Kiel: Kundgebung gegen unwürdige Arbeitsbedingungen

Begonnen von admin, 19:59:02 Di. 02.Juni 2020

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admin

Der Kieler Chefduzenstammtisch lädt ein:



Es haben sich eine ganze Reihe Organisationen angeschlossen. Es kommen verschiedene Interessen zusammen.
Nach einer zu langer Zeit erzwungener Ruhe gibt es nun ein besonderes Interesse, gegen die sich verschlechternden Lebensbedingungen zu protestieren.

Die verschiedenen aufrufenden Organisationen haben teilweise eigene Aufrufe formuliert:

https://www.facebook.com/jourfixe.gewerkschaftslinke.hamburg/posts/1102788056764877?_rdc=1&_rdr
https://www.facebook.com/events/179434143447610/


admin

Hier schonmal die ersten Bilder von der Kundgebung heute:


Arbeitsmigranten sind keine Menschen zweiter Klasse. Gleiche Rechte und gleiche Löhne für alle!





Rund 200 Leute waren auf der Kundgebung.


Die haarsträubenden Bedingungen an den Schlachthöfen waren der Aufhänger für diese Veranstaltung,

es ging aber auch um andere Themen:


Kommentar eines Anwesenden: Da halten jetzt diverse DGB Hanseln ihre Reden auf einer von chefduzen organisierten Veranstaltung.
Die haben einen fetten Apparat und kriegen seit Wochen nix gebacken...





admin

Aufhänger für die Protestaktion waren die Zustände, die an den Schlachthöfen herrschen.





Erst im Zusammenhang mit Covid 19 wurden gerieten die Schlachthöfe in den medialen Fokus.



Es ging aber nicht allein um die Schlachthöfe. Auch nicht um die Coronapandemie. Die Pandemie verschärfte nur die Probleme, die auch schon zuvor bestanden und jetzt nur schlimmer und sichtbarer wurden.



Ganz zentral ging es auf der Kundgebung darum, die sozialen Angriffe abzuwehren, die im Rahmen der Covid- und Wirtschaftskrise auf uns zukommen, bzw. uns bereits erreicht haben.

Im ersten Teil des Fotoberichts hieß es, es sei eine von chefduzen organisierte Kundgebung. Das stimmt nur so halb. Es war von uns angeschoben, aber eine Zusammenarbeit vieler Organisationen, wobei Perspektive Solidarität Kiel PSK einen Großteil der Arbeit übernommen hat, TKKG und Rotes Kollektiv Kiel sich gleich angeschlossen haben.



Die Liste der Unterstützer wurde länger, der Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg war von Anfang an dabei, steuerte Redebeiträge und Live-Musik mit bei, mit dem Kieler Runden Tisch (einem antifaschistischen Zusammenschluß von Gewerkschaftern bis Nara und Seebrücke) kamen unterschiedliche Gruppierungen hinzu und nicht zu vergessen: Die Partei.

Es waren auch die Omas gegen Rechts mit von der Partie.





SDAJ und DKP zeigten sich auch.



Beeindruckend fand ich die Vielzahl an Redebeiträgen, die Arbeitsbedingungen in Coronazeiten zum Thema hatten, im Gesundheitswesen, in Kitas, in der Logistik oder im Callcenter.





Aus der gewerkschaftlichen Ecke zeigten sich Verdi, die IGM und NGG und auch eine Frau von Faire Mobilität.









Die thematischen Bögen funktionierten. Auch der Zusammenhang von Ausbeutung von Mensch, Tiel und Natur. Ein antirassistischer Beitrag ist von verschiedenen Leuten kritisiert worden. Ich habe mich während der Veranstaltung viel unterhalten und deshalb einige Reden nicht mitbekommen. Ich werde schauen, ob es möglich ist, ein paar Redemanuskripte zu kriegen.



Arbeitsmigration und die Kämpfe der Migranten sollten bei uns wichtiges Thema werden.



Der Samstagnachmittag war eigentlich der Termin der Coronaskeptiker. Wir haben ihnen den Treffpunkt genommen.


admin

Kommentar

Mögen 200 TeilnehmerInnen eine eher mittelmäßige Beteiligung darstellen, so war es angesichts der kurzfristigen Mobilisierung völlig ok.

