Die Trulla vom Stadtteilbüro meinte, rein persönlich fände sie die Politik von Vonovia auch nicht gut. Aber sie kümmere sich bei ihrer Arbeit allein um den "öffentlichen Raum" und da setzt sie sich ein für mehr Grün, weniger Raum für Autos, mehr für Kinder, Kunst und Kultur. Ich versuchte darauf hinzuweisen, daß es aber einen ziemlichen Unterschied macht, in welchen Umfeld sich eine Wohnung befindet und ein Vermieter völlig andere Prese erzielen kann, je nachdem, ob sie sich in der Pampa, im Ghetto, oder in einer begrünten, kulturell vielfältigen urbanen Raum liegen. Sie wollte von diesem Zusammenhang nichts wissen und meint, es alles nur für die Menschen im Stadtteil zu tun.
Sie glaubt scheinbar selbst, wir würden auf einer Seite stehen. Sie schlug vor, wir könnten ja bei einem der anstehenden Stadtteilfesten uns mit einem eigenen Stand beteiligen und dort unsere Ansichten verbreiten. Sie könnte sich auch umsehen, ob es für bestimmte Aktivitäten ein Sponsoring geben könne, sie könnte gegebenfalls auch mit Pressekontakten weiterhelfen. Mit ihrer sympathischen, freundlichen Art wickelte sie die Mieter um den Finger. Ich blieb ziemlich verspannt und für mich war es kein Stück besser, als säße jemand von Vonovia selbst in unserer Runde (was wir ja auch schon hatten).
Einer nahm nochmal das Dilemma mit der Kulturrotation auf und sagte, daß es ja nicht stimmte, daß wir den Leuten keine kostenlose Kultur gönnten, sondern wir nicht wollten, daß die Kultur für die falschen Zwecke eingespannt wird. Man könnte es vermeiden, indem man selbst einen solchen Event auf die Beine stellen würde unter dem Motto "Kultur gegen Vonovia". Das fand natürlich unsere Stadtteilbüroangestellte indiskutabel, denn sie dürfe sich nicht "politisch" äußern. Er sagte, "Dann nennen wir es einfach: Kultur gegen hohe Mieten", doch auch damit war sie nicht einverstanden. Damit könnten auch Geldgeber des Büros unzufrieden sein. Wenn nicht mehr bezahlbare Mieten zum Hauptproblem der Menschen im Stadtteil geworden sind und sie sich nicht für die Lösung dieses Problems interessiert, dann ist klar, daß sie nicht auf der Seite der Mieter steht.
Es ging dann auch um die Pseudobürgerbeiteiligung bei Ausschreibungen für Bauprojekte. Allein mit der Wahl von Ort und Zeit würde man sich viele Interessierte vom Leib halten. Mit der Moderation würgt man kritische Nachfragen ab. Und unterm Strich bleibt die "Bürgerbeteiligung" eh scheißegal, denn der Entscheid findet sowieso hinter verschlossenen Türen onne den lästigen Bürger statt. Unsere Sozialtante vom "Büro Soziale Stadt Gaarden" erkläre, sie sehe sich als Bindeglied zwischen Politik und den Menschen im Stadtteil und deshalb werde sie unsere Bedenken ins Rathaus weiterleiten. Sie machte sich in ihrem Block die ganze Zeit Notizen bei allem, was wir sagten. Ich habe schon eine Ahnung, was dabei herauskommt. Etwa sowas:

Die SPD hat den kommunalen Wohnraum der Spekulantenmafia in der Rachen geschmissen. Dann wirft sie sich das soziale Mäntelchen über, quatscht was von "Solidarität" und nimmt verbal all das auf, was protestierende Mieter sagen. Doch politisch tut sie weiterhin alles, um die Interessen von Vonovia und Co. durchzusetzen.
Wir redeten auch darüber, daß es schwierig ist, die recht große Zahl interessierter Mieter bei der Stange zu halten. Es sei schließlich nur bei einem kleinen Teil so, daß sie sich nur mal auskotzen wollen oder ihr ganz spezielles eigenes Problem gelöst haben möchten. Es waren bei den großen Veranstaltungen eine Menge, die sich weitaus tiefegerhende Gedanken gemacht haben über den Internationalen Konzern, über die Proftigier, über Blackrock und Friedrich März, über Korruption und Enteignung. Es waren dabei auch Leute im hohen Rentenalter, die recht radikale Gednken formulierten. Wir müssen uns überlegen, wie wir die Kontakte aufrecht erhalten, öffentlich sichtbar bleiben, die Beteiligten mit einbeziehen und auch neue Kontakte bekommen.
Für's erste machten wir einen Termin für eine schon lange angedachte Straßenaktion:
VONOVIA ANGRILLEN!(to be continued)