in der Lage, sich zur Fraktion der IG Metall zu bekennen", erklärte der Fraktionssprecher Jürgen Hildebrandt.
(...)
https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Volkswagen/VW-Betriebsrat-IG-Metall-Fraktion-verbannt-Frank-Patta-und-zwei-weitere-Betriebsraete

Zitat25.11.21
VW: Aufstand gegen Betriebsratschefin Cavallo

Dicke Luft im Betriebsrat von Volkswagen. Eine Gruppe um die Arbeitnehmervertreter Norbert Lem und Michael Maginski hat Betriebsratschefin Daniela Cavallo heftig angegriffen.
In einem Brief, der unter anderem an die VW-Hauptaktionäre der Familien Porsche und Piëch sowie an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) adressiert war, kritisierten sie die Betriebsratsspitze um die Vorsitzende Cavallo scharf. Man wolle die Großeigentümer "aus gegebenem Anlass" darauf aufmerksam machen, dass man den "rufschädigenden und Aktienkurs-beeinflussenden Irrweg des aktuellen Betriebsrates nicht mehr mittragen" könne.
(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/VW-Aufstand-gegen-Betriebsratschefin-Cavallo,volkswagen2178.html


Fritz Linow

Zitat2.12.21
Gegenwind für Cavallo: Acht Listen bei VW-Betriebsratswahl

Es dürfte spannend werden: Noch nie zuvor hatte die IG Metall-Liste bei einer VW-Betriebsratswahl in Wolfsburg soviel Konkurrenz. Insgesamt treten acht Gruppierungen an. Darunter ernstzunehmende Gegner.

Wer bei VW-Betriebsratswahlen in der Vergangenheit Spannung erwartete, der war an der völlig falschen Adresse. Der Ausgang war – wenn auch aus anderen Gründen – in der Regel so vorhersehbar wie bei Regierungswahlen in der DDR, das Ergebnis stets dasselbe: Dominanz der IG Metall-Fraktion. Fast 90 Prozent der Stimmen konnte die Liste der größten Gewerkschaft der Welt in Wolfsburg meist auf sich vereinen. Auch weil bei einem ungefähr genau so hohem Organisationsgrad bisher die Konkurrenz fehlte.

Von den derzeit 75 Betriebsräten stammen 66 aus der IG-Metall Fraktion. Der Rest der Sitze verteilt sich auf MIG 18, die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM) und einen Einzelkandidaten. Aktuell besteht der Betriebsrat bei Volkswagen in Wolfsburg aus 75 Vertretern, 66 davon gehören zur IG Metall-Fraktion. Mehr als 50 von ihnen betreuen als Bereichsbetriebsräte die rund 65 000 Mitarbeiter im Stammwerk. Die Bereichsbetriebsräte berichten wiederum an neun sogenannte Koordinatoren, die zusammen mit der Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo und deren Stellvertreter das wichtigste Gremium, den Betriebsausschuss, bilden. Zudem unterstützt ein Verwaltungsapparat mit rund 70 Geschäftsführern, Generalsekretären, Referenten und Assistenten die Arbeitnehmervertreter.

Die Basis der IG Metall im Werk bilden die Vertrauensleute, diese spielen auch bei der Nominierung der Liste eine entscheidende Rolle. Der neue Betriebsrat wird aus nur noch 73 Vertretern bestehen. Die Wahl wird im März coronabedingt an mehreren Tagen stattfinden. In diesem Jahr könnte dieses so solide Machtgefüge kräftig durcheinander geraten. Denn: Noch nie gab es soviel Gegenwind für die Liste der Metaller. Das Brisante daran: Der Großteil der Konkurrenz kommt nicht etwa von außerhalb, sondern aus den eigenen Reihen.

Gleich mehrere IG-Metallmitglieder, darunter auch Betriebsräte, treten mit eigenen Listen gegen Spitzenkandidatin Daniela Cavallo und ihr Team an. Vier Neugründungen treten bei den Wahlen an: Bei den Wahlen im Frühjahr wird die VW-Belegschaft deswegen deutlich mehr zu Lesen haben auf dem Wahlzettel. Seit Dienstag steht fest: Gleich acht verschiedene Listen gehen auf Stimmenfang. Neben den bereits vertretenen Listen von IG Metall, MIG 18 und CGM sowie ,,Die Alternative" vom bisherigen Einzelkandidaten Dirk Böse sind das die Neugründungen ,,Die Unabhängigen" und ,,Mensch sein bei VW/Werte leben", ,,Wir für euch" sowie ,,Die andere Liste".

