über das System Hartz IV

Begonnen von Kuddel, 11:02:33 So. 27.Dezember 2015

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Kuddel

Ein lesenswerter Bericht in 4 Teilen:

ZitatSystem Hartz IV
"Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus"

Ihm begegnen Alleinerziehende, die trotz eines Ingenieurdiploms keinen Job finden, oder Migranten, die die Verträge, die sie unterschreiben, nicht lesen können: Ein Arbeitsvermittler aus einem Berliner Jobcenter gewährt subjektive Einblicke in das System Hartz IV.


Von Hannah Beitzer, Berlin

Zu ihm kommen alleinerziehende Mütter, die trotz Hochschulabschlusses keinen Job finden. Selbständige Grafikdesigner mit einem monatlichen Gewinn von 200 Euro. Migranten, die die sittenwidrigen Verträge, die sie unterschreiben, nicht lesen können. Er verachtet Zeitarbeitsfirmen und staunt über die rassistischen Kommentare mancher Kollegen. Claus Meisner ist Arbeitsvermittler in einem Berliner Jobcenter.

Meisner, der eigentlich anders heißt, ist seit mehreren Jahren zuständig dafür, gemeinsam mit Menschen, die Arbeitslosengeld II empfangen, auf Jobsuche zu gehen oder sie in einer Fortbildung unterzubringen. Zu ihm kommen vor allem Arbeitslose über 25 Jahre, für die jüngeren gibt es eigene Vermittler. Auch für Jobsuchende über 55 Jahren gibt es in manchen Jobcentern spezielle Teams. Bei einem Treffen wird deutlich, wie sehr er mit vielem, was ihm in seinem Arbeitsalltag begegnen, hadert. Mehr und mehr Beispiele fallen ihm ein für das, was seiner Meinung nach falsch läuft. "Wir könnten hier noch bis zwei Uhr nachts sitzen", sagt er am Ende des Gesprächs. Subjektive Einblicke in das System Hartz IV von einem seiner Verwalter.

Akademiker: "Viele verkaufen sich unter Wert"


Mach' Abitur, geh' an die Uni - dann findest du auch einen guten Job. Ein Hochschulabschluss gilt als bester Schutz vor Hartz IV. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern liegt bei weniger als drei Prozent. Claus Meisner trifft jedoch im Jobcenter immer wieder auf Akademiker. "Die meisten schämen sich und erklären erst einmal: Ich bin nicht so wie die anderen, die da draußen sitzen." Häufig trifft es Uni-Absolventen, die nach dem Abschluss nicht sofort einen Job finden und die nicht von ihren Eltern unterstützt werden können.

"Viele von ihnen verkaufen sich unter Wert", sagt er. Architekten, die für 1500 Euro brutto Vollzeit arbeiten. Grafikdesigner, die als Selbständige einen monatlichen Gewinn von 200 Euro ausweisen und deswegen aufstocken müssen. Absolventen, die in Werbeagenturen oder großen Verlagen ganze Kampagnen leiten - für ein Praktikumsgehalt von 500 Euro im Monat. Er berichtet von namhaften Unternehmen, die gut ausgebildete junge Leute von einem Praktikumsvertrag zum nächsten schieben.

"Einige meiner Kunden nehmen die Arbeitgeber auch noch in Schutz", sagt er. "Es sei im Moment eben eine schwierige Situation, und das Renommee eines großen Namens sei doch auch viel wert, heißt es dann." Dass diese großen Namen ordentlich Geld verdienen, wenn sie eine Kampagne von einem Praktikanten anstelle eines ordentlich bezahlten Festangestellten ausrichten lassen - das macht Meisner wütend. "Bei den Akademikern ist nicht das zu hohe Anspruchsdenken das Problem. Im Gegenteil: Ich muss oft das gar nicht mehr vorhandene Anspruchsdenken überhaupt erst wecken."

Meisner hat Hemmungen, Akademiker in solche Jobs zu vermitteln. Aber er sieht sich in einem Dilemma: "Ich werde von der Arbeitsagentur in eine Rolle gedrängt, in der ich gar nicht sein möchte." Denn seinem Arbeitgeber ist es erst einmal wichtig, die Arbeitslosenzahl zu senken, die Kunden in sozialversicherungspflichtigen Stellen unterzubringen. Da sei es egal, ob jemand 451 Euro oder 4510 Euro im Monat verdient - "Integration ist Integration".
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543


Kuddel

ZitatSystem Hartz IV
Alleinerziehende - Wer bietet Mutti-Schichten?


Empörung erlebt Meisner sehr selten. Dafür Resignation, manchmal Tränen. Wie soll es einem Menschen auch gehen, der ganz genau weiß, dass er nicht mehr loskommt vom Jobcenter? Die kommenden Jahre auf keinen Fall, vielleicht aber auch nie? Für viele alleinerziehende Mütter kommt diese Erkenntnis schnell, erzählt Meisner. Wer ein Kind hat und keinen Partner, das zeigen alle Studien, hat ein besonders großes Risiko, arm zu werden.

Alleinerziehende Mütter ohne hohe Qualifikation suchten häufig Jobs im Handel oder in der Gastronomie, erzählt Meisner. "Da gibt es aber bei den Unternehmern keinerlei Verantwortungsgefühl." Große Handelsketten zum Beispiel: Sie bieten fast nur noch Teilzeitstellen oder gleich Minijobs an. "Doch selbst wenn die Frauen nur zehn bis 15 Stunden die Woche arbeiten, sollen sie während der gesamten Öffnungszeiten verfügbar sein. Die Alleinerziehende fällt da komplett raus." Da kann er sie in noch so viele Weiterbildungsmaßnahmen stecken. "Die Alleinerziehende bleibt so lange arbeitslos, bis sie ein Unternehmen findet, das Mutti-Schichten anbietet."

Mutti-Schichten. Meisner stutzt, kurz nachdem das Wort aus seinem Mund ist, es hört sich für Außenstehende arg flapsig an. "Das ist nicht abwertend gemeint, so heißt das im Jargon." Meisner legt im Gespräch viel Wert darauf, nicht zynisch zu wirken, denkt die meisten seiner Sätze zu Ende, bevor er sie ausspricht, so dass sie beinahe druckreif beim Gegenüber ankommen. Dass er auf der Seite seiner Kunden steht, ist nicht zu überhören. Über sie spricht er bewusst respektvoll. Seine Angriffe auf alle, die seiner Meinung nach nicht empathisch genug mit ihnen umgehen, sind hingegen scharf und deutlich.

Meisner spricht respektvoll von seinen Kunden

Meisner berichtet nun von einer Kundin, die er seit einigen Monaten betreut. Wirtschaftsingenieurin, sehr guter Abschluss, Praktika bei großen Automobilunternehmen, optimale Bewerbungsunterlagen, perfekte Englischkenntnisse. Aber eben: alleinerziehende Mutter. "Ein Kind ist immer ein Ausfallrisiko, selbst wenn sie als Wirtschaftsingenieurin gar keine Früh- oder Spätschichten übernehmen muss." Trotzdem zögern die Arbeitgeber, stellen dann doch lieber einen jungen Mann ein, womöglich sogar mit geringerer Qualifikation.

