Verkehrspolitik

Begonnen von Kuddel, 12:01:42 Sa. 24.Oktober 2015

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Nikita

Ex-Verkehrsminister Scheuer von der CSU hat sich achtzigmal mit der Autoindustrie getroffen und einmal mit einem Umweltverband. Das ist der, der Bahngelder veruntreut hat und damit bayrische Autobahnen gebaut hat.


https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/verkehrsminister-scheuer-80-treffen-mit-autoindustrie-nur-eins-mit-umweltverbaenden-/27370840.html

Kuddel

Neuste Zahlen zeigen: mehr als 10000 Menschen kommen pro Jahr in D ins Gefängnis, weil sie ohne Ticket im ÖPNV unterwegs waren und Geldstrafe nicht bezahlen können. Jeder Hafttag kostet pro Person 160 €. Was für ein Irrsinn! Statt Knast für Arme - kostenfreier ÖPNV für alle.

Nikita

https://www.freiheitsfonds.de/

Fahren ohne Fahrschein ist in Deutschland eine Straftat. Tausende Menschen landen jedes Jahr im Gefängnis, weil sie sich kein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr leisten konnten. Bis zu ein Jahr sitzen die Leute in Haft. Die Betroffenen sind überwiegend arbeitslos (87%), ohne festen Wohnsitz (15%) und suizidgefährdet (15%).

Der Straftatbestand wurde 1935 von den Nazis eingeführt. Bis heute werden dadurch Menschen fürs Fahren ohne Fahrschein häufig härter bestraft als z.B. Menschen, die angetrunken Auto fahren. Denn dies wird meist nur als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Der Freiheitsfonds in Zahlen:

401.283,13€ Strafen durch den Freiheitsfonds bezahlt
386 Personen freigekauft
28711 Hafttage aufgelöst (ca. 78 Jahre Haft)
401K Euro investiert
4,3M Euro Kosten gespart

Kuddel

ZitatDie Zeit ist reif für die Verkehrswende – wäre da nicht Volker Wissing

Jetzt wäre der perfekte Moment für einen umfassenden Umbau des Verkehrssystems. Doch FDP-Verkehrsminister Wissing verteilt lieber Geschenke an die Autoindustrie.
https://jacobin.de/artikel/die-zeit-ist-reif-fur-die-verkehrswende-ware-da-nicht-volker-wissing/

Fritz Linow

Gebucht:

Zitat20.5.22
Die Sorgen der Insel-Bewohner auf Sylt wegen des 9-Euro-Tickets könnten sich bewahrheiten: Im Netz organisieren sich Tausende zum Sturm auf die Insel.
(...)
,,Hey Leute, lasst uns am Samstag zusammen mit Dosenbier und Hunden nach Sylt fahren und die Juppies ärgern", heißt es in der Chaostag-Gruppe.

Dass dies durchaus ernst gemeint sein könnte, zeigt auch eine Äußerung der Sprecherin der Linksjugend Solid. In einem Gastbeitrag in der Zeit schreibt sie: ,,Mit Sylt soll ein Stück Land zurückerobert werden, das eigentlich uns allen gehört. Und es sollen die Bedingungen verändert werden, die Sylt möglich machen."
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/chaostage-wie-linke-aktivisten-mit-dem-9-euro-ticket-die-insel-sylt-stuermen-wollen-li.229003

Kuddel

Das hat damals auch geklappt. Da gab es das 15DM Ticket, damit konnten 5 Leute reisen. https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nes-Wochenende-Ticket  Die Züge waren derart voll, daß die Schaffner oftmals aufgehört haben zu kontrollieren.

Sylt wurde von Punkerhorden mit Hunden heimgesucht. Beeindruckende Strandparties. Da wurde auch Edeka geplündert. Das haben die Sylter nicht vergessen.

Der Punknachwuchs kann da mal in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.

Onkel Tom

Zitat
,,Hey Leute, lasst uns am Samstag zusammen mit Dosenbier und Hunden nach Sylt fahren und die Juppies ärgern",

Klingt doch ganz nett, in Kampen zum Lachshappen eingeladen zu werden..  ;D
Lass Dich nicht verhartzen !

counselor

Treffender Kommentar von Fabian Lehr zum 9-Euro-Ticket:


ZitatObwohl ich in Österreich lebe, werde ich mir das deutsche 9€-ÖPNV-Ticket ab Juni natürlich sofort kaufen. Mit dem Klimaticket komme ich ja schon ohne Zusatzkosten an die deutsche Grenze nach Passau und kann dann von dort aus mit dem 9€-Ticket fast gratis Ausflüge in Bayern machen und im Juli, wenn ich bei meiner Mutter in Speyer zu Besuch bin, Ausflüge in der Pfalz und Baden-Württemberg. Selbst wenn ich mit dem Ticket nur eine handvoll Ausflüge in Deutschland machen sollte, spare ich damit enorm viel Geld gegenüber Einzeltickets.

