über das System Hartz IV

Begonnen von Kuddel, 11:02:33 So. 27.Dezember 2015

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tleary

Zitat von: Frauenpower am 05:49:55 Di. 17.Mai 2022
Wie es laufen kann, sah man bei Inge Hannenann. Bleibt die Frage, was wäre, wenn sich mehr zusammentun.
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich eine erklekliche Anzahl dieser Vasallen je dafür ausspricht, ihr Machtinstrument schlechthin zur Gängelung und Gefügigmachung der ELO's freiwillig aus der Hand zu geben. Die hätten ja dann aus Sicht der Geschäftsführung der BA voll ihren Job verfehlt. Denn zum "Helfen" sind die ohnehin nicht da. Geht auch gar nicht, weil für Langzeitarbeitslose einfach kein Bedarf am Markt ist.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Kuddel

Du beweist mal wieder, daß du keine Ahnung von sozialen und politischen Kämpfen hast.
Leute, die einen bestimmten Job tun oder die einer politischen Strömung nachlaufen, sind nicht von Geburt an "Schergen", "Vasallen", "Faschos" oder sonstwie an eine bestimmte Ausrichtung und Funktion gebunden. Sie können ihre Meinung und ihr Verhalten ändern.

Genau das gilt es zu erreichen.

Die Soldaten, die noch mit Hurra für Kaiser und Vaterland in den 1. Weltkrieg gezogen sind, haben irgendwann die Rote Fahne gehißt und den Kaiser zum Teufel gejagt.

In der Iranischen Revolution haben die Soldaten ihre Befehle verweigert und nicht auf die demonstrierenden Menschen geschossen. Die Änderung des Bewußtseins und des Verhaltens ist der Schlüssel zu gesellschaftlichen Veränderungen.

Kuddel

Inge Hanneman schrieb: "Die Sanktionen für ein Jahr auszusetzen, ändert an dem Machtverhältnis zwischen JC u. Arbeitssuchenden noch nichts. Sie müssen dauerhaft ausgesetzt und Hartz IV nicht nur umbenannt, sondern das entstandene System der Demütigung grundlegend verändert werden."

Tiefrot

Ein zentraler Grund für H4, Sanktionen, etc. war die Verbilligung der Arbeit.
Ist es auch heute noch. Von Kapitalistenseite wird niemand dieses Instrument
aus der Hand geben. Und da der Staat, bzw. die Politische Ebene in allererster
Linie die Interessen des Kapitals unterstützt, brauchen "wir" von denen nichts erwarten.

Jedenfalls nicht ohne Druck.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Hier ein paar Bilder was einem Alleinstehenden nach ALG2-Regelsatz täglich zusteht.


Nahrung und alkoholfreie Getränke: 5,19€


Freizeit/Unterhaltung/Kultur: 1,46€


Post/Telekommunikation: 1,34€


Bekleidung/Schuhe: 1,24€


Wohnen/Energie/Wohninstandhaltung: 1,27€


Innenausstattung/Haushaltsgeräte und -gegenstände: 0,91€


andere Waren/Dienstleistungen: 1,19€


Verkehr: 1,34€


Gesundheitspflege: 0,57€


Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 0,39€


Und der beste zum Schluss!
Bildung: 0,05€


dagobert

Zitat von: Kuddel am 19:15:27 Sa. 04.Juni 2022
Hier ein paar Bilder was einem Alleinstehenden nach ALG2-Regelsatz täglich zusteht.

...

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 0,39€
Wobei anzumerken ist, dass diese Position drastisch gekürzt wurde, da nach Ansicht der Bundesregierung nur der reine "Warenwert" regelbedarfsrelevant ist.
Wirklich mal ausgehen ist nicht vorgesehen.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Draisine

Zitat von: dagobert am 20:19:09 Sa. 04.Juni 2022
Wirklich mal ausgehen ist nicht vorgesehen.

Dazu fehlt den meisten sowieso die Zeit. Jedenfalls denen, die erst einmal 16 Jahre zum Wäsche waschen mit der Hand verdonnert werden. Trotzdem..

ZitatDer Anwalt der Klägerin hielt die Regelungen für verfassungswidrig. Für ,,weiße Ware", also größere Haushaltsgeräte, seien im Regelsatz monatlich nur 1,60 Euro vorgesehen. Dann müsste sie 16 Jahre lang für eine neue Waschmaschine sparen. Das sei völlig unrealistisch.

