generation praktikum

Begonnen von besorgter bürger, 15:44:12 Sa. 25.Juni 2005

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Carsten König

Nichts zu verdienen:

ZitatWenn Praktikanten Glück haben, verdienen sie 800 Euro im Monat, marktüblich sind 300 bis 500 Euro, und manchmal - wie oft in der Medienbranche - springt gar nichts heraus.

Quelle: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,409986,00.html

ManOfConstantSorrow

Frauenhandel à la Fifa: Mit den schönsten Versprechungen auf's Feld gelockt und dann am Einlassgatter versauern. Wer bei der WM als Volunteer arbeitet, ist selbst Schuld.

http://www.stern.de/sport-motor/wm2006/tagebuch/:Bellstedt-Teil-7-Bekenntnisse-Fifa-Sklavin/563341.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

MarionK

Was ähnliches wurde mir auch angeboten.
Habe ich dankend abgelehnt...

Wilddieb Stuelpner

Man staunt immer wieder über die Wortschöpfungsakrobaten in den Medien. Daß sie aller nasenlang mal die Landes- und Hauptstadtbezeichnung ummodeln, daran hat man sich abgefunden. Aber jetzt vergreifen sie sich an Berufsbezeichnungen und machen aus Volontär/in ein/e Volunteer/in.

Volunteer/in - Was soll das für eine Sprache sein?

Volontär in der Sprache Afrikaans (Kapholländisch bzw. Kolonial-Holländisch) aus Südafrika oder in Niederländisch oder in der Sprache der Khoi oder Khoi Khoi, so wie die Buren die Khoi rassistisch als Hottentotten (Stotterer) bezeichneten?

Französisch kanns nicht sein, dann hieße es volontaire und in Latein voluntarius.

Man sollte dem Wortschöpfer eine 10jährig gültige Sechs ausstellen und wieder in eine bundesdeutsche Zwergschule lebenslänglich inhaftieren, wo noch der Rohrstock des Lehrers im Unterricht Regie führt. Im Schülerjargon hieß der Rohrstock scherzhaft "der gelbe Onkel".

Zwergschule

Eine Zwergschule ist eine kleine Schule, meistens eine Dorfschule, in der alle Klassenstufen in einem Raum von einer Lehrkraft unterrichtet werden. In Deutschland sind die Zwergschulen in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts weitgehend abgeschafft worden. Heute gibt es z. B. auf der nordfriesischen Hallig Nordstrandischmoor noch eine Zwergschule.



Taschenbuch - 414 Seiten
München: Goldmann Verlag 2001. 8,45 €
ISBN: 3442076951

Regenwurm

von JK
ZitatVolunteer/in - Was soll das für eine Sprache sein?

Englisch

Freiwillige,sich freiwillig melden,freiwillig anbieten
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Magnus

ZitatOriginal von joachimkuehnel
...
Man sollte dem Wortschöpfer eine 10jährig gültige Sechs ausstellen und wieder in eine bundesdeutsche Zwergschule lebenslänglich inhaftieren,...

Ein Volunteer ist was anderes als ein Volontär


Eintragungen bei Google:

Volontär  482.000
Ehrenamtlicher Helfer  667.000
Volunteer  530.000.000

Da die FIFA ehrenamtliche Helfer aus der ganzen Welt sucht ist es vielleicht besser doch besser, den international bekannteren Begriff zu verwenden.

Den kann man natürlich nicht wissen, wenn man 40 Jahre eingesperrt war und die letzten 16,5 Jahre nichts dazugelernt hat. ;)

Kuddel



Italien: Prekäre Arbeitsverhältnisse unter Berlusconi und Sozialdemokrat d'Alema ausgeweitet.

http://www.jungewelt.de/2006/08-15/003.php

Kuddel

Italien: Prekäre Arbeitsverhältnisse unter Berlusconi und Sozialdemokrat d'Alema ausgeweitet.

http://www.jungewelt.de/2006/08-15/003.php

uwenutz

Unabhängig des etymologisch gesehenen Anglizismus`,

ob Volunteer oder Volentär, hier wird ein eigentlich öffentliches
Ehrenamt zu einer prekären Arbeitstätigkeit. Die trennscharfen
Unterschiede im Sinnzusammenhang verschwimmen oder werden
gar nicht mehr wahrgenommen um Dienstleistung billigst anbieten
zu können. Es bedarf der Propaganda, des ausgefeilten Marketings
um den Dienstleistungssklaven zu suggerieren an etwas Größerem
kollektiv teilzuhaben. Wenn dem so wäre, dürfte daß ,,große Geld"
jener Weltmeisterschaft von unterbewertetem Kalkül sein, - dabei
sein ist alles-, aber weit gefehlt, hier ging es mehr denn je nur um
letzteres. Die beiden sehr wohl differenten Begriffe haben einen
gemeinsamen Faktor, die der Freiwilligkeit und Bereitwilligkeit zum
Engagement, der meines Erachtens wohlfeil psychologisch
(aus)genutzt wurde und weiterhin wird, nur so ist deren Dafürhalten
zu verstehen, nicht umsonst werden mit Slogans:
,,Kontakte knüpfen"; ,,sehe es als Chance ", Vakanz zu einer angebot-
und nachfragegleichen Jobofferte ohne Entgelt erfolgreich umgesetzt.
Frage meinerseits, wo ist das ehrenamtliche Engagement führender
FIFA-Aspiranten zu finden?
Nicht umsonst, gleich dem italienischen Lehenswort Precari oder
noch besser "Estate Precaria", ist hier die neue Schöne Welt
treffend erläutert, wohl dem der das begreift.

Vielleicht ist ein Sklave nur dann ein Sklave, wenn er sich als
Sklave begreift.

Wilddieb Stuelpner

Betrachtet man sich so manche Ehrenmänner und -frauen in Stiftungsräten, in Vereinigungen und Vereinen der High Society, so hat daß bei aufgehaltenen Händen und Geldbeutel und gezahlten Aufwandsentschädigungen, Unkostenbeiträgen etc. eher was mit Ehrenrühriges zu tun.

