Frankreich aktuell

Begonnen von Kuddel, 11:59:51 Sa. 22.Juli 2017

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Troll

ZitatSich Sorgen zu machen heißt ja nicht, das er die "Gelbwesten" ablehnt. Ich mache mir auch Sorgen darüber und lehne die Bewegung trotzdem nicht ab.

Das machen wirklich alle, Politiker, Medien, Gewerkschaften begleiten den Protest mit vollen Hosen, alle äußern ihre Bedenken wegen den Rechten, und jetzt, bleibt lieber gleich zu hause denn dort könnten Ultrarechte protestieren, wäre es nicht ganz besonders dringend das nicht-Rechte zum protestieren gehen statt zitternd vor Rechten lieber nicht protestieren. Ggf. müssen sich die Protestierenden selbst von den Rechten distanzieren.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Rudolf Rocker

Mein Reden! Wir sind da einer Meinung Herr Troll! ;)

Troll

Ach menno, lass mich doch rummeckern.  :baby:
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
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Jiddu Krishnamurti

Tiefrot

Der Protest der Gelbwesten wird auch hierher schwappen.
Ist nur eine Zeitfrage. Und die "Politik" hat die Windeln völlig zu Recht voll.  ;D
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Rudolf Rocker

Sind in Frankreich für heute eigentlich wieder Demos geplant? Ist so verdächtig ruhig im Pressewald!

Kuddel

Zitat,,Gelbe Westen" in Frankreich
Wild, wütend und entschlossen

Den fünften Samstag in Folge wollen die ,,Gelben Westen" heute in Paris gegen die Regierung protestieren.
https://www.deutschlandfunk.de/gelbe-westen-in-frankreich-wild-wuetend-und-entschlossen.1773.de.html?dram:article_id=436040


Tiefrot

Rudi meißelte:
ZitatSind in Frankreich für heute eigentlich wieder Demos geplant? Ist so verdächtig ruhig im Pressewald!

Würde mich nicht wundern, wenn die Gelbwesten totgeschwiegen werden sollen.  :rolleyes:
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Guter Kommentar im Freitag:
ZitatMacrons forsches Auftreten schwankte zwischen dem eines Konkursverwalters der Fünften Republik und dem eines quasi-monarchischen Wiedergängers Napoleons III. Es weckte hohe Erwartungen und verschaffte ihm einen Wahlsieg im Frühsommer 2017. Bei Licht besehen, beruhte der auf einer optischen Täuschung: Der Nichtwähleranteil betrug am 7. Mai 2017, im zweiten Wahlgang, 57 Prozent. Bezieht man die Zahl der Macron-Wähler allein aus der Gesamtheit der Wahlberechtigten, lag Macrons Anteil unter 15 Prozent – also auf einem dürftigen Legitimationsniveau.

Macron steht mit dem Rücken zur Wand. Sein Image als ,,Präsident der Reichen" wird er wohl nicht mehr los, was seine Chance auf eine Wiederwahl schmälert.

Ob Macrons Partei LRM die Krise überlebt, ist offen. Nur Berufsmacronisten, wie sie sich vorrangig in der deutschen Presse tummeln, nehmen Macrons Credo des ,,Ni-ni", des Weder-rechts-noch-links, ernst. Sie glauben, der Staatschef könne scheinbar unvereinbare Gegensätze versöhnen, in denen sich Klassenfragen und -widersprüche spiegeln. Darauf setzte schon der ehemalige Präsident Charles de Gaulle vergeblich. Voran ging es seit Mai 2017 nur mit der Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Arme, Gewinner und Verlierer, Privilegierte und Deklassierte.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/effizient-nachgeben

Kuddel


dejavu

Von hier, war schon in Kuddels Post:
https://www.deutschlandfunk.de/gelbe-westen-in-frankreich-wild-wuetend-und-entschlossen.1773.de.html?dram:article_id=436040
ZitatUns Franzosen, uns hilft man nicht, aber den Migranten schon, das ist nicht normal
Das ist nun genau das Problem, ein typischer Pegidistenspruch. Sowas führt nun wahrlich nicht weiter. Das mal in Richtung Frankreich.
Beteiligen sich auch Migranten?
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Fritz Linow

Zitat"Uns Franzosen, uns hilft man nicht, aber den Migranten schon, das ist nicht normal"
...sagt Yvette. Ob man deswegen jetzt gleich verallgemeinern kann, dass es nur so eine Art Pegida ist, ...keine Ahnung. Die Forderungen und auch die gemeinsamen Blockaden vor Fabriken und Logistiklagern sind schon eine andere Liga als der Pegidakram.

ZitatBeteiligen sich auch Migranten?
Interessante Frage. Wer hat die Deutungshoheit?

Aus einem Interview in einem Debattenlabermagazin:
ZitatEs findet ein sehr intensiver Kampf zwischen der Rechten und der Linken darüber statt, was die Bewegung bedeutet. So wie die Bewegung entstanden ist, außerhalb der politischen Apparate, war die Bewegung zunächst politisch unbestimmt. Sie hätte sich nach rechts oder links wenden können. Und es gab dann einen starken Kampf diese Bewegung in eine linke Bewegung  für soziale Gerechtigkeit zu transformieren und nicht in eine potentiell faschistische Bewegung gegen den Sozialstaat und die Migranten, wie es die extreme Rechte wollte. Die gute Nachricht ist, dass die Linke diesen Kampf gewonnen hat. Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass die Linke einen kulturellen Kampf gewonnen hat. Als wir am ersten Dezember auf die Straße gegangen sind und uns die gelben Westen angezogen haben, haben wir auch dafür gekämpft sie als progressive Kraft zu besetzen.
https://www.prager-fruehling-magazin.de/de/article/1451.es-war-klar-dass-es-irgendwann-explodiert.html

Rudolf Rocker

Wenn mir erlaubt sei, meine persönliche Einschätzung abzugeben:
So richtig scheint der Funke in Frankreich nicht überzuspringen. Der Zunder brennt ab, aber das dickere Holz fängt kein Feuer.
Dafür scheint es jetzt in anderen Ländern mehr Proteste zu geben, die durchaus durch die Gilets jaunes inspiriert zu sein scheinen.