Die ,,weiße Ware" sei ein unregelmäßiger Bedarf und hätte gar nicht im Regelsatz berücksichtigt werden dürfen. Auch ein Darlehen helfe nicht weiter, da auf diese Weise das soziokulturelle Existenzminimum unterschritten werde.

Es nutzte nichts. Denn:

ZitatDass die Betroffenen ,,eigenverantwortlich" aus ihrem Regelsatz ein Neugerät ansparen sollen, stelle kein Verstoß gegen Verfassungsrecht dar.Urteilte am Donnerstag, 19. Mai 2022, das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel (Az.: B 8 SO 1/21 R).

Quelle: https://www.gegen-hartz.de/urteile/sozialhilfe-kein-anspruch-auf-eine-neue-waschmaschine-laut-urteil

Solche Urteile verdeutlichen mir einmal mehr -eine langfristige Eingliederung von ALG II Empfängern kann tatsächlich gar nicht beabsichtigt sein. Denn ansonsten gäbe es solche Urteile nicht. ALG II ist tatsächlich Selektion zugunsten von ALG I Empfängern, mindestens, nach meiner gefestigten Überzeugung. Und die Jobcenter Theaterbühnen, wo der ALG II Empfänger dann vom Staat open End zugewiesen wird. :Q

Und das ist nur die Sachlage bei Verschleiß. Es gibt dazu auch eine Anzahl Gerätschaften, die selbst bei Erstausstattung und auch generell verweigert werden, wie aus dem Link ersichtlich wird:

https://www.alg-i.de/wissenswertes/anspruch-unter-der-lupe-zahlt-das-jobcenter-einen-fernseher/

"Was gehört außerdem nicht zur Grundausstattung der Wohnung?
Wie das TV-Gerät sind auch Spielekonsolen und Computer ausgeschlossen."

"Extras, die der persönlichen Unterhaltung und dem Vergnügen dienen, sind keine Grundbedürfnisse, was zur Folge hat, dass Jobcenter hierfür kein Geld bereitstellen."

Insofern sollen dann wohl auch weiter Bewerbungen mit der Hand geschrieben werden? Denn mit PC würden das dann der Unterhaltung und dem Vergnügen dienen?

Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Entspringt die Konzeption von ALG II etwa nur der fixen Idee erzkatholischer Würdenträger? Ironie off...

Tiefrot

ZitatEntspringt die Konzeption von ALG II etwa nur der fixen Idee erzkatholischer Würdenträger? Ironie off...
Mal ganz unironisch betrachtet, Nein.
Es geht vielmehr darum, in wie weit Menschen kapitalistisch verwertbar sind.
Und das ist  bei Alten, Kranken und Arbeitslosen, etc. nicht der Fall.
Aber verhungern lassen kann man sie auch (noch) nicht, also wird daran gearbeitet,
das "Problem" möglichst billig zu halten. Einen anderen Zweck hat Hartz IV nicht.

Mensch als Ware eben.  :Q
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tleary

Zitat von: Kuddel am 12:28:35 Di. 24.Mai 2022
Du beweist mal wieder, daß du keine Ahnung von sozialen und politischen Kämpfen hast.
Und du beweist, dass du einem völlig unrealistischen Wunschdenken nachgehst. Der gesunde Egoismus des Menschen wird nie dazu führen, für die Interessen anderer (der Arbeitslosen) die bequeme, finanziell gut ausgestaltete Existenz zu riskieren. Das kann auch von einem Arbeitsamtsberater (oder wie die heutzutage heißen) gar nicht erwartet werden. Die Befreiung von ihrer Unterdrückung - und das hat ja bekanntlich schon Marx konstatiert - können und sollen nur die direkt davon betroffenen, nämlich die Arbeitslosen leisten. Jede andere Hoffnung auf eine "Befreiung von oben", und dazu sind auch die Arbeitsamtsberater oder die von dir zitierten Soldaten im Iran zu sehen, kann und wird es niemals geben.

