Dissidenten

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 17:16:26 Sa. 20.Juli 2013

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ManOfConstantSorrow

Es ist zweifelsohne zum Kotzen, wie (u.a.) China oder Rußland mit Kritikern ihrer Politik umgehen.
Wenn aber unsere Presse große Kampagnen für die Dissidenten und ihren Kampf für die Freiheit fahren, sollten wir uns schon fragen um wessen "Freiheit" es hier geht. Die chinesischen Dissidenten, die hier bekannt sind, fordern teilweise schlichtweg totale Freiheit für die Wirtschaft und wollen die Einführung eines neoliberalen Systems in China. Auch diese Helden im ehemaligen Ostblock sind oftmals nicht gerade das, was wir uns als Ausgebeutete wünschen können.

Z.B. Ukraine. Die Inhaftierte Politkerin Julija Tymoschenko ist selbst Oligarichin und korrupte Politkerin wie es im Buche steht.



Das Vermögen von Tymoschenko wurde 2007 auf mehrere Hundert Millionen Dollar geschätzt. Sie wollte die Ukraine der Nato und dem westlichen Kapital öffnen. Ich hab wenig Mitleid mit ihr. Die Herrschende Regierung ist mir jedoch kein Stück sympatischer.

Jetzt empören sich unsere Medien über die Verfolgung von Alexej Nawalny in Rußland.



Man nennt ihn einfach einen "regierungskritischen Blogger". Mehr erfährt man zumeist nicht.
ZitatZu Nawalnys Fangemeinde zählt hierzulande auch die menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion und notorische Geschichtsrevisionistin, Erika Steinbach. »Mit der Anklage gegen Nawalny gerät ein weiterer bekannter Gegner Putins ins Visier. Mit der Verhaftung dutzender Oppositioneller in Moskau und St. Petersburg macht sich die russische Justiz erneut zum Büttel und Komplizen der Regierung«, ließ die Konservative jüngst verlautbaren. Auch der einstige DDR-Bürgerrechtler und heutige Grünen-Europaabgerodnete Werner Schulz meldete sich zu Wort. Er warf der russischen Regierung vor, sie wolle durch »Verfahren gegen zahlreiche Demonstranten« die Opposition mundtot machen.

In diesen Solidaritätsbekundungen wird allerdings verschwiegen, dass Nawalny eine zwielichtige Person ist. Nach einigen Jahren Mitgliedschaft in der sozialliberalen Jabloko-Partei wurde er im Jahr 2007 nach internen Differenzen ausgeschlossen. Seitdem hat sich der Jurist dem rechten Spektrum angenähert. Laut Bundeszentrale für politische Bildung ist er »ein radikaler russischer Nationalist«, der als Aktivist der Bewegung Narod (Nationale russische Befreiungsbewegung) versuche, nationalistische und liberale Ansätze zu verbinden.

Der Verfechter eines liberaleren Waffengesetzes forderte vergangenes Jahr, »militante Kaukasier« mit der Pistole zu bekämpfen. Im Herbst trat er beim »Russischen Marsch« vor schwarz-gelb-weißen Zarenflaggen schwenkenden Rechtsextremisten als Volkstribun auf und wetterte dort gegen die Oligarchen. Nawalny beendete seine Rede mit dem Nationalisten-Gruß »Es lebe Russland«.
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Russland/nawalny.html


Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Bereits an anderer Stelle in diesem Forum hatten wir den hier:

Zitat
Michail Chodorkowski
spon: "Kreml-Gegner", "Putins Intimfeind", "Russlands prominentester Häftling", "Putins Erzfeind", "Opfer politischer Rache", "Regierungskritiker", "erbitterter Gegner von Wladimir Putin", "einer der wichtigsten Figuren der russischen Oppositionsbewegung".