Erfreulich: Rechte Gruppierungen, wie sie in der Industrie unter anderem bei Daimler immer mehr an Bedeutung gewinnen, finden sich nicht darunter. Der IG Metall könnte damit eine ähnliche Erosion drohen wie den Volksparteien in der Politik. Die Listen ,,Wir für euch" und ,,Die andere Liste" stellen dabei aktuell wohl die größte Gefahr für die Metaller da. Erstere wurde von den beiden geschassten IG-Metall-Betriebsräten Norbert Lem und Michael Maginski gegründet. Acht Personen treten auf der Liste an. Lem und Maginski kritisieren vor allem Daniela Cavallos Umgang mit Herbert Diess. In einem Schreiben an die Großaktionärsfamilien Porsche und Piech sprachen sie sich für den Konzern-Chef aus, warnten davor, der Betriebsrat wolle Diess aus ,,egoistischen" Gründen opfern und sprachen von einem ,,aktienkurs- und rufschädigendem Irrweg" des Betriebsrates.

Unter der Flagge ,,Die andere Liste" kandidiert mit Frank Patta ein echtes Schwergewicht. Der 57-Jährige verfügt über Jahrzehnte Erfahrung in der Mitbestimmung, war Erster Bevollmächtigter der Wolfsburger IG Metall und unter Bernd Osterloh zudem Generalsekretär des Konzernbetriebsrats und dort für das Internationale zuständig. 15 Personen hat Patta auf seiner Liste vereint, darunter den frischgewählten SPD-Ratsherr der Stadt Wolfsburg und Reislingens ,,Beinahe-Bürgermeister" Thomas Heyn. Dieser hatte sich zunächst erfolglos für die Liste der IG Metall beworben. Patta begründet seine Kandidatur zum einen mit der Sorge um Arbeitsplätze in Wolfsburg, vor allem prangert er die fehlende Transparenz und ,,Hinterzimmerpolitik" des Betriebsrates an. ,,Die Macht hat sich in den letzten gut zehn Jahren zunehmend aus den Gremien zur Betriebsratsspitze verlagert. Wichtige Entscheidungen wie die Vertragsverlängerung mit Herbert Diess im Juli werden ohne vorherige Diskussion entschieden und der Basis nur zum Abnicken vorgesetzt. Kurze Zeit später gibt es dann wieder Theater, das wir alle ausbaden müssen", kritisiert Patta im Gespräch mit der WAZ. Er möchte die einzelnen Gremien wieder stärken. ,,Es geht nicht um die Personen, sondern um die Mitbestimmung", so Patta.

Während der Betriebsrat um Daniela Cavallo bisher gelassen auf die Gegenbewegung reagiert, setzte vor allem die IG Metall mit ihren Vertrauensleuten zum Gegenangriff an. Lem und Maginski warf man aus der Fraktion und ihren Büros und kritisierte, sie würden sich mehr um die Zukunft des Konzern-Chefs, als um die Belegschaft kümmern. Bei Patta wurde es sogar persönlich. Diesem ginge es nur um seinen persönlichen Vorteil, seine Kandidatur nannte der Erste Bevollmächtigte Flavio Benites gar einen ,,Ego-Trip". Bei den neuen Listen würde es sich generell um ,,egoistische Spaltungsversuche" handeln. In diesen herben Ton stimmte auch die traditionell gewerkschaftsnahe SPD mit ein. ,,Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo und die IG-Metall-Fraktion machen einen hervorragenden und wichtigen Job im Sinne der Kolleginnen und Kollegen. Dass ausgerechnet in dieser herausfordernden Situation diese für uns alle wichtige Arbeit durch Spaltung und Falschinformationen erschwert wird, halten wir für hoch problematisch", kommentierten die Landtagsabgeordnete Immacolata Glosemeyer und der Bundestagsabgeordnete Falko Mohrs in einem gemeinsamen Statement und machten die Wahl damit auch offiziell zu einem Politikum.
https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Volkswagen/Gegenwind-fuer-Cavallo-Acht-Listen-bei-VW-Betriebsratswahl

Kuddel

Ich muß zugeben, daß ich nicht recht durchblicke, was da gerade abgeht.

