Frankreich aktuell

Begonnen von Kuddel, 11:59:51 Sa. 22.Juli 2017

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Kunta

ZitatFrankfurter Allgemeine - Proteste in Frankreich -  ,,Gelbwesten" demonstrieren an den Feiertagen weiter

AKTUALISIERT AM 25.12.2018  15:56 Uhr

Auch an Weihnachten haben sich ,,Gelbwesten" auf den Straßen Frankreichs versammelt, um ihren Unmut über die Politik der Regierung auszudrücken. Für Silvester sind größere Proteste angekündigt – auf den Champs-Elysées in Paris.

Quelle und kompletter Text aus der FAZ:

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/gelbwesten-proteste-in-frankreich-auch-an-feiertagen-15958955.html

und das hier ist auch interessant:

ZitatKein Weihnachtsfrieden - Antisemitismus-Vorwürfe gegen die "Gelbwesten"

Kein Weihnachtsfrieden in Frankreich: Auch während der Feiertage gehen in zahlreichen Teilen des Landes die ,,Gelbwesten"-Proteste weiter - wenn auch die Zahl der Teilnehmer sinkt. Während die Regierung in Paris nach den wochenlangen Aufständen nun eine ,,Rückkehr zur Ordnung" fordert, sieht sich die von einer breiten Bevölkerungsschicht getragene Bewegung gegen die sozialen Missstände nun mit Antisemtisimus-Vorwürfen konfrontiert. So verurteilte der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich Gewalt gegen jüdische Mitbürger durch Personen in gelben Westen.

Der Verband bezog sich unter anderem auf einen Vorfall in der Pariser Metro vom vergangenen Wochenende. Nach Darstellung der Tageszeitung ,,Le Monde" fielen dort drei Männer in gelben Westen mit dem sogenannten Quenelle-Gruß auf, der - linke Hand auf dem durchgestreckten rechten Arm - an den Hitlergruß erinnert. Eine ältere Frau, die gesagt habe, sie sei Jüdin, sei von den Männern daraufhin beschimpft worden, berichtete die angesehene Zeitung unter Berufung auf den Journalisten und Augenzeugen Thibaut Chevillard. Der Verband äußerte sich nicht im Detail zu dem Vorfall.

Quelle und kompletter Text:

https://www.krone.at/1832810

Ja, sorry ich weis ich wollte mich nicht mehr so oft melden, aber das halte ich für wichtig und diesmal ist es nicht RT Deutsch, na sowas aber auch  ;D

Übrigens, auch wegen solchen Lügen und Diffamierungen seitens der Gegner der Gelbwesten wünsche ich Frankreichs Gelbwesten einen langen Atem.

Was meint der israelische Autor Moshe Zuckermann zu dieser gefährlichen Strategie Protestbewegungen oder kritische Stimmen (auch in seiner Heimat Israel) mit diesem Vorwurf mundtot zu machen:

https://weltnetz.tv/video/1633-antisemitismus-als-ideologie

Gruß Kunta



Troll

ZitatAntisemitismus-Vorwürfe gegen die ,,Gelbwesten"

Nur weiter so, die gefährlichen Antisemiten können sich ein Loch in den Bauch freuen wenn alles politisch Unbeliebte als Antisemitisch beschimpft wird, irgend wann ist alles Antisemitisch, juckt nicht mehr weil es zu einer Floskel verkommen ist, Glückwunsch.
Und den Antisemiten kommt man damit eh nicht bei, für die ist es keine Beleidigung oder Rückzugsgrund, es soll nur vom mitmachen abhalten, ist ja schon ein Standard des diskreditierens, Rechte, Antisemiten, Trump-Symphatisant, usw. usf., wenn du dich da beteiligdt bist du wahrscheinlich ein ............
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kunta

@Troll

Seh ich ganz genauso, und wirklich abartig wird es wenn israelische Autoren wie Moshe Zuckermann

ZitatGüte und Freundlichkeit

Als er berichtete, wie Abkömmlinge des Tätervolks, vom CDU-Bürgermeister bis Jutta Ditfurth, ausgerechnet ihm das Wort verbieten wollten in seiner alten Frankfurter Heimatstadt, weil er nämlich ,,Antisemit" sei, blitzte dann doch eine gewisse Bitterkeit und Verachtung, eine stille Wut in diesem Menschen auf. Aber nur für einen Moment

Quelle und ganzer Text:

https://kenfm.de/rubikon-im-gespraech-der-allgegenwaertige-antisemit-moshe-zuckermann

Sorry ja Kenfm ::), aber Moshe Zuckermanns Meinung kann man sicher auch andernorts auch nachlesen ;)

@all - Mal so in die Runde hier gestellt:

Was die Gelbwesten iin Frankreich angeht da ist aus obigem Text folgender Satz wohl sehr aufschlußreich
ZitatDer Verband äußerte sich nicht im Detail zu dem Vorfall
- Warum nicht? Was hat der Verband zu verbergen? Stimmt die Geschichte vielleicht gar nicht oder ist ist so geringfügig, dass der Verband darauf nicht eingehen will - 3 antisemitische Dummköpfe in einer Massenbewegung und man macht gleich aus einer Maus einen Elefanten?

Interessante Fragen, gell?

Gruß
Kunta

Kunta

ZitatGelbwesten und Medien: France 3 macht aus Anti-Macron- ein Pro-Macron-Plakat

Die Forderungen der "Gelbwesten" wurden an Zuschauer auf der ganzen Welt übertragen. Ein Teil der Berichterstattung innerhalb Frankreichs ist jedoch in die Kritik geraten, nachdem der französische Sender France 3 in einem Bericht das Plakat eines Demonstranten abgeändert hat. Gerade jetzt, wenn sich die Polizei immer weiter mit den Gelbwesten solidarisiert, kann das Land derartige Zensurvorwürfe gegen die Medien am wenigsten gebrauchen.

Link zum Video von RT Deutsch (ja, ich weis  :o RT Deutsch  ;D ::):


https://www.youtube.com/watch?v=MrX6dcYFi14

Und die Macron nahen französischen Mainstream-Medien berichten ja neutral über die Gelbwesten, und lügen nie, oder manipulieren Bilder, und agent provocateurs gibt es in Frankreich keine, ebensowenig wie Zivilpolizisten, die sich in zivil unter die Demonstranten mischen um sie zu Gewalttaten anzustiften...alles nur VTen... :o.... ::) *Vorsicht, Sarkasmus!* ;D ;D ;D ;D

Gruß Kunta


Kuddel

Und wieder eine Diskussion geschreddert.

Troll

Sorry, habe mich hinreißen lassen, Kunta ist sehr quirlig, zu sehr.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
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Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zitat

"Wir sind alle Kinder von Marseille"
By Alèssi Dell'Umbria

25 Dez , 2018 

,,Während die Zuschauer vor den Bildschirmen nur Bilder der Zerstörung sehen, wirkt der Aufstand als kollektive Regeneration: Die bisher atomisierte Menge erlebt sich als eine Macht, die nur sich selbst gehört."

"Mit unserem Hundeleben

Das genug ist, um Geschichten ohne Ende zu schreiben

Im Rücken die Straße, mehr Wahrheit als die Nachrichten, am Ende nur die eigene Erfahrung

Du kennst den Refrain, wir haben Hunger..."

Fonky Family

Warum sind es immer die anderen, die auf La Plaine mit dem Finger zeigen? In Folge des Aufstands am Samstag, dem 1. Dezember, trat der Präfekt vor die Presse: "Es waren 100 bis 150 Menschen, die sich gegen die Baustelle auf La Plaine stellten, und die diese Vorfälle verursachten"[1]. Als ob ein Aufstand so beginnen könnte, wie auf Befehl... In Wahrheit war es vielmehr so, dass der Protestmarsch gegen unwürdige Wohnungen, sobald er das Rathaus erreichte, von einem Regen aus Gasgranaten begrüßt wurde, was dann wirklich den Aufstand auslöste, auf den alle Welt gehofft hatte. Die Behörden sind völlig besessen von der Vorstellung, dass wir eines Tages ins Rathaus kommen könnten. Aber wir verstehen... In Paris sind es die Elysées, die streng bewacht werden, in Marseille ist es das Rathaus.