Ich fürchte aber, dass dieses Ticket, wenn auch für mich sehr angenehm, alles andere als eine Werbung fürs Bahnfahren sein und eher sehr viele Menschen nachhaltig von der Bahn abschrecken und das Auto erst recht lieben lassen wird. Einen schwachen Eindruck davon, was in Deutschland bevorstehen wird, liefert der Blick darauf, welche Auswirkungen das Klimaticket in Österreich hatte.

Für alle, die es nicht kennen: Das Klimaticket ist eine im Oktober 2021 eingeführte neue Jahres-Netzkarte, mit der man für etwas über 1000€ ein Jahr lang unbegrenzt alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich nutzen kann, von Bus und Straßenbahn bis Railjet und ICE. Mit einem Preis von über 1000€ jährlich ist das Klimaticket nun nicht gerade geschenkt wie das deutsche 9€-Ticket, aber für regelmäßige Bahnfahrer doch eine wirklich große Kostenersparnis gegenüber Einzeltickets oder mehreren bisherigen regionalen ÖPNV-Jahreskarten.

Vor Einführung des Klimatickets war natürlich damit gerechnet worden, dass die Bahnnutzung dadurch steigen würde und die Fahrpläne der ÖBB wurden dementsprechend etwas angepasst mit etwas mehr Verbindungen. Das Verkehrsministerium nahm an, dass im ersten Jahr etwa 100.000 Klimatickets verkauft würden. Der Erfolg war aber viel größer: Bisher haben sich etwa 160.000 Menschen ein Klimaticket gekauft, also rund 2% der österreichischen Bevölkerung. Beim Großteil davon wird es sich sicher nicht um bisher eingefleischte AutofahrerInnen handeln, die jetzt auf den ÖPNV umsteigen, sondern um Leute, die bisher schon irgendeine regionale ÖPNV-Jahreskarte hatten und das Klimaticket als Gelegenheit nutzen, darüber hinaus auch günstig mehr überregionale Fahrten zu unternehmen.

Obwohl nun also im Vorfeld schon die Zahl der Zugverbindungen erhöht wurde, obwohl nur 2% der Bevölkerung ein Klimaticket haben und obwohl die meisten derjenigen, die eines gekauft haben, vorher schon regelmäßige ÖPNV-NutzerInnen gewesen sein werden, hat das Klimaticket SEHR erhebliche, täglich spürbare Auswirkungen auf die Bahnnutzung in Österreich gehabt. Seit Einführung des Klimatickets sind die ÖBB-Railjets auf stark frequentierten Hauptstrecken wie Wien-Salzburg und Wien-Graz quasi durchgehend proppenvoll, fast rund um die Uhr. Ohne Reservierung einen Sitzplatz im Railjet zu bekommen ist schwierig geworden. Stundenlang auf den Gängen sitzende Fahrgäste sind in den ICE der desolaten, heruntergewirtschafteten Deutschen Bahn seit Langem normal - aber in österreichischen Railjets sehe ich das regelmäßig erst seit Einführung des Klimatickets. Ja, manchmal ist es inzwischen so extrem, dass man nicht einmal mehr auf dem Gang sitzen kann: Vor ein paar Tagen bin ich mit einem Railjet Richtung Linz gefahren, der so zum Platzen überfüllt war, dass man nicht einmal auf den Gängen sitzen konnte, sondern die Leute während der ganzen Fahrt dicht an dicht gedrängt STEHEN mussten wie in einer vollen U-Bahn. Und das war nicht einmal auf dem Höhepunkt des morgendlichen Pendelverkehrs, sondern am frühen Nachmittag, um eine Zeit, in der Züge normalerweise relativ leer sind. Gerade in den letzten Wochen häufen sich in Österreich die Berichte darüber, dass zum Platzen überfüllte Railjets, die wegen ihrer Überfüllung aus dem Bahnhof nicht abfahren können, von der Polizei geräumt werden müssen, damit die Fahrt weitergehen kann.