Die FIFA ist dabei ein besonderes Kapitel, welches bereits schon in den Bereich der Kriminalität hineingreift.

Deutsche Welle: Schily - Blattner und das Bundesverdienstkreuz - FIFA-Ermittlungen statt Bundesverdienstkreuz - warum sich der FIFA-Chef Blatter den Orden noch nicht umhängen kann

"Weit über zweihunderttausend Mal wurde er verliehen - der Bundesverdienstorden. "Er wird verliehen für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt." Der ehemalige Innenminister Schily wollte auch FIFA-Chef Joseph S. Blatter in den Kreis der Ausgezeichneten aufnehmen. Blatter sollte den Verdienstorden bekommen, weil er sich für die WM in Deutschland aussprach Doch in der Schweiz laufen Ermittlungen gegen die FIFA, auch Blatter steht angeblich unter Verdacht. Da regt sich politischer Widerstand, ihm noch während der WM den Orden zu verleihen."

Handelsblatt: Ermittlungen in der Schweiz - Streit um Bundesverdienstkreuz für Fifa-Chef Blatter

"Fifa-Präsident Joseph S. Blatter soll im September nach Informationen des Handelsblattes das Bundesverdienstkreuz erhalten. Allerdings gibt es Streit darum, ob die Ehrung angemessen ist.

HANDELSBLATT. Das erfuhr das Handelsblatt aus Diplomatenkreisen und aus dem Umfeld des Bundesinnenministeriums. Allerdings sind Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble inzwischen Zweifel gekommen, ob die Verleihung, die noch vor dem Regierungswechsel durch seinen Vorgänger Otto Schily in die Wege geleitet wurde, angemessen ist.

Auch in Diplomatenkreisen ist Kritik laut geworden, erfuhr das Handelsblatt. Eine deutsche Gesandtschaft in der Schweiz weigerte sich zunächst, eine Laudatio auf Blatter zu schreiben. Erst nach gehörigem Druck aus Berlin beugte sie sich.

Hintergrund der Bedenken ist eine staatsanwaltschaftliche Ermittlung im Schweizer Kanton Zug. Es geht um ,,untreue Geschäftsbesorgungen zum Nachteil der Fifa". Die Ermittler gehen der Frage nach, ob der inzwischen Bankrott gegangene TV-Rechtevermarkter ISL Fifa-Funktionäre bestach, um die Übertragungsrechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 zu erhalten."

Netzzeitung: Blatter mit Verdienstkreuz ausgezeichnet

Fifa-Präsident Joseph Blatter ist von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung war aufgrund von Ermittlungen gegen den Schweizer strittig.

Die Fußballweltmeisterschaft 2006 hat nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bislang alle Erwartungen erfüllt und «zum Teil noch übertroffen. Deutschland hat das Motto der WM 'Die Welt zu Gast bei Freunden' mit Leben erfüllt», sagte die Kanzlerin am Freitag bei einem Empfang für die Fifa in Berlin. Dem Präsidenten des Fußball-Weltverbandes, Joseph Blatter, übergab Merkel zwei Tage vor dem WM-Finale im Auftrag von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz. Der Schweizer zeigte sich «gerührt». Mit der Auszeichnung werde das gesamte Fifa-Team geehrt.

Ermittlungen in der Schweiz

Merkel wünschte den beiden Endspielteilnehmern - Frankreich und Italien - viel Glück bei letzten WM-Partie in Deutschland. Die Teams beider Länder hätten Können und Nervenstärke bewiesen. Allerdings habe sich auch die deutsche Mannschaft «hervorragend» präsentiert. «Zu den besten vier auf der Welt zu gehören - das kann sich sehen lassen. Das ganze Land steht hinter unserem Team.» Bundestrainer Jürgen Klinsmann bescheinigte die Kanzlerin eine «phantastische Arbeit». Merkel empfahl der Fifa zugleich Deutschland als Austragungsort für die Frauen-Fußball-WM 2011.
Blatter sprach von einer großartigen Fußball-WM und betonte: «Das Verdienst dafür gehört Deutschland.» Das Bundesverdienstkreuz habe er mit Emotionen und Stolz entgegen genommen. Das Bundespräsidialamt hatte die Verleihung bis vor kurzem geprüft. Gegen die Auszeichnung für den Fifa-Präsidenten waren in Deutschland auch kritische Stimmen laut geworden. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Schweizer Kanton Zug, die dem Vorwurf auf «untreue Geschäftsbesorgungen zum Nachteil der Fifa» nachgeht.

Merkel hob bei dem von heftigen Sommer-Gewittern begleiteten Empfang im Bundeskanzleramt auch die Leistungen des Präsidenten des WM-Organisations-Komitees, Franz Beckenbauer, hervor. Seinem Einsatz sei es zu verdanken, dass die WM 2006 überhaupt in Deutschland statt gefunden habe. Beckenbauer habe die WM an entscheidenden Stellen geprägt. (nz)"

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Ein richtiges Ehrenamt übt man freiwillig und völlig unentgeltlich in jeder Beziehung aus. Nur kann das nicht der Maßstab für jobsuchende Arbeitslose sein, die für sich und ihrer Familie den Lebensunterhalt aufrechterhalten müssen. Da sind Empfehlungen von Arbeitsberatern/-vermittlern/Fallmanagern in diese Richtung wohl eher dicker Zynismus und Gehässigkeit.

Wilddieb Stuelpner

Pressedienst 7/2006 der Linkspartei.PDS Sachsen vom 2. Februar 2007

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

anbei gebe ich Ihnen eine Presserklärung der Jungen Linken.PDS Sachsen zur Kenntnis.

