Gefesselt im öffentlichen Dienst?

Begonnen von Rumpleteazer, 12:56:34 Do. 17.November 2016

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Rumpleteazer

Hallo  ;)
Ich habe mir hier schon einige Themen durchgelesen bzgl. meines Problems, aber eine explizite Lösung für mich habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.
Ich bin seit acht Jahren im öffentl.Dienst tätig, zwei davon im gesundheitlichen Sektor, wo ich mich aber gar nicht wohl fühle und einmal auch schon deswegen länger (42 Tage) krank war.   :( :P
Nun habe ich nach langen bewerben endlich eine neue Stelle außerhalb des öffentl.Dienst gefunden, von der ich auch schon eine Zusage bekam-leider schon zum 01.01.2017 – ich habe aber eine viermonatige Kündigungsfrist. Die Frage nach einem Aufhebungsvertrag blieb erfolglos, aufgrund Personalmangels etc. kann man mich nicht gehen lassen. ;(
Tja, dumm gelaufen! ???
Nun bin ich völlig am Boden zerstört, da ich nicht bis zur Rente dort arbeiten wollte, wo ich jetzt bin ( und diesen Gedanken habe ich schon seit einem Jahr), jedoch die Chancen auf etwas neues sind sehr gering- welcher Arbeitgeber wartet schon vier Monate auf einen neuen Mitarbeiter?! Ich habe auch Bedenken, meine Hausärztin um irgendetwas zu bitten, was nicht rechtens ist...im Moment bin ich echt durcheinander. ::)

Was würdet ihr mir raten, damit mir dieses bei der nächsten Bewerbung nicht wieder passiert...die vier Monate Kündigungsfrist zum Quartalsende sind hinderlich und geben einem kaum die Möglichkeit, wählerisch bei der Jobsuche zu sein.
Und wenn ich längerfristig krank wäre, dann brauch ich mich hier gar nicht mehr blicken zu lassen, da dann die wenigen Kollegen ihren Frust an mich auslassen werden (wenn ich fehle, dann geht hier wohl gar nix mehr?!)  >:D >:D >:D

Habt ihr einige Tipps, Ratschläge oder Erfahrungswerte für mich? 

Rudolf Rocker

Zitat§ 622 BGB
(1) Das Arbeitsverhältnis eines Arbeiters oder eines Angestellten (Arbeitnehmers) kann mit einer Frist von vier Wochen zum Fünfzehnten oder zum Ende eines Kalendermonats gekündigt werden.
https://dejure.org/gesetze/BGB/622.html

Das BGB spricht von einer Kündigungsfrist von 4 Wochen! Was steht denn in Deinem AV?
4 Monate sind es, wenn der Arbeitgeber Dir kündigt.

Krankmeldung bringt dir nichts, weil Du nicht einfach bei einem neuen Arbeitgeber anfangen kannst, wenn noch ein Arbeitsverhältnis mit einem anderen AG besteht.

Rumpleteazer

Hallo Rudolf, eigentlich habe ich extra, um solche Antworten zu vermeiden geschrieben, das ich vier Jahre im öffentl. Dienst tätig bin  ;)
- siehe auch:
http://oeffentlicher-dienst.info/tvoed/bund/kuendigungsfristen.html

Sonst wäre ich ja auch nicht so "hilflos"  ::)


Rudolf Rocker

Huch, sorry sehe ich auch grade! :o
Dann kannst Du wirklich nur etwas über den § 33 TVöD Abs. 1b Auflösungsvertrag versuchen. Und der muss im gegenseitigen Einvernehmen abgeschlossen werden.
Hast Du schon mal mit dem BR gesprochen?

Rumpleteazer

 :D
Ja, der Betriebsrat sagt, dass man da ja nichts machen kann, was mir aber schon bewußt war.