ZitatWer bei VW-Betriebsratswahlen in der Vergangenheit Spannung erwartete, der war an der völlig falschen Adresse. Der Ausgang war – wenn auch aus anderen Gründen – in der Regel so vorhersehbar wie bei Regierungswahlen in der DDR, das Ergebnis stets dasselbe: Dominanz der IG Metall-Fraktion.

Treffend beschrieben und mir soweit bekannt.

Betriebsratsarbeit in solchen Großbetrieben hat sowohl etwas theatralisches alsauch spackiges, das ist mindestens so abtörnend wie das Gelaber in den Parlamenten.

Das, was in den Großbetrieben passiert hat eine riesige Bedeutung und die Auswirkungen sind meist nicht nur regional. Sowas wie VW ist gigantisch, deren Politik hat nicht nur nationale Auswirkungen, sondern weltweit. Ich habe aber wenig Ahnung, was sich da im Betriebsrat tut. Die traditionellen linken Initiativen, die sich mit Betriebsratsarbeit und Betriebspolitik befassen, sind arg geschrumpft. Deshalb wundere ich mich, was da gerade abgeht. Komische Machtkämpfe innerhalb der IGM? Lustig, daß der alte Filz ins Stolpern kommt, aber eigentlich verstehe ich nur Bahnhof.

Fritz Linow

Man muss das auch nicht alles verstehen. Das meiste ist total bescheuert:
https://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article234009867/Cavallo-gegen-Heyn-VW-Betriebsratszoff-in-Wolfsburgs-SPD.html (Schranke)

Eigentlich geht es um Standortsorgen, eigene Pfründe, verletzte Eitelkeiten und immerhin ein wenig Opposition gegen den Filz. Man sollte nicht vergessen, dass es die IG Metall Wolfsburg und der Betriebsrat von Volkswagen war, der maßgeblich an H4 und Leiharbeit beteiligt war. Im Rahmen der aktuellen Produktionskrise tun sich in Wolfsburg nun Abgründe auf.

Kuddel

ZitatWandel in der Automobilbranche
Dem Burgfrieden die Form geben
VW: IG Metall mahnt Mitgestaltung bei laufender Umstrukturierung des Unternehmens an
https://www.jungewelt.de/artikel/418254.wandel-in-der-automobilbranche-dem-burgfrieden-die-form-geben.html

:Q

Fritz Linow

Zitat14.3.22 (Schranke)

Die Betriebsratsliste MIG 18 wendet sich nach Bekanntwerden der ersten Eckdaten aus dem Geschäftsbericht des Volkswagen-Konzerns in einem offenen Brief an den Ersten Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Metall Jörg Hofmann, den Ersten Wolfsburger Bevollmächtigten Flavio Benites und die Mitglieder der Tarifkommission. Darin wird die angekündigte Erhöhung der Dividende scharf kritisiert

,,Die Dividende für die Stammaktionäre soll von 4,80 Euro auf 7,50 Euro um satte 56 Prozent erhöht werden. Diese exorbitante Erhöhung zeigt, wie gut es dem Unternehmen momentan geht, unabhängig davon, was gerade in der Öffentlichkeit erzählt wird und wie es dargestellt wird. Zumindest die Kolleginnen und Kollegen, die im Aufsichtsrat sitzen, müssen früher über diese Absicht informiert gewesen sein. Wer es jetzt noch nicht geschnallt hat, dem muss doch spätestens jetzt ein Licht aufgehen: Bei einem Zuwachs von über 56 Prozent bei der Dividendenausschüttung für die Aktionäre bleibt natürlich nicht mehr so viel für die Belegschaft über. Die Familien Porsche und Piech, Qatar, aber auch das Land Niedersachsen steigern ihre Einkommen aus Aktien um 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unser Vorschlag aus den vergangenen Jahren zeigt sich jetzt wieder als sinnvoll: Bonus- und Tarifverhandlungen erst nach der Hauptversammlung der Aktionäre starten. Und Ihr müsst jetzt endlich dafür Sorge tragen, dass das alles auch mal nachgeholt wird. Spätestens bei den Tarifverhandlungen im Herbst muss für die Belegschaft noch mal richtig nachgelegt werden", heißt es in dem Brief von Listenführer Antonino Potalivo.

