Auf dem Rücken der Müllmänner – Die Privatisierung der Müllabfuhr

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 19:36:32 Fr. 22.Juli 2005

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Wilddieb Stuelpner

ARD/WDR, MONITOR Nr. 536 am 21. Juli 2005, Auf dem Rücken der Müllmänner – Die Privatisierung der Müllabfuhr

Bericht: Kim Otto, Sascha Adamek, Herrmann G. Abmayr

Sonia Mikich:

"Es stinkt, wenn der Müll nicht abgeholt wird. Es stinkt uns, wenn wir immer mehr für die Müllabfuhr zahlen müssen. Wir haben es gerne möglichst billig, möglichst zuverlässig. Aber das hat einen Preis, den andere zahlen. Immer mehr Kommunen lassen den Abfall von privaten Firmen entsorgen. Es herrscht ein harter Preiskampf, bei dem Arbeitshetze und Niedrigstlöhne der Normalfall sind. Im Emsland hat sich ein Müllwagenfahrer zu Tode gearbeitet. Kim Otto und Sascha Adamek berichten."

Hans und Hannelore Rehnen trauern um ihren Sohn Stefan. Sein Job als Fahrer einer privaten Müllentsorgungsfirma kostete ihn das Leben, meinen seine Eltern und erheben schwere Vorwürfe gegen die Firma.

Hans Rehnen:

"Die Firma würde ich sagen, ist auch mit schuld am Tod. Ich mache der Firma GMA zum Vorwurf, dass sie die Fahrer zu lange fahren lässt. Wenn die da 13, 14, 15, 16 Stunden fahren müssen, dadurch ist er, denk ich mal, ums Leben gekommen, weil er einfach fertig war. Die Fahrzeiten waren zu lange."

Was war passiert? Stefan Rehnen arbeitete als Müllfahrer bei der Firma GMA in Friesland. Die hatte zu Jahresbeginn die Müllversorgung vom Landkreis übernommen. Am 2. April kam Rehnen an dieser Stelle mit seinem Müllwagen von der Fahrbahn ab, streifte fünf Bäume. Er war offensichtlich vollkommen übermüdet. Mit total zertrümmertem Führerhaus endete die Schleuderfahrt. Stefan Rehnen starb noch am Unfallort.

Die Firma GMA will sich vor der Kamera nicht zu den Vorwürfen äußern. Schriftlich teilt sie uns mit, überlange Schichten von 16 oder 17 Stunden habe kein Müllfahrer am Stück gearbeitet.
Ganz anders die Aussagen ehemaliger Kollegen von Stefan Rehnen. Sie berichten uns, dass auch sie bis zu 17 Stunden auf den Müllwagen fahren mussten. Enorme Arbeitshetze einer Privatfirma, die die Kollegen kommunaler Müllentsorger so nicht kennen. Und sie legen uns Beweise vor:

Herbert Sangen, ehem. GMA-Mitarbeiter:

"Dies ist eine Diagrammscheibe von unserem Tacho, wo man auch eindeutig hier jetzt sehen kann, dass ich die um 6.00 Uhr eingelegt habe. So 'ne Scheibe, die ist normalerweise für einen 24-Stunden-Tag, wo man natürlich jetzt auch super sehen kann, dass sie schon bald dreiviertel voll ist. Und Arbeitende ist hier um 22.45 Uhr, das sind knappe 17 Stunden."
Jörg Höcker, ehem. GMA-Angestellter:

"Ich kann das nur noch mal so sagen, 13, 17 Stunden das war gang und gäbe, das ging jeden Tag so. Und dann hat man natürlich auch nicht viel Schlaf, 4 bis 5 Stunden."

GMA hatte Anfang des Jahres den Auftrag für die Müllabfuhr vom Landkreis ergattert. Das Angebot der Firma lag um 30 Prozent unter dem anderer Anbieter. Preisdumping, das mit zu langen Arbeitszeiten erkauft wurde? Der Landrat hat der Firma den Auftrag erteilt und will sich mit diesem Vorwurf nicht auseinandersetzen.
Hermann Bröring, Landrat Emsland:

"Hilft mir überhaupt nichts, ob Sie mir eine Tachoscheibe vorlegen. Ich kann keine Tachoscheibe lesen und ich bezweifle, dass ein normaler Mensch eine Tachoscheibe lesen kann. Da wird man wahrscheinlich einen Fachmann brauchen, der das identifiziert und der dann dazu im Detail was sagt."

Reporter: "Ne, das ist ganz einfach."

Hermann Bröring, Landrat Emsland:

"So und ... das behaupten Sie, das ist einfach! Ich sage, ich kann sie nicht lesen und ich würde sie auch nicht auswerten wollen, sondern da würde ich einen Dritten mit beauftragen."

GMA erhält die Aufträge der Kommunen auch, weil sie ihren Müllfahrern geringere Löhne zahlt, immerhin 30 Prozent unter dem Tarif der Entsorgungsbranche. Dort, wo die Müllentsorgung inzwischen privatisiert wurde, ist das längst gang und gäbe. Und das sind immerhin fast zwei Drittel aller Kommunen in Deutschland. Für die einst gut verdienenden Müllfahrer heißt das: Arbeitshetze und Dumpinglöhne.
Erich Mendroch, verdi:

"Kommunen und Landkreise, die an Billigunternehmen die Aufträge vergeben, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz mit Füßen treten, machen sich meiner Meinung nach mitverantwortlich, wenn es zu dramatischen Unfällen kommt. Und sie spielen den Unternehmen noch die Bälle zu, die derzeit erfolgreich auf dem Markt mit Lohndumping agieren."

Beispiel Landkreis Nord-Vorpommern. Auch hier wurde die Müllentsorgung erstmals dem harten Wettbewerb unterworfen. Betroffen sind davon auch hier vor allem die Müllfahrer wie Andre Schubbe. Er erhielt für die schwere Arbeit bislang Tariflohn, das hieß 11,48 Euro. Doch vor kurzem musste sein Arbeitgeber an einer Ausschreibung teilnehmen und verlor gegen das Billigangebot eines Privatanbieters. Jetzt könnte er für den neuen Anbieter weiterarbeiten, aber nur noch für einen Dumpinglohn.
Andre Schubbe, Angestellter Nehlsen AG:

"Uns wurden 5,70 Euro angeboten. Das sind 45 Prozent weniger als wir bisher hatten - laut Tarifvertrag, und wir sind sehr sauer darüber, weil wir müssen ja feststellen, wenn wir das Geld annehmen würden, würden wir vielleicht bei Arbeitslosengeld oder Hartz IV wesentlich besser fahren."

