Hi!
Ich hatte gestern einen Termin mit meinem Sachbearbeiter, bei dem das Abwenden von Sanktionen im Raum stand. Gemäß euerer Empfehlung wollte ich mir dazu einen Beistand mitnehmen. Da ich in einer dünnbesiedelten Region wohne, fand ich leider übers Internet absolut niemanden. Die AL-Quote hier liegt auch bei unter 3 %, weshalb man Arbeitsloseninitiativen mit der Lupe suchen muß - und dann trotzdem keine findet. Die einzige, die es gäbe wäre eine von der Kirche getragene, aber die ist mehr mit der Freizeitbetreuung (Ausflüge etc.) der überflüssig gemachten beschäftigt, denn mit so etwas sinnvollem wie Beistände ausfindig zu machen. Außerdem ist sie fast 40 km entfernt, und ich erhoffte mir von denen sowieso keine Hilfe.
Also blieb nur die Suche im näheren Bekanntenkreis: Mein Nachbar ist zwar seit einem Monat HIV-Empfänger, weil seine Mutter nun pflegebedürftig ist, und nicht mehr allein sein kann. Der lehnte aber das Mitgehen ab, weil er schiss hat, daß man ihm das in seiner Sache negativ auslegt. Außerdem ist er in meinen Augen ein ziemlicher Schisser, der sich noch nie was getraut hat. - Aber egal... Ein anderer Freund, den ich anrief, sagte dann, ich solle mich 'mal an seinen Vater, einen pensionierten Pfarrer, wenden. Ich rief dann bei ihm an, und erst sagte er, er hätte keine Zeit, weil er irgendwelche Ausstellungen (u.a. zur Nazizeit) vorbereiten müsse. Auf meinen Einwand, daß es nur maximal eine Stunde dauern würde, und noch dazu das Jobcenter an seinem Wohnort wäre, lenkte er schließlich ein und erklärte sich bereit, mich zu begleiten. Ich sagte ihm vorher am Telefon noch, daß er im wesentlichen nur als Zeuge fungieren müsse, und normalerweise gar nichts zu sagen bräuchte (nicht einmal seinen vollen Namen). Als dann das Gespräch am Folgetag begann, verlief alles auch in meinem Sinne. Er zog zwar vorübergehend das Gespräch an sich, und fragte die Sachbearbeiterin wegen ihres ausländischen Namens an, aber mir sollte es recht sein. Dann legte ich meiner SB also sämtliche Widersprüche mit Empfangsbescheinigungen zur Unterschrift vor, die sie dann auch unterschrieb. Zuletzt ging es dann noch ans Heraussuchen von neuen Stellenangeboten, auf die ich mich bewerben sollte. Sie fand dann 2 Angebote bei Leiharbeitsklitschen für den Bereich, in dem ich ursprünglich mal gelernt habe, nämlich kaufmännisch. Dann aber kam der Hammer: Dieser Pfaffe hatte doch dann glatt die Frechheit, ohne Vorwarnung und irgendwie gefragt worden zu sein, mich zu fragen, ob ich mir nicht vorstellen könne, auf dem Bau als Bauhelfer (!) mich zu bewerben. Und ob ich vielleicht schon früher mal auf auf dem Bau gejobbt hätte, was ich aber verneinte. Er sagte dann, daß die Baukonjunktur hier in der Region wie geschmiert liefe, und ständig ungelernte Kräfte gesucht würden (denkt er sich halt). Auf meinen Einwand, daß bisher noch nicht auf dem Bau gearbeitet hätte (auch nicht als Ferienjobber) und immerhin schon 50 Jahre alt wäre (einem Alter, in dem schon die ersten Bauarbeiter wegen Verschleißerscheinungen aufhören müssen), meinter er, ich sähe doch gesund und kräftig aus, und überhaupt, er wäre schon 72 Jahre alt, und hätte letzte Woche auch noch bei seiner Tochter, die gerade ein Haus baut, mitgeholfen. Ich erwiderte darauf hin, daß es wohl einen Unterschied mache, ob man das nur mal für einen Tag tun würde, oder eben dauerhaft. Jedenfalls ist das jetzt durch ihn total blöd vor der Sachbearbeiterin gelaufen, weil ich nun als arbeitsscheuer Hartzler dastehe. Gut, da lässt sich jetzt nichts mehr dran ändern, auch egal.
Aber so als Quintessenz kann ich nur sagen: Nehmt euch keinen Pfaffen oder sonstigen "Systemanbeter" mit dort hin. Dann lieber allein gehen. Besser irgendeinen Freund oder Unbekannten, der vielleicht nicht so gebildet wie dieser Pfaffe ist, aber einem dafür wenigstens nicht in den Rücken fällt. Am besten wäre wohl irgendein Linker, bekennender Kommunist oder Autonomer. Nur gibt es die hier in der Region schon gleich gar nicht.