Freundliche Grüße
Rico Schubert

Nagel zur ,,Generation Praktikum"

,,Die Begriffe ,,Prekariat" und ,,Generation Praktikum" sind im vergangenen Jahr in den Alltagswortschatz eingegangen – und sollen die Tendenz der zunehmenden sozial ungesicherten Lebensverhältnisses weiter Teile der Bevölkerung illustrieren. Nicht nur Erwerbslose jeden Alters und erfolglos nach einer Ausbildung Suchende sind davon betroffen, auch Erwerbstätige sind mit der Realität der prekären Lebenssituation konfrontiert. 14 % der Erwerbstätigen, das sind 5,4 Millionen Menschen in Deutschland, müssen sich als Leih- und Zeitarbeiter oder in befristeten, unterbezahlten Arbeitsverhältnissen durchschlagen", erklärt Juliane Nagel, jugendpolitische Sprecherin der Linkspartei.PDS Sachsen zu der Anfang Februar veröffentlichten Studie ,,Generation Praktikum" der DGB-Jugend.

Die am 1.2.07 veröffentlichte Studie der DGB-Jugend zu ,,Prekären Beschäftigungsformen von Hochschulabsolventinnen und –absolventen" nimmt die Situation der ,,qualifizierten ,,Leistungsträger" in den Fokus. Danach absolvieren 37 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen ein Praktikum - die Hälfte der Praktika ist unbezahlt und trotzdem fest in die Unternehmensarbeit eingeplant.

,,Eine Gesellschaft, die einen wachsenden Teil ihrer Mitglieder ausstößt, zur (fast) unentgeltlichen Beschäftigung in den so genannten 1-Euro-Jobs oder Praktika zwingt, die permanente Qualifizierung und rastlosen, flexiblen Einsatz der Arbeitskraft zu unsicheren Bedingungen fordert ist nicht zukunftsfähig. Eine solche Gesellschaft macht krank!", sagte Nagel.

Die Junge Linke.PDS Sachsen nimmt die Veröffentlichung der Studie der DGB-Jugend zum Anlass, wiederholt der Forderung nach einem bedingungslosen, garantierten Grundeinkommen Ausdruck zu verleihen und fordert entsprechend der von der DGB-Jugend definierten angemessenen Bedingungen zur Absolvierung von Praktika eine gesetzliche Regelung:

Praktika müssen klar von Normal-Arbeitsverhältnissen abgegrenzt, zeitlich befristet und angemessen vergütet, beispielsweise entsprechend tariflich vereinbarter Löhne, werden.

Link zur Studie:
http://www.studentsatwork.org/UNIQ117041310425266/doc1317506A.html


Die Linkspartei.PDS Landesverband Sachsen
dieWahlFabrik
Rico Schubert
Großenhainer Straße 101
01127 Dresden
T 0351 - 85 32 725
M 0170 - 56 24 837

ManOfConstantSorrow

Nach einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist das bundesweit verbreitete Praktikum kein geeignetes Instrument für den Einstieg in den Beruf. Von 12,7 Millionen Neueinstellungen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Jahren 2004 und 2005 entfielen ganze 2,3% auf Praktikanten.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Jaybird

Wobei - auch hier nochmal der Zeitartikel (Abschrift).

Deckt sich teilweise mit meinen Beobachtungen.


klick

Troll

Zitat"Gesetze können Missbräuche bei Praktikantenverhältnissen nicht verhindern"
Petitionsausschuss/
Berlin: (hib/MIK) Auch durch neue Gesetze können Missbräuche bei Praktikantenverhältnissen nicht ausgeschlossen werden. Die Bundesregierung denkt aber über rechtliche Klarstellungen in diesem Bereich nach. Dazu soll zunächst aber statistisches Material ausgewertet werden, das im April vorliegt. Dies machten die Vertreter der Bundesregierung am Montag bei der öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses deutlich, bei der es um zwei Eingaben zur Situation von Praktikanten ging. In der ersten Petition forderte Desiree Grebel, Praktika von Hochschulabsolventen in ein reguläres Arbeitsverhältnis umzuwandeln, wenn sie länger als drei Monate dauern und dem Berufsbild des Hochschulabsolventen entsprechen. In der zweiten Petition fordert der DGB-Bundesvorstand, dass Praktika und ähnliche Lernverhältnisse per Gesetz eindeutig von Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden müssen, damit sie keine regulären Stellen ersetzen. Praktika müssten auf drei Monate begrenzt und mit mindestens mit 300 Euro pro Monat vergütet werden. Beide Petitionen wurden von mehr als 108.000 Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Die Vertreter der Bundesregierung erläuterten, dass es drei Gruppen von Praktikanten gebe. Bei der ersten Gruppe handele es sich um Rechtsverhältnisse, bei denen nicht die Arbeitsleistung, sondern der Lernzweck im Vordergrund stehe. Dies gelte auch für Hochschulabsolventen, die außerhalb der Ausbildung neue Erkenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen sammeln wollten. Bei der zweiten Gruppe gehe es darum, das Berufsleben kennenzulernen. Hier seien keine gesetzlichen Vergütungen vorgesehen. Nach Ansicht der Regierung gibt es bei diesen beiden Gruppen von Praktikantenverhältnissen keine Probleme. Anders sehe dies bei der dritten Gruppe aus, die in den Petitionen angesprochen würden. Hierbei wird formell ein unentgeltliches Praktikum vereinbart, tatsächlich werde jedoch echte Arbeitsleistung erbracht. Allerdings seien auch diese "Praktikanten" nicht ohne gesetzlichen Schutz. So stehe ihnen oft ein Vergütungsanspruch zu, der sich auch einklagen lasse. Die Vertreter der Regierung machten wie die meisten Abgeordneten deutlich, dass sie eine Begrenzung der Praktika auf drei Monate für nicht sinnvoll hielten. Dies gelte auch für eine gesetzliche Mindestvergütung von 300 Euro. Dadurch könnten die Praktikanten davon abgehalten werden, ihren Anspruch auf eine wesentlich höhere Vergütung einklagen. Die Abgeordneten des Petitionsausschusses wollen in einer der kommenden Sitzungen abschließend über die Eingaben entscheiden.