Troll

ZitatUns Franzosen, uns hilft man nicht, aber den Migranten schon, das ist nicht normal

Vorsicht, es kann ein plumper Spruch sein ohne den Migranten ans Leder zu wollen, Migranten sind Dauerthema und da kommt bei allen politisch Vernachlässigten eine Art Neidgefühl auf, im Gegensatz zu den Nationalisten die in erster Linie das Fremde weg haben wollen das angeblich an allem Übel Schuld hat.
Der Deutschlandfunk würde nicht zu ersten mal Mitversuchen zu spalten, in der Regel ist der DLF auf Linie und Proteste gegen eine konservative Regierung löst dort keine Begeisterung aus.

@Rudolf Rocker
Habe heute auch von weniger Protestierenden gehört, in Frankreich werden die Hauptmedien gezielt gegen die Gelbwesten anschreiben, was die großen EU-Medien von Anfang an getan haben, vielleicht eine kleine Erholungspause. Die Qualitätsmedien sind ein unterschätzter Feind solcher Bewegungen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dejavu

Zitatda kommt bei allen politisch Vernachlässigten eine Art Neidgefühl auf
Ja? Ich sehe eigentlich keinen echten Grund für Neidgefühle.

ZitatUns Franzosen (nicht) ... den Migranten schon
Beinhaltet eine klare Nationalistische Abgrenzung wie sie typisch ist für Pegidisten. Auch das "Hilfe" geneidet wird, spricht Bände. Hilfe zu erwarten ist hier gewissermassen eine Demutsgeste, die an eine Autorität gerichtet ist. Autoritätsverliebtheit ist ebenfalls  Merkmal des Pegidismus-Nationalismus. Die weiteren typischen Merkmale Feigheit und Hinterhältigkeit treffen im vorliegenden Falle zum Glück wohl nicht zu, sind aber vielleicht auch spezifisch für Deutschland.

Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Rudolf Rocker

ZitatHabe heute auch von weniger Protestierenden gehört, in Frankreich werden die Hauptmedien gezielt gegen die Gelbwesten anschreiben, was die großen EU-Medien von Anfang an getan haben, vielleicht eine kleine Erholungspause. Die Qualitätsmedien sind ein unterschätzter Feind solcher Bewegungen.
Das ist natürlich nicht einfach, da an konkrete Zahlen zu kommen, weil es ja auch außerhalb von Paris Proteste und Demos gab. Aber in den Live- Übertragungen aus Paris konnte man schon deutlich sehen, das es weniger Menschen sind als zuvor.

ZitatBeinhaltet eine klare Nationalistische Abgrenzung wie sie typisch ist für Pegidisten. Auch das "Hilfe" geneidet wird, spricht Bände. Hilfe zu erwarten ist hier gewissermassen eine Demutsgeste, die an eine Autorität gerichtet ist. Autoritätsverliebtheit ist ebenfalls  Merkmal des Pegidismus-Nationalismus. Die weiteren typischen Merkmale Feigheit und Hinterhältigkeit treffen im vorliegenden Falle zum Glück wohl nicht zu, sind aber vielleicht auch spezifisch für Deutschland.
Du schließt jetzt nicht ernsthaft, aufgrund der Aussage einer einzelnen Person, auf die Ideologie einer gesamten Gruppe, oder?

counselor

Zitat von: Troll am 10:14:44 So. 16.Dezember 2018
ZitatUns Franzosen, uns hilft man nicht, aber den Migranten schon, das ist nicht normal

Vorsicht, es kann ein plumper Spruch sein ohne den Migranten ans Leder zu wollen, Migranten sind Dauerthema und da kommt bei allen politisch Vernachlässigten eine Art Neidgefühl auf, im Gegensatz zu den Nationalisten die in erster Linie das Fremde weg haben wollen das angeblich an allem Übel Schuld hat.
Solche Sprüche kommen auch von Leuten, die sonst eher links stehen. Da wirkt das migrantenfeindliche mediale Trommelfeuer. Frägt man näher nach, dann sind diese Leute für eine Änderung der Politik gegenüber der Herkunftsländer, so dass diese Länder nicht mehr ausgebeutet werden.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dejavu

ZitatDu schließt jetzt nicht ernsthaft, aufgrund der Aussage einer einzelnen Person, auf die Ideologie einer gesamten Gruppe, oder?
Nein, natürlich nicht. Hätte ich besser gleich schreiben sollen. Im verlinkten Artikel wird eine einzelne Person mit dieser Äußerung zitiert, das lässt ja auch nicht wirklich Rückschlüsse zu.
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Troll

ZitatPrognose für 2019
Frankreichs Schulden wohl doch höher

Frankreich könnte 2019 mit seinem Haushaltsdefizit die EU-Obergrenze reißen. Das Defizit wird laut Premier Philippe voraussichtlich rund 3,2 Prozent betragen. Grund für die Verschuldung sind Zugeständnisse an die "Gelbwesten".

Frankreich wird wegen der Zugeständnisse von Präsident Emmanuel Macron an die "Gelbwesten" voraussichtlich die europäische Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts im kommenden Jahr reißen.
...

