Nimmt die Post nicht mehr jeden Bewerber?

Begonnen von Frieden2001, 14:06:43 Mo. 06.November 2017

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Frieden2001

Ich hatte im September ein Vorstellungsgespräch bei der Deutschen Post. Die Post hatte in den Wochen zuvor überall Werbung dafür gemacht, dass sie Leute für die Briefzustellung sucht, auch bei DHL warb man auffällig aktiv dafür. Spaßeshalber bewarb ich mich bei der Post für eine Stelle als Briefzusteller.

Kurze Zeit darauf erhielt ich per E-Mail eine Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch. Ich dackelte also an jenem Tag dahin und schon beim Betreten des abbruchreifen Gebäudes der Post-Niederlassung kam es mir seltsam vor. Von wegen persönlich! Mit mir waren plötzlich 15 andere Bewerber anwesend und wir wurden an einen großen Tisch gesetzt, wo wir dann persönliche Informationen nochmals in einen Fragebogen schreiben sollten.
Danach kam erst der persönliche Teil. Der ging dann so vonstatten:

Ich war als Zweiter dran. Vor mir war eine Frau dran, die bestimmt 15 bis 20 Minuten im Gesprächsraum war. Anschließend ging sie mit einem Personaler raus, der sie gleich woandershin mitführte und ihr sogar einen leeren Briefkorb in die Hand drückte.
Dann war ich dran. Es waren zwei Personaler dabei, der Dritte war gerade mit der anderen weg, hätte aber eigentlich auch anwesend sein sollen. Man schaute sich kurz meine schriftliche Bewerbung an, machte sich eine kurze Notiz, machte ein Häkchen dahinter und ich wurde noch gefragt, ob ich noch Fragen hätte. Ich stellte noch zwei belanglose Fragen, wurde dann mit dem Hinweis auf Rückmeldung für nächste Woche verabschiedet. Der zweite Personaler saß nur teilnahmslos da, sagte in den gesamten 3 bis 5 Minuten (die erste Bewerberin war viermal so lang drin!) nicht ein einziges Wort, sah mich die ganze Zeit nur an. Bereits beim Verlassen des Raums wusste ich, dass ich die Stelle wohl vergessen kann.

Schon zwei Tage später trudelte die Absage bei mir zuhause ein. Von wegen eine Woche später bekäme ich Bescheid... Was als persönliches Vorstellungsgespräch angekündigt wurde, entpuppte sich als mehr oder weniger anonyme, unpersönliche Massenveranstaltung. Ich dachte zuvor immer, dass man gute Chancen hat, bei der Post was zu bekommen, weil den Job nicht jeder machen will. Selbst der Chef der Niederlassung war sehr darüber überrascht, wie viele Bewerber anwesend waren, da das normalerweise nie so sei. Warum wurde ich überhaupt eingeladen, wenn man mich sofort wieder aussortierte?



tleary

Zitat von: Frieden2001 am 14:06:43 Mo. 06.November 2017
Ich dachte zuvor immer, dass man gute Chancen hat, bei der Post was zu bekommen, weil den Job nicht jeder machen will. Selbst der Chef der Niederlassung war sehr darüber überrascht, wie viele Bewerber anwesend waren, da das normalerweise nie so sei. Warum wurde ich überhaupt eingeladen, wenn man mich sofort wieder aussortierte?
Es ist halt wie alles im Kapitalismus eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot an Bewerbern (= angebotener Arbeit) knapp, wirst du als Arbeitnehmer halt hofiert, beim Bewerbungsgespräch umgarnt und nett behandelt. Ist das Angebot an Arbeitskraft für die zu vergebende Arbeit eben hoch, bist du plötzlich nicht mehr so hoch angesehen beim "Personaler", weil du eben nur einen Teil des "Überangebots", auf das er nicht angewiesen ist, bist. - So etwas kann sich sogar innerhalb weniger Monate ändern, wie du das ja nun auch schon feststellen mußtest.