Potalivo kritisiert in diesem Zusammenhang auch den Bonus in Höhe von 10.622 Euro für die Tarifbeschäftigten von VW Financial Services. ,,Die Kollegen, die ohne unsere Produkte nichts zu vermarkten hätten, bekommen über 7000 Euro mehr Bonus als die Stammbelegschaft. Jede Gewerkschaft, die noch irgendwas auf sich hält, müsste spätestens jetzt im Viereck springen. Wir von der MIG 18 verurteilen dieses Zwei-Klassen-System", schreibt Potalivo.
https://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article234815219/VW-Wut-Brief-wegen-Riesenbonus-und-Dividende-trotz-Krise.html


Fritz Linow

Zitat23.3.22
VW-Reinigungskräfte: Protest bleibt ohne Erfolg

Die Gewerkschaft IG BAU regt eine Änderung der Sozialcharta von Volkswagen an. Den Betroffenen nützt das aber nichts.

Sie sind für ihre Reinigungs-Jobs in den Spülküchen der VW-Kantinen in Wolfsburg auf die Straße gegangen. Das war Ende vergangenen Jahres. Inzwischen steht fest, dass der von den Beschäftigten und der Gewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt (IG BAU) angestrebte Betriebsübergang von der Firma Tip Top auf den neuen VW-Dienstleister GRG nicht zustande gekommen ist. Von den insgesamt 80 Beschäftigten werden rund 50 nach IG Bau-Angaben arbeitslos. Der Rest arbeite nun ,,zu schlechteren Bedingungen" für den neuen Dienstleister weiter, wie Margarete Wille von der IG BAU mitteilte. Nach ihren Angaben hat Tip Top das Gros der Mitarbeiter kulanterweise zwei Monate weiterbezahlt. Ende Mai müssen die ehemaligen Spülkräfte bei VW sich dann aber nach neuen Beschäftigungen umschauen.
(...)
Gewerkschafter Eilert hatte im Dezember auch eine Mitverantwortung von Volkswagen eingefordert: ,,In seiner Sozialcharta hat sich VW zu fairen Arbeitsbedingungen und zur Mitbestimmung bekannt. Es kann dem Konzern nicht egal sein, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten seiner externen Dienstleister arbeiten." Der VW-Betriebsrat sagte dazu jetzt auf Anfrage: ,,Das war ein externer Dienstleister, so wie wir viele im Werk haben. Solche Dienstleistungen und Services werden von unserer Beschaffung regelmäßig ausgeschrieben. Solche Entscheidungen, was wir dann von wem einkaufen, fallen auf Basis sorgfältig definierter Standards, die wir als Arbeitnehmervertretung auch im Blick haben. Sie sind aber nicht mitbestimmungspflichtig, weil wir in dem Sinne ja niemanden einstellen – wo die Zustimmung des Betriebsrates nötig wäre.
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https://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article234897607/VW-Reinigungskraefte-Protest-bleibt-ohne-Erfolg.html

Einfach mal schön auf den Verwaltungsschreibtisch kacken. Sollnse den Dreck dock selber wegmachen.

Fritz Linow

Zitat14.4.22
VW verweigert Schuldeingeständnis

Mit millionenschweren Entschädigungszahlungen wollte Volkswagen ein dunkles Kapitel der Firmengeschichte abschließen. Die Opfer fordern aber eine Entschuldigung - gegen die sich das Unternehmen weiterhin wehrt.
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https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/brasilien-vw-101.html

Nikita

Deutsche Unternehmen und ihr braunes Erbe
»Wie Ferry Porsche die Geschichte verdrehte, ist unglaublich«

S+
Mit Zwangsarbeit und »Arisierung« bauten Dynastien wie Quandt, Flick und Oetker im Nationalsozialismus ihre Imperien aus. Autor David de Jong ist empört, dass Konzerne sogar Charity im Namen von NS-Profiteuren betreiben.
Ein Interview von Jasmin Lörchner
12.05.2022, 00.28 Uhr

[spoiler]SPIEGEL: Herr de Jong, Ihr Buch beginnt damit, wie Adolf Hitler am 20. Februar 1933 Günther Quandt, Friedrich Flick, August Baron von Finck und andere Industrielle zu Spenden aufforderte, kurz nach seinem Machtantritt und zwei Wochen vor Reichstagswahlen. Welche Rolle spielte dieses Treffen?