Quelle: tagesschau

Super, nicht die Protestierenden angreifen sondern deren Forderungen gleich mal in ein absurdes Abseits stellen, nichts geht über die schwarze Null, weiß doch jedes Kind wie Europas Austerität alles verbessert. Ganz davon abgesehen, eine popelige Prognose um Stimmung zu machen, hatten wir noch nie außer bei Sozialschmarotzern, faulen Arbeitslosen, Sozialstaatsfressende Asylanten, Luxusrenten, Hochlohnland, .........................n  kotz
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

BGS

Zitat von: Troll am 12:09:51 Mo. 17.Dezember 2018
ZitatPrognose für 2019
Frankreichs Schulden wohl doch höher

Frankreich könnte 2019 mit seinem Haushaltsdefizit die EU-Obergrenze reißen. Das Defizit wird laut Premier Philippe voraussichtlich rund 3,2 Prozent betragen. Grund für die Verschuldung sind Zugeständnisse an die "Gelbwesten".

Frankreich wird wegen der Zugeständnisse von Präsident Emmanuel Macron an die "Gelbwesten" voraussichtlich die europäische Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts im kommenden Jahr reißen.
...

Quelle: tagesschau

...

Schlicht und einfach peinlich, was die Tagessau da an mutwilliger Desinformation versucht zu verbreiten.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Solidarität mit den Gelbwesten in Frankreich! – Manifestation am 20. Dez in Berlin

Solidarität mit den Gelbwesten in Frankreich!

Auf die Straße für unsere Rechte – Gegen Lohndrückerei, Verdrängung und Spaltung!






Weitrerer Aufruf für die Kundgebung am 20. Dezember
Kundgebung in Berlin:


Solidarität mit dem Kampf der Gelbwesten in Frankreich!
Schluss mit der Repression!
Mindestlöhne rauf! Weg mit Hartz IV!


https://gelbwesten.home.blog/

Do. 20. Dezember 2018 / 18:00 Uhr / Pariser Platz
(Brandenburger Tor / Französische Botschaft)

Kuddel



Warum Macrons Zugeständnisse an die Gelbwesten nicht genug sind, wie die Gewerkschaften versagen und welche Fragen sich jetzt stellen. Der Schriftsteller Guillaume Paoli im Gespräch mit Clemens Melzer.

Werden die Proteste weitergehen?

Guillaume Paoli: Das weiß selbstverständlich niemand. Sollten die Proteste allerdings abebben, dann nicht aufgrund der angekündigten Zugeständnisse. Die sind doch minimal: eine leichte Anhebung des Mindestlohns, eine kleine Erleichterung für die ärmsten Rentner. In seiner Ansprache hat Macron bestätigt, dass er von seinem Kurs nicht abweichen will. Zum Beispiel wird die Vermögenssteuer nicht wiedereingeführt, wie es die meisten «Gelbwesten» fordern.

Da es keine zentrale Organisation gibt, fehlt auch ein einheitlicher Forderungskatalog. Nach einer Online-Umfrage wurden 42 Forderungen veröffentlicht, doch auf lokaler Ebene werden andere gestellt. Generell würden die Leute vermutlich sagen: Mehr Kaufkraft, mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Respekt. Und dass Macron zurücktritt.

Die Bewegung ist deswegen untypisch, weil mehrheitlich von Menschen getragen, die politisch unerfahren und schwer einzuordnen sind. Wenn sie eines gemeinsam haben, dann allerdings die tiefe Abneigung gegen sämtliche Parteien und repräsentative Instanzen. Sicher gibt es unter ihnen Leute, die Le Pen gewählt haben, andere Mélenchon, wobei wahrscheinlich die meisten zu den 16 Millionen gehören, die sich bei der Stichwahl 2017 der Stimme enthalten haben. Doch alle wollen mit der etablierten Politik nichts zu tun haben, zu der auch Le Pen längst gehört. Schließlich entscheidet sich die rechte Klientel immer für Ordnung und Autorität, und nicht für Krawall und direkte Aktion.

Da es ursprünglich um Benzinpreiserhöhung ging, war die Idee naheliegend, Verkehrskreisel zu besetzen, um mit Autofahrern zu reden. Dann sind die Leute von alleine auf die im Grunde anarchistische Idee gekommen, die Flüsse der Wirtschaft zu unterbrechen, um Druck auszuüben und auf Steuerungerechtigkeit zu drängen. Zugänge zu Einkaufszentren werden blockiert, sowie von Großkonzernen wie Amazon oder Monsanto.

Das vollständige Interview ist lesenswert: https://adamag.de/gilets-jaunes-macron-paoli-gelbwesten


ZitatWeiß-blaue Gelbwesten

Vorbild Frankreich: Der deutschlandweit erste Gelbwesten-Protest fand in München statt – der Beginn einer sozialen Revolte?


Laut den Organisatoren kamen rund 200 Menschen zur Gelbwesten-Demo in München.

Die erste Gelbwesten-Demonstration in Deutschland fand zwar noch recht wenig Anklang. Nach München sind aber weitere Proteste in anderen Städten bereits geplant. Wie groß ist das Potenzial des von der Sahra-Wagenknecht-Bewegung ,,Aufstehen" organisierten Protests hierzulande? Die Staatszeitung hat sich bei Demonstranten, Aktivisten und Experten umgehört.


Die alte Frau friert offensichtlich. Doch ihr Zorn über die aus ihrer Sicht unfairen Verhältnisse ist größer als der Wunsch nach Wärme. ,,Ständig wird uns erzählt, dass es uns allen in Deutschland so gut geht. Aber warum merken viele davon nichts?", fragt die 67-jährige Augsburgerin.
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/leben-in-bayern/detailansicht-leben-in-bayern/artikel/weiss-blaue-gelbwesten.html

Berlin:
ZitatIn Redebeiträgen fordern die Berliner*innen in ihren gelben Warnwesten ein gerechteres Sozialsystem, die Angleichung der Löhne im Osten und »nieder mit Macron und seiner Fünften Republik«.

