Privatisierung im Hamburger Hafen

Begonnen von Kuddel, 11:22:46 Fr. 29.Juni 2018

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Kuddel

Hafenarbeiterproteste in Hamburg 2017:
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ZitatSchifffahrt
Gewerkschaften befürchten Privatisierung im Hafen

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Rund um Liebherr herum ist das Gelände nämlich politisch vermint. Außer der Ansiedelung des Kranherstellers sind aktuell 35 Hektar des Gebiets südlich der Werft Blohm + Voss zu vergeben. Und zwischen Hafenwirtschaft und Politik tobt ein heftiger Streit, wie diese freien Flächen genutzt werden sollen. Jetzt schalten sich die Gewerkschaften und Betriebsräte vieler Hafenfirmen ein. In einem offenen Brief fordern sie Bürgermeister Peter Tschen­tscher dazu auf, den Wirtschaftssenator zur Ordnung zu rufen. Sogar die Europäische Transportarbeiterföderation (ETF) macht gegen Horch Front.

Denn der will den Hafen für weitere Firmen öffnen. Um Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu schaffen, geht Horch sehr weit. So hat er kürzlich in einer Grundsatzrede im Hafen-Klub erklärt, man müsse auch über eine Minderheitsbeteiligung externer Firmen an den Hafenterminals nachdenken. Denn allein aus den Einnahmen durch Mieten und Pachten sei die Infrastruktur des Hafens nicht mehr zu finanzieren.
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https://www.abendblatt.de/hamburg/article214639071/Gewerkschaften-befuerchten-Privatisierung-im-Hafen.html


ZitatAusgehebelt - der Mensch bleibt auf der Strecke ...

Der 164. Jour Fixe der Hamburger Gewerkschaftslinken am 6. Juni im Curio-Haus an der Rothenbaumchaussee stand unter dem Motto "Hamburger Hafen: Arbeitserleichterung oder Stellenvernichtung". Nach einleitenden Worten von Moderator Dieter Wegener erläuterte Norbert Paulsen, Betriebsratsvorsitzender bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), den Stand des umstrittenen Vorhabens des Senats, auf dem Areal Steinwerder am südlichen Elbufer von einem chinesischen Konsortium einen vollautomatisierten Containerterminal samt Logistikzentrum errichten zu lassen. Das Thema ist in Hamburg topaktuell. Am Vorabend hatte auf einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath ihre Ideen zur Zukunft von Deutschlands "Tor zur Welt" im digitalisierten 21. Jahrhundert präsentiert.

Paulsen, der offenbar auch die Konkurrenzveranstaltung im Seemannsheim am Krayenkamp gegenüber der St.-Michaeliskirche besucht hatte, kritisierte eingangs die einseitige Ausrichtung der Debatte bei den Grünen. Ihm zufolge ging es dort ausschließlich um die Erörterung von Möglichkeiten, den "Abstieg" des Hamburger Hafens "in die zweite Liga" zu verhindern. Logistische Optionen - Stichwort Elbvertiefung - sowie technologische Ansätze wurden laut Paulsen bei der Heinrich-Böll-Stiftung breit diskutiert, die jedoch kein Wort über die Beschäftigten verlor, ganz so, als seien deren Interessen denjenigen des Kapitals vollkommen nachgeordnet, im Vergleich dazu unbedeutend.
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Schlimmer noch, im Gespräch mit Vertretern des Senats will Paulsen erfahren haben, daß künftig auf dem Steinwerder-Gelände die üblichen Sozialstandards nicht gelten sollen. Das Konsortium soll die Einhaltung einer solchen Bedingung rundweg abgelehnt haben.
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http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prbe0322.html

ZitatSCHATTENBLICK – INTERVIEW/414:
Ausgehebelt – vollautomatisierter Betriebsfrieden
Norbert Paulsen im Gespräch


SB: Wie sehen Sie die Rolle der Gewerkschaften im Hamburger Hafen heute? Hat sie sich gewandelt? Erfüllt sie dieselbe Funktion wie damals? Vertritt sie ihre Mitglieder, die Beschäftigten, besser oder vielleicht schlechter?