Schon eine gerade mal von 2% der Bevölkerung genutzte Netzkarte führt also dazu, dass das Bahnfahren deutlich unkomfortabler, anstrengender und weniger planbar wird als es das in Österreich bisher war. Nun kann man sich darauf noch einigermaßen einstellen. In Richtung Linz/Salzburg nehme ich jetzt bspw. statt der schrecklich überfüllten ÖBB-Railjets immer die üblicherweise weniger ausgelastete (privat betriebene, aber im Klimaticket inkludierte) Westbahn. Wenn ich nach Passau will (Wo ich dank Klimaticket regelmäßig hinfahre, um zu deutschen Billigpreisen einzukaufen), fahre ich nicht mehr mit dem regelmäßig extrem überfüllten direkten ICE von Wien nach Passau, sondern mit der Westbahn nach Linz und von dort per Regionalexpress nach Passau, womit ich zwar etwas länger unterwegs bin, aber immer stressfrei durchweg Sitzplätze bekomme. Wenn ich einen weiteren Ausflug machen will, versuche ich, sehr früh aufzustehen und den ersten Railjet in die jeweilige Richtung zu nehmen, der dann meistens noch einigermaßen leer ist.

Das wird aber nur ein schwacher Vorgeschmack dessen sein, was in Deutschland wohl mit dem 9€-Ticket bevorsteht, aus mehreren Gründen:

1.) Das zwar günstige, aber doch auch nicht geschenkte Klimaticket wird, wie gesagt, von 2% der österreichischen Bevölkerung genutzt. In Deutschland wird damit gerechnet, dass 40-50% der Bevölkerung sich das fast kostenlose 9€-Ticket holen werden.

2.) In Österreich haben die ÖBB in Erwartung eines durch das Klimaticket erhöhten Fahrgastaufkommens vor dessen Einführung schon den Fahrplan etwas angepasst und versucht, mehr Verbindungen einzuschieben. In Deutschland gibt es für das 9€-Ticket keinerlei Fahrplanaenderungen, keinerlei zusätzliche Züge.

3.) Das Klimaticket gilt in ALLEN Zügen, das 9€-Ticket nur in S-Bahn, Regionalbahn und Regionalexpress. Während in Österreich ein sehr großer Teil des zusätzlichen Fahrgastaufkommens also auf Fernzüge mit viel, viel größerer Kapazität entfällt, werden sich in Deutschland alle zig Millionen 9€-TicketnutzerInnen ausschließlich in den Nahverkehrszuegen drängen.

4.) Die ÖBB waren und sind von vornherein in einem viel besseren Zustand als die völlig marode DB. In Österreich ist das Bahnnetz besser als in Deutschland und vor allem die Züge in einem unvergleichlich besseren Wartungszustand: Lange Verspätungen, Zugausfaelle wegen technischer Defekte, kaputte Toiletten und Klimaanlagen sind in Österreich etwas sehr Seltenes. In Deutschland ist all das auf praktisch jeder längeren Bahnfahrt der Normalfall. Das österreichische Bahnnetz funktioniert unter Normalbedingungen exzellent. Das deutsche Bahnnetz funktioniert unter Normalbedingungen gerade noch so ganz notdürftig und oft überhaupt nicht.

Dieses schon halbkaputte deutsche Bahnnetz wird nun aber mit einem extremen Ausnahmezustand konfrontiert, nämlich einer plötzlichen Vervielfachung der Fahrgastzahlen ohne irgendeine technische Vorbereitung.
Das wird bedeuten: Wenn, wie in Deutschland üblich, Züge ausfallen oder stundenlang verspätet sind, wird das in diesem Sommer dazu führen, dass sich zigtausende Menschen an den Bahnhöfen stauen und den nächsten Zug zu überrennen versuchen, der dann aufgrund totaler Überfüllung auch wieder nicht weiterfahren kann und geräumt werden muss.
Das wird bedeuten: Wenn, wie in Deutschland üblich, im Zug die Klimaanlage defekt ist (Oder es überhaupt keine gibt wie in vielen Nahverkehrszuegen), werden bei den dank Klimawandel ja zu erwartenden 35-40-Grad-Hitzewellen in den zum Platzen überfüllten Züge Leute kollabieren und alle anderen gequält und entnervt darauf warten, dass diese Tortur aufhört und sie endlich wieder aus dem Zug raus können.
Das wird bedeuten: Zigtausende PendlerInnen werden regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen oder auf dem Heimweg festsitzen, weil die in den Stoßzeiten des Berufsverkehrs ohnehin schon vollen Züge durch Millionen zusätzliche Fahrgäste vollends unbenutzbar werden und man in viele Züge einfach nicht mehr reinkommen wird bzw. Züge durch Überfüllung in den Bahnhöfen festgehalten werden.