Der Freitag berichtet:
ZitatNoch als 26-jähriger Komsomolze und geschätzter Funktionär des KP-Jugendverbandes avancierte Chodorkowski 1990 in Zeiten einer siechen Sowjetunion zum Vorstand der Menetep-Bank, einer Schaltstelle für die Privatisierung von Industriefirmen. Drei Jahre später beförderte Präsident Boris Jelzins den begabten Manager zum stellvertretenden Minister für Energie und Brennstoffe sowie Berater für jene Schocktherapie, wie sie der damalige Premier Jegor Gaidar Russlands Ökonomie verordnet hatte.

Kurz bevor 2003 der erste Chodorkowski-Prozess über die Bühne ging, schrieb die Frankfurter Rundschau über die Spezies der ,,Neuen Russen" und deren Frontmann: ,,Die Mittel, mit denen er zum Oligarchen aufstieg, waren die Mittel eines Raubtierkapitalismus, mit denen eine Schar smarter, mehr oder weniger gewissenloser Geschäftsleute dem russischen Volk den gesellschaftlichen Reichtum raubten."

Treffend analysiert, denn beim von Chodorkowski ab 1996 geführten Yukos-Ölkonzern, dessen Hausbank – wen konnte das überraschen? – die Menetep-Bank war, sollte sich das besonders bezahlt machen. Dort ließen sich Gewinn-Margen in ungeahnte Höhen treiben, so dass Chodorkowski nur zehn Jahre nach dem Untergang der Sowjetunion als reichster Bürger Russlands galt. Was sich unter anderem damit erklären ließ, dass im Ausland Briefkasten-Firmen nach Order von Yukos russisches Öl verkauften und den russischen Staat Steuereinnahmen von etwa 20 Milliarden Dollar kosteten. So etwas nennt man zuweilen auch Unterschlagung, Betrug und Steuerhinterziehung, um die sich der ,,Gegner Putins" verdient machte.

Als der Oligarch ab 2002 mit den US-Öl-Giganten Exxon Mobil Corporation und Chevron Corporation über eine Übernahme von Yukos-Anteilen verhandelte und so nicht mehr und nicht weniger als die Preisgabe nationaler Ressourcen betrieb, war der Bogen überspannt. Zuvor hatte Chodorkowski im Überschwang mitgeteilt, er könne Parteien und sogar Wahlergebnisse kaufen.
http://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/die-akte-chodorkowski

Da wundert folgendes überhaupt nicht mehr:
Zitat
Der von Wladimir Putin begnadigte und freigelassene Kreml-Gegner Michail Chodorkowski ist auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) in Empfang genommen worden.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/begnadigung-kreml-gegner-chodorkowski-auf-dem-weg-nach-deutschland-fotostrecke-105200.html

Der Genscher, der von NSDAP (Mitgliedsnummer 10123636) zur Partei der Wirtschaftskriminellen (FDP) wechselte und dort eine blendende Karriere im politischen Systems der BRD hinlegte: Bundesinnenminister, Außenminister, Präsident des NATO-Rates und Präsident des Ministerrates der Westeuropäischen Union, Aufsichtsratsvorsitzender der WMP Eurocom AG Berlin (Kommunikationsberatung in den Bereichen Wirtschaft, Medien und Politik), Rechtsanwalt für die Sozietät Büsing, Müffelmann & Theye (Büro Berlin), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung Deutschland.


Von Snowden und Assange hört man noch gelegentlich in den Medien.

Um Mumia Abu Jamal ist es still geworden:
Zitat

Am 9. Dezember 1981 schoss ein Polizist in Philadelphia den afroamerikanischen Journalisten und ehemaligen Black Panther Mumia Abu-Jamal nieder. Der Polizist verletzte auch seinen Bruder schwer und wurde darauf hin von einem weiteren Anwesenden selbst erschossen. Später verurteilte ihn eine von Staatsanwalt und Richter manipulierte Jury ohne Beweise in einem weltweit kritisierten Verfahren paradoxerweise, den Polizisten ermordet zu haben. Mumia erhielt die Todesstrafe. Gegen seine Hinrichtung und für die Freilassung haben sich seit dem mehrere Generationen von linken Aktivst*innen überall auf der Welt eingesetzt. 2011 gaben die Behörden ihre Mordabsichten endgültig auf, hielten Mumia aber weiter in Haft. Trotz gerichtlich anerkannter Verfassungsbrüche durch alle Instanzen der US Justiz weigert sich diese bis heute, den afroamerikanischen Journalisten freizulassen.
http://www.freiheit-fuer-mumia.de/

Leonard Peltier ist hier weitgehend unbekannt.
Zitat
indianischer Aktivist des American Indian Movement (AIM) in den USA.