»Frankreich ist eigentlich das Musterbeispiel für soziale Proteste. Dort gibt es alle zwei Jahre Sozialreformen, weshalb die Bevölkerung auf die Straße geht, aus Deutschland kommt überhaupt nichts«, sagt Martin Peters, der den Berliner Gelbwesten-Ableger gemeinsam mit anderen initiiert hat. Deswegen wollen sie jetzt in Berlin loslegen, explizit links und antifaschistisch. Rechte Meinungen von Teilnehmenden lehnen sie klar ab, anders als in Frankreich, wo Anhänger*innen vom linken und rechten Spektrum mit den gleichen gelben Hemdchen auf die Straße gehen.

Die an diesem Abend anwesenden Gelbwesten halten meist rote Fahnen, solche der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), der Gewerkschaft ver.di und »socialistworld«, einem Blog über Gerechtigkeitskämpfe vom Iran bis Brasilien, in den Händen. Viele junge Leute, aber auch ältere sind zum Pariser Platz gekommen. 124 Teilnehmende sind es, schätzt die Polizei, 150 sagt der Veranstalter. Angemeldet hat die Kundgebung das »Klasse gegen Klasse«-Bündnis, das sich mit dem »Gelbwestenblock«, wie sie es nennen, und anderen Initiativen für die Kundgebung zusammengetan hat.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1108584.gelbwesten-in-berlin-aktivisten-gruenden-berliner-gelbwesten-ableger.html


Kuddel

Zitat«Gelbwesten»-Protest à la portugaise

Wie die Franzosen proben die Portugiesen den Aufstand in Gelb. Auch sie sind mit ihrer ökonomischen Lage unzufrieden.


Die «Coletes Amarelos» in Portugal fordern höhere Löhnne, bessere Sozialleistungen, billigeres Benzin oder höhere Renten – ähnliche Forderungen also wie die französischen «Gelbwesten». «Manchmal tönen die Forderungen wie eine Kopie der Bewegung in Frankreich», sagt dazu der Journalist Tilo Wagner in Lissabon.

Zitat«Gelbwesten»-Proteste im ganzen Land



Bislang verläuft der Aktionstag der «Coletes Amarelos» friedlich, es wurden erst einige Strassen in und um Lissabon und Porto blockiert. Andernorts sind Sympathisanten in ihren Autos besonders langsam gefahren, um den Verkehr so aufzuhalten. Allerdings soll der Protest den ganzen Tag über laufen, deshalb könnten die Störungen noch zunehmen. Die sozialistische Regierung hat 20'000 Einsatzkräfte mobilisiert, um die Demonstranten im Zaum zu halten.

Heterogenes Feld Unzufriedener


Laut Wagner handelt es sich bei den «‹Coletes Amarelos› vor allem um Portugiesinnen und Portugiesen, die sich bislang politisch wenig engagiert haben. «Die meisten von ihnen kommen aus dem Kreis der Nichtwähler.» In den sozialen Medien habe es von den Unzufriedenen oft geheissen, man wehre sich gegen korrupte Politiker, die in die eigene Tasche wirtschafteten.

«Seit Jahren gibt es in Portugal eine verbreitete Unzufriedenheit», konstatiert der in Lissabon lebende Journalist. So stagniert das Land seit der Jahrtausendwende wirtschaftlich. Die Löhne sind kaum gestiegen, die Leistungen des Staates liegen entsprechend unter dem Niveau anderer westeuropäischer Staaten. Dies komme nun in den «Gelbwesten»-Protesten zum Ausdruck. In der Tat beträgt der Mindestlohn in Portugal bloss rund 600 Euro.

Lehrer streiken ebenfalls


Auch Lehrer, Krankenschwestern oder Juristen gehen seit Wochen immer wieder auf die Strasse, um ihrer ökonomischen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Das alles könnte für die sozialistische Regierung langsam aber sicher zu einem Problem werden. «Das hat sich die Regierung aber teilweise selber zuzuschreiben», sagt Wagner. So hätten die Sozialisten vor drei Jahren mit dem Wahlversprechen gewonnen, der Sparpolitik ein Ende bereiten zu wollen.
https://www.srf.ch/news/international/proteste-in-portugal-gelbwesten-protest-a-la-portugaise

Kuddel

Zitat Les Misérables
Enttäuscht von rechts, enttäuscht von links, enttäuscht vom Staat

...
Von Schichten und Klassen ist häufig die Rede in diesen Tagen, wenn Politologen, Soziologen, Journalisten oder Kulturwissenschaftler versuchen, das Phänomen Gelbwesten zu erklären.
...
,,Es sind Menschen, die zuvor nicht auf die Straße gegangen sind, daher haben wir alle den Widerstand nicht kommen sehen", sagt er. ,,Mit der Zeit konnte jeder in der Bewegung etwas sehen und eigene Forderungen mit ihr verbinden. Erst hieß es: Wir kommen nicht über die Runden. Später wurde Macrons Rücktritt gefordert und zur Stürmung des Élysée-Palasts aufgerufen."
...
Dass eine linke Regierung in Frankreich langfristig für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen wird, ist seit der zweiten Amtszeit Mitterrands und spätestens seit François Hollande nur noch ein Mythos.
...
Der charismatische, unprätentiöse Philippe Poutou, der als Präsidentschaftskandidat 2017 zwar wenige Stimmen, aber viel Sympathie erfahren hat und selbst aus dem Arbeitermilieu stammt, ist einer der wenigen, die auch die gewalttätigen Ausschreitungen gutheißen: ,,Die Gewalt der aktuellen sozialen Bewegung ist normal, vollkommen legitim. Natürlich, wenn sich die Wut ihren Weg bahnt, explodiert sie in alle möglichen Richtungen. Das schlimme sind heute nicht zerschlagene Fensterscheiben oder Barrikaden, das Schlimme und Angsteinflößende sind die staatliche Brutalität und die Repression", schreibt Poutou in einer Botschaft an seine Anhänger.
https://www.freitag.de/autoren/linkerhand/les-miserables

"Enttäuscht von rechts, enttäuscht von links, enttäuscht vom Staat" ist doch eine wunderbare Voraussetzung für einen wirkungsvollen Kampf gegen die kapitalistische Normalität. Die Gewerkschaften haben versagt. Auch die französichen Basisgewerkschaften haben nicht die Hoffnungen erfüllt, die man is sie gesetzt hat. Die Linke beschäftigt sich weitgehend mit sich selbst und hat den Kontakt zu den einfachen Leuten, den Abgehängten, verloren.