Für sehr, sehr viele Menschen wird in Deutschland die prägende Erfahrung in diesem Sommer: Bahnfahren ist eine schreckliche, extrem stressige Zumutung und wenn ich halbwegs entspannt und zuverlässig unterwegs sein will, muss ich mich ans Steuer eines PKW setzen.

Billiger ÖPNV ist eine super Sache und das Ziel muss sein, dass er zu einer kostenlosen öffentlichen Dienstleistung für alle wird. Aber das muss zwingend einhergehen mit einem MASSIVEN Ausbau des Bahnnetzes, erst recht in einem Land, in dem dieses Netz und die Zugflotte bereits in einem so starken Maß zerstört wurden wie in Deutschland. Wenn man die PKW-Pest zurückdraengen will, muss Bahnfahren nicht nur billiger, sondern auch bequemer und angenehmer als Autofahren werden. Noch so günstige Tickets werden dem Auto nicht Einhalt gebieten, wenn Bahnfahren als Quälerei wahrgenommen wird - und genau das wird diesen Sommer in Deutschland wahrscheinlich enorm verstärkt werden. Ja, der Irrsinn besteht nicht zuletzt darin, dass das 9€-Ticket teilweise finanziert werden soll durch Einsparungen in den Bahn-Infrastrukturausgaben, die in Deutschland ohnehin schon viel zu niedrig sind, das Bahnnetz auch nur vor weiterem Verfall zu bewahren, geschweige denn auf das Niveau auszubauen, das nötig wäre, um die DB zu einem attraktiven Verkehrsmittel zu machen. Das Bahnnetz wird also ironischerweise durch diese Aktion NOCH etwas schlechter werden als bisher. Man könnte glauben, das alles sei als Imagekampagne für die von der deutschen Politik geliebte und verwöhnte Automobilindustrie konzipiert.

Ja, es ist für Menschen mit wenig Geld ganz nett, mal ein paar Monate lang ein bisschen Geld zu sparen für den Weg zur Arbeit und ein paar Monate lang am Wochenende Ausflüge mit der Familie machen zu können. Aber nach diesen drei Monaten wird Bahnfahren in Deutschland dann wieder unbezahlbar sein wie eh und je, das Bahnnetz wird weiter zerfallen wie seit 30 Jahren und fast alle werden, sobald sie es sich leisten können, weiter ins Auto wechseln, um der Zumutung "Bahnfahren in Deutschland" endlich zu entkommen - und die Erfahrungen dieses Sommers werden all das wahrscheinlich sogar ein bisschen zusätzlich befördern.

Wenn es der deutschen Politik ernst wäre mit Verkehrswende und Kampf gegen die Klimakatastrophe (Was natürlich nicht der Fall ist, selbst die Grünen handeln durchweg als Büttel der deutschen Autoindustrie), dann bräuchte es, an allererster Stelle, einen sofortigen MASSIVEN Ausbau des Bahnnetzes und eine Vervielfachung des Budgets für Anschaffung und Wartung von Zügen. Die 100 Milliarden, die die "Fortschrittskoalition" jetzt in die Fähigkeiten des deutschen Imperialismus zur effizienten Menschenvernichtung pumpt, wären ein sehr guter Anfang, um ein funktionierendes, attraktives deutsches Bahnnetz wiederaufzubauen. Es bräuchte dauerhafte, billige Jahresnetzkarten für alle statt eines Dreimonats-PR-Gags. Es bräuchte endlich eine Aufhebung der unsinnigen kategorischen deutschen Trennung zwischen Zugtypen mit verschiedenen und verschieden teuren Tickets für Regionalbahn, IC und ICE, die es bspw. in Österreich nicht gibt und die nur dazu führt, dass Nahverkehrszuege überfüllt sind und arme Leute sich Fahrten in Fernzuegen nicht leisten können. Und es bräuchte endlich einen Stopp jeden weiteren Ausbaus des PKW-Verkehrsnetzes. Das Ziel müsste sein: Das Bahnnetz muss jedes Jahr ein bisschen größer, das PKW-Verkehrsnetz jedes Jahr ein bisschen kleiner oder zumindest nicht größer werden. Das müsste sein, wenn dem deutschen Staat tatsächlich irgendwas an Abwendung der Klimakatastrophe statt an den Bilanzen des deutschen Fossil- und PKW-Kapitals laege. Das ist aber natürlich nicht der Fall. Und so bekommen wir eben als PR-Gag drei Monate freie Fahrt in einem halbzerstörten deutschen Bahnnetz, dessen kontinuierliche Zerstörung permanent weitergeht und sogar noch beschleunigt wird, bis endlich das Ziel erreicht ist, dass jeder Deutsche am Steuer eines Mercedes oder Volkswagen sitzt und das ganze Land ein Autobahnknoten geworden ist.

