Truckerprotest in Rußland

Begonnen von Kuddel, 20:05:11 Mo. 04.Januar 2016

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Fritz Linow

ZitatDagestan: Hohe Maut-Gebühren für Lastwagenfahrer – Kleinunternehmer im Streik

Für diese Männer aus dem dagestanischen Dorf Gubden geht es heute um viel: Sie alle verdienen ihr Geld als Fernfahrer, als Mechaniker, manche sind Anteilseigner eines Schwerlasters. Seit fast einem Monat streiken sie schon, in den Familien wird das Geld knapp. "Einige von euch wollen wieder fahren. Sie haben genug von diesem Streik. Wir müssen also jetzt entscheiden: Streiken wir weiter oder fahren wir wieder?", wird gefragt. Schnell beginnen hitzige Debatten. Alle sind sich einig: Die Lkw-Maut von gut 30 Euro pro Tausend Kilometer halbiert ihren ohnehin kargen Monatsverdienste fast und gehört abgeschafft – aber die Politiker hier und in Moskau wollen nicht mit ihnen verhandeln. Die Maut werde für den Straßenbau gebraucht. "Die betrügen doch", sagt Achmet, "wir glauben denen nichts. Auf alles erheben sie Steuern, auf den Verkehr, die Häuser, alles. Bald wohl auch auf die Atemluft."
(...)
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/Dagestan-Maut-Streik-100.html

Kuddel

Es hatte die Arbeitsgruppe des Präsidiums der Russischen Föderation für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und Menschenrechte (HRC) ein Treffen der Streikenden mit Vertretern der Exekutive organisiert. Das Treffen wurde für den 22.5. angesetzt. Als es kurzfristig abgesagt wurde, erklärten die Streikenden ihren Protest zu intensivieren.


In wenigen Tagen sind es 2 Monate seit dem die LKW Fahrer in Rußland in den Streik getreten sind.
Es ist unglaublich, wie ausgeprägt das Desinteresse der westlichen Medien an dem landesweiten Arbeitskampf ist.
Da der Streik ohne Streikgeld geführt wird, hat die Not einige Fahrer zum Abbruch der Arbeitsniederlegung gezwungen.
Doch die russische Regierung scheint nicht davon überzeugt zu sein, den Arbeitskampf einfach aushungern zu können.
Gestern, am 21.5. versuchte sie mit massiven Repressionsmaßnahmen gegen die Streikenden vorzugehen.

In Khimki im Norden Moskaus liegt ein bedeutendes Streikcamp, das bereits in den Arbeitskampf im letzten Jahr eine zentrale Rolle spielte. Die Polizei verhaftet am Sonntag dort mehr als 10 Lkw streikende Fahrer.


Unter den Inhaftierten sind Mitglieder der Fahrerorganisation OPR: Andrej Bazhutin, Sergei Vladimirov, Daim Imerhanov, Yuri Bukanov, Valery Saprykin, Maxim Arzhanykh, Aleksey Borisov, Sergey Ponezha, Sergei Rudametkin, Igor Sharapov, Igor Finkovsky (Blogger).

Alle Gefangenen wurden auf das 1. Revier in Khimki gebracht. Ihnen wurde vorgeworfen, polizeilichen Anordungen mißachtet und eine ungehmigte Demonstration organisiert zu haben.






Schweres Gerät zum Abtransport der Fahrzeuge:



Heute findet ein Anhörung beim Gericht in Khimki statt. Die Situation ist weitgehend ungeklärt, die Behörden verweigerten bisher eine Auskunft.


Da bei der Protestaktion heute in Moskau auch Fahrer aus Dagistan verhaftet worden sind, berichtete das Fernsehen in Dagistan.

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Kuddel

ZitatElsewhere, Russia's truckers continue to strike against Platon, the government-backed electronic toll system. In Khimki, outside of Moscow, 12 truck drivers were detained on Sunday and fined 104,000 roubles (£1,4500). And on Friday, National Guard troops armed with automatic rifles detained 23 truck drivers 50km outside of Moscow, dragging several of them from their trucks. During the detention, police officers removed truckers' placards and hung them on their vehicles, thus fabricating an unsanctioned demonstration for the camera. Two of the detainees were women (one of them - pregnant), and they were kept in the local police station for more than 24 hours without being charged. After an intervention by rights defenders, the women were released with an obligation to appear before a judge at a later date.
https://www.opendemocracy.net/od-russia/ovd-info/second-prison-sentence-for-anti-corruption-protester-in-russia

Kuddel

Ein Streik ohne Streikgeld ist nicht leicht zu führen.
Ein Großteil der Streikenden hat es nicht auf Dauer durchgehalten und ist an die Arbeit zurückgekehrt.
Doch der Streik geht auch im 3. Monat weiter.

Daß dies der Wirtschaft und der russischen Regierung nicht egal ist, sieht man an den rabiaten Methoden, mit denen man gegen die Streikenden vorgeht. Man fährt mit schweren Baufahrzeugen bei den Streikcamps auf und zieht um sie tiefe Gräben, um ein Fortfahren der LKW (Beteiligung an Konvois und Protestkundgebungen) zu verhindern. Alternativ werden auch die Ausfahrten mit schweren Betonklötzen blockiert.

Es wurde nun auch der LKW eines Streikaktivisten abgefackelt.



Und wie geht man mit der Situation in Deutschland um?

Viele Fahrer wollen von Kollegen aus dem östlichen Ausland nichts hören. Die französichen Fahrer bewundert man für ihre Streiklust und Militanz. Doch aus dem Osten kommen nur böse Konkurrenten, die unsere Arbeitsbedingungen kaputtmachen und uns die Arbeit wegnehmen.

Die Organisatoren des Streiks in Rußland haben sich einige Tage vor Streikbeginn mit hohen Verdifunktionären in Berlin getroffen.
Von ihnen kam nach einem mehr als zweimonatigen Streik und der mehrfachen Inhaftierung der Streikführung nicht einmal ein popeliger Solidaritätsbrief, ein  Unterstützungsappell an die deutschen Fahrer oder nur eine Berichterstattung in den eigenen Publikationen. Nichts.

Die deutsche bürgerliche Presse berichtet nur über Proteste in Rußland, wenn sie aus neoliberaler oder rechtsradikaler Ecke organisert worden sind. Da ist selbst ein Miniprotest eine Meldung wird.

Und die linke Presse in Deutschland? Eine Journalistin schrieb gerade aus Moskau:
Zitatich halte das nd regelmäßg auf dem Laufenden, aber bislang wollten sie keine weiteren Artikel von mir. Auch der Jungle nicht. Die junge welt wird sich mit mir sicherlich nicht in Verbindung setzen.

Nein, Internationalismus und Klassenkampf, das interessiert die linke Presse in Deutschland nicht mehr.

Rudolf Rocker

ZitatDie junge welt wird sich mit mir sicherlich nicht in Verbindung setzen.
Nee, die sind Pro- Putin!

Kuddel

ZitatEin Trucker für den Kreml

Streikführer Andrej Baschutin kandidiert bei Russlands Präsidentschaftswahl 2018



Andrei Baschutin während der Streiks in Moskau
Foto: AP/Alexander Zemlianichenko

Mit dabei sein will beim Wettlauf um den Kreml im kommenden Jahr Andrej Baschutin, Vorsitzender der Vereinigung russischer Transportunternehmer OPR. Vor wenigen Tagen trafen sich deren Vertreter aus unterschiedlichen Regionen zu Beratungen, als deren Ergebnis sie Baschutin als Kandidaten für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen aufstellten. Am Mittwoch trat er erstmals in seiner neuen Eigenschaft an die Öffentlichkeit.