Leonard Peltier wurde am 12. September 1944 in Grand Forks (Great Turtle Island), North Dakota geboren und stammt von Ojibway (Chippewa) und Dakota Sioux ab, wurde dann aber traditionell von den Lakota angenommen.

Und wie viele andere ist Peltier auch ein ,,Kind von 1968". In den USA entstand 1968 das American Indian Movement (AIM). Red Power wurde zum Kampfruf  der Native Americans gegen die Jahrhunderte lange Unterdrückung und den fortgesetzten latenten Genozid an den Ureinwohnern Amerikas. 1969 fand die erste spektakuläre Aktion statt, an der Peltier allerdings noch nicht teilnahm: die Besetzung der Gefängnisinsel ALCATRAZ. Diese Aktion wurde allerdings zum Vorbild für künftige Aktionen Peltiers.

So besetzte er gemeinsam mit anderen indianischen AktivistInnen 1970 Fort Lawton bei Seattle.1972 schloss Peltier sich dem AIM an und nahm u.a. am > March of broken Treaties<  in Washington teil. Als BIA-Beamte ihr Versprechen nicht einhielten, den Stammesältesten Unterkünfte zu besorgen und im Weißen Haus auch nicht die angekündigten Gesprächstermine eingehalten wurden, besetzten die Indianer spontan sieben Tage lang das Bureau of Indian Affairs (BIA) – Gebäude, nur ein paar Blocks vom Weißen Haus entfernt. Peltier wurde nun vom FBI verstärkt als Unruhestifter registriert.

Im gleichen Jahr wurde Peltier in Milwaukee in einen Streit mit Polizisten in Zivil verwickelt. Die Polizisten behaupteten, er habe sie mit einer Pistole bedroht und so wurde er  wegen versuchten Mordes angeklagt (1978 wurde Peltier vom Mordvorwurf freigesprochen).  Bis zum Verhandlungsbeginn verbrachte er 5 Monate im Gefängnis. Als er nach Zahlung einer Kaution freikam, tauchte Peltier im April 1973 unter, da er befürchtete, Opfer einer durch Polizei- und Geheimdienste angestifteten Feme zu werden. Da er nicht zum Verhandlungstermin in Milwaukee erschien, wurde erneut Haftbefehl gegen Peltier erlassen.

Zur gleichen Zeit hielten AIM-Aktivisten den Ort WOUNDED KNEE in der Pine Ridge-Reservation  besetzt. In diesem Konflikt eskalierte die militärische Gewalt der Staatsmacht. US-Marshals, FBI-Agenten, paramilitärische Gruppen des korrupten Stammesvorsitzenden Dick Wilson (GOONS) und weiße Bürgerwehr feuerten mehr als 250000 Schüsse auf die BesetzerInnen ab. Unter dem Kommando des späteren Nato-Oberbefehlshabers Alexander Haig wurden 17 Panzer, 12 Raketenwerfer, F4 Phantombomber, Kampfhubschrauber und jede Menge CS-Gas eingesetzt, um den Widerstand der Besetzer zu brechen. Die Militäroperation kostete mehr als 1 Milliarde US-$: mehr Geld als seit 1870 seitens des US- Staates für die Unterstützung der Menschen in Pine Ridge investiert wurde. 2 Native Americans wurden erschossen – eher ein Wunder, dass die Zahl der getöteten Besetzer nicht höher war. Peltier, der in Wounded Knee nicht dabei war,  engagierte sich seit seiner Flucht bei den Sicherheitskräften des AIM, nahm am Kampf um die Fischereirechte der Puyallup und Nisqually in Washington State und an AIM – Aktionen in Arizona und Wisconsin teil. 1975 kam er  erneut nach Pine Ridge.