Dass die Müllfahrer in ihrem Landkreis jetzt zu Billiglöhnen fahren sollen, hält die für Entsorgung Verantwortliche in der Verwaltung für unumgänglich.
Brigitte Gebhardt, Landkreis Nord-Vorpommern:

"Wenn ich nach öffentlichem Tarif bezahle heutzutage, dann bin ich der Teuerste und habe im Wettbewerb keine Chancen mehr."

Verlierer des Preiskampfes sind seriöse Unternehmen wie die Firma Nehlsen, die Müllfahrern wie Andre Schubbe bislang branchenübliche Tarife zahlten. Um die Abwärtsspirale zu beenden, sieht sein Chef nur einen Weg:
Peter Hoffmeyer, Vorstand Nehlsen AG:

"Wir würden natürlich uns sehr stark dafür einsetzen wollen, dass in der Zukunft Kommunen, das heißt Städte und Gemeinden und Landkreise, darauf achten sollten oder in ihren Ausschreibungen festgebundene ortsübliche, der Abfallwirtschaft folgende Tarife einfordern, damit das Lohndumping nicht das ist, was zum Erfolg oder Misserfolg an der Stelle einer Auftragsvergabe führt."

Andre Schubbe und seine Kollegen jedenfalls wollen und können nicht für Dumpinglöhne arbeiten. Sie verstehen nicht, dass der Landkreis die Müllentsorgung Billigunternehmern zuschanzt, auf ihre Kosten.
Mario Näth, Angestellter Nehlsen AG:

"Mit dem Geld kann man einfach nicht leben. Wir haben alle Verpflichtungen, und das ist eigentlich nicht annehmbar und rechtfertigt auch nicht die Arbeit."

Andre Schubbe, Angestellter Nehlsen AG:

"Ich mach der Kommune ganz einfach den Vorwurf, dass sie diese Dumpingwirtschaft, wie sie eigentlich auf dem noch freien Markt jetzt schon gang und gäbe ist, jetzt genauso mitmacht. Und das ist sehr traurig, dass das von Leuten kommt, die eigentlich auch von Steuergeldern bezahlt werden."

Privatisierung und Wettbewerb sollen die Kosten für uns alle senken. Doch die Realität ist anders. Weder im Emsland noch in Nord-Vorpommern sollen die Müllgebühren für den Bürger gesenkt werden. Und die Müllfahrer werden zu Billigjobbern gemacht.
Sonia Mikich: " Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die Firma GMA wegen fahrlässiger Tötung und Verstoßes gegen das Arbeitszeitgesetz."

Links zum Thema:
  • Geschichte der Müllabfuhr http://www.awbkoeln.de/unternehmen/unt_chronik_01.php3[/listl] ---------------------------------------------------------------------------------------------
    Man sollte sowohl die Billigheimer als auch die Landräte vor den Kadi zerren und wegen Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz und gültiger Tarifverträge verklagen.

    Wenn Kommunen nur die Konzessionen an Billigheimer vergeben und das noch mit einem 25 - 30jährigen Kneberlvertrag an einen örtlichen Monopolisten im Ent- und Versorgergeschäft - das gilt auch für Müllverbrennung, -deponierung und -sortierung, für Trinkwasserversorger und Abwasserbehandler, für Gas- und Ölanbieter, dann erteilt man ihnen gleich mehrere Freibriefe:
    • langfristige Möglichkeit an der Preisschraube zu drehen und die Bürger als Melkkühe zu schröpfen,
    • die Maschinen und Anlagen auf Verschleiß zu fahren (siehe auch Phoenixsendung zu RWE und Thames Water --> Wasser unterm Hammer - Privatisierung eines Lebensmittels vom 20.07.2005, 14.00 Uhr In Deutschland ist Wasser in der Regel noch ein öffentliches, kommunal verwaltetes Gut. Doch seit deutsche Gemeinden in Schulden versinken und die EU auf Liberalisierung drängt, schreitet die Privatisierung des Wassers auch hierzulande voran. In vielen deutschen Städten steht ein Verkauf der Wasserwerke zur Debatte - als Sanierungsversuch für die leeren Haushaltskassen. Akteure der großen Wasser-Deals sind meist internationale Konzerne. Der Film dokumentiert Privatisierungskonzepte und -strategien sowie deren Probleme und Fragwürdigkeiten.
    • die Löhne zu drücken und die Gesundheits-, Arbeits- u. Brandschutzvorschriften zu mißachten und so langfristig Krankheiten, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten bei den Beschäftigten zu fördern
    • die Qualität der Dienstleistungen herunterzufahren - z.B. ungeklärtes, von landwirtschaftlichen Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln, von Medikamenten und Hormonen belastetes Abwasser für die Trinkwasseraufbereitung wiederzuverwenden, Leckagen im Abwasser- und Trinkwassernetz zuzulassen, beide Leitungssysteme nebeneinander zu führen und die Wahrscheinlichkeit eines gemeinsamen Rohrbruchs und so eine Verseuchung zu riskieren, die Wartung der Leitungssysteme, Pumpen, Schieber und Filter zu vernachlässigen. Gleiches kann man auch auf die anderen privatisierten Ver- und Entsorgungssysteme übertragen.
    • die dadurch entstehenden Zusatzprofite an Vorstände, Aufsichtsräte, Geschäftsführer und Manager wie Aktionäre zu verteilen und ins Ausland für riskante Finanzgeschäfte abwandern zu lassen
    • ehemaligen kommunalen Grund und Boden, Gebäude zu verscherbeln
    • die Kommunalpolitiker auf Ihre Gehaltsliste zu setzen, einzukaufen und Ihnen einen Maulkorb verpassen
    • bei Insolvenzen marode, abbruchreife Firmen als Erbe für den Steuerzahler zu hinterlassen und so wieder diese dem Bund, den Ländern und Kommunen zur Ersatzinvestiotion aufzuhalsen.
    Wie verblödet und naiv können Kommunalpolitiker nur sein, wenn sie der Privatisierung überall Tür und Tor öffnen und die Ver- und Entsorgung zur Kloake verkommen zu lassen.
    Man bedenke auch eins, wenn man Billigheimern die Aufträge erteilt: Mit Peis- und Lohndumping fehlt es an Beiträgen und Steuern von diesen Unternehmern und deren Belegschaften in den Kommulen Töpfen. Die Kommunalpolitiker graben sich selbst das finanzielle Wasser bis zur völligen Handlungsunfähigkeit ab.