»Wir sehen in ihm ein ernstzunehmendes Potenzial«, begründet Maria Pasuchina, Koordinatorin der OPR, stellvertretend für deren Mitglieder die Entscheidung. In den vergangenen anderthalb Jahren hat die Organisation in über der Hälfte der russischen Regionen als Interessenvertretung im Logistikbereich ausreichend Erfahrungen gesammelt. Jetzt ist es an der Zeit, die politische Bühne zu betreten. Ein Programm liegt noch nicht vor, soll aber gemeinsam erarbeitet werden.

Baschutin konstatierte vor Journalisten, Russland habe wirtschaftlichen Aufholbedarf und kritisierte den Zusammenbruch des Sozialstaats und des Gesundheitswesens. In seinem ersten kurzen Statement nannte er wenige Kernpunkte. »Ich will mich vor allem für mittlere und Kleinunternehmen einsetzen, für die Stimulierung der Produktion und Entwicklung der Infrastruktur«, sagt Baschutin. Überhöhte Abgaben sollen reduziert werden, so auch Rücklagen für Häusersanierungen, die gar nicht vollständig zum Tragen kommen. Priorität müssten eine Reihe von Grundrechten besitzen, wie das Recht auf Wohnraum, Freiheiten zur Ausübung unternehmerischer Tätigkeiten und eine soziale Grundversorgung. Polizei und Gerichtsbarkeit sollen die Rechte der Bürger verteidigen. »Derzeit beobachten wir die Umkehrung davon, nämlich die Verfolgung jener, die sich für die Einhaltung ihrer Rechte einsetzen«, klagte er.

Das haben viele der über 10 000 Mitglieder der OPR schon häufig am eigenen Leib erfahren. Seit dem 27. März befinden sich die Trucker im Streik gegen eine Mautgebühr für LKW und für eine Reformierung der gesetzlichen Grundlagen der Logistikbranche. Nach über einem Monat signalisierte die Regierung endlich Gesprächsbereitschaft, nur um die Streikenden schließlich kaltschnäuzig abzuweisen. Am Stadtrand von Moskau haben sie mehrere Protestlager errichtet, die nun als mobiler Wahlstab fungieren sollen. Für die praktische Umsetzung werden die Trucker kämpfen müssen, denn schon jetzt sehen sie sich täglich behördlicher und polizeilicher Schikanen bis zu Festnahmen ausgesetzt.

Nach den am 12. Juni erneut aufgeflammten Antikorruptionsprotesten, bescheinigte mancher Beobachter den Bürgerprotesten, die sich von der Politik distanzieren, ein vorläufiges Ende. In Russland hat der Wahlkampf begonnen. Der Oppositionelle Alexej Navalny, der schon vor geraumer Zeit Anspruch auf das Präsidentenamt angemeldet hatte, rief zu den jüngsten Aktionen auf. Aber er orientiert sich im Unterschied zur OPR nicht an den Belangen der zahlreichen sozialen Bewegungen.

Die OPR will sich für diese Gruppe einsetzen. Auf die streikenden Trucker kommen schon jetzt viele zu, die sich staatlicher Willkür ausgesetzt sehen - ob Landwirte, Wissenschaftler oder Menschen, die sich gegen überhöhte Zinsen wehren. Baschutin geht nun zum Angriff über. »Mutig, frech und vorwärts«, lautet seine Devise.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1054174.ein-trucker-fuer-den-kreml.html

Kuddel

Vielleicht sind es nur Randerscheinungen, aber ich finde sie spannend.
Bei diesem Streikmarathon lernen die aktiven Fahrer diverse Dinge, mit denen sie nie zuvor zu tun hatten.
Der Aufbau und Betrieb einer dauernd aktualisierten Wegseite. Der Umgang mit sozialen Medien unter staatlicher Repression. Sie fanden stets Möglichkeiten die Sperren der Kommunikationswege zu umgehen.

Und seit einiger Zeit gibt es eine videokünstlerische Aufbereitung ihrer Streikerfahrungen.
Hier zwei Beispiele. Auch ohne Russisch zu verstehen, bekommt man eine Ahnung, worum es geht.
sicherlich recht pathetisch, aber ich mag mir sowas gern ansehen...

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Kuddel

ZitatTrucker in Russland
Steine auf dem Weg

Streik der Trucker in Russland und Probleme für ihren Präsidentschaftskandidaten




Für den 15. Dezember hatte die Vereinigung russischer Transportunternehmer (OPR) einen landesweiten Warnstreik angekündigt, am Freitag zogen die Streikposten auf. Anders als im vergangenen März, als die bislang größte Aktion der OPR angelaufen war, gilt dieses Mal ein zeitliches Limit von zehn Tagen. Danach stehen die Neujahrsfeiertage an.

Dass dennoch jetzt gestreikt wird, hat gleich mehrere Gründe. Zum einen kündigte die Regierung unlängst verschärfende Maßnahmen bei Nichtzahlung von Mautgebühren für Lkw ab zwölf Tonnen an. Zum anderen begann Mitte Dezember die aktive Vorlaufphase der Präsidentschaftswahlen, die für den 18. März 2018 anstehen.

Russische Trucker haben in den vergangenen zwei Jahren mehrfach unter Beweis gestellt, dass mit ihnen gerechnet werden muss. Nach Einführung eines Mautsystems mit dem poetischen Namen »Platon« im Herbst 2015 sorgten sie mit lang anhaltenden Protesten erstmals für Schlagzeilen. Eines der Resultate war die Gründung der OPR, um koordiniert vorgehen zu können. Es gelang ihnen zu erreichen, dass die ursprüngliche pro Kilometer angesetzte Summe gekürzt und später in einem geringeren Umfang als geplant angesetzt wurde. Derzeit liegt sie bei drei Cent.

Das mag wenig erscheinen, doch angesichts der zahlreichen Abgaben und Steuern plus Wartungskosten für meist schon etwas ältere Lkw steigt die finanzielle Belastung für Kleinunternehmer und Selbstständige. Langfristig bedeutet dies eine Verdrängung vom Markt und führt zur Monopolisierung des Logistikbereichs durch wettbewerbsfähige Großspeditionen. Dazu zählt beispielsweise das Unternehmen »Delowyje linii« der Vorsitzenden des Föderationsrates, Walentina Matwijenko.

Im Oktober brachte die Regierung ein Gesetzesprojekt ein, das den Strafrahmen für Platon von 70 auf knapp 300 Euro drastisch erhöht. Außerdem soll die Verjährungsfrist von drei auf sechs Monate hochgesetzt werden. Längst nicht alle Fahrer zahlen bislang den vollen Beitrag. Wer die Strecken kennt, schaltet den Zähler, wofern vorhanden, erst wenige Kilometer vor den Messständen ein. Doch vor scharfen Kontrollen ist niemand gefeit. Ob sich die Maut hingegen ökonomisch rechnet, wo die Regierung nicht einmal genaue Zahlen vorlegen kann, wie viele Lkw als kommerzielle Dienstleister auf den Straßen unterwegs sind, ist fraglich. »Wir wollen unsere Position hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit dieses Verfahrens öffentlich machen«, sagte Maria Pasuchina, Koordinatorin der OPR aus Murmansk, dem nd. »Und es soll uns dieses Mal niemand nachsagen, dass wir nicht schon vor den anstehenden Neuerungen laut protestiert haben.«

Als Teil der Kampagne plante die OPR, ihren Vorsitzenden, Andrej Baschutin, als Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Zumal es der OPR um eine gesamte Reform der Logistikbranche geht. Doch die Behörden legen den Truckern zahlreiche Steine in den Weg. Am 1. Dezember stufte das Justizministerium die OPR als »ausländischen Agenten« ein. Formale Voraussetzung dafür war eine Geldüberweisung aus Deutschland. Laut Gesetz kann der Organisation nun die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen verweigert werden, weshalb ein Aufruf an wohlwollende Nichtmitglieder ging, Baschutin auf einer extra einberufenen Versammlung als Kandidaten einer Bürgerkoalition zu benennen.