Und das, obwohl Wirtschaftsingenieure doch so gefragt sind? "Ich frage mich immer, woher diese Informationen kommen", sagt Meisner lapidar. Wirtschaftsingenieure seien gesucht, ja. Aber eben nur solche, die sonst kein "Vermittlungshemmnis" mitbringen, wie es im Deutsch der Arbeitsagentur heißt. Seiner Kundin, die jeden Tag die Kraft aufbringen muss, weitere Bewerbungen zu schreiben und die Hoffnung nicht aufzugeben, bringen die Klagen der Unternehmer über zu wenig Fachpersonal also nichts.

In vielen Fällen bleibt den Müttern nur, sich mit jahrelanger Arbeitslosigkeit abzufinden. "Da gehört dann eben der Besuch in der Suppenküche am letzten Wochenende des Monats zum Alltag", sagt Meisner. Wütend machen ihn Außenstehende, die hier von der "sozialen Hängematte" sprechen, den Arbeitslosen vorwerfen, sich in ihrer Situation einzurichten. Denn sich damit zu arrangieren, erfordere viel Kraft, sei eine große Leistung, findet der Jobvermittler.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-2

Kuddel

ZitatSystem Hartz IV
Rassistische Kollegen, Ausbeutung von Migranten

Migranten werden häufig ausgebeutet


Polen? Arbeiten schwarz. "Zigeuner"? Vermehren sich wie Karnickel. Aussagen wie diese bekommt Claus Meisner erschreckend häufig von Kollegen zu hören. "Da ist von 'Negern' die Rede, Ressentiments und Vorurteile über die Kunden werden gepflegt." Nicht von allen Arbeitsvermittlern, natürlich. "Aber ich rede hier auch nicht von zwei oder drei Leuten. Und was wollen Sie von einem solchen Arbeitsvermittler erwarten?"

Zum Beispiel das: Eine Kundin, die kaum Deutsch versteht und außerdem Analphabetin ist, unterschreibt eine Eingliederungsvereinbarung, in der die Agentur für Arbeit sie dazu verpflichtet, sich zehnmal im Monat zu bewerben. "Sie unterschreibt dann in den paar Druckbuchstaben, die sie kann, einen Vertrag, den sie nicht versteht." Und kann ihn natürlich nicht erfüllen - denn wie soll sich jemand bewerben, wenn er nicht einmal ein Anschreiben verfassen kann? Schlimmstenfalls können dem Kunden dann die Bezüge gekürzt werden.

"Da soll einfach eine Quote erfüllt werden", sagt Meisner. Arbeitsvermittler werden von der Agentur dazu angehalten, möglichst viele Eingliederungsvereinbarungen abzuschließen. Das zähle für seinen Arbeitgeber mehr als die Frage, ob er als Vermittler Rücksicht auf die Bedürfnisse seiner Kunden nehme, ob der Kunde gar glücklich sei, sagt Meisner und klingt wütend dabei. Er schüttelt den Kopf, zündet sich eine Zigarette an.

Die Kollegen - fragwürdiges Menschenbild

Dabei seien gerade Analphabeten mit schlechten Deutschkenntnissen besonders auf die Hilfe ihrer Arbeitsvermittler angewiesen. "Je schlechter jemand die Sprache spricht, je schlechter er schreiben kann - desto größer ist auch die Gefahr, dass er ausgebeutet wird", sagt Meisner.

Nicht nur gegenüber Migranten haben viele seiner Kollegen Vorbehalte, so berichtet es Meisner. Die Gängelung, von der viele Empfänger von Arbeitslosengeld II berichten? Gibt es, sagt er. "Das ist oft subtil. Ich habe zum Beispiel eine Kollegin, die schaut ihren Kunden nie ins Gesicht, wenn sie mit ihnen spricht. Sie spricht mit dem Computer." Meisner spricht auch von Kollegen, die einen regelrechten Wettbewerb ausgerufen haben: Wer verhängt die meisten Sanktionen?

Viele Arbeitsvermittler, so erzählt es Meisner, könnten mit den Problemen und den anderen "Lebensentwürfen" ihrer Kunden nichts anfangen. "Sie glauben, dass sie die Vorzeige-Bürger sind, die das perfekte Leben haben. Und dass es ihre Aufgabe ist, ihre Kunden zu erziehen." Sie seien erst einmal grundsätzlich misstrauisch gegenüber dem, was ihr Gegenüber sagt und tut. Woher hat zum Beispiel der Hartz-IV-Empfänger diese teure Outdoor-Jacke? Einer Kundin wurde von einem seiner Vorgänger sogar die Reise in ihr Heimatland verwehrt, weil er nicht glauben wollte, dass tatsächlich die Mutter gestorben war.

In bestimmten Fällen kann auch er nicht anders, als Sanktionen zu verhängen, sagt Meisner: "Wenn jemand nicht zum Termin erscheint, ich eine Anhörung rausschicke, er wieder nicht antwortet - dann muss ich Sanktionen erlassen." Anhörung heißen die Briefe, die die Agentur an ihre Kunden schreibt, wenn die sich aus Sicht der Behörde etwas zuschulden kommen lassen. Meistens, so erzählt es Meisner, sind Depressionen der Grund, wenn einer nicht kommt. Viele seiner Kunden leiden unter Panikattacken, können ihr Bett nicht verlassen, die Briefe bleiben ungeöffnet im Briefkasten stecken. Mit der U-Bahn zum Arzt fahren, im Warteraum voller Menschen sitzen? Geht dann nicht mehr.

Geht es der Agentur nur um Kennzahlen?

Wenn er bemerkt, dass er einen depressiven Menschen vor sich hat, bricht Meisner schon einmal ein ungeschriebenes Arbeitsvermittler-Gesetz: Er gibt seine Durchwahl raus. "Für viele ist es dann leichter anzurufen und mit mir zu sprechen, bevor ich wieder so eine Anhörung in diesem drohenden Amtston rausschicke." Die Anhörungen sind Standardschreiben, aus den immer selben Textbausteinen zusammengebaut. "Für jemanden, der ohnehin schon psychische Schwierigkeiten hat, ist so ein Schreiben schrecklich."

Natürlich werde er auch misstrauisch, wenn jemand innerhalb eines Jahres zehn nahe Verwandte beerdigt und trotzdem bester Laune sei, schränkt Meisner ein, "nur weil jemand empathisch ist, ist er ja nicht blöd". Dennoch: Im Laufe des Gesprächs entsteht immer wieder der Eindruck, er habe innerlich die Seiten gewechselt. Von seinen Kunden spricht er freundlich und mitfühlend. Mit seiner Behörde hadert er.

Warum er den Job nicht aufgibt, wenn ihn so viele Dinge stören? Er habe in seiner Position genügend Freiheiten, Dinge anders zu machen als erwartet, sagt er. "Die Gespräche mit den Kunden finden ja unter vier Augen statt." Was natürlich auch mal zum Nachteil der Kunden ausgehen kann, wenn sie auf einen weniger wohlwollenden Vermittler treffen. "Die Frage, ob sie einen guten oder einen schlechten Vermittler bekommen, entscheidet sich allein am Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens", sagt Meisner. Er hält sich für einen der guten.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-3

Kuddel

ZitatSystem Hartz IV
Die Arbeitgeber - Häufig profitiert der Chef


Natürlich gibt es auch unter seinen Kunden jene Menschen, die unfein "Sozialschmarotzer" genannt werden. "Sehr clevere Leute, die sich immer wieder entziehen." Häufiger als auf die viel beschriebene "soziale Hängematte" trifft Meisner aber auf einen anderen Fall. Kunden, die einem Minijob nachgehen, weiter Leistungen beziehen und in ihrer übrigen Zeit schwarz arbeiten. "In der Gastronomie ist das gang und gäbe. Die Unternehmer stellen die Leute auf 450-Euro-Basis ein, lassen sie aber mehr arbeiten."