Quelle: hib-Meldung 26.03.07
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kater

ZitatPetition: Drei Monate Praktikum - dann Job

Opposition und 60.000 Petenten fordern mehr gesetzlichen Schutz für ausgebeutete Praktikanten. Arbeits- und Bildungsministerium wollen erst mal den Aufschwung abwarten - auch bei der Regierung arbeiten Praktikanten für lau

BERLIN taz  Im Petitionsausschuss des Bundestags geht es gesittet zu. So gesittet, dass man meinen könnte, die Probleme der Berufseinsteiger seien nur geträumt. Dagegen aber spricht der Anlass der Anhörung: Über 60.000 BürgerInnen haben eine Petition beim Bundestag unterschrieben, die den Gesetzgeber auffordert: Begrenzt Praktika auf drei Monate, sorgt für eine Vergütung von mindestens 300 Euro pro Monat und definiert den Begriff Praktikum strenger. Verhindert Missbrauch!

Die Ausschussvorsitzende erteilt das Wort: Bitte, Herr Rudolf, schildern Sie das Problem. Und Herr Rudolf von der DGB-Jugend schildert und schildert. Als da wären: junge Hochschulabsolventen, die nur Praktikastellen finden. Eine nach der anderen. Unter- oder gar nicht bezahlt. Tendenz in den letzten Jahren steigend. Mehrheitlich Geistes- und Sozialwissenschaftler, aber auch viele Wirtschafts- und Naturwissenschaftler plagen sich beim Berufseinstieg ab und schuften ohne Sozialversicherung und Zukunftsaussicht.

Bettina König von Fairwork, einem Verein, der für die Rechte von Praktikanten kämpft, steuert einige deftige Beispiele bei. Da ist das Übersetzungsbüro, das Muttersprachler als unbezahlte Praktikanten zu Hause arbeiten lassen will. Da ist der Praktikant, der sich für eine Abfallfirma 60 Stunden die Woche abrackert. Über 20 Mails, die solche Arbeitsverhältnisse schildern, bekommt Fairwork pro Woche. Ihre Schlussfolgerung: "Berufsanfänger müssen durch die Gesetzgeber geschützt werden, weil ihre Position so schwach ist."

Staatssekretär Rudolf Anzinger vom Arbeitsministerium ist sich dagegen nicht so sicher, ob es wirklich ein größeres Problem gibt. Er teilt die Praktikanten in drei Gruppen ein: Schnupperpraktikanten, Lernpraktikanten - und dann die Missbrauchsfälle, in denen Praktika Arbeitsverhältnisse verdecken. Aber: Bis die Ergebnisse der Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorliegen, will er sich nicht festlegen. Und Staatssekretär Andreas Storm vom Bildungsministerium verweist auf die Konjunktur: Der Arbeitsmarkt für Akademiker ziehe gerade wieder an.

Gegen die Konjunkturabhängigkeit des Problems spricht allerdings nicht zuletzt die kürzlich erschienene Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur. Das IAB hat herausgefunden, dass gerade einmal 2,3 Prozent aller Stellen an Praktikanten vergeben werden. In großen Betrieben sind es sogar noch weniger.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Kai Gehring meint daher, dass Aufklärungsmaßnahmen und Gütesiegel, wie sie das Arbeitsministerium fordert und umsetzt, nicht ausreichen. Damit sich auch die freie Wildbahn der Bundestag-Sittlichkeit annähert, fordert er vom Arbeitsministerium einen Zeitplan für eine rechtliche Regelung. Und bitte, Herr Müntefering, fragt er: Wie vereinbaren Sie eigentlich Ihr Gütesiegel-Engagement damit, dass auch in Bundesministerien Praktikanten für nichts schuften? ANNEGRET NILL

http://www.taz.de/pt/2007/03/27/a0108.1/text

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Regenwurm

Früher stellte ein berufsvorbereitendes Praktikum eine echte Karriere-Chance dar. Praktikanten konnten wichtige Erfahrungen für ihre spätere Ausbildung oder den angestrebten Beruf sammeln und wurden bei guter Leistung meist von dem Praktikumsbetrieb übernommen. Heute jedoch werden viele Praktikanten nicht selten als willige, aber unbezahlte Arbeitskräfte ausgenutzt.

Selbst nach einem erfolgreichen Praktikumsende gehen die Praktikanten gänzlich leer aus. Sie erhalten weder den erhofften Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag, noch den gerechten Lohn für die geleistete Arbeit. Die in dem Unternehmen frei gewordene Stelle wird indessen von einem neuen und für den ,,Arbeitgeber" wiederum kostenfreien Praktikanten besetzt.

,,So geht es nicht!" urteilte das Arbeitsgericht Bielefeld (Urteil v. 22.11.2006 - 3 Ca 2033/06). In der Entscheidung betonten die Richter, dass auch Praktikanten einen Arbeitslohn gemäß § 17 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) beanspruchen können. Schließlich sei das Berufsbildungsgesetz für alle Personen anwendbar, die eingestellt werden, um berufliche Fertigkeiten, Fähigkeiten oder Erfahrungen zu erwerben. Das seien nicht nur Auszubildende im herkömmlichen Sinne, sondern eben auch Praktikanten. Nach den Vorschriften des BBiG müssen alle Arbeitgeber ihren Auszubildenden - und in entsprechender Anwendung auch ihren Praktikanten - eine jeweils angemessene Vergütung gewähren. Dieser gesetzliche Lohnanspruch kann nach § 25 BBiG auch nicht vertraglich ausgeschlossen werden. Eine solche Vereinbarung wäre nichtig.