De Jong: Dass die Männer für das Regime spendeten, ist der erste Beleg für ihren Opportunismus, den man in den kommenden zwölf Jahren immer wieder sah. Quandt, von Finck, Flick und Co. gehörten zum konservativen Establishment. Sie waren nicht so sehr an Hitler interessiert, hatten vielmehr 14 Jahre wirtschaftlicher Unsicherheit in der Weimarer Republik erlebt – und keine Probleme damit, die deutsche Demokratie zu verkaufen.

SPIEGEL: Die Zusammenarbeit mit den Nazis half Industriemagnaten wie Günther Quandt und Friedrich Flick, ihre Unternehmen zu Imperien auszubauen. Für Ferdinand Porsche war es der Rettungsanker, der die junge Firma vor dem Scheitern bewahrte.

De Jong: Quandt, von Finck, Flick und Oetker waren schon vorher wohlhabend und erfolgreich. Die Porsche-Piëch-Familie ist aus dem Kreis dieser Dynastien die einzige, die das Fundament für ihren wirtschaftlichen Erfolg im »Dritten Reich« gelegt hat.

SPIEGEL: Sie zeichnen in Ihrem Buch nach, wie der jüdische Porsche-Mitgründer Adolf Rosenberger unter die Räder geriet – Ferdinand Porsche und sein Schwiegersohn Anton Piëch drängten ihn zwecks »Arisierung« aus der Firma.

De Jong: Die Ironie daran: Rosenberger war der einzige deutsche Mitgründer bei Porsche. Anton Piëch war Österreicher, Ferdinand Porsche hatte einen tschechischen Pass. Sein Sohn Ferry Porsche veröffentlichte neun Jahre nach Rosenbergers Tod in den USA die Autobiografie »We at Porsche«. Darin verschleierte er die Porsche-»Arisierung« und warf Rosenberger für seine Bemühungen, entschädigt zu werden, sogar Erpressung vor. Hinzu kommt seine Bemerkung, viele Juden hätten sich nach dem Krieg so verhalten. Wie Ferry Porsche die Geschichte verdrehte, ist unglaublich. Das Unternehmen arbeitete schon damals am Mythos Porsche – koste es, was es wolle. In der deutschen Ausgabe wenige Jahre nach der US-Fassung sind die antisemitischen Passagen übrigens getilgt.

SPIEGEL: Haben die Deutschen ein falsches Bild von den Porsches?

De Jong: Vielen ist nicht klar, dass Ferry Porsche sich schon 1938 um den Eintritt in die SS beworben hat und 1941 eingetreten ist. Und dass er in den Fünfziger- und Sechzigerjahren als Porsche-Geschäftsführer hochrangige frühere SS-Männer beschäftigte. Deshalb ist es besonders schlimm, dass die seit 2018 bestehende Ferry-Porsche-Stiftung eine Professur für Unternehmensgeschichte an der Universität Stuttgart finanziert mit Statements wie: »Zukunft braucht Herkunft«. Dass das so kommuniziert wird, ist wirklich eine Pervertierung der Geschichte. Denn die Porsche-Familie hat sich niemals ausgesprochen über die Verantwortung von Ferdinand Porsche als Geschäftsführer des Volkswagenwerks in Fallersleben...

SPIEGEL: ...wo sich mehrere eingezäunte und bewachte Werks- und KZ-Außenlager für Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge befanden, die unter furchtbaren Bedingungen schuften mussten und starben.

De Jong: Genau.

SPIEGEL: Sticht eine Dynastie besonders heraus?