Zum Hintergrund: Mitte der 70er Jahre herrschten in der Pine Ridge-Reservation in South-Dakota bürgerkriegsähnlichen Zustände. Die Guardian of Oglala Nations (Goons), bewaffnete paramilitärische Banden des korrupten Lakota-Stammesvorsitzenden Dick Wilson, schüchterten mit Waffengewalt traditionelle und politisch aktive Indianer ein und terrorisierten Teile der Reservationsbevölkerung. Über 60 Menschen fielen diesem Terror bis dahin zum Opfer, obwohl teilweise bis zu 50 FBI Agenten im Reservat waren. Andere Quellen sprechen von bis zu 300 Morden, die niemals aufgeklärt wurden und die für die US-amerikanische Polizei und Justiz alles in allem kein Thema waren. Vielmehr wurden alle Untersuchungen mangels finanzieller Mittel eingestellt. Der frühere AIM-Aktivist und heutige Musiker John Trudell, sprach daher von regelrechten Todesschwadrons, die mit Billigung, Ausstattung und Unterstützung des FBI ihr mörderisches Unwesen betrieben.

Ging es darum, von einem illegalen Deal zwischen dem korrupten Stammesratsvorsitzenden und der US-Regierung abzulenken, in dessen Verlauf ein Tag zuvor ca. ein Achtel des Reservationsgeländes mit lukrativen Uranvorkommen an die US-Regierung abgetreten wurde?

Doch nicht nur erpresste Falschaussagen und der Tod möglicher Entlastungszeugen führten zur Verurteilung Peltiers, es wurden auch Entlastungsmaterialien bewusst zurückgehalten. Bereits im Laufe der Verhandlung stellte ein ballistisches Gutachten eindeutig fest, dass eine der bei Bob Robideaus Festnahme sichergestellten Waffen des Modells AR-15, die laut Anklage die Tatwaffe Peltiers sei, keinesfalls die tatsächliche Tatwaffe war. Das Ergebnis der Laboruntersuchungen wurde der Verteidigung jedoch vorenthalten und  somit als weiterer Entlastungsbeweis unterschlagen. Erst Jahre später wurde diese Information in mittlerweile   freigeklagten FBI-Unterlagen gefunden.

Addiert man hinzu, dass den Geschworenen seitens der Anklage ständig suggeriert wurde, dass ihr Leben durch bewaffnete AIM-Aktionen permanent bedroht sei, verwunderte es daher keinen objektiven Prozessbeobachter, als 1978 Leonard Peltier wegen zweifachen Mordes an den FBI-Agenten Williams und Coler durch die Geschworenen zu zweimal Lebenslänglich verurteilt wurde – dies, obwohl die Beweise gegen ihn genauso wenig schwerwiegend waren, wie die Beweise im Verfahren gegen Butler und Robideau, die allerdings wegen Notwehr bereits freigesprochen wurden. (Auch in dieser Verhandlung räumten Belastungszeugen ein, Falschaussagen nur aufgrund von Nötigung durch die Ermittlungsbehörden begangen zu haben).
Eine Vorverurteilung Peltiers hatte längst stattgefunden. Hierzu wurde der Prozess gegen Peltier u.a. in den als indianerfeindlich bekannten Gerichtsbezirk Fargo (North-Dakota) verlegt und somit aus der Zuständigkeit jenes Gerichtes genommen, das Robideau und Butler freisprach. Das FBI brauchte eine Verurteilung und Peltier, der wie seinerzeit andere AIM-Aktivisten auch zum militanten und bewaffneten Kern der seit 1968 existierenden Red- Power-Bewegung zählte, war den amerikanischen Sicherheitsdiensten schon lange ein Dorn im Auge. Das eigentliche Ziel jedoch war vor allem die Zerschlagung des American Indian Movement als soziale Bewegung. Dabei bedienten sich Polizei, Geheimdienste und Justiz der gleichen geheimdienstlichen Instrumente (COINTELPRO) wie bereits zuvor bei der Zerschlagung der Black Panther Party (BPP) und anderer sozialrevolutionärer oder auch nur bürgerrechtsengagierter Gruppen.
http://www.leonardpeltier.de/