    Ver- und Entsorgungsleistungen, das Gesundheitswesen u.a.m. dürfen nicht zur Ware verkommen. Da z.B. Trinkwasser ein hochwertiges Lebensmittel ist, sollte es auch allen Menschen gleichermaßen zu günstigen Bedingungen zugänglich gemacht werden. Bei kommunalen Dienstleisrungen hat Konkurrenzkampf keinen Platz. Ich verwende absichtlich den Begriff Konkurrenzkampf anstelle der Begriffsfälschung Wettbewerb.

    In der 6teiligen Fernsehserie "Der durstige Planet" wurde im Teil 4: Kampf ums Wasser an verschieden Wasserbauprojekten
    • Israels gegen die Palästinenser zum Abriegeln und Umleitung des Jordan auf isrealisches Hoheitsgebiet,
    • bei den Ägyptern gegen die armen Völker am Oberlauf des Blauen und Weißen Nils, z.B. Äthiopiens und Sudans,
    • bei der Aufstauung des Euphratoberlaufs auf türkischem Gebiet gegen die Kurden und Syrier,
    • bei der Aufstauung des Colorado zum Lake Mead in Nevada/Arizona am Hooverstaudamm für die verschwenderische Luxuswasserversorgung des Spielerparadieses Las Vegas und Kaliforniens und zur industriellen Massenlandwirtschaft auf Kosten Mexikos am Unterlauf des Colorado
    was auf uns zukommen wird, wenn man zu allen Ver- und Entsorgungsleistungen der Privatisierung das Wort redet: totale Abhängigkeit und Sklavenverhältnis zu diesen monopolisierten Konzernen mit globalisierter Handlungsfähigkeit!!! Begleittext zum 3. Teil Kampf ums Wasser aus der Reihe "Der durstige Planet" von TV Deutsche Welle:

    Weltweit werden die Trinkwasserreserven knapp. Die nächsten Kriege werden nicht um Öl, sondern um Wasser geführt. Diese Folge zeigt die Konfliktpotenziale um das Lebenselexier.

    "Wer mit dem Nilwasser spielt, erklärt uns den Krieg!" Die Drohung des einstigen ägyptischen
    Präsidenten Anwar el-Sadat galt den Oberanrainern des längsten Flusses der Welt, denen, die
    eigentlich an der Quelle sitzen. Experten sind sich sicher, dass solche Drohungen bald an der
    Tagesordnung sind, denn weltweit werden die Trinkwasserreserven knapp.

    Tatsächlich besitzt Wasser Eigenschaften, die es dazu prädestiniert, zum Auslöser zwischenstaatlicher Konflikte zu werden. Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung leben vom Trinkwasser aus Flüssen, die vor politischen Grenzen nicht Halt machen. Einige Staaten, wie
    z.B. Ägypten, hängen vollständig vom Zufluss aus dem Ausland ab. Wasser, oder besser - der Wasserentzug, kommt zunehmend als Mittel der Erpressung, als politische Waffe, zum Einsatz: Staudämme werden gebaut, Flüsse umgeleitet und den Nachbarstaaten nicht selten buchstäblich das Wasser abgegraben.

    Dokumentation von Christian Ostermann (2003)

    Was fürs Wasser gilt ist auch übertragbar auf die Abfallentsorgung, auf Gas-, Stron- und Ölversorgung.

    Der Privatisierung sollte man in den beschriebenen Dingen auf jeden Fall die Grenzen aufzeigen. Da sollte das Kapital keinen Platz und Zugang haben.


Kater

ZitatEinkommensverlust
Wie Kommunen als Lohndrücker agieren
In den vergangenen Tagen hat ein knappes Dutzend Müllmänner im Saale-Orla-Kreis die Kündigung bekommen. Vom 1. Januar 2006 an sind die Ostthüringer arbeitslos. Ihr Arbeitgeber, die Sita Ost GmbH & Co. KG in Pößneck, hat den Entsorgungsauftrag für Hausmüll in der Region Pößneck verloren – an einen billigeren Anbieter.
   
Drastischer Lohnverzicht – kein Garant für neue Aufträge
Der Vertrag ist turnusgemäß ausgelaufen und wurde vom Zweckverband Abfallwirtschaft Saale-Orla (ZASO) in Pößneck neu ausgeschrieben. Um bei der Ausschreibung den Vertrag wieder zu bekommen, hatten Arbeitgeber und Arbeitnehmer von S ita Ost an einem Strang ziehen wollen. Der Arbeitgeber kündigte die Tarifzugehörigkeit, die Arbeiter verzichteten auf rund 30 Prozent ihres Lohnes. Sie gingen nun für das gleiche Geld gut 50 Stunden die Woche arbeiten, statt wie bislang 40, verzichteten auf einen Teil ihres Urlaubes und auf die Jahressonderzahlung. Doch trotz dieser Sparmaßnahmen ging der Auftrag an eine andere Firma. ZASO-Geschäftsleiter Paul Cichonski sagte der Umschau: "Wir haben das Konw-how der Firma Sita berücksichtigt, aber das war nur ein Teil der Bewertungskriterien. Worauf es aber ankam, war der Gesamtpreis. Und da waren einige günstiger als Sita."
 
Sieger sprechen nicht über Geld
Den Zuschlag hat die Firma Städtereinigung Rudolf Ernst & Co. GmbH aus dem benachbartem Rudolstadt bekommen. Das Unternehmen entsorgt auch in Saalfeld und Umgebung den Hausmüll. Die Ausschreibung dieser Dienstleistung hatte sie im vergangenen Jahr zwar nicht selbst gewonnen, wurde jedoch vom Gewinner – dem Abfallentsorgungskonzern Remondis – als günstiger Subunternehmer ausgewählt. Die Firma Sita, die den Auftrag vorher hatte, musste die sechs beschäftigten Müllmänner entlassen. Drei davon sind immer noch arbeitslos. Die anderen haben bei der Nachfolgerfirma Städtereinigung Rudolf Ernst eine Anstellung bekommen. Für weniger Geld, wie hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird. Genaue Auskunft zum Lohnniveau geben weder die Geschäftsführung noch Arbeiternehmer der Firma Rudolf Ernst. Die Arbeiter haben Angst. Das ist verständlich. Das Schweigen der Ernst-Geschäftsführung jedoch bietet noch mehr Raum für Spekulationen: Der Tarifecklohn West für Müllmänner liegt derzeit bei rund 12,40 Euro pro Stunde, im Osten bei ca. 11,50 Euro. Die Firma Sita muss ihre Angebote mit ca. 9,50 Euro kalkuliert haben. Damit war sie jedoch immer noch zu teuer und der Firma Ernst und anderen unterlegen.
 