NP: Ich kann das schwer beurteilen. Dazu muß ich sagen, daß ich erst seit 2009 Betriebsratsvorsitzender im Hamburger Hafen bin und eigentlich nur über die Zeit seitdem wirklich urteilen kann. Vorher war ich eher Außenstehender. Obwohl lange Gewerkschaftsmitglied, war ich nicht besonders aktiv. Mein Eindruck ist es, daß das gewerkschaftliche Engagement bei den Beschäftigten früher stärker war und daß sich das inzwischen reduziert hat. Dennoch erlebe ich immer sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen, speziell wenn es um aktuelle Themen geht, wo sie sich einbringen können. Was den Verdi-Apparat selber betrifft, so glaube ich, daß man dort auf das Phänomen der Institutionalisierung trifft. Die Gewerkschaft hat sich zu einer Institution entwickelt, deren Erhalt zum Selbstzweck geworden ist und wo man es mit sehr viel fremden Einflüssen zu tun hat. Ich spreche hier von den politischen Parteien. Vor allem die SPD mischt sich bei der Entscheidungsfindung bei Verdi stark ein.

SB: Ist die Vereinzelung in der Arbeitswelt allein das Ergebnis technologischer Entwicklung oder stecken vielleicht Strategien seitens der Arbeitgeber dahinter, um die Solidarität unter den Werktätigen zu schwächen?

NP: Ich weiß nicht, ob das gezielt gefördert wird. Das kann ich nicht beurteilen. Dennoch stelle ich fest, daß es zu dieser Vereinzelung kommt - nicht nur in der Arbeitswelt, sondern in der Gesellschaft insgesamt. Gefördert wird sie dadurch zum Beispiel, daß sich heute vieles nicht mehr in der realen, sondern der virtuellen Welt abspielt. Das Internet und seine intensive Nutzung hat unter anderem dazu geführt, daß man total einsam im Netz seine Zeit verbringen kann. Die Kommunikation unter den Menschen hat sich in den letzten Jahren komplett verändert.

SB: Dann ist es seitens des Senats sogar sinnvoll, Hamburg an ein solches Zukunftsprojekt anzukoppeln?

NP: Wenn sich dahinter eine Strategie verbirgt, die der Hamburger Senat umsetzen will, könnte man vielleicht drüber diskutieren, aber im Augenblick sieht alles einfach nach einer Kapitulation gegenüber dem internationalen Kapital aus. (...) Wir rechnen bereits mit dem Verlust von ungefähr 400 Arbeitsplätzen im Bereich Umschlag, sollte die geplante vollautomatisierte Anlage in Betrieb gehen. Statt 500 Menschen wie heute wären an einem solchen Terminal bestenfalls 100 beschäftigt.

SB: Wie stark ist der Widerstand im Hafen gegen dieses Vorhaben?

NP: Der ist erheblich, sowohl seitens der Hafenbetriebe als auch der Arbeitnehmerschaft. Wir brauchen einen runden Tisch, an dem alle mitreden können, auch über die sozialen Gesichtspunkte, die in dem Ideenwettbewerb überhaupt keine Rolle spielten. Wenn solche Kriterien weiter mißachtet werden, dann ist das eine Kampfansage an die Beschäftigten. Dann werden wir auf die Straße gehen und dagegen massiv kämpfen. Wichtig ist uns dabei, daß wir Mitsprache bekommen, wie die Zukunft des Hamburger Hafens aussehen soll, speziell für Steinwerder Süd. (gekürzt)
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prin0414.html


Neuerdings ist es in der Linksradikalen Szene® très chic, sich antikapitalistisch zu geben. Das angesagte Thema heißt "Logistik" und man interessiert sich plötzlich für Amazon, Deliveroo und jetzt auch für den Hamburger Hafen. Man will etwas gegen den Kapitalismus machen, sich aber bloß nicht an den blöden Arbeitern die Finger schmutzig machen. Bei der Aktion "Make Amazon Pay" im November 2017...
ZitatMit dem Verweis auf krank machende und entwürdigende Arbeitsbedingungen blockierten in Berlin 400 Aktivist*innen des Bündnis MakeAmazonPay die Ausfahrt Uhlandstr. beim Prime-Now Auslieferungszentrum im Kudamm-Karree.
https://makeamazonpay.org/2017/11/24/4-pm-blackfriday/
...demonstrierte man VOR dem Amazon Auslieferungszentrum im Kudamm-Karree, kannte aber nicht einen einzigen Arbeiter darin.