De Jong: In der NS-Zeit haben sich alle schuldig gemacht. Das Buch habe ich geschrieben, weil große Marken wie BMW und Porsche heute durch globale Wohltätigkeit über ihre Stiftungen ihre Geschichte reinwaschen. So betreibt BMW seit 2016 Philanthropie im Namen von Herbert Quandt (Sohn von Industriemagnat Günther Quandt, d. Red.), weil er die Automarke 1959 vor dem Bankrott rettete. Was sie verschweigen: dass Herbert Quandt ein KZ-Außenlager in Polen mitaufgebaut hat und verantwortlich war für den Personalbereich in den AFA- und Pertrix-Batteriefabriken in Berlin, wo Tausende Zwangsarbeiter und Frauen aus Konzentrationslagern arbeiten mussten. Die Stiftung schreibt auf ihrer Website, sie inspiriere »Führungspersönlichkeiten weltweit, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und sich als Responsible Leaders für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Zukunft einzusetzen«. Das ist pervers – man kann nicht nur wirtschaftlichen Erfolg zelebrieren, aber NS-Verbrechen ignorieren.

SPIEGEL: Nach dem Krieg bekamen Industriekapitäne nach kurzer Haft die Kontrolle über ihre Unternehmen und Vermögen zurück. Als der Kalte Krieg begann, rückten die Amerikaner von der Strafverfolgung ab, weil sie ein wirtschaftlich starkes Deutschland brauchten. Hat der Kapitalismus einmal mehr über die Moral gesiegt?

De Jong: Das trifft es exakt. Damals gab es zwei Entscheidungen. Erstens wurden mit dem Beginn des Kalten Kriegs 1947 die Nürnberger Prozesse eingeschränkt: Statt die Täter vor weitere Kriegstribunale zu stellen, übergaben die Amerikaner einen Großteil zum Entnazifizierungsverfahren an deutsche Laiengerichte. Die Deutschen hatten wenig Interesse daran, ihre Landsleute zu verurteilen. So kamen Tausende, Hunderttausende ohne Strafe davon. Zweitens entschied der US-Hochkommissar John J. McCloy, zuständig für den Wiederaufbau der neu gegründeten Bundesrepublik, beim Ausbruch des Koreakriegs 1950 die Gefängnisstrafen verurteilter Kriegsverbrecher zu verkürzen oder Todesstrafen in lebenslange Haft umzuwandeln.

»Die Welt brauchte Konsumgüter – die sollte die westdeutsche Wirtschaft produzieren.«
SPIEGEL: Was den US-Ankläger Telford Taylor ärgerte, der die Verfahren und Verurteilungen angestrengt hatte.

De Jong: Taylor war wütend. Aber Amerika brauchte Deutschland politisch und wirtschaftlich, als Bollwerk in Europa gegen die kommunistische Bedrohung. Außerdem hatte US-Präsident Harry S. Truman mithilfe des Defense Production Act 1950 alle US-Fabriken zur Kriegsproduktion von Waffen und Rüstungsgütern verpflichtet. Die Welt brauchte Konsumgüter – die sollte die westdeutsche Wirtschaft produzieren. Dafür brauchten die USA den guten Willen von Adenauer und seiner Regierung. Und die wollte nicht, dass ihre Wirtschaftselite weiter in Gefängnissen saß.

SPIEGEL: Hätten die Alliierten die Unternehmen von Quandt, Flick, Oetker, von Finck und Co. zerschlagen oder unter staatliche Aufsicht stellen sollen?

De Jong: Das haben sie ja bei der I.G. Farben getan, zu deren Nachfolgeunternehmen heute die Bayer AG und BASF gehören. Und Alfried Krupp von der Friedrich Krupp AG wurde beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess für schuldig befunden, man beschlagnahmte sein Unternehmen. Aber McCloy hat ihn begnadigt und es zurückgegeben. Mit Beginn des Kalten Kriegs war die Idee einer Restrukturierung der deutschen Wirtschaft für die Amerikaner schnell vom Tisch. Die Interessen hatten sich verschoben.

SPIEGEL: Wie würde Deutschland heute wirtschaftlich dastehen, hätte man die Unternehmen damals liquidiert oder zerschlagen?

De Jong: Dann wäre es nicht die Wirtschaftsmacht, die es heute ist. Kann man sich ein Europa vorstellen ohne eine starke deutsche Wirtschaft? Ich nicht. Es ist gut, dass die Bundesrepublik diese starke Wirtschaft hat. Mir geht es nicht um den Fortbestand von Macht und Geld, sondern um die heutige Aufarbeitung.