Die Suche nach der politischen Verantwortung
Privatrechtlich organisierte Unternehmen sind nicht verpflichtet, der Presse Auskünfte zu geben. Doch einer der beiden Gesellschafter der Firma Städtereinigung Rudolf Ernst & Co. GmbH (Rudolstadt) ist der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Umschau wollte von Landrätin Marion Philipp (SPD) wissen, ob das politische gewollt sei, dass eine halbkommunale Firma den Wettbewerb forciert und damit Arbeitsplätze vernichte. Doch die Politikerin gab keine Auskunft vor laufender Kamera. Sie ließ schriftlich mitteilen: "Die Aufgabe des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt als (Minderheits-)Gesellschafterin der Firma Städtereinigung Rudolf Ernst & Co. GmbH besteht in erster Linie darin, die Firma wettbewerbsfähig zu halten und damit Arbeitsplätze zu sichern. ... Durch den Zuschlag ... sind vorhandene Arbeitsplätze abgesichert. Außerdem werden einige Neueinstellungen vorzunehmen sein." Auch wenn es so wie im vergangenen Jahr im Kreis Saalfeld-Rudolstadt nun auch in Pößneck laufen wird und die Hälfte der Entlassenen vom Nachfolger übernommen werden, bleiben fünf Arbeiter ohne Job. Die Verantwortung für diese Arbeitslosen lehnt Marion Philipp ab. Sie sieht die Schuldigen in Berlin. Dort regieren derzeit noch ihre Parteikollegen von der SPD.
 
Die zuständige Aufsichtsbehörde für die Aktivitäten des Landkreises ist das Thüringer Landesverwaltungsamt in Weimar. Nach seiner formal-juristische Bewertung der Ausschreibung und der Rolle des Landkreises gibt es keine Gründe für ein Einschreiten. Mit anderen Worten, die geltenden Gesetzen erlauben es derzeit nicht, die Lohnspirale nach unten zu stoppen. Es sei denn, es gibt Mindest- oder Tariflöhne, die der Ausschreibende einfordern kann. Doch das ist immer seltener der Fall. Ebenso könnten Arbeitnehmer gegen so genannte Wucherlöhne klagen. Gerichte sprechen von einem Wucherlohn, wenn er 30 Prozent unter dem ortsüblichen Niveau liegt. Doch wer gegen seinen Arbeitgeber klagt, ist dann meist auch den schlecht bezahlten Job los.
 
Einer der Pößnecker Müllmänner, die gerade ihre Kündigung bekommen haben, will nun sein Haus verkaufen und sich in Stuttgart Arbeit suchen. Die eine Hälfte der Familie hat dort schon eine neue Heimat gefunden.

http://www.mdr.de/umschau/2093305.html

MarcoW75

Bin mal gespannt,ob bei Senkung der Kosten für die Entsorgung auch die Müllgebühren für die Bevölkerung sinken....aber das wird wohl eher ein frommer Wunsch bleiben. Der Zweckverband wird sich daran wohl ´ne goldene Nase verdienen wollen.

Wilddieb Stuelpner

Da Abfallgebühren werden nie sinken, sondern nur noch steigen, weil
  • das Deponieren von Haushaltmüll seit diesem Jahr von Bundesumweltministerium verboten wurde. Die verschiedenen TAs Abfall wurden dahingehend bereits geändert. Es muß zumeist verbrannt werden. Da so viele Bürger Aufstand machen gegen eine Müllverbrennungsanlage in Nähe ihrer Wohnorte, aber Güllegestank von Milchviehanlagen besser vertragen, wird der Abfall über größere Strecken quer durch mehrere Landkreise und Bundesländer gekarrt.

  • die Abfallentsorgungsunternehmen Knebelverträge den Kommunen von 15 - 30 Jahre aufs Auge drücken, angeblich wegen der Rentabilität ihrer Unternehmen und wegen des finanziellen Rückflusses ihrer Investitionen in Fuhrpark, Abfallsortier- und -verwertungsanlagen. Das ist quasi die Lizenz zum Gelddrucken. Den Kommunen und Abfallwirtschaftsämtern ist das egal. Für sie sind das nur durchlaufende Rechnungsposten, die der Bürger letztendlich zahlen muß. Aus diesem Grund gibt es in den Kommunalordnungen und Abfallsatzungen der Landkreise vorsorglich den Anschluß- und Benutzungszwang. Da darf kein Bürger sich der Entsorgung durch andere, kostengünstigere Lösungen entziehen.
  • das Preisdiktat des DSD alias Grüner Punkt und die unsinnige Getrenntsammlung von Wertstoffen aufgezwungen wird, obwohl schon solche Technologien wie das Trockenstabilatverfahren dem Bürger das Sortieren und Getrennterfassen von Wertstoffe (in der DDR = Sekundärrohstoffe) abnimmt. Da dieses Verfahren dem Monopolisten DSD in die Parade fährt, prozessiert dieser gegen Hersteller und Anwender von Trockenstabilatverfahren. Außerdem entsorgt DSD häufig nicht im Inland, sondern entledigt sich der Abfälle über den Seewegexport Richtung Entwicklungsländer, Russland und GUS-Staaten.
Alles Dinge der Privatisierung in der Abfallwirtschaft, wo wir als Bürger ordentlich die Zeche zahlen müssen.
Und angesichts der Kraftstoffpreisspekulation der internationalen Mineralölkonzerne werden für Otto Normalverbraucher demnächst die Waren des täglichen Bedarfs, der Arbeits- und Heimweg, Dienstleistungen u.a.m. ordentlich teurer werden. Hinzu kommt noch Strom, Heizöl, Erdgas, ... .

Es wird folglich mehr Unternehmen in die Insolvenz treiben oder sie schieben den Schwarzen Peter den Betriebsbelegschaften zu. Und das heißt - weitere Massenentlassungen.

Deshalb sage ich:

Weg mit den Unternehmerparteien FDP/CDU/CSU und den mit ihnen kungelnden Schmiergeldparteien SPD und Bündnis90/Grüne.

Die Nichterfüllung der Sozialverpflichtung durch Eigentümern an Produktionsmitteln aus dem Grundgesetz ist zum Straftatbestand zu erheben. Unternehmer sind zu verpflichten, dort ihre Firmenstandorte einzurichten, wo geeignete qualifizierte Bürger mit Berufserfahrung wohnen und leben. Und bitteschön ohne Infrastrukturhilfen, ohne Fördermittel, ohne Steuer- und Beitragsbegünstigungen, ohne Lohnzuschüsse.