Meisner setzt in solchen Fällen manchmal Qualifizierungsmaßnahmen an, damit seine Kunden außerhalb der legalen Arbeitszeit wenigstens am Rechner sitzen und Stellenanzeigen lesen, anstatt schwarz zu arbeiten. "Das ist manchen Arbeitgebern dann zu blöd - und plötzlich klappt es mit dem Vollzeit-Vertrag." Aber es gibt auch negative Beispiele, solche, wo der Chef sagt: Dann geh' doch.

Der Arbeitgeberservice - fragwürdiger Teil des Systems

"Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus", kommentiert Meisner das, was seine Behörde tut. Als Beispiel nennt er das Weihnachtsgeschäft. "Da ruft ein großes Versandunternehmen aus dem Norden Berlins an: Hey, wir brauchen Leute. Dann trommelt die Agentur in Infoveranstaltungen Leute zusammen, schiebt sie in diese Jobs - obwohl völlig klar ist, dass sie nach dem Weihnachtsgeschäft wieder arbeitslos sein werden."

In der Reinigungsbranche, im Bereich Sicherheit und vor allem in der Zeitarbeit seien die Verhältnisse ebenso prekär. "Der Aufstieg der Zeitarbeit wäre ohne die Agenda 2010 nie möglich gewesen", sagt er. "Wir haben durch sie die Macht, die Menschen unter der Androhung von Sanktionen und einschneidender finanzieller Einbußen dazu zu treiben."

Keiner seiner Kunden käme etwa von sich aus auf die Idee, bei einer Zeitarbeitsfirma anzuheuern. "Allen Imagekampagnen zum Trotz hat die Branche den Ruf, den sie hat, zu Recht." Nach Ansicht von Meisner wollen Zeitarbeitsfirmen nur eins: Geld machen mit der Not von Menschen, die anderswo keine Arbeit finden. Die Sprungbrettfunktion, die der Zeitarbeit nachgesagt wird? Ein Mythos, ist sich Meisner sicher. Statistiken bestätigen seine Beobachtungen: Knapp die Hälfte der Zeitarbeiter kommt nicht über eine Beschäftigungsdauer von drei Monaten hinaus.

Der Arbeitgeber als König unter den Kunden

Unternehmen haben einen eigenen Ansprechpartner in der Arbeitsagentur - den sogenannten Arbeitgeberservice. Die Mitarbeiter des Arbeitgeberservices speisen unter anderem Stellenanzeigen in das interne System der Arbeitsagentur ein. Was da manchmal in internen Vermerken steht, die der Arbeitssuchende selbst nicht sieht, macht Meisner fassungslos. Da will ein Arbeitgeber "nur Deutsche" oder "nur attraktive, junge Frauen". Alles Einschränkungen, deretwegen Unternehmen in offiziellen Jobanzeigen eine Abmahnung kassieren würden, wegen des AGG, des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes.

Natürlich seien gewisse Anforderungen erlaubt, sagt er. Zum Beispiel gebe es Bürojobs, für die perfekte Deutschkenntnisse vonnöten seien - "aber dafür muss ich ja kein deutscher Staatsbürger sein". Doch was soll er tun? Aus Prinzip gegen die internen Vermerke verstoßen? "Das will ich nicht, weil ich dann meinem Kunden einen Auftrag für eine Bewerbung gebe, von dem ich weiß, dass sie sowieso keinen Erfolg haben wird."

Im schlimmsten Fall beschwert sich dann der Arbeitgeber beim Arbeitgeberservice und der Arbeitsvermittler bekommt einen Rüffel. Die Kontakte zu den Unternehmen sind wichtig für die Agentur, nur so gelingt es ihnen, Menschen zu "integrieren" wie es im Jargon heißt. Sie also - wenn auch nur kurz, häufig unter prekären Bedingungen - aus der Arbeitslosenstatistik zu halten. So stellt es zumindest Meisner dar. "Der Arbeitgeber ist der König unter den Kunden. Die anderen heißen nur so."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-4

Tiefrot

Grade der letzte Teil deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Danke fürs Einstellen !
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Just B U

Bei allem Erstaunen darüber, dass es anscheinend tatsächlich noch Vollstreckungsgehilfen der "job"center mit  - zumindest ansatzweise - menschlichen Zügen gibt, die sich trauen öffentlich ihre Meinung zu sagen (oder war das auch anonym?) stösst mir diese Passage im Text SEHR auf und zeigt doch wieder, woher der geistige Wind auch noch weht:

Zitat(...)

Natürlich gibt es auch unter seinen Kunden jene Menschen, die unfein "Sozialschmarotzer" genannt werden. "Sehr clevere Leute, die sich immer wieder entziehen." Häufiger als auf die viel beschriebene "soziale Hängematte" trifft Meisner aber auf einen anderen Fall. Kunden, die einem Minijob nachgehen, weiter Leistungen beziehen und in ihrer übrigen Zeit schwarz arbeiten. "In der Gastronomie ist das gang und gäbe. Die Unternehmer stellen die Leute auf 450-Euro-Basis ein, lassen sie aber mehr arbeiten."

Meisner setzt in solchen Fällen manchmal Qualifizierungsmaßnahmen an, damit seine Kunden außerhalb der legalen Arbeitszeit wenigstens am Rechner sitzen und Stellenanzeigen lesen, anstatt schwarz zu arbeiten.

(...)

...genau!
Die sollen nämlich lieber von den Arbeit"gebern"  ausgebeutet werden bzw. vom "job"center (dass ihnen dann oft von ihrem, durch einen der hochgelobten "sozialversicherungspflichtigen" Jobs sauer verdienten Armutslohn auch noch einen Teil abzieht)....

kotz
Die Dummheit der Einen ist die Macht der Anderen.
Je dümmer u. desinteressierter die Einen desto mächtiger die Anderen.

Hätte man den christlichen Klerus mit der gleichen Vehemenz verteidigt, wie Teile der Linken das heute mit dem islamischen tun, hätte die Aufklärung nie stattgefunden.
Seyran

Troll

ZitatDie Aufstocker im Hartz IV-System: Milliardenschwere Subventionierung der Niedrigeinkommen und die (Nicht-)Lösung durch den gesetzlichen Mindestlohn

Rund 1,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland stockten 2014 ihr Einkommen mit Hartz-IV-Leistungen auf. Den Staat kostete diese Subventionierung von Niedrigeinkommen insgesamt 10,85 Milliarden Euro – das ist der höchste Wert seit der Wirtschaftskrise. Auch im Vergleich mit 2007 und 2008, den beiden Jahren vor der Wirtschaftskrise, musste der Staat deutlich mehr Geld aufwenden, um die Einkommen von Geringverdienern auf Hartz-IV-Niveau aufzustocken. Das kann man dem Beitrag Aufstocker vor Mindestlohn-Einführung: Staat subventionierte Niedrigeinkommen 2014 mit 10,85 Milliarden Euro entnehmen. Es handelt sich also um die Zahl vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes. Wer waren diese 1,3 Millionen Menschen? Es handelte sich bei 44 Prozent um sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (in Voll- oder Teilzeit), 47 Prozent waren Minijobber und 9 Prozent gehörten zur Gruppe der Selbstständigen. Der durchschnittliche Betrag, den Bedarfsgemeinschaften mit einem oder mehreren Aufstockern monatlich ausbezahlt bekamen, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2014 waren es 776 Euro. Aber 2015 müsste alles besser geworden sein – oder?
Quelle: Aktuelle Sozialpolitik

