Frankreich aktuell

Begonnen von Kuddel, 11:59:51 Sa. 22.Juli 2017

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Troll

Zitat von: Onkel Tom am 12:49:22 So. 06.Oktober 2019
Der Regierung wäre das wohl bestimmt recht "Haubtverantwortliche" jagen zu
können..

Eine Gelbbewestete Greta, juchhu!

Ich finde es gut wenn die Gelbwesten einen ungestörten Raum (Bistro) haben um sich zu treffen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Eine nicht angekündigte Arbeitsniederlegung der Mitarbeiter der französischen Staatsbahn SNCF hat für Zugausfälle und -verspätungen in ganz Frankreich gesorgt. Nur rund ein Viertel der TER-Regionalzüge fahre am Freitag, sagte der französische Staatssekretär für Verkehr...

Besonders betroffen war demnach die Region Okzitanien an der Grenze zu Spanien, wo laut Djebbari fast kein einziger Zug fuhr. Auch bei den Regionalzügen im Großraum Paris kam es zu starken Störungen im Verkehr.

Die Arbeitsniederlegung fiel mit dem Beginn der Herbstferien in der französischen Hauptstadt an diesem Samstag zusammen. BMFTV zeigte Aufnahmen des komplett überfüllten Nordbahnhofs in Paris. Es war zu sehen, wie Reisende am Morgen in langen Schlangen vor den Kontrollen anstanden. Die Lokführer und Kontrolleure der Staatsbahn beriefen sich auf ein spezielles Arbeitsrecht, das ihnen erlaubt, bei Gefahr für die Gesundheit, die Arbeit niederzulegen. Sie warfen SNCF vor, dass durch zu wenig Personal, die Sicherheit bei der Arbeit nicht mehr gewährleistet sei. Auslöser war der Unfall einer Regionalbahn und eines Schleppzuges am Mittwoch im Norden Frankreichs, bei dem der Lokführer verletzt wurde. Da er der einzige Bahnmitarbeiter an Bord gewesen sei, habe er sich verletzt um die Fahrgäste kümmern und gleichzeitig die Unfallstelle absichern müssen, berichtete die Tageszeitung "Le Monde". Staatssekretär Djebbari warf den Eisenbahnern vor, den Vorfall für politische Zwecke zu instrumentalisieren. SNCF rief die Mitarbeiter auf, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Quelle: https://www.sn.at/wirtschaft/welt/zugchaos-in-frankreich-mitarbeiter-legen-arbeit-nieder-77889460

Troll

ZitatHilfe, Polizei!

(Christophe Zerpka)

»Que fait la police?« heißt es in Frankreich normalerweise, wenn man die Polizei wegen Unfähigkeit oder Untätigkeit kritisieren will. Letzteres kann man den Einsatzkräften von Polizei und Gendarmerie kaum vorwerfen, wenn es um Einsätze gegen die seit letztem November aktive Bewegung der Gelbwesten (gilets jaunes) geht. Der französische Staat geht mit einer bisher nicht gekannten Gewalt gegen die neue Bürgerbewegung vor. Da die Gelbwesten nur eine sehr lose Organisationsstruktur haben und es daher kaum Verantwortliche gibt, die belangt werden können, setzt man auf Zermürbung und massive Abschreckung. Dazu wurden die Einheiten von Polizei und Gendarmerie sowie die kasernierten Kräfte der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS) mit neuen Waffen ausgerüstet, die als »noch nicht tödlich (sublétale)« bezeichnet werden. Besonders gefährlich ist eine Granate mit der Bezeichnung GLI-F4. Sie enthält außer Tränengas 25 Gramm Sprengstoff (TNT), der eine heftige Druckwelle auslöst und mit 165 Dezibel extrem laut ist. Die Waffe, von der es angeblich nur noch Restbestände gibt, hat bei Demonstranten schwere Verletzungen wie abgerissene Hände verursacht.

Sehr beliebt ist bei den Polizeieinheiten das Schweizer LBD 40. Im Dezember 2018 bestellte das Innenministerium 1280 neue Exemplare des monströsen Gewehrs, das Hartgummikugeln mit 40 Millimetern Durchmesser verschießt. Circa 20 der Geschosse riefen bei den Opfern schwere Augenverletzungen hervor, bei einigen konnte das Auge nicht gerettet werden. Seit Beginn der Gelbwestenbewegung wurden fast 10.000 dieser Gummiprojektile verschossen. Frankreich ist bisher das einzige europäische Land, das solche Waffen einsetzt. Ärzte und Krankenhauspersonal haben sich wiederholt über die Schwere der Verletzungen eingelieferter Demonstranten empört. Aber selbst in den Notaufnahmen ist der Staat präsent. Krankenhäuser wurden verpflichtet, die Namen der Verletzten weiterzuleiten. Anfang Februar wurde im Eilverfahren das »loi anticasseurs« verabschiedet, ein »Gesetz gegen Randalierer«, das vor allem die Teilnehmer an den Demonstrationen der Gelbwesten einschüchtern soll und sie in die kriminelle, ja terroristische Ecke stellt.

Der Fall einer 80-jährigen Frau aus Marseille wurde sogar außerhalb Frankreichs aufgegriffen. Zineb Redouane befand sich am 1. Dezember 2018 während einer Demonstration auf dem Balkon ihrer im vierten Stock gelegenen Wohnung. Sie wurde von einer, vermutlich aber zwei Tränengasgranaten getroffen und starb zwei Tage später an den Folgen ihrer Verletzungen. Für die Polizei war schnell klar, dass Frau Redouane nicht durch die Gasgranate, sondern durch die Folgen der Operation im Krankenhaus gestorben sei. Im Übrigen hätte die Granate über den Köpfen der Demonstranten explodieren sollen und sei fehlgeleitet worden. Die Tochter der Verstorbenen ist sich sicher, dass ihre Mutter gezielt beschossen wurde, weil sie mit ihrem Mobiltelefon den Einsatz gefilmt hat. Tatsächlich werden private, mit dem Handy erstellte Beweismittel für die Dokumentation von Polizeiwillkür immer wichtiger, da auch durch Armbinden gekennzeichnete Journalisten und Reporter von der Polizei nicht verschont werden.