Linken-Parteichef Bernd Riexinger hat den Flirt mit der Bewegung heftig angegriffen. "Das Potenzial Ultrarechter in den Reihen der Bewegung ist besorgniserregend", sagte Riexinger den RND-Zeitungen. Die Zusammensetzung der "Gelbwesten" sei bedenklich.

ZitatWorte des Präsidenten: ,,Niemand kann sich den harten Gesetzen des Wettbewerbs entziehen." ,,Alle Franzosen müssen sich dringend zum Geist des Marktes bekehren."
...
Und wer noch meint, es sei das Wichtigste, zunächst zweifelsfrei zu klären, wo die Protestierenden politisch stehen, wer einen sauberen Protest will oder sonst keinen, der hat die Krise nicht verstanden, in der sich Frankreich befindet.
https://www.freitag.de/autoren/mladen-gladic/paris-c2019est-fini

Zitat"Gelbwesten"-Proteste: ein weiterer Toter

Die "Gelbwesten" demonstrieren in Frankreich auch am Samstag wieder: Im Süden des Landes kam ein Mensch ums Leben. Damit steigt die Zahl derer, die am Rande der Demonstrationen starben auf zehn.


Bei erneuten Protesten gegen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron ist in Südfrankreich ein Mensch ums Leben gekommen. An einem von "Gelbwesten"-Demonstranten blockierten Kreisverkehr in der Nähe von Perpignan sei ein Auto mit einem Lastwagen zusammengestoßen, teilten die Behörden am Samstag mit. Dabei sei der 36-jähriger Autofahrer gestorben.

Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den seit Mitte November anhaltenden Protesten auf zehn. Auch in Paris kam es wieder zu Protesten. Hier versammelten sich Demonstranten in gelben Warnwesten auf den Stufen der Basilika Sacre Coeur. Zudem haben die "Gelbwesten" einen Protestmarsch im nahe gelegenen Versailles geplant. Das Schloss von Versailles – ein Symbol der französischen Staatsmacht – blieb daher am Samstag geschlossen.
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_84987716/-gelbwesten-proteste-in-frankreich-ein-weiterer-toter-.html

counselor

Zitat Weniger Menschen auf der Straße - "Gelbwesten"-Proteste verlieren an Zulauf

Am Wochenende vor Weihnachten und nach den Zugeständnissen der Regierung beteiligen sich weniger Menschen als zuvor an den "Gelbwesten"-Protesten. In Paris bleibt es dabei vergleichsweise ruhig, im Süden Frankreichs kommt es zu größeren Ausschreitungen.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Gelbwesten-Proteste-verlieren-an-Zulauf-article20786322.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Zitat Gelbwesten in Frankreich
Die Revolte ist vorbei
http://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-und-die-gelbwesten-die-revolte-ist-vorbei-a-1245145.html

Der Spiegel ist mal wieder oberschlau.

Ja, die Teilnehmerzahlen gehen zurück, doch es wird weiterdemonstriert:
ZitatBei Protesten der ,,Gelbwesten" sind in Frankreich wieder Zehntausende auf die Straße gegangen. Es hätten sich aber weniger Menschen beteiligt als an den vergangenen Wochenenden, berichtete der Radionachrichtensender Franceinfo am Samstag. Insgesamt seien im Land über 200 Menschen festgenommen worden.
https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/1616780/wieder-zehntausende-bei-gelbwesten-protesten-in-frankreich#gallery&0&0&1616780

Die Folgen der Protestwelle sind enorm. Die Herrschende Klasse hat zu spüren bekommen, daß ihre Macht nicht unbegrenzt ist.
Der spontane Aufstand der Bevölkerung war eine Inspiration für die Menschen weltweit.

Aktuell:
ZitatIn Istanbul haben am Samstag tausende Menschen gegen die steigenden Lebenshaltungskosten und die hohe Inflationsrate in der Türkei demonstriert. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, hielten die Demonstranten Transparente mit Anspielungen auf die Bewegung der "Gelben Westen" in Frankreich in die Höhe, die sich als Protest gegen hohe Treibstoffpreise formiert hatte. Sie riefen "Arbeit, Brot, Freiheit".
https://www.stern.de/news/tausende-in-istanbul-demonstrieren-gegen-hohe-lebenshaltungskosten-8503854.html

Auch innerhalb Frankreichs haben die Proteste noch nicht absehbare Folgen. Es wurden wichtige Diskussionen in den Teilen der Bevölkerung entfacht, die als "politikfern" galten.

Ein Diskussionsbeitrag:
Zitat

Für einen Feminismus der proletarischen Viertel!


Als Kollektiv, das für einen proletarischen Feminismus eintritt, ergreifen wir im Rahmen der Gilets-Jaunes-Bewegung das Wort, um ins Bewusstsein zu rufen, dass wir an all diesen Kämpfen teilnehmen. Wir nehmen deswegen an all diesen Kämpfen teil, weil die proletarischen Frauen bei jeder Form von Gewalt und jeder Form von Widerstand an vorderster Front stehen.

