Mit den Nerven am Ende

Begonnen von Chlorophytum, 13:28:39 Fr. 08.Juli 2016

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Chlorophytum

Hallo!

Ich verfolge dieses Forum schon seit Jahren. Mal mehr mal weniger aktiv. Aber stetig. Jetzt habe ich ein Problem.
Ich arbeite seit 5 Jahren in einem Betrieb, inzwischen als Vorarbeiterin. Kümmere mich um die Lehrlinge, die Kunden , das Telefon und alles was sonst noch so anfällt.
Der Chef war von Anfang an ein riesengroßes Arschloch. Schreit rum, behandelt alle wie Dreck. Wir haben ein Langzeitstundenkonto, da wir im Winter nicht soviel arbeiten. Dieses müssen wir dann während des Jahres auffüllen.
Damit er uns im Winter nicht entlassen muss. Das bedeutet, Überstunden bis zum Anschlag. Ein Kollege kam letztes Jahr auf 450 Überstunden. Diese wurden ihm ausbezahlt und da das Wetter nicht so schlecht war, wurde weitergearbeitet.
Wir werden persönlich angegriffen. Und zwar alle.
Im Sommer gibt es zwei Wochen Urlaub. Ich befinde mich gerade am Ende von Woche 2. Montag muss ich wieder los. Und wenn ich daran denke, glaube ich, ich kann das nicht mehr.
Um meinen Urlaub musste ich hart kämpfen, eigentlich wollte der Chef mir gar keinen Urlaub geben. Den sollte ich für den Winter aufsparen. Wie ich es denn wagen könnte, danach zu fragen. Ich solle dankbar sein, dass ich bei ihm arbeiten dürfe.
Irgendwann schob er mir einen Fehler unter, der aufgrund seiner falschen Anweisungen zu Stande kam, das haben alle mitbekommen. Und da sagte er zu mir: "Dein Berufsabschluss hat sich bei dir gar nicht gelohnt."
Es sind ein paar schlimme Unfälle passiert, aufgrund von Hektik, die der Chef mit seiner Schreierei erzeugt. Ein Kollege war wegen eines solchen Unfalles krank geschrieben und dann wurde ihm vorgehalten, er sei krank gewesen.
Zwei unserer Leute wohnen zusammen und wollten auch zusammen Urlaub haben, da wurde die Ernsthaftigkeit der Beziehung in Frage gestellt.  Die Ausbildung im Betrieb ist glatt mangelhaft. Vom Meister wird nix erklärt, der ist dumm wie Scheisse. Und wenn er was erklärt, dann auch noch falsch.
Sicherheitsvorschriften...? Was für Sicherheitsvorschriften? Die Arbeit ist lebensgefährlich. Bei Eisregen draußen arbeiten. Bei Gewitter. Bei Sturm. Bei 40°C.
Sexistische Anspielungen, Einmischung ins Privatleben. Fragt den Azubi, warum er nicht bei seinem Stiefvater wohnen geblieben ist, als seine Mutter sich von dem getrennt hat.
Stellt seine Leute vor Kunden als faule Schweine hin. Bei 450 Überstunden... Ist klar. Er beleidigt Kunden, bescheisst die auch noch, indem er Fantasiepreise abrechnet und ein MItarbeiter hatte einen Nervenzusammenbruch, ein anderer einen Herzinfarkt.
Ich lasse mir eigentlich nix von ihm gefallen und bin recht wehrhaft. Aber ich empfinde inzwischen blanken Hass für diese Person.

Na ja, ich spiele mit dem Gedanken da zu verschwinden. Zwei meiner Kollegen auch. Ich habe seit zwei Jahren ein Tagebuch über die Vorfälle geführt. Mit  Datum, Uhrzeit. Nur wie das halt so ist... Arbeitsplätze sind dünn gesäht. Mit dem Arbeitsamt möchte man doch lieber nix zu tun haben. Außerdem hat der Chef Connections. Er ist seit 40 Jahren im Geschäft und er wird dafür sorgen, dass keiner von uns einen Fuß auf die Erde bekommt.

Allerdings bin ich so durcheinander und mir geht es seit dem Spruch mit dem Berufsabschluss so mies, dass ich eigentlich gar nix mehr hinbekomme. Wie halte ich das noch so lange aus, bis ich meinen Absprung vernünftig organisiert habe?

Danke fürs Lesen.

Lg Chlorophytum

Rudolf Rocker

Moin Grünlilie!

Schon beim ersten durchlesen sind mir ein paar Dinger aufgefallen, die Arbeitsrechtlich doch schon ziemlich fragwürdig sind. Um dem Urlaub zu verweigern muss der Chef schon gute Gründe haben und eine Ablehnung muss er schriftlich begründen. Die Höhe der Überstunden dürfte auch gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen.
Was Du schreibst, hört sich ein bißchen nach GaLa- Bau an. Da gibt es richtige Schweinefirmen.
Ich rate Dir mal dringend eine Gewerkschaftsvertretung aufzusuchen bzw. anzurufen. (Wenn ich mit GaLa- Bau richtig liege ist das die IG BAU.
Und das dein Chef soviele Connections hat, das du nie wieder irgendwo einen Fuß in die Tür bekommst, wenn Du da in den Sack haust, ist ein purer Mythos!
Die Firmen stehen alle in Konkurrenz und so mancher Mitbewerber freut sich über Insiderwissen aus anderen Firmen!
Wenn´s gar nicht mehr geht, geh zum Hausarzt und schildere deine Situation.


counselor

Mit Deinem Mobbing-Tagebuch hast Du gute Karten,  wenn es um eine hohe Abfindung geht. Du solltest auf jeden Fall zur Gewerkschaft oder zu einem Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

BGS

Moin "Chlorophytum".

herzlichen Dank fuer Deine Schilderung , leider gibt es solche Zustände wohl weltweit.