SPIEGEL: Unternehmerfamilien wie Quandt, Flick und Oetker haben Historikerinnen und Historiker beauftragt, ihre Firmengeschichte und die Nazivergangenheit zu untersuchen.

»Ich finde es pervers, dass die Herbert Quandt Stiftung im Namen eines Mannes agiert, der so viel Schuld auf sich geladen hat.«
De Jong: Entscheidend ist, was sie machen, wenn die Studien herauskommen. 2011 hat der Historiker Joachim Scholtyseck eine gute Untersuchung über den Aufstieg der Quandts vorgelegt. Aber wie kann es sein, dass die BMW-Quandt-Erben ein Jahrzehnt danach noch immer eine reingewaschene Biografie von Herbert Quandt auf ihrer Medienpreis-Website veröffentlichen? Die Ergebnisse einer solchen Studie müssen transparent gemacht werden, alles andere ist beleidigend für die Historiker nach ihrer jahrelangen Arbeit. Und warum werden diese Studien nicht in andere Sprachen übersetzt? Die meisten Opfer und Nachfahren der NS-Verbrechen leben im Ausland.



SPIEGEL: Konsumenten achten inzwischen stärker auf ethisches und soziales Verhalten von Unternehmen. Könnte eine klare Aufarbeitung der Vergangenheit Konzernen mehr nützen als schaden?

De Jong: Das spielt sicher eine Rolle. Umso unverständlicher finde ich, dass die Herbert-Quandt-Stiftung von BMW mit dem Slogan »inspire responsible leadership« im Namen eines Mannes agiert, der so viel Schuld auf sich geladen hat. Und dass auch ein Medienpreis seinen Namen trägt. Ich habe dort im Juni 2021 nachgefragt, ob es ein Beispiel für Transparenz ist, wie mit der Biografie des Namensgebers auf der Website umgegangen wird. Ich habe keine Antwort bekommen. Ende Oktober 2021 erschien dann plötzlich ein neuer Text , der immer noch nicht alles offenlegt. Ohne Druck hätte Stefan Quandt, der Vorsitzender des Stiftungs-Kuratoriums für den Award ist, nichts gemacht. Das ist ein Medienpreis! In der Jury sitzen prominente Journalisten wie Jan-Eric Peters von der »NZZ Deutschland« und Horst von Buttlar vom Magazin »Capital«. Eine reingewaschene Biografie des Namensgebers für einen Medienpreis ist doch lächerlich, eine Beleidigung des Journalismus.

SPIEGEL: Die Familie Reimann hat die Vergangenheit ihres Geschäftsführers Albert Reimann junior aufgearbeitet, der einst die Joh. A. Benckiser GmbH in Ludwigshafen leitete. Reimann, Antisemit und NSDAP-Mitglied, zeugte in einer außerehelichen Beziehung mit der Jüdin Emily Landecker drei Kinder. Die Erben sind heute Teilhaber des Unternehmens.

De Jong: Der Kontrast ist bemerkenswert: Die Reimanns sind nach den Quandts die reichste Familie Deutschlands, die historische Aufarbeitung läuft noch. 2019 haben die Reimanns die Firmenstiftung nach ihrem ermordeten jüdischen Großvater Alfred Landecker umbenannt. Und zeigen zugleich sehr transparent, dass Albert Reimann senior und junior überzeugte Nazis und Antisemiten waren.

SPIEGEL: In Ihrem Buch legen Sie dar, dass der Ende 2021 verstorbene August von Finck junior auch nach dem Krieg rechtskonservativen bis rechtsextremen Haltungen anhing.

De Jong: Anders als Quandt und Oetker, die Großspender der CDU sind, bewegte er sich näher am rechten Rand. Mit Millionenspenden unterstützte August von Finck junior drei Jahrzehnte lang erst den »Bund Freier Bürger«, dann die Lobbyorganisation »Bürgerkonvent«, damals unter Führung der heutigen AfD-Frau Beatrix von Storch. Finck förderte EU- und Euro-feindliche Ziele. Wie er den Aufstieg der AfD vermutlich mitfinanziert hat, hat der SPIEGEL ja 2018 aufgedeckt. Bei den Recherchen hat mich aber am meisten schockiert, dass er den Markennamen Degussa gekauft hat. Degussa war in der NS-Zeit an der Produktion von Zyklon B beteiligt und half, das Gold von ermordeten Juden einzuschmelzen. Das Finck die Degussa ausgerechnet als Goldhandel wiederbelebt hat, zeugt mindestens von historischer Geschmacklosigkeit.