Wir wohnen, arbeiten und kämpfen im 93. Département, vor allem in Saint-Ouen-sur-Seine und in Saint-Denis. Seit langem schon ist diese Arbeiterbörse unser Hauptquartier! Wir arbeiten im Krankenhaus Delafontaine, in den Schulen St Ouens, bei der Post, am Angela-Davis-Gymnasium in St Denis und an anderen berufsbildenden Schulen, in der Sozialarbeit des Viertels ... haben wir keine Papiere, sind wir gezwungen, schwarz zu arbeiten, oder wir sind von Arbeitslosigkeit betroffen, leben prekär.

Überall um uns herum sehen wir die gesellschaftliche Gewalt, die sich über den Vierteln des einfachen Volks niederschlägt. Wir sagen: In jeder sozialen oder wirtschaftlichen Krise widerfährt Frauen größte Gewalt, und noch härter trifft es die ausgebeuteten Frauen, die Frauen ohne Papiere, die Frauen aus den proletarischen Vierteln. 80% derer, die trotz Lohnarbeit arm sind, sind Frauen!

Die Regierung und ihre Medien wollen uns entmenschlichen, wir aber erinnern daran, dass wir dafür eintreten, Solidarität zu schaffen und etwas Würde zurückzugewinnen.

   

  • Genug damit, ausgebeutet zu werden – Jobs zu haben, die unsere Leben und unsere Körper zugrunderichten! Genug mit der Prekarität, die uns der Gnade unserer Chefs und Vorgesetzten ausliefert!
  • Genug mit der Arbeitslosigkeit! Genug damit, dass die Reichen sich auf unserem Rücken fettfressen und auf dem unserer Familien! Genug damit, dass sie unser Recht auf Gesundheit und Unterkunft verramschen!
  • Genug mit dem Mangel an anständigen Sozialwohnungen! Genug damit, drei Jahre warten zu müssen, um in einem Sozialbau unterzukommen! Genug mit ihrem Grand Paris und ihren olympischen Spielen, die unsere Viertel zerstören!
  • Genug mit ihren zweitklassigen Schulen und ihren fauligen Reformen! Man wird keine Ungleichheit dadurch bekämpfen, dass man wieder Bullen in unsere Schulen bringt! Am Schulversagen sind nicht unsere Kinder schuld – das Problem ist ihr System!
  • Die Jagd auf Arme, die rassistische und die Polizeigewalt, die mit unseresgleichen vollgestopften Gefängnisse, den Hass auf Muslime, den Sexismus, die Homophobie, all das wollen wir nicht mehr!
   
Wir wollen daran erinnern, dass sich der Kampf ohne die Frauen nicht führen lässt! Der Platz der Frauen ist im politischen Kampf!

Homophobe, häusliche und sexistische Gewalt nehmen zu. Überall befinden wir uns in Gefahr: zuhause, auf der Straße, auf der Arbeit, und selbst in unseren politischen Kollektiven.

Wir setzen uns an allen Tagen des Jahres in unseren Vierteln, an unseren Arbeitsplätzen ein. Soll die Bewegung der Gilets Jaunes ein wahrhaftiger gesellschaftlicher Protest werden, so wird der Kampf nicht ohne uns vonstatten gehen können.

Doch der gemeinsame Kampf kann nur unter einer einzigen Bedingung Wirklichkeit werden: Alle Frauen müssen für die Sache in Sicherheit eintreten können. Kein einziger Aggressor in unseren Reihen. Darauf müssen wir uns verpflichten, in unseren Kollektiven, in dieser Versammlung und in den kommenden Kämpfen!

Wir werden keinerlei Zugeständnisse machen: weder in unserem Lager, noch im Lager der Medien und der Politik. Wir werden nicht zulassen, dass die Frauenrechte benutzt werden, um Viertel und Einwanderer zu kriminalisieren.

Proletarischer Feminismus ist in dieser Bewegung, die wir aufbauen, keine bloße Option.
Ganz im Gegenteil sind Frauen und Lesben, die Schwulen, die Bi- und Transsexuellen an vorderster Front der Gewalt. Aber wir stehen auch an vorderster Front im Widerstand.

Wir, Femmes en lutte 93, rufen alle Frauen in den proletarischen Vierteln dazu auf, am Samstag auf die Straße zu gehen
https://designing-history.world/theory/feminismus-proletarische-viertel

Troll

Jaja, die Revolte ist vorbei und der IS in Syrien war auch kurz besiegt, alles gut.
Beachtlich finde ich vom Spiegel die Bezeichnung "Revolte", echt, nicht nur ein paar gewalttätige Idioten sondern Revolte.

Zur Zeit wäre ich gerne Mäuschen in vielen Hinterzimmern, wo die Bewegung seziert und der Umgang damit beraten wird. Die Medien versuchen zu marginalisieren und/oder diskreditieren, der Protest steht bei vielen Regierungen derzeit wohl ganz oben in der Beachtung, ihr Schweigen ist Ohrenbetäubend.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zitat"Gelbwesten"-Proteste in Paris
Polizist richtet Pistole auf Demonstranten

23.12.2018, 11:33 Uhr - Drei Polizisten fühlen sich bei den Demonstrationen so bedroht, dass einer seine Waffe zieht...

...so bedroht von einer Revolte, die vorbei ist.

Mit Video: http://www.spiegel.de/video/paris-polizist-richtet-pistole-auf-gelbwesten-demonstranten-video-99023762.html

Rudolf Rocker

Zitat...so bedroht von einer Revolte, die vorbei ist.

Für sowas braucht man keine Revolte, da reicht schon ein G 20 in Hamburg:

https://www.stern.de/politik/deutschland/warnschuss-bei-g20--deswegen-feuerte-ein-polizist-in-der-schanze-7529640.html

Kuddel

Zitat von: Troll am 10:57:10 So. 23.Dezember 2018
Zur Zeit wäre ich gerne Mäuschen in vielen Hinterzimmern, wo die Bewegung seziert und der Umgang damit beraten wird. Die Medien versuchen zu marginalisieren und/oder diskreditieren, der Protest steht bei vielen Regierungen derzeit wohl ganz oben in der Beachtung, ihr Schweigen ist Ohrenbetäubend.