Zitat
Leute, die einen bestimmten Job tun oder die einer politischen Strömung nachlaufen, sind nicht von Geburt an "Schergen", "Vasallen", "Faschos" oder sonstwie an eine bestimmte Ausrichtung und Funktion gebunden. Sie können ihre Meinung und ihr Verhalten ändern.
Von Geburt an natürlich nicht. Aber per Auftrag vom Herrschaftssystem. Dafür werden sie bezahlt. Erfüllen sie diese Aufgabe nicht, werden sie wahlweise gerügt, abgemahnt, an eine andere unwichtigere Stelle zwangsversetzt oder eben als letzten Schritt... entlassen.
Es geht auch gar nicht darum, das ganze moralisch zu werten und diese Menschen irgendwie als "schlecht" hinzustellen, da gebe ich dir Recht. Sie haben vom System ganz einfach gewisse Vorschriften bei der Behandlung des nicht benötigten Teils der Arbeiterklasse zugewiesen bekommen, und an die haben sie sich zu halten. Tun sie das nicht, wegen irgendwelcher "Gewissensbisse", moralischer oder politischer Vorbehalte, werden sie von ihrer Funktion mittelfristig entfernt oder zumindest dazu gedrängt. Deine zitierte Hannemann ist dafür ja geradezu ein Paradebeispiel.
Im übrigen ist es so wie Tiefrot es sagt: Im Kapitalismus sind die Arbeitslosen ein zu viel an menschlicher Arbeitskraft, für die am Markt keine Nachfrage besteht. Diese würde nach den Regeln des Marktes vernichtet (durch Verhungern) werden. Da dies aus staatsrechtlichen Gründen in den industrialisierten Ländern (noch) nicht möglich ist, füttert man sie so mit so wenig Geld wie möglich durch.
Im Entwicklungsland Philippinen ist man da schon den nächsten Schritt gegangen, indem man diese "unnützen Esser", die sich dort ihren Lebensunterhalt nur noch auf staatlich nicht erlaubte Weise (Drogenhandel, Diebstahl etc.) verdienen können, sogar gezielt durch die Polizei und zivile Ordnungshüter ermordet.
Die Stellung der Arbeiterschaft durch "sich wehren", um ihre Lage zu verbessern, verschlechtert sich durch das stetig wachsende Überangebot an menschlicher Arbeitskraft bei 7 Mrd. Menschen dann auch quasi täglich. Man könnte nun natürlich vernünftigerweise die Arbeitsleistung pro Mensch der tatsächlich notwendigerweise zu produzierenden Güter aufteilen, wo dann wohl so etwas wie 2 bis 3 Stunden-Arbeitstag herauskommen würde.
Aber solange dieser Weltkapitalismus über so viele Gewaltmittel verfügt, um solche (Arbeiter-)Aufstände - die weltweit ohnehin schon seit Jahrzehnten so gut wie gar nicht mehr stattfinden - meist schon im Keim zu ersticken, ist das alles ins Reich der Fabel zu verweisen.

Also, ich sehe eigentlich nur noch den "Big Bang" auf uns zukommen. Irgendein großer (Atom-)Krieg, der dann alles beseitigt. Zugegeben, die schlechteste aller Lösungen. Aber *eventuell* kommt danach wirklich ein besseres, mehr an den echten Bedürfnissen der Menschen orientiertes Wirtschaftssystem nach. - Oder eben nichts mehr.

Man sieht das ja auch schon ganz deutlich am Horizont heraufziehen, dass die Konkurrenz der Staaten im Kapitalismus eine militärische Auseinandersetzung zur Folge haben wird. Wahlweise der westliche, die Weltwirtschaft momentan dominierende Block entweder mit Russland und/oder China den Kampf um die Vorherrschaft militärisch ausfechtet.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Draisine

Aktuell ist nunmehr klar: Die 200 Euro "Einmalzahlung für den Monat Juli 2022" (§ 73 SGB II), die wird für ALG II Empfänger im Juli 2022 ausgezahlt.

ZitatZum Ausgleich der mit der COVID-19-Pandemie in Zusammenhang stehenden Mehraufwendungen sowie etwaig bestehender finanzieller Mehrbelastungen in Anbetracht aktueller Preissteigerungen erhalten

und

ZitatKinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Leistungen für Bildung und Teilhabe nach dem SGB II beziehen, erhalten ab Juli 2022 bis zur Einführung der Kindergrundsicherung einen monatlichen Sofortzuschlag in Höhe von 20,00 EUR


Quelle: Weisung -in Abstmmung mit dem BMAS


https://www.arbeitsagentur.de/datei/weisung-202206005_ba147518.pdf

Frauenpower

Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁

Onkel Tom

Tropfen Wasser auf heißen Stein wie damals, als Corona ausbrach..  :-\
Lass Dich nicht verhartzen !