Es war bei der G20 Aktion im letzten Jahr in Hamburg ähnlich:
ZitatAnlass für die Straßensperrungen ist sind drei Demonstrationen unter dem Motto ,,gegen die Logistik des Kapitals". Die Demos wendeten sich unter anderem gegen den Betreiber des Containerterminals Tollerort als ,,Akteur des internationalen und imperialen Kapitals", hieß es dazu von der Polizei.
https://www.abendblatt.de/hamburg/g20/article211074933/G20-Gegner-rufen-zu-Hafenblockade-auf.html

Man wollte sich mit dem Kapital anlegen, hatte aber NULL Kontakt zu Arbeitern. Es liegt aber nicht daran, daß es nicht möglich ist, zu den Arbeitern Kontakt aufzunehmen. Man hätte nur eine der offenen Veranstaltungen zum Thema vom Jour Fixe Hamburg besuchen müssen. Es fehlte einfach an dem Interesse daran, den Kontakt zu Arbeitern zu suchen.

Und so sah es bei den Radikalen Linken® vor wenigen Tagen aus:
ZitatHarbour Games Hamburg 2018
Am 23. Juni 2018 werden wir dorthin gehen, wo sich die herrschenden Zustände verdichten, wo Konzerne und weitere Akteur*innen an der Plünderung des globalen Südens, an desaströser Energiegewinnung durch Atom und Kohle, an Kriegen oder der Ausbeutung von Tieren und der Zerstörung der Natur verdienen. Wir werden den Ablauf der kapitalistischen Verwertungsmaschinerie stören und ein Zeichen setzen: so, wie es ist, bleibt es nicht.


Kohleumschlag, Agrarindustrie, Rüstungsschmieden, Atomtransporte, neokoloniale Dumpingexporte – dies sind nur einige der vielen verheerenden Facetten kapitalistischen Welthandels im Brennpunkt Hamburger Hafen. Der mit Abstand größte deutsche Überseehafen steht sinnbildlich für das global herrschende, zutiefst ungerechte System von Ausbeutung, Ausschluss, Enteignung und Zerstörung.

Wir, ein Bündnis von Hamburger Gruppen aus verschiedenen sozialen Bewegungen...
https://harbour-games.nostate.net/aktionsrallye/aufruf/

ZitatAntikapitalistische Fahrrad-Demo radelt durch den Hafen

Das Mobilisierungsvideo für die ,,antikapitalistischen Harbour Games", im Szene-Sprech ,,Mobi-Video" genannt, wirkt bei weitem nicht so finster-aggressiv wie der visuelle Aufruf zur Hafenblockade während des G20-Gipfels vor einem Jahr. Wüsste man es nicht besser, könnte man das Ganze sogar für ein Mobilisierungsvideo für den Schlager-Move halten.
https://www.abendblatt.de/hamburg/article214658037/Antikapitalistische-Fahrrad-Demo-radelt-durch-Hafen.html



Es geht um Umweltschutz, Antimilitarismus, Entwicklungsländer und Tierrechte.
Falls irgendwo das "Ausbeutung" vorkommen sollte, dann meint man die in fernen Ländern. Das Wort "Arbeit" kommt nicht vor und auf die Idee, daß gegen diese Dinge auch von Arbeitern gekämpft werden könnte, kommt scheinbar niemand.

Daß die Hafenarbeiter im Moment aufgebracht sind, weil die Sozialstandards angegriffen werden, weil Massenentlassungen drohen, hat man möglicherweise nicht einmal mitgekriegt. Der naheliegendste Gedanke, die Hafenarbeiter bei der Verteidigung ihrer Arbeitsbedingungen zu unterstützen, ist dieser Szene fremd.

So organisiert man Scharmützel mit der Polizei zur eigenen Erbauung, tut dem kapitalistischen System aber nicht weh.

