Die Landwirtschaft ist einer der schlimmsten Bereiche in der "freien Marktwirtschaft". Alles, was in anderen Branchen bezüglich Arbeitszeiten schon vom Gesetzgeber her verboten ist, ist in der Landwirtschaft mit dem Totschlagargument "wetterabhängig" für Arbeitnehmer erlaubt. Auch die "All-inclusive"-Mentalität der Hofinhaber in Sachen Arbeitszeit ist extrem ausgeprägt. Einem Freund von mir, gelernter Landwirt und zur Hofaufgabe bei der letzten "Milchpreiskrise" gezwungen, konnte davon ein Lied singen. Bei einem Angebot sollte er 2.000 € brutto verdienen, womit er aber unter der Woche neben seiner offiziellen 40-Stunden-Woche immer in Bereitschaft sein sollte (wegen angeschlossener Biogasanlage). In der Erntezeit natürlich auch viel mehr. Jedes 2. Wochenende hätte er sogar durcharbeiten sollen. Er lehnte dann dankend ab. Er kam dann bei einem Saatgutbetrieb unter. Ist zwar auch nicht viel besser, mit überlangen Arbeitstagen im Sommer (oft bis 12 Stunden), aber wengistens fallen bei dem Betrieb keine Stunden unter dem Tisch.
In der Landwirtschaft hat noch nie irgendeine Gewerkschaft auch nur kurz Fuß gefasst, und genau so sehen auch die Tarifverträge aus. 'Mal davon abgesehen, daß es sich meist nur um einzelvertraglich festgelegte Arbeitsverträge handelt, die dem AN vorgelegt werden, wo der AG das reinschreibt, was ihm gerade so in den Kram passt.