tleary

Zitat von: Frauenpower am 12:59:19 So. 19.Juni 2022
Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁
Du bist immer für 'nen Lacher gut. Nehme an, das "Yippie" war ernst gemeint.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Kuddel

ZitatDie Sozialverbände (...) plädierten aber für eine Anhebung um 230 Euro im Monat. Ein wirklich armutsfestes Bürgergeld müsse derzeit bei mindestens 678 Euro pro Monat liegen, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband.
https://www.deutschlandfunk.de/fdp-lehnt-erhoehung-der-hartz-iv-saetze-ab-102.html

Frauenpower

Zitat von: tleary am 05:33:23 Do. 23.Juni 2022
Zitat von: Frauenpower am 12:59:19 So. 19.Juni 2022
Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁
Du bist immer für 'nen Lacher gut. Nehme an, das "Yippie" war ernst gemeint.

Ja

tleary

Zitat von: Kuddel am 16:36:52 Fr. 15.Juli 2022
ZitatDie Sozialverbände (...) plädierten aber für eine Anhebung um 230 Euro im Monat. Ein wirklich armutsfestes Bürgergeld müsse derzeit bei mindestens 678 Euro pro Monat liegen, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband.
https://www.deutschlandfunk.de/fdp-lehnt-erhoehung-der-hartz-iv-saetze-ab-102.html
Selbst diese Erhöhung um 230 € wird in einigen Monaten schon von der Realität eingeholt werden, und nicht mehr ausreichen. Nur so als Beispiel: 1 Liter Milch (also ein Grundnahrungsmittel, das eigentlich jeder Mensch braucht für seine Ernährung) war vor 2 Wochen beim Aldi noch für 84 Cent zu haben. Nun kostet der Liter 1,09 €. Macht eine Preiserhöhung von satten 30 % ! Und das war nur die Erhöhung innerhalb der letzten 4 Wochen. Es gab ja schon etwas geringere die Monate vorher. Milch war jetzt nur ein Beispiel. Ist bei mehr oder weniger allen Lebensmitteln ähnlich hoch.

Rechnet man 30 % auf den Hartz-IV-Satz, kommt man auf 135 €. Die jüngsten Preiserhöhungen sind in diesen geforderten Regelsatzerhöhungen noch gar nicht mit einberechnet. Somit müssten eigentlich 230 + 135 € = 395 € mehr gefordert werden.

449 € + 395 € = 844 € als Grundsicherung. So oder so ähnlich müssten die Forderungen der Sozialverbände auch lauten. Sind ohnehin keine echten Interessenvertreter der Arbeitslosen, sondern mehr oder weniger selbsternannte. Denn einen eigenen Interessenverband für Hartz-IV-Empfänger gibt's ja gar nicht.

Mein Vorschlag: Am besten gleich eine Verdoppelung des Hartz-IV-Satzes auf 900 €, dann werden wengistens die bis dahin erfolgten Preiserhöhungen bis zum Inkrafttreten noch einigermaßen abgefangen. - Und das ist kein Witz, sondern Ernst gemeint. Denn die absichtliche Verzögerungstaktik der Politik allein wenn es um Inflationsausgleichserhöhungen geht, ist ja ohnehin unterträglich.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

BGS

Ich befürchte, dass es im System Hartz IV gewollt ist, Menschen zu erniedrigen, kleinzumachen, Ihre Grundrechte einzuschränken und sie regelrecht fertig zu machen bei mehrjährigem Bezug.

Es ist ein Unding, dass durch Hartz IV Millionen Leute aussortiert und letztendlich ihrer Würde beraubt werden!

Einen eigenen Interessenverband für Hartz-IV-Empfänger gibt es bis heute nicht, da den Betroffenen quasi die Möglichkeit genommen ist, den ständigen Zumutungen der ARGEN zu entkommen und den Kopf frei zu bekommen von den täglichen Sorgen.

Die vielen gewählten Politiker, welche das System Hartz IV immer noch stützen und erhalten wollen sind Unmenschen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)


Kuddel

Heute tritt Andrea Nahles ihr neues Amt als Leiterin der Bundesanstalt für Arbeit an.

Frauenpower

Oh, das ging ja völlig an mir vorbei :o
Auf was müssen wir uns da jetzt einstellen??

https://youtu.be/N_N8Mf0ARO8

Onkel Tom

Scheele war schon echt gruselig und bei Nahles mache ich mir keine Hoffnungen,
das es mit dem Mobcenter humaner wird. Der Harzer Käse bekommt nur eine neue
Verpackung und ja einen neuen Namen und alles kann wieder von vorn versaubeutelt
und verschärft werden.
Lass Dich nicht verhartzen !