Montag, der 3. Dezember, und die Oberschulen von Marseille nehmen ihrerseits am Tanz teil... Etwa dreißig sind im Streik, ungefähr zehn sind blockiert. Die Kinder sind ganz heiß auf die ganze Sache, bei der Schule Victor Hugo, einer Ghetto-Schule hinter dem Bahnhof brennen nicht nur Mülltonnen, sondern auch ein Auto, das herumstand. In der Stadt wird der ganze Tag rhythmisch durch das hin und her der gepanzerten Bullenwagen gebrochen...

Nach diesem schönen Samstag liegt eine besondere Atmosphäre über der Stadt. Die BAC [Brigades anti-criminalité ] beginnen direkt mit Gummigeschossen zu ballern, sie verstecken sich nicht einmal. Von hohen Stellen gab es Anweisungen, und die Brutalität mit der gegen 15-jährige vorgegangen wird, zeigt, dass die Schläge Spuren hinterlassen sollen. Die meisten Lehrer*innen schauen derweil weg ... Am Mittwoch interveniert dann eine Gruppe Hafenarbeiter*innen und stellt sich zwischen die Schüler*innen und die Polizei und erfüllt so das Versprechen, dass die Verantwortlichen der CGT am Samstag, dem 1.Dezember, gegeben haben. Mit einer Gruppe Hafenarbeiter*innen auf der Straße konfrontiert bellen die BAC's zwar noch, beißen aber nicht mehr.

Am Donnerstag, dem 6. Dezember, nehmen dann die Schüler*innen an einem Protestzug teil, der von den CGT- Hafenarbeiter*innen und einigen SNES-Lehrer*innen angeführt wird, der St. Charles erst verlässt und dann wieder zurückkehrt; bei der Ankunft provozieren die Kinder, vielleicht ein bisschen von der recht stillen Demonstration frustriert, einen Zusammenstoß mit den Bullen am Bahnhof. Die Bewegung der Schüler*innen, noch nicht von Repräsentanten eingefangen, ist immer etwas fröhlicher und lebendiger als die Proteste der Gewerkschaften...

Und immer der Gestank des Tränengas, der weiterhin über der Stadt schwebt. Da wünschen wir uns doch einen schönen Mistral [Wind aus Nordosten, der alles aufs Meer treibt]. Am Freitag, dem 7. Dezember, gegen Abend, treffen wir uns zu Ehren von Zineb Redouane vor ihrem Haus, Nummer 12 in der Rue des Feuillants. Am Samstag, dem 1. Dezember, bekam die 80-jährige Frau eine Gasgranate, ohne Zweifel in einer Situation der Spannungen abgefeuert, ins Gesicht, als sie die Fensterläden ihrer Wohnung im vierten Stock schloss. In ein Krankenhaus gebracht, starb sie während der Operation. Mit Zineb musste der Bezirk Noailles den Herrschenden nun schon neun Tote als Tribut zollen. Ihre Ermordung wird noch gewalttätiger dadurch, dass sie direkt gegenüber des zukünftigen Luxushotels (im Häuserblock Feuillants-Canebière-Longue des Capucins) wohnte, und es sehr wahrscheinlich ist, dass die tödliche Granate von Polizisten abgefeuert wurde, die das Soleam- Gelände [Société Locale d'Equipement et d'Aménagement de l'Aire Marseillaise] auf der anderen Seite der Canebière [zentrale Strasse des alten Quartiers] schützen wollten. Zwei- bis dreihundert Menschen sind gekommen, um ihr die Ehre zu erweisen, zwei Bewohner*innen des Quartiers ergriffen das Wort, um diese zusätzliche Gewalt gegen die Bewohner von Noailles anzuprangern, dann wird von einigen das Salat al- Janazah gesprochen, das Totengebet. Intensive Emotionen, die erst in den nächsten Tagen voll zum Ausdruck kommen werden.

Am Samstag, den 8. Dezember, gibt es mehrere Aufrufe in der Stadt zu erscheinen. 2000 Gilets Jaunes fließen am späten Morgen in den Alten Hafen und versuchen dann vergeblich zu den Hafenterrassen in La Joliette zu marschieren. Die Rue der la République wird ihnen durch Gasgranatenhagel versperrt. Zeitgleich beginnt die Klima-Demo um 15.00 an selbiger Stelle, marschiert die Canebière hinauf, um dann in den Cours Lieutaud einzubiegen. Viele Gilets Jaunes nehmen an dieser Demonstration teil. Hinter der Brücke [welche die Rue d'Aubagne über den Cours Lieutaud führt] taucht eine von zwei Piratenflaggen angeführte zweite Demonstration auf, vom Cours Julien kommend, die sich unter Applaus mit der Demonstration vereint. Auch Gangs von Jugendlichen aus den Vierteln sind gekommen, einige haben bereits die Woche über vor ihren Schulen mit den Polizei gekämpft.

Es sind also fast zehntausend Menschen, die in dem vielfältigen Zug zum Place Castellane, das "Marseille, steh auf, erhebe dich" direkt neben dem "Marseille, friedlich", anstimmen, was ein allgemeines Lächeln verursacht, denn alle wissen, wie das enden wird... Ein verstärktes Banner "Friss deine Mauern", direkt neben Transparenten die Vögel verteidigen , während ein Lied aus dem zweckentfremdeten Stadion ertönt: "Auf zu den Bäumen!!! Wir sind die Marseillianer, und wir werden kämpfen..."

Die Bäume, die in Marseille die ersten Opfer der städtischen Politik wurden, in La Plaine mussten wir für dieses Wissen bezahlen.... In Castellane, am Rand der südlichen Viertel angekommen und nach einer Viertelstunde herumstehen, drehten sich all diese schönen Menschen um und wanderten, der Ankündigung der Auflösung zum Trotz, wieder die Rue de Rome zurück. Als wir die Canebière erreichen, ist die Spitze des Demonstrationszuges nur zweihundert Meter vom Alten Hafen entfernt, den die Bullen an diesem Tag ganz sicher nicht verlassen wollen... Zwei Panzerwagen der Gendarmerie warten hier. Die Allee wurde vorsichtshalber aufgeräumt: Die Baustellen, die am vorherigen Samstag die Barrikaden mit Material versorgten sind weggeräumt worden. Ein Elektroauto und Mülltonnen dienen als brennende Barrikade.

Für eine gute Stunde lang hielt die Menge die Kreuzung Belsunce-Canebière. Einige Jugendliche versuchen die Schaufenster des OM-Ladens mit Vauban- Barrieren [Hamburger Gitter] einzuschlagen, doch sie halten Stand, andere werfen sich mit vollem Gewicht gegen die Rolladen aus Metall – der Präfekt wird von "professionellen Randalierern" sprechen, doch sind wir weit davon entfernt; die Burschen haben offensichtlich keine Werkzeuge mitgebracht, nicht einmal ein oder zwei Brechstangen, um sich Eintritt zu erzwingen. Es ist nur ihre reine Energie ... Die erste Abteilung der Bullen, die CSI (Compagnies de sécurisation et d'intervention) und die GM (Mobile Gendarmerie) manövrieren ... In den benachbarten Straßen wird es heller, die Panzerwagen kommen voran, aber sie werden den ganzen Abend nur die Canebière auf- und abfahren, in den Gassen von Noailles und Belsunce können sie nicht manövrieren.