Wurde keine Vergütung vereinbart, schuldet der Arbeitgeber eine im Einzelfall angemessene Vergütung. In dem konkreten Rechtsstreit hielt das Gericht eine Vergütung für eine ungelernte Kraft in Höhe von 3,75 Euro pro Stunde angemessen. Bei besser qualifizierten Tätigkeiten kann der Vergütungsspruch auch deutlich höher liegen.

Quelle

ZitatUnser Tipp für alle Praktikanten lautet daher: Sie sollten spätestens unmittelbar nach Beendigung des unbezahlten Praktikums von Ihrem Arbeitgeber den gerechten Lohn für Ihre Arbeitsleistung einfordern. Ihr Praktikum mag vergeblich, aber auf jeden Fall nicht umsonst erfolgt sein. Verweisen Sie hierbei auf die genannte Vorschrift des Berufsbildungsgesetzes. Das Gesetz gibt Ihnen Recht! Link
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Regenwurm

ZitatDie Interessenvertretung für Hochschulabsolventen "fairwork" vergibt den "Preis" für die größte Abzocke des Jahres an das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin. Das Museum hatte einer 29-jährigen Uni-Absolventin ein Praktikum zu fragwürdigen Bedingungen angeboten.

  Vertraglich forderte das Museum ein unentgeltliches sechsmonatiges Praktikum, ohne Urlaubsanspruch und Aussicht auf eine spätere Anstellung. Zusätzlich sollte die Absolventin alle Rechte an ihren Arbeiten in dieser Zeit ans DHM abtreten und kein Recht auf Krankengeld sowie Unfallfürsorge erhalten.

 Solche Fälle von "sittenwidrigen Scheinpraktika" sind keine Seltenheit, bestätigt Anwalt Christian Regnery. Steht das "Interesse des Arbeitgebers an der Arbeitsleistung des Praktikanten im Vordergrund" ist juristisch von einem normalen Arbeitsverhältnis auszugehen und Lohn entsprechend zu zahlen.

Link "Generation Scheinpraktikum"
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Kater

ZitatBundesministerien geizen bei Praktikantengehältern

Hamburg (AFP) - Während Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) der Wirtschaft vorschreiben möchte, Praktikanten mit abgeschlossener Berufsausbildung künftig "angemessen" zu bezahlen, geht er offenbar selbst mit schlechtem Beispiel voran. "Bitte beachten Sie, dass Praktika nicht vergütet werden", heißt es laut "Spiegel" in einer Richtlinie seines Ministeriums. Scholz zeige sich damit ebenso geizig wie die meisten seiner Kollegen. Lediglich Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sei bereit, eine Aufwandsentschädigung zu bezahlen. Bei ihr erhielten Praktikanten 100 Euro brutto im Monat.

Hart seien die Bedingungen bei Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin weiter. "Es können keinerlei Kosten für Versicherungen, Unterkunft und Verpflegung und Ähnliches übernommen werden", heiße es im Verkehrsministerium. Anspruch auf Urlaub bestehe nicht, auch wenn sich eine Hospitanz im Wirtschaftsministerium über acht Monate hinziehen könne.

Scholz hatte am Dienstag eine gesetzliche "Klarstellung" im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) angekündigt, um eine angemessene Vergütung von Praktika zu erreichen. Ein Mindestentgelt oder eine Höchstdauer für eine Beschäftigung als Praktikant seien aber nicht vorgesehen. Scholz äußerte sich anlässlich der Veröffentlichung einer vom Arbeitsministerium in Auftrag gegebenen Studie, die auf eine häufig fehlende oder unzureichende Vergütung von Praktika hinweist.

http://de.news.yahoo.com/afp/20080320/tde-d-arbeit-soziales-a4484c6.html

Regenwurm

SPIEGEL berichtet:

Ausgebeutet, geklagt, gewonnen: Für einen Stundenlohn von 2,46 Euro brutto rackerte eine Praktikantin sechs Monate lang bei einer Agentur. Dann verklagte sie das Unternehmen - und bekam Recht. Ausbeutung durch "Wucherlohn" sei sittenwidrig, entschied ein Arbeitsgericht.

>Link

PRAKTIKUMSHORROR? PRAKTIKUMSTRAUM?

 Arbeit von frühmorgens bis spät in die Nacht, am Ende des Monats landet höchstens ein Taschengeld auf dem Konto - manche Praktikanten fühlen sich systematisch ausgenutzt. Ihre Erfahrungen sind gefragt: Waren Sie monatelang "Mädchen für alles" und wurden mies bezahlt? Oder war Ihr Praktikum großartig und hat Ihnen die Tür zum Traumjob geöffnet? Schicken Sie uns eine E-Mail.
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BakuRock

Zitat....... Schicken Sie uns eine E-Mail. ........

Oder schaut euch mal diese Kampagne der Freien ArbeiterInnen Union Berlin an:

keine-arbeit-ohne-lohn.de
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Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

Eigentumsfragen stellen!

Wer sind FAUistas

Kuddel

Mehr Rechte für Praktikanten
Wider die Ausbeutung

Es ist die wohl größte Petition in der Geschichte des Bundestages: Über 100.000 Menschen fordern, Praktikanten gesetzlich besser zu schützen.


Von Thomas Öchsner

Es ist die wohl größte Petition, die es jemals in der Geschichte des Bundestages gab: Etwa 108.000 Bürger haben mit ihrer Unterschrift die Forderung unterstützt, die Rechte von Praktikanten zu verbessern. An diesem Mittwoch diskutiert der Petitionsausschuss erneut darüber, doch ob dabei viel herauskommt, ist fraglich. Das Bundesbildungsministerium von Annette Schavan (CDU) und das von Olaf Scholz (SPD) geführte Bundesarbeitsministerium streiten derzeit über die Frage, wie schutzbedürftig Praktikanten sind.

DGB fordert Praktika zeitlich zu begrenzen

Die Gewerkschaften verlangen, dass die Bundesregierung eingreift. DGB-Jugendsekretär René Rudolf verweist auf eine Studie des Bundesarbeitsministeriums: Danach dauert bei jedem zweiten Absolventen die Praktikumsphase länger als sechs Monate.