Ich selbst arbeite seit Jahren in einem skandinavischem Hafen als Gabelstaplerfahrer, nachdem mir die Zustände in Deutschland unerträglich geworden waren trotz "guter" Jobs im Reederei- und Logistikbereich. Daher beherrsche ich nun z. B. vier Sprachen.

Doch heute musste ich mir indirekt herablassende Äusserungen meines schlicht gestrickten Chefs vor Kunden anhören und leide sehr unter derartigen unberechtigten und unnötigen Kränkungen.

Dennoch werde ich weiter kämpfen um vollständige Anerkennung durch die Tatsache meiner sehr guten Arbeit. Im Wissen, dass auch andere Zeiten kommen werden.

Fehlt noch, dass einen miese "Chefs" und Ausbeuter klein kriegen. Lieber halte ich durch und sehe zu, mich durch Sport, Kunst, Literatur und Meditation fitter zu halten, als meine Vorgesetzten. Denn die Zeit spielt fuer uns.

Lass' Dich nicht zermuerben. falls möglich, und sei Dir Deines Wertes -auch jenseits der Arbeitswelt- stets bewusst.

Auch ich bin seit Jahren mitunter erschöpft, doch sage ich: "Lever duad, as slaaf" = Lieber tot, als ein Sklave.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Chlorophytum

Hi!

Ja, bingo, ist Galabau/ Baumschule. Gestern hat sich einer der Azubis bei mir gemeldet und meinte, er sollte Samstags arbeiten. Hat er abgelehnt, da sagte der Chef, 48 Stunden/ Woche wären Vorschrift. Was totaler Schwachsinn ist, im Vertrag standen 40 Stunden.
Wenn ich das schon höre...
Und wenn ich mir das Arbeitszeitgesetz so durchlese, da stimmt ja gar nix. Und der Chef nutzt mit der Begründung "Wir sind Landwirtschaft" jedes Schlupfloch, dass es gibt.
Sein Sohn ist noch bekloppter im Kopf. Der tut den ganzen Tag nix anderes als uns hinterherzuschleichen und bei der Arbeit zu beobachten, was wirklich ausgesprochen unangenehm ist.
Und schleichen ist nicht übertrieben. Er bleibt in Deckung, und dann sieht man ihn plötzlich irgendwo stehen, wie er gerade rüberstiert.
Na ja, ich könnte noch 200000 Sachen aufschreiben, die bei uns so abgehen. Was aber grad gar nix ändert. Gewerkschaft erscheint mir auch ganz sinnvoll.

Danke für eure Ratschläge!




counselor

Das ist das typische Verhalten von Ausbeutern.  Dem kommst Du nur mit der Gewerkschaft bei. Wird aber sehr anstrengend werden. Er wird Dich vermutlich bossen wo er kann.

Wie stehen die Kollegen zu Dir?  Vielleicht hält der ein oder andere zu Dir?
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rudolf Rocker

Hallo Chlorophytum!
Schau mal nach, ob Dein Arbeitgeber im Arbeitgeberverband ist. Dann ist er sogar Tarifgebunden!
D.h. er muss nicht nur die darin vereinbarten Löhne zahlen, er muss sich auch an die darin vereinbarten Arbeitszeiten halten.

Chlorophytum

Mal ne dumme Frage... Wo kann ich das nachlesen?
Rückhalt von den Kollegen habe ich jetzt, denen geht es ja auch nicht besser. Untereinander kommen wir alle super klar. Die Frage ist nur, ob sie das so weiterführen, wenn es mal unbequem wird.
Chef war morgens noch ganz ruhig. Mittags nahm er dann langsam Fahrt auf und erklärte mir überaus ätzend und wie für eine Amöbe, was ich zu tun hätte.

Nachmittags hat erstmal die Auszubildende gefaltet. Dafür hat er mit seiner Stimme eine Distanz von gut 15 Metern überbrückt. Ich hasse diesen Menschen.


Rudolf Rocker

ZitatMal ne dumme Frage... Wo kann ich das nachlesen?
Wenn man Mitglied bei der Gewerkschaft ist, kann man da nachfragen, oder Du musst in die Suchmaschiene mal den Namen des Betriebes plus Arbeitgeberverband eingeben.
Zitat
Dafür hat er mit seiner Stimme eine Distanz von gut 15 Metern überbrückt.
Kenne ich irgendwoher!
Wir nannten das immer "Haare nach hinten föhnen!" ;D

HeiBa

Als ich deinen Beitrag las, hab ich sofort an mich selbst denken müssen, da ich genau die selben Situationen schon mehrmals in meinem Leben hatte.
Immer wieder war ich in Firmen beschäftigt, in denen der Chef meinte, Vorgesetzter zu sein würde zu absolut allem berechtigen.
Beispielsweise war in einer Firma offiziell um 7 Uhr Arbeitsbeginn, erscheinen musste man aber in einem Betriebsraum um spätestens 6.30 Uhr. Der Grund war ganz banal, in der halben Stunde wurde man vor allen anderen Mitarbeitern zusammen gefaltet, angeschrien, beleidigt und gedemütigt. Viele Vorgesetzte entwickeln sich im Lauf der Zeit zu regelrechten Sadisten. In der Zeit bekam ich Panikattacken, wenn ich zuhause an meinen Chef dachte und daran, am nächsten Tag wieder im Betrieb sein zu müssen. Irgendwann entwickelte sich eine regelrechte Psychose. Man war froh, wenn ein anderer Mitarbeiter in der Früh fertig gemacht wurde und man selbst verschont blieb. Das Ganze ging so weit, dass er seinen Sekretär mit dem Telefon und einen Azubi mit der Schaufel schlug. Beide trauten sich nicht mal mehr, sich zu wehren.
Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass das aber immer schlimmer und schlimmer wird, solange man dieses Spiel mitspielt.Wenn ich dir einen Rat geben kann, dann den, dich zu wehren. Du bist nicht das Eigentum deines Chefs und du bist nicht rechtlos, so wie das mancher Chef offenbar versteht. Wenn dich dein Chef anschreit, schrei zurück und zwar lauter als er! Ich mein das ernst, das hat bei mir bisher bei jedem Chef geholfen. Diese Leute sind es meist gewohnt, dass jeder nach ihrer Pfeife tanzt und schluckt. Sie rechnen nicht damit, dass sich ein Mitarbeiter wehrt und ihnen die Stirn bietet. Wenn sie merken, dass man sich diese Behandlung nicht (mehr) bieten lässt, suchen sie sich meist sehr schnell ein anderes Opfer.
Unter dem Strich ist das aber natürlich auch nur eine kurzfristige Lösung. Langfristig würde ich unbedingt eine andere Stelle suchen. Das Gerede deines Chefs von wegen "Connections" ist Bullshit hoch 10. Das ist die übliche Masche von Tyrannen aus Bedrohung und Einschüchterung. Grade solche Chefs sind unter ihren Konkurrenten meist längst bekannt und die meisten sind froh, wenn sie ihrem Konkurrenten eins auswischen können.
Dieses Gerede deines Chefs zeigt einfach nur seinen Größenwahn.
Wie gesagt, lass dir eine solche Behandlung nicht gefallen. Zeig, dass du nicht sein Sklave bist und such dir einen anderen Betrieb.

