Ich hatte gerade ein Skype Gespäch mit Streikenden in dem Protestcamp in Chimki (nahe Moskau) über eine Stunde lang.
Ich habe es auch aufgezeichnet, es war aber technisch in eher schlechter Qualität. Gern würde ich einen Zusammenschnitt davon machen. Mal sehen.
Kurz mal zusammengefaßt. Es war bewegend, ein Fahrer, der seit seinem 21. Lebensjahr fährt und eine Unterstützerin, die eine Zeit in Deutschland gelebt hat und übersetzte. Daneben saßen ein paar Kollegen, die einen gelegentlichen Kommentar abgelassen haben. Die neue Maut Platon geht nicht an den Staat, sondern an ein Konsortium der Privatwirtschaft. Es bricht den kleinen Unternehmern das Gnick und führt zu einer weiteren Monopolisierung, bei der nur einige Großspeditionen übrigbleiben. Es sind beim Streik und Protest auch angestellte Fahrer dabei, aber nur von kleinen Spediteuren.
Die Mobilisierung verlief kaum über das Internet, sondern man fuhr Parkplätze an, um direkt von Kollege zu Kollege zu reden und die zum Mitmachen zu bewegen. Das funktionierte recht gut. Doch fehlt ihnen das Geld, mehr herumzufahren. Repression ist heftig, Polizei, Zivilpolizei, Gemeimdienstleute, Provokateure, Drohungen gegen die gesamte Familie.
Sie sagten, es gibt keine Tradition von Arbeitskämpfen unter russischen LKW Fahrern. Sie betreten Neuland und müßten alles lernen. Die Medien sind sehr negativ, mal wird der Kampf totgeschwiegen, mal wird gehetzt. Die Gewerkschaft vertritt nicht die Interessen der Fahrer, deshalb kämpfen sie für die Anerkennung einer eigenen Organisation, die die Interessen der Fahrer vertritt. Ca. 75% der Bevölkerung ist auf der Seite der Streikenden und es ist sehr rührend, welch Unterstützung sie von den einfachen Menschen kriegen. Und die sind oftmals selbst sehr arm. Die Fahrer sagten, es gäbe kein zurück. Sooo können sie nicht weitermachen und eine Alternative sehen sie auch nicht. Und würden sie jetzt aufgeben, würden sie, wenn sie wieder verstreut sind, von den Behörden fertiggemacht werden.
Sie würden sich über jede Form der Solidarität freuen, über e-mails, über Fotos und Videoclips, die solidarische Kollegen in Deutschland zeigen und in Russland veröffentlicht werden können. Und natürlich hätten sie nichts gegen finanzielle Hilfe. Nach 3 Monaten Streik ohne Streikgeld, werden bereits die Lebensmittel der Streikenden knapp.