ZitatStrassenprotest gegen Korruption in Libanon

In Libanons Hauptstadt Beirut haben am Sonntag hunderte Menschen gegen die Korruption im Land und die schwierige Versorgungslage demonstriert. Die Demonstranten marschierten zum Sitz von Regierungschef Saad Hariri im Zentrum von Beirut.



Sie forderten unter anderem eine bessere gesundheitliche Betreuung sowie eine bessere Trinkwasser- und Stromversorgung. Die Kundgebung wurde von einem Grossaufgebot libanesischer Sicherheitskräfte begleitet.



In Anspielung an die Proteste gegen hohe Lebenshaltungskosten in Frankreich trugen einige der Demonstranten gelbe Westen, allerdings mit einer Zeder, dem libanesischen Nationalsymbol, versehen.


"Wir werden regiert von einer politischen Klasse von korrupten Dieben, die mit sektiererischem Fanatismus herrschen", sagte eine Demonstrantin der Nachrichtenagentur AFP. Während staatliche Gelder verschwendet würden, stürben "vor den Türen der Spitäler" Menschen ohne Krankenversicherung. In der Vorwoche hatte der Tod eines Kindes wegen fehlender medizinischer Behandlung die Menschen im Libanon empört.

In den Städten Tripoli im Norden und Nabatijeh im Süden des Landes beteiligten sich einige Dutzend Menschen an ähnlichen Kundgebungen wie in Beirut. Bereits eine Woche zuvor hatten hunderte Menschen an Protesten teilgenommen, zu denen die Kommunistische Partei aufgerufen hatte.

Ministerpräsident Hariri war bei der Parlamentswahl im Mai im Amt bestätigt worden. Die Diskussionen über die Verteilung von Ministerposten sind aber sieben Monate später immer noch nicht abgeschlossen. Derweil droht Libanon der wirtschaftliche Zusammenbruch.
https://www.vaterland.li/region/international/strassenprotest-gegen-korruption-in-libanon;art102,364268

ZitatAnkaras Angst vor den Gelbwesten
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Die Wirtschaftskrise lähmt das Land auf Schritt und Tritt, auch wenn die Regierung alles tut, um sie zu verheimlichen. Die vergangene Woche veröffentlichten Wachstumszahlen für das dritte Quartal 2018 steigerten drei Monate vor den Kommunalwahlen den Pessimismus in der Wirtschaft weiter. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wies die türkische Wirtschaft ein Rekordwachstum von 11,1 Prozent auf, jetzt sind es nur noch 1,6 Prozent. Saisonbereinigt erwies sich sogar, dass die Wirtschaft gar nicht wuchs, sondern um 1,1 Prozent schrumpfte. Die Produktivität der Wirtschaft brach um 5,7 Prozent ein. Die Arbeitslosigkeit kletterte auf die bislang höchste Marke des Jahres.

Erdogan, dem es nicht gelang, diese Entwicklung zu ändern, indem er seinen Schwiegersohn an die Kasse setzte, klammerte sich drei Monate vor den Wahlen an eine bekannte Formel. Damit das Grummeln der unter der Wirtschaftskrise leidenden Bürger nicht in einen Aufstand mündet, setzte er die Waffen Drohung und Spaltung ein. Mit Verweis auf die Gelbwestenbewegung in Frankreich kündigte er an, dass man gegen Proteste gewaltsam vorgehen würde: ,,Ist hier etwa Paris? Jeder hat seine Lehre aus den Gezi-Protesten gezogen. Wer so etwas unternehmen sollte, wird teuer dafür bezahlen." Und gegen den Vorsitzenden der größten Oppositionspartei CHP, der die Arbeiterschaft aufforderte, ihre Rechte auf der Straße zu suchen, sprach Erdogan vor laufender Kamera folgende Drohung aus: ,,Wir werden euch die Straßen eng machen, ihr werdet keine Chance zur Flucht haben!"

Wie verkaufen sich denn gelbe Westen?

Fatih Portakal, prominenter Moderator bei dem Sender Fox TV, auf den Erdogan keinen Zugriff hat, weil sein Inhaber ein Bürger der Vereinigten Staaten ist, sagte kürzlich am Bildschirm: ,,Protestieren wir doch gegen die Erdgas-Preiserhöhung. Schaffen wir das? Wie viele Leute würden trotz der Angst auf die Straße gehen? Es wird versucht, Opposition von Einzelpersonen und von der Gesellschaft zu unterdrücken und einzuschüchtern." Die Worte brachten Erdogan in Rage. Er drohte Portakal und gab der Justiz Weisung, Ermittlungen einzuleiten: ,,Unverschämter, der nicht weiß, was ihm zusteht, der seine Grenzen nicht kennt! Was für ein sittenloser Kerl! Die Justiz wird ihm die nötige Antwort verpassen. Wisse, wo dein Platz ist! Weißt du das nicht, bekommst du von der Nation eins in den Nacken!" Den Fox-Moderator putzte Erdogan herunter, Moderator Erkan Tan dagegen, der bei einem Propagandasender der Regierung arbeitet, ließ er die Worte: ,,Die Gezi-Protestierer sollte man köpfen!" durchgehen.