Viel Erfolg!

Rudolf Rocker

ZitatWenn dich dein Chef anschreit, schrei zurück und zwar lauter als er! Ich mein das ernst, das hat bei mir bisher bei jedem Chef geholfen.
Das hab ich auch immer so gehandhabt! In einer Firma wurde ich, eine Woche nachdem ich den Chef angebrüllt hatte zum Vorarbeiter ernannt! ;D


HeiBa

Ganz genau das meinte ich. Wenn man sich selbst zum Fußabtreter macht, wird man auch für alle Zeiten als Fußabtreter behandelt.
Sich dann mit Kollegen gegenseitig bemitleiden hilft keinem weiter.

Rudolf Rocker

Für solche Chefs ist das gegenseitige Anschreien auch normaler Umgangston.
Da gibt es welche die können einen Arbeitsvertrag leider nicht von einem Kaufvertrag unterscheiden und glauben, mit ihren Angestellten müsste das genauso funktionieren wie mit ihrem Auto.
Wenn ich es brauche, hat es vor der Tür zu stehen und wenn ich es nicht brauche, parkt es in der Garage. Und der Mitarbeiter hat auch zu springen wenn ich ihn brauche und wenn ich ihn nicht brauche schicke ich ihn nach Hause ohne ihn zu bezahlen.

Und die Chefs wissen auch genau mit wem sie diese Spielchen machen können und mit wem nicht.

Onkel Tom

Jo Grünlielie.

Erinnert mich auch an eigene derbe Zeiten und muss jedoch auch etwas schmunzeln,
weil ich zu Deinem Chef den Verdacht habe, das er in Wirklichkeit ein Weichei ist, der
stets eine künstlich aufgesetzte harte Schale präsentiert.. Doch da gibt es richtig lustige
Gegenmittel, was Kommunikationsathmosphäre betrifft, wie z.B. :
Ein hemisches Grinsen im Gesicht "Ja Cheff, geht das noch lauter ?"
"Willst Du mich verarschen ?!!"
"Nein. Aber so können wir nicht miteinander reden !"

So ein subtiles nicht ernst nehmen und korregieren bringt ein Kolleriker so auf die Palme,
das er nach einigen Malen soweit abgenervt ist, das er dann doch überlegt, was er falsch
macht. Versuch ist es wert und es schmekt Dir richtig gut, wenn Scheffes Kinnlade runter
fällt. Sowas in versammelter Mannschaft ? Noch besser und kannst gleich ein Blick zu
Deinen Leidensgenossen werfen, ob anhand des Gesichtsausruck und Verhalten ein
Mitstreiter werden könnte.

Zu den Beiträgen der User vor mir, kann ich mich nur anschließen  ;D

Daher Dir ja wohl schon klar ist, das Dein Arbeitsverhältniss nicht von Dauer werden
kann, wäre es doch schon eine Abwechslung für Dich, dir einen Schlachtplan zu
stricken, wie Du am besten aus der Mallesche kommst, ohne weitere Federn lassen
zu müssen.

Mit Deinem Mobbingtagebuch hast Du doch schon ein guten Anfang gemacht, dich
zu wappnen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, Dich den Umständen entsprechend
"zu bedanken".. Erst schön sammeln und dann schauen, was Mensch wuppen kann  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

dagmar

Hallo Chlorophytum,
das von Dir beschriebene Verhalten kenne ich aus einem Gartenbaubetrieb - und nicht nur dem....

Jetzt arbeite ich als persönliche Assistentin - besser gesagt "perönlicher Arsch" wo der Arbeitgeber ebenso drauf ist.....

Nur: Jobs liegen leider nicht rum. Bei mir - mit Mitte 50 - ist das eh nicht so locker. Glaub mir, jeder Tag heisst mich morgens überwinden. Als gestern mein Choleriker wirder rumschrie dachte ich nur "gut gebrüllt Löwe, ich kann gleich gehen, Du aber bleibst mit Deiner Laune jeden Tag 24 Stunden zusammen". Das hilft mir nicht langfristig. Zumindest aber heute und morgen wo ich frei habe.....

Ich für mich kann nur sagen, ich bemühe mich nach einem anderen Job (schwere Arbeit und schlechte Angebote, die auch Ausbeutung sind bisher), jeden Monat, in welchem ich Gehalt bekomme erhöht sich mein Anspruch auf Arbeiitslosengeld und mittlerweile auch der Rollatorzuschlag. Da ich über 50 bin erhöht sich ja dann der Anspruch auf Arbeitslosengeld nach einer gewissen Dauer von Berufstätigkeit.

