Hallo dagmar,
ich will sicherlich nicht dazu aufrufen, ins offene Messer zu laufen, aber...
Aber mal ehrlich: sind die entsprechenden Unternehmen nicht bekannt genug?
das größte Problem sehe ich darin, dass die Kassen der Unternehmer für einen Rechtsstreit besser gewappnet sind als von Otto-Normalverbraucher.
...man sollte bei chefduzen auch nicht zum Schwanzeinkneifen und Rückzug aufrufen.
Wenn die Unternehmen und ihre Machenschaften bekannt genug wären, wären die Maßnahmen gegen Kritiker auch nicht nötig. Die Unternehmen spannen aber ihre Rechtsabteilungen ein und scheuen keinen Kostenaufwand, weil sie sich durch eine öffentliche Kritik bedroht sehen. Sonst könnte es ihnen scheißegal sein.
Ich bin deiner Meinung, daß man auf Gefahren hinweisen soll.
Und man sollte auch aufklären über Rechte und Möglichkeiten.
Ich habe mir mal die Finger in einem solchen Punkt und bei einem solchen Arbeitgeber verbrannt. Die Argumentation des ehemaligen Arbeitgebers war: "das waren Internas, die klar mir zuzuordnen waren" Stimmte....
Das ist eine alte Leier mit den sogenannten Interna. Deren Veröffentlichung ist keineswegs strafbar, solange es keine geheimen Infos sind, die der Konkurrenz nützen könnten.
Eine Absprache mit Leuten, die sich mit juristischen Dingen und auch mit politischem Aktivismus auskennen, ist sicherlich ratsam, gerade wenn man sich mit einem starken Gegner anlegen will.
Ich möchte aber daran erinnern, daß man auch gegen eine starken Gegener gewinnen kann.
Der Fall Emmely war ein Arbeitsrechtsstreit um die fristlose Kündigung einer Kaiser’s-Kassiererin wg. eines nicht eringelösten 1,30 € Pfandbons.
Barbara E. wurde arbeitslos, musste Hartz IV beantragen und zog vor das Gericht. Aus Barbara E. wurde der "Fall Emmely", aus einer einfachen Supermarktangestellten eine in den Augen vieler zu Unrecht entlassene Angestellte. Und das zu einer Zeit, in der die Hypo Real Estate vom Staat mit Milliarden gerettet wurde und Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe aus seiner Villa abgeführt wurde.
Schnell kam der Verdacht auf, dass die Supermarktkette vor allem eines wollte: eine unbequeme Mitarbeiterin loswerden. Eine, die Gewerkschaftsmitglied ist, die in ihrer Filiale im Vorjahr einen Streik angeführt und die Mitarbeiter mobilisiert hatte. Die bis zuletzt gegen die Streichung von Schichtzulagen und für bessere Verträge gekämpft hatte. Emmely sagte Sätze wie: Es sei doch ihr "gutes Recht, für eine gute Bezahlung zu kämpfen".
Der Fall sorgt für Empörung und für Wut, es geht um die da oben und die da unten, um Fairness und Verhältnismäßigkeit.
Doch Emmely ist nicht mehr allein. Inzwischen haben sich Mitstreiter gefunden. "Solidarität mit Emmely" nennt sich das Komitee aus gewerkschaftlich Engagierten, älteren Betriebsräten und jungen Globalisierungskritikern.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/entlassung-wegen-1-30-euro-emmely-darf-weiter-kaempfen-a-638829.htmlEmmely hat diesen Rechtsstreit gewonnen.
Es ging nicht nur um ihr "Recht", es ging um ihre Würde.
Barbara Emme war weiterhin als Kassiererin tätig, nach der Schließung der Filiale in einer anderen in Berlin-Hohenschönhausen. Sie wurde von Kunden um Autogramme gebeten, manche bestanden darauf, bei ihr Pfandbons einzulösen. 2011 und 2012 veröffentlichte sie mit Ko-Autoren Bücher über ihre Erfahrungen. Sie nahm an Gewerkschaftskongressen in „der ganzen Welt“ teil. 2011 flog sie zur Weltfrauenkonferenz nach Venezuela. 2014 wurde sie in den Betriebsrat gewählt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fall_EmmelyEs gibt also gute Gründe, Mut zu haben.