Nach und nach erlangt die Menge die Kontrolle über die Kreuzung zurück, und die Jugendlichen können das beenden, was sie begonnen haben, nämlich den OM-Laden zu öffnen, und von seinem Inhalt zu reinigen. Die BAC versucht die letzten Plünderer aufzuhalten, aber ein Vorstoß schlägt sie in die Flucht ... Auf einer Parallelstraße der Canebière verfolgt eine Gruppe von Jugendlichen jeden Panzerwagen, nachdem sie auf dem Cours Belsunce mit Steinen beschmissen wurden.Sechs Polizist*innen auf Motorrädern kommen in hoher Geschwindigkeit angeprescht und der Erste überholt, um ihnen kurz vor der Rue Longue des Capucins den Weg abzuschneiden, aber ,,la Bonne mère" [die Basilika Notre-Dame-de-la-Garde] wacht über ihre Kinder.... In der Tat, der zweite Motorradfahrer rammt den Ersten mit voller Kraft, von einem weiteren gefolgt, die drei rappeln sich auf, während die Jugendlichen es schaffen die Rue Longue zu verlassen ... Die, welche die Szene von der anderen Straßenseite aus beobachten, tanzen vor Freude. Andere arbeiten gewissenhaft an einer öffentlichen Aufgabe, direkt gegenüber dem OM-Laden: Alle Fenster und Schaukästen des Soleam einzuschlagen, dann die des Rathauses des 1. und 7. Arrondissements, das direkt nebenan liegt, während die begeisterte Menge daran erinnert: "Die ganze Welt hasst das Soleam". In dieser Nachbarschaft dürfen auch Banken und Händler nicht vergessen werden; das Western Union auf der Canebière, welche bereits am vorherigen Samstag verwüstet wurde, erhält eine bevorzugte Behandlung, und auch die Sparkasse auf dem Boulevard Longchamp, wo sich Vandalen Zugriff zum Gebäude verschaffen...

Die Polizeiautos vor der Polizeiwache Noailles werden präventiv weggefahren, und die Kreuzung Canebière-Garibaldi wird schnell zum Zentrum der polizeilichen Besetzung. Die Aufständischen zünden keine Autos an, die Menschen die um Canebière herum wohnen, gehören nicht zur Klasse der Bourgeoisie im 8. Arrondissement von Paris ... Wagen, die in unseren Vierteln geparkt sind, sind sehr alte Karren, die schwerlich über den TÜV kommen, aber die Müllcontainer tun es auch, und es brennt überall ... in Noailles, zur Plaine hin, in Belsunce, der Boulevard Longchamp ... Für mehrere Stunden werden die mobilen Gruppen der Bullen auf beiden Seiten des Canèbe bedrängt ...

Mindestens acht Geschäfte werden geplündert, sorgfältig ausgewählt: Neben dem Laden von OM sind speziell zwei Juweliere in der Rue d'Aix erwähnenswert. Auf dem Boulevard Longchamp nehmen sich mehrere Dutzend Aufständische der Gitter der Filiale von Saint-Honoré Paris (SHP) an, einer unauffälligen Adresse für Luxusmarken wie Dior, Zadig & Voltaire und Hermés.

"Es gab eine 'Flatrate' für alle. Sogar die Menschen von der Terrasse nebenan kamen um sich zu bedienen! (...) Sie begannen zu plündern und zerschlugen die Ladeneinrichtung. Die Wände haben gewackelt, man konnte sie von oben hören.", berichtet der Manager, der Schäden durch Vandalismus und Plünderungen in Höhe von 1.6 Millionen Euro zu beklagen hat.

Aus unseren Reihen kann keine Bilanz gezogen werden... Es gab viele Verletzte, vor allem aber durch die Schlägern der BAC. Eine Notärztin aus Timone, ehemals gewähltes Mitglied der regierenden Stadtratsfraktion, Vertraute von Gérard Chenoz, kündigte in einem Tweet an, die Verwundeten dieser Nacht zu denunzieren. Diese kommunale Clique lässt keine Chance aus ihre Ablehnung zu zeigen. Darüber hinaus wurden etwa 40 Personen in Gewahrsam genommen, etwa 20 wurden angeklagt. Und bekanntermaßen finden die Verhandlungen seit dem ersten Schwung am 3. Dezember unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In der speziell eine Person, der vorgeworfen wurde an der Plünderung eines Geschäftes von Orange [Mobilfunkanbieter] teilgenommen zu haben, zwei Jahre Haft bekam. Was diesen zweiten Tag der Unruhen betrifft, so werden die Strafmaße die gleichen sein und eine Person wird für den Besitz einer Rauchfackel 6 Monate bekommen..

Am Montag, den 10. Dezember, gab es einen Aufruf, in dem das 'Kollektiv des 5. November' aufrief, sich anlässlich der letzten Stadtratssitzung des Jahres vor dem Rathaus zu treffen. Jedoch erfahren wir Sonntag abends, dass Gaudin angesichts der Ereignisse des Vortages beschlossen hat, diesen Ratstermin auf später zu verschieben! Eine gute Idee, Gaudin! Der Aufstand terrorisiere das Rathaus, das dann von einer Staffel des CRS [Compagnies républicaines de sécurité] geschützt wird. Doch der Aufruf bleibt bestehen und wir sind fünfhundert, die an diesem kühlen Wintermorgen den verschiedenen Redner*innen zuhören, aus Noailles, von La Plaine und aus den nördlichen Stadtteilen. Per Telefon wird gemeldet, dass gerade Gaudin in den Räumen des Rathauses des 1. und 7. Arrondissements gesichtet wurde. Derjenige, der sich nicht zu einem Besuch der Rue d'Aubagne herabgelassen hat, während das 'Kollektiv des 5. November' für ein paar zerbrochene Fenster bei ihm vorbeikam. Wir fahren sofort Richtung Canebière, aber bei unserer Ankunft ist der traurige Herr schon wieder weg... Darauf beschränkt durch seine eigene Stadt zu schleichen, was für ein Ende seiner Herrschaft!

sNach diesen beiden rastlosen Samstagen kam bei den Aktionen am 15. Dezember der Eindruck eines Machtverlustes auf – weniger Demonstrierende und am Abend nur wenige Zusammenstöße oben auf der Canebière... Auch in Paris scheinen die Tage des 1. und 8. den Höhepunkt zu markieren. Bemerkenswert war in diesen drei Wochen, das mit dem Aufruhr der Gilets Jaunes in Paris sich die Beschränkungen der Demonstrationen endgültig auflöste, so dass die Unruhen des 1. und 8. Dezember möglich wurden. Das einzige Mal, dass die bourgeoisen Stadtviertel von Paris wirklich die soziale Wut der Massen spürten, die ohne definierte Routen, in viele Gruppen zersplittert, agierten und so die Kontrolle der Polizei über dieses Gebiet in Frage stellten. In ganz anderem Kontext verliefen die Tage in Marseille ähnlich für die Behörden, die die Massen zu verwalten haben und dafür sorgen sollen, dass die Ordnung der Demonstrationen wirklich zu ihrer Kontrolle wird: Die Polizei erklärte, dass die Bewegung erneut viele Formen angenommen habe: ,,'Gelbe Westen', der Klimamarsch, die Protestierer aus der rue d'Aubagne', die 'Randalierer' und 'Plünderer'. Trotz eines Polizeiapparats. der den spontanen Bewegung der Demonstranten folgend verschoben wurde, sei es schwierig geblieben, die Ausschreitungen dieser Bewegung mit ihren vielfältigen Komponenten einzudämmen." [2]

Der Aufstand ist immer eine Überraschung... Sein Charakter als unerwartetes Ereignis ist wesentlich, er kann nach einer Demonstration, einem Konzert, einer simplen Polizeikontrolle in der Nachbarschaft ausbrechen, das ist nicht wichtig, aber er ist immer spontan – auch wenn einige Teilnehmer*innen so etwas erwartet und sich ausgerüstet haben, so liegt es nicht in ihrer Macht dies zu entscheiden. Einen Aufstand kann man nicht anordnen. Und während die Zuschauer vor den Bildschirmen nur Bilder der Zerstörung sehen, wirkt der Aufstand als kollektive Regeneration: Die bisher atomisierte Menge erlebt sich als eine Macht, die nur sich selbst gehört. Aber wie wird die so wiederbelebte politische Energie verwendet? Wie können wir auf andere Formen zurückgreifen, die auch improvisiert und auch überraschend sind? Die Seite, die sich wiederholt, unterzeichnet das Todesurteil, das der Bewegung bevorsteht. Und in diesem Sinne war der Tag des 15. Dezembers, sowohl in Paris als auch in Marseille, eine Warnung.