Noch vor Neujahr sollte das Treffen über die Bühne gehen, doch der Hauptprotagonist und ein Koordinator der OPR aus St. Petersburg, Sergej Wladimirow, wurden am 11. Dezember außerhalb der Stadt festgenommen und zu je 15 Tagen Verwaltungsarrest verurteilt. Der Vorwurf gegen sie lautete Fahren ohne Führerschein. Ein weiterer Versuch ist für Januar geplant.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1073666.trucker-in-russland-steine-auf-dem-weg.html

admin

Anmerkung zu den Medien in Deutschland:

Wenn der russische Nationalist und Rassist Alexej Nawalny zu Demonstrationen aufruft, gibt es in unseren Medien zahlreiche Berichte, egal wie gering die Beteiligung an den Protesten sein mag.

Bei einem bedeutenden Arbeitskampf in Rußland findet sich der einzige Bericht darüber im Neuen Deutschland.
Für die bürgerliche Presse sind kämpfende Arbeiter kein Thema, für die Junge Welt ist rußlandkritische Berichterstattung Tabu.

Kuddel

ZitatTrucker darf nicht antreten
Behörden behindern Andrej Baschutins Kandidatur


    Von Ute Weinmann 17.01.2018

Bereits im Juni bekundete die Vereinigung russischer Transportunternehmer OPR die Absicht, ihren Vorsitzenden, Andrej Baschutin, als Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Zwar war das Scheitern der an sich legitimen Kampagnenidee absehbar, doch das konkrete Szenario konnte und wollte sich damals noch niemand ausmalen. Diverse Behörden unternahmen noch vor Beginn der Antragsfrist zahlreiche Schritte, um es erst gar nicht zur Einreichung der notwendigen Unterlagen bei der Wahlkommission kommen zu lassen.

Anfang Dezember erfolgte der Eintrag der OPR in das Register sogenannter »ausländischer Agenten«. Allein auf dieser Grundlage wäre eine Ablehnung unumgänglich geworden, aber das Gesetz ermöglicht auch die Benennung eines Kandidaten durch eine Initiativgruppe, bei deren Versammlung nicht weniger als 500 Personen per Unterschrift ihre Zustimmung geben müssen. Um dies zu verhindern, verurteilte ein Gericht Andrej Baschutin und einen seiner Stellvertreter, Sergej Wladimirow, zunächst zu 15 Tagen Administrativhaft. Just in diesem Zeitraum fiel ein zehntägiger Warnstreik der OPR gegen das Mautsystem »Platon« und gegen den anstehenden Anstieg der Benzinpreise.

Anstatt Baschutin freizulassen, überstellte ihn die Polizei noch in der Haft wieder an ein Gericht. Er konnte zwar später aus dem Gebäude entkommen, eine Strafe gegen ihn wurde trotzdem verhängt. In diesem Fall wegen angeblicher Verstöße gegen das Demonstrationsrecht. Im gesamten Jahr 2017 erhielt er Bußgeldbescheide über 1500 Euro, verbrachte 24 Tage in Haft und verlor seine Fahrlizenz für zweieinhalb Jahre. Die OPR spricht von zielgerichteten Maßnahmen. Da in Moskau oder St. Petersburg mit Schwierigkeiten zu rechnen war, sollte die Versammlung der Initiativgruppe in Dagestan stattfinden. Noch im Frühjahr hatten die Tucker dort ihre stärkste Basis. Doch die Sicherheitsdienste hatten auch hier Vorarbeit geleistet: Nur 50 Personen erschienen.

Lichtblicke gibt es trotzdem. Während des jüngsten Streiks haben sich drei Polizeiwachen geweigert, die Streikposten in St. Petersburg aufzulösen. Ende Januar findet in Uljanowsk die nächste Mitgliederversammlung der OPR statt. Danach will sie ein Programm für ihr weiteres Vorgehen vorlegen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1076427.trucker-darf-nicht-antreten.html?sstr=ute%7Cweinmann

Kuddel

Manchmal helfen schon Übersetzungsprogramme, um nicht von Informationen abgeschnitten zu sein, an denen unsere Medien kein Interesse zeigen:


https://www.novayagazeta.ru/articles/2019/01/26/79331-peregruz

Schnell mit

https://www.deepl.com/translator

übersetzt (*Ich habe mich nochmal länger an das Material gesetzt, Übersetzungen verschiedener Programme miteinander verglichen und daraus einen Text gebaut, der halbwegs Sinn ergibt und lesbar ist. Das hat natürlich weiterhin nichts mit einer professionellen Übersetzung zu tun.*)

Unten das Interview mit Andrei Bazhutin, er versteckt sich....


Auf dem Getreidemarkt gilt: Nur wer das Gesetz bricht, kann überleben.

In den Getreidesilos ist die Arbeit zum Erliegen gekommen - die Fahrer weigern sich, zu unrentablen Preisen zu transportieren und versuchen ihre Kollegen davon zu überzeugen, ihrem Beispiel zu folgen. Fahrer aus den Regionen Rostow, Krasnodar und Stawropol nahmen an einem Sit-In teil. Am Rande: Auch in Wolgograd, Woronesch, Saratow und Tambow,  bekundeten Getreidetransporteure ihre Absicht, ihre Kollegen zu unterstützen. Warum Getreidefahrer gegen "Überladung" sind, wurde von der Zeitung "Novaya" analysiert.


https://www.youtube.com/watch?v=OSD3ynMV3Q8
Das Video wurde von den Spediteuren geschickt. Hochgeladen von: Gleb
Limansky/ "Nowaja Gaseta".

Der Treffpunkt ist ein Automobilmarkt.


Der Protest begann spontan und gleichzeitig in mehreren Regionen, sagte Andrej Gruzdenko, einer der Organisatoren des Streiks und Mitglied der Union der landwirtschaftlichen Transporteure der "Novaya". Die Fahrer versammelten sich in Rostow, im Gebiet Stawropol - im Dorf Krasnogvardeyskoye, in Kuban - in Krasnodar, Armavir und Kropotkin. Der wichtigste Treffpunkt ist der Automobilmarkt.

"Am 20. Januar fand eine Versammlung aller solidarischen Getreidetransporeure statt", -sagte Gruzdenko. "Die Menschen versammelten sich friedlich in Gruppen und begannen zu diskutieren, wie wir unser Leben leben können."

"Wie man mit einer Situation umgeht, in der ein gesetzestreues Transportunternehmen nicht auf dem Markt existieren kann? Der Einzige, der überleben kann, ist Derjenige, der Überladung akzeptiert und das
Gesetz bricht.

Der Verband der landwirtschaftlichen Transportunternehmen ist eine Organisation, die noch nicht existiert. Sie ist noch nicht da", sagt Gruzdenko und fügt hinzu, dass die spontane Bewegung mehrere Organisatoren in mehreren Regionen hat. - Es geht um menschlich Naheliegendes und die Leute erkennen, dass man kein Krieger auf dem Feld ist.

Es gibt weder einen offiziellen Anführer des Protestes, noch gibt es einen Kommunikationskanal - Mitglieder der Bewegung koordinieren ihre Aktionen über verschiedene Kanäle.

Stanitsa Uspenskaya, Region Krasnodar

Die neu entstandene Bewegung widersetzt sich dem unlauteren Wettbewerb und den niedrigen Tarifen auf dem Transportmarkt. Ersteres bedeutet "Überladung" und damit die Reduzierung der Logistikkosten. Die Fahrer müssen dann Lasten transportieren, die um ein vielfaches schwerer sind als die Norm. Diese
Praxis hat eine Komponente der Korruption - die Spediteure geben zu, dass es möglich ist, überladene LKWs zu fahren, da das Personal der Gewichtskontrollpunkte die Augen vor Verstößen verschließt. Und sie tun es nicht umsonst.