Ich habe wegen der sexuallisierten Aktionen meines Arbeitgebers vorsichtshalber beim Arbeitsamt nachgefragt ob bei einer Kündigung eine Sperre eintritt. Mir wurde versichert (ich habe mir zur Sicherheit die Daten des Ansprechpartners und das Datum aufgeschrieben) dass bei einer Eigenkündigung keine Sperre erfolgen würde. Leider aber entspräche mein Arbeitslosengeld gerade mal dem Hartz4-Satz. Dennoch: vielleicht ein Ansatz für Dich sich zu erkundigen bei den "Freunden" des Arbeitsamtes um zumindest einen gewissen Rückhalt zu haben wenn es knallt....

Ich selber weiß für mich auch nicht, wann ich mal einen unqualifizierten Kommentar zurück gebe, der dann eine Kündigung rechtfertigen würde.

Bisher ignoriere ich die Sprüche/Schreierei entweder oder gebe die passende Antwort oder aber: gestriger Zufallstreffer (siehe obiger Beitrag" "au, das war schön laut, weiter so". Komisch, wenn mein "Chef" so deutlich mit seinem Sprachcomputer sprechen würde wie mit mir rumschreien, dann würde dieser ihn auch verstehen ;-)

Halt Dich wacker und lass Dich nicht unterkriegen .... Glaub mir, diese Familie muss sich und ihr Gehabe 24 Stunden am Tag ertragen.

Gruß von Dagmar

Onkel Tom

Wenn Du mit dem Gedanken spielst zu kündigen, würde ich mich nicht
auf das verlassen, was das Jobcenter davon mündlich hält.

Nach einer Kündigung durch den Arbeitnehmer selbst, kommen sie gern auf
Sanktionsideen.

Der Anteil an Sanktionen die wegen Arbeitsplatzaufgabe verbraten werden,
sind auf Platz 1. was Sanktionsgrund und Einsparungen angeht.

Wenn die Gesundheit das Arbeitsverhältniss nicht mehr aufrecht erhalten
lässt und dies durch Dein Fach-Doc auch noch diagnostiziert wird, schaut das
ganze besser aus.
Ein Attest wie "Aus medizinischer Sicht ist das derzeit bestehende
Arbeitsverhältnis meines Patienten nicht mehr zumutbar" schaut das ganze
noch besser aus.

Daraus wird ein sogenannter "wichtiger Grund" deutlich und musst Dich eher
nicht mit Sanktionsärger abkaspern..

Was vom Jobcenter mündlich kommt, wird später im Falle des Falles gern
verdreht oder verleugnet, hauptsache es kann sanktioniert werden.

Die Jobcentren, egal wo, haben das Vertrauen zu ihren Anspruchsberechtigten
schon laaange verspielt.

;)
Lass Dich nicht verhartzen !

dagmar

Hallo Onkel Tom,
da hast Du wohl leider recht. Deshalb bin ich auch beim Doc in Behandlung wegen chronischer Schmerzen, die es gibt, seit ich in der Pflege arbeite.

Ich könnte ständig die Wände hoch und runter gehen wenn ich mir betrachte was so läuft: Arbeitgeber können Menschen verheizen, die Jobagenturen machen mit (so, dass manche Mitarbeiter schon selber sagen "Unmöglich, was sich ein Arbeitnehmer bieten lassen muss", aber diese Aussage kommt nach "eiinen Moment, ich muss die Türe schließen". Oder "wir als Arbeitgeber sind ja auch nicht besser mit unseren Jahresverträgen. Wo soll da die Motivierung herkommen.". Komisch nicht, keiner ist selber zufrieden, viele motzen und dennoch sinid wir alle in der Tretmühle gefangen oder treten uns selber fest. Und wenn es dann an die Wahlen geht - den kleinen Punkt - wo rebelliert werden kann, da gewinnen dann auch noch Modelle, die ganz weit weg sinid von gut und böse; die noch tiefer graben im Kreis derer, denen es "schlecht" geht und derer "die alles verloren" haben.

Nur, lieber Onkel Tom, da ja nur in den Medien so viele Jobs vergeben sind wie lange schon nicht mehr. Wohl auch nur solche, wo ein Drittel dieser Beschäftigten zwei Jobs benötigt um durch Leben zu kommen, ist es relativ schwer in der Teenagerspätlese etwas zu bekommen. Die eine oder andere Sache hätte funktioniert (wenn ich beispielsweise zwei Monate der Einarbeitung kostenfrei gearbeitet hätte .... und das für eine Mutterschaftsvertretung, wo der Job von heute auf morgen zu Ende sein kann und auch noch in Teilzeitbasis). Was auch auffällt: in meiner Region hat die Zeitarbeit nun noch mehr Zulauf. Klar, da kann der Entleiher ein paar Menschen verbraten, denen dann Hoffnungen machen und sie hinterher auch abschießen.

Leute, so habe ich mir das alles nicht vorgestellt.... und dabei verschärft sich alles ja noch zunehmends...

lieben Gruß von Dagmar

Onkel Tom

Ja, Du erzählst hier Deine Situration, die unmissverständlich beschreibt, was
der "moderne" Arbeitsmarkt mit dem Lohnerwerbsabhängigen so alles anrichtet.
Anbei bleibt alles Menschliche auf der Strecke.

Den Preis, den Du für Deine Arbeit bezahlst, ist hoch. Dein Körper schreit nach
Erhohlung. Du kämpfts dagegen an, hauptsache Du hast Arbeit. Auf die Allüren
der Jobcentren hast Du erst recht kein Bock, also sagst Du Deiner Gesundheit
"Halts Maul und quäl mich nicht".. Wat ein Teufelskreislauf...

Fazit: Wegen Ängste machst Du gezwungendermaßen weiter wie bisher.

Einziges Ventil ist die Wände hoch und runter laufen. Wow. Du kannst Dich
wenigstens über die "Verwahrlosung des Arbeitsmarktes" aufregen.
Andre haben auch mit ihrer Gesundheit Risiko gespielt und sind heute nicht
mal mehr in der Lage Brötchien zu sagen. Resignierend arbeiten sie ihren Rest
ab, bis sie umfallen.. Der Wille gebrochen und macht mit mir doch was ihr wollt.