Quelle: NDS

Der großzügige Sozialstaat finanziert keine "Faulheit" mehr sondern asoziale Unternehmen die nicht willens sind auskömmliche Löhne zu zahlen, ist das jetzt besser oder billiger für den Staat?
Rund 10 Mrd. Euro Lohnsubventionen, beim kurzen überschlagen kommt da auf jeden subventionierten Niedriglöhner ein ordentlicher Betrag zusammen der nicht konkurrenzfähigen Unternehmen geschenkt wird, wo sind die Marktschreier wenn man sie braucht, daß ist Wettbewerbsverzerrung vom feinsten. Von der direkten Umverteilung von Steuergeldern nach oben ganz zu schweigen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Rudolf Rocker

Ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, seinen Mitarbeitern einen Lohn zu bezahlen von dem man leben kann, hat keine Existenzberechtigung.
Ohne den Zwang durch H4 würden solche Firmen vermutlich gar nicht genügend Mitarbeiter finden und müssten dann die Löhne erhöhen.


Kuddel

Staat und Wirtschaft Hand in Hand bei der Lohndrückerei.
Peter Hartz, Personalvorstand und Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG hat dem Staat ein Gesetz untergeschoben, das sogar seinen Namen trägt.
Der DGB begleitet diese Schweinereien stets unterstützend.

BGS

Zitat von: Rudolf Rocker am 10:22:04 Mo. 18.Januar 2016
Ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, seinen Mitarbeitern einen Lohn zu bezahlen von dem man leben kann, hat keine Existenzberechtigung.
Ohne den Zwang durch H4 würden solche Firmen vermutlich gar nicht genügend Mitarbeiter finden und müssten dann die Löhne erhöhen.

Meine Rede. Schon immer. Alles ist besser, als von der deutschen Armutsindstrie ausgesogen und weggeworfen zu werden.

MfG aus -25° C

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Egoist

 :( ich weiß nich - bei aller Kritikwürdigkeit unseres Sozialsystems ... Respekt - ich habe mich im Amt auch nicht immer respektiert gefühlt, aber das macht nicht so viel, denn bei der Arbeit ist das nicht durchgängig anders - wo also sollte der Grund sein über das Amt zu schimpfen. Verkäufer lästern über ihre Kunden, Altenpfleger über die Alten und Schüler über ihre Lehrer und umgekehrt ... die Welt ist so - wir sind so!

Ob das so genannte Harz System anders ist als das alte Sozialsystem war, meine Erfahrungen sprechen dagegen - Harz4 ist auch nur so ein Name um den sich Geschichten ranken. Früher war alles besser ist auch nur eine Legende. Wer mit offenen Augen Amerikanische Filme aus den 80ern schaut, oder Französische aus den neunzigern wird die sozialem Umstände dort bei näherem hinsehen nicht besser finden.
Und was den "Arbeitszwang" angeht - er ist die andere Seite des Leistungsstaates und es steht jedem frei auf Leistungen des Staates zu verzichten (aber immer schön an die Versicherungepflicht denken) - Solange der Staat auf Steuern aus Arbeitnehmerhand angewiesen ist, muss und darf er darauf verweisen, dass wir alle von Arbeit und deren Ergebnissen leben und dass jeder, der seine Existenz nicht diesem Prinzip zuwider bewältigt, sein Teil zum Ganzen dazu tut.
Es gibt ja verschiedene "ökonomische" Argumente, warum und wieso die Dinge so laufen und warum angeblich der Gürtel immer enger wird, in der Tat gehören die "Liberalisierungen" der 90er und 20der dazu - wenn es für ein Unternehemen günstiger wäre, eine Putzfrau zum Tariflohn einzustellen, als sie als Auftragskraft zu beschäftigen, wäre das hilfreich .. wenn der Arbeitsmarkt endlich wäre, wäre das hilfreich, aber so ist es eben nicht. Wer von Chinesischen Wanderarbeitern in italienischen Nähstuben weiß und von Bulgarischen Schlachtern auf dem Schlachthof in Attendorn, der ahnt, dass der Druck von allen Seiten kommt und das man als "Kugel" diesem am besten gewachsen ist.
Das Handeln der Bürokratie ist in diesem Zusammenhang wie das Werkeln kleiner Kapitalien wenig mehr, als die Karre noch ein wenig am Laufen zu halten - wohl wissend, das es nur eine Frage derZeit ist, bis es erneut schlimmer wird.







schwarzrot

Zitat von: Egoist am 16:43:39 Mo. 18.Januar 2016
:( ich weiß nich - bei aller Kritikwürdigkeit unseres Sozialsystems ... Respekt - ich habe mich im Amt auch nicht immer respektiert gefühlt, aber das macht nicht so viel, denn bei der Arbeit ist das nicht durchgängig anders - wo also sollte der Grund sein über das Amt zu schimpfen. Verkäufer lästern über ihre Kunden, Altenpfleger über die Alten und Schüler über ihre Lehrer und umgekehrt ... die Welt ist so - wir sind so!
Das stimmt nicht. 'Wir' sind nicht so! Wenn 'du' so bist, 'egoist', dann gilt das vielleicht für dich?
Zitat
Ob das so genannte Harz System anders ist als das alte Sozialsystem war, meine Erfahrungen sprechen dagegen - Harz4 ist auch nur so ein Name um den sich Geschichten ranken. Früher war alles besser ist auch nur eine Legende.
Stimmt auch nicht. Sozialhilfe fusste auf ganz anderen gesetzen und wurde (wenn die bedürftigkeit bestand) auch ohne 'sanktions'-drohung gewährt. Das existenzminimum war garantiert.
Für notfälle gab es zudem absicherungen. Bei H4 gibt es pauschalierungen und falsch/vollkommen illusorisch berechnete 'anspar'-posten: Wenn bei H4-empfängern was grösseres kaputt geht -pech gehabt!
Bei H4 ist gar nichts garantiert, ausser die systemimmanente schikaniererei und die ständige angst, dass wieder irgendwas passiert, auf das man nicht vorbereitet ist.
Zitat
Wer mit offenen Augen Amerikanische Filme aus den 80ern schaut, oder Französische aus den neunzigern wird die sozialem Umstände dort bei näherem hinsehen nicht besser finden.
Vielleicht solltest du etwas weniger hollywood-scheisse gucken? Ansonsten hast du recht, diese filme zeigen die realität -in Amerika(!), dort gibt es sowas wie sozialhilfe nicht. Und die französischen Film Noir-krimis zeigen auch nicht die realität, sondern die fantasiewirklichkeit von kleinkriminellen und verbrechern, denen sozialhilfe nicht genug gewesen wäre.
Zitat
Und was den "Arbeitszwang" angeht - er ist die andere Seite des Leistungsstaates und es steht jedem frei auf Leistungen des Staates zu verzichten (aber immer schön an die Versicherungepflicht denken)
Gute idee! Dann verzichten wir aber im gegenzug auch bitte auf sowas wie subventionen, steuergeschenke für die reichen, erbschaften, mit dem dieser staat garantiert, dass wer was hat, ganz anders startet, als die armen schlucker?
Zitat
- Solange der Staat auf Steuern aus Arbeitnehmerhand angewiesen ist, muss und darf er darauf verweisen, dass wir alle von Arbeit und deren Ergebnissen leben und dass jeder, der seine Existenz nicht diesem Prinzip zuwider bewältigt, sein Teil zum Ganzen dazu tut.
einfach mal etwas mehr lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialstaatsprinzip

http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf

Des weiteren, das problem der sinkenden löhne (gilt eh nicht für alle: die managerlöhne sind im gleichen zeitraum exorbitant gestiegen!) ist nicht die 'liberalisierung' und auch nicht 'der rote drache', wie gerne behauptet wird. Sondern in wirklichkeit die schwäche der dtsch. gewerkschaften, der mangelnde kritische verstand der dtsch. arbeiter in dieser richtung und eine verschlafene weiterentwicklung der produkte doitscher betriebe, also des managements, sowie der mangelnde politische wille das problem anders anzupacken.