"Wir haben eine Forderung an die Behörden: "Lassen Sie Gewichtskontrollpunkte in Ordnung bringen!", sagt Gruzdenko.  "Unsere Kontrollposten sind korrupt und es ist für sie profitabler, wenn ein Fahrzug mit 70 Tonnen ankommt, als mit 20 Tonnen nach der Norm - sie bekommen mehr Kopeken durch jede Überladung".

"Es sind sowohl Getreideexporteure als auch Getreidesilobesitzer, die daran interessiert sind, Transportkosten zu sparen, sie unterstützen den Verstoß gegen die Vorschriften stillschweigend. Wir müssen sicherstellen, dass die Terminals keine Umladung akzeptieren, sondern die gesetzlichen
Bestimmungen erfüllen, die auch für sie gelten", sagte er. "Es liegt nicht nur in der Verantwortung des Spediteurs, sondern auch derjenigen, die die Ware versenden und empfangen."

Getreidetransporteure sind nicht mehr bereit, das Spiel der Überladung mitzuspielen, das ist die Grundlage des Protestes. Die Überladung auf der Straße ist ein Risikofaktor, den die Spediteure verstehen. "Aber was ist mit Gesprächen über überlastete Straßen?", bemerkte Grusdenko. "Und wie steht es mit Sicherheit"?

"Ein 80-Tonnen-Fahrzeug auf der Straße ist so etwas wie ein Selbstmordattentäter. Ich will nicht, dass meine Familie von einem unvorsichtigen Transporteur überrollt wird."

"Wir werden keine Millionäre sein, wir müssen die Familie ernähren."


Aber das Hauptargument der Trucker ist, dass Überladung den Markt "gebrochen" hat - nur Trucker, die zustimmen, das Gesetz zu brechen und Überladung zu akzeptieren, können überleben. Der Ausweg besteht darin, sich zu einigen und einen einheitlichen Tarif für den Markt auszuarbeiten.

"Es ist unrealistisch, von den Frachtkosten zu leben, die die Kunden heute an
die Transportunternehmen zahlen", erklärt Gruzdenko. "Auf 20 km Transport liegt der Gewinn bei dreitausend Rubel. Wie soll man damit überleben?  Der einzige Ausweg ist, ohne Überladung zu fahren
und den Preis für den Kraftstoff festzusetzen. Der Treibstoffpreis stieg, die Preise stiegen."

Aktivisten fordern eine 35%ige Tariferhöhung, sagte Gruzdenko.

Laut Gruzdenko besteht das Hauptziel der Fahrer darin, die Menschen zu vereinen. "Wir haben uns entschieden, eine Fahrt mit dieser Message zu unternehmen und die Informationen zu den Spediteuren zu bringen", sagte er. Schließlich verließen die Fahrzeuge die Laderampen und die Arbeit stoppte. "Es ist ein guter Grund. Wir werden keine Millionäre, wir müssen die Familie ernähren."

"Natürlich kann ein Auftraggeber sagen, dass wir uns einmischen, aber wir begehen keine Gewalt, wir ändern nur die Meinung unserer Kollegen.",  fügt er hinzu.  "Wir wollen den Transport nicht stoppen, wir wollen verstanden werden. Letztendlich haben wir dem Auftraggeber unser Trittbrett angeboten."

Laut Gruzdenko gelang es den Aktivisten, einen Teil der Ladung im Hafen von Asow und Terminals in Taman und Noworossijsk zu stoppen, während mehr als tausend Fahrzeuge an den Protesten teilnehmen. "Alle rufen mich an, versuchen miteinander zusammenzukommen", sagt er. "Es haben sich Spediteure aus
Wolgograd, Woronesch und Saratow angeschlossen."

*" Die Stadt Morozovsk, Region Rostow
"Wir versuchen nur, die Leute zu überzeugen."

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Andrej Baschutin ist der Vorsitzende der Fahrerorganisation OPR.


Hier (2. v. rechts) bei seinem Deutschlandbesuch am Rasthof "Rüssel"
Er sah sich genötigt unterzutauchen und sich dem Zugriff der Behörden zu entziehen.

https://www.novayagazeta.ru/articles/2018/01/10/75102-andrey-bazhutin-im-dazhe-gortsev-udalos-zapugat

Interview
Andrei Bazhutin: "Es gelang ihnen sogar,
die Hochländer einzuschüchtern"


Dem Vorsitzenden des russischen Trasportarbeiter-Verbandes wurde in drei Fällen angeklagt
- er flüchtete und gab der Novaya Gazeta ein Interview


Gleichzeitig wurden bei verschiedenen Anlässen drei Verfahren gegen
Bashutin eingeleitet: die April-Kundgebung in St. Petersburg, der
Juni-Streik in Chimki und der Konvoi im Dezember. Der Vorsitzende
der OPR wurde von den Geheimdiensten gejagt. Am 11. Dezember
haben sie mich für 15 Tage eingesperrt. Während dieser Zeit wurde die
Nominierungssitzung von Bashutin in Dagestan unterbrochen. Am
26. Dezember ließen sie ihn nicht aus der Zelle. Sie brachten ihn erneut
zur Polizei. Am 27. Dezember gelang es Andrej, aus dem Gerichtssaal
zu fliehen, er war gezwungen, sich zu verstecken. Am 11. Januar
entscheidet das Gericht erneut über sein Schicksal. Der Korrespondent
der "Novaya" konnte mit dem Führer der Trucker sprechen, der noch
auf der Flucht ist.


Warum bist du am 11. Dezember ohne Führerschein Auto gefahren?


Mir wurden meine Rechte genommen und gefälschte Anschuldigungen
untergeschoben für Proteste gegen die WHSD  (die "Western High-Speed Diameter"
ist eine innerstädtische Mautautobahn in St. Petersburg). Aber ich habe
mich hinter das Steuer gesetzt, weil es absolut notwendig ist - das ist
erlaubt. Im Dorf Krasny Bor, nahe von St. Petersburg, fuhren ein Freund und
ich mit dem Auto meiner Frau von der Werkstatt zur Werkstatt, um es zu
reparieren. Die Frau und zwei Kinder, einschließlich des Babys, sind
krank geworden, und es gab keine Lösung ohne Auto für die große Familie.

Aber ich wurde verfolgt. Am Morgen des 11. Dezember versuchten die
Gerichtsvollzieher die Entscheidung des Moskauer Bezirksgerichts durchzusetzen,
die mir eine Geldstrafe von 30 Tausend Rubel auferlegten. Ich habe sie nicht
bezahlt, weil ich im Juni illegal in Khimki festgenommen wurde. Ich
versuche, gegen diese Geldstrafe Berufung einzulegen. Nach meiner
Verhaftung (auf der Straße, während der Fahrt ohne Führerschein -
Anmerkung der Redaktion) kamen die Gerichtsvollzieher zu meiner
Zelle und überreichten mir eine Ladung an das Gericht für den
28. Dezember.  Am Vorabend der Sitzung sagte mein Verteidiger Dinar
Idrisov zum Richter: Ist meine Anwesenheit erforderlich? Der Richter
sagte nein. Und am 28. Dezember um 7:00 Uhr kamen die Gerichtsvollzieher
zu mir nach Hause.

Wie wurdest du als nächstes behindert?

Als ich am 26. Dezember für 15 Tage untwerwegs war, brachten sie mir
einen neuen Grund mit: Sie waren im April in St. Petersburg bei der Kundgebung
dabei. Obwohl wir im Frühling erklärt haben, dass wir ohne Slogans, ohne
Poster, nur mit OPR-Symbolen abreisen würden. Aber wir wurden festgenommen.
Sie haben versucht, eine illegale Organisation der "Prozession zu unterstellen
- das funktionierte nicht. Jetzt sahen sie die Kundgebung als Konvoi. Es war nur
ein Vorwand mich in Haft zu lassen und mich zu mindestens zehn weiteren Tagen
zu verurteilen.