Seit dem 6. Februar 1976 befindet sich Leonard Peltier in Gefangenschaft. Für Peltier gab es eine Odysee durch amerikanische Hochsicherheitstrakte. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend. Nach einem Schlaganfall erblindete er nahezu auf einem Auge. Eine Wiederaufnahme seines Verfahrens und die Zulassung entlastender Beweismittel blieben ihm verwehrt. Leonard Peltier hat immer wieder bekundet, die Agenten Coler und Williams nicht erschossen und schon gar nicht kaltblütig hingerichtet zu haben. In seinem Buch >Prison Writings – My Life Is My Sundance< schreibt er an die Eltern, Kinder und Verwandten der beiden getöteten Agenten und beteuert sein Bedauern über den tragischen Tod und über die tragischen Umstände, die zu diesem Zwischenfall führten.

Lichtgestalt und Friedensnobelpreisträger Obama begnadigte ihn nicht. Unter deutsche Politikern und Medien gibt es keinen Aufschrei der Empörung. Jamal und Peltier leben ja nicht in Unrechtsregimes, sondern in dem freiesten Land des Freien Westens.

ManOfConstantSorrow

Was in Rußland abgeht, ist einfach zum Kotzen. Wer eine ungeliebte Meinung vertritt, lebt gefählich. Bei den Neuen Montagsdemos lobt man Putin und bei Pegida gab es sogar "Putin! Putin!" Rufe.

Unsere Mainstreammedien sind stets voll des Lobes bei russischen Dissidenten, voran das Ekelblatt TAZ:

ZitatPorträt Boris Nemzow
Der Freidenker

Der Kremlkritiker war kein Mann, der aufgab. Er setzte sich seit jeher für ein demokratischeres Russland ein.
http://www.taz.de/Portraet-Boris-Nemzow/!155574/

Dabei war er ein ähnlicher Drecksack wie Michail Chodorkowski.

ZitatMit dem Ende der Sowjetunion profilierte sich Nemzow als liberaler Politiker und Anhänger des Präsidenten Boris Jelzin. Der ernannte ihn 1991 zum Gouverneur des Gebiets Nischni Nowgorod nordöstlich von Moskau. Dort wurde er populär, weil er Investitionen förderte. Kritiker hingegen warfen ihm Bündnisse mit dubiosen "Businessmen" vor. Es war die Zeit der wilden Neunzigerjahre, in der im Geschäftsleben Banditen mit Politikern um Macht und Einfluss rangen.

Nemzow hatte oft seine eigene Position, auch gegenüber dem von ihm geschätzten Jelzin, der ihm 1995 den Orden für "Verdienste gegenüber dem Vaterland" verliehen hatte.

Furore im Amt machte er durch seine Entscheidung, die ausländischen Dienstwagen durch landeseigene "Wolga" zu setzten. Darin zeigte sich ein Zug seiner Politik, in der Effekt bisweilen vor Effektivität rangierte. Dazu passt auch, dass Nemzow zeitweilig zum Vorsitzenden des Verbands der Windsurfer Russlands avancierte.

An den korrupten Strukturen im Regierungsapparat änderte seine populistische Maßnahme mit dem Übergang vom Westwagen zum "Wolga" wenig. Kurzzeitig galt Nemzow als möglicher Anwärter auf das Amt des Präsidenten.

Eine seiner Stärken bestand darin, dass er Kontakte zu Gleichgesinnten aus der Jelzin-Ära pflegte, die in kapitalstarken Staatsholdings Führungspositionen einnehmen, wie der frühere Vizepremier Anatolij Tschubais.