Quelle: https://www.facebook.com/1660329755/posts/10224789235152456/
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

ZitatWährend in der Öffentlichkeit kontinuierlich über Maßnahmen zum Klimaschutz beraten wird, wird der klimaschonende Nahverkehr immer teurer. In den letzten Jahren sind die Preise dort um 19 Prozent angestiegen – während die Verbraucherpreise ,,nur" um 16 Prozent stiegen. Doch auch damit halten die Löhne nicht schritt.
https://perspektive-online.net/2022/05/bahntickets-im-nahverkehr-gegenueber-2015-um-19-teurer-loehne-hinken-hinterher/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Zitat Schienenverkehr
,,Wir sind stinksauer, weil nichts läuft": Das deutsche Bahnnetz steht vor dem Kollaps

Die Industrie leidet unter dem Baustellen-Chaos, Züge fallen hundertfach aus. Nun setzen die Unternehmen Bahnchef Lutz und Minister Wissing unter Druck.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/schienenverkehr-wir-sind-stinksauer-weil-nichts-laeuft-das-deutsche-bahnnetz-steht-vor-dem-kollaps/28367886.html

Das ist bereits seit vielen Jahren zutreffend.
Nun wird aber Kritik laut, nicht weil der Personenverkehr nicht läuft, sondern weil die Industrie dadurch Probleme hat.


Frauenpower

Es gibt ganz viele, die sich darüber freuen, den Knast aus Mobilitätsarmut verlassen zu können und endlich wohin kommen können.
Natürlich nur so, um Reiche oder ICE finanzier Fähige oder finanzierte (Bundestagsabgeordneten, andere) nicht zu stören. Arbeiter_innen die pendeln müssen, interessieren auch nicht.
Ich habe jetzt schon oft unter überfüllte Zűge und  aneinander gepresst stehen leiden müssen.

Ich freue mich über das Ticket, aber verhalten.

Dennoch: Die Freud darüber, den Knast, das Gefängnis, das Korsett aus Mobilitätsarmut zu verlassen ist die Freude über bisher kostenbedingter Immobilität, die gelöst wird. Die Zugbrücke wird heruntergelassen.

Hat der Ösi im vorangeganenen Zitat eigentlich auch weiterführendere oder konstruktivere  Gedanken, als Zustandsbeschreibung, zu meckern,  zu bemängeln und "schwarz" zu sehen - und trotzdem alles intensiv  zu nutzen?
Zugegeben, auch der grüne Kretschmann wird fröhlich und entspannt lächelnd  in seinem Merceds an den prognostisch überfüllten Bummelzügen vorbeifahren, und nicht nur der.

Und als Linke sollten wir für 'bezahlbare Mobilität für alle immer' streiten.

Und im zu erwartenden Reisestress, sollten wir als Linke ganz besonders besonnen mit dabei sein. Damit  meine ich, helfen, entspannen, Druck rausnehmen, Humor.. Bisher Mobilitäteingesperrte, sollten sich nicht mit anderen bisher Mobilitätseingesperrten streiten, beleidigen. Freundlich sein und kühler Kopf. Es zumindest versuchen. Da die meisten im selben Boot sitzen.

Und vielleicht gibt es Gesprächsmöglichkeiten über Mobilitätsarmut und Ähnliches.

Wir Armutsreisende sollten uns in den Bummelzügen nicht zur Arena für Wohlhabende  machen lassen. Gepäck halte man am besten minimalistisch. Fahhradmitnahme überlege man sich zweimal. Und irgendwas zum abkühlen mitnehmen.