Bis Anfang dieses Jahres wurden über 4500 Personen vorübergehend festgehalten; knapp 700 Angeklagte wurden bis Anfang Januar einem Strafrichter vorgeführt, 216 zu Haftstrafen verurteilt. Auf den Demonstrationen der Gelbwesten wird die Polizeigewalt immer häufiger zum Hauptthema. Über 1000 Künstler, darunter Schauspielerinnen wie Juliette Binoche und Emmanuelle Béart, veröffentlichten am 5. Mai einen Aufruf, in dem sie sich mit den Gelbwesten solidarisch zeigten und das brutale Vorgehen der Polizei verurteilten: »Die Bilanz der Repression verschlimmert sich wöchentlich. Bis zum 19. April 2019 gab es bereits einen Todesfall, 248 Kopfverletzungen, 23 Personen, die ein Auge verloren haben, fünf, die den Verlust ihrer Hand zu beklagen haben. Es ist unserer Republik unwürdig.« Weiter heißt es in dem Manifest: »Die bedrohlichste Gewalt ist die wirtschaftliche und soziale. Es ist die Gewalt einer Regierung, die die Interessen einiger weniger auf Kosten aller verteidigt. Es ist die Gewalt, die ihre Spuren auf Körper und Geist derjenigen hinterlässt, die sich kaputtarbeiten, um zu überleben. ... Wir lassen uns nicht täuschen! Wir können die übermäßig abgenutzten Strategien erkennen, mit denen die Gelbwesten diskreditiert werden sollen, indem sie als Antiökologen, Extremisten, Rassisten beschrieben werden.« (http://www.nousnesommespasdupes.fr/, eigene Übersetzung) Schon Ende Februar hatte die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, das Vorgehen der französischen Polizei scharf kritisiert und ein Verbot der Hartgummigeschosse gefordert.

»Que fait la police?« stand auch auf einem Transparent, das auf einer Demonstration am 3. August in Nantes gezeigt wurde. Es war eine Demonstration zum Gedenken an Steve Maia Caniço. Seine Leiche wurde am 29. Juli aus der Loire geborgen. Was war geschehen? In der Nacht vom 21. zum 22. Juli wurde am Quai Wilson wie überall in Frankreich das »fête de la musique« begangen. Gegen vier Uhr morgens ging die Polizei auf Grund der Lärmbelästigung massiv gegen die Teilnehmer vor. Da die Uferstraße nicht durch eine Absperrung zur Loire geschützt ist, sprangen einige in Panik in den Fluss. Alle konnten sich retten, bis auf einen: Steve Maia Caniço. Der Nichtschwimmer blieb über fünf Wochen verschollen, in der Stadt bildete sich eine Vereinigung mit dem Namen »Où est Steve?« (Wo ist Steve?). Die Polizei versuchte von Anfang an, einen Zusammenhang zwischen dem Tod des jungen Mannes und dem Polizeieinsatz zu bestreiten. Wichtige Zeugen wurden nicht gehört, das Mobiltelefon von Steve wurde nur oberflächlich ausgewertet, selbst die Inspection générale de la Police nationale (IGPN), eine Polizeieinheit, die ausschließlich gegen Polizisten ermittelt, verzichtete wie auch die örtliche Polizei auf eine Funkzellenabfrage des Handys und überprüfte lediglich die letzten Anrufe. Erst die Kriminalpolizei von Rennes, der wegen der Befangenheit der örtlichen Polizei die Ermittlungen übertragen wurden, fand heraus, dass das Telefon von Steve bis vier Minuten nach dem Polizeieinsatz eingeschaltet war.

Unter Macron wurde die Polizei massiv aufgerüstet und mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet. Dazu gehört auch die Vorbeugehaft, bei der Personen in Gewahrsam genommen werden können, bei denen nur vermutet wird, dass sie eine Straftat begehen könnten. Das durften auch drei junge Deutsche aus Nürnberg erleben, die auf dem Weg zu ihrem Urlaubsort in Nordspanien vier Tage vor dem Beginn des G-7-Gipfels in Biarritz auf der Autobahn verhaftet und im Schnellverfahren zu drei Monaten Haft verurteilt wurden. Bei dem Prozess war nur ein vom Staat bestellter Pflichtanwalt zugelassen. Die drei befanden sich offensichtlich auf einer Liste, die der französischen Polizei von deutschen Behörden übermittelt worden war.

Wer gegen die Polizei juristisch vorgehen will, braucht einen langen Atem, das gilt nicht nur in Frankreich. Laut einer Studie der Universität Bochum gibt es allein in Deutschland 12.000 mutmaßlich rechtswidrige Übergriffe durch die Polizei. Nur ein Fünftel davon wird angezeigt. Im Jahr 2018 wurden 2000 Verfahren abgeschlossen; die wenigsten der in der Studie befragten Betroffenen erstatteten eine Anzeige, da sie nicht glaubten, dass die beschuldigten Polizisten bestraft werden. Oft ist es nicht möglich, die uniformierten Täter zu identifizieren, wichtigste Beweise sind Zeugenaussagen, ärztliche Befunde und Videomaterial. Nur in sieben Prozent aller Fälle wurde Anklage erhoben, 93 Prozent der Verfahren wurden eingestellt. Zudem wird der Kläger von dem beschuldigten Beamten oft mit einer Gegenklage (Widerstand, Körperverletzung) konfrontiert. Dazu kommt, dass so gut wie nie Polizisten gegen Kollegen aussagen.

Traditionell sind Polizisten eher dem rechten politischen Lager zuzuordnen. Anlässlich der französischen Präsidentschaftswahlen 2017 hat das Meinungsforschungsinstitut IFOP herausgefunden, dass 51 Prozent der Gendarmen für die Partei von Marine Le Pen stimmen wollten. In Deutschland gibt es solche Umfragen bisher nicht, aber eine Affinität von Polizisten zur AfD ergibt sich auch aus der Tatsache, dass Polizisten in dieser Partei deutlich überrepräsentiert sind. In Thüringen kommen fünf der 38 Kandidaten für die Landtagswahlen im Oktober aus der Polizei. In fast allen Bundesländern gibt es immer wieder Vorfälle, bei denen Polizisten durch rassistische oder neofaschistische Äußerungen auffallen oder wie in Baden-Württemberg entsprechenden Organisationen wie dem Ku-Klux-Klan beitreten.