Was hälat Du denn mal davon, über Deinen eigenen Tellerrand zu schauen..
Schnell enteckts Du Mitmenschen, denen es genau so geht und Dir vorher garnicht
so als "Leidensgenossen" aufgefallen sind.
Erstaunt lohnt es sich mal zu einem Kaffeeklatsch zu treffen und Euch über
eure Sorgen aus zu tauschen. Die Chancen sind hoch, das ihr nicht lange zu zweit
bleibt..

Ich möchte damit sagen, es wird Zeit, der Vereinzelung entgegen zu wirken und
am besten nicht allein gegen die Situration an zu kämpfen.

In den 70zigern hieß es noch "Arbeiten um zu leben" Dies bedeutete mehr Lebens-
quallität, Lebensplanung, Urlaub usw.

Heute ist der Spieß umgedreht "Leben um zu arbeiten" und bedeutet Mehreinsatz
und hast nüscht davon. Weder die Grundlage einer funktionierenden Lebensplanung,
noch darfst Du Dich wenigstens 1 mal pro Jahr in den Flieger setzen und der
Sonne entgegen lächeln. Geschweige Null Arbeitsplatzsicherheit..

Ja, Mensch könnte jetzt darüber träumen "Die guten alten Zeiten" und zur Gegenwart
jammern, aber das half noch nie was und heute ein oft genutzter Weg, vor sich selbst
und vor seinen möglichen Mut zu flüchten. Tu Dich zusammen mit anderen, beackert
Eure Schnittmenge Eurer Interessen und wenig später könntet ihr daran Freude bekommen,
Eure Wut über die gegenwärtige Arbeitswelt an den Orten eurer Painiger aus zu
lassen. Denn dann bekommenen sie genau die Angst zurück, die Euch sonst erdrückt.

Allein machen sie Dich ein. Gemeinsam sind wir stark.
Lass Dich nicht verhartzen !

dagmar

Hallo Onkel Tom,
das hast Du super geschrieben!

Ich habe mir nach dem Lesen überlegt, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre tatsächlich mal etwas mehr als den Kaffee zu trinken mit vielen anderen, denen es ähnlich oder ebenso geht. Bisher habe ich mich politisch schön raus gehalten, weil ich als einziges kleines Würmchen eh nichts bewegen kann. Wenn aber jedes kleine Licht das denkt, dann gehen bald die Lichter aus - weil es genau so ist wie Du schreibst: viel zu viele machen es so wie ich, schleifen sich durch und ändern nichts.

Weißt Du, was mich an mir und meiner derzeitigen Lebensweise am meisten ärgert? Es ist eigentlich genau das Duckmäusertum, welches ich verurteile und welches dafür sorgt dass Unrecht nicht auf den Tisch kommt. Komisch, wenn anderen Unrecht geschieht, dann schaffe ich es meinen Hintern zu schwingen, vielleicht sollte ich mal begreifen wie eng mein Tellerrand mit dem des Nachbarn zusammenhängt ....

Lieben Gruß von Dagmar

Onkel Tom

Naja, in erster Linie ist es doch wichtig, erstmal auf seinen eigenen Körper zu hören.

Genau so, wenn dem Körper etwas fehlt, meldet er Appetit auf das, was dem Körper
gerade fehlt. Anbei die Gesundheit nicht ignorieren, ist Mensch schon mal weiter.
Weiter kommt dann noch das seeliche Befinden hinzu.

Hat Mensch diese Dinge für sich selbst reflektiert, kommt die Erkenntnis, wie mann
ausgeglichener existieren könnte und wie man in seiner Freizeit mit etwas anfangen
könnte um für sich Ausgleich zu schaffen.

Ich hatte den Punkt, mich zu analysieren, was mache ich, warum bin ich unzufrieden
und dann habe ich danach geschaut, wie ich denen, die mir Unzufriedenheit
einbringen, zurück ärgern könnte.

Wie der ganze Hartz-4-Schrott beschlossen wurde, habe ich nach 2 Jahren erfolglosen
Bewerben vor lauter Wut meine Computerecke zerdeppert. Eine Absage von x Absagen
hatte dazu gereicht, das mir klar wurde, egal was ich mache, es funzt nicht.

Hätte ich a la "Es sind immer andere schuld" oder "Da kann ich sowiso nicht gegen machen",
wäre ich in der Misere wohl hängen geblieben. Mit Selbstmitleid kommt man auch nicht weiter..

Ok, gegen die neuen Gesetze konnte ich zunächst nichts machen, aber habe mich dann
einer Erwerbslosenini angeschlossen und mich an Aktionen beteiligt, wo ich Ausgleich
fand.

So, wie das Jobcenter und diese SGB-Änderungen mich ärgern, konnte ich dann innerhalb
einer Gruppe durch Protest etc. genau die zurück ärgern, die mir die Misere eingehandeln.

Es dauert seine Zeit, sich neu zu orientieren, aber ich bereue es nicht und fühle mich
mittlerweile besser.

M.s.G. Tom  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

dagmar

Hallo Ihr Lieben,
etwas Zeit ist vergangen und mein Arbeitgeber, von dem ich damals schrieb ist verstorben. Ich hatte ziemlich an Stärke gewonnen, mich munter beworben und auch das eine oder andere Vorstellungsgespräch gehabt - jedoch kein Arbeitsort wo Herz, Verstand und mein Können vor Freude gehüpft wären. Denn die Aufgaben müssen ja auch so sein, dass beide Seiten etwas davon haben.

Nunmehr bin ich also von einem Tag auf den anderen arbeitslos geworden (habe das alles wohl dem RA übergeben, da normalerweise eine Auslauffrist vor Gericht erstritten werden kann, ob das aber lohnt ist die andere Frage).