Wir brauchen die Bahn auch noch nach drei Monaten! Vielleicht kann das Ticket dauerhaft eingeführt werden.

Onkel Tom

Ich freue mich schon und das etwas unverhalten..  ;D

Samstag frühmorgens das große Treffen im Bahnhof Hamburg Altona ?
und jo, Sylt für alle ( und zwar (nicht ganz) umsonst)..

Hmm.. Zwei Jahre wegen Noppenkugel Enthaltsamkeit, muss der Rucksack
auf Funktion überprüft werden.  :)

Ich vermute, das die drei Monate als "Versuch" ausgewertet werden, natürlich mit dem
Ergebnis "Das geht ja garnicht, zu teuer und zu voll blabla.." Von daher habe ich da
auch keine Hemmungen, den Spaß mit zu machen.

Wahrscheinlich kommt anbei die "einmalige Gelegenheit" heraus und ob im Ruhrpott
Wochenende sich die Menschen in den S-Bahnen stapeln oder der Zug nach Sylt voll
gestopft ist, macht den Bock auch nicht mehr fetter.


https://www.youtube.com/watch?v=vo8FODHF8nI
Lass Dich nicht verhartzen !

Frauenpower

Ihr wollt grad nicht wissen wie zusammengequetscht ich auf einem Sitz sitze im Zug, mit Gepäck auf Ablage und auf mir aufgetürmt.. :/ Der Zug ist voll, und noch ist nicht 9 Euro Ticket Zeit. Aber ich habe eins gekauft :D Erstmal nur eins. Wegen der Kosten... Seit meinem Wohnungsumzug werde ich zugeschüttet mit Rechnungen.
Das Wetter ist schön...
Ja, mal sehen, wo ich es hinschaffe..

Warum eigentlich 9 Euro? Wie kommen die auf diesen Betrag?

counselor

Ich bin gespannt, wie voll die U-Bahn ab Mittwoch ist. Werde ich es pünktlich zur Arbeit schaffen?

Vom 4.7.22 bis 8.7.22 habe ich Urlaub. Da werde ich sicher Ausflüge in die Umgebung unternehmen.

Auf lange Frist müssen Bus und Bahn massiv ausgebaut werden und der Nahverkehr muss kostenlos werden.

Ich fürchte, dass das €9-Ticket zur Überlastung des Nahverkehrs führt, lasse mich aber überraschen.

Vorgestern hatte ich Probleme mit der App unserer VAG und konnte das Ticket nicht erwerben, werde es aber in den nächsten Tagen nochmals probieren.

PS: Jetzt klappte es mit der App der VAG und ich bin Inhaber eines €9-Tickets!
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

In Bremen haben Klimaaktivisten eine Hauptstraße im Feierabendverkehr blockiert. Was für ein Schwachsinn!

In der Klimabewegung fehlt es an politischen Diskussionen. Man muß mit der Mehrheit der Bevölkerung gegen die Interessen der (Auto-)Industrie kämpfen.

Wenn man die Leute daran hindert, nach der Arbeit nachhaus zu kommen, bringt man sie gegen die Klimaschützer auf. Wenn die Klimaschützer die Lieferzufahrt des Daimlerwerks blockert hätten, wäre es auch klar, gegen wen man kampft: gegen die Autoindustrie und nicht gegen den Autofahrer. Die Daimlerarbeiter wären dankbar für eine zusätzliche Pause, wenn das Fließband zum Stillstand gekommen wäre, weil die Zulieferer nicht durchkommen.

Nikita

Ich sehe bei den Aktivisten reine Verzweiflung und kann sie verstehen.

Kuddel

Verzweiflung sollte nicht zum Hirnstillstand führen.
Die selbe Aktion, nur ein paar Kilometer weiter, hätte einen Riesenunterschied gemacht.

Nikita

Ich muss hier nur mal 100 m weit gehen und habe schon die Schnauze voll von Autofahrern. Alles ist Parkplatz, können nicht halbwegs mit Hirn fahren, brauchen aber trotzdem eine Schaltung statt Automatik, die sie nicht bedienen können. Je schlechter sie fahren, um so dicker das Auto. Damit der Andere stirbt und nicht der, der asozial fährt.
Sie werden pro Auto mit 5000 Euro im Jahr subventioniert. Das ist fast der Hartz IV Regelsatz. Autofahren muss aufwendig, teuer und nervig werden.