Ermittlungen wegen rechtsradikaler Umtriebe werden oft eingestellt oder enden mit einer milden Rüge. Der Staat will es sich mit seinen Hütern offensichtlich nicht verderben. Wenn es politisch opportun ist, werden freilich auch Polizeieinsätze heftig kritisiert. In der Berichterstattung über die Proteste in Hongkong liegt die Sympathie eher auf der Seite der alles andere als friedlichen Demonstranten. Würde die Polizei dort wie ihre französischen Kollegen vorgehen, gäbe es einen medialen Aufschrei und eindrucksvolle Bilder von verletzten Opfern. Opfer sind allerdings auch die Polizisten, denn sie sollen mit Gummiknüppel und Tränengas die Fehler der Politik »richten«. Eine brutale Aufgabe.

Quelle: ossietzky.net
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counselor

In Frankreich ist die Faschisierung des Staatsapparates schon wesentlich weiter als bei uns.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Das lesen wir doch gern!

ZitatDie Streiks bei der französischen Staatsbahn nehmen chaotische Formen an

Frankreichs Bahnverkehr hat wieder einen Chaostag hinter sich. Am Montag fielen 70 Prozent der Hochgeschwindigkeitszüge gen Westen und Südwesten aus. Zehntausende Reisende wurden überrascht, konnten in vielen Fällen nicht einmal mehr vorab informiert werden.

Urheber waren lediglich 200 Mitarbeiter eines Technikzentrums, die die Wartung der Züge einstellten. Ohne Vorankündigung legten sie die Arbeit nieder, was sie mit zu niedrigen Löhnen bei zu hoher Arbeitsbelastung aufgrund fehlenden Personals begründeten. Die Streikenden schalteten nicht einmal ihre Gewerkschaften ein, sondern wurden allein aktiv.

Dieser ,,wilde" Ausstand ist charakteristisch für das soziale Klima
bei der SNCF, der französischen Staatsbahn. Seit vergangener Woche hat es sich rapide verschlechtert. Bereits vor zehn Tagen kam es zu massiven Streiks im ganzen Land, die aber – anders als nun – gewerkschaftlich geführt wurden. Die CGT und SUD hatten die Arbeitsproteste organisiert.

Vor allem zwei Motivationen treiben die Gewerkschaften an. Erstens wollen sie Revanche zu nehmen für ihre Niederlage bei der Auseinandersetzung um die Bahnreform im vergangenen Jahr. Und zweitens beabsichtigen sie, die Rentenreform des Staatspräsidenten Emmanuel Macron zu verhindern.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/sncf-die-streiks-bei-der-franzoesischen-staatsbahn-nehmen-chaotische-formen-an/25164114.html?ticket=ST-60424515-G40KyWYwI1aOpHb3o0rH-ap1
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatDruck auf erwerbslose Franzosen steigt
Reform der Arbeitslosenversicherung trifft laut Gewerkschaften finanziell Schwächste am stärksten

(...)
Bisher musste man in den zurückliegenden 28 Monaten vier Monate lang gearbeitet haben, um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben. Jetzt müssen es sechs Monte innerhalb von zwei Jahren sein. Um beim Auslaufen seinen Anspruch zu erneuern, musste man bisher wieder einen Monat gearbeitet haben. Jetzt sind dafür sechs Monate erforderlich.

Die größten Verschärfungen müssen junge Berufsanfänger und höhere Angestellte hinnehmen. Wer erst am Anfang seines Berufslebens steht, muss sich bis zum ersten unbefristeten Arbeitsverhältnis oft jahrelang mit Arbeitsverträgen zufriedengeben, die auf wenige Monate befristet sind, und zwischen denen mehr oder weniger lange Perioden von Arbeitslosigkeit liegen. Das reicht jetzt nur zu oft nicht aus für den Anspruch auf Arbeitslosengeld oder dessen Erneuerung. Davon dürften nach Hochrechnungen der Gewerkschaften 710 000 Menschen betroffen sein.
(...)
Die Reform »trifft besonders hart die Schwächsten und produziert neue Arme«, ist die Gewerkschaft CGT überzeugt. Premierminister Edouard Philippe steht aber zu der Reform und zu dem materiellen Druck, der dadurch ausgeübt wird. »Es geht uns darum, dass möglichst viele Menschen schneller wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden«, sagt er. Darum auch die Regel, dass nach zwei abgelehnten und nach Ansicht der Behörde zumutbaren Arbeitsplatzangeboten der Anspruch auf Arbeitslosengeld ganz erlischt. Die Regierung verweist immer wieder auf angeblich 300 000 offene Stellen. Die sind vor allem in den Bereichen Gastronomie, Hotelgewerbe oder Bauwesen zu finden - wo die Löhne niedrig und die Arbeitsbedingungen schlecht sind.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128184.arbeitslosenversicherung-druck-auf-erwerbslose-franzosen-steigt.html

counselor

Macron hat anscheinend bei Schröder und den Hartz-Gesetzen abgeschrieben. Der Dreck scheint zum deutschen Exportschlager zu werden.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

admin

Zitat von: admin am 21:08:46 So. 03.März 2019
Ich hatte ja einen "direkten Draht nach Paris" angekündigt.
Es handelt sich um eine Deutsche, die in Paris lebt, sich an den Aktionen und Treffen der "Gilets Jaunes" beteiligt und dazu ihre Gedanken verfaßt. Sie ist nicht hier im Forum angemeldet. Sie freute sich über unser Interesse und sagte, ich könne Ausschnitte aus ihren Textentwürfen zum Thema veröffentlichen.(...)

Unser Pariskontakt hat nun die Erfahrungen mit/in der Gelbwestenbewegung als Buch veröffentlicht.

Zitat Buch über Protestbewegung
Aus dem Leben einer Gelbweste

Erst war sie Beobachterin, dann wurde sie selbst Teil des Protests: Eine Pariserin hat ein Buch über Frankreichs umstrittene Gelbwesten geschrieben. Ein spannender Innenblick - mit lückenhafter Selbstkritik.


(...)Sie schreibt über ihren Wandel von einer skeptischen Beobachterin zu einer Gelbweste, die in Plenardebatten einer Regionalgruppe über Strategien der gesellschaftlichen Veränderung diskutiert. Die Autorin gehört zur Bewegung, ihr Buch ist parteiisch. Wer sich aber eine kritische Lektüre zumutet, wird für einen widerspruchsreichen Innenblick belohnt.