Durch das Lesen vieler Erfahrungen von Euch habe ich einige Zeitarbeitsfirmen beleuchten und befragen dürfen, was diesen "komischerweise" nicht gefiel. Wenn mir Zeitarbeit vorgeschlagen wird, so nehme ich natürlich die Gespräche wahr, wirke mit und werde durch meinen Fragenkatalog an die ZAF-Firmen (komisch oder?j uninteressant.

Es fällt mir sehr schwer, die guten Ratschläge und Meinungen der ARGE zu teilen. Ich habe mich selber über mich geärgert, weil ich mich selber auf Widerstand gebürstet habe. Denn eigentlich muss ich nur deren Gequatsche überstehen und kann dann zu den Bewerbungen und Gesprächen finden, die mich ansprechen.

Ich muss nun versuchen, meinen ständigen Kreislauf von "Hauptsache Arbeit" zu unterbrechen. Das führte nämlich immer nur zu schlechteren Konditionen und Gesundheitsschäden. Der Weg ist jedoch nicht einfach, da ich in dem Moment wo ich sage, Zeitarbeit und Higher-Firer-Unternehmen sind keine Perspektive sondern münden nur wieder in Arbeitslosigkeit, den einen oder anderen schnippischen Kommentar höre. Durch die Masse an Anträgen und Formularen und die netten Gespräche bei der Arbeitsagentur muss ich schon immer sehr am Selbstwert feilen, der nach diversen Aktionen droht in den Keller zu sinken. Ich denke, da gehrt es mir ähnlich wie von Onkel Tom geschildert. Ja Tom, da habe ich von Dir gelernt: für jedes Vorstellungsgespräch bei einer ZAF müssen auch die SB bei der Arge etwas tun: Reisekostenanträge bearbeiten und viele Rückfrage-Mails ob Probearbeit genehmigt, wenn ja wie oder was oder überhaupt....

Ja, heute - auch nach Posts von Euch - bekomme ich wieder etwas Boden unter den Füßen schreibe Bewerbungen dorthin, wo ich den Job bewältigen kann und dieser mir auch Spaß machen könnte und bereite mich mit Fragenkatalogen auf die Gespräche vor, die ich durch VV führen muss. Ist dort durch Zufall etwas Gutes dabei - schön, dann freue ich mich sehr. Zumeist sind die aber schon bedient wenn ich beim Vorstelljungsgespräch näheres über die Unternehmen wissen möchte, die mir da gerade so als "alleiniger Heilsbringer" serviert werden, obwohl im Internet schon seitenweise die Art und Weise von Higher-and-Fire-Unternehmen (nicht Zeitarbeit) beschrieben sind.

Aber Leute: es kostet Nerven und Kraft! Was Ihr hier alle schon geschafft habt, steht noch vor mir....

Gruß von Dagmar




Wernichtsweissmussallesgl

Hallo Dagmar. Ich versuche seit 2 Jahren eine andere Stelle zu bekommen.
Das unmöglichste Unternehmen verlangte eine kostenlose Probearbeit, wo ich noch in Stellung bin. Unglaublich was die sich einbilden.
Diesem Spinner habe ich mitgeteilt das ich mehr Meisterstücke gebaut habe, als er. Da brauche ich keinem etwas zu beweisen. Liegen ja auch 25 Jahre Berufserfahrung auf dem Tisch in Form von Arbeitszeugnissen. Diesem Ausbeuter habe ich noch eine fette Email geschrieben die er  hoffentlich meinem Arbeitgeber weitergeleitet hat. Unmöglich nach einer 50 Std. Woche noch nach Arbeit zur Probe zu fragen. Er fände das nur Fair!!!!!
So sind die Söhne von Firmenerben. Der regt mich immer noch auf. Aufforderung zur Schwarzarbeit! Sowas aber auch.
Ich wünsche Dir viel Kraft etwas neues zu finden.  Ich möchte mal wissen wann ich endlich gekündigt werde.
Ich denke ich mache die 18 Monate Krankengeld voll. Der Gesundheit zuliebe. Solche Arbeitgeber gehören angezeigt beim Zoll.

dagmar

Hallo Wernichtsweissmussallesgl,

Du hast absolut recht - und bist schon ein vielfaches weiter als ich: Du bist nämlich in der Lage Dich als erstes zu stellen und klar für Deine Gunsten zu entscheiden. Bei mir geht das noch zögerlich. Ich bekam einen Job (wäre nur 50%, Mutterschaftsvertretung) angeboten. Hätte aber zusätzlich zum 100% Job noch einen Monat beim neuen Arbeitgeber (vermutlich unendgeltlich) arbeiten sollen. Da ja meine Kündigungsfrist den Beginn in seiner Arztpraxis unnötig heruasgezogen hätte. Ich habe NEIN gesagt, aber dennoch .... mich immer wieder gefragt ... wenn Du dann menschenwürdigere Verhältniss hättest. Totaler Bullshit!!! Wer nämlich solche Wünsche an jemanden heranträgt, der ist meilenweit von menschenwürdig entfernt.
Auf den Gedanken der Schwarzarbeit war ich damals noch gar nicht gekommen... da sieht man wie naiv ich bin.

Ich arbeite mich jetzt mal durch die Gesetze und brauche dann auch noch Zeit, dieses für mich zumzusetzen. Es begriffen zu haben ist ein paar Stiefel - für mich das nächste Paar auch für mich kämpfend einzutreten.

Wie lange bist Du schon in Deiner Klitsche? Mit befristetem Vertrag oder unbefristet? Für mich habe ich schon oftmals im Ende einer Befristung eine Erleichterung verspürt, weil dann der Job dort vorbei war .... dann aber kamen die Freunde der ARGE, die nur das besste wollten ;-) Und genau das muss ich umsetzen, dass deren Bestes (Quote) ganz sicher nicht mein Bestes ist....