Die Inhaftierung von Andrei Bazhutin während des Konvois im April
war das Ergebnis einer Provokation.



Die Inhaftierung von Andrej Baschutin während der April-Kundgebung war
das Ergebnis einer Provokation. Foto: Elena Lukyanova / "Neu in St.
Petersburg


Am 26. Dezember, um 21:45 Uhr, besuchte Idrisov mich. Er
und ich tauschten Taschen und Oberbekleidung aus, aber der Trick
funktionierte nicht - sie warteten auf uns.

Mir wurde von der Polizei ein Kleiderwechsel als Gesetzesverstoß
vorgeworfen. Darf ich mich nicht umziehen?

Inzwischen hat die Polizei selbst illegal gehandelt: Sie hat mich nicht
einmal auf die Straße gelassen, hat mich nicht eine Notiz in das
Magazin setzen lassen, das sich im Innenhof des speziellen Empfangszentrums
befindet.

Ich wurde zur 76. Polizeidienststelle gebracht. Sie
haben auf das Personal der Einheit "A" und des FSB gewartet. Sie
erlaubten mir nicht, dass ich einen Anwalt anrufe, sie wollten nicht, dass
ich ihn sehe. Wir haben ein Protokoll erstellt. Die Polizei sagte: Es gibt
Videoaufnahmen - Sie haben im Juni eine Prozession in St. Petersburg
abgehalten. Ich sagte: "Lasst uns die Tatsachen nicht ändern. Die
Kundgebung gab es, ich war da, aber ich habe sie nicht organisiert. Jeder
entschied selbst, ob er persönlich und freiwillig an dem Konvoi teilnehmen
wollte oder nicht. Den Konvoi als eine Prozession zu sehen, kann ich nicht
bestätigen.

Ich habe die Nacht des 27. Dezember in einer Polizeizelle verbracht. Ich
wurde heute Nachmittag vor Gericht gebracht. Ich bekam weder
Vorladungen, noch wurde etwas erklärt. Sie ließen mich auf dem
Weg aus der Abteilung meine Entlassungspaiere unterschreiben. Ich habe sie
korrigiert: "nicht freigelassen, sondern unter Bewachung zum Gericht
begleitet."


Foto aus dem persönlichen Archiv von Andrei Bazhutin

Wie hast du es geschafft, aus dem Gericht zu fliehen?

"Ganz einfach, obwohl ich unter verstärktem Polizeischutz stand"
In einem Verkehrspolizeiwagen und in Begleitung von zwei Verkehrspolizeiwagen
ging es zum Gericht. Dann gingen wir in den dritten Stock. Idrisov fuhr
vor. Er erinnerte die Polizei daran, dass sie die Menschenrechte verletzen.
Dann durfte ich mit einem Verteidiger um die Ecke im Flur gehen - um dort
zu reden, und dort gab es die Tür und die Treppe.

Und ich dachte: Wenn hier illegal Justiz betrieben wird, warum sollte ich
sitzen und warten, bis ich 10 oder 15 Tage lang ohne Grund wieder
weggeschlossen bin? Ich bin einfach gegangen. Ich bin nicht nach Hause
gekommen. Ich verstecke mich bis heute.

Ich habe kein Telefon. Ich weiß, dass sie nach mir suchen.

Wie lange wirst du dich jetzt noch verstecken müssen?


Zumindest bis zum 11. Januar - bis zur Gerichtsverhandlung über die
Geldstrafe für Khimki. Mal sehen, was dort entschieden wird. Wenn die Sitzung
vertagt wird, ist klar: Ich soll noch einige Zeit isoliert bleiben.



Wurdest du um jeden Preis behindert, weil du plantest, als Präsident zu
kandidieren?


Nur wegen der Pläne! Wir hatten nicht wirklich auf eine Wahl gehofft. Wir
wollten es nur ausprobieren. Mache öffentliche Aussagen über dich
selbst. Wecke das Interesse der Öffentlichkeit und der Medien.
Erinnere an die bestehenden Probleme.

Der Widerstand der Behörden gegen dich wird mit dem Gegenschlag der
Behörden gegen Alexej Navalny verglichen.


Vielleicht bekommt Alexej mehr Druck von den Behörden. Er ist schon
seit langem in der Politik. Und die OPR-Mitglieder verstehen sich nicht
als Politiker.

Wir sind nur Bürger. Aber wenn wir uns nicht um die Politik kümmern,
kümmert sie sich um uns. Das passiert gerade.

-Aber sowohl unter Arrest als auch auf der Flucht haben Sie versucht,
Unterschriften zu sammeln?


Aber während der Verhaftung und auf der Flucht hast du versucht,
Unterschriften zu sammeln?


Nun sagen viele: "Bazhutin sammelte nicht, er konnte das nicht." Die
Tatsache, dass bei der Versammlung über meine Nominierung nicht in
Dagestan nicht die notwenige Stimmenzahl für mich zusammengekommen
ist, bedeutet nicht, dass die Leute mit allem zufrieden sind und nichts
ändern wollen. Ich weiß ganz genau, dass die Sicherheitsdienste in Dagestan
ganze Arbeit geleistet haben. Viele Bewohner von Bergdörfern, mit denen
wir uns vorher verabredet haben, kamen nicht. Am 2. Januar, dem Tag des
Treffens, konnten Kollegen der OPR viele Dagestanische Trucker nicht erreichen:
Die Telefone waren abgeschaltet.

Warum fand das Treffen zu deiner Nominierung
in Machatschkala statt?


Das Treffen wurde nach Machatschkala verlegt, weil es definitiv nicht möglich war,
es in Moskau oder St. Petersburg abzuhalten. In Dagestan ist es schwieriger,
Menschen einzuschüchtern. Uns wurde aber gezeigt, dass sie auch die "Highlander"
unter Druck setzen können. Unter den schwierigsten Bedingungen, ohne Geld, in
kürzester Zeit, denke ich jedoch, dass wir viel tun konnten. Neun Leute kamen, um
Putin in Tjumen zu unterstützen, und 50 Leute kamen, um mich in Dagestan zu
unterstützen. Ich sehe keine Niederlage. Wir werden weiter kämpfen.

Was ist der nächste Schritt?

Niemand hat unseren Kampf im Rahmen von Industrieaktivitäten zum Abbruch zwingen
können. 80% der beförderten LKW-Transporter gehören zur OPR. In verschiedenen
Regionen wird es Kommunalwahlen und Nachwahlen zu Bundesbehörden geben. Wir
nutzen alle Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass unsere Mitarbeiter maximal in die
Machtstrukturen eindringen und unsere Forderungen formulieren. Wir werden nicht
dasitzen und schweigen.

Das Hauptproblem für Trucker - das System "Platon"?

,,Platon" schafft eine Bewegungseinschränkung für alle Verkehrsteilnehmer.
Nach den Präsidentschaftswahlen wird auch eine Maut für Autos hinzugefügt.
Steigende Preise für lebensnotwendige Güter und Lebensmittel hängen
von den Transportkosten ab. Und sie steigen und steigen. Und wir sind
nicht schuld - wir gehen genauso wie alle in den Laden.

Aber das ist noch nicht alles. Es gibt bereits eine Gesetzesinitiative, die privaten
Unternehmen den Besitz von Lastwagen verbietet. Und das ist das Problem.

Durch die Monopolisierung der Branche kann sie durch Kartellabsprachen
reguliert werden. Und wenn man bedenkt, dass 80% der Ladung auf der
Straße transportiert wird, ist es offensichtlich, wie negativ es sich auf uns
alle auswirken wird.