Etwa die Hälfte der Praktika, die nach Abschluss von Studium oder Ausbildung erfolgen, sind unbezahlt. Mehr als drei Viertel der Praktikanten versichern, mindestens 50 Prozent ihrer Arbeitszeit als normale Arbeitskraft eingesetzt worden zu sein. Der DGB fordert deshalb, Praktika auf drei Monaten zu begrenzen und - Schulpraktika ausgenommen - mit mindesten 300 Euro im Monat zu vergüten.

Arbeits- und Bildungsministerium weiterhin uneinig

So weit will Arbeitsminister Scholz nicht gehen. Er plant, Praktika im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) klar als "Lernverhältnisse" zu definieren und damit von Arbeitsverhältnissen abzugrenzen. Außerdem will Scholz zumindest ein Anrecht auf eine angemessene Vergütung festschreiben lassen.

Bildungsministerin Schavan hält jedoch nicht von Regelungen, die die Existenz von Praktika gefährden. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatte vor Gesetzesänderungen gewarnt. Eine Umfrage des DIHK bei 1100 Firmen ergab, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen keine Praktikanten mehr einstellen würden, wenn Scholz seine Pläne umsetzte.

Frank Schneider vom Verein Fairwork, der allein 60000 Unterschriften für die Petition eingebracht hat, hofft trotzdem auf eine schnelle Einigung: "Dass Praktikanten häufig ausgenutzt werden, ist doch mittlerweile unbestritten. Die Pläne von Herrn Scholz wären zumindest ein erster Schritt, um voranzukommen." Im Moment läuft es aber auf einen Kompromiss heraus. Beide Ministerien, heißt es im Hause Schavan, "bewegen sich aufeinander zu".

http://www.sueddeutsche.de/,ra7m1/jobkarriere/90/451799/text
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/bildstrecke/49/126849/p0/?img=0.0

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: Kuddel am 11:42:17 Mi. 17.Dezember 2008
Mehr Rechte für Praktikanten
Wider die Ausbeutung

... DGB fordert Praktika zeitlich zu begrenzen

Die Gewerkschaften verlangen, dass die Bundesregierung eingreift. DGB-Jugendsekretär René Rudolf verweist auf eine Studie des Bundesarbeitsministeriums: Danach dauert bei jedem zweiten Absolventen die Praktikumsphase länger als sechs Monate.

Etwa die Hälfte der Praktika, die nach Abschluss von Studium oder Ausbildung erfolgen, sind unbezahlt. Mehr als drei Viertel der Praktikanten versichern, mindestens 50 Prozent ihrer Arbeitszeit als normale Arbeitskraft eingesetzt worden zu sein. Der DGB fordert deshalb, Praktika auf drei Monaten zu begrenzen und - Schulpraktika ausgenommen - mit mindesten 300 Euro im Monat zu vergüten. ...

Wieviel lange Jahre hat die geistige Funktionärselite der Gewerkschaften zu der Erkenntnis gebraucht, daß kostenlose Firmenpraktikas illegale Arbeitsverhältnisse sind, die häufig nur auf purer unternehmerische Ausbeutung, Lohnwucherei, Lohnsteuer- und Beitragshinterziehung zur KV, PV, RV, AV und UV beruhen. Unternehmensverbände haben sich illegalerweise diese "Rechts-"konstrukt des Praktikums zusammengebastelt, was in Wahrheit durch organisierte Wirtschaftskriminelle organisierte Schwarzarbeit darstellt, worum sich allerdings die Sozialschnüffler und die Sondergruppen des Zolls nicht um die Strafverfolgung kümmern, sondern diese Art der Schwarzarbeit völlig ignorieren.

Aber wenn ein Arbeitsloser sich noch was nebenher verdient - oh dann macht man eine ganze Reihe von Fässer auf und hetzt ihm ganze himmlische Herrscharen von Sozialschnüfflern und Zöllnern auf dem Hals, das ihm Hören und Sehen vergeht. So was ist allerschwerste Sozialschmarotzerei.

Es ist eben ein Unterschied, wenn zwei das Gleiche tun - von Unternehmer organisierte Schwarzarbeit, die man Praktikum nennt oder der nicht dem Amt gemeldete Nebenjob eines Arbeitslosen, der in finanzieller Not sich befindet. Der Unternehmer organisiert Praktika nicht aus betriebswirtschaftlicher Not, sondern aus Profitgier.


Zitat von: Kuddel am 11:42:17 Mi. 17.Dezember 2008
... Bildungsministerin Schavan hält jedoch nicht von Regelungen, die die Existenz von Praktika gefährden. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatte vor Gesetzesänderungen gewarnt. Eine Umfrage des DIHK bei 1100 Firmen ergab, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen keine Praktikanten mehr einstellen würden, wenn Scholz seine Pläne umsetzte. ...

Was will man auch von der CDU-Jule Schavan anders erwarten als das die Unternehmerausbeutern mit ihren rechtsillegalen Prakikaverträgen den Rücken stärkt. Und wenn auch der schleimige, protzende, IHK-beitragsverschwendende DIHK mit dem Verschwinden von Praktikumsstellen droht. Recht so, dann müssen sie wieder tariflich zu bezahlende Probearbeitszeitverhältnisse anwenden und auf Tariflohn sind Lohnsteuern und SV-Beiträge abzuführen, was sich die Unternehmer mit den Praktikas völlig geschenkt hatten. Der normale Rechtszustand wäre so wieder hergestellt. Wird aber auch schon lange Zeit.

IHK-beitragsverschwendende DIHK - siehe chefduzen.de: Re: Der deutsche Mittelstand lässt sich klaglos ruinieren - RBB vom 04. Dezember 2008: Üppige Pensionen – Misswirtschaft bei den IHKn?

... Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer DIHK ,,Ich kann überhaupt nichts beschönigen. Aber wir sind dabei die Dinge auszufinanzieren. Und das finde ich eigentlich eine ganz wichtige Aussage."

Wenn der DIHK nicht zahlen kann, muss er die einzelnen Kammern anpumpen. Und die holen es sich dann wieder von ihren Pflichtmitgliedern – von ihm oder von ihm.

Wie die IHKn mit ihren Geldern haushalten, das würde der Bayerische Oberste Rechnungshof gern mal unter die Lupe nehmen. Er wollte eine IHK in Bayern prüfen. Doch die kämpft vor Gericht stellvertretend für alle Industrie- und Handelskammern gegen den Rechnungshof. Dieser habe kein Recht, die Finanzen zu durchforsten. Der Rechnungshof aber besteht darauf. Er vertritt schließlich die Interessen der Steuerzahler.

Heinz Fischer-Heidlberger, Präsident Bayerischer Oberster Rechnungshof ,,Der Staat hat natürlich auch eine Aufsicht. Darüber hinaus ist es rechtlich so, dass diese Einrichtungen nicht insolvent werden können und damit der Steuerzahler für das haftet, wenn es finanziell schief geht oder wenn es finanzielle Krisen gibt." ...


Zitat von: Kuddel am 11:42:17 Mi. 17.Dezember 2008
... Frank Schneider vom Verein Fairwork, der allein 60000 Unterschriften für die Petition eingebracht hat, hofft trotzdem auf eine schnelle Einigung: "Dass Praktikanten häufig ausgenutzt werden, ist doch mittlerweile unbestritten. Die Pläne von Herrn Scholz wären zumindest ein erster Schritt, um voranzukommen." Im Moment läuft es aber auf einen Kompromiss heraus. Beide Ministerien, heißt es im Hause Schavan, "bewegen sich aufeinander zu". ...

So wie die sich aufeinander zu bewegen, muß das wohl ein Schneckenrennen in Zeitlupe werden.

Kuddel

ZitatDeutsche Ministerien lassen Praktikanten ohne Bezahlung arbeiten

Unentlohnte Hochschulabsolventen besonders gefragt


Hamburg - Die Mehrheit der deutschen Ministerien zahlt Praktikanten keine Vergütung. In neun der 14 Ministerien erhielten Praktikanten im vergangenen Jahr grundsätzlich keine Bezahlung, wie das "Hamburger Abendblatt" am Donnerstag unter Berufung auf eine Antwort der Regierung an die Bundestagsfraktion der Grünen berichtete. Nur im Innen- und im Justizministerium bekamen demnach alle Praktikanten eine Bezahlung, die zwischen 50 und 511 Euro lag. In drei weiteren Ministerien wurde nur ein Teil der Praktikanten entlohnt. Die Angaben stammen der Zeitung zufolge vom Bildungsministerium.

Aus der Regierungsantwort geht demnach auch hervor, dass das Entwicklungsministerium 2009 ausschließlich 144 Hochschulabsolventen als Praktikanten beschäftigte und sie für mindestens drei Monate im Ministerium oder seinen nachgeordneten Behörden arbeiten ließ - allerdings ohne Bezahlung. Auch die letzten verfügbaren Zahlen aus dem Familienministerium lassen dem Blatt zufolge auf dieselbe Praxis schließen. Demzufolge waren 2008 in dem Ministerium 80 Praktikanten beschäftigt, die alle ihr Studium bereits beendet hatten. Im Ministerium arbeiteten sie bis zu sechs Monate zum Nulltarif.

Die Ministerien erstatten zumindest aber Reisekosten und geben Essensgutscheine aus, hieß es. Die meisten Praktikanten, nämlich 871, nahm im vergangenen Jahr das Auswärtige Amt auf, ohne sie zu bezahlen.

(APA)
http://derstandard.at/1288659505491/Deutsche-Ministerien-lassen-Praktikanten-ohne-Bezahlung-arbeiten

Kuddel

Selbst Eliteuni-Absolventen tingeln in Sack und Asche durch die Wartehallen der Berufswelt. Familienvätern fehlt das Geld, um von zu Hause auszuziehen. Und gierige Personalchefs frohlocken über hoch qualifizierte Knechte, die nach dem Studium billig und willig Kettenpraktika absolvieren, weil sie auch bei der hundertsten Bewerbung einfach noch nicht zum Zuge gekommen sind.

So verheerend ist es um die vielbesungene "Generation Praktikum" bestellt, wenn man ihren eigenen Klagen und dem Medienhype um das "Prekariat" glauben kann - beide Begriffe schafften es unter die Top Ten der Wörter des Jahres 2006. Da möchte mancher am liebsten ewig studieren, um bloß diesem ausbeuterischen Berufsleben fernzubleiben. Geht leider auch nicht: Dank saftiger Studiengebühren werden Studenten schon früh auf das Leben in vollkommener Armut vorbereitet.

http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/0,1518,744976,00.html

Kuddel

ZitatEU-Kommission zu Praktika
Schluss mit Arbeit zweiter Klasse

Kein Gehalt, dafür reichlich Überstunden. So sieht der Alltag vieler Praktikanten aus. Das will die EU-Kommission jetzt ändern - sie plant europaweit die Einführung von Mindeststandards für Praktika.

Von Lisa Riesner, Brüssel

Sven Hagels bekommt 900 Euro monatlich, Hannah Wieland bekommt nichts. Beide sind Studenten, beide machen ein Praktikum in Brüssel, beide wollen ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Sven geht es besser als Hannah, nicht nur wegen des Geldes. Dass sie leer ausgehen sollte, war der 22-Jährigen von Anfang an klar. Aber nicht, dass die vereinbarten Arbeitszeiten nur auf dem Papier stehen. "Bei mir hieß es von neun bis sechs Uhr, meistens bin ich aber viel länger da", sagt Hannah. An manchen Tagen arbeitet sie bis zehn Uhr abends in ihrer Landesvertretung.