In Marseille greifen die Märsche ineinander (eine Kundgebung ist am Donnerstagmorgen um 8 Uhr vor dem Rathaus geplant, wo der Stadtrat endlich tagen wird). Aber es ist nicht klar, wie die Aussichten sind, und so wie auch auf dem "Niveau hexagonal" [auf Gesamt-Frankreich bezogen] viele Gilets Jaunes jetzt vom RIC [référendum d'initiative citoyenne, Volksabstimmung] begeistert sind, fordern hier einige, dass der Staat die Kontrolle über die Stadt übernimmt, mit dem Argument, dass wir Gaudin um jeden Preis loswerden müssen – es wäre ganz wundervoll, jetzt von einem Macron'schen Präfekten regiert zu werden, bestimmt! Unsere Stadt hat im letzten Jahrhundert erlebt was eine staatliche Aufsicht bedeutet, mit den tragischen Folgen die wir 1943 gesehen haben, aber historisches Bewusstsein und Demagogie vermischen sich nicht sehr gut. [3]

,Es ist wahr, wir alle haben auf jedem Marsch seit dem 5. November "Gaudin démission" [Gaudin Rücktritt] gerufen. Und zu sehen wie diese alte verächtliche Person ihre Karriere mit einem schandhaften Rücktritt unter Zwang beenden muss, würde uns große Freude bereiten. Wir würden dies auch würdig feiern. Aber die Katerstimmung danach wäre wohl schlimm, wenn am nächsten Tag an seiner Stelle eine Martine Vassal [Stellvertretende Bürgermeisterin von Marseille] oder ein anderer Politiker der gleichen Art stünde, mit demselben kommunalen Apparat und der intakten FO- Mafia, mit den Gewohnheiten der Klientelpolitik, die schon so lange die Unterwerfung der Marseiller sichert... wenn uns nicht sogar einen Kolonialgouverneur, so wie 1939, aufgezwungen würde.

Mit anderen Worten: Die Forderung nach einem Rücktritt ist nicht genug. Und wir haben keine Lust eine Menschenansammlung abzugeben, die vor dem Tor drängelt, um in die Wählerlisten 2020 aufgenommen zu werden. Es ist höchste Zeit unsere eigenen politischen Formen zu reflektieren. Und deshalb können wir uns nur der Erklärung des "Syndicat des Quartiers Populaires" vom 2. Dezember anschliessen. Die Genossen aus den nördlichen Vierteln haben nach ihrer Forderung des geschlossenen Rücktritts des Stadtrats das i-Tüpfelchen gesetzt: "Wir wenden uns an die Menschen von Marseille, die Kollektive, die Gewerkschaften, die Verbände, um erneut das Schicksal dieser zersplitterten Stadt in die Hand zu nehmen, die von Verachtung und Jahrzehnten notdürftiger und klar unfähiger Kommunalpolitik erschüttert ist. Es gilt eine SELBSTORGANISIERTE Gemeindeordnung zu schaffen, die fähig ist relevante Arbeitsbereiche zu definieren und Lösungen für die Gesamtheit der Menschen in Marseille zu entwickeln!"

Diese Perspektive mag beängstigend wirken, aber sie verbindet sich mit der glorreichen Geschichte unserer Stadt; es sollte genügen an die Charta der Republik Marseille von 1214 zu erinnern, um zu verstehen, dass die für unsere kommunale DNA entscheidend ist."

Nach der Katastrophe vom 5. November (4) kümmerten sich Kollektive und Verbände in den populären Vierteln um die, die alles in ihren geräumten Häusern zurückgelassen hatten (bisher 1596 Menschen). Das gewöhnliche Volk von Marseille kann so großzügig sein, es gab Solidaritätskonzerte in verschiedenen Cafés in La Plaine und in Noailles, die gut besucht waren und bei denen man Geld einsammelte. Aber dann? Solch humanitäre Hilfe für die Verdrängten wird vom Zeitdruck bestimmt; das hindert uns aber nicht darüber hinaus zu denken. Es ist an der Zeit über Besetzungen nachzudenken, ein Begriff der sowohl als Inbesitznahme als auch als eine langfristige Tätigkeit verstanden werden sollte.

Wenn eine große Masse die Straße einnimmt, wird es möglich, in ein leeres Gebäude einzudringen, es zu übernehmen, um darin Verdrängte unterzubringen. Und wir wissen alle, wo sich in Marseille leere Gebäude in gutem Zustand zu finden sind. Die einzige Übernahme, die bisher stattgefunden hat, war die des ehemaligen städtischen Kulturbüros, an der Kreuzung Canebière- Belsunce auf der südlichen Spitze von Noailles, mit nur wenigen Menschen und sie hielt auch keine 24 Stunden.

Und das ist schade, denn eine dauernde Besetzung an diesem Ort, direkt vor dem Soleam und nur 20m vom Haus von Zineb Redouane entfernt, hätte selbst den Wert eines Manifestes! Und am Ende eines Marsches von mehreren tausend Menschen durch Marseille, von denen es bestimmt ein Dutzend gab, wäre eine Besetzung, die von Anfang an bekannt und anerkannt wäre, in einer Situation des Kräftegleichgewicht möglicherweise durchgesetzt worden.

Die Frage stellt sich vor allem, da die Ausquartierten oft so weit wie möglich von ihren Häusern entfernt untergebracht werden. Im gegenwärtigen Kontext wären Hausbesetzungen in den Augen vieler Menschen völlig legitim und würden die Fähigkeit eröffnen, zur Verteidigung des Ortes zu mobilisieren. Und auch an diesem Montag, dem 17. Dezember, wurden im Viertel Corot die 96 Wohnungen des Gebäude A geräumt, nur 21 Familien wurden nach den Plänen des Rathauses umgesiedelt, was alle anderen Bewohner ohne Perspektiven auf der Straße zurückließ. Es sollte auch bemerkt werden, dass nach der Mamba- Episode [5] jede Besetzung in Marseille unmöglich wurde – jeder Versuch hielt nicht länger als ein paar Stunden, die BAC greift sofort mit extremer Gewalt ein, um einzuschüchtern. Hier wäre nun eine Gelegenheit die Zeit der Mobilisierung zu nutzen, um den Trend umzukehren – bevor der Legalismus wieder arbeitet und sich so Energien zerstreuen.

Versammlung am Donnerstagmorgen um 8:00 Uhr vor dem Rathaus. Das Wetter wird kühl aber sonnig. Die Clique von Gaudin aber wird nie wieder das Tageslicht erblicken.

Alèssi DELL'UMBRIA

[1] Vgl. "Marseille, debout, soulève-toi!" LundiMatin, 3. Dezember 2018.

[2] La Provence, 10. Dezember 2018.

[3] Vgl. "Une ville coloniale", Histoire Universelle de Marseille, 2006

(4) Drei baufällige Häuser in der Altstadt von Marseille stürzen ein und und begraben mehrere Menschen unter sich. Nach den Todesfällen gibt es wochenlang wütende Proteste und Ausschreitungen, die sich gegen eine unfähige Bürokratie richten. Zahlreiche weitere baufällige Häuser in der Innenstadt mussten von ihren Bewohner*innen verlassen werden.

[5] Mamba war ein Gebäude unterhalb von La Plaine, das im Winter 2015 von Genossen besetzt wurde, um mehrere Dutzend Geflüchtete, darunter Sudanesen, aufzunehmen. Der Ort wurde im Laufe des Jahres 2016 geräumt, aber das Kollektiv ist weiterhin im Bezirk aktiv.