Diese Aktion stellte aber etwas ganz besonderes und wegweisendes dar:
Es gab einen Schulterschluß zwischen Sozialen Bewegungen, ArbeiterInnenbewegung und Umweltbewegung.

Die aktive Beteiligung von Beschäftigten aus der Logistik, dem Sozial- und Care-Bereich oder dem Callcenter, Gewerkschafter verschiedener Gewerkschaften, Umwelt-und Tierschützern, Omas gegen Rechts, Seebrücke und Antifa (und vielen anderen) ist absolut erwähnenswert.

Erwähnenswert ist ebenfalls, daß das Ordnungsamt eine Demonstration zum Landeshaus untersagt hat unter dem Vorwand des Infektionsschutzes. Die Distanz- und Maskenpflicht wäre auch in einer Demonstration einzuhalten. Die Einschränkung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit ist nicht akzeptabel. Zentrale Forderungen dieses Protests richteten sich an die Landesregierung Schleswig-Holstein.

Die Rolle der Medien
Die Medien sind mit ausreichendem Vorlauf informiert worden. Die Kundgebung fand direkt vor dem Gebäude der Kieler Nachrichten statt. Es wunderte uns nicht, daß dieses konservative und wirtschaftsfreundliche Käseblatt die  Kundgebung mit keinem Wort erwähnte.* Sie hatte zuvor die Mieterdemo in Kiel-Gaarden ebenso ignoriert. Daß sich auch der NDR dem Totschweigen dieses Protests anschloß, hielten wir nicht für so selbstverständlich. Schließlich spielen die Schlachthöfe Schleswig-Holsteins in den bundesweit bekannt gewordenen Skandalen eine besondere Rolle. Nur wenige Tage zuvor schickte der NDR ein TV Team zu einer Aktion von Fridays for Future, die nicht einmal ein Viertel der Beteiligung hatte.

*Ich muß mich an dieser Stelle korrigieren. Das trifft nur für die KN-online zu. In der Printausgabe wurde über die Kundgebung berichtet. (Siehe unten)

admin



Der Artikel ist für dieses Blatt ja sogar recht passabel. Das mit chefduzen hat es aber in den falschen Hals gekriegt. In meinem Redebeitrag sagte ich, daß wir uns in Kiel seit mehr als 17 Jahren regelmäßig treffen. Sie schrieben, unsere Initiative gäb es seit 2017. Naja.



admin

Zitat


Kiel: Kundgebung gegen Ausbeutung in Schlachthöfen und anderswo

6. Juni in Kiel. An der Kundgebung gegen Ausbeutung wirkten folgende Initiativen mit: Perspektive Solidarität (PSK) , Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel, TKKG Turboklimakampfgruppe Kiel, der Chefduzen Stammtisch und der Jour Fixe der Gewerkschaftslinken aus Hamburg. Auf dem mit Absperrband ausgewiesenen Platz sah ich auch noch mit Postern und Fahnen die Gruppe Omas gegen rechts, die DKP, die SDAJ, die Antifaschistische Aktion und IGM.

Zentrale Forderung der Kundgebung: "Die Folgen der Pandemie dürfen nicht auf dem Rücken der lohnabhängigen Bevölkerung ausgetragen werden." Dieses Thema wurde in Wortbeiträgen vielfältig und interessant aufgeblättert. Es ging unter anderem um moderne Sklaverei auf manchen Großschlachthöfen, Kritik an den Corona-Hilfen und um den Personalmangel in Krankenhäusern.

Nach Angabe der Veranstalter beteiligten sich 150 Personen an der Kundgebung. Innerhalb des abgebänderten Bereichs durften sich 50 Personen aufhalten. Mein Eindruck: Nur wenige Passanten blieben länger zum Zuhören stehen. Aber es kann schon sein, dass im Laufe der zweistündigen Kundgebung 100 Leute am Asmus-Bremer-Platz vorbei liefen und wenigstens kurz aufmerksam stehen blieben.

Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien, Polen

Ein zentrales Thema waren die menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen in den Großschlachthöfen, vor allem bei Tönnies in Kellinghusen. Osteuropäische Wanderarbeiter, vor allem Rumänen, arbeiten dort 12 bis 16 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, bei Kühlschranktemperaturen. Sie sind untergebracht in Mehrbettzimmern. Die Bedingungen sind katastrophal. Möglich wird diese Ausbeutung durch das Werkvertragssystem. Ursprünglich sind Werkverträge Aufträge für Arbeiten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, beispielsweise wenn ein Hotel die Heizungswartung oder die Gestaltung der Website als Werkvertrag an ein externes Unternehmen vergibt. Es war nicht im Sinne des Erfinders, dass ein Schlachthof sein eigentlichen Geschäft, das Schlachten, an Subunternehmer auslagert. Diesen Missstand will die Bundesregierung künftig beenden.

Dazu kommt das Wohlstandsgefälle zwischen den armen EU-Ländern und Deutschland, das Menschen aus diesen Ländern dazu bewegt, hier Arbeit aufzunehmen. Und noch ein Punkt wurde erwähnt: Betriebe würden nur sehr selten kontrolliert. Die Personalkürzungen in den Aufsichtsbehörden hätten zu der Situation geführt, dass ein Betrieb statistisch nur alle 47 Jahre eine Kontrolle zu befürchten hat.

Corona und die Arbeitswelt

   

  • An den Corona-Hilfen des Bundes wurde kritisiert, dass Aktiengesellschaften mit Milliarden gerettet werden, während für Arme keine Einmalhilfe bei CDU/CSU durchgesetzt werden konnte. Positiv wurde dagegen der Pflegebonus von 1,500 Euro gesehen.
  • Ein Vertreter der Gewerkschaft NGG bezeichnete die Gastronomie als eine wirklich gebeutelte Branche.
  • Lange Arbeitstage und Personalmangel in den Kliniken waren ebenfalls Thema.

Kapitalismuskritik und Turnschuh-Sale

"Die Krise heißt Kapitalismus", dieser Gedanke zog sich als eine Art Leitidee durch die Wortbeiträge, die unter roten Fahnen verkündet wurden. Währenddessen wanderten die Passant*innen die Holstenstraße rauf und runter, nur wenige blieben länger stehen. Nach etwa einer Stunde kam der Würstchenverkäufer und warf den Grill an, der Geruch von Bratwürsten durchzog den Asmus-Bremer-Platz. Das war etwas skurril, weil wir gerade von der Misere in Großschlachtereien gehört hatten. Eine Menschenschlange entlang des Platzes entpuppte sich bei genauem Hinsehen als Kund*innen eines Geschäfts für Sportschuhe. Ich fragte mich, warum diese Kundgebung am Ende wenig Interesse weckte, obwohl hier echte Missstände genannt wurden. Lag es an den roten Fahnen?
https://kielaktuell.com/2020/06/08/kiel-kundgebung-gegen-ausbeutung-in-schlachthoefen-und-anderswo/

admin

Eine weitere Nachbesprechung der Kundgebung.
Diesmal von der Gruppe Arbeiterpolitik:

ZitatKundgebung in Kiel gegen die Folgen der Corona-Pandemie für die Beschäftigten



Am Sonnabendnachmittag, 6. Juni 2020 beteiligten sich etwa 150 Menschen (nach Angaben der Veranstalter) an einer Kundgebung gegen die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen in Folge der Corona-Krise in der Kieler Innenstadt.


Zur Aktion riefen die verschiedensten linken Gruppen, Initiativen und Gewerkschaften, etwa die ,,Perspektive Solidarität Kiel (PSK), die Turboklimakampfgruppe (TKKG) Kiel, das Rote Kollektiv Kiel (RKK), der Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus sowie ein Zusammenschluss aus dem Chefduzen-Stammtisch und dem Jour Fixe der Gewerkschaftslinken aus Hamburg. Weitere Initiativen schlossen sich dem Protest an. Die zumeist jüngeren Teilnehmer wollten offensichtlich nicht länger zusehen, wie die Pandemie auf breiter Front die Lebens- und Arbeitsbedingungen verschlechtere und die Gewerkschaftsapparate passiv blieben. ,,Die haben einen fetten Apparat und kriegen seit Wochen nix gebacken..." wurde das Stillhalten der Gewerkschaften kritisiert.
(...)
weiter: https://arbeiterpolitik.de/2020/06/kundgebung-in-kiel-gegen-die-folgen-der-corona-pandemie-fuer-die-beschaeftigten/

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