Die Verfasserin wohnt im Stadtteil Belleville, einem sogenannten quartier populaire im Pariser Nordosten, auch als "schwieriges" Viertel verschrien. Sie steht migrantischen Aktivistengruppen nahe. Sie hat einen Dackel. Und sie schreibt unter dem Pseudonym Luisa Michael. Anonym bleibe sie in der Tradition des "Unsichtbaren Komitee", heißt es auf den ersten Seiten, also der Gruppe, die die Revolutionsschrift "Der kommende Aufstand" von 2007 verfasste - die Schrift führte zu Festnahmen, die Sicherheitsbehörden machten Aktivisten für den Text und für die Sabotage eines Castortransports verantwortlich.

(...)weil man den Aufständischen und ihren Beweggründen nahekommt. Die Autorin lässt auch andere Gelbwesten zu Wort kommen: Da ist die müde Mittvierzigerin Fabienne, alleinerziehende Mutter und Textildesignerin, die mal als Angestellte, mal als Selbstständige gearbeitet hat, Kurzzeitverträge und Phasen der Arbeitslosigkeit inklusive. Sie sagt: "Ich bin immer am Rande des finanziellen Ruins. Dabei bin ich qualifiziert und arbeite eigentlich gerne in meinem Beruf. Es ist einfach unwürdig." (...)
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/wir-sollten-uns-vertrauen-ein-buch-bietet-inneneinsicht-in-die-gelbwesten-a-1294972.html



Der Aufstand der Gelbwesten ist nicht vorbei – im Gegenteil, er scheint der Anfang von etwas zu sein, dem ein libertärer Zauber innewohnt.

Luisa Michael
Wir sollten uns vertrauen. Der Aufstand in gelben Westen

Nautilus Flugschrift

Originalausgabe

Broschur, 18 S-W-Abbildungen
240 Seiten

Erschienen im Oktober 2019
978-3-96054-213-1

16,00 €

https://edition-nautilus.de/programm/wir-sollten-uns-vertrauen-der-aufstand-in-gelben-westen/

Kuddel

ZitatFrankreich: Streik trifft Reiseverkehr

Frankreich droht am Donnerstag, 5. Dezember, der totale Stillstand. Aus Protest gegen die geplante Rentenreform der Regierung wollen mehrere Gewerkschaften die Infrastruktur lahmlegen.


Sollte dieser Streik nicht noch abgewendet werden, könnte dies für Reisende massive Konsequenzen haben – und das nicht nur in Frankreich selbst.

Zu erwarten sind landesweite Ausfälle

   

  • beim öffentlichen Nahverkehr
  • im Zugverkehr der französischen Staatsbahn SNCF*
  • bei der staatlichen Fluggesellschaft Air France *
Wird die SNCF bestreikt, hat dies voraussichtlich auch Auswirkungen auf die internationalen Verbindungen von Thalys (z.B. Paris – Brüssel – Aachen – Köln – Essen) und TGV (Frankfurt – Paris, München/Stuttgart – Paris, Frankfurt – Lyon – Marseille). Ausfälle im Fährverkehr sind dann ebenfalls wahrscheinlich.

Darüber hinaus könnte es für Reisende noch viel schlimmer kommen, sollten sich die Gewerkschaften anderer Sektoren dem Protesttag anschließen. Möglich sind dann auch Streiks bei:
   

  • Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung (Banken, Post)
  • Geschäften
  • touristischen Einrichtungen (Hotels, Restaurants, Museen, Sehenswürdigkeiten)
  • Abschleppunternehmen
  • Tankstellen
  • Autobahn-Mautstationen
   
Auch Blockaden an wichtigen Straßenverbindungen können nicht ausgeschlossen werden.

Reisende tun gut daran, am Streiktag einen großen Bogen um Menschenansammlungen zu machen. Bereits mehrfach kam es in der Vergangenheit am Rande von Großkundgebungen zu Ausschreitungen.
https://www.adac.de/reise-freizeit/reise-sicherheit/frankreich/

Klingt ja vielversprechend.

Kuddel

Die Gelbwesten haben morgen ihren ersten Jahrestag.
Egal wie die Medien oder linke Organisationen sie bewerten, ich schätze diese Bewegung sehr.

Aus einem längeren Bericht des Deutschlandfunks habe ich meine Lieblingszitate herausgesucht:

ZitatEin Jahr Gelbwesten-Bewegung
Vom Kreisverkehr auf die Barrikaden

Vor einem Jahr begannen in Frankreich die Proteste der ,,Gelbwesten" – gegen den Reformkurs der Regierung, gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Proteste, die auch in Gewalt umschlugen. Gegen die Politik von Präsident Macron gehen weiter Menschen auf die Straßen.


...klammert Poster an einer zwischen zwei Bäumen gespannten Wäscheleine fest: Fotos der Sprüche, mit denen Gilets-Jaunes-Aktivisten landauf landab ihre Westen verzieren. Stolz zitiert sie ihre Lieblingssprüche.

,,Nehmt die Banker aus und nicht die Arbeiter! Alle gemeinsam verlangen wir die Neuverteilung aller Reichtümer! Monatsende oder Ende der Welt – derselbe Kampf!"
...
Mit einem Lächeln deutet Pierre Radier auf ein Foto mit dem ,,Gelbwesten"-Slogan: ,Die schlechten Tage werden enden'. Dafür demonstriert er seit nunmehr einem Jahr.

Rückblick: Am 17. November 2018 werden die ersten Kreisverkehre von sogenannten ,,Gelbwesten" besetzt. Die Proteste setzen sich landesweit fort, werden intensiver, an den Advents-Samstagen kommt es auf den Pariser Champs-Élysées mehrfach zu Gewaltausbrüchen, wie man sie so schon sehr lange nicht mehr erlebt hatte.

,,Es ist das Prinzip der Revolution! Es ist das souveräne Volk! Und eine Revolution geht nicht ohne Gewalt ab, auch wenn ich da nicht mitmache. Wenn wir nichts machen, hört die Regierung einfach nicht zu!"
...
,,Beruhigen" konnte die Regierung die Demonstrierenden mit ihren Maßnahmen nicht. Die Forderungen der ,,Gelbwesten" zielten immer grundlegender auf die Aufhebung sozialer Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten.
...
Aber in der Stimme der Gilets-Jaunes-Aktivistin von der Ortsgruppe Paris Sud schwingt viel Wut mit.

,,Macron hat das Wohngeld gekürzt. Angeblich, so hieß es, nur um fünf Euro. Aber meiner Mutter, die nichts als die Mindestrente hat, wurden 35 Euro Wohngeld gestrichen."