Wilddieb Stuelpner

MDR, Sendung "Hier ab vier": Rat & Tat - Ärger nach Privatisierung der Müllabfuhr

Sendung am 08.09.2005

Stefan R. arbeitete als Müllfahrer bei der Firma GMA in Friesland. Die hatte zu Jahresbeginn die Müllversorgung vom Landkreis übernommen. Am 2. April kam er mit seinem Müllwagen von der Fahrbahn ab. Er war offensichtlich vollkommen übermüdet. Die Schleuderfahrt endete mit total zertrümmertem Führerhaus. Stefan R. starb noch am Unfallort. Die Eltern glauben, dass die Firma die Schuld am Tod ihres Sohnes trägt: Die Fahrzeiten seinen zu lang gewesen, 13 – 17 Stunden täglich so ihr Vorwurf.

GMA will sich nicht äußern

Die Firma GMA will sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Schriftlich teilt sie uns mit, kein Müllfahrer habe 16 oder 17 Stunden am Stück gearbeitet. Ganz anders die Aussagen ehemaliger Kollegen. Sie berichten uns, dass auch sie bis zu 17 Stunden auf den Müllwagen fahren mussten. GMA hatte Anfang des Jahres den Auftrag für die Müllabfuhr vom Landkreis bekommen. Das Angebot der Firma lag um 30 Prozent unter dem anderer Anbieter.

Löhne 30 Prozent unter Tarif

GMA erhält die Aufträge der Kommunen auch, weil sie ihren Müllfahrern geringere Löhne zahlt, 30 Prozent unter dem Tarif der Entsorgungsbranche. Dort, wo die Müllentsorgung inzwischen privatisiert wurde, ist das längst gang und gäbe. Das sind immerhin fast zwei Drittel aller Kommunen in Deutschland. Für die einst gut verdienenden Müllfahrer heißt das: Arbeitshetze und Dumpinglöhne.

45 Prozent weniger Lohn in Nord-Vorpommern

Beispiel Landkreis Nord-Vorpommern. Auch hier wurde die Müllentsorgung erstmals dem harten Wettbewerb unterworfen. Bisher erhielten die Müllfahrer für ihre schwere Arbeit den Tariflohn, das hieß 11,48 Euro. Doch vor kurzem musste der Arbeitgeber an einer Ausschreibung teilnehmen und verlor gegen das Billigangebot eines Privatanbieters. Der neue Arbeitslohn beträgt 5,70 Euro. Das sind 45 Prozent weniger als bisher. Privatisierung und Wettbewerb sollen die Kosten senken. Die Realität sieht anders aus. Weder im Emsland, noch in Nord-Vorpommern sollen die Müllgebühren für den Bürger gesenkt werden. Und die Müllfahrer werden zu Billigjobbern gemacht.

zuletzt aktualisiert: 08. September 2005 | 10:41

Kater

ZitatDer Kampf um die graue Tonne
In der ostdeutschen Müllwirtschaft müssen immer mehr Arbeitnehmer für Billiglöhne arbeiten - weil nur noch der Markt zählt
Frank Nordhausen

RIBNITZ-DAMGARTEN, im September. Mögen andere sich krankschreiben lassen oder Dienst nach Vorschrift schieben - er, André Schubbe, 46 Jahre alt, braun gebrannt und kräftig, Müllfahrer in Ribnitz-Damgarten an der Ostsee, macht gewissenhaft weiter. Bis zum Schluss. An diesem Tag zum Beispiel ist ein Kollege einfach nicht mehr gekommen, da fährt Schubbe auch noch dessen Schicht. Zusätzlich. Er sitzt oben in seinem Müllauto, rollt durch die Kleineleutesiedlung mit den akkurat gestutzten Hecken. Er stoppt, lässt den Greifarm ausfahren, der nimmt die Tonne, fährt sie hoch und kippt sie in den Laderaum.

"Man kann ja nicht einfach so aufhör'n und die Kunden im Stich lassen", sagt Schubbe. Auch wenn er sich selbst momentan ziemlich im Stich gelassen fühlt. Das hat damit zu tun, dass der Müllwerker nach fast zwanzig Jahren Dienst für die Gemeinde Ribnitz-Damgarten nun wohl seine Arbeit verlieren wird. Die Arbeit, die seine vierköpfige Familie alles in allem gut ernährt hat. Im Mai kam die Kündigung, weil sein Arbeitgeber, die Entsorgungsfirma Nehlsen aus Bremen, den öffentlichen Auftrag verlor. Kurz darauf bekam Schubbe zwar das Angebot einer anderen Firma, für diese weiterzumachen. Aber was heißt schon Angebot. "Bisher haben wir Tarif verdient, knapp zehn Euro die Stunde. Jetzt sollten wir plötzlich für 5,70 Euro die Stunde arbeiten, also für die Hälfte. Das reicht für gar nichts, da kriege ich ja mehr mit Hartz IV. Für das Geld arbeiten hier nicht mal die Polen!"

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/seite_3/486413.html

Wilddieb Stuelpner

MDR, Sendung "exakt": Sparzwang der Kommunen - Gleiche Arbeit halber Lohn

Manuskript des Beitrages

Kommunen müssen sparen. Das führt oft zu absurden Ergebnissen: Im Muldentalkreis müssen die Mitarbeiter eines Müllentsorgers für den halben Lohn arbeiten.

Eigentlich hätte Burkhard Ziehm aus Großbardau im sächsischen Muldentalkreis Grund, sich zu freuen. Für den Müll müssen er und seine dreiköpfige Familie 2006 weniger zahlen. Satte 15 Euro – fürs ganze Jahr. Leider hat die Sparerei des Landkreises einen ziemlich gravierenden Haken.

O-Töne: Reporterin und Burkhard Ziehm "Ja, der Müll wird günstiger, aber durch die Neuausschreibung habe ich meinen Arbeitsplatz verloren. Und eigentlich habe ich in dem Moment wenig bis gar nichts."

Denn Burkhard Ziehm arbeitet beim bisherigen Müllentsorger des Kreises, der RWE-Umwelt Ost. Um fünf Uhr morgens verlässt er das Haus, um halb sechs ist auf dem Betriebshof Trebsen Schichtbeginn.

Reporterin: "Und jetzt gehts los?"

Burkhardt Ziehm: "Ja."

Seit dreizehn Jahren hat der 42-Jährige den Job. Der war eigentlich krisensicher. Denn das Unternehmen hat bereits rationalisiert. Die Fahrzeuge sind hochmodern, Beifahrer und Einweiser sind schon lange abgeschafft, das Unternehmen investierte immer wieder in neueste Technik.