Anmerkungen:

Dieser Text erschien am 19. Dezember auf Lundi Matin:
http://lundi.am/NOUS-SOMMES-TOUS-DES-ENFANTS-DE-MARSEILLE
https://non.copyriot.com/wir-sind-alle-kinder-von-marseille/

Kuddel

ZitatGestern hatten die Demonstranten in den gelben Warnwesten das siebte Wochenende in Folge ihrem Unmut über hohe Lebenshaltungskosten und die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung Ausdruck verliehen. Zu Protesten kam es in Paris, Marseille, Lyon, Toulouse und Bordeaux. Auch Straßensperren wurden wieder errichtet.
https://www.deutschlandfunk.de/proteste-der-gelbwesten-journalisten-im-visier.1939.de.html?drn:news_id=961158

ZitatSo zogen zahlreiche Menschen in Paris in die Nähe der Sender BFMTV und France Télévisions und riefen dort ,,Journalistes collabos". Das steht für Kollaborateure. Die Demonstranten warfen den Medien vor, falsch zu berichten und mit der Regierung zu ,,kollaborieren" – also auch mit Präsident Macron, der seit Wochen in der Kritik steht. Der freie Journalist Clément Lanot etwa postete bei Twitter ein Video, das die Rufe der Gelbwesten dokumentiert. Weitere Reporter bestätigen das, so etwa Vivien Vergnaud vom ,,Journal du Dimanche". Er zitiert in seinem Tweet die Demonstranten mit den Worten: ,,Schämt ihr euch nicht, für einen Oligarchen zu arbeiten? Ihr belügt die Franzosen."
https://www.deutschlandfunk.de/proteste-der-gelbwesten-journalisten-im-visier.1939.de.html?drn:news_id=961158

Zitat"Wenn's knallt, werden es keine Böller sein" - Gelbwesten kündigen massive Proteste zu Silvester an
https://deutsch.rt.com/europa/81760-wenns-knallt-werden-es-keine-boeller-sein-gelbwesten-kuendigen-proteste-zu-silvester-an/

ZitatProteste zu Silvester
Werden die Champs-Elysées gelb?

Zwischen den Jahren ist es ein bisschen ruhiger um die "Gelbwesten" geworden. An Silvester aber wollen sich viele Protestler auf der berühmten Prachtstraße in Paris versammeln und friedlich demonstrieren.
https://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-gelbwesten-105.html

Kuddel

ZitatDie Gelbwesten schreiben einen empörten Brief an Präsident Emmanuel Macron und rufen zu weiteren Protesten gegen die Regierung auf.

Der Ton ist harsch, der brodelnde Zorn in jeder Zeile spürbar. In einem Brief an Präsident Emmanuel Macron persönlich, den einige Vertreter der französischen ,,Gelbwesten"-Bewegung in den sozialen Netzwerken veröffentlicht haben, werfen sie diesem ,,hemmungslose Repression" vor.

,,Wieso halten Sie es für notwendig, präventiv Tausende Bürger festzunehmen, die in Paris, der Hauptstadt der freien Welt und der Menschenrechte, unterwegs sind, einfach nur um friedlich die Missbilligung Ihrer Politik zu zeigen?", fragen die Autoren des Schriftstücks. Sie reagieren damit auf die Silvesteransprache Macrons, in der er einerseits Verständnis für die Verzweiflung mancher Menschen über ihre soziale Not äußerte, andererseits die Gewalt scharf verurteilte, die die Protestaktionen der ,,Gelbwesten" zu Jahresende begleitet hatten.
http://www.fr.de/politik/gelbwesten-in-frankreich-wut-auf-dem-papier-und-auf-der-strasse-a-1648624

BGS

Hier im Norden erfährt man schlicht nichts über die Auseinandersetzungen in Frankreich, das sagt schon viel aus.

"... die Reform der Arbeitslosenversicherung, mit der die Regierung innerhalb von drei Jahren bis zu 3,9 Milliarden Euro einsparen will. ... " zeigt eindeutig, dass auf den Knochen der schon jetzt Ausgebeuteten mal wieder "gespart" werden soll. Für wen denn?!

Hoffentlich gelingt es den "Gelbwesten", der dortigen "Regierung Einhalt zu gebieten, höchste Zeit, dass endlich etwas zu Gunsten der arbeiten müssenden Menschen sich ändert!

"Neoliberalismus" und "Digitalisierung" sind dauerhaft schädlich. Gab es eigentlich eine Antwort der französischen Journalisten auf: ,,Schämt ihr euch nicht, für einen Oligarchen zu arbeiten? Ihr belügt die Franzosen."

Die Frage kann an alle "Journalisten in allen Ländern gestellt werden!

MfG

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

ManOfConstantSorrow

ZitatBei den ersten Protesten im neuen Jahr waren landesweit rund 50.000 Demonstranten auf die Straße gegangen, wie Innenminister Christophe Castaner dem Sender LCI sagte. Das sind mehr als am Wochenende vor Weihnachten, als etwa 39.000 Menschen demonstrierten.
https://www.zeit.de/news/2019-01/06/goering-eckardt-kritisiert-gelbwesten-protest-in-frankreich-20190106-doc-1c018z

ZitatRegierungssprecher flieht vor Angriff der ,,Gelbwesten"
Auch im neuen Jahr gehen die Proteste der Gelbwesten gegen die französische Regierung weiter.


In Paris flogen aus den Reihen der Demonstranten Wurfgeschosse auf die Polizei.
Und in Rouen in der Normandie brannten Mülltonnen und Sperrmüll.

Bei Protesten zehntausender Anhänger der ,,Gelbwesten"-Bewegung ist es in mehreren Städten Frankreichs erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, griffen Demonstranten am Samstag in Paris nahe dem Rathaus Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen an.

Regierungssprecher Benjamin Griveaux musste wegen randalierender Demonstranten sein Büro verlasen. Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Gewalt bei den Protesten, an denen sich landesweit 50.000 Menschen beteiligten.
...
Angriff auf Ministeriumsgebäude


Mehrere Aktivisten brachen am Nachmittag die Tür zum Innenhof eines Ministeriumsgebäudes auf, in dem Regierungssprecher Griveaux sein Büro hat. Der Angriff habe ,,nicht mir, sondern der Republik gegolten", sagte er zu AFP. Nach seinen Angaben waren ,,Gelbwesten" und schwarz gekleidete Demonstranten daran beteiligt. Zwei Autos im Innenhof seien zerstört worden. Griveaux wurde in Sicherheit gebracht.
...
In Bordeaux beteiligten sich 4600 und in Toulouse 2000 Menschen an den Protesten. In Bordeaux wurden bei Krawallen am Abend fünf Polizisten verletzt und elf Demonstranten festgenommen. Tausende ,,Gelbwesten" blockierten zudem die Autobahn A7 in Lyon.
https://www.welt.de/politik/ausland/article186592086/Frankreich-Gelbwesten-setzen-Proteste-gewaltsam-fort.html



ZitatNeue ,,Gelbwesten"-Krawalle: Schiff auf der Seine angezündet

In Paris ist es erneut zu Gewalt bei Protesten der ,,Gelbwesten" gekommen. Präsident Macron sprach von einem Angriff auf Frankreich.




Demonstranten setzten nach Augenzeugenberichten in Paris Barrikaden und ein Restaurantschiff auf der Seine in Brand. Ein Polizist erlitt Verletzungen, als ein Fahrrad auf ihn geworfen wurde.

Nahe der Nationalversammlung und des Musée d'Orsay setzte die Polizei Tränengas ein. Touristen rannten in Scharen davon. Spezialeinheiten der Polizei blockierten einige Brücken über die Seine.


Macrons Zugeständnisse reichten offenbar nicht

Die Massenproteste der ,,Gelbwesten" hatten die französische Regierung in den vergangenen zwei Monaten erheblich unter Druck gesetzt. Im Dezember brachte Macron eilends ein milliardenschweres Paket mit Sozialmaßnahmen auf den Weg, um den Konflikt zu entschärfen.

Da die Proteste jedoch anhielten, schlug die französische Regierung zuletzt eine härtere Gangart gegen die ,,Gelbwesten" ein. Die Protestbewegung sei ,,eine Sache von Agitatoren geworden, die den Aufstand vorantreiben, um die Regierung zu stürzen", sagte Regierungssprecher Benjamin Griveaux am Freitag.
https://www.morgenpost.de/politik/article216144101/Neue-Gelbwesten-Krawalle-Schiff-auf-der-Seine-angezuendet.html

ZitatGrünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat die Protestbewegung der "Gelbwesten" in Frankreich kritisiert. Sie habe zwar Verständnis für die Proteste vieler Menschen auf dem Land, "die in der Politik aus Paris eine Ignoranz gegenüber ihren existenziellen Problemen sehen", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagsausgaben). "Ich habe aber kein Verständnis dafür, dass die Proteste mit extrem viel Gewalt einhergehen. Man muss nichts anzünden, um Forderungen durchzusetzen."
http://www.taz.de/Gelbwesten-Proteste-in-Frankreich/!5562918/

Muß man nicht, kann man aber.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

Es wäre gut, wenn die Gelbwesten Macron zum Teufel jagen! Denn das wäre die passende Niederlage für das Kapital.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

BGS

Zitat von: counselor am 10:49:21 So. 06.Januar 2019
Es wäre gut, wenn die Gelbwesten Macron zum Teufel jagen! Denn das wäre die passende Niederlage für das Kapital.