Mehr soziale Gerechtigkeit wünscht sich auch Véronique:

,,Zwar ist nur ein Prozent der französischen Bevölkerung sehr reich, aber es gibt viele Begüterte. Allerdings gibt es noch mehr Franzosen, die nicht über die Runden kommen: Spätestens Mitte des Monats ist ihr Kühlschrank leer. In einem Land, in dem genug Geld fließt, ist es einfach nicht ok, dass neun Millionen Menschen am Existenzminimum herumkrebsen oder zumindest immer wieder finanzielle Schwierigkeiten haben."
...
Seit langem schon versuchen die unter Mitgliederschwund leidenden Gewerkschaften, die Proteste der ,,Gelbwesten" für sich nutzbar zu machen. Doch bisher hat sich die ,,Gelbwesten"-Bewegung zumindest offiziell sowohl von Gewerkschaften wie von politischen Parteien ferngehalten – wenn auch viele ihrer Mitglieder bei den Europawahlen ihre Stimme den politischen Extremen gaben: auf der linken Seite La France insoumise, auf der rechten dem Rassemblement National. Doch nach außen hin will die ,,Gelbwesten"-Bewegung auch weiterhin nur eine ,,Bewegung" sein.
...
,,Klar ist es viel einfacher, in einer mittelgroßen Stadt oder in einem Dorf lokale Volksvertretungen aufzubauen als in Paris oder gar auf Landesebene. Wir sind keine strukturierte Organisation und keineswegs so hierarchisch wie eine Partei. Wir wollen an der Basis bleiben – und in Bewegung."

,,Vor allem sind wir eine brüderliche Bewegung. Wir stehen bei unseren Aktionen Seite an Seite. Auch wenn ich nicht unbedingt alle Ideen meines Nachbarn teile, kämpfen wir dennoch gemeinsam für die wesentlichen Bedürfnisse der Leute, für mehr Solidarität. Häufig ist heute die Rede davon, dass die Leute sich politisch immer mehr voneinander abschotten. Diesbezüglich ist die ,Gelbwesten'-Bewegung etwas Neues."

Was der Jahrestag dieser Bewegung bringen wird, ist nicht vorhersehbar. Da keine Sprecher ernannt wurden, gibt es auch keine offiziellen Mitteilungen. Doch im Netz sind die ,,Gelbwesten"-Gruppen sehr aktiv – und die Französinnen und Franzosen rechnen mit ihnen, sind zu 76 Prozent davon überzeugt, dass es die ,,Gelbwesten"-Bewegung auch weiterhin geben wird. Die Regierung äußert sich dazu nicht.
https://www.deutschlandfunk.de/ein-jahr-gelbwesten-bewegung-vom-kreisverkehr-auf-die.724.de.html?dram:article_id=463335

Kuddel

Ein Ausschnitt aus einer Besprechung von Büchern über die Gelbwesten:

ZitatVon Beginn an zeigte sich eine seltsame Entfremdung zwischen der Linken und jenem ,,Volk", den Unterdrückten, für deren Befreiung sie jahraus, jahrein vorgab zu kämpfen. Dabei sahen Gewerkschaften und Linke zusehends dünkelhaft von oben auf die Bewegung der Subalternen herab und grenzten sich bewusst ab: zu sexistisch, zu populistisch, zu gewalttätig.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wilder-als-wir


Kuddel

Das Handelsblatt orakelt:
ZitatWährend diese Deutungsversuche weitergehen, nimmt die Spannung im politischen Paris zu. Was wird man im Dezember erleben – Streiks bei der SNCF, die wie 2018 relativ bald zusammenbrechen? Oder ein ,,Zusammenwachsen der Kämpfe", wie es die extreme Linke seit Jahren herbeisehnt? Fest steht nur eins: Die Regierung bereitet sich auf eine harte und lange Auseinandersetzung vor.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/frankreich-ein-jahr-nach-ausbruch-der-gelbwesten-demos-polizei-setzt-traenengas-bei-erneuten-protesten-ein/25233374.html

NachbarArsch

Eine ganz interresante Einschätzung eines derzeit inhaftierten, französischen Antifaschisten zu den Gelbwesten.
Er beschreibt die Unterwanderung der Gelbwesten durch Faschisten und das vorgehen des Staates als eine Doppelstrategie um soziale Bewegungen zu unterdrücken.

ZitatAuf den ersten Blick wirkt es verwunderlich, dass gewaltbereite Rechtsextremisten, die in den letzten Monaten mehrfache Übergriffe ausgeübt haben, derart enthemmt mit der Polizei und den staatlichen Repressionsorganen zusammenarbeiten. Génération Identitaire hat u. a. Frauen mit Kopftuch und Migranten angegriffen und die Zouaves Paris haben im März 2018 das selbstverwaltete Gymnasium in Paris und den Demo-Block der Nouveau Parti Anticapitaliste während des 11. Aktes der Gelbwesten attackiert. In der Tat liegen die Beziehungen zwischen Polizei und der rechtsextremen Szene offen auf der Hand. Die spezifische Verbindung zwischen den Repressionsorganen und rechtsradikalen Gruppierungen ist in diesem Zusammenhang jedoch näher zu untersuchen. [...]

https://lowerclassmag.com/2019/11/05/die-gelbwesten-der-staat-und-der-faschismus/

Kuddel

Aus einem deutschen Truckerforum:

Die französischen Transportverbände OTRE und FNTR haben im Norden des Landes und an der Grenze zu Belgien zu einem Protest aufgerufen, um gegen steigende Kraftstoffpreise zu protestieren. Blockaden an der Grenze und Verkehrsbehinderungen auf den Autobahnen sind zu erwarten.

Die von den Verbänden geplanten Protestaktionen finden am 28. November und 5. Dezember statt. Die Transportunternehmen wollen den Verkehr in Nordfrankreich lahmlegen.

Am Donnerstag, den 28. November, wollen Lastwagenfahrer durch langsames Fahren die Autobahnen in der Region Pas-de-Calais und Hauts-de-France blockieren. Betroffen sind die Strecken auf der A2 zwischen Tournai und Valenciennes in Richtung Amiens und auf der A1 in Richtung Lille zwischen Rekkem und Lille.

Am 5. Dezember hingegen wollen die LKW-Fahrer die französisch-belgische Grenze blockieren, indem sie langsam die r A1 in Richtung Lille passieren.