O-Töne: Burkhard Ziem "Mit den Autos, das wurde über die Jahre dann immer anspruchsvoller: auch durch die Chipsysteme, durch das allein fahren ohne Einweiser und alles."

Extrem produktiv das Ganze. Und so wurden auch Burkhardt Ziehm und seine 26 Kollegen entsprechend bezahlt. 12,05 Euro pro Stunde, 2.085 Euro brutto im Monat – und genau das ist eben auch der übliche Tariflohn in der Branche.

"Einer ist grade durch."

Doch damit ist jetzt Schluss. Zum Ende des Jahres wurden er und alle seine Kollegen gefeuert. Beinahe zynisch kam wenig später das Angebot, die gleiche Arbeit weiter zu erledigen – allerdings bei einem anderen Arbeitgeber und vor allem: für den halben Lohn. Statt 2.085 Euro brutto nur noch 1.165 Euro.

O-Ton: Burkhard Ziem "Das hängt wieder mit der Ausschreibung zusammen. Weil es in Deutschland mittlerweile so ist, dass wirklich immer nur der billigste genommen wird und nicht überlegt wird, ob er am Ende da nicht vielleicht Firmen sind, die wirtschaftlicher sind, wirtschaftlicher arbeiten, besser arbeiten in dem Moment."

Und das kam so: Im Mai 2004 schreibt das Landratsamt Muldentalkreis die Müllentsorgung europaweit neu aus. Sieben eng bedruckte Seiten. Jede Menge Auflagen. Von der Beschreibung der Bordcomputer bis zur Beschaffenheit der Autoantennen. Nur soziale Kriterien, die sucht man vergebens.

O-Töne: Gerhard Gey (CDU), Landrat Muldentalkreis "Also ein solcher Parameter wäre zum Beispiel Mindestlohn. Mindestlöhne gibt es aber im Abfallbereich nicht. Also konnten wir einen solchen Sozialparameter nicht einbringen."

Und so kommt es, wie es kommen muss. "exakt" vorliegenden Dokumenten zufolge, landet das Angebot von RWE Umwelt Ost, dem bisherigen Arbeitgeber von Burkhard Ziehm, nur auf dem zweiten Platz. Es ist ganze 0,9 Prozent teurer als der Erstplazierte. Oder anders ausgedrückt: Es liegt um gerade mal 6.000 Euro Unterschied pro Jahr. Und der hat jetzt gravierende Folgen.

"Und da das so ist, haben wir die bedauerliche Situation, dass die Mitarbeiter zu recht unzufrieden sind."

Formal sind die 27 Mitarbeiter der RWE Umwelt Ost Trebsen erst mal gekündigt – wegen eines Angebotes, das 0,9 Prozent zu teuer war.

Stattdessen wird ab 1. Januar – ebenso formal - der Ausschreibungsgewinner, die Abfallwirtschaft Altvater den Müll im Muldentalkreis entsorgen – ein Unternehmen der Sulo-Gruppe, hier Bilder aus einer anderen Gemeinde. Problem nur: Die haben gar keine Betriebsstätte im Muldentalkreis, werden den Müll gar nicht selbst abfahren. Das erledigt ein Subunternehmer.

O-Ton: Burkhard Ziehm "Es fühlen sich eigentlich alle über den Tisch gezogen, bei der ganzen Aktion. Ich sage mal, weil halt auch gleich diese neue Firma als Subunternehmer auf einmal da stand. Obwohl es am Anfang noch ausgeschlossen wurde, dass der Gewinner der Ausschreibung Subunternehmer einsetzen darf."

Der Subunternehmer, ist die MTS Trebsen. Firmensitz: Die Adresse des bisherigen Arbeitgebers von Burkhard Ziehm, der RWE Umwelt Ost Trebsen. Kein Zufall: Denn die ist zu 49 Prozent an dem Subunternehmer beteiligt, der neue Geschäftsführer ist der alte Betriebsstättenleiter. Was für die Betroffenen wie Trickserei wirkt um die Löhne zu drücken, ist rechtlich legal. So bleibt dem Betriebsratsvorsitzenden Rolf Gerund nichts anderes, als zähneknirschend zu erklären, wie es ab Januar weitergehen soll.

O-Ton: Rolf Gerund, Betriebsratsvorsitzender RWE Umwelt Ost Trebsen "Die Aufgaben im Zusammenhang mit dem Müllentsorgungsvertrag wir dann die neue Firma übernehmen. Mit den Mitarbeitern, die dann in diese neue Firma mit übergehen."

Alle, auch Burkhard Ziehm haben ein Angebot bekommen. Gleicher Chef, gleicher Arbeitsplatz – nur der Lohn, der ist nicht mehr nach Tarif sondern eben rund 50 Prozent darunter. Das ist so wenig, dass die meisten Beschäftigten sogar noch Anspruch auf ergänzendes Arbeitslosengeld II hätten. Der Landrat spart zwar am Müll – doch das Geld muss er wohl künftig für soziale Leistungen doppelt und dreifach ausgeben.

O-Ton: Gerhard Gey (CDU), Landrat Muldentalkreis "Wir kommen mit diesen niedrigen Löhnen hier nicht zurecht. Das ist korrekt. Das möchte ich auch ausdrücklich unterstreichen. Insofern habe ich auch großes Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter des Unternehmens. Aber sagen sie selbst, welche Lösung wir hier vor Ort finden sollen?"

Übrigens: RWE Umwelt Ost Trebsen wollte zu den ganzen Firmenkonstrukten keine Stellung nehmen. Und so hat Burkhard Ziem, dessen Schicht nach neun Stunden langsam zu Ende geht, jetzt wohl endgültig nur die Wahl: Entweder fürs halbe Geld arbeiten oder ganz ohne Job dastehen. Da ist es nicht wirklich ein Trost, dass er für den Müll im nächsten Jahr 15 Euro weniger bezahlen muss.

zuletzt aktualisiert: 27. September 2005 | 23:40

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Der CDU-Landrat vom Muldentalkreis verhält sich wie seine große schwarzgefärbte, christlich verlogene Chefin Merkel. Ihm sind die Tariflöhne kein rechtlich anerkannter Maßstab. Er verschanzt sich lieber hinter nicht existierenden Mindestlöhnen, die er in Wahrheit genau wie Tariflöhne bekämpfen will. Er ist einer der Verursacher für Wucherlöhne, den 50% Lohnabsenkung statt 33 1/3 ist doch wohl sehr fett.

Warum hat der Drecksack von CDU-Landrat die Tarifbindung der Branche nicht in den Ausschreibungspapieren festgeschrieben?