Genau. Hoffentlich gibt es viele Nachahmer in anderen Ländern. Wir haben uns lange genug verarschen lassen.

Katrin Göring-Eckard sollte ihre Klappe halten, sich was schämen und zuruecktreten.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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Kuddel

Ein schweizer Käseblatt spürt bereits den Wind der Revolution.
In meinen Augen arg übertrieben, doch schön zu sehen, wie einigen der Arsch auf Grundeis geht.

ZitatRevolutionäre Züge
Die Proteste der Gelbwesten ebben nicht ab. Das ist beunruhigend, denn Frankreich ist wichtig für Europas Stabilität.


Wer geglaubt hat, die Gelbwestenproteste würden abflauen, der hat sich getäuscht. Auch im neuen Jahr gehen in Frankreich Zehntausende Menschen auf die Strassen und lassen ihrem Unmut freien Lauf – vielfach mit dem Mittel der rohen Gewalt. Die Lage in Frankreich droht zu eskalieren. Der Regierungssprecher musste am Samstag sein Büro in Paris fluchtartig verlassen, weil Demonstranten mit einer Baumaschine das Tor zu seinem Amtssitz eingedrückt hatten. Die Gelbwestenproteste nehmen zunehmend revolutionäre Züge an.

Der Zustand der «Grande Nation» ist beunruhigend. Gerade in einer Zeit, in der auf der europäischen Bühne mit dem Brexit und den Europawahlen im Mai grosse Herausforderungen anstehen. Ein destabilisiertes Frankreich ist ein grosses Hindernis für die von Präsident Emmanuel Macron angestrebten Reformen der Europäischen Union. Macron kämpft in seiner Heimat um sein politisches Überleben. Flauen die Proteste in Frankreich nicht ab, ist sein Verbleib im Amt ungewiss.

Macrons Versuche, die Proteste mit politischen Zugeständnissen und Dialogangeboten einzudämmen, fruchten offensichtlich nicht. Zu gross ist die Wut, die sich in vielen Franzosen aufgestaut hat und die sich seit Wochen entlädt. Der als Reformator angetretene Präsident hat es verpasst, einen echten Wandel in Frankreich einzuläuten. Macron hat zwar das Parteiensystem des Landes auf den Kopf gestellt. Das politische System ist jedoch dasselbe geblieben. Noch immer regiert der französische Präsident fast wie ein gewählter König. Das akzeptieren viele Bürger nicht mehr. Es ist auch nicht mehr zeitgemäss.
https://www.tagblatt.ch/international/revolutionare-zustande-ld.1083019

Troll

Europas Stabilität, wo, was, für wenn, legalisierte kriminelle Umverteilung im großen Stil?
Menno, unsere Qualitätspresse beendet die Proteste doch regelmäßig, "heute sind es weniger", auch die Gewalttätigkeit macht ihnen ganz große Sorgen, die Blätter die gerne jubeln wenn wir Freiheit und Demokratie mit Bomben über die Welt streuen, jetzt verantwortungsvoll mit deutscher Beteiligung, mit deutschen Waffen eh schon lange.

Ich wünsche den Gelbwesten viel Durchhaltevermögen, ich habe derzeit das ungute Gefühl es soll ausgesessen werden, denn gewinnen dürfen sie auf keinen Fall, alle erschießen scheint auch eher kontraproduktiv, also zermürben
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dagobert

ZitatIn Frankreich gab es zum Jahreswechsel eine Überraschung, die der Regierung wahrscheinlich weitere Minuspunkte einbringt. Es geht um eine Verordnung, die Verpflichtungen und Rechte von Arbeitssuchenden neu regelt. Verabschiedet wurde das übergeordnete Gesetz zur "Wahlfreiheit bei der beruflichen Zukunft" Anfang August vergangenen Jahres im Parlament nach zwei Monate lang andauernden Debatten mit der Mehrheit der Regierungspartei gegen die Stimmen der rechten und linken Opposition. Seit dem 30. Dezember 2018 ist das dazugehörige Dekret über Verpflichtungen und Rechte von Arbeitssuchenden im Gesetzesblatt Journal Officiel veröffentlicht, womit es in Kraft getreten ist. Nun zeigt sich zur Überraschung der Öffentlichkeit, dass in der nun erlassenen Verordnung härtere und drastischere Sanktionen für Arbeitssuchende aufgeführt werden, als sie die Regierung bei den Debatten zu ihrem Gesetzesentwurf vorgestellt hatte.
http://www.labournet.de/internationales/frankreich/lebensbedingungen-frankreich/die-deutsche-weihnachtsueberraschung-der-franzoesischen-regierung-verschaerfte-jagd-auf-erwerbslose/
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Tiefrot

Hat der Macron keinen Bock mehr ?
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

BGS

Zitat von: Tiefrot am 21:13:38 Mo. 07.Januar 2019
Hat der Macron keinen Bock mehr ?

Der fliegt irgendwann. Wird schon irgendwo fürstlich entlohnt unterkommen bei Seinesgleichen.

Es gilt, den nächsten Schurken zu verhindern, der ins Neoliberalismushorn bläst.

Auch in Skandinavien stellen nun manche erstaunt fest, dass sie als Arbeitende, falls kein Job mehr, für sie unerwartet jeden Scheissdreck sofort annehmen oder sich bei Leihbuden andienen müssen.

2019 sind in meinem Umfeld drei Leute unter 30 davon betroffen. Eine tolle Zukunft erwartet sie.

Das kommt davon, wenn man sich nicht informiert, alles hinnimmt und alles unterschreibt.

Muss zur Schicht am eisigen Polarhafen und das freut mich, da wohl den Rest des Monats (unbezahlt) frei.

MfG

BGS
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Troll

Der nächste Schritt wäre interessanter, ob Macron. Merkel oder wer auch immer, was kommt/passiert danach? Wird nur die jeweilige Pappnase ausgetauscht oder geopfert für die Alternativlosigkeit, den Status quo?
Die wichtigen Forderungen der Gelbwesten, was ist damit, Macrons Abtritt wäre m.M.n. der kleinste Schritt, wenn sich sonst nichts bewegt ist er am Ende ein Bauernopfer, ein Märtyrer.
Wäre der gleiche Mist wie "Mekel muss weg" Forderung, es bedeutet nichts außer ein Tapetenwechsel für die Ruine.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
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Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Theoretisch magst du Recht haben.
Im Fall Frankreich sehe ich es anders.
Es gab und gibt die soziale Unruhe als Reaktion auf die voranschreitende Verarmung.
ZitatUm die Situation zu beruhigen, die Ende des Jahres zu eskalieren drohte, hatte die Regierung nicht nur eine geplante Erhöhung der Ökosteuer auf Kraftstoff ausgesetzt. Macron kündigte zudem an, den Mindestlohn spürbar zu erhöhen, Rentner mit einer Pension von bis zu 2000 Euro von der Erhöhung der Sozialsteuer zu befreien und Bürger-Dialoge im ganzen Land zu organisieren, um die Menschen stärker miteinzubeziehen. Die Maßnahmen kosten rund zehn Milliarden Euro und erhöhen Frankreichs Defizit deutlich. Viele Vertreter der ,,Gelbwesten" halten die Zugeständnisse dennoch für nicht ausreichend.
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Bei-den-Gelbwesten-geht-die-Radikalisierung-weiter-id53100491.html

Macron ist aber zu einer Symbolfigur geworden. Er symbolisiert die Arroganz der Macht. Von den deutschen Qualitätsmedien wurde er stets als Sympathieträger und Lichtgestalt jugendlicher Politikerneuerung beschrieben, in Frankreich hingegen sieht man in ihm den Präsidenten der Reichen. Sein Auftreten in Spiegelsälen voller Goldprunk mit historisch uniformierten Wachen, seine Vorliebe für thronähnliche Sitzmöbel, seine Gehabe als Sonnenkönig mit "Der Staat bin ich" Attitüde, haben das Faß zum Überlaufen gebracht. Der Pöbel will diesen König nun fallen sehen. Ich bin da ganz auf der Seite des Pöbels.