Wir sehen, was in der Wirtschaft passiert: Das Produktionsvolumen sinkt,
die Nachfrage der Verbraucher sinkt. Waren aus China und Europa werden
immer weniger importiert. Der Markt bricht zusammen. Jeder im Land
spürt es.


Foto aus dem persönlichen Archiv von Andrei Bazhutin

Wie wirkt sich das auf die Trucker aus?

Im Jahr 2015 wurden in Russland etwa eineinhalb bis zwei Millionen
Lastkraftwagen zugelassen (genaue Zahlen gibt es nicht). Zu dieser
Zeit gab es eine eindeutige Korrelation: 30% - große Speditionen,
70% - Fahrzeuge  der mittleren und kleinen Unternehmen. Und jetzt
sind es 50/50. Tatsächlich haben 20 % des Privatsektors (Kleinunternehmen)
den Markt verlassen. Und das ist nicht das Ende Fahnenstange.

Die Möglichkeiten der kleinen Unternehmen sind begrenzt, es hilft nichts.
Lastkraftwagen sind teuer, fast alle werden von privaten Spediteuren auf
Kredit und Leasing angeschafft, aber es gibt nicht genug Geld für Reparaturen,
der Zustand des Transports ist bedauernswert. Wenn Spedtieure die Branche
verlassen, ist das Maximum, was sie für ihre Wagen kriegen können, der
Schrottpreis.  Und die Darlehen und Leasingverträge bleiben bestehen. Es
wird ein weiterer sozialer Schlag sein, der nächste Schritt zum Wachstum
der Unzufriedenheit im Land - die Fahrer(Kleinspediteure) können aufhören,
Fahrer zu sein, aber sie werden weiterhin an den Protestbewegungen
teilnehmen.

Du hast  einen Führerschein für 2,5 Jahre, dein ältester Sohn Artem
für 1 Jahr. Wie und wo lebt Ihre große Familie? Schließlich haben Sie noch
drei minderjährige Kinder und einen sechs Monate alten Säugling?


Wir leben von einem monatlichen Zuschuss für ein jüngeres Kind, das eine
Frau erhält, aber es ist erbärmlich. Ich kann momentan keinen Job finden.
Es gibt ein wenig Hilfe von den Jungs der OPR.  Es ist nicht viel Geld, aber
wir kommen irgendwie zurecht.

Kuddel

Videos
Die Texte sind durchweg in Russisch, doch die Bilder geben interessante Eindrucke wieder von den Aktionen.

1. knapp 50 min über die streikenden Getreidefahrer (20.-25.1.2019)

https://www.youtube.com/watch?v=VC0WsKmv8BU

2. Kundgebung mit OPR (Fahrervereinigung) Sprecher in gelber Weste vor wenigen Tagen

https://www.youtube.com/watch?v=0H6mhxqusWU&t=30s

Kuddel

Habe mich nochmal an den obenstehenden Text gesetzt.
Er ist lesbarer geworden.

Im übrigen sollten Putinfans den 2. Artikel, das Interview mit Andrej Baschutin, durchlesen. Da sieht man, wie in Rußland mit kämpferischen Arbeitern umgegangen wird.

Kuddel

Russia Today (hahaha)

ZitatTonnenweise zahlen: Erst die Maut, dann der Krieg



Der dritte Artikel in der Reihe "Ungleichheit": Russische Spediteure und Fernfahrer vor und nach dem Ausbruch des Krieges

Das neue Mautsystem


"Platon" heißt das automatisierte System zur Erhebung von Mautgebühren auf Bundesstraßen. Es wurde am 15. November 2015 in Russland eingeführt. Die Regierung begründete diese Maßnahme mit den Schäden, die durch den Schwerlastverkehr auf öffentlichen Straßen verursacht werden. Der Name "Platon", der wörtlich "Maut pro Tonne" bedeutet, spiegelt nicht den wahren Zweck des Systems wider. Praktisch zahlen alle das Gleiche: Es gibt nur die untere 12-Tonnen-Grenze, während der endgültige Betrag davon abhängt, wie viele Kilometer der Lkw auf Bundesstraßen zurücklegt. Die eingenommenen Gelder sollen an den Bundesstraßenfonds überwiesen werden und die Kosten für die Instandhaltung und den Bau von Bundesstraßen decken.

Es wurde beschlossen, dass private Unternehmen das Projekt durchführen sollten. Die Rosavtodor (Föderale Agentur für Straßentransport) schloss eine Vereinbarung mit dem privaten Unternehmen RT-Invest Transport Systems, das sich mit der "Modernisierung" des Transportwesens befasst. Ein Dollar-Milliardär, der älteste Sohn von Arkadi Rotenberg, Igor, besitzt 23,5 Prozent dieses Unternehmens. Weitere 19 % gehören Andrei Shepelov: Seine Unternehmen sind Monopolisten bei der Sammlung, Sortierung und Entsorgung von Abfällen in Tatarstan und ganz Moskau. Der Staatskonzern Rostec hält 25,5 % an RT-Invest, während der größte Anteil von 39,9 % Sergei Skvortsov gehört, der noch vor wenigen Jahren als Stellvertreter und Berater des Rostec-Direktors tätig war. Bekanntlich werden in den Rostec-Werken russische Panzer, Artillerie, Mehrfachraketenstartsysteme (MRLS), Motoren, Munition, Feuerwaffen und elektronische Kriegsführungssysteme hergestellt. Daher ist ein System zur Verwaltung und Automatisierung der Mauterhebung für den Straßenbau direkt mit dem größten militärisch-industriellen Unternehmen des Landes verbunden.

Ursprünglich war geplant, dass die Lkw-Fahrer nach Einführung des Systems 3,73 Rubel pro Kilometer der Bundesstraße zahlen sollten. Bei Nichtbezahlung sollten Geldstrafen verhängt werden. Damals wie heute betrug das Bußgeld für einen Fahrer und/oder Fahrzeughalter 5.000 Rubel für den ersten Verstoß und 10.000 Rubel für einen wiederholten Verstoß (gemäß Artikel 30 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten der Russischen Föderation).

Angesichts der Unzufriedenheit der Fahrer führte die Regierung jedoch einen Rabattkoeffizienten ein, und bis März 2016 wurde der Tarif auf 1,53 Rubel pro Kilometer gesenkt. Auch dieser Preis erwies sich für unabhängige Lkw-Fahrer als unerschwinglich. Inmitten der Coronavirus-Krise forderte der Verband der internationalen Spediteure die Behörden auf, die Platon-Maut auszusetzen; das Verkehrsministerium hielt die Maut jedoch für eine geringe Belastung" sowohl für die Lkw-Fahrer als auch für die Branche als Ganzes.

Proteste von Lkw-Fahrern

Nach der Einführung von Platon kam es in ganz Russland zu Protesten von Lkw-Fahrern, die bereits am 11. November 2015 begannen. Die Lkw-Fahrer forderten, das System ganz abzuschaffen, da es ihrer Ansicht nach nichts anderes als den "Untergang der KMU" bedeuten würde.

Die Proteste erfolgten weitgehend spontan, wobei in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Widerstandstaktiken angewandt wurden. Auf der Bundesautobahn M4 "Don" beispielsweise blockierten Autofahrer die rechte Fahrspur der Straße vollständig. Beamte der Verkehrspolizei versuchten, die Teilnehmer dieses nicht genehmigten Protests zu vertreiben, aber es waren zu viele Fahrzeuge. Auf der Autobahn M51 Nowosibirsk-Omsk in der Nähe des Flughafens Tolmachevo standen etwa 300 Lastwagen am Straßenrand. In Tscheljabinsk liefen etwa 100 Lkw-Fahrer eine ganze Stunde lang auf einem Fußgängerüberweg hin und her und blockierten den Weg für Autos. In Perm fuhren die Lkw-Fahrer absichtlich im Schneckentempo und verursachten einen massiven Stau. Diese Aufzählung ist keineswegs erschöpfend, gibt aber einen guten Eindruck von der Art des Protests.