Nemzow wusste, dass auch die gegenwärtig agierenden Clans im Umfeld des Kreml nicht korruptionsresistenter sind als ihre Vorgänger in den Neunzigerjahren. Mit Broschüren wie "Putin.Korruption" machte sich Nemzow bei den Mächtigen in Moskau unbeliebt. Zugleich zeigte er offen Sympathie für den Kurs der neuen ukrainischen Regierung - Nemzow protestierte gegen die russische Intervention auf der Krim.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/boris-nemzow-portaet-der-provokateur-a-1021086.html

ZitatAls Fraktionschef der Union der rechten Kräfte kritisierte er die Regierung fortan von der Opposition aus. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 wurde er von der Union der rechten Kräfte aufgestellt, Nemzow legte die Kandidatur aber vor der Wahl nieder. 2008 gründete er mit anderen Oppositionellen (darunter der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow) die Bewegung Solidarnost. Bei den Protesten gegen die Wiederwahl Putins ins Präsidentenamt (Präsidentschaftswahl am 4. März 2012) war er einer der Hauptredner.

Unter Nemzow wurde Nischni Nowgorod zum Vorreiter und Pilotprojekt für weitreichende wirtschaftsliberale Reformen und Privatisierungen in Russland. Er privatisierte den Handels- und Dienstleistungsbereich. Bei einer Bodenreform wurden Kolchosen und Sowchosen in private Agrarbetriebe umgewandelt. Staatsbetriebe gingen in Aktiengesellschaften über. Nemzow zur Seite standen der Amerikaner Robert Gale (International Finance Corporation, IFC) und der russische Ökonom Grigori Jawlinski.

Am 17. Juli 1998 vertrat Nemzow bei der Beisetzung der Gebeine des letzten russischen Zaren Nikolaus II. und dessen Familie in Sankt Petersburg die russische Regierung.

Im Januar 1999 ließ Nemzow die Bewegung ,,Junges Russland" beim russischen Justizministerium registrieren. Gemeinsam mit der Bewegung ,,Neue Kraft" des ehemaligen Ministerpräsidenten Kirijenko und weiteren Reformkräften plante Nemzow die Gründung der Koalition ,,Die rechte Sache".

Nemzow unterstützte aktiv die Orange Revolution im November/Dezember 2004 in der Ukraine und wurde nach deren Sieg zum Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten Wiktor Juschtschenko ernannt.

Er war ein Unterstützer des ukrainischen Machtwechsels hin zu NATO- und EU-freundlichen Kräften.
http://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Jefimowitsch_Nemzow



Boris Nemzow 1998
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

ZitatLaut Kreml hat der Mord an Boris Nemzow angeblich einen islamistischen Hintergrund. Doch es gibt ein anderes mögliches Motiv: Einem Zeitungsbericht zufolge hat der Oppositionelle die USA unterstützt, Sanktionslisten gegen Moskau zu verfassen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-boris-nemzow-soll-den-usa-geholfen-haben-a-1024915.html

Vielleicht war es ja ein Auftrag eines Oligarchen, dessen Vermögen von den USA beschlagnahmt wurde.
Der Wirtschaftskrieg, die massenhaften Kontensperren, werden in deutschen Medien nicht diskutiert.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Troll

Zitat
Vielleicht war es ja ein Auftrag eines Oligarchen, dessen Vermögen von den USA beschlagnahmt wurde.
Der Wirtschaftskrieg, die massenhaften Kontensperren, werden in deutschen Medien nicht diskutiert.

Ja, selbst das Nichtwissen ist Alternativlos geworden.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

ZitatNach den Protesten vom 12. Juni 2017 in Russland:
Nur in bundesdeutscher Propaganda ist Nawalny der Held...