Den Gelbwesten reicht aber keineswegs ein "Macron muß weg!", sie wollen eine weitergehende Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum, sie wollen eine weitere Demokratisierung der Gesellschaft und sie richten ihre Wut auf die Rolle, die die Schweinemedien in dem Staat und im Umgang mit den Gelbwesten spielen. All das befürworte ich voll und ganz.

Ich halte es keinesfalls für vergleichbar mit der "Merkel muß weg!"-Faschoparole.
Von mir aus kann Merkel gerne weg, denn sie vertritt die Interessen des Kapitals und nicht meine.
Die Kampagne baut jedoch darauf, daß Merkel eben nicht hochherrschaftlich daherkommt, sondern verbal relativ humanistisch bis linksalternativ (was nichts mit ihrer Politik zu tun hat) auftritt. Die Rechten haben Merkel deshalb als kommunistisches FDJ U-Boot beschrieben, das mit ihrer "Nomenklatura" und "ihren Flüchtlingen" unseren schönen deutschen Kapitalismus kaputtmachen will. Das Ziel der Merkel-muss-weg-Rechten ist keineswegs eine Verbesserung der sozialen Bedingungen, noch eine Demokratisierung der Gesellschaft. Sie wollen die "Volksverräter" zur Rechenschaft ziehen, die "Lügenpresse" in ihrem Sinne gleichschalten und den Ausbeutern freie Bahn erkämpfen, indem man jegliche Opposition, Kritik oder Proteste unmöglich macht.

BGS

Weitgehend sehe ich es wie "Kuddel". Doch warum wollen ausgerechnet die häufig dummbatzigen, beschränkten. ... Rechten "Ausbeutern freie Bahn erkämpfen" (Klar gibt es auch verstreut Faschisten, welche durchtrieben und eher klug sind) wollen?

Da wären sie doch selbst unter den ersten noch stärker Benachteiligten (wäre m.M.n. schon OK).

Ferner sieht es leider derzeit stark danach aus, dass die Drecksausbeuter sich in einer Situation zu  wähnen scheinen, in denen sie sich quasi alles erlauben können. Man bedenke, dass fuer den Profit aktuell Generation nach Generation einer auch nur halbwegs gesicherten Zukunft beraubt werden. Versklavung und Verarschung allerorten.

Dies könnten die Gelbwesten korrigieren, den meisten ihrer Fordrungen stimme ich persönlich uneingeschränkt zu, sie sind ueberfällig.

Mein Traum ist, dass sich in allen Ländern aus allen Bevölkerungsteilen ähnliche Bewegungen gruenden. Die nicht nachgeben, bis alle Forderungen erfuellt sind.

MfG

BGS.
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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Kuddel

Zitat von: BGS am 16:03:27 Di. 08.Januar 2019
...Doch warum wollen ausgerechnet die häufig dummbatzigen, beschränkten. ... Rechten "Ausbeutern freie Bahn erkämpfen"(...) wollen?

Deine Beschreibung von "dummbatzigen, beschränkten Rechten" trifft die Vorstellung sehr gut, die viele Menschen von den Rechten haben, weil dieses Bild von unseren Drecksmedien auch aufrechterhalten wird.

Dieses Bild ist grundfalsch. Die Faschisten sind keine Basisbewegung der Unterschichten. Der Faschismus ist in Italien gegründet worden, als Industrielle Schlägertrupps brauchten, um Streikende in der Autoindustrie anzugreifen. Es handelt sich um eine eher elitäre Bewegung, die den militanten Arm im Auftrag des Kapitals bildet.

So ist auch Hitler mit aktiver und massiver Unterstützung deutscher Industrieller an die Macht gehievt worden. Die prügelnden Prolls der SA mußten erst einmal die Drecksarbeit machen und wurden dann abserviert. Die Arbeitertümelei Hitlers war durchsichtige Propaganda, schöne Worte bei gleichzeiger Zerschlagung der Arbeitermacht.

Und auch jetzt ist es wieder so, die Köpfe der Rechtsradikalen sind elititäre Intellektuelle. Sie werden wieder massiv finanziell und organisatorisch gefördert. In ihrer politischen Praxis sind sie gefährlich erfolgreich. Sie haben sich zu den Abgehängten der Gesellschaft hinabbegeben, haben das Sprechen derer Sprache gelernt und spielen die Rolle der "Stimme der Abgehängten". Bei Pegida wurde den Teilnehmern das Wort verboten (nicht mit der Lügenpresse reden!) und auf dem Podium befinden sich handverlesene Redner. Den Rechten ist es gelungen, die Unzufriedenen für ihre Zwecke auf die Straße zu bringen und einige lassen sich sogar als saufende, pöbelnde und prügelnde SA Schläger einspannen.

Die Linken waren/sind meist Bürgerkinder mit Verachtung für den gemeinen Proll. Sie haben ihre Modethemen, Genderpolitik, Migration, Lebensstil (Konsumverzicht, Veganismus), doch sie kümmern sich nicht um die Grundprobleme der Mehrheit der Menschen. Ihr nasenrümpfendes Auftreten, ihre befremdliche Sprache, schrecken die meisten einfachen Leute nur ab. Sie finden sich eher wieder in der wuterfüllten Sprache der Rechten.

Wenn inzwischen viele Abgehängte zum Fußvolk der Rechten gehören, ist es nicht eine von ihnen geschaffene Bewegung und sie kämpfen nicht für ihre eigenen Interessen.
ZitatDa wären sie doch selbst unter den ersten noch stärker Benachteiligten
Genauso wird es kommen. Wenn das Fußvolk sich hat erfolgreich einspannen lassen für die Zerschlagung von Kritik und Opposition, werden sie selbst abserviert und den Kürzeren ziehen. Vom Faschismus profitieren nur wenige, die Eliten. Der Pöbel kann so oft "wir sind das Volk!" gröhlen wie er will, er wird auch der Verlierer in einem autoritären völkischen Staat sein.

counselor

Es gibt antiquarisch ein gutes Buch über den Faschismus:

Faschismusforschung - Positionen, Probleme, Polemik
Akademie-Verlag Berlin, 1980
Herausgeber: Dietrich Eichholtz und Kurt Gossweiler

https://www.amazon.de/Faschismusforschung-Positionen-Probleme-Dietrich-Eichholtz/dp/3760904882
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Troll

ZitatTheoretisch magst du Recht haben.
Im Fall Frankreich sehe ich es anders.
Es gab und gibt die soziale Unruhe als Reaktion auf die voranschreitende Verarmung.
...

Klar, die Verhältnisse sind unterschiedlich, das Protestpotential ist in Frankreich wesentlich größer, die Franzosen sind grundsätzlich selbstbewusster was Proteste anbelangt, Deutschland ist darin Entwicklungsland, die großen erfolgreichen Proteste von "unten" gab es, du weist immer wieder darauf hin, ist in unserer Gesellschaft aber gar kein Thema, in Medien Null beachtet bzw. verschwiegen (Ist schon wieder ein bißchen Verschwörungstheorie) es darf und soll nicht sein!
Aber selbstbewusst und stolz in den Krieg ziehen geht bald wieder.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

BGS

Zitat von: counselor am 18:41:15 Di. 08.Januar 2019
Es gibt antiquarisch ein gutes Buch über den Faschismus:

Faschismusforschung - Positionen, Probleme, Polemik
Akademie-Verlag Berlin, 1980
Herausgeber: Dietrich Eichholtz und Kurt Gossweiler

https://www.amazon.de/Faschismusforschung-Positionen-Probleme-Dietrich-Eichholtz/dp/3760904882

Besten Dank für den Hinweis, habe ich nun gekauft. Aber nicht bei "Amazon", denn die boykottiere ich :)

Und natürlich auch herzlichen Dank für "Kuddels" vertiefte Erläuterungen zum Faschismus.

Das naserümpfende Auftreten vieler Linker geht auch mir absolut gegen den Strich. Eine gute Medizin wäre, wenn diese Leute z. B. dreckige, gefährliche und körperlich sehr anstrengende Arbeit tun müssten, z. B. ein Jahr. Da wäre wohl keine Energie mehr zum Naserümpfen.