Alles andere sind mythen der herrschenden, um den malochern den schwarzen peter zuzuschieben und an der lohnschraube zu drehen. Schade dass du diesen mist glaubst.

Hier gibts u.a. gegenpositionen dazu, (aus kapitalistenmunde!): http://www.zeit.de/2006/39/_Sind_wirklich_wir_die_Schuldigen_

Den rest deines textes lasse ich mal den anderen...   ::)
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

Just B U

Schwarzrot, ich bewundere ja Deine Geduld (und auch die von noch ein paar anderen "alteingesessenen" Usern) und Deine Bereitschaft, den unterschiedlichsten Menschen/Usern - fast(!) egal was sie so schreiben - die Mechanismen dieses Systems zu erklären....

Ich hab' diese Geduld kaum noch...wenn ich sie denn je hatte... ::)

Liegt wohl an meinem südländischen Temperament... ;D

(...und/oder meinen mittlerweile temporär intervallmäßig teilweise etwas "zerfransten" Nerven...")
Die Dummheit der Einen ist die Macht der Anderen.
Je dümmer u. desinteressierter die Einen desto mächtiger die Anderen.

Hätte man den christlichen Klerus mit der gleichen Vehemenz verteidigt, wie Teile der Linken das heute mit dem islamischen tun, hätte die Aufklärung nie stattgefunden.
Seyran

counselor

ZitatEs gibt ja verschiedene "ökonomische" Argumente, warum und wieso die Dinge so laufen und warum angeblich der Gürtel immer enger wird, in der Tat gehören die "Liberalisierungen" der 90er und 20der dazu - wenn es für ein Unternehemen günstiger wäre, eine Putzfrau zum Tariflohn einzustellen, als sie als Auftragskraft zu beschäftigen, wäre das hilfreich .. wenn der Arbeitsmarkt endlich wäre, wäre das hilfreich, aber so ist es eben nicht. Wer von Chinesischen Wanderarbeitern in italienischen Nähstuben weiß und von Bulgarischen Schlachtern auf dem Schlachthof in Attendorn, der ahnt, dass der Druck von allen Seiten kommt und das man als "Kugel" diesem am besten gewachsen ist.
Es ist eine Eigenart des Kapitalismus, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften relativ sinkt, obwohl die Gesamtmasse des Proletariats mit der Entwicklung des Kapitalismus wächst. Infolgedessen findet eine große Masse von Arbeitern keine Verwendung für ihre Arbeit. Eine zweite Eigenart des Kapitalismus ist, dass der durchschnittliche Lohnstandard tendenziell nicht steigt, sondern sinkt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

schwarzrot

ZitatErbschaftsteuer: Deutschland lässt sich Milliarden entgehen

Von Nicolai Kwasniewski

Jedes Jahr werden in Deutschland Vermögen im Wert von 200 bis 300 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Laut einer neuen DIW-Studie entgehen dem Fiskus dabei Milliardenbeträge - eine radikale Erbschaftsteuerreform sei daher überfällig.

Besitz ist in Deutschland sehr ungleich verteilt: Vorsichtigen Schätzungen zufolge besitzen die reichsten zehn Prozent knapp zwei Drittel der Nettovermögen, das reichste Prozent rund ein Drittel und die obersten 0,1 Prozent immer noch 16 Prozent. Das bedeutet umgekehrt: 90 Prozent der Bürger besitzen nur ein Drittel der Nettovermögen in Deutschland.

Ein Faktor vergrößert dieses Ungleichgewicht stetig: Erbschaften.

...

Deutschland erlebt gerade eine Erbschaftswelle, weil die geburtenstarken Jahrgänge aus den Dreißigerjahren ihre Vermögen vererben. Es sind Menschen, die in ihrer Karriere keinen Krieg und keine Hyperinflation erlebten, die erfolgreiche Unternehmen gründeten und vergleichsweise hohe Summen sparen konnten.

Der deutsche Sozialstaat hat von diesen Erbschaften so wenig wie noch nie: Das Bundesverfassungsgericht hatte die großzügigen Ausnahmen von der Erbschaftsteuer für Unternehmenserben zwar vor gut einem Jahr gekippt, vor allem wegen der wachsenden Ungleichheit in Deutschland. Doch seitdem streitet die große Koalition über die Neuregelung - bisher ergebnislos.

Die Betroffenen dagegen nutzen jede Möglichkeit zum Steuersparen: Laut DIW wurden allein zwischen 2009 (als die Erbschaftsteuer zuletzt reformiert wurde) und 2014 Unternehmensvermögen in Höhe von 171 Milliarden Euro steuerfrei übertragen - davon 149 Milliarden als Schenkungen
...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaftsteuer-deutschland-laesst-sich-laut-diw-milliarden-entgehen-a-1072789.html

Um das mal in relation zu setzen...
ZitatIm Bundeshaushalt 2013 taucht das Arbeitslosengeld 2 zunächst mit 18.9 Milliarden Euro auf.

Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass fast die Hälfte dieser Summe, nämlich knappe 8 Milliarden Euro, nicht auf dem eigentlichen ALG2 beruhen, sondern aus den viel umstrittenen Eingliederungungs-Maßnahmen sowie der Verwaltungs- und Lohnkosten der Ämter bestehen.
Die eigentlichen Kosten belaufen sich somit nur auf weniger als 11 Milliarden Euro.

Gerne begeht man den Fehler und beendet die Rechnung spätestens hier.
Ein Hartz4 Empfänger verkonsumiert seine Bezüge jedoch unmittelbar und bezahlt dabei eine Vielzahl von indirekten Steuern.

Dabei u.a. natürlich Königin Mehrwertsteuer, welche gleich in allen Produkten noch zusätzlich integriert ist. Je nach Berechnungsmethode ergibt sich hieraus eine Besteuerung von 30-60%. Was nichts anderes bedeutet, als das 3-6 Milliarden, der knapp 11 Milliarden Euro direkt wieder an den Staat zurückfließen.

Hieraus ergibt sich, dass die eigentlichen Kosten von Hartz4, je nach Berechnungsmethode, bei lediglich 5-8 Milliarden Euro liegen. Was in etwa 2% des Bundeshaushalts einspricht.
Bei genauerer Betrachtung muss man zu dem Schluß kommen, dass Hartz 4 einer der kleinsten Posten im Bundeshaushalt ist oder zumindest sein sollte.
http://naja-also.blogspot.de/2014/09/was-hartz-iv-wirklich-kostet.html

Nur zwei drittel der angeblichen 'kosten für HartzIV' kommen bei den empfängern überhaupt an (laut B.Z., springerpresse!):
ZitatAm Dienstag steigt der Regelsatz für Hartz IV-Empfänger um vier auf 351 Euro im Monat. Würden alle dafür eingenommenen Steuermilliarden direkt bei Sozialgeldempfängern ankommen, könnte die Zuwendung sogar deutlich höher sein.

Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft bringen die Steuerzahler pro Empfänger im Schnitt (einschließlich geringer Zuwendung, etwa für Aufstocker) 6253 Euroim Jahr auf. Bei der betroffenen Person kommen davon aber nur 4007 Euro (64 %) an. Der Rest geht in Verwaltung, Arbeitsmaßnahmen und Versicherungsbeiträge. Allein der Bund zahlt für insgesamt 6,767 Millionen Sozialgeldempfänger derzeit 34,9 Mrd. Euro im Jahr.

Verwaltung einsparen

Und das sind die genauen Zahlen: Für Arbeitslosengeld II (ALG II) kommt der Bund auf, ebenso weitgehend für die übrigen Hartz IV-Kosten. Im Bundeshaushalt 2008 stehen dafür insgesamt 34,9 Mrd. Euro Leistungen für Arbeitssuchende zur Verfügung. Darin enthalten:

* Verwaltungskosten zur Durchführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende: 3,6 Mrd. Euro.

* Zahlungen an Hartz-IV-Empfänger: 20,9 Mrd. Euro.

* Arbeitsmarktmaßnahmen zur Eingliederung in Arbeit: 6,4 Mrd. Euro.

* Zuschüsse für Unterkunft und Heizung: 4 Mrd. Euro.
kein link zur B.Z., nutze google, wenn du's brauchst.
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

Kuddel

ZitatHartz-IV-Satz steigt um 1,9 Prozent
Die Bundesregierung hat eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes um acht Euro beschlossen. Alleinstehende Erwachsene erhalten ab Januar 2020 432 Euro im Monat.
Hartz-IV-Satz steigt um 1,9 Prozent
Die Bundesregierung hat eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes um acht Euro beschlossen. Alleinstehende Erwachsene erhalten ab Januar 2020 432 Euro im Monat.

8 Euro im Monat!?!

Kein Wunder, daß die Jobcenter nicht mehr ohne Securitypersonal klarkommen.
Die Menschen stehen mit dem Rücken zu Wand, sind am Ende und es wundert mich nicht, wenn sie durchdrehen.
So kann man nicht mit Menschen umgehen!
"Das Kabinett beschloss eine entsprechende Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)", heißt es in dem Text. Da wundert sich diese Dreckspartei, daß ihr die Wähler weglaufen. Ich frage mich sowieso, wer die überhaupt noch wählt.

counselor

Das ist doch nur noch Verarschung!
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Das verbessert die Lebensquallität der ALG-2-Bezieher_innen kein Millimeter.
Das Gegenteil ist der Fall, da durch die mikrigen Erhöhungen des Regelsatz nur
einen Teil der Inflation und Verteuerungsrate auffängt..

Jede Regelsatzanpassung wird von der Politik als Akt der Nächstenliebe präsentiert
und das anhand der zu geringen Regelsatzerhöhung eine Verschlechterung der
"relativen Kaufkraft" der Bezieher_innen einhergeht wird anbei gern unter dem
Teppich versteckt..

Jo, ALG-2-Bezieher_innen wieder mal veräppelt  :(
Lass Dich nicht verhartzen !

CubanNecktie

Hartz-IV ist kein Wohlfühlprogramm, man muss sich nur etwas recken und strecken und dann bekommt man auch einen fair bezahlten Job. Schon Kurt Beck meinte im April 2006: "Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job."

So ist doch die Denke der meisten Politiker & Co. auch im Jahre 2019 noch die gleiche wie 2006 und 2002, 2002 als die Agendareformen ihren Anfang nahmen.

Besserung leider nicht in Sicht, zwar hat die SPD gute Verluste eingefahren, aber der Zuspruch zur braunen AFD macht mir Sorgen, andere neoliberale Parteien haben sich auch noch gut gehalten.
Vorstellungsgespräch bei einer Leihbude?
ZAF Fragebogen
Passwort: chefduzen.de

Kuddel

ZitatEin zynischer Neujahrsgruß vom Hartz-IV-Regime. Statt der bisherigen 426 wird es 432 Euro geben, für Erwachsene. Bei Kindern und Jugendlichen, deren Regelsatz ohnehin niedriger ist, sind es nur sechs Euro mehr, bei Kleinkindern fünf. Im Koalitionsvertrag steht: ,,Wir bekämpfen Kinderarmut". Abgesehen von der Tatsache, dass Kinder arm sind, weil ihre Eltern arm sind...

Man ist schon irgendwie resigniert, weil die Hartz IV Katastrophe schon so lange besteht.
Aber es funktioniert nicht. Man kann so nicht leben. Menschen gehen massenhaft kaputt daran.
Sie kämpfen sich irgendwie durch den Tag, da ist keine Kraft mehr, auch noch gegen das System der Veramung und Erniedrigung zu kämpfen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen.

Kämpfen müssen andere. Leute, die bereit sind, den ungerechten Verhältnissen die Stirn zu bieten.
Zitat Aussicht auf Verelendung
Hartz-IV. Die neuen Zahlen zu den Sanktionen bezeugen eine unmenschliche Sozialpolitik. Genau die könnte verfassungswidrig sein
https://www.freitag.de/autoren/martina-mescher/aussicht-auf-verelendung

Hat der Freitag also Hoffnung, daß das Verfassungsgericht etwas für die Verdammten dieser Erde erkämpft? Sorry, die Hoffnung habe ich nicht.

Wir haben hier keine brauchbare Gelbwestenbewegung, nur ein paar Faschos, die sich gelb verkleidet haben.
Wir sollten sehen, mit wem wir gemeinsam Kämpfen können. Die Erwerbsloseninis allein können nicht viel ausrichten. Wir müssen dafür sorgen, daß bei jedem Arbeitskampf Hartz IV Thema ist. Auch die Arbeitenden müssen für das Ende des Hartz IV Terrors kämpfen. Hartz IV ist nicht nur ein Angriff auf die Erwerbslosen, sondern auch einer auf die Arbeitsbedingungen. Ohne Hartz IV gäbe es den Niedriglohnsektor nicht.

Tiefrot

Kuddel meinte:
ZitatWir müssen dafür sorgen, daß bei jedem Arbeitskampf Hartz IV Thema ist.
Auch die Arbeitenden müssen für das Ende des Hartz IV Terrors kämpfen.
+1, dürfte klar sein. An anderer Stelle hatte ich mich aber auch schon
zum Thema Standesdünkel geäußert. So lange es den gibt, sich jeder mit einem
Sklavenjob oder als Fußabtreter des Chefs noch als was Besseres sieht,
als ein Alg II Bezieher, so lange wird dieser Punkt schlecht bzw. gar nicht funktionieren.  >:(

Und bevor jemand meint, mir die Hucke voll hauen zu müssen: Das ist eigene Erfahrung.

ZitatHartz IV ist nicht nur ein Angriff auf die Erwerbslosen, sondern auch einer
auf die Arbeitsbedingungen. Ohne Hartz IV gäbe es den Niedriglohnsektor nicht.
Wobei nicht mal die Wirtschaft Wirtschaft begreift.
Diese ist bekanntlich ein Kreislauf, der durch H4 unterbrochen wurde.
Aber mach das mal Uninteressierten (nach meinem Gefühl die Mehrheit)  klar...
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Zitat von: Tiefrot am 15:48:12 Do. 19.September 2019

An anderer Stelle hatte ich mich aber auch schon
zum Thema Standesdünkel geäußert. So lange es den gibt, sich jeder mit einem
Sklavenjob oder als Fußabtreter des Chefs noch als was Besseres sieht,
als ein Alg II Bezieher, so lange wird dieser Punkt schlecht bzw. gar nicht funktionieren.  >:(

Und bevor jemand meint, mir die Hucke voll hauen zu müssen: Das ist eigene Erfahrung.