Fritz Linow

Zitat von: Kuddel am 11:22:46 Fr. 29.Juni 2018

ZitatAusgehebelt - der Mensch bleibt auf der Strecke ...
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prbe0322.html
(...)
Da wird eine Art vollautomatisierte Sonderwirtschaftszone für die nächsten 99 Jahre geschaffen? Da wäre schon mal interessant, wer da was und warum entscheidet.
Der Abschlussbericht zum Ideenwettbewerb jedenfalls gibt nichts her, außer dass Jeder, dem dieses Dokument überlassen wird, sich dazu verpflichtet, es weder  ganz noch teilweise Dritten zugänglich zu machen und sämtliche darin enthaltenen Informationen streng vertraulich zu behandeln.

https://www.hamburg-port-authority.de/fileadmin/user_upload/Abschlussbericht-Steinwerde10.2017.pdf

Kuddel

Zitat von: Fritz Linow am 13:54:57 Fr. 29.Juni 2018
vollautomatisierte Sonderwirtschaftszone

Die Gegenseite spielte noch nie mit offenen Karten und blufft gern.
Es reichen Begriffe wie Industrie 4.0 oder KI und schon ziehen sich die Linken zurück und heulen wegen dieser genialen Strategien des Kapitals.

Daß vieles davon nichts weiter als heiße Luft ist, nimmt man nicht mehr wahr.
TESLA, dieser Superkonzern der Zukunft, der aus reiner Langerweile Autos in den Weltraum schießt, ist ein von Milliardär Elon Musk erzähltes Märchen, damit seine Blase an der Börse weiter wächst. Seine Autos und sein Konzern funzen keinswegs so, wie man es der Öffentlichkeit präsentiert.

Diese ganzen Siegeszüge des modernen Kapitalismus sind ein Witz.
Wenn wir sie glauben, sind wir selbst schuld!

BGS

In der Tat alles heisse Luft, Danke für die treffende Beschreibung.Ist überall dasselbe, in Variationen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Kuddel

Naja, "heiße Luft" heißt in diesem Fall nicht, daß die technologischen Umbrüche in der Arbeitswelt und in der Logistik folgenlos wären. Wir müssen sie schon als Angriff auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen betrachten.

Es ist nur dumm zu glauben, die Technologie würde die Herrschaft des Kapitals nun endgültig besiegeln. Das Grundprinzip und die Grundkonflikte bleiben die gleichen. Und es gibt durch neue Technologie auch neue Angriffspunkte und neue Möglichkeiten für Kämpfe. Ich versuchte nur gegen die Resignation anzuschreiben, die oftmals von Linken verbreitet wird. So doll ist "Industrie 4.0" nun auch nicht.

BGS

Auch der "Siegeszug des ""Kapitalismus"" ist heisse Luft. Hinter dem Gedruckten Geld steht kein Wert, die Sachwerte sind schon längst fast umverteilt.

Die technische Entwicklung hatte ich nicht gemeint. Wenn neue Technik körperliche Schäden durch Arbeit verhindert, ist dies unbedingt begruessenswert. Mir persönlich ist es lieber, mit einem Fahrzeug mit Schaufel z. B. Getreide zu laden, als mit einer Handschaufel.

Gerade  die Ueberwachung aller Buerger durch Technik wird in meinem neuen Heimatland erfolgreich  weitergetrieben: Nicht nur, dass ueberall eine grosse Zahl Kameras  (auch an Gymnasien bzw. Schulen) installiert ist und der grösste Teil des noch verbliebenen Zolls täglich im Internet sucht nach was auch immer, man begegnet nur noch einem Zöllner auf Antrag im Internet. Auch entgegenkommende Zivilfahrzeuge der Polizei erfassen bei Begegnung meine Kennzeichen, ein bordeigener PC prueft, ob ich versichert bin, die Steuer bezahlt, Tuev habe und bald via Gesichtserkennung. wer man ist. Wo soll das enden? Wer bekommt welche Daten?

Die Sauerei iin HH ist, dass wertvolles Hafenareal an einige Wenige verramscht wird auf Kosten der Allgemeinheit.