Dass Praktikanten ohne Gehalt, aber mit vielen Überstunden arbeiten müssen, damit soll künftig Schluss ein. Die EU-Kommission will europaweit Mindeststandards durchsetzen.

Ein Gehalt sichern diese Vorgaben zwar nicht. Aber die Arbeitgeber sollen zumindest die Bedingungen, unter denen Praktikanten arbeiten, schon in ihren Jobanzeigen klarstellen. Um zu beweisen, dass mehr Transparenz nötig ist, hat die Kommission Anfang dieses Jahres eine Studie des Eurobarometers in Auftrag gegeben. Hierzu wurden fast 13.000 Europäer zwischen 18 und 35 Jahren befragt. Fast die Hälfte der Praktikanten wusste anhand der Jobausschreibung vorab nicht, wie viel Geld sie später bekommen würden.

Das Elternhaus entscheidet

Sven, 22, arbeitet bei einem Abgeordneten im Parlament, er gehört zu den 40 Prozent der Praktikanten, die bezahlt werden, und wusste das auch vorher. Ohne Gehalt hätte er das Praktikum ablehnen müssen, denn seine Eltern können ihn finanziell nicht unterstützen. Das stützt den Vorwurf, dass Kindern aus einkommensschwachen Familien der Zugang zu guter Bildung und Berufserfahrung erschwert wird.

Hannah war von vornherein bewusst, dass die Landesvertretung sie nicht bezahlen würde. "Ich finde es zwar ungerecht, aber sie können es sich eben nicht leisten, mich zu bezahlen", hat sie Verständnis. "Es ist nur schade, weil ich so meinen Eltern auf der Tasche liege."

László Andor, EU-Kommissar für Arbeit und Soziales, kritisiert seit Langem unfaire Bedingungen für junge Arbeitnehmer. "Es ist inakzeptabel, dass manche Praktikanten als billige Arbeitskraft benutzt werden", sagt Andor und wirbt für Mindestanforderungen. Verpflichtende Informationen über mögliche Bezahlung, Arbeitszeiten und ob die Praktikanten im Fall von Krankheit versichert sind, könnten bald Pflicht sein.

"Alle Praktika sollten bezahlt werden"

Das Rahmenprogramm für Praktika ist eine Initiative der EU aus deren Paket zur Jugendbeschäftigung. Das Vorhaben haben die Staaten vergangenes Jahr auf den Weg gebracht. Der Qualitätsrahmen für Praktika ist nur ein Projekt von vielen, an deren Umsetzung die Gemeinschaft seit einem Jahr arbeitet.

Die Studie beantwortet auch die Frage, warum junge Menschen Praktika absolvieren. Nicht überraschend: Drei Viertel aller Befragten gaben an, sich später bessere Chancen auf einen Job zu erhoffen. Ob in Zukunft mehr Gerechtigkeit in der Praktikantenwelt herrscht, bleibt offen. Der Vorschlag der EU ist nicht verpflichtend.

Dabei wären die Mindeststandards ein guter Anfang, finden Hannah und Sven. "Ich finde den Vorschlag wichtig, aber es ist nicht genug. Alle Praktika sollten bezahlt werden", sagt Sven. Hannah sieht das anders. Für sie ist die Bezahlung nichts, worüber diskutiert werden muss. Nicht, weil für sie Geld keine Rolle spiele, sondern: "Ich hätte mich um ein Stipendium beworben, hätte ich nicht die finanzielle Unterstützung meiner Eltern."
http://www.sueddeutsche.de/karriere/eu-kommission-zu-praktika-schluss-mit-arbeit-zweiter-klasse-1.1840849

Welche Rechte die "Generation Praktikum" hat.: http://www.sueddeutsche.de/karriere/praktikanten-mit-abschluss-welche-rechte-die-generation-praktikum-hat-1.1807991

Rudolf Rocker

Hmm, bei der Einführung eines flachendeckenden Mindestlohns müsste das doch eigentlich auch für PraktikantInnen gelten?
Aber da wird es sicher genug "Ausnahmereegelungen" geben.

dagobert

Zitat von: Rudolf Rocker am 19:05:26 Mi. 11.Dezember 2013
Aber da wird es sicher genug "Ausnahmereegelungen" geben.
Worauf du wetten kannst.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Tiefrot

Wenn ich die bisherigen Texte zum Mindestlohn richtig verstanden habe,
wird es nur auf dem Papier einen geben.
Der ist jetzt schon löchriger als ein Schweizer Käse !  kotz
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

ZitatStaatskanzlei und Ministerien :
SH: Keine Bezahlung für Praktikanten

Praktikanten erhalten in der Staatskanzlei oder in den Ministerien nur selten eine Vergütung. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Piraten hervor.


In einem Video wirbt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) Anfang des Jahres um Nachwuchsbeamte. ,,Hallo, suchst Du 'ne Ausbildung? Schon mal darüber nachgedacht, sie bei uns zu machen?", fragt Albig darin lässig und verspricht, dass es ,,gutes Geld" gebe. Doch wer sich tatsächlich für einen Job bei der Staatskanzlei oder in den Ministerien interessiert und daher – zum Teil über Monate hinweg – dort Praktika absolviert, sieht davon nichts...
http://www.shz.de/schleswig-holstein/wirtschaft/sh-keine-bezahlung-fuer-praktikanten-id7801496.html

Solche Meldungen rufen den SPIEGEL auf den Plan. Der weiß zu kontern:
ZitatPraktikanten verdienen so gut wie noch nie

Praktikanten arbeiten zum Nulltarif? Mitnichten: 80 Prozent bekommen Geld. Im Schnitt hat sich das Einkommen von Hospitanten in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, zeigt eine neue Umfrage.
http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/praktikum-praktikanten-so-gut-bezahlt-wie-nie-a-993473.html

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