MfG

BGS
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Kuddel

Zitat von: BGS am 19:33:59 Di. 08.Januar 2019
Eine gute Medizin wäre, wenn diese Leute z. B. dreckige, gefährliche und körperlich sehr anstrengende Arbeit tun müssten.
Viele von ihnen arbeiten bereits zu prekärsten Bedingungen, egal ob im Co-Working Space, im Start-up, im Home Office, als Clickworker, als Scheinselbstständiger, unter Fristvertägen und ähnlichen "modernen" Ausbeutungsmodellen. Doch das halten sie nicht für politisch und sie wehren sich nicht.

Man hält sich für "politisch", weil man eine klare Haltung hat gegen Rassismus, für Frauenrechte, LGBT, Umweltschutz und Mülltrennung. Damit fühlt man sich überlegen den anderen einfachen Leuten gegenüber, die man als prollig und rechts abtut.

Die Soziale Frage und die Ausbeutung sind dort kein Thema. Die eigene Ausbeutung ist kein Kampffeld. Der schwer angesagte Begriff "Klassenkampf" ist nur ein Modewort: Heiße Luft, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat. So lange diese Leute nicht merken, daß sie nicht besser sind als diejenigen, die weniger Bildung haben, oder "z. B. dreckige, gefährliche und körperlich sehr anstrengende Arbeit tun", sich nichts aus den gleichen subkulturellen Codes machen, werden wir weiter hilflos gegenüber wachsender Verarmung und Entrechtung sein.

Das ist der Grund, warum sich die Gelbwesten jenseits der traditionellen linken Strukturen organisiert haben. Dieses moralinsaure Klima der Linken ist nicht ihr Ding. Sie kennen ihre Probleme, brauchen keinen, der ihnen sagt, was sie wie machen sollen. Sie können für sich selbst sprechen und selbst kämpfen.

Und natürlich hat sich Linken-Politiker Riexinger (und Verdi-Sekretär) von den Gelbwestenprotesten distanziert. Die französichen linken Organisationen waren erst einmal sprachlos und verstanden nicht, warum alles an ihnen vorbei geschah. Für viele französische Linke an der Basis ist Klassenkampf kein Modewort, sondern schon immer Teil ihres Lebens. Sie waren bei den Protesten mit an vorderster Front dabei, obwohl dort auch Rechte zu finden waren. Diese Linken waren Teil des Kampfes, verdienten sich darin Respekt und wurden deshalb in internen Diskussionen ernst genommen. So konnte der Einfluß der Rechten weiter zurückgedrängt werden.

BGS

Danke für die Erläuterungen.

Ich möchte keine Haarspalterei betreiben, doch  bin ich sicher, dass weniger Bildung und z. B. dreckige, gefährliche und körperlich sehr anstrengende Arbeit nicht unbedingt automatisch zusammengehören in diesen für arbeitende Menschen sehr nachteiligen Zeiten.

Es hat seit Jahrzehnten m. E. eine gezielte, massive Verblödung stattgefunden, gerade bei den Leuten, die "studiert" haben. Mit Grausen erinnere ich mich an Meine Jahre an der Uni angesichts der Masse der dortigen pseudointellektuellen Hohlbirnen und Phrasendrescher, auch wenn das lange her ist. Sie hielten sich ausnahmslos für etwas Besonderes, die sich grundlos überlegen fühlenden studierenden Nullen, je mehr Papa zahlte, desto schlimmer.

Seit dem "Bachelor" ist es noch katastrophaler. Was soll man von den übers Handy wischenden noch erwarten? Sich selbst überwachende Konsumidioten ohne Bewusstsein oder Initiative.

Wir sind nicht hilflos gegenüber wachsender Verarmung und Entrechtung, wir sind bislang nur zu Wenige, die sich dagegen wehren.

Was ein "Co-Working Space" oder "LGBT" sein soll (=Lange Gesessen im Bundestag?) entzieht sich meiner Kenntnis. Wird wohl nix dolles sein :)

MfG

BGS

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counselor

LGBT = Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

LIVE: #Gelbwesten-Protest Nr. IX gegen Macrons Politik unter dem Motto "Paris gehört uns"


https://www.youtube.com/watch?v=X8MNV5h91MA
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Kuddel

Sehr lustig, Totgesagte leben länger!
Die Presse hat ja alles versucht, die Bewegung kaputtzuschreiben. Erstmal die Gewalttäter, die sich unter die Protestierenden gemischt haben ohne sich für ihre Forderungen zu interessieren, so wie man regelmäßig sagt, Hooligans würden sich nicht für den Sport interessieren. Auf die Idee, daß einfache Leute die Schnauze derart voll haben, daß sie Barrikaden bauen, kommt man bei den Medien scheinbar nicht.

Und irgendwie funzte die Strategie auch nicht recht, zu behaupten, die Luft sei raus, die Leute hätten keine Lust mehr auf die Proteste, entweder, weil Macron ihnen schon so weit entgegengekommen ist oder weil sie abgestoßen von der Gewalt sind. Stimmt scheinbar alles nicht...

Zitat"Gelbwesten" in Frankreich
Widerstand gegen Macron wächst wieder




Bei Protesten der "Gelbwesten"-Bewegung ist es in Paris erneut zu Zusammenstößen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Landesweit protestierten mehr als 80.000 Menschen.

Zehntausende Anhänger der "Gelbwesten"-Bewegung haben das neunte Wochenende in Folge gegen die französische Regierungspolitik demonstriert. Landesweit beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums rund 84.000 Menschen an den Demonstrationen, es gab 244 Festnahmen. Allein 8000 Menschen versammelten sich in Paris für den Protestmarsch über die Prachtstraße Champs-Élysées. Nachdem die Proteste der "Gelbwesten" zum Ende des vergangenen Jahres abgeebbt waren, erhalten sie seit Jahresbeginn wieder mehr Zulauf.

Auf den Champs-Elysées und in der Nähe des Triumphbogens kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Tränengas ein.



Größere Demos auch in Bourges und Straßburg


Eine der größten Demonstrationen fand in Bourges statt, wo nach Angaben der Behörden mehr als 5000 "Gelbwesten" einem über soziale Netzwerke verbreiteten Protestaufruf folgten. Ansonsten blieb es aber weitgehend friedlich. In Straßburg gingen zwischen 1500 und 2000 Demonstranten auf die Straße und zogen vom Europaparlament Richtung Innenstadt und Hauptbahnhof.

Landesweit hatte die Polizei ein Großaufgebot von 80.000 Polizisten im Einsatz, davon 5000 allein in Paris, weil die Behörden eine Eskalation der Gewalt befürchteten.



Härtere Gangart, aber auch "Bürgerdialog"

Am vergangenen Samstag war es nach anfänglich friedlichen Protesten in Paris erneut zu Gewaltausbrüchen gekommen. Demonstranten setzten dabei Barrikaden in Brand und warfen Gegenstände auf Polizisten. Ein Restaurantschiff auf der Seine wurde in Brand gesetzt.

Nach Zugeständnissen hatte die französische Regierung zuletzt eine härtere Gangart gegen die "Gelbwesten" eingeschlagen. Aber Staatschef Emmanuel Macron versucht auch, die Protestbewegung durch einen "Bürgerdialog" zu besänftigen, der kommenden Dienstag beginnen soll. Der Vorschlag stößt jedoch weitgehend auf Skepsis.
https://www.tagesschau.de/ausland/proteste-paris-gelbwesten-105.html

Nun versucht der Spiegel es mal wieder die Sache zu entpolitisieren und eine Führerfigur aufzubauen:
Zitat Gelbwesten-Aktivistin Ingrid Levavasseur
Auf in den Kampf, Madame

Die Gelbwesten in Frankreich haben Ziele und Macht - aber noch keine Führungsfigur. Ingrid Levavasseur könnte es werden: Wagt die 31-jährige Krankenpflegerin aus Rouen den Sprung an die Spitze der Bewegung?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/gelbwesten-in-frankreich-krankenpflegerin-ingrid-levavasseur-ist-der-star-der-bewegung-a-1247784.html

"...aber noch keine Führungsfigur", dann heult doch, ihr Spiegelschreiberlinge!

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