Der Palast und sein Umfeld beließen es nicht bei Drohungen und Beschimpfungen der Opposition. Proteste aufgrund der Wirtschaftskrise könnten vor den Kommunalwahlen alles verderben. Noch ein Detail, das zeigt, wie weit diese Sorge gediehen ist: Das Innenministerium ermittelte, ob in der Türkei Produktion und Absatz der ,,gelben Westen" gestiegen seien, wie die Protestierenden sie in Frankreich tragen. Als sich herausstellte, dass ,,keine Gefahr" drohe, atmete man im Palast erleichtert auf.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/brief-aus-istanbul/brief-aus-istanbul-ankaras-angst-vor-den-gelbwesten-15949894-p3.html

ManOfConstantSorrow

ZitatBlockaden
Proteste der «Gelbwesten» verpassen der französischen Wirtschaft einen Dämpfer



Allein im Pariser Stadtzentrum gehen die Schäden der Gelbwesten-Proteste in die Millionen. Landesweit leiden 62 Prozent der Klein- und mittleren Unternehmen unter den – teils anhaltenden – Blockaden auf den Verkehrskreiseln und vor Einkaufszentren.


Die Apotheke L'Etoile: verwüstet. Die Brasserie de La Belle Armée: ausgebrannt. Die Bankagentur LCL: zertrümmert. So ist es im Viertel um den Pariser Triumphbogen während der bewegten Samstage dieses Monats vielen Geschäften ergangen. Ausgerechnet während der Weihnachtszeit mussten sich die Boutiquen und Cafés der Champs-Élysées hinter Bretterwänden verschanzen, statt die wichtigsten Umsätze des Jahres zu erzielen.

Allein im Pariser Stadtzentrum gehen die Schäden der Gelbwesten-Proteste in die Millionen. Sind sie bezifferbar, zahlt der Staat: Bei ihm können sich die Versicherungen laut einem sehr französischen Gesetz schadlos halten, wenn «durch bewaffnete oder unbewaffnete Massenaufläufe offene Gewalt gegen Personen oder Güter ausgeübt wird».

In der Nationalversammlung liegt zwar seit langem ein Gesetzesvorschlag, der die Organisatoren solcher Veranstaltungen zivilrechtlich zur Verantwortung ziehen will. Doch niemand beeilt sich, ihn in Kraft zu setzen; es wäre praktisch unmöglich, gerade die schlecht verdienenden «gilets jaunes» zu millionenfacher Entschädigung anzuhalten.

Oft sind die Schäden nur schwer festzumachen. So etwa, wenn die grossen Einkaufhäuser wie Galeries Lafayette oder Printemps auch am Samstagnachmittag entweder geschlossen oder leer bleiben. Oder wenn verängstigte Touristen ihre Paris-Reisen absagen.





















Vor allem die Vier- und Fünfsternhotels in der Nähe der Pariser Prachtavenue verzeichneten an gewissen Tagen bis zu 50 Prozent Annullierungen. In Montmartre verzeichneten die Bistros hingegen einen Grossandrang: Offenbar wichen viele Pariserinnen und Pariser am Samstagabend auf den Stadthügel aus, der vor dem Furor der «Gelbwesten» relativ sicher war.

Mautgebühr «entfällt»

Ausserhalb von Paris wurden auch Provinzstädte wie Bordeaux oder Toulouse heimgesucht. Laut dem Branchenverband CPME leiden landesweit 62 Prozent der Klein- und mittleren Unternehmen unter den – teils anhaltenden – Blockaden auf den Verkehrskreiseln und vor Einkaufszentren.

Im Languedoc-Roussillon am Mittelmeer bleiben die Sperren sehr wirksam. Früchte- und Gemüse-Lieferungen aus Spanien werden auf der Autobahn A9 immer wieder aufgehalten. Sowohl die französische Bahn SNCF wie der Autobahnbetreiber Vinci schätzen ihre eigenen Schäden auf «mehrere Dutzend Millionen Euro».

Bei Vinci kommen dazu auch grosse Schäden an den Mautstationen. Einige wurden in Brand gesteckt. Die Automobilisten beklagten sich nicht und fuhren wochenlang durch die verkohlten Schranken, ohne die Mautgebühr zu entrichten.

Und die Wirtschaft als Ganzes? Die Banque de France und das Statistikamt Insee schätzen den protestbedingten Rückgang der Wirtschaftsleistung auf 0,2 Prozent im vierten Quartal. Ein klarer Dämpfer. Wirtschaftsminister Bruno Lemaire übertrieb wohl, als er die Konsequenzen der Gelbwesten-Proteste als «Katastrophe» für Handel und Wirtschaft bezeichnete, um Stimmung gegen die Gelbwesten zu machen.

Viele Franzosen verlegten ihre Weihnachtskäufe einfach ins Internet, um die unsicheren Stadtzentren meiden zu können. Die digitalen Anbieter von Konsumprodukten verzeichnen daher Rekordbestellungen.

Katastrophal sind die Folgen der Krise hingegen für Präsident Emmanuel Macron: Sein entschlossener Reformkurs wurde ausgebremst. Statt die Staatsausgaben zu senken, musste er tief ins Portemonnaie greifen, um die Aufständischen zu beruhigen. Der Verzicht auf die Benzinsteuererhöhung kostet 4 Milliarden Euro, die Erhöhung des Mindestlohnes und die Steuerbefreiung für Überstunden und Kleinpensionen mindestens 10 Milliarden Euro.

In der Schuldenfalle


Das Haushaltsdefizit dürfte die EU-Vorgaben sprengen und laut divergierender Regierungsangaben auf 3,2 oder 3,4 Prozent steigen. EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici hat zwar bereits grünes Licht dafür gegeben. Die Staatsschuld von über 2300 Milliarden könnte allerdings die psychologisch wichtige 100-Prozent-Schwelle des Bruttoinlandproduktes übersteigen.

Die Zinsen für französische Anleihen steigen bereits leicht. Das könnte den Staat noch tiefer in die Schuldenfalle treiben – und Macron bald zu neuen Steuererhöhungen zwingen. Also genau das, was die Gelbwesten erst auf die Strasse getrieben hatte. Ein Teufelskreis.
https://www.aargauerzeitung.ch/ausland/proteste-der-gelbwesten-verpassen-der-franzoesischen-wirtschaft-einen-daempfer-133883226#
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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