Der Mann denkt unsozial im CDU-Sinne ihrer christlichen Nächstenliebe weiter.

Wenn er als Landrat die höheren Preise an den Entsorger nicht zahlt, dann zahlt der wiederum geringere Löhne. Und wenn die Existenz der arbeitenden AN nur noch mit ergänzendem Alg II aufrechterhalten werden kann, dann hat er den schwarzen Peter von seinem Haushalt auf den Haushalt der örtlichen AA abgeschoben. Die AA wird sich mit allen rechtlichen Mitteln wehren, das ergänzende Alg II zu zahlen. Und da solche Mafiosimethoden in der Kommunalpolitik und Wirtschaft landauf, landab bundesweit ohne Gegenwehr um sich greifen, wird die CDU ihr Ziel, die Ausgaben und Beitragsanteile der BA für Arbeit zu senken, schon schaffen. So sieht die Trendwende aus, die Angieschreier und Plakatheber bei den Wahlen sich herbeisehnen. Hoffentlich bekommen diese Wahlstimmungsidioten und CDU-Büttel sehr bald einen sozial kalten Arsch von ihrer eigenen Partei verordnet.

Es stellt sich aber noch eine andere Frage:

Was macht der SPD-hörige DGB und -ver.di gegen diese Schmutzkonkurrenz? Wann wachen die Gewerkschaften aus ihrem Tiefschlaf auf? Haben sie aus der massenhaften Mitgliederflucht noch nichts gelernt? Was unternehmen sie gegen das Aushöhlen ihrer Branchentarife?
Wann denken diese Pfeifen endlich um, europäische, branchenübergreifende Mindestlöhne Wirklichkeit werden zu lassen?

Bis jetzt sieht man bei den DGB-Gewerkschaftsfunktionären nur Desinteresse, völlige Ignoranz oder das Abschließen von Kuhhandelverträgen wie am Beispiel der VW-Geschichte um den Geländewagen Marrakesch.

Tarif- und Mindestlöhne - Das beendet auch den Raubbau an den Lohnersatzleistungen der Arbeitslosen und Rentnern. Lohnkürzungen bei AN bedeudet spätestens nach einem Jahr durch abgesenkte Leistungstabellen für Lohnersatzleistungen niedrigeres Alg (Nettolohnorientierung der Lohnersatzleistungen), Alg II, Kug etc. Lohnkürzungen und niedrigere Lohnersatzleistungen heißen aber auch langfristig niedrigere Renten.

Heute sind es die Mitarbeiter in den Abfallwirtschaftsbetrieben und wer kommt morgen dran? Reichen indische Rikschalöhne für Deutschland oder darf noch tiefer gestapelt werden?

In diese Richtung wollen ja CDU/CSU und FDP hin. Die SPD und Bündnis90/Grünen zieren sich noch momentan, aber mit Agenda 2010 und Hartz IV trotten sie in die gleiche Richtung.

Es wird wieder mal Zeit für Montagsdemos und einen bundesweiten Generalstreik. Nur wann kommt der deutsche Spießbürger-Michel aus seinem Reihen- oder Siedlungshäuschen raus, mit dem er korrumpiert wurde?

Wilddieb Stuelpner

Auch in der Entsorgungswirtschaft, in Transport- und Logistikunternehmen wird mit rüden Methoden gegen das tarifgebundene Personal gemobbt und Personalkrieg geführt. Und das unter der Behauptung Lohndumping und -wucher wäre für Firmen aus "Wettbewerbs- und Marktgründen" zwingend erforderlich, die Belegschaft sollte sich gefälligst einschränken, sie wäre maßlos anspruchsvoll.

Da werden Betriebsräte aus den Firmen rausgeekelt, mit Abmahnungen und Kündigungen auf gewerkschaftsfeindliche Art bekämpft, Mitarbeitern mit unbewiesenen Verdächtigungen verursachte Schäden an Betriebsinventar unterstellt und sie genötigt über eine vorgeschaltete Tochterfirma in einen Dumpinglohnjob überzuwechseln.

Also dieselben Spielchen, die man von Leih- und Zeitarbeitsbuden, im Einzelhandel oder bei Postzustellfirmen kennt. Der MDR-Sender nennt in seiner "Umschau"-Sendung auch namentlich Ross und Reiter, ein hessisches Speditions- und Entsorgungsunternehmen, daß sich in den neuen Bundesländern breit macht und schon wiederholt durch die "Umschau" zu verschiedensten Vorkommnissen seiner Geschäftspraktiken in der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das kann man gern in der morgigen "Umschau"-Wiederholung, am 15.04.2009, 10:48 Uhr nochmals mit Angabe des konkreten Firmenstandorts und Firmennamen sich ansehen.

Es handelt sich um die Firma Fehr-Gruppe. In der gestrigen Sendung wurde die sachsen-anhaltinischen Niederlassung Haldensleben genannt.

MDR, Sendung Umschau vom 14.04.2009, 20:15 Uhr: Lohndrückerei - Unternehmer schüchtern Arbeitnehmer ein


Ver.di: presse.dienst ver.di hessen - sachsen, sachsen-anhalt, thüringen: Private Abfallwirtschaft - Skandalöse Zustände beim privaten Entsorger Fehr Umwelt Ost, - konfliktträchtige Situation bei Fehr Umwelt Hessen



Ver.di: Tarifinformation Nr. 8 - Fehr Umwelt Ost - Arbeitgeber verlangen mehr als 30 % Absenkung!


Umweltruf-europaticker: Auftragsverluste und Preisverfall zwingen hessischen Entsorger Fehr zum Handeln

Während in den vergangenen Jahren in vielen Branchen Lohnzuwächse zu verzeichnen waren, geht es für einige Arbeitnehmer bergab. Immer wieder versuchen Unternehmen, die Personalkosten zu reduzieren. Der letzte Arbeitslose bestimmt dabei die Höhe des Stundenlohnes, und damit werden Arbeitnehmer unter Druck gesetzt, die gleiche Arbeit für weniger Geld zu erledigen.

Ein langjähriger Mitarbeiter eines Entsorgungsunternehmens in Sachsen-Anhalt sagte gegenüber der "Umschau": "Ich gehe davon aus, dass ich mit meiner tariflichen Bezahlung zu teuer bin." Der Arbeitnehmer verdient etwa 1.800 Euro brutto und hat 30 Urlaubstage. Sein Arbeitgeber habe von ihm gefordert, einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Dieser neue Vertrag sollte mit einem nicht tarifgebundenen Tochterunternehmen abgeschlossen werden. Außerdem biete er mit 1.200 Euro ein Drittel weniger Lohn und mit 24 Urlaubstagen 20 Prozent weniger Urlaub.