Frauenpower

Ne, nicht wirklich. Manches akzeptiert Nahles, aber in einem Radio - Interview schnappte ich auf, dass sie weiterhin für die Mitwirkungspflicht sei.

Die Linke fordert sofort 200 Euro mehr für H4 Beziehenden.
https://www.hartziv.org/news/20220627-649-euro-die-linke-fordert-umgehend-200-euro-mehr-hartz-iv/

Die Inflation bedeutet 6 Tag kein Essen im H Bezug.
https://www.hartziv.org/news/20220803-sechs-tage-hungern-dank-hartz-iv-und-inflation/


Armutsbericht 2021:
https://www.hartziv.org/news/20220630-166-prozent-armutsquote-noetig-waeren-sofort-200-euro-mehr-hartz-iv/

Außerdem muss jede, r Langzeitarbeitslose sofort eine Umschulung bzw Berufssusbildung und Qualifizierung beginner können, wenn das vom Elo gewünscht ist. Sofort!
Auch Studium für Langzeitarbeitslose ohne Abi oder sonstigen zig Zugangsvoraussetzungen muss möglich werden!

Arbeitslose können Fachkräfte werden!
https://jessica-tatti.de/aus-arbeitslosen-koennen-fachkraefte-werden

Und die entmenschte  Vorgehensweise im  Jobcenter muss sofort beendet werden!

Onkel Tom

Wiso sollte Nahles humaner werden, wenn sie damals schon die
Leiharbeitnehmerschaft mit dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz.
ums Eck herum, übers Ohr gehauen hat ?

Ohne dem könnte möglicherweise die Forderung nach Equal Pay
schon beschlossen sein.

Es ist ja wieder das Thema Geld im Vordergrund, benachteiligende
Zustände zu beschließen. Wird bei Erwerbslosen wohl auch nicht
besser sein..
Lass Dich nicht verhartzen !

Draisine

Frau Nahles hatte schon damals auch Regelungen gegen Langzeitarbeitslose massiv verschärft:

https://nrw.verdi.de/themen/erwerbslose/++co++f15c4a54-08a5-11e6-ac97-52540059119e

Das wirkt bis heute ätzend nach. Die Frau war und ist vollkommen ungeeignet.Nach meiner Meinung.

Kuddel

Die Frau arbeitet im Auftrag der Wirtschaft und macht dabei einen guten Job.

Draisine

Die "Folgen" werden wir -hoffentlich -weiterhin und verstärkt sehen.:

https://janson-karikatur.de/wp-content/uploads/2018/02/Deutschlandtrend-18-02-16-rgb.jpg

Wenn sie das Heer der über 5 Millionen Arbeitslosen "übersieht" oder  blindem Aktionismus unterzieht.

Nahles und die "Wirtschaft":
https://janson-karikatur.de/wp-content/uploads/2022/08/Cannabis-Legalisierung-22-08-18-rgb-scaled.jpg

Kuddel

Endlich mal Zahlen:

ZitatMarko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-iv-grundsicherung-verzicht-1.5720953?reduced=true

Es sind also mehr als 2 Millionen Menschen, die auf Geld verzichten, das ihnen zusteht. So stark ist die Angst, dem Staat oder der Gesellschaft "auf der Tasche zu liegen".

Onkel Tom

Paywall  :(

Ich glaube nicht, das es nur am Stolz von Lohnerwerbsabhängigen liegt.

Erinnerungen mit Frischerwerbslosen sprechen oft die Sprache
"Was bilden die sich vom Jobcenter blos ein ? Ich lasse mich doch nicht
wie ein Kleinkind behandeln und drangsalieren !!"

Vermutlich macht es die Hälfte aus, die ALG-2 beziehen würden aber
verzichten, weil sie kein Bock auf diffamierende Behandlung haben.
Dieser Anteil wird wohl steigen, wenn es künftig mehr Wohngeld gibt.
Lass Dich nicht verhartzen !

Nikita

Fullquote-Paywall-befreit:

Sozialstaat:
Hartz IV? - "Dafür bin ich zu stolz"

27. Dezember 2022, 3:33

Marko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.