Kuddel

Nochmal: Die Verkehrspolitik ist eine Katastrophe! Der Individualverkehr, das Auto, ist die Pest! (Auch das E- oder Wasserstoffauto)

Um eine andere Verkehrspolitik durchzusetzen, reicht es nicht "die Schnauze voll" zu haben. Man sollte die Wirtschaftsinteressen erkennen und gegen diese mit Grips und wirkmächtig kämpfen, statt einen sinnlosen Kampf gegen unsympathische Menschen mit ätzenden Autos zu führen.

Kuddel

Ich halte nichts von der Strategie einer "Bepreisung" (Kackwort) von Energie und Mobilität von Ottonormalverbraucher.

Zitat von: Nikita am 12:26:04 Mi. 01.Juni 2022
Autofahren muss aufwendig, teuer und nervig werden.

Vielen steht das Wasser bereits bis zum Hals. In Frankreich ging der Gelbwestenprotest los, weil die Menschen auf dem Land den höheren Spritpreis nicht mehr zahlen konnten. Sie brauchen das Auto, um damit zu ihren prekären Jobs zu kommen, um Kita, Arzt oder Supermarkt zu erreichen. Wenn sie nach dem Tanken keine Kohle mehr Lebensmittel haben, ist es ein Grund für Rebellion.

Leiharbeitern, die ihr Kackauto brauchen, um zu ihrem Scheißjob zu kommen, steht auch das Wasser bis zum Hals. Wenn das noch teurer wird, wissen sie nicht mehr weiter. So treibt man Wähler in die Arme von FDP und AfD.

Deshalb muß man den Kampf für die Umwelt gemeinsam mit der Sozialen Frage denken, bzw. führen.

Ich halte das 9€ Ticket, Nulltarif im Nahverkehr und ein Verbot der Zwangmobilität (Wanderarbeit) durch Leiharbeit für Schritte in die richtige Richtung. Das Leben der Armen noch teurer zu machen, halte ich für kontraproduktiv.

Nikita

Es ist ein Märchen, dass die Armen und Prekären bei Benzinpreisen die Leidtragenden sind. Je ärmer man in Deutschland ist, um so unwahrscheinlicher, dass man ein Auto besitzt. Je reicher man ist, um so wahrscheinlicher, dass man Vielfahrer mit mehren Autos ist.
Wenn man Arme entlasten möchte, sollte man die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs senken, den ÖPNV stärken, Mietpreisbremsen einführen, Lohnnebenkosten senken. Von alldem haben Reiche fast gar nichts. Benzin billig zu halten geht direkt an Wohlsituierte.
Die Kosten für das Auto müssen in allen Punkten hochgehen. Jedes Auto wird fast mit dem Regelsatz von Hartz IV subventioniert, ca. 5000 Euro im Jahr. Die Kosten sollten die Fahrer in Zukunft selbst tragen.

Kuddel

Ist es auch ein Märchen, daß die Gelbwestenproteste in Frankreich von der Spritpreiserhöhung ausgelöst wurden?

Nikita

Zitat von: Kuddel am 19:24:14 Mi. 01.Juni 2022
Ist es auch ein Märchen, daß die Gelbwestenproteste in Frankreich von der Spritpreiserhöhung ausgelöst wurden?

Das ist mir egal.

counselor

Proteste für eine Senkung der Benzinpreise werde ich nicht unterstützen. Die Landbevölkerung muss lernen, dass sie für Verbesserungen bei Bus und Bahn eintreten muss.

Ferner sehe ich es auch so, dass Autos von Besserverdienern genutzt werden. Die Armen können sich ein Auto gar nicht leisten. Wirklich Arme haben oft keine €50,00 auf dem Konto, geschweige denn mehrere Tausend Euro für einen Gebrauchtwagen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagobert

Schöne Vorurteile habt ihr da.

Schon mal daran gedacht, dass es für viele auch ein Leben vor der Armut gab?
Da hat so mancher noch ein Auto, sozusagen als Überbleibsel aus besseren Tagen.

Zitat von: counselor am 09:08:54 Do. 02.Juni 2022Die Landbevölkerung muss lernen, dass sie für Verbesserungen bei Bus und Bahn eintreten muss.
Ein Auto wird aber erst entbehrlich, wenn es diese Verbesserungen tatsächlich gibt. Bis dahin sind die Leute drauf angewiesen, koste es was es wolle.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Ich denke, wir sind uns einig, daß der Individualverkehr eine schlimme gesellschaftliche Fehlentwicklung ist, proftitabel für Kapitalisten, für Menschen nervig bis tödlich.