Und jetzt kommt wieder Kuddel, um dir die Huke vollzuhauen.
Nein. Aber nichts ändert sich, wenn man es nicht verändert.
Es ändert sich eben nicht von selbst und deshalb habe ich geschrieben, was ich geschrieben habe.
Die verkackten Gewerkschaften nehmen diesen Kampf sicherlich nicht freiwillig auf, denn sie tragen ja den Hartz IV Dreck mit. Viele einfache Kollegen schimpfen hier und da und fangen trotzdem nicht an gegen diesen Mist aufzustehen. Mit Abwarten kommen wir nicht weiter. Wir müssen aktiv dagegen vorgehen. Leute mit Wut und Bewußtsein müssen vorpreschen, um andere mitzunehmen. Bei Daimler Bremen gab es immer eine Minderheit, die lautstark auf Betriebsversammlungen und auf Flugblattern sich gegen die schlechte Behandlung von Leiharbeitern und Werksvertrqaglern ausgesprochen hat. Die haben in einer Nachtschicht einen Wilden Streik aus Solidariät mit den Leiharbeitern angezettelt.
Ihre ganzen Aktionen waren stets gegen den Willen der Gewerkschaft.
Dazu braucht man Arsch in der Hose.

Es ist möglich, nur muß man selbst dahin, wo die Auseinandersetzungen stattfinden.
Hier zum Beispiel bei einem Protest gegen Lohndumping im Transportgewerbe:




Oder dieser gemeinsame Protest von Bauern und Erwerbslosen:



Der war nur möglich, weil sie einander kurz zuvor bei einem Protest gegen Tönnies kennengelernt haben.

Sie haben bewiesen, daß es geht.
Man muß dahin gehen, wo Menschen Kämpfen und Kontakte knüpfen.

Die Streiks bei Amazon werden ebenfalls unabhängig von gewerkschaftlicher Kontrolle von den Beschäftigen organisiert. Die arbeiten gern mit externe Unterstützern zusammen und die wäre sicherlich offen für solche Forderungen.

Dazu muß man sich dahin bewegen. Und mit den Leuten reden.

Die Forderung zur Abschaffung von Hartz IV gehört in jeden Arbeitskampf.
Erwerbslose mit einem solchen Transparent könnten sich zu den Streikenden begeben.
Wenn wir uns nicht bewegen, wird sich nichts bewegen.
Arsch hoch!

Tiefrot

Alles gut Kuddel, seh ich nicht anders.
Vielleicht bin ich etwas daneben gegangen,
weil ich hier nur "Arbeitsgäule" um mich rum habe.  ::)
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Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 15:26:11 Do. 19.September 2019
...
Man ist schon irgendwie resigniert, weil die Hartz IV Katastrophe schon so lange besteht.
Aber es funktioniert nicht. Man kann so nicht leben. Menschen gehen massenhaft kaputt daran.
...

Das war meines Erachten schon von Anfang von H4 das Ziel. Alles, was die Ansprüche der
Wirtschaft nicht erfüllen kann oder keine lückenlose Berufsbiografie vorweisen kann darf
Dumpinglohnjobs "fressen" oder soll sich selbst von der Bildfläche verduften.

Alles von den Schöpfern schon 1996 geplant, mutwillig gewollt und ab 2005 praktiziert.

Hatte man das Thema " Hartz 4 tötet" etc. waren sofort Gegner da, die meinen, man wolle
damit den Holocaust verunglimpfen.. Heute ist es zu spät. Betroffene können sich immer
weniger wehren, weil die SGB-Gesetze und BA-Weisungen sicherstellen, das Erwerbslose
wie Menschen dritter Klasse seien..

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie Antifa und Autonome dahinter her waren,
Flayer und Plakate, die zu Anti-H4-Aktionen aufriefen entfernt haben. Einzige Ausnahme
war bei alerta, (Erika und Rosal) mit denen es auch möglich wurde, eine Soliparty für
Anti-H4 in der roten Flora zu organisieren und erfolgreich zu wuppen.
Sorry, eine Tatsache, die heute keiner mehr wissen will und ja, großes Schweigen.

H4 ist wahrscheinlich das ausgeschlafenste Reform-Konzept, was bis auf wenige niemand
haben wollte. Es ist einschleimend unterwandernd und aushöhlend zu den Dingen die zu
Idealismus Selbstbestimmung Zuverlässigkeit und Planungsfähigkeit beitragen.

Das BA / JC - Gefilde braucht keine Anstalten, Gefängnisse oder gar Arbeitslager...
Betroffene gehen vorher schon kaputt daran und sein Gefängnis ist seine Wohnung, solange
sie zu halten ist. Diese Sinnlosmasnahmen und Persönlichkeitsspaltenden Programme
bezüglich "Zwangs-Selbstoptimierung" sorgen garantiert dafür, das vorzeitiges Ableben
eintritt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange man schon auf ALG 2 angewiesen ist.

2009 war es dann soweit, das einige H4-Empfänger_innen eine sogenannte H4-Pause
einlegen mussten, um nicht durch das JC Gemütmäßig drauf zu gehen.

HARTZ 4 HAT GEWONNEN. Mit legalen Methoden des Widerstand nicht mehr zu knacken.
Da müsste schon einiges an Remmi Demmi auf den Straßen organisiert werden und dann
die Frage, wer macht mit ?

Da komme ich auf eine alte Frage vom Euromayday zurück.. Wie streike ich als Erwerbslose ?

Viel Spaß, eine Antwort zu finden. Klar ist, das früher erwerbslose sich (in HH) gegen den
Wachstum der Dumpinglohnbranche einsetzten.. Heute ist der Kreis auf Unterstützung
deren angewiesen, die nicht von H4 gefesselt sind.

M.E. zu spät aber Hoffnung stirbt zuletzt..
Lass Dich nicht verhartzen !

admin


Heidi

Ich möchte auch mal was dazu sagen, wenn ich darf....
Ich bin seit 13 Monaten arbeitslos und muss nächsten Monat auch H4 beantragen. Ich hab jetzt schon Angst davor, weil mir wahrscheinlich die Wohnung weggenommen wird, bzw. vom Amt nicht bezahlt wird (Neubau, zu groß, zu teuer).
Einen neuen Job in einer anderen Stadt, vielleicht auch weiter weg, so mehrere 100 km vom Wohnort?-Sehr gerne, lieber heut als morgen. Aber bekomme ich auch eine bezahlbare Wohnung? Wer gibt mir als H4-Bezieher eine Wohnung?
Ich bin der Meinung, dass unsere ReGIERenden gar nicht wissen, was dieses H4 noch für Auswirkungen auf das Leben eines jeden hat. Biste erst mal in die H4-Falle getappt, kannste dir gleich einen Strick nehmen oder dich vorn Zug schmeißen. Entschuldigung für diese Selbstmordgedanken, aber was bleibt übrig?