Von Roland Preuß, Berlin

Wie ist das, wenn man acht Jahre lang unter Hartz-IV-Niveau lebt, unter dem offiziellen Existenzminimum? "Irgendwie bekommt man es immer hin", sagt Marko Raimund. Sogar ein bisschen Auszeit. "Für den Urlaub fahr' ich zu einem Kumpel, der irgendwo ein Haus draußen hat. Das geht schon, wenn man Kumpels hat." Aber Mallorca sei natürlich nicht drin.

Dass bei Marko Raimund nur wenig drin ist, hat auch damit zu tun, dass er keine Grundsicherung vom Jobcenter bezieht, obwohl er sie bekommen könnte. Jeder, der weniger zum Leben hat als die Höhe der Grundsicherung, besser bekannt als Hartz IV, hat grundsätzlich ein Recht auf staatliche Unterstützung. Diesen Herbst wurde hitzig darüber diskutiert, ob viele Menschen Grundsicherung bekommen - und vom neuen Jahr an Bürgergeld -, die es eigentlich nicht nötig haben. Weil sie Zigtausende Euro auf dem Konto liegen haben. Oder weil sie in einer großen Wohnung leben und trotzdem Bürgergeld erhalten werden. Und sich dann auf Staatskosten dem Müßiggang hingeben könnten.

Viel häufiger aber sind die Fälle, in denen Menschen auf Hartz-IV-Leistungen verzichten, obwohl sie Geld vom Staat erhalten könnten. "Studien kommen zu dem Ergebnis, dass etwa 35 bis 40 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen ihr Recht auf Grundsicherung nicht in Anspruch nehmen", sagt Kerstin Bruckmeier. Sie forscht beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg zu Menschen in der Grundsicherung. Rechnet man dies um auf die offiziell 3,8 Millionen arbeitsfähigen Hartz-IV-Bezieher, so geht es um etwa 2,5 Millionen Menschen. Sozialverbände wie die Diakonie gehen sogar von noch mehr Menschen aus, die trotz Bedürftigkeit keine Stütze beantragen. Warum verzichten sie?

Man müsste sich vor dem Amt "nackig" machen. Das wollte er nicht
Marko Raimund heißt in Wirklichkeit anders, er fürchtet negative Folgen, wenn er seinen wahren Namen öffentlich macht. Der Berliner arbeitet als Trainer in einem Fitnessstudio, doch seine 1300 Euro netto im Monat reichen nicht. Er ist geschieden und muss für zwei Kinder Unterhalt zahlen, zwei Jahre lang hatte ihm das Jobcenter zusätzlich Geld bewilligt, bis 2014.

In jenem Jahr fängt seine Geschichte des Verzichts an, mit einem schönen Ereignis. Er wird noch mal Vater, zieht mit seiner neuen Partnerin zusammen. Für das Jobcenter lebt er jetzt in einer "Bedarfsgemeinschaft", also zusammen in einem Haushalt mit anderen. Und da zählt jedes Einkommen, auch das seiner Freundin, die in einem Gesundheitsberuf arbeitet. Das Jobcenter schickt einen Packen Formulare, damit es alles neu berechnen kann. Gut 1100 Euro Hartz IV würde die Familie derzeit bekommen, dazu die Miete - der Arbeitslohn würde zum Großteil abgezogen.

Raimund ist ein sportlicher Typ. Im Videotelefonat blickt einem ein trainierter 50-Jähriger mit grauem, vollem Haar und markanten Falten entgegen, bald setzt sich neugierig seine kleine Tochter dazu. Der Lohn seiner neuen Partnerin wäre mit einberechnet worden für den Unterhalt an seine älteren Kinder, sagt Raimund. "Meine Freundin sagte: Ich habe doch mit deinen Alimenten nichts zu tun! Sie wollte das nicht." Beide hätten sie sich vor dem Amt "nackig" machen müssen, um vielleicht 200 Euro im Monat mehr zu bekommen, sagt Raimund. "Dafür bin ich zu stolz." Die 200 Euro kann Raimund nur schätzen, er hat den Antrag nie gestellt.

"Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum die Menschen auf Grundsicherung verzichten. Viele schämen sich, scheuen den Aufwand der Antragstellung oder sie beharren darauf, es trotz der schwierigen Lage selbst zu schaffen", sagt Kerstin Bruckmeier vom IAB. Andere möchten nicht, dass Angehörige oder Partner ihr Einkommen offenlegen müssen, so wie bei Marko Raimund.