Für den 5. Dezember ist ein nationalstreik angekündigt. Teilnehmen werden so gut wie alle. Auch die Polizei hat die Schließung von Dienststellen angekündigt.

https://twitter.com/hashtag/Acte54

https://twitter.com/hashtag/greve5decembre

Kuddel

ZitatEs wird erwartet, dass das öffentliche Leben am Donnerstag weitestgehend lahmgelegt ist. Rund 20 Prozent der Flüge werden annulliert, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Zivil-Luftfahrtbehörde. Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts hatte bereits vor Störungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr gewarnt - insbesondere die Hauptstadt Paris werde von den Streiks betroffen sein, hieß am Dienstag. Zahlreiche Metro-Linien bleiben dort geschlossen. Für Donnerstag bis Sonntag können auf der SNCF-Webseite wegen des Streiks keine Tickets gekauft werden.

Auch Angestellte der Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr, der Schulen und Müllabfuhr wollen sich an dem Streik beteiligen. Es wird damit gerechnet, dass landesweit nur vier von zehn Schulen geöffnet sein werden. Die Pariser Polizeipräfektur hat angeordnet, dass Läden und Restaurants, die sich in Paris entlang der Route der geplanten Demonstrationen befinden, nicht öffnen dürfen. Sie rechnet mit Blick auf vergangene Proteste mit Ausschreitungen.

Auch "Gelbwesten" wollen bei den geplanten Demonstrationen protestieren. Die Regierung befürchtet nach Medienberichten, dass es Donnerstag und vor allem am Samstag wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen bei Demonstrationen der Bewegung kommen könnte. Zuletzt hatten Vermummte am ersten Jahrestag der Proteste wieder massiv in Paris randaliert. Die "Gelbwesten" protestieren gegen die Politik der französischen Regierung und gegen Präsident Macron.
https://www.morgenpost.de/politik/ausland/article227815639/Generalstreik-in-Frankreich-Stoerungen-bei-der-Bahn-erwartet.html

Kuddel

Ich habe gerade im Radio gehört, der Streik könnte über mehrere Tage dauern.
Einen befristeten (eintägigen) Streik kann Macron aussitzen. Man muß schon mehr in der Hand haben. Ich gehe davon aus, das es ordentlich knallt, auch über die Arbeitsniederlegungen hinaus. Deshalb müssen Geschäfte an Demorouten geschlossen bleiben.

Aus einem Lied der Französischen Revolution:

Original    

Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
Les aristocrates à la lanterne!
Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
Les aristocrates on les pendra!

Le despotisme expirera,
La liberté triomphera,
Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
Nous n'avons plus ni nobles, ni prêtres,
Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
L'égalité partout régnera.


Übersetzung

Ah, wir werden es schaffen,
Die Adeligen an die Laterne!
Ah, wir werden es schaffen,
Die Adeligen werden wir aufknüpfen!

Die Tyrannei wird ihren Geist aushauchen,
Die Freiheit wird triumphieren,
Ah, wir werden es schaffen,
Es gibt weder Adelige noch Priester mehr,
Ah, wir werden es schaffen,
Die Gleichheit wird überall herrschen.

counselor

Laut Radio fahren keine Fernzüge mehr von und nach Frankreich. Auch die Lufthansa hat zahlreiche Flüge gestrichen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel


counselor

ZitatAufstand gegen Macron

Frankreich: Nie dagewesene Mobilisierung – Regierung mit 6.000 Schwerbewaffneten gegen Pariser Demonstranten

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/368200.frankreich-aufstand-gegen-macron.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

ZitatGeneralstreik in Frankreich: 800.000 protestieren - ,,historische Mobilisierung"

Mehr als 800.000 Franzosen demonstrieren mit einem Generalstreik gegen Macrons Rentenreform. Es kommt zu Ausschreitungen.


assive Streiks gegen die geplante Rentenreform haben in Frankreich den öffentlichen Verkehr fast komplett lahmgelegt. Hunderttausende Menschen gingen im ganzen Land auf die Straße. In der Hauptstadt Paris fuhren fast keine Metros, die meisten Linien wurden nicht bedient, Bahnhöfe waren geschlossen.

Frankreich: Gewerkschaft zählt 1,5 Millionen


Das Innenministerium sprach am Abend von 806.000 Teilnehmern im ganzen Land, wie der Radionachrichtensender Franceinfo und andere Medien berichteten. Die Gewerkschaft CGT zählte hingegen mehr als 1,5 Millionen Demonstranten - dies sei eine ,,historische Mobilisierung" gewesen. Nach den ,,Gelbwesten"-Protesten ist die Rentenreform die nächste große Herausforderung für Präsident Emmanuel Macron und ein durchaus heikles Vorhaben.

Der Streik sollte in den kommenden Tagen weitergehen. Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP etwa wollen ihren Ausstand bis mindestens Montag verlängern, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Gewerkschaften berichtete. Auch die SNCF kündigte an, dass der Bahnverkehr am Freitag im ganzen Land wieder ,,sehr gestört" sein werde.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 17.45 Uhr: Es sind die größten Proteste, seit Macron Präsident ist: Mehr als 500.000 Menschen gingen in rund 50 Städten gegen seine Rentenreform-Pläne auf die Straße, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP aufgrund der Angaben von Polizei und Präfekturen ergab. Die Gewerkschaft CGT sprach zusätzlich von 250.000 Demonstranten alleine in Paris. Das sind deutlich mehr Demonstranten als auf dem Höhepunkt der ,,Gelbwesten"-Krise vor einem Jahr.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 17.00 Uhr:In Paris ist es am Donnerstagnachmittag (05.12.2019) zu Ausschreitungen gekommen. Fahrzeuge gingen in Flammen auf, und Vermummte schlugen Scheiben ein, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Die Stimmung während der Großdemonstration in der französischen Hauptstadt war sehr angespannt, wie ein Reporter berichtete. Die große Präsenz der Polizei war deutlich spürbar. Der Demonstrationszug war am frühen Nachmittag am Bahnhof Gare du Nord gestartet.

Randalierer versammelten sich am Nachmittag vor allem auf dem Place de la République im Zentrum von Paris. Die Polizei nahm bis 15.30 Uhr 31 Menschen fest und kontrollierte mehr als 9000. Auch im westfranzösischen Nantes kam es Berichten zufolge zu Ausschreitungen. Landesweit protestierten mehr als 285.000 Menschen.