Aber ich bin jetzt echt deprimiert, wenn ich schon wieder an die vielen Stellenanzeigen denke, meine Bewerbungen und die Einstellungsfristen.
Die Arbeitgeber könnten sich doch auch denken, dass es Menschen gibt, die eine längere Kündigungsfrist haben, ich mag mich da schon meist gar nicht mehr bewerben.  :(

Rudolf Rocker

Naja, wenn es ein seriöser Arbeitgeber ist, der ernsthafte Absichten hat jemanden einzustellen, wird er unter Umständen die Personalplanung auch so abwickeln, das er mit längeren Zeiträumen rechnet.
Wir können übrigens gerne tauschen! Meine Zeiten im ÖD waren das Paradies auf Erden, im Vergleich zu dem, was ich in der sog. "freien Wirtschaft" erlebt habe und erlebe! ;)

dagobert

Zitat von: Rumpleteazer am 12:56:34 Do. 17.November 2016
Ich bin seit acht Jahren im öffentl.Dienst tätig, zwei davon im gesundheitlichen Sektor, wo ich mich aber gar nicht wohl fühle und einmal auch schon deswegen länger (42 Tage) krank war.   :( :P
Wenn ich das richtig verstehe, stört dich weniger der öffentliche Dienst, als vielmehr der Arbeitsbereich. Schon mal wegen einer Versetzung angefragt?
Mitarbeiter die krankheitsbedingt ausfallen, können auch im ÖD die Personalplanung durcheinander bringen.

Zitat von: Rudolf Rocker am 16:32:42 Do. 17.November 2016Wir können übrigens gerne tauschen! Meine Zeiten im ÖD waren das Paradies auf Erden, im Vergleich zu dem, was ich in der sog. "freien Wirtschaft" erlebt habe und erlebe! ;)
;D  ;D  ;D
In der Tat, die privaten Arbeitgeber sind nicht unbedingt das Gelbe vom Ei (sehr höflich ausgedrückt).
Eine Stelle im ÖD aufgeben zu wollen deutet in der heutigen Zeit auf eine gewisse Unkenntnis der Zustände außerhalb vom ÖD hin.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Rudolf Rocker

Die Arbeitsbedingungen im ÖD sind heute auch nicht mehr das Gelbe vom Ei, ganz klare Sache. Aber die Arbeitsbedingungen bei privaten Arbeitgebern sind ebenso im freien Fall.
Wenn ich Kollegen treffe, die im ÖD arbeiten und denen erzähle, was ich so bei privaten AGs erlebe, sagen die alle, das sie noch am ersten Tag sofort nach Hause gefahren und nie wieder gekommen wären!

Rumpleteazer

Ja Rudolf, du hast recht  und ich werd weiterhin hoffen, solch einen Arbeitgeber zu finden- ich darf eben nicht aufgeben! 8)

Zitat von: Rudolf Rocker am 16:32:42 Do. 17.November 2016
Wir können übrigens gerne tauschen! Meine Zeiten im ÖD waren das Paradies auf Erden, im Vergleich zu dem, was ich in der sog. "freien Wirtschaft" erlebt habe und erlebe! ;)

Das stimmt schon,dass die Arbeitzeiten teilweise nicht zu verachten sind, kommt aber auf den Bereich an. Aber es wäre ja traurig, wenn man nur deswegen zur Arbeit geht.  ;)
Zitat von: dagobert am 17:36:40 Do. 17.November 2016
Wenn ich das richtig verstehe, stört dich weniger der öffentliche Dienst, als vielmehr der Arbeitsbereich. Schon mal wegen einer Versetzung angefragt?
Mitarbeiter die krankheitsbedingt ausfallen, können auch im ÖD die Personalplanung durcheinander bringen
Wenn ich den Arbeitbereich wechsele, dann komme ich eher vom Regen in die Traufe, die Stimmung ist im gesamten Amt mies, wir haben sehr viele Langzeitkranke- eine Kollegin wird sogar von Abteilung zu Abteilung geschoben, weil keiner was mit ihr anfangen kann und manchmal wird sie auch nach Hause geschickt, wenn nix für sie zu tun ist. 
Wechseln kann ich außerdem nicht, weil ich dann wahrscheinlich noch weniger von dem mache, was ich mal gelernt habe. 
Und dieses ist ja mitunter einer der Gründe, warum ich dort weg möchte- ich bin kein typischer Schreibtischtäter.  ;)