Zitat
Warum wurde ich überhaupt eingeladen, wenn man mich sofort wieder aussortierte?
Ganz einfach, weil der AG vorher nicht weiß, wie gut und geeignet du in seinen Augen für die angebotene Arbeit bist. Außerdem ist das heutzutage auch eine "Preisfrage" (wie teuer du deine Arbeit anbietest), die dann letztlich erst im Bewerbungsgespräch geklärt wird.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Frieden2001

Hallo @tleary!

Ich dachte schon, ich bekäme gar keine Antwort mehr in diesem Strang. Schön, dass du reagiert hast. Vielleicht ist mein Thema zu speziell, keine Ahnung...

ZitatGanz einfach, weil der AG vorher nicht weiß, wie gut und geeignet du in seinen Augen für die angebotene Arbeit bist. Außerdem ist das heutzutage auch eine "Preisfrage" (wie teuer du deine Arbeit anbietest), die dann letztlich erst im Bewerbungsgespräch geklärt wird.

Ein genaues Bild konnten/wollten die sich aber gar nicht von mir machen! Eigentlich war ich es bisher immer so gewohnt, dass die Personaler Fragen an einen haben. Schon in dem Moment, als sie mich gehetzt fragten, ob ich Fragen an sie hätte, war mir klar, dass sie gar kein Interesse an mir haben. Die wollten mich abwimmeln. Ich glaube fast, die hätten an dem Tag jeden eingeladen, selbst wenn man einfach nur was in die Bewerbungsmappe geschissen hätte. Fragen an mich waren nur: "Haben sie einen Führerschein?" und "Haben sie ein Auto?". Führerschein ja, Auto nein. Die Post handhabt das ja seit einigen Jahren ohnehin so, dass sie ihre Angestellten mit ihren Privatautos losschickt. Wann habe ich zuletzt ein gelbes Postauto einen Briefkasten leeren sehen?? Das müsste Anfang der 2000er-Jahre gewesen sein! Seitdem sieht man nur noch Privatautos die Post abholen.
Ich hätte den Job gerne übernommen, um überhaupt mal wieder was machen zu können, da ich durch meine lange krankheitsbedingte Auszeit ziemlich aus dem Trott gekommen bin. Mich hat dieses Vorstellungsgespräch wieder mal nur runtergezogen. Wer meine Vorgeschichte kennt (siehe meine Postings Juli/August 2016), weiß, dass ich ohnehin nicht Nerven aus Stahl habe.

Was ich auch immer seltsam finde, bei vielen dieser Veranstaltungen: In den Fragebögen ist meistens eine Seite vorhanden, in die man seine Kontodaten und Steuernummer eintragen soll. Für was soll das gut sein, wenn man sowieso nicht genommen wird? Ich meine, selbst wenn man genommen wird, hat man immer noch genug Zeit, seine Kontodaten hinterher mitzuteilen. Was soll der Quatsch also?

Rudolf Rocker

ZitatWas ich auch immer seltsam finde, bei vielen dieser Veranstaltungen: In den Fragebögen ist meistens eine Seite vorhanden, in die man seine Kontodaten und Steuernummer eintragen soll. Für was soll das gut sein, wenn man sowieso nicht genommen wird? Ich meine, selbst wenn man genommen wird, hat man immer noch genug Zeit, seine Kontodaten hinterher mitzuteilen. Was soll der Quatsch also?
Solange kein Arbeitsverhältnis zustande gekommen ist; sprich: ein AV unterschrieben wurde, geht die das gar nichts an!
Sowas würde ich auch nicht ausfüllen!
Erinnert mich an die Fragebögen bei Leiharbeitsfirmen. Da wird sowas auch abgefragt, bis hin zur BG- Nummer und noch viele andere Dinge!
Nix da! Recht auf Informationelle Selbstbestimmung!

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