MfG

BGS



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Kuddel

ZitatStreik im Hafen eskaliert
Senat ist abgetaucht, Beschäftigte müssen selbst für ihre Rechte kämpfen


Streik im Hamburger Hafen: Montagabend legten die Betriebshandwerk:innen bei der HHLA ihre Arbeit nieder. Dazu erklärt Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: "Die gegenwärtigen Streiks sind das Resultat der akuten Spannungen im Hamburger Hafen. Auf den Containerterminals der HHLA und von Eurogate werden gegenwärtig Kürzungsprogramme verhandelt. Und die haben es in sich: Es geht um Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und um einen Abbau von Arbeitsplätzen – und der würde nicht nur die Beschäftigten bei HHLA und Eurogate, sondern auch die Beschäftigten des Gesamthafenbetriebes (GHB) betreffen. Diese soziale Zeitarbeitsfirma ist gerade in Bremen in die Insolvenz getrieben worden. Außerdem laufen Gespräche über eine Zusammenarbeit zwischen Eurogate und HHLA – über den Inhalt dieser Verhandlungen gibt es nur nur Gerüchte. In einer solch konfliktreichen Lage taucht der Hamburger Senat mit seiner Wirtschaftsbehörde völlig unter – obwohl die HHLA mehrheitlich in städtischer Hand ist. Da ist es nur klug und richtig, dass die Beschäftigten das Heft in die Hand nehmen und aktiv für ihre Rechte kämpfen. Und die Hetze in der heutigen BILD ist unverschämt: Diese Löhne resultieren aus Arbeitszeiten am Wochenende und aus Nachtarbeit. Wer jetzt die BILD-Zeitung nutzt, um eine Neiddebatte anzuheizen, eskaliert die Konflikte im Hafen. Das bedroht den Hafentarif und alle Hafenarbeiter:innen."
http://landespresseportal.de/hamburg/item/34676-besch%C3%A4ftigte-m%C3%BCssen-selbst-f%C3%BCr-ihre-rechte-k%C3%A4mpfen.html

Kuddel

Es ist wirklich spannend. Der Hafen Hamburg ist wirtschaftlich enorm wichtig. Ein Nadelöhr für den Handel mit China.

Die Arbeiter bewegen sich trotz Lockdown. Kein symbolischer 30 minütiger oder einstüdiger Warnstreik, sondern 24 Stunden:

ZitatSo reagiert die HHLA auf den 24-Stunden-Streik
Beschäftigte der HHLA-Tochter SCA/SCB legen seit Montagabend ihre Arbeit nieder. Geschäftsführung fühlt sich unter Druck gesetzt.
https://www.abendblatt.de/hamburg/article231408589/Verdi-ruft-zu-24-Stunden-Streik-bei-HHLA-Tochter-auf-Hamburg-Hafen.html

ZitatStreik bei HHLA-Tochter
Hafenarbeiter fordern gleichen Lohn für alle


Die rund 360 Beschäftigten der SCA/SCB sind für die Instandhaltung und Reparatur von Großgeräten auf den Hafenanlagen zuständig. Ziel des Streiks ist es, eine Anpassung der Arbeitszeiten zu erreichen, eine Verringerung von zusätzlichen Pflichtschichten sowie Entlastungen für ältere Arbeitnehmer. 

Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Verdi Hamburg, kritisiert: ,,Die HHLA muss verstehen, dass die Stimmung in den Betrieben am Kochen ist. Auf der einen Seite werden massive Investitionen in neue Anlagen und Automatisierungsinstrumente gesteckt. Auf der anderen Seite wird selbst im Konzern zu unterschiedlichen Bedingungen gearbeitet. Gleichzeitig wird ein erheblicher Arbeitsplatzabbau angekündigt. Die Beschäftigten sind nicht länger bereit, den Preis dafür zu zahlen, sei es durch niedrigere Tarife oder gar Arbeitsplatzverlust."
https://www.mopo.de/hamburg/streik-bei-hhla-tochter-hafenarbeiter-fordern-gleichen-lohn-fuer-alle-37977256

"Gleicher Lohn für alle"! Hervorragende Forderung!
Das Management versucht die Belegschaft zu spalten in Beschäftigte unterschiedlicher Einstufung. Es ist beispielhaft mit dieser Forderung die Spaltung aufzuheben.
Der nächste Schritt wäre, "ein Betrieb - eine Belegschaft" zu fordern. Ein Ende des Outsourcings, der Fremdvergabe und der Sub-Sub- und Leiharbeitsunternehmen.

Kuddel

Zitat"Dann haben wir den Super-Gau"
Schiffstau vor Hafen – Mitarbeiter wollen streiken

Seit mehreren Wochen sorgen gestörte Lieferketten auch im Hamburger Hafen für Probleme. Volle Lager und Schiffe, die auf ihr Einlaufen warten, haben einen Containerstau verursacht. Nun droht das Chaos noch größer zu werden: Mitarbeitende wollen streiken.