Rudolf Rocker

ZitatUnd dieses ist ja mitunter einer der Gründe, warum ich dort weg möchte- ich bin kein typischer Schreibtischtäter.
Du arbeitest nicht zufällig in einem JobCenter? ;D

ZitatDas stimmt schon,dass die Arbeitzeiten teilweise nicht zu verachten sind, kommt aber auf den Bereich an.
Die Arbeitszeiten sind das allerkleinste Problem! Es geht mir eher um zum Teil kaum vorstellbare Arbeitsbedingungen, kriminelle Verstöße gegen Tarifrecht, Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit. Leistungsdruck bis zum abkotzen, Bedrohungen bei der Krankmeldung, Denunziation durch Arbeitskollegen, kein BR, keine gewerkschaftliche Vertretung...usw. usw.

Fritz Linow

Nicht nur der Arbeitgeber darf fristlos kündigen, -wenn er denn gerichtsfeste Gründe vorlegt- , sondern auch der Arbeitnehmer. Da muss man dann halt abwägen, ob nicht solche Sachen wie Mobbing, sexuelle Belästigung oder gar Gewaltandrohung Grund genug sind, fristlos zu kündigen. Der Weg dahin sollte allerdings gut dokumentiert und kommuniziert und somit gerichtsfest sein. Ansonsten muss man halt für die Verletzung der Vertragspflicht zahlen. Dafür muss der Arbeitgeber aber auch erstmal genau darlegen, wieviel ihn das vorzeitige Nichtmehrerscheinen gekostet hat.
Ich würde mit denen nochmal reden, denn was soll man bitteschön mit unzufriedenen Arbeitern anfangen? (blöde Frage)

Weitere Schritte in diese Richtung solltest Du nicht alleine unternehmen.

Rumpleteazer

@Rudolf Rocker: Ich in einem Jobcenter?  kotz Gott bewahre! >:D Ich war mal vor zehn Jahren arbeitslos, die ach so freundlichen und hilfsbereiten Sachbearbeiter und das ganze drumherum ging mir schon so auf die Nerven... :P

Ich sehe aber- außer vielleicht Betriebsrat- stehen sich öffentl.Dienst und freie Wirtschaft doch sehr nahe was die Arbeitsbedingungen angeht..;D Leider kann einem ja auch keiner garantieren, dass es im nächsten Job besser wird, aber zumindest mache ich das, weshalb ich mal eine Ausbildung gemacht habe. ;) 

@Fritz Linow: Ja, das mit dem unzufriedenen Mitarbeiter habe ich mir ja auch gesagt, aber da in "meinem" Irrenhaus mindestens 80% unmotiviert sind, was kümmert es den Leiter des Amtes? Nicht die Bohne, denn die Stimmung hier wird immer schlechter anstatt besser, keiner ändert was, alle jammern (nennt man wohl "sich mit der Situation abfinden") und wenn dann einer, so wie ich gehen will, dann sagt der Teamleiter:" Hier ist es doch nicht so schlecht, wo wollen Sie denn hin?" Der Stellvertreter von ihm geht bald in Rente, den kümmert nur SEIN baldiger Abgang.

Rudolf Rocker

Naja, wenn man sich an seinem Arbeitsplatz unwohl fühlt ist es egal, ob das ÖD oder privater Arbeitgeber ist.
Das ist dann beides Scheiße!

Rumpleteazer

 ;D

Bin leider schon zu lange im öffentl. Dienst, um beurteilen zu können, ob es "draussen" besser war, aber vor dem Irrenhaus wo ich jetzt war, war ich auch noch beim Bund und ich kann mich nicht erinnern, dass es in der freien Wirtschaft auch immer so steife und unlogische Richtlinien gab- frei nach dem Motto "das war immer schon so und das wird auch so gemacht". Die Vorgaben, mit denen wir hier arbeiten sind schon mind. fünf Jahre veraltet, wie mir erst gestern wieder eine Logopädin aus der freien Wirtschaft mitteilte.
Und von einer Ärztin hier hörte ich aus eigenem Munde, dass sie nicht wisse, wie man reanimiert. 8o

Das ist fast so, als wenn ein Busfahrer eine rot- grün Schwäche hat.  :P

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