Nein, man muss kein Freund des Herrn Putin sein, um die bundesdeutsche Propaganda über die Russische Föderation sowohl als ausgesprochen durchsichtig, wie auch als, dank immer gleicher Muster, als ebenso erfolglos zu bewerten. Jetzt ist der Oligarch Nawalny der neue Superstar der Demokratie – wie alle anderen vor ihm, ein Produkt des einst so bejubelten Boris Jelzin und seines entfesselten Kapitalismus. (Der im Übrigen, im Unterschied zu Putin, auf seine Gegner die Panzer los schickte). Nimmt man die Aussagen der befragten Menschen bei den Demonstrationen der letzten Monate in Russland zur Kenntnis, dann sehen sie in Nawalny keineswegs die Person, an der sie sich orientieren können und wollen. Vor allem, wenn man nicht nur die, wie im Übrigen überall auf der Welt, politisch beliebigen Proteste gegen Korruption betrachtet, sondern auch die vielfältigen sozialen Aktionen, die quer durchs Land stattfinden. Und sicher: Das Putin-Regime begegnet diesen sozialen Protesten ebenfalls mit Repression (wenn auch meist nicht in dem Ausmaß, wie etwa gegenwärtig in Hamburg – mit Maschinenpistolen ausgerüstete Sondereinheiten wurden bislang nirgendwo berichtet).
http://www.labournet.de/internationales/russland/politik-russland/nach-den-protesten-vom-12-juni-2017-in-russland-nur-in-bundesdeutscher-propaganda-ist-nawalny-der-held/




ZitatLiu Xiaobo , der am Donnerstag im Alter von 61 Jahren verstorben ist, hat 2010 den Friedensnobelpreis zuerkannt bekommen. Er gehörte Ende 2008 zu den mehr als 300 Unterzeichnern der Charta 08, die in der Tradition der tschechoslowakischen Charta 77 für mehr Demokratie und Freiheit in der Volksrepublik eintritt.
Natürlich ist die Repression der Chinesichen Regierung nicht hinzunehmen. Doch ich halte Friedensnobellpreisträger grundsätzlich für verdächtig.

Liu Xiaobos Forderung nach Schutz und Entwicklung des Privateigentums macht sie zu einem Instrument der Privatisierung.
Natürlich eilt da die gesamte westliche Welt herbei und ruft "Solidarität". Diejeingen, die Repression für ihren Kampf für die Rechte von Arbeitern und Bauern erfahren, erhalten diese Solidarität nicht.

Mir wird Ai Wei Wei mit seinen Aktionen für Liu Xiaobo auch immer unsympathischer.
Auch er läßt die ungenannten Kämpfer für die Rechte der Kleinen Leute in Vergessenheit in ihren Zellen schmoren. Da gibt es keinen Nobellpreis, in dessen Glanz er sich sonnen kann.


Kuddel

Die FAZ macht sich auch Gedanken, wenn sie als Lichtgestalt präsentiert.
ZitatRusslands Oppositioneller
Wie nationalistisch ist Nawalnyj?
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/warum-alexej-nawalnyj-kein-nationalist-ist-17124550.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3

Letztendlich versuchen sie seine krassen Schritte und Kooperationen mit Faschisten und anderen Arschlöchern zu relativieren. Er ist ein knallharter Machtpolitiker, der für den Erfolg seine Großmutter verkaufen würde.

Kuddel

Zitat von: Kuddel am 19:00:54 Fr. 20.Dezember 2013
Leonard Peltier ist hier weitgehend unbekannt.
Zitat
indianischer Aktivist des American Indian Movement (AIM) in den USA.

ZitatWeltweite Solidaritätsbewegung kämpft für Freilassung von seit 1976 gefangenem US-Aktivisten Leonard Peltier. Dessen Gesundheit ist gefährdet

Für den seit 1976 in den USA inhaftierten indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier (77) endet sein 46. Jahr in Haft dramatisch. Am vergangenen Sonnabend, dem 29. Januar, wurde er positiv auf das Coronavirus getestet.
https://www.jungewelt.de/artikel/420091.indigene-bewegung-in-den-usa-der-druck-w%C3%A4chst.html

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