Hamburg: 12.000 Beschäftige fordern mehr Geld


"Wenn es dazu kommt, haben wir in Hamburg den Super-Gau", wird ein Reeder zitiert. Verdi selbst habe sich noch nicht dazu äußern wollen. Am 10. Juni soll jedoch die dritte Runde der Tarifverhandlungen für rund 12.000 Beschäftigte an deutschen Seehäfen beginnen.

Die Arbeitskampfmaßnahmen könnten für den Hafen ungeahnte Ausmaße annehmen. Derzeit könnten Züge mit Exportladung ohnehin nur noch eingeschränkt angenommen werden, berichtet der NDR. Besonders betroffen von dem Streik wäre laut Medienberichten das Containerterminal der HHLA am Burchardkai.
https://www.t-online.de/region/hamburg/id_100012252/-super-gau-in-hamburg-schiffstau-vor-hafen-mitarbeiter-wollen-streiken.html

Fritz Linow

Ergänzend zu der Angst vor Warnstreiks im Hamburger Hafen:

Zitat3.6.22
(...)
Dem Vernehmen nach plant die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ab dem kommenden Dienstag Streikaktionen. Offiziell will sich die Tarifkommission dazu noch nicht äußern. Man sei noch in der Abstimmung, heißt es. In Bremerhaven haben Arbeitnehmervertreter bereits über soziale Netzwerke angekündigt, am North Sea Terminal Bremerhaven (NTB) die Arbeit einzustellen. Rechtlich wäre das möglich: Ver.di und Arbeitgeber streiten derzeit über neue Tarifverträge für rund 12.000 Beschäftigte in deutschen Häfen, davon 5000 in Hamburg. Die Friedenspflicht endete vor zwei Tagen. Und die Arbeitnehmer sind mit dem bisherigen Angebot der Arbeitgeber unzufrieden.
(...)
https://www.abendblatt.de/wirtschaft/hafen-und-schifffahrt/article235519261/hamburger-hafen-schifffahrt-20-frachter-stecken-im-stau-warnstreiks-drohen.html

Fritz Linow

Zitat8.5.22
Ver.di ruft Hafenarbeiter für Donnerstag zu Warnstreik auf

Die Gewerkschaft ver.di will am Donnerstag mit Warnstreiks in allen wichtigen deutschen Seehäfen den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. Neben Hamburg sind auch die Häfen Emden, Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven betroffen.
(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Verdi-ruft-Hafenarbeiter-fuer-Donnerstag-zu-Warnstreik-auf,hafenstreik106.html

Kuddel

Haha, mal ne positive Meldung!

Zitat150 000 Container hängen in der Deutschen Bucht fest
Schiffs-Stau wird zu Super-GAU
... und jetzt drohen auch noch Hamburgs 5000 Hafenarbeiter mit Streik!


Auf den Hamburger Terminals warten 5000 Beschäftigte aufs ,,Go" von Verdi – das kann von ,,Gesundheitstag" über Warnstreik bis zum Streik nach der Urabstimmung reichen.

Ein HHLA-Sprecher nennt einen möglichen Streik mitten in der größten Logistik-Krise ,,verantwortungslos".

Verdi kontert u. a. mit Zehntausenden Überstunden der Hafenarbeiter, auch verursacht durch die weltweit völlig aus dem Lot geratenen Schiffs-Fahrpläne. Die führen zu großen Staus in der Deutschen Bucht.
https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/150-000-container-haengen-in-der-deutschen-bucht-fest-schiffs-stau-wird-zu-super-80323762.bild.html (Sorry!)

ZitatAktuell stauen sich zwei Prozent der Welt-Containerkapazitäten in der Nordsee. Lieferprobleme nehmen zu. Und nun streiken in Hamburg auch noch die Hafenarbeiter. Die Lage wird chaotisch.

Nun droht auch noch ein Streik der Hafenarbeiter die mit Abstand wichtigste Drehscheibe für deutsche Im- und Exporte ins Chaos zu stürzen.

Verdi kündigte für Donnerstag mehrstündige Warnstreiks in den Seehäfen an. Konkret betroffen sei auch die Spätschicht in Hamburg. Die Gewerkschaft streitet mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe über Lohnerhöhungen für 12 000 Beschäftigte.