Einige Fernfahrer aus Dagestan (früher eine der aktivsten Protestregionen) beschlossen, nach Moskau zu marschieren und einen dauerhaften Streik zu beginnen. Diese Information wurde am 27. November bekannt, und am 3. Dezember trafen etwa 20 Fahrzeuge auf einem Lkw-Parkplatz in der Stadt Chimki in der Nähe von Moskau ein. St. Petersburger Trucker versuchten einen ähnlichen Streik auf der Autobahn M-10 bei Zelenogorsk, konnten dort aber nicht Fuß fassen. Als sie von dem Lager der Verteidiger des Khimki-Waldes erfuhren, fuhren einige Fahrer nach Moskau. Dort entstand eines der berüchtigtsten stationären Protestlager, das mehrere Monate andauerte.

Der nächste Meilenstein im Protest der Lkw-Fahrer gegen das Platon-System ereignete sich Ende März 2017, kurz bevor die Platon-Tarife noch weiter erhöht wurden. Die Lkw-Fahrer schlugen ihr Lager direkt auf der Moskovskoye-Autobahn in St. Petersburg auf. Auch in Dagestan, Karatschai-Tscherkessien und Nordossetien kam es zu Trucker-Streiks. Hunderte von Lastwagen kampierten in der Nähe von Jekaterinburg, Wolgograd, Krasnojarsk, Petrosawodsk, Ussuriisk, Ulan-Ude sowie in den Regionen Saratow und Murmansk. Insgesamt nahmen mehr als 50 Regionen an den Protesten teil.

Die Trucker konnten die Abschaffung von Platon nicht durchsetzen, doch die Regierung musste einige Kompromisse eingehen. Die Tarife wurden um die Hälfte gesenkt - von 3,73 Rubel auf 1,53 Rubel pro Kilometer.

Heute ist Platon bereits seit acht Jahren in Russland am Laufen. Der Tarif wurde mehrfach indexiert und erhöht. Am 1. Februar 2023 wurde der Tarif erneut um 30 Kopeken angepasst. Damit ist der Tarif pro Kilometer auf einer Bundesstraße von 2,54 auf 2,84 Rubel gestiegen.

"Wir haben uns nicht gewehrt, wir haben uns angepasst"

Hier sind zwei Ansichten von Lkw-Fahrern, Andrei und Alexey. 

Andrei Bazhutin, einer der Anführer der Truckerproteste von 2015 und 2017, sagt: "Das Ziel der russischen Transportbranche oder vielmehr ihrer Manager - also des Verkehrsministeriums und anderer staatlicher Stellen - war es, die Ideen aus Europa zu kopieren und auszuprobieren. Alles, was dort eingeführt wurde, musste auch bei uns eingeführt werden. Das 'Platon'-System ist dasselbe wie das Toll-Collect-System. Aber der europäische Markt unterscheidet sich völlig von unserem, auch wenn sie sich nahe sind und sich überschneiden... Europa ist klein; es hat zahlreiche Länder, von denen jedes versucht, seinen Markt, seine Transportunternehmen und seine Straßen zu schützen; deshalb haben sie mit der Einführung der Maut begonnen. In Russland machte dieses System jedoch keinen Sinn." 

Andrei zufolge gab es in Russland von Anfang an nur sehr wenige grenzüberschreitende Betreiber, so dass die gesamte Last auf dem lokalen Markt lag. Der lokale Markt erhielt jedoch keine Unterstützung, sondern wurde dezimiert. Das Aufkommen des Platon-Systems verschärfte die bestehende prekäre Situation, in der der Selbstkostenpreis des Transports schon lange keinen Gewinn und keine Gewinnspanne mehr enthielt, sondern nur noch die Gemeinkosten.

Alexey, ein Trucker, sagt: "Zuerst arbeitete ich als angestellter Fernfahrer oder auf lokaler Ebene, dann hatte ich die Nase voll und beschloss, mich selbständig zu machen". "Die Leute aus der Branche haben lange Zeit versucht, mir das auszureden. Sie sagten, die guten Zeiten seien vorbei. Aber ich hörte nicht auf sie, also kaufte ich einen alten Kamaz-Anhänger und begann mit dem Trucking. Die ersten zwei oder drei Jahre meiner Selbstständigkeit waren meine besten. Damals hatte ich das Gefühl, dass ich Recht hatte und dass die Leute nur Unsinn redeten. Aber dann, ja, jedes Jahr ging es bergab. Ersatzteile und Kraftstoff wurden immer teurer, während die Preise für den Transport nicht stiegen. Unterm Strich bleibt immer weniger Geld für dich übrig."

Alexey sagt, er sei nicht persönlich von Platon betroffen. Wie viele andere unabhängige Lkw-Fahrer hat er einen Weg gefunden, die Steuer zu umgehen, und sich nicht einmal im System registrieren lassen: "Ich schätze, dass jeder, der auf dem Markt geblieben ist, einen Weg gefunden hat, diese Steuer zu umgehen. Es gibt viele Möglichkeiten: Es gibt GPS-Blocker, die es unmöglich machen, das Fahrzeug aufzuladen, wenn man unter der Rampe durchfährt, und es gibt hochgeklappte Nummernschilder, die verhindern, dass die Kameras die Nummernschilder lesen. Es gibt alle möglichen Möglichkeiten."

Nichtsdestotrotz war Alexey ein aktiver Protestler. Seine Angst galt nicht der Belastung, die diese Neuerung für die Autofahrer mit sich bringen würde, sondern dem Ausmaß der Ungerechtigkeit: "Wollen wir uns das noch einmal antun lassen? Aber letztendlich haben wir nichts gewonnen. Andererseits konnten wir das System mit so wenigen Teilnehmern auch nicht wirklich besiegen.

Die Trucker sind sich einig, dass nur große Unternehmen es sich leisten können, diese Steuer schmerzlos zu zahlen, die in einem ganz anderen Rahmen arbeiten, zum Beispiel, wenn sie diese Steuer auf die Transportkosten umlegen.

"Urteilen Sie selbst", sagt Alexey, "ich pendle normalerweise zwischen Rjasan und Moskau und der Region. Je nachdem, wohin ich fahre, zahle ich zwischen 1000 und 1500 pro Strecke - mit den 20.000 Rubel, die ich für die ganze Fahrt verdiene. Manche mögen sagen: Das ist doch nichts! Ja, ich kann nicht sagen, dass es mich und mein Geschäft sofort ruinieren würde. Es würde die Dinge nur schwieriger für mich machen. Ich brauche Ersatzteile und Benzin, ich muss 35 Tausend Euro Gewerbe- und Transportsteuer zahlen..." Platon wäre einfach eine weitere Belastung, die mein ohnehin schon kompliziertes Geschäft noch schwieriger machen würde." Er fasst es zusammen: "Ich habe nicht gezahlt, ich zahle nicht, und ich werde nicht zahlen! Außerdem glaube ich nicht, dass dieses Geld für etwas Gutes oder Nützliches verwendet wird. Bei diesem Ausmaß an Korruption? Ich habe auch nicht bemerkt, dass sich die Straßen im Laufe der Jahre verbessert haben!"

Im Jahr 2015 führte die aktive Phase der Proteste zu einem Treffen einer kleinen Initiativgruppe von Truckern mit dem damaligen Verkehrsminister Maxim Sokolov (heute ist Vitaly Saveliev im Amt). Sokolov erklärte damals, dass eine Abschaffung von Platon nicht in Frage käme, versprach aber im Gegenzug, dass Daten über die Verwendung der über das System eingenommenen Gelder vorgelegt würden. Doch in all den acht Jahren, die seitdem vergangen sind, wurde kein einziger Bericht veröffentlicht.