Lieben Gruß von Dagmar und toi toi toi

Kuddel

Ich glaube, das wichtigste ist, erstmal zu begreifen, daß man nicht selbst schuld hat.
Diese schwer- oder überhauptnicht aushaltbaren Bedingungen im Job breiten sich immer weiter aus.
Natürlich sollte man gemeinsam gegen solche Zustände vorgehen, aber mit diesem Spruch ist einem nicht geholfen, wenn man sich in einer solchen Situation befindet und es nicht mehr ertragen kann.

Dann muß man schnell nach einem individuellem Ausweg suchen. Zu den ersten Schritten gehört es, sich eine Leck-mich-am-Arsch-Haltung zuzulegen und zum Arzt zu gehen. Zum einen ist ein solcher Zustand alles andere als gesund, zum anderen sollte man sich klarmachen, daß der "gelbe Schein" auch ein legitimes Kampfmittel sein kann.

Dann muß man sehen, wieviel Rückhalt und wieviel Mut man hat und welche Möglichkeiten der Notwehr man sieht.
Es ist gut, wenn man sich nicht verrückt machen läßt, sich Zeit nimmt und mit anderen quatscht, damit man nicht von einem Desaster zum nächsten stolpert.

dagmar

Hey Ihr, hallo Kuddel,
ich versuche gerade das für mich umzusetzen. Ich war seither eher angepasst und habe versucht, Anforderungen anderer zu erfüllen. Dieses bedeutet aber im Umkehrschluss, dass von mir mehr genommen wurde, als ich zu geben bereit und in der Lage war.

Nun sollte ich also lernen für mich einzustehen und auch meine Rechte zu begreifen und auch zu leben. Das wird bei mir noch dauern, bis es richtig sitzt. Fakt ist aber, dass ich heute beim Gespräch bei der ZAF mit einem Ordner aufgelaufen bin, was den Sachbearbeiter schon etwas irritierte. Der war nett, kein Thema - will ja auch erst mich einkaufen, um mich dann gewinnbringend zu verkaufen....

Meine finanzielle Schmerzgrenze habe ich wesentlich höher gesetzt als mein letzter Stundenlohn war. Zeitarbeit ist für mich "Schmerz" und da muss auch das entsprechende Schmerzensgeld dabei sein. Ich habe unmissverständlich klar gemacht, dass ich Bewerbungsgespräche auf dem freien Markt habe und somit die Zeitarbeit für mich nur als Überbrückung in Frage käme - ich somit sofort kündigen würde wenn andere Möglichkeiten sich anböten. Arbeitsbereit ja, aber nicht zu jedem Preis und jederzeit. Deshalb auf evtl. Arbeitsbeginn nach Absprache. Natürlich hatte er "Verständnis", dass ich einen eventuellen zukünftigen Arbeitsvertrag erst mal mitnehmen und prüfen lassen wollte. Sorry, geht nicht anders, auch wenn heute ein Auftrag ist und morgen sein Kunde einen Mitarbeiter vor sich stehen sehen will. Ich muss für meine eigene Rechtssicherheit sorgen....
Auf die Frage -die mich erstaunte denn ich solle ja als Kaufmann eingesetzt werden- ob ich wieder in die Pflege ginge musste ich verneinen. Zum ersten ist mir der Lohn dort zu gering, zum zweiten habe ich dadurch bereits chronische Rückenschmerzen.... denen ich mit regelmässiger Akkupunktur zu Leibe rücken muss....
Das Gespräch blieb ohne Ergebnis offen - ein defenitives Arbeitsangebot ist mir nicht erteilt worden. Auch auf Probearbeit bin ich nicht angesprochen worden (und das obwohl ich soviele schöne Dinge dabei hatte ... EGV wo steht keine Zeitarbeit wird finanziert, eine Mail der ARGE wo ebenfalls steht bei Probearbeit muss Zeitarbeit Arbeitsvertrag machen).

Am Mittwoch ist das nächste Gespräch, auf welches ich mich vorbereits. Bei einem Higher-Fire-Arbeitgeber. Auch an diesen habe ich einen Fragenkatalog. Genau dieses schrittweise Kuddel, ist das, wo ich für mich lernen muss meine Wünsche zu überlegen. Keine Schnellentscheidungen weil mich jemand mit schönen Worten vollgeschwallt hat ....

Aber genau das muss ich lernen diesen Pokerfaces lächelnd entgegenzutreten und kein Wort zu glauben. Ob Wirtschaft oder Politik, hier geht es niemandem um menschliche Arbeitsbedingungen sondern um Profit, Diäten oder gute Renten... aber nicht um meine gute Rente, darauf ist nämlich niemand bedacht....

Wie stark mein eigener Mut und mein eigenes Rückrad(t) sind, das muss sich noch entwickeln und zeigen. Je mehr ich aber frage und hinterfrage, desto häufiger widersprechen sich die "Helfer" von ARGE und ZAF selber. Im Moment für mich sind das ganz wichtige Grundlagen.....

Gruß von Dagmar

counselor

Ich wünsche Dir viel Glück,  liebe Dagmar.  Es ist nämlich ziemlich schwer,  gegenüber Arbeitgebern und Vorgesetzten eigene Bedürfnisse zur Geltung zu bringen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagmar

Es ist saumässig schwer - vor allen Dingen, wenn jemand wie ich in der Vergangenheit gutes Kanonenfutter war.  Nur war ich wohl genau deshalb Kanonenfutter, weil ich mich selber hinten angestellt habe. Naiv war ich zu denken, wenn ich in Vorleistung gehe, dann merkt es der andere schon und kommt mir dann entgegen.... war nicht, ist nicht und muss irgendwie anders werden.

Aber ich habe nun einfach mal angefangen. Mal wird es besser gehen, mal schlechter .... wenn ich aber für mich klug genug bin keine vorschnelle Entscheidung zu treffen, dann bin ich schon auf dem richtigen Dampfer. Dann nämlich bleibt mir im Nachgang noch Zeit zum Überlegen, wo man/frau dann im Regelfall schon sehr wohl spürt was man/frau will oder nicht.