Für den überlasteten Hamburger Hafen ist der Arbeitskampf eine Katastrophe. Der Betreiber HHLA hat seit Monaten damit zu kämpfen, dass Container, die sonst binnen weniger Stunden in die eine oder andere Richtung weitertransportiert werden, aufwendig zwischengelagert werden müssen. ,,Die komplette Logistik- und Lieferkette steht unter Druck", so Hans-Jörg Heims von der Hamburger Hafengesellschaft HHLA.

Ein Großteil der Container kommt nicht aus den Häfen, da die Hinterlandanbindungen stocken. ,,Dazu gehören auch die Störungen durch Bauarbeiten im Bahnverkehr", so Heims. Mit den Reedern gebe es bereits eine Kooperation, um die Abfertigung der Schiffe so schnell wie möglich sicherzustellen. ,,Auch die Reeder haben da eine Verantwortung", so Heims.
https://www.kn-online.de/wirtschaft/regional/jetzt-auch-noch-streiks-hamburger-hafen-droht-container-chaos-O5TGLHFXX64F3ELCM7GZLODO2Y.html

Eine bessere Position für einen Kampf können Arbeiter kaum haben.
Wir drücken die Daumen!

dagobert

ZitatEin HHLA-Sprecher nennt einen möglichen Streik mitten in der größten Logistik-Krise ,,verantwortungslos".
Aus Arbeitgebersicht sind Streiks immer "verantwortungslos", weil sie die Geschäfte stören.
Aber anders bewegen die sich ja nicht.

Zitat von: Kuddel am 18:58:23 Mi. 08.Juni 2022Wir drücken die Daumen!
Aber feste.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel


ManOfConstantSorrow

ZitatKrieg, Lockdowns und Streiks belasten

Die Hamburger Hafen und Logistik AG kämpft – wie andere Logistikunternehmen auch – seit Monaten mit den wegen der Corona-Lockdowns in China und dem Ukraine-Krieg durcheinander geratenen Fahrplänen der Reedereien. Container stapeln sich an den Terminals, weil die Frachter oft nicht alle Stahlboxen mitnehmen. Gleichzeitig würden Export- oder Importladungen zu früh oder zu spät angeliefert, sagte Titzrath. ,,Die Folgen sind Containerboxen, die das System verstopfen und den Umschlagbetrieb bremsen." Hinzu komme, dass wegen des Krieges mehr als 100.000 Lkw-Fahrer aus der Ukraine fehlten. Der Engpass habe sich vergrößert. In der Folge sei Laderaum knapper geworden und die Preise seien gestiegen.

Zusätzlich behindert werde der Abtransport dadurch, dass Baustellen von den Behörden oft nicht rechtzeitig angekündigt würden und sich dadurch lange Staus bildeten, in denen Lastwagen stundenlang feststecken. Durch den Warnstreik der Hafenarbeiter habe sich die Abfertigung in Hamburg weiter verzögert.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/hhla-warnt-container-verstopfen-den-hamburger-hafen-18106727.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Frauenpower

Diskussion um den Verkauf eines Hafenterminals in Hamburg an den chinesischen Staatskonzern COSCO
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/China-Einstieg-Dressel-mahnt-bei-Hafen-Streit-zu-Sachlichkeit,hhla438.html
Laut dem Artikel ist Die Linke dagegen.
Ich selbst wüsste jetzt auch nicht, warum das gut sein soll. Die meisten sind dagegen, Kanzleramt und Tschentscher sind angeblich dafür.

Kuddel

Ich halte "Privatisierung" für das Problem, das abgewehrt werden sollte.

In der Politik und in den Medien wird so getan, als sei "China" das Problem. Ich denke nicht, daß ein US amerikanischer Investor ein Fünkchen besser wäre.

Was gerade abgeht, ist ein Vorgeschmack auf die nächsten geostrategischen Konflikte. Der Freie Westen® plant bereits den nächsten Wirtschaftskrieg. Nach Rußland steht China an. Da kann man auch noch einen militärischen Konflikt draus machen, sogar einen Weltkrieg.

Frauenpower

Die Bundesregierung hat den Einstieg von Cosco beim Terminal Tollerort  zugestimmt, allerdings zu 24,9% statt der ursprünglichen 35%.

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