Ein Teil der Berechtigten, die keinen Antrag stellen, wisse schlicht nicht, dass sie ein Recht auf Grundsicherung haben, sagt Bruckmeier. Etwa Studierende, die nach dem Abschluss noch keine Stelle gefunden haben, dann aber nicht beim Jobcenter anklopfen, sondern lieber bei den Eltern, um den Engpass zu überbrücken. "In den meisten Fällen geht es um Menschen, die nur geringe Ansprüche auf Unterstützung haben." Zum Beispiel, weil sie in Teilzeit arbeiten. Bei denen sich also die Frage stellt: Lohnt sich der Aufwand? Und lohnt sich das Risiko, dann von Freunden oder Verwandten als "Hartzer" aufgezogen zu werden?

Bei Marko Raimund ist diese Angst greifbar. Als er sich auf eine Anfrage bei der Diakonie hin meldet, verwendet er von Anfang an einen anderen Namen und möchte seinen wahren nicht nennen. Zu groß scheint ihm die Gefahr, dass ihm das in seinem Beruf schaden könnte. Ein Fitnesstrainer, der als Bedürftiger dasteht? Das möchte der Berliner unbedingt vermeiden. Selbst zu einem Videotelefonat lässt sich Raimund erst nach einer Diskussion ein. So wird er sichtbar, und man könnte seine wahre Identität leichter herausfinden.

"Die haben eine riesige Angst, dass es bald die ganze Stadt weiß."
Auf dem Land oder in kleineren Städten fürchteten sich die Menschen noch mehr vor dem Outing als Sozialfall als in Metropolen wie Berlin, sagt Michael David, Sozialexperte bei der Diakonie Deutschland. "Die haben eine riesige Angst, dass es bald die ganze Stadt weiß." Seiner Erfahrung nach gibt es auch Leute, die die Möglichkeit sozialer Unterstützung vom Staat bewusst ausblenden; selbst wenn es nur darum geht, dass das Jobcenter den Arbeitslohn aufstockt. "Die reden gar nicht darüber, weil es für sie sehr kränkend wäre, auf Hilfe angewiesen zu sein."

Für Marko Raimund böte der 1. Januar einen Anlass, noch mal mit seiner Freundin zu reden. Denn dann muss er deutlich mehr Unterhalt zahlen für seine Söhne. Es wird finanziell noch knapper. Aber, so lässt er durchblicken, er möchte sich darüber nicht streiten. "Ich habe es aufgegeben, Sozialleistungen zu beantragen. Ich will das nicht weiter diskutieren, ich werde eher noch eine zusätzliche Schicht im Fitnessstudio einlegen."

Es wird schon gehen, so wie bisher auch - und durch den gemeinsamen Haushalt spare man ja auch Geld, sagt er. Fürs Alter kann Raimund allerdings nichts zurücklegen. "Ich habe eine Lebensversicherung, aber das sind nur ein paar Groschen", sagt Raimund. In die Rentenversicherung zahlt er nichts ein, er arbeitet nicht als Angestellter, sondern als Selbständiger auf Honorarbasis. Gut möglich, dass er später, im Rentenalter, auf Grundsicherung im Alter angewiesen ist, das Hartz IV für Senioren. Dafür muss man einen Antrag stellen. Und das Sozialamt prüft dann, ob man Vermögen hat oder weitere Einkommensquellen wie Mieteinnahmen. Und es prüft, was die Partnerin verdient.

Zitat von: Kuddel am 09:56:27 Di. 27.Dezember 2022Endlich mal Zahlen:

ZitatMarko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-iv-grundsicherung-verzicht-1.5720953?reduced=true

Es sind also mehr als 2 Millionen Menschen, die auf Geld verzichten, das ihnen zusteht. So stark ist die Angst, dem Staat oder der Gesellschaft "auf der Tasche zu liegen".

dagobert

Zitat von: Kuddel am 09:56:27 Di. 27.Dezember 2022Endlich mal Zahlen:
ZitatMehr als jeder Dritte verzichtet auf Hartz IV
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=290964

Zitat5 Millionen beantragen kein Hartz IV
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=322744

Zitat von: dagobertAndersrum gerechnet:
Würde wirklich jeder seinen Anspruch geltend machen, wäre die Zahl der Leistungsbezieher um mindestens (!) die Hälfte höher.
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=334771

ZitatViel mehr Kinder von Armut betroffen als offiziell bekannt
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=340537
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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