Update vom Donnerstag, 05.12.2019, 16.30 Uhr: Aktivisten der Umweltbewegung Extinction Rebellion (XR) in Frankreich haben nach eigenen Angaben im Rahmen der massiven Streiks Tausende Elektro-Tretroller in mehreren französischen Städten fahrunfähig gemacht. In der Hauptstadt Paris sowie in Lyon und Bordeaux seien rund 3600 Tretroller sabotiert worden und nun ,,außer Betrieb", teilte der französische Ableger der Bewegung am Donnerstag auf Twitter mit.
Frankreich: Extinction Rebellion nennt E-Scooter sind ,,Streikbrecher"

Von XR veröffentlichte Fotos zeigten Roller, deren QR-Codes übermalt waren und deshalb nach Angaben der Aktivisten nicht mehr gescannt werden konnten. XR wolle damit den Umwelteinfluss von Elektro-Tretrollern anprangern und den Streik gegen die Rentenreform unterstützen, erklärte die Bewegung.

XR nannte die Elektro-Tretroller zudem ,,Streikbrecher". Allein in der französischen Hauptstadt sind nach früheren Angaben der Kommune rund 20.000 ,,Trottinettes" unterwegs. Der Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs in Paris (RATP) bot für Donnerstag gemeinsam mit einem Roller-Betreiber vergünstigte oder freie Fahrten als alternative Fortbewegungsmöglichkeit an.
https://www.fr.de/politik/generalstreik-frankreich-eskalieren-paris-brennen-ersten-autos-zr-13272846.html

Kuddel

ZitatStreik in Frankreich:
Paris brennt - Aktionen auch gegen moderne ,,Streikbrecher"


Etwas bang hat Frankreich auf diesen Tag gewartet. Gewerkschaften haben zu einer Art Generalstreik aufgerufen, nun treten Menschen im ganzen Land in den Ausstand. Fast alle Züge im Nah- und Fernverkehr stehen still.
https://www.merkur.de/politik/streik-frankreich-paris-dezember-2019-lufthansa-ausschreitungen-bahn-zr-13274838.html

ZitatDer Bahnverkehr in Frankreich wird wegen Streiks gegen die geplante Rentenreform auch am Freitag gestört, das kündigte die französische Bahngesellschaft SNCF an. In der Hauptstadtregion Paris stauten sich die Autos am Morgen auf einer Länge von insgesamt rund 350 Kilometern, wie der Radiosender Franceinfo berichtete. Bei der SNCF wird von zehn TGV-Hochgeschwindigkeitszügen nur einer fahren. Auch Verbindungen in die Nachbarländer sind weiter stark eingeschränkt. In Paris wird auch der öffentliche Nahverkehr weiter bestreikt. Der Betreiber RATP kündigte an, dass zehn Metro-Linien komplett geschlossen bleiben. Die französische Zivilluftfahrtbehörde Direction Générale de l'Aviation Civile (DGAC) rief die Fluggesellschaften auf, ihr Flugaufkommen am Freitag um ein Fünftel zu vermindern.

Der Generalstreik hat am Donnerstag das gesamte Land verlangsamt. Laut Innenministerium beteiligten sich 806 000 Personen an landesweiten Protesten. Die Gewerkschaft CGT zählte hingegen mehr als 1,5 Millionen Demonstranten, davon allein 250 000 in Paris – dies sei eine «historische Mobilisierung» gewesen.

Am späten Donnerstagnachmittag war es in Paris an der Place de la République zu Ausschreitungen gekommen, bei denen Fahrzeuge angezündet werden. Laut dem Fernsehsender BFM-TV gab es mindestens 500 Gewaltbereite. Die Polizei setzte Tränengas ein. Auch in Nantes, Bordeaux und Lyon kam es vereinzelt zu Zusammenstössen von Vermummten mit den Sicherheitskräften.

Das staatliche Bahnunternehmen SNCF teilte am Donnerstag Mittag mit, dass 85,7 Prozent der Lokführer und 73,3 Prozent der Kontrolleure dem Streikaufruf gefolgt seien. Bei den Lehrern hatten nach Angaben des Bildungsministeriums 55 Prozent der Grundschullehrer die Arbeit niedergelegt, in Paris waren es 78 Prozent. Wohl auch aus diesen Gründen haben viele Bewohner der Hauptstadt entschieden, Überzeit abzubauen, einen freien Tag einzuziehen oder von zu Hause zu arbeiten. Die wenigen Metrolinien die in Betrieb waren, waren überraschend leer.
https://www.nzz.ch/international/frankreich-die-wichtigsten-antworten-zum-generalstreik-nzz-ld.1526468

ZitatArbeitsniederlegungen lähmen Frankreich auch an diesem Freitag Die Gewerkschaften erklärten, sie machten so lange weiter, bis Präsident Macron seine geplante Rentenreform zurücknimmt. Am Dienstag gibt es neue Proteste.
https://www.dw.com/de/streiks-lassen-frankreich-nicht-los/a-51550947

counselor

Richtig so! Man muss streiken, bis sich was ändert.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Generalstreik: Eine Regierung im Krieg gegen ihre Bevölkerung


https://youtu.be/fAD7xu8pot0

30 min krasses Bildmaterial von den Angriffen auf die Demonstrierenden.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Tiefrot

Da ist ja richtig der Teufel los !  :o
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Troll

ZitatGeneralstreik in Frankreich

Macrons Rentenreformpläne haben den Widerstand der Franzosen einmal mehr herausgefordert. Seit gestern legt ein Generalstreik Teile des Landes lahm. Marco Wenzel hat sich für die NachDenkSeiten Gedanken zu dem Streik gemacht und zeichnet die lange Vorgeschichte ab. Eine Berichterstattung zu den aktuellen Geschehnissen folgt in den nächsten Tagen.

...

Vorgelesen:
https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/191206_Generalstreik_in_Frankreich_NDS.mp3
Quelle: NDS
ZitatAlle Räder stehen still...

wenn dein starker Arm es will. Schon jetzt kann man die Streikaktionen der französischen Gewerkschaften als Erfolg bezeichnen. Fast alle machen mit. Manche Organisationen mussten zwar fast zum Streik getragen werden, aber wegen der allgemeinen Unzufriedenheit unter der Bevölkerung und der massiven Streikbereitschaft ihrer Mitglieder konnten die Gewerkschaftsführer sich dem Druck nicht entziehen. Am 16. Oktober unterzeichneten fast alle Gewerkschaftsorganisationen, außer der regierungsnahen CFDT, einen Aufruf zum interberuflichen Streik am 5. Dezember. Manche Gewerkschaftsführer werden das wohl eher widerwillig getan haben und hätten lieber auf den ,,Sozialdialog" gesetzt. Aber angesichts der Arroganz von Präsident Macron und seiner Entschlossenheit, die angekündigten ,,Reformen" gegen allen Widerstand durchzusetzen, was gab es da noch viel zu verhandeln? Von Marco Wenzel

...

