Fachkräftemangel

Begonnen von quagga, 17:54:57 Mi. 18.Juli 2018

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quagga

Leute, ich brauche den Link eigentlich nicht zu posten, man weiß es ja auch so, aber ich finde das Interview eigentlich ganz spannend:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/fachkraeftemangel-arbeitskraefte-arbeitsmarkt-firmenchefs-loesungen


Was kennt ihr für Institutionen (neben den ganz großen, bundesweiten), die ihr lobend im Umgang mit dem Fachkräftemangel erwähnen würdet? Wer setzt sich gut für unsere facharbeitenden Interessen ein und welche konkreten (kleineren) Institutionen würdet ihr vielleicht sogar eher als konkret mitverantwortlich für den Mangel machen?

Mittel äh Zeigefinger raus!

pepesagt

Ja, ist ne mittelschwere Schande, was da gerade abgeht... Bzw. wars ja grundsätzlich schon immer so und ich schwanke immer zwischen so einer allumfassenden, strukturellen Kapitalismuskritik (die auf jeden Fall super wichtig ist) und Mikropolitik bzw. das Konzentrieren auf einzelne Akteure, die sich als okay oder weniger okay herausstellen, genau wonach du fragst eigentlich.

Also bei so Vermittlungsinstitutionen muss man ja sagen, dass sie grundsätzlich /strukturell auch nur Teil dieser widerwärtigen kapitalistischen Ausbeutungsmaschinerie sind (gerade natürlich das Arbeitsamt), aber hin und wieder macht man ja auch mit einzelnen Akteuren dort gute/ "menschliche" Erfahrungen. Die hier kann ich empfehlen: https://www.fachkraefteportal-brandenburg.de/

Die haben mir vor ein paar Monaten echt weitergeholfen, als es bei mir Job-Mäßig echt nicht weiterging...

Frauenpower

ich finde, hier widerspricht sich Herr Felder aus dem Interview:
einerseits sagt er, die Leute aus Europa, die kämen um im Restaurant arbeiten zu wollen, könnten oft nicht, was gebraucht würde, andererseits sollen Stellensuchende in Deutschland aber auch nicht ständig das Gefühl haben, studiert haben zu müssen. Und man muss so einen Job mit dem Herzen machen wollen, sonst würde es nicht passen, ja, was denn nun? (Und Geld verdienen, damit ich Miete, Strom, Wasser, Lebensmittel zahlen kann darf ich aber auch noch, oder?? )
ZitatFelder: Es kommen viele Leute aus ganz Europa, aber die können oft nicht das, was wir brauchen. Es würde uns mehr helfen, wenn man hierzulande nicht das Gefühl hätte: Jeder Mensch muss studieren. Restaurantbetreiber suchen oft Mitarbeiter, die mindestens einen guten Realschulabschluss haben. Doch wer so gut qualifiziert ist, steht meist nicht ein Leben lang am Herd.

und flexibel in der Gastro sollen Mitarbeitende jetzt auch eingesetzt werden können laut Dehoga. https://www.dehoga-bundesverband.de/branchenthemen/arbeitszeitgesetz/ - also, dann arbeiten, wenn Kunden da sind, wenn ich es richtig verstehe.

wegen Fachkräftequalifizierung könnte man sich ja mal an die Wunsch-Firmen direkt wenden und fragen, was sie brauchen und wer dazu qualifiziert und wie es finanziert werden kann.

Aktuell wird das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz besprochen.
ZitatDie Linke-Sozialexpertin Susanne Ferschl hingegen kritisierte: «Die Bundesregierung bedient jetzt ausschließlich wirtschaftliche Interessen, anstatt sich um gute Arbeit für alle zu kümmern.» Fachkräfte aus Drittstaaten seien zudem erpressbar nach dem Motto: «Wer aufmuckt, fliegt raus.»
https://www.esslinger-zeitung.de/deutschland-welt/brennpunkte_artikel,-streit-im-bundestag-ueber-einwanderung-von-fachkraeften-_arid,2258484.html




Frauenpower

Caritas Hessen wirbt Pflegekräfte aus Marokko an. Sprachkurs und Praktikum in einem Heim sollen sie noch in Marokko ableisten.
https://www.hessenschau.de/wirtschaft/caritas-in-hessen-sucht-azubis-in-marokko-v1,kurz-pflegekraefte-102.htmlIn hessischen
ZitatSeniorenheimen fehlen Pflegekräfte - die Caritas wirbt daher auch in Marokko Azubis an.

Arbeitsminister Heil tourt ua in Ghana und Brasilien für Fachkräfte.
Zum lachen und fremdschämen wenn es nicht so traurig - tragisch wäre.

Tiefrot

Ich setze mal voraus, das die Meisten hier die kapitalistische Funktionsweise kennen:
Es gibt keinen Fachkräftemangel. Die Einheimischen sind nur zu teuer.

Und man kann ja nicht die Rendite der Spekulanten kleiner machen, nur weil die Fachkräfte
essen und wohnen wollen. Also holt man sich Leute von anderswo, die keine Ahnung haben
wie hier der Hase läuft, und beutet diese bis aufs Blut aus.

Wobei ich den letzten Block etwas präzisieren möchte.
Auch im afrikanischen Busch haben die Leute mittlerweile Internet. Zum Glück.
Die fallen längst nicht mehr auf solche Anwerbeshows rein. ;D
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Frauenpower

Lindner reiste kürzlich nach Ghana, um in einem Hörsaal um Fachkräfte zu werben. Das Interesse soll sich in Grenzen gehalten haben, es kursiert auch ein Video dazu im Netz.
https://taz.de/Deutschland-fuer-Fachkraefte-unattraktiv/!5918453/
ZitatLindner fragt in den Saal, wer von den Anwesenden sich vorstellen könne, nach Deutschland zum Arbeiten zu migrieren. Kurze Stille. Null Hände heben sich. Hinter der Kamera flüstert jemand: ,,Oh, wow", es folgt ein verlegenes ,,Okay!" vom Finanzminister. Dann gehen hier und da ein paar wenige Hände zögerlich doch noch hoch – eher aus Mitleid. Christian Lindner rettet sich mit dem Witz, dass er die Telefonnummern und E-Mail-Adressen der skeptischen Freiwilligen höchstpersönlich einsammeln werde. Alle lachen.

krapotke

Ich sehe hinter Lindners Frage auch eine gewisse strukturelle postkoloniale Arroganz durchschimmern. Vertreter*innen des nordeuropäischen Westens sind sich in gewisser Weise ihrer privilegierten Lebensumstände bewusst. Wenn nun an weniger Privilegierte das Angebot herangetragen wird, sich ins gelobte Land zu begeben, ist dies häufig mit der Erwartungshaltung verbunden, dass die Geladenen dem Angebot eifrig und zutiefst dankbar folgen. Wird diese denke noch mit nationalistischen Anteilen vermischt, herrscht völliges Unverständnis ob der Weigerung persönlich am deutschen Wesen zu genesen. Diese gönnerhafte Denkweise kommt mit Sicherheit nicht gut an.
,,Das habe ich getan" sagt mein Gedächtnis. "Das kann ich nicht getan haben" sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich gibt das Gedächtnis nach.        Friedrich Nietzsche

Frauenpower


Frauenpower

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/buerokratische-huerden-fuer-auslaendische-pflegekraefte-,video-187604.html
Aus der Mongolei angeworbene Pflegekräfte dürfen sechs Monate Auto fahren, sind nach sechs Monaten dann aber gezwungen, den Führerschein hier zu machen!
Hier im im Video am Beispiel aus dem hessischen Efze

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