Ich denke das schwerste wird die ARGE mit subtilem Druck und ZAF-Angeboten sein.

Lieben Gruß von Dagmar

dagobert

Zitat von: dagmar am 15:01:38 Mo. 06.Februar 2017Nun sollte ich also lernen für mich einzustehen und auch meine Rechte zu begreifen und auch zu leben. Das wird bei mir noch dauern, bis es richtig sitzt.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.  ;)

Zitat von: dagmar am 15:01:38 Mo. 06.Februar 2017Auch auf Probearbeit bin ich nicht angesprochen worden (und das obwohl ich soviele schöne Dinge dabei hatte ... EGV wo steht keine Zeitarbeit wird finanziert, eine Mail der ARGE wo ebenfalls steht bei Probearbeit muss Zeitarbeit Arbeitsvertrag machen).
6 Monate Probezeit sind in der Leiharbeit ohnehin Standard, da ist eine zusätzliche Probearbeit schlicht überflüssig.

Die EGV ist übrigens ein Vertrag zwischen dir und dem JC, das Ding geht keinen Dritten etwas an. Keine ZAF, keinen Maßnahmeträger, schlicht niemanden.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

dagmar

Hey Dagobert,
das ist mir klar, aber den Passus darüber, dass Zeitarbeit von der ARGE nicht finanziert wird, den hätte ich ihm schon vorgelesen. Verbunden mit der dummen Frage ob das was mit den Statistiken und Ergebnissen der Arbeitsagentur zur Zeitarbeit zu tun hat.

Auch bin ich ja arbeitswillig - muss somit auch Probearbeit erdulden - aber natürlich nicht ohne Versicherungsschutz. Somit (wie Rudolf Rocker so schön sagte) Probearbeitsvertrag mit Probegehalt für die Zeit der Probearbeit ... denn ich möchte bitteschön schon versichert sein, wenn ich schon den Depp spielen darf.

Es ist ja jetzt länger her, dass ich irgendwelche Anträge stellen musste wie ALG oder Wohngeld. Bei jeder Aktion fällt mir auf, dass der Antrag zum Erhalt eines Antrages mit 30.000 Anlagen, die einzureichen sind, verbunden sind. Vermutlich geht in diesem unserem Sozialstaat doch langsam das Geld aus und die Mitarbeiter bekommen von oben Druck ohne Ende. Ich als Arbeitsloser der nicht will Sanktionen - die Ämter wenn sie nicht kleinkariert sind Abmahnungen - bei jedem von uns geht es ans Überleben. Natürlich haben wir in Deutschland noch eine recht gute Überlebenschance, wir haben Krankenversicherung, im Notfall die Tafeln und und und .... Nur: ein Land mit ständig wachsenden Steuereinnahmen und wirtschaftlichem Wohlstand und ganz unten solche, die krebsen und sich den Hochmut der "elitären" Klasse anhören müssen, ist einfach so daneben.

Letzterer Punkt gilt nicht für mich, ich bin noch in der Lage mich zu wehren und habe noch die Kraft für die Formulare und es erwächst in mir auch jetzt eine bockige "und jetzt erst recht" Haltung; im Notfall sind tatsächlich auch noch Freunde für mich da - sogar finanziell. Aber wie viele verlieren in solchen Situationen noch den letzten Rest von Kraft.... nicht nur von Kraft, sondern der Möglichkeit zum Überleben. Sanktionen  noch weniger Geld als zuvor (welches so und so schoon nicht reichte) also hungern, damit die Betreffenden nicht wohnsitzlos werden, oder???

Ey, es kotzt mich einfach an.... es wurde hier mal was aufgebaut ... ich wurde erzogen im Sinne von vorurteilsfrei, egal ob weiss oder schwarz, Muselmane oder Christ, in Schulen ging es nicht um Markennamen und ich Arsch fange schon an wie die alten "mit früher war alles besser". Darüber ärgere ich mich fast am meisten ;-) Aber ich weiß tatsächlich nicht, was ich tun soll um gegen Misstände anzugehen. Das kann ich nur in meinem persönlichen ganz kleinen Rahmen im Tierschutz und im menschlichen Bereich.

Der Kreis hier in Deutschland schließt sich einfach nicht mehr, diese vermeintliche Solidargemeinschaft wird durch genau solche Aktionen wie Zeitarbeitskonten doch noch schwächer gemacht. Genau diese Gelder stehen dem Mitarbeiter nicht für Kaufkraft zur Verfügung, evtl. den Sozialversicherungsbehörden sondern nur denen, die ja dann die Wirtschaft darstellen.... ZAFS

Boah,,, ich gehe rausd Holz schleifen - ich bin nämlich Holzheizer und habe nicht den Luxus einer Zentralheizung ... dafür aber den Luxus von oftmals 5 Grad im Badezimmer.... wach werden auf die ganz feine Art ... und duschen besonders für Hitzeköpfe wie für mich sehr entspannend ...

Gruß von Dagmar

dagobert

Zitat von: dagmar am 09:21:24 Di. 07.Februar 2017aber den Passus darüber, dass Zeitarbeit von der ARGE nicht finanziert wird, den hätte ich ihm schon vorgelesen. Verbunden mit der dummen Frage ob das was mit den Statistiken und Ergebnissen der Arbeitsagentur zur Zeitarbeit zu tun hat.
Das dürfte wohl eher in der rechtlichen Situation begründet sein. So gab es bis Ende 2016 in der Leiharbeit eine rechtsverbindliche Lohnuntergrenze (faktisch ein Branchen-Mindestlohn, siehe § 3a AÜG, LohnUGAÜV2), so dass jede 0,00€-Arbeit einen Mindestlohnverstoss und damit eine Straftat darstellte.
Nachdem die neuen Tarifabschlüsse vom November inzwischen von allen beteiligten DGB-Gewerkschaften abgesegnet wurden, dürfte es da auch bald eine neue Verordnung geben.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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