Vorgelesen:
https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/191209_Alle_Raeder_stehen_still_NDS.mp3
Quelle: NDS

Und Deutschland?

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zitat von: Troll am 09:58:20 Mo. 09.Dezember 2019
ZitatGeneralstreik in Frankreich
ZitatAlle Räder stehen still...

Und Deutschland?



Genau hier sehe ich die Aufgabe von chefduzen.
Es wird sich nichts ändern, wenn wir darauf warten, daß Linkspartei, SPD, Grüne oder DGB Kämpfe gegen die herrschenden Verhältnisse organisieren. Sie organisieren bestenfalls Scheingefechte, Proteste in ordentlichen Bahnen, die kontrolliert und wirkungslos bleiben.

Wir müssen ständig daran erinnern, daß die einzige wirkungsvolle Kraft von uns Ausgebeuteten selbst kommen kann. Wir müssen uns um unabhängige Diskussionen, Proteste und Kämpfe kümmern, egal wie klein sie auch sein mögen.

RoterProlet

Zitat
Frankreich: Größter Massenprotest seit 24 Jahren




Seit gestern streiken Arbeiter in den Breichen Nahverkehr, Chemieindustrie, Bildung, Hafenlogistik, Hochschulbildung, Gesundheit und der Abfallentsorgung in Frankreich, und sie haben gestern ihren Streik bis heute fürs erste verlängert. Auslöser der Proteste ist die Kürzung der Rente. Das französische Rentensystem beinhaltet über 40 verschieden Pensionsformen. Nun will die Bourgeoisie unter dem Vorwand der ,,Vereinfachung", dass Rentensystem vereinheitlichen, was in Wahrheit eine Anpassung aller Renten nach unten ist. Zwei Drittel des Volkes lehnen diese Reform ab. Die Massen in Frankreich nehmen diese Gesetzesänderung, die ihnen aufgezwungen wird, nicht einfach kampflos hin.



Im ganzen Land gingen mehr als 1,5 Millionen Menschen auf die Straße davon 250.000 allein in Paris. Solch eine große Bewegung gab es in Frankreich seit 1995 nicht mehr zu sehen. In der Stadt blieb der Verkehr stehen – es bildete sich ein 350 Kilometer langer Stau. Im ganzen Land lag der Zugverkehr lahm, sieben Raffinerien waren im Streik, Häfen und Docks standen still, LKW-Fahrer organisierten Blockaden, Lehrer streikten und Schulen blieben geschlossen. In Paris wurden 6.000 Bullen gegen die Demonstranten eingesetzt, sie gingen mit Knüppeln und Tränengas gegen sie vor. Am für den 10. Dezember ist der nächste Streik geplant und wird voraussichtlich auch nicht der letzte in diesem Jahr sein.

Solidarität mit den streikenden in Frankreich!



Vom 06.12.2019

http://www.demvolkedienen.org/index.php/de/europa/3804-frankreich-groesster-massenprotest-seit-24-jahren
,,Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!"
Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD
Geboren am 16.04.1886 – Von den Nazis ermordet am 18.08.1944

RoterProlet

ZitatPolitischer Streik gegen Rentenreform legt Frankreich seit 6 Tagen lahm

Seit dem Generalstreik vergangene Woche Donnerstag ist der Verkehr in Frankreich größtenteils lahmgelegt. Für heute sind erneut große Proteste geplant.


Mehr als 1,5 Millionen Menschen nahmen am vergangenen Donnerstag an politischen Streikdemonstrationen in mehr als 250 französischen Städten teil. Mit dem Aufruf zum Generalstreik leiteten die französischen Gewerkschaften eine seit vergangener Woche anhaltende Streikwelle ein. Es sind die größten politischen Streiks seit Jahren in Frankreich.

Am Montag sorgten die Streiks im Verkehrswesen erneut für ein gigantisches Chaos im Land. Allein in Paris staute sich der Verkehr auf mehr als 600 Kilometer. Große Teile der Pariser Metro, der Vorstadtzüge sowie des nationalen und internationalen Fernverkehrs wurden bestreikt. Laut der Staatsbahn SNCF legten rund drei Viertel der Lokführer ihre Arbeit nieder. Streikende blockierten zudem zahlreiche Busbahnhöfe, um auch dort den Verkehr lahmzulegen.

Weitere Streiks und Proteste geplant

Für heute haben die Gewerkschaften zu erneuten landesweiten politischen Massenstreiks aufgerufen. Die Streiks treffen in der Vorweihnachtszeit vor allem den Einzelhandel und den Tourismussektor in Paris. Der Vorsitzende der Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, kündigte an, dass man nicht klein bei geben werde, bis die Reformpläne der Regierung für die Rentenversicherung zurückgezogen werden.

Kampf gegen Rentenreform

Es ist der Auftakt einer Reihe von Protesten gegen die Rentenpläne der französischen Regierung. Sie plant, die vielfältige Rentenlandschaft in Frankreich zu vereinheitlichen. Dabei soll das Eintrittsalter von bisher 60 auf 64 Jahre angehoben werden. Auch soll die Universalrente direkt leistungsbezogen sein: wer einen Euro einzahlt, bekommt einen Punkt gut geschrieben. Von den Umbauplänen werden besonders einige bestimmte Berufsgruppen negativ betroffen sein, so die MitarbeiterInnen im öffentlichen Verkehrssystem Frankreichs.

https://perspektive-online.net/2019/12/politischer-streik-gegen-rentenreform-legt-frankreich-seit-6-tagen-lahm/
,,Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!"
Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD
Geboren am 16.04.1886 – Von den Nazis ermordet am 18.08.1944

ManOfConstantSorrow

ZitatMehr Streik in französischen Privatbetrieben
Zwar waren nach Angaben der Gewerkschaft CGT am Dienstag weniger Streikende auf den Straßen, aber die Unterstützung in der Öffentlichkeit wächst.
https://www.heise.de/tp/features/Mehr-Streik-in-franzoesischen-Privatbetrieben-4610591.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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