Was ich aber am perversesten finde, ist die Tatsache, dass die Verursacher für dieses H4 (SPD) immer noch gewählt werden. Mir scheint, der "deutsche Michel" vergisst und verzeiht zu schnell. Aber das liegt wohl in seiner Natur. Die Deutschen haben sich, so weit ich das mal im Geschichtsunterricht gelernt habe, NIE gegen die Obrigkeit aufgelehnt. Das wird dieses Volk auch nicht mehr lernen.
Nach diesem H4-Beschluß und Inkrafttreten dieses Gesetzes habe ich mich von dieser Partei abgewendet. Jaaaa, ich war mal früher eine "rote Socke". Ich sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen. Aber da kommt doch schon wieder die nächste Frage: was ist die richtige Stelle? Wer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?

Was kann man tun?

Kuddel

Moin Heidi,

du bist sicherlich nicht allein mit deinen Gedanken. Es sind unzählig viele Menschen in ähnlichen Situationen und da kommen einem diese Gedanken fast automatisch.

Man muß erst einmal aufpassen, daß man dabei nicht persönlich abkackt. Du hast ja die schwarzen Gedanken beschrieben, die man in der Situation bekommt. Bei einigen etwickeln sich bleibende psychische Schäden von der Hoffnungslosigkeit und den Erniedrigungen, die man als sozial Abgehängter in dieser Gesellschaft erfährt.

ZitatIch sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen.
Ich halte es für keine gute Idee, seine gesamten Hoffnungen in eine Partei zu setzen. Keine Partei wäre im Moment in der Lage, selbst wenn sie wollte, die alles dominierende Macht der Wirtschaft zu durchbrechen. Aber selbst die sogenannten "linken" Parteien wollen das nicht einmal. Sie versuchen sich auch nur als Ärzte am Krankenbett des Kapitalismus und wollen unseren sozialen Niedergang ein wenig abfedern. Mehr nicht. Nach jahrzehntelangem Wahlboykott gehe ich wieder zur Wahl, aber nur aus rein symbolischen Gründen.

ZitatWer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?
Diese Garantie wird dir niemand geben können. Ich glaube auch nicht, daß ein echter Wandel der Verhältnisse im parlamentarischen Rahmen möglich ist. Wenn es einen Wandel geben sollte, dann nur durch massivem Druck von der Straße und aus den Betrieben.

Ich halte es für ein gewaltiges Problem, daß bei uns die (angeblich linken) Parteien wenig taugen und auch die Gewerkschaften ziemlich unbrauchbar sind. Der Versuch der Montagsdemos gegen Hartz IV ist nie auf andere Bevölkerungsgruppen übergesprungen, und blieb im überschaubaren und schrumpfenden Rahmen. So etwas, wie die Gelbwestenbewegung hat sich in Deutschland nie entwickelt. Die Versuche in der Richtung wurden von Nazis gekapert.

Erst einmal muß man sehen, daß man nicht persönlich untergeht. Aber einen Weg voran, wird es nicht durch irgendwelche Wahlergebnisse geben, sondern dadurch, daß sich Menschen zusammenschließen und gemeinsam für bessere Verhältnisse einstehen. Ich halte es für wohl eines der wichtigsten Dinge überhaupt, die wir diskutieren müssen: Wir finden wir zusammen? Wie können wir uns organisieren?
Es sollte keine neue Partei und in der Form offen sein, so daß sich Leute nicht abgeschreckt fühlen, die noch nie etwas mit "Politik" oder sozialen Auseinandersetzungen zu tun hatten.

Tiefrot

Recht interessanter Punkt, wenn auch hier OT:
ZitatSo etwas, wie die Gelbwestenbewegung hat sich in Deutschland nie entwickelt.
Die Versuche in der Richtung wurden von Nazis gekapert.

Das war ja auch eine Aktion zum Fremdschämen.  ::)
Aber gut, unsereins kann wohl nur noch mehrheitlich andere nachäffen.
Eigene Einfälle ? Fehlanzeige.  >:(

@Heidi, werd erstmal selber stabil. So in der Luft zu hängen ist keine Basis
politisch nachzudenken. Drück' dir alle Viere.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

rebelflori

Zitat von: Heidi am 11:27:04 Mi. 25.September 2019
Nach diesem H4-Beschluß und Inkrafttreten dieses Gesetzes habe ich mich von dieser Partei abgewendet. Jaaaa, ich war mal früher eine "rote Socke". Ich sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen. Aber da kommt doch schon wieder die nächste Frage: was ist die richtige Stelle? Wer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?
Werde erstmal wieder Gesund, alles andere würde dir eigentlich nur schaden.

Wenn Wahlen wirklich die einzige Möglichkeit für dich sind. Würde ich dir empfehlen die Partei zuwählen.
Es ist auf jeden Fall beruhigend, vorher sich zu entscheiden, was man macht.
Um sich dafür zu entscheiden, muss du eigentlich nur etwas Spass verstehen. ;)

Onkel Tom

Zitat von: Tiefrot am 10:34:32 Fr. 27.September 2019
...
Eigene Einfälle ? Fehlanzeige.  >:(
...

Finde ich nicht so, da z.B. ich doch bestimmt kein Einzelfall bin..

Unter dem Motto :

Gebe denen die Angst zurück, von denen Du sie bekommen hast !

Fällt mir so "fürchterlich" viel ein, wie man diesem H4 Bange beibringen könnte.

Jedoch ist damit die Frage von Mut zur Durchführung, Anerkennungsvoraussicht und
möglicher Mitstreiterschaft immer noch nicht geklärt.. Gegen H4 hilft m.E. eine ähnliche
Bewegung, wie die Antifa, wo es keine sogenannten Leithammel gibt..

Jc - Obertäuflisch Sit in Party.. Mitarbeiter eines Jobcenter in Blähdorf die Ersatz-Autoreifen
abhanden gekommen und Dankschreiben für die edle Spende an einem ALG-2-Empfänger
gefunden.. Sozialschnüffler morgens um 6 aus seinem Schlaf getrommelt, weil Erwerbslose
sehen wollten, wie er davon lebt..

Öhm, wo ist den die international so beliebte Kreativität aus D geblieben ? Muss ja nicht gleich
was Krimminelles werden etc.. Künstleriche Aktionsformen reichen ja bereits auch, um im Kopfe
eines  Außenstehenden Gedankengänge aus zu lösen, das H4 oberfaul ist..

Ich habe sone Spielchien mit Störaktionen auf Zeitarbeitsmessen gehabt und mir tat es
verdammt gut, auch JC-Mitarbeiter mit ner Fläppe zu bestaunen und zurückgrinsen zu können.

Nur alleine funzt das leider nicht.. Sollte mindestens zu zweit was wuppen, da man alleine ja
bekanntlicherweise schnell eingemacht wird..
Die Erhabenheit eine Sache gegen H4 gewuppt zu haben und wenn es noch so klein ist, heilt
so kleine Wunden, die man als Erwerbsloser immer wieder erfährt..

Es wäre ein möglicher Neuanfang H4 bekämpfen zu wollen..

Mit solidarischen Grüßen Onkel Tom  :)

Edit: Ach, heute ist ja wieder diese berüchtigte Propagandashow in HH ( Gokkel nach Jobwoche).
Kann "Uns Danny" ja froh sein, das ich ne Woche "Außer Betrieb" war.. Hatte zuvor überlegt, mal
wieder ne Schnuppertour zu machen, um das nächste Mal "alte Bekannte" zu treffen und gehörig
auf dem Sack zu gehen..
Lass Dich nicht verhartzen !

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