Nachdem sich der Mitarbeiter geweigert hatte, den neuen Vertrag zu unterschreiben, erlebte er einen seiner schlimmsten Arbeitstage. Vom Prokuristen und einem weiteren leitenden Mitarbeiter des Unternehmens wurde er zum Gespräch geladen. Dabei warf der Prokurist dem Mitarbeiter vor, einen LKW beschädigt zu haben. Doch der Mitarbeiter war sich nach eigener Auskunft keiner Schuld bewusst. Er sagte: "Ich hatte das Gefühl, dass die Geschäftleitung diese Situation benutzt, um mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Und als Wiedergutmachung soll ich einen wesentlich schlechter dotierten Vertrag unterschreiben." Das Gespräch hat der Arbeitnehmer protokolliert. So ließ sich ersehen, dass es dem Prokuristen um die Unterschrift für den neuen Vertrag ging. Der Mitarbeiter wehrte sich gegen die Einschüchterungsversuche. Nach fast anderthalb Stunden war das Gespräch beendet. Der Mitarbeiter ließ sich von diesen Methoden seines Arbeitgebers nicht beugen. Jetzt sucht er einen neuen Job.

Die "Umschau" wollte von der Geschäftsleitung wissen, warum sie solchen Druck auf die Mitarbeiter ausübt. Daraufhin antwortete das Unternehmen, dass es "wettbewerbsfähige Strukturen innerhalb der Personalkosten" benötige. Weiter hieß es, dass "seitens der Belegschaft das Angebot gemacht wurde, die bestehenden Vereinbarungen zu modifizieren."

Die Angst geht um

Der geschilderte Vorfall war eine weitere Episode aus der Firma, über die die "Umschau" schon einige Male berichtet hatte. Das westdeutsche Entsorgungsunternehmen hatte vor drei Jahren knapp 30 Standorte in Ostdeutschland übernommen. Seitdem war es immer wieder Ärgernissen gekommen. Es wurde eine neue nicht tarifgebundene Firma gegründet, in der Teile der alten Belegschaft umgruppiert und schlechter bezahlt wurden. Als der Betriebsrat sich dagegen wehrte, wurde er mit Abmahnungen und Kündigungen aus dem Betrieb gedrängt. Nach der Berichterstattung der "Umschau" im April 2008 gab es einen "Friedensgipfel" mit Geschäftsführung und Betriebsrat, der zunächst einmal für Ruhe sorgte. Doch seit Anfang des Jahres berichteten die Mitarbeiter erneut über ein schlechtes Betriebsklima. Sie machen den Prokuristen dafür verantwortlich. Der Arbeitgeber habe Anfang 2009 die Mitarbeiter aufgefordert, Mehrarbeitsstunden bei gleichem Lohn zu leisten und auf Urlaubstage zu verzichten. Nach Auskunft des Betriebsrates war diese Vereinbarung von jenen Mitarbeitern unterschrieben, die besonders große Angst um ihren Arbeitsplatz hatten. Ein Betriebsratsmitglied berichtete: "Es gibt aber auch Betriebsstätten, die geschlossen gesagt haben: 'Nein, wir unterschreiben nicht. Wir wollen einen Tarifvertrag, der für alle gilt.'" Zudem gebe es wieder Abmahnungen und Kündigungen, die man nicht nachvollziehen könne.

Zuletzt aktualisiert: 14. April 2009, 19:40 Uhr




unkraut

Das ist nicht nur bei Fehr so . Auch Rehtmann , Remondis usw..  Der gesamte Osten wurde doch unter den West - Müll - Entsorgungsfirmen aufgeteilt .
Letzes Jahr gins bei uns so los . Habe eine Bekannten , jahrelang Müllkutscher , da lief es genauso ab .
Umstruckturierung , Ausgliederung , neue AV wer nicht zeichnet geht halt .

Ist doch überall so .
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Workless

Was soll eigentlich immer dieses Ossi vs. Wessi -Geschwafel?
Fakt ist: Die Arbeit ist/wird immer weniger wert. Und das ist ein gesamtdeutsches Problem.

unkraut

ZitatWas soll eigentlich immer dieses Ossi vs. Wessi -Geschwafel?

Sorry ... aber es ist nun mal so . Und kommt doch wohl auf den Zusammenhang an .

Ich kenne keine ehem. Ostfirma die was im Westen " übernommen " bzw. für ne Mark bekommen hat .

ZitatUnd das ist ein gesamtdeutsches Problem
sag ich doch :
ZitatIst doch überall so . 

MfG
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: unkraut am 08:32:29 Mi. 15.April 2009
Das ist nicht nur bei Fehr so . Auch Rehtmann , Remondis usw..  Der gesamte Osten wurde doch unter den West - Müll - Entsorgungsfirmen aufgeteilt .
Letzes Jahr gins bei uns so los . Habe eine Bekannten , jahrelang Müllkutscher , da lief es genauso ab .
Umstruckturierung , Ausgliederung , neue AV wer nicht zeichnet geht halt .

Ist doch überall so .

So bilden sich Monopolkartelle wie in der Energiewirtschaft und dafür gibt es keine Regulierungsbehörden oder Bundesnetzagenturen, wo sich AN und die Zechen zahlenden Bürger beschweren können.

Bei Ausschreibungen der Kommunen zählt immer nur das billigste Angebot und nicht die aufrechtzuhaltene Entsorgungsqualität und soziale Sicherheit der Beschäftigten. dann läßt man noch dem Entsorgungsunternehmen die freie Preisgestaltung über 15 bis 25jährige Knebelverträge gegen di e Kommune zu und reicht die steigenden Entsorgungskosten durch an den Bürger. Was sich an schlechter werdenden Arbeits- und Lebensbedingungen in den Firmen abspielt, ist denen schnurzegal.

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: Workless am 09:09:08 Mi. 15.April 2009
Was soll eigentlich immer dieses Ossi vs. Wessi -Geschwafel?
Fakt ist: Die Arbeit ist/wird immer weniger wert. Und das ist ein gesamtdeutsches Problem.

Meister, da irrst Du!!!

Die Arbeit wird nicht von allein immer weniger wert, sondern sie wird durch die Unternehmerbosse bei steigenden Endverbraucherpreisen lohnkostenmäßig mit Vorsatz immer mehr abgewertet. Also wachsen deren Profite und Gewinne auf Kosten der Belegschaften und Bürger.

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