SPIEGEL: Sie sprachen von der historischen Verantwortung der Nachkommen, die heute globale Konsumunternehmen lenken. Würden Sie Kekse aus der Bahlsen-Fabrik, die damals Zwangsarbeiter beschäftigte , kaufen oder BMW oder Porsche fahren?

De Jong: Ich mag deren Kekse. Und ich bin Journalist, nicht Aktivist. Da muss jeder seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich zeige nur an Beispielen, wie diese Familien ohne historische Transparenz noch immer Stiftungen, Medienpreise oder Konzernhauptsitze führen im Namen von Patriarchen, die in NS-Verbrechen verstrickt waren. [/spoiler]

Fritz Linow

Zitat29.5.22
Ermittlungen gegen Volkswagen in Brasilien wegen Sklavenarbeit

Ein neues Ermittlungsverfahren der brasilianischen Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro wirft VW systematische Menschenrechtsverletzungen in Hunderten Fällen, Ausbeutung von Sklavenarbeit und Menschenhandel vor. Volkswagen muss nach Informationen von NDR, SWR und "Süddeutscher Zeitung" Mitte Juni zu einer Anhörung nach Brasilia reisen.
(...)
Dieses Mal zitieren wir aus einem 2.000 Seiten starken Akten-Konvolut der Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro. Diese hat gerade gegen Volkswagen offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Der Vorwurf: systematische Menschenrechtsverletzungen in Hunderten Fällen, Ausbeutung von Sklavenarbeit, Menschenhandel.
(...)
Bei missglückten Fluchtversuchen sollen Leiharbeiter angeschossen, verprügelt und gefesselt worden sein. Selbst schwer krank sollen sie mit vorgehaltener Waffe zur Arbeit gezwungen und erniedrigt worden sein. Zeugen beschreiben unter anderem, wie Arbeiter die Waffe der Aufpasser in den Mund nehmen mussten, wie die Frau eines Arbeiters als Strafe für einen Fluchtversuch vergewaltigt wurde und wie auch Minderjährige auf der Farm gegen ihren Willen festgehalten wurden. Eine Mutter gab zu Protokoll, wie ihr Sohn den Verletzungen durch die Gewaltausbrüche erlegen ist, andere Arbeiter sollen verschwunden sein. "Das war eine Form moderner Sklaverei", so der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia in Rio de Janeiro.
(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Ermittlungen-gegen-Volkswagen-in-Brasilien-wegen-Sklavenarbeit,brasilien732.html

Das ist einfach nur noch gruselig.

ManOfConstantSorrow

Zitat Interview mit dem VW-Chef
Herbert Diess: ,,Wir können nicht nur mit Demokratien arbeiten"

Der VW-Chef spricht über moralische Kompromisse, sein Engagement in China, die Zukunft der deutschen Wirtschaft...
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/interview-mit-dem-vw-chef-herbert-diess-wir-koennen-nicht-nur-mit-demokratien-arbeiten/28381928.html

Ein Bißchen Folter tut doch der deutschen Wirtschaft gut.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

Kleines Fundstück von 1963, passt irgendwie zu Volkswagen und Brasilien:
Zitat
Hjalmor Schacht, 86, Alt-Bankier, einst Hitlers Wirtschaftsminister und Reichsbankpräsident, bedauerte jetzt in einem Interview, nach dem Kriege nicht in die Automobilbranche eingestiegen zu sein. Schacht, dem - nach eigenem Bekenntnis - VW-Generaldirektor Heinz Nordhoff 1952 die VW-Generalvertretung in Brasilien angeboten hatte: »Hätte ich nur angenommen. Dann wäre ich heute ein reicher Volkswagenvertreter und nicht ein armer Bankier.«
https://www.spiegel.de/politik/hjalmar-schacht-a-97a2ffcd-0002-0001-0000-000046171318

Kuddel


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