Andrei Bazhutin sagt, dass das Transportgeschäft schon vor der Einführung des Platon-Systems von großen Unternehmen dominiert wurde und nun die kleineren Unternehmen durch die gestiegenen Betriebskosten verdrängt werden: "Platon hat sie einfach begraben. Zur Zeit der Proteste bin ich viel durch das Land gereist und habe mit Truckern und Menschen gesprochen, die sich aktiv für die Bürger einsetzen... Was will ich damit sagen? Praktisch keiner dieser Leute ist mehr auf dem Markt!

Bazhutin selbst ist seit 1991 im Speditionsgeschäft tätig. Zunächst vermietete er Fahrzeuge, dann eröffnete er 2004 offiziell sein eigenes Unternehmen. Zu den besten Zeiten umfasste sein Fuhrpark sieben Fahrzeuge. "Die Wahrheit ist, dass ich jedes Jahr feststellte, dass der Umsatz zu steigen schien, aber die Gewinne immer kleiner wurden. Natürlich war ich gegen die Einführung des Platon-Systems."

Sein aktives Engagement in der Protestbewegung veranlasste ihn 2016, seine beiden verbliebenen Fahrzeuge zum Verkauf anzubieten.

Ein weiteres wesentliches Merkmal des russischen Güterkraftverkehrsmarktes ist, dass er früher von großen staatlichen Projekten lebte: die Olympischen Spiele in Sotschi, die mautpflichtige Westautobahn, Brücken, Straßen und Bohrinseln. "Wir haben dort alle Sachen mitgenommen und gute Gewinne gemacht. Die Sanktionen haben auch den Markt für nationale Projekte zerstört, sie sind weg, außerdem ist jetzt alles auf den Krieg ausgerichtet. Und ja, einige Leute beteiligen sich jetzt aktiv, sie bringen Baumaterialien in den Donbas. Ich verstehe, dass die Leute sich selbst versorgen müssen, aber das kann ich nicht unterstützen!"

Herr Bazhutin sagt auch, dass alle Trucker darin übereinstimmen, dass das Frachtaufkommen drastisch zurückgegangen ist: "Ich will damit nicht sagen, dass es überhaupt keine Fracht gibt, sondern nur, dass es sehr wenig davon gibt. Und die Frachtraten sind nicht nur gestiegen, sie sind gesunken".

Nehmen wir das folgende Beispiel, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie wenig Arbeit es jetzt gibt.

"Ich befördere Baumaterialien und hole meistens Fracht in den Eisen- und Betonwerken in Rjasan ab, von denen es nur wenige gibt". - sagt Alexey. "In guten Zeiten, während der Hochsaison, verbrachte ich viel Zeit in der Warteschlange. Für jede Ladefläche gab es früher eine Menge Fahrzeuge. Jetzt, im Frühling und Sommer, der Hochsaison, gibt es nur noch halb so viele Lastwagen. Im Winter oder Herbst ist es nur noch ein Drittel von früher. Jetzt kommt man in die Fabrik und es ist niemand da! In solchen Momenten ist man einfach nur froh, dass man überhaupt einen Job gefunden hat - andere hatten offenbar nicht so viel Glück, wenn nur zwei oder drei Lkw neben einem stehen."

Früher gab es viele Importe. Werkzeugmaschinen, Ausrüstungen, landwirtschaftliche Maschinen - all das stellt Russland nicht selbst her. Folglich waren es die kleinen und mittleren Unternehmen, die am stärksten betroffen waren. Es gibt nicht mehr den selbständigen Lkw-Fahrer, sondern einen Monopolisten in Form eines Großunternehmens. Nein, ich will nicht sagen, dass es keine kleinen Unternehmen mehr gibt. Es sind nur sehr wenige, und sie überleben kaum. Aber die Menschen brauchen immer noch ein Auskommen, die Menschen brauchen immer noch Arbeit! Sehen Sie, viele von ihnen haben ihr ganzes Leben lang gearbeitet. Sie haben die Arbeit immer gut gemacht. Und sie wissen nicht, wie sie etwas anderes machen sollen!"

"Ich wache auf und mein erster Gedanke ist: Es ist Krieg.

"Die größte Enttäuschung ist vielleicht, dass einige der Leute, die mit uns gegen das Platon-System und die allgemeine Ungerechtigkeit gekämpft haben, freiwillig an die Front gegangen sind und auf der Seite Russlands kämpfen. Andere unterstützen lediglich diesen Krieg und sagen mir, dass sie in Rostow am Don besser wissen, was dort vor sich geht, als ich in Kanada", sagt Andrei. "Ein entfernter Verwandter von mir hat sich freiwillig für diesen Krieg gemeldet. Und so paradox es für die Pseudo-Patrioten auch klingen mag, er war von dem, was er sah, desillusioniert. Ich habe auch immer Leute mit anderen Ansichten als Freunde akzeptiert. Nun, es ist töricht, sich abzuschotten und nur mit Leuten zusammen zu sein, die genauso denken wie man selbst. Sonst fängt man früher oder später an, sich wie Putin zu verhalten. Leider habe ich das Gefühl, dass die meisten Menschen (in Russland?) diesen Krieg unterstützen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was sie damit gutheißen!"

"Eine Woche nach Beginn des Krieges habe ich ein Schild an die Tafel geheftet: Ich schrieb 'Nein zum Krieg' und malte zwei Friedenszeichen. So bin ich eine ganze Weile herumgefahren, etwa zwei Monate lang. Dann wurde ich auf der Straße angehalten und musste 30 Tausend Rubel Strafe zahlen, weil ich die russische Armee verunglimpft hatte", resümiert Alexey. "Das Mutterland ist zum einen der Ort, an dem man geboren wurde. Andererseits ist es der Ort, an dem man sich zugehörig fühlt. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich hierher gehöre. Und ein Mutterland habe ich auch nicht mehr. Ich würde dieses Land gerne verlassen, aber meine familiäre Situation macht das unmöglich. Ich kann die Dinge nicht ändern, ich kann nur meinen Standpunkt und meine Meinung äußern. Ich wache immer noch jeden Morgen auf, und mein erster Gedanke ist: Es herrscht Krieg. Ein furchtbarer, sinnloser Krieg, der nur aus Kriegsverbrechen besteht. Platon scheint irrelevant zu sein."

Im März 2022 wurde jedoch ein Appell an die Behörden gerichtet, ein zweijähriges Moratorium für Tarifanpassungen zu erlassen. Ein zur gleichen Zeit in der Duma eingebrachter Gesetzesentwurf zur Aussetzung von Platon und zur Abschaffung der Autobahngebühren wurde im Mai debattiert und fand keine Unterstützung. Alles in allem kann man nicht sagen, dass der Krieg, den Russland sieben Jahre nach Einführung von Platon in der Ukraine entfesselt hat, das Transportgewerbe vernichtet hat. Die Unternehmen müssen nach wie vor alle Arten von Gütern transportieren, auch wenn sich die Lage für Lkw-Fahrer, deren Arbeit nichts mit den Erfordernissen der "militärischen Sonderoperation" zu tun hat, noch weiter verschlechtert hat. Die Fahrer großer Lastwagen kämpfen ums Überleben, während Geschäftsleute wie Igor Rotenberg und andere, die das russische Regime abzocken, in einer weiteren Forbes-Liste glänzen, während der staatliche Rostec-Konzern mit seiner wachsenden Produktion von Raketen und Panzern prahlt.  Viele bleiben stark und führen das Geschäft weiter, in das sie ihr Leben investiert haben. Die eigentliche Frage ist, ob dieses Geschäft heute noch Essen auf den Tisch bringen kann.
https://posle.media/language/en/paying-by-the-tonne-first-tolls-then-the-war/

(Übersetzung mit Hilfe von deepl)

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