Die Städte brauchen frische Luft und weder Stau noch Lärm. Die großen Parkplätze sollten in Parks, Gärten und Spielplätze umgewandelt werden.

Man kann aber nicht einfach das Auto wegmachen, es müssen Alternativen her. Man kann den Menschen nicht die Möglichkeit nehmen, sich fortzubewegen. Das gilt innerhalb der Städte, zwischen den Städten und überhaupt für die ländlichen Regionen.

Ein annähernd klassenkämpferischer Ansatz ist ein Kampf nach oben, einer gegen Politik und Wirtschaft. Ich finde es nicht gut, wenn gegen Leute gekämpft wird, die nach der Arbeit nachhaus wollen. Wir sollten gegen diejenigen kämpfen, die die Busanbindungen auf dem Land zusammengestrichen haben. Gegen diejenigen, die mit Privatisierungsplänen die Bundesbahn runtergewirtschaftet haben. Wir müssen thematisieren, daß der Staat sehr wohl Geld hat, um die Profite der Mineralölkonzerne zu sponsern.
ZitatÖlkonzern Saudi Aramco macht 40 Milliarden Dollar in drei Monaten
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/oelkonzern-saudi-aramco-macht-40-milliarden-dollar-in-drei-monaten-a-63199bf3-6460-426b-8682-2c42e7747326 
ZitatHohe Öl- und Gaspreise haben dem Energiekonzern Shell zum Jahresauftakt einen Rekordgewinn beschert.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/shell-rekordgewinn-gestiegene-oel-gaspreise-101.html 

Selbst die rechtspopulistische britische Regierung ist in der Lage, an die Gewinne der Konzerne zu gehen:
Zitat,,Außergewöhnliche Gewinne" – Großbritannien erhebt Sondersteuer für Ölkonzerne
https://www.welt.de/wirtschaft/article239011327/Grossbritannien-erhebt-Sondersteuer-auf-Gewinne-der-Oelkonzerne.html

Die Ampelregierung läßt die Konzerne sich weiter an der Krise dumm und dämlich verdienen und greift in den Steuertopf, damit es so weitergehen kann:
ZitatSeit Beginn des Ukraine-Kriegs ist das Tanken deutlich teurer als davor. (...) Darauf reagiert der Bund mit der vorübergehenden Absenkung der Energiesteuer. (...)

Der Bund verzichtet damit auf Steuereinnahmen in Höhe von geschätzten 3,15 Milliarden Euro.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/tankrabatt-start-101.html

Es werden neue Autobahnen geplant und gebaut. Das ist auch Sponsoring durch den Staat für den Individualverkehr. Bereits Corona verlangte nach einer massiven Ausweitung des Angebots von Bussen und Bahnen, damit man besser Abstand halten kann, doch nichts dergleichen passierte.

Die Automobilkonzerne müssen angegriffen werden, weil sie sich nie um eine Alternative zum Individualverkehr gekümmert haben und auch jetzt nur bereit sind, an eine Umstellung auf E-Autos, bestenfalls Wasserstoffautos zu denken.

E-Autos bedeuten ein ökologisches Desaster, doch der Staat sponsert das E-Auto mit enormen Summen:
ZitatDerzeit bis zu 9000 Euro Zuschuss für E-Autos
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/kaufen/foerderung-elektroautos/

Ich halte es für absolut falsch und kontraproduktiv, Haß und Kämpfe innerhalb der Bevölkerung zu schüren, unsere Aktivitäten sollten sich gegen Politik und Wirtschaft richten!

Es geht darum, Alternativen anzubieten, um sich fortzubewegen.

Kuddel


counselor

Eine Kollegin hat am Wochenende das €9-Ticket für eine Fahrt von Nürnberg nach Stuttgart mit dem Regionalexpress genutzt. Der Zug war total überfüllt und mußte vor der Abfahrt von der Polizei geräumt werden. Sie hatte einen Sitzplatz und durfte im Zug bleiben. Die Leute, die im Gang standen, mußten letztlich aussteigen. Es war ein totales Chaos, weil trotz Lautsprecherdurchsagen, dass der Zug überfüllt ist, immernoch Leute einstiegen. Letztlich fuhr der Zug mit 1,5 Stunden Verspätung ab.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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