Onlinejournalismus

Begonnen von Kuddel, 06:37:19 So. 05.August 2018

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Kuddel

Ich möchte ein paar Worte loswerden zum Onlinejournalismus der Leitmedien. Ich meine damit auschließlichlich die Onlineversionen der großen Printmedien und nicht Blogger, alternative oder kleine Webauftritte.

Es wundert mich, daß noch nie eine breitere Diskussion darüber entstanden ist, denn was sich dort entwickelt, ist absolut krass.
Es wurden die Konsumenten von Onlinejournalismus schon oft beschimpft, sie wollten nur eine "Umsonstkultur". Nur nehmen und nicht bereit sein etwas zu geben. Sehr billig und auch falsch dieses Argument. Zum einen ist es eben nicht umsonst. Diese Presseportale sind ein umkämpfter Werbemarkt. Tech Konzerne wie facebook oder Google sind schweinereich geworden mit "Umsonstkultur": neben Werbung ist an Infos und Daten der User viel zu verdienen. Wie penetrant der Werbehirnfick ist, wissen die Anbieter selbst und bieten eine werbefreie Alternative, für die man zahlen muß. Andererseits leben derart viele Menschen inzwischen in so prekären Verhältnissen, daß Abos von Printmedien oder Online Bezahlangebote nicht in Frage kommen.

Die klassischen großen Zeitschriften und Zeitungen stiegen früh ins Internetgeschäft ein. Es handelte sich über längere Zeit um eine abgespeckte Version dessen, was in der gedruckten Ausgabe zu lesen ist. Die Profite mit den Onlinezeitungen waren vielleicht nicht so hoch wie erhofft, doch man verdiente Geld damit. Man wollte aber mehr. Es gehörte zu den ersten Maßnahmen, Journalisten zu feuern. Nicht nur die Webauftritte, sondern auch die Printversionen wurden immer schneller zusammengekloppt. Rechtschreibfehler bereits in der Überschrift sind keine Seltenheit. Das Korrekturlesen wurde eingespart. Jede Schülerzeitung wird gründlicher und liebevoller erstellt.

(Fortsetzung folgt)

Kuddel

Der Onlinejournalismus verändert sich rasend, schneller, als man hinterherkommt.
Ich wundere mich, daß keine öffentliche Auseinandersetzung darüber stattfindet. Oder habe ich etwas verpaßt?

Kuddel

Wie gesagt, die Onlineversionen der großen Printmedien waren anfangs einfach leicht abgespeckte Version der gedruckten Zeitung/Zeitschrift.
Inzwischen hat sich der journalistische Inhalt mehr und mehr verflüchtigt.
Bei einem Informationsmedium möchte ich definitiv nichts hören von


  • Sport
  • Promis und deren Privatleben
  • Quiz oder Onlinebefragung
  • Autos und Konsumgüter
  • Essen und Rezepte
  • Städte, Hotels und Reisen
  • Medienselbstreferenzen ("Tatort im Schnellcheck", "Zoff bei Anne Will", "die lustigsten Tiervideos", "darüber lacht das Netz")
  • Mode und Lifestyle

Wenn man das streicht, blickt man in gähnende Leere.

Überhaupt sollte auch ein Blick auf den Restjournalismus geworfen werden. Man hat scheinbar jegliche Regeln über Bord geworfen.
Journalismus soll Fakten vermitteln und informieren. In Glossen und Kommentaren kann ein Journalist seine Meinung und seine Emotionen zu einem Thema zum Besten geben. Inzwischen ist alles unheimlich emotional, beginnend mit der Schlagzeile und die Texte bestehen aus subjektiven Darstellungen in einer Schreibe, die vorgibt dem Volk aufs Maul zu schauen und sich unheimlich bemüht, hip und witzig rüberzukommen.

Einfach nur ekelhaft. Das hat nichts mit Journalismus zu tun.

Troll

Aber ich brauch doch den Stoff, Katzenvideos, Beautykrempel, empörende hoppla-Nacktfotos von Prominenten, und ich möchte nicht verpassen wenn die Will tatsächlich mal Zoff eine Backpfeife bekommt, Sylvester Stallone dreht keinen Rocky-Film mehr, heute erfahren, jetzt bist Du sprachlos!
Obwohl, mit "Schlag den Raab" wurde ich letztlich auch bitter enttäuscht.

Pressemäßig findet halbwegs interessantes wenn überhaupt nur noch Regional statt, überregional politisches ist ja eh Zappenduster, ich schätze da sind Lifestyletips gehaltvoller/abwechslungsreicher. Die großen Medien bringen lesenswerte Artikel nur noch aus Versehen oder als Alibi, diesen Eindruck habe ich immer öfters, vor allem wenn Bedeutsames gar nicht mehr stattfindet, Aufstände, riesige Demos, oder im weitesten Sinn "Alternativen", gibt es nicht, keine Zensur nötig bzw. braucht es sehr selten und läuft eher unter freundschaftlichen Gefälligkeiten.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zwischen der ganzen Werbung im Onlinejournalismus findet man die redaktionellen Beiträge nicht mehr.
Es gibt nur noch Emotion und Hysterie, was sind Aufreger, was ist angesagt, nur noch das zählt. Bunte Bildchen und lustige Sprüche. Von schlichten Informationen weit und breit keine Spur.

Kann sich niemand mehr erinnern, wie Journalismus aussieht?
Warum regt sich keiner auf?

Kuddel

Im Moment geht es mir allein um die Onlineauftritte der Traditionsmedien.
Die sind ja nicht nur derart vollgemüllt mit Werbung, daß man dazwischen kaum noch (brauchbare) Inhalte findet.

Anfänglich waren ja die Onlineauftritte eine abgespeckte Version der Printmedien. Jetzt hat sich der "Journalismus" selbst radikal verändert. Plötzlich ist alles voll mit Jugendsprech. Die Intros zu einem Artikel enden nun mit einer Art "Cliffhanger", damit man ja den Artikel anklickt. Das Ganze wird bebildert mit irgendwelchen Fotos von Bildagenturen und die "Symbolbilder" stammen garantiert nicht vom Ort des beschiebenen Geschehens und stellen nichts anderes als Desinformation dar.

Ich fühle mich verarscht und persönlich beleidigt von so einem Dreck.

Kuddel

Nachtrag:
ZitatWeil der Mensch das Klima anheizt, werden die Sommer in Deutschland länger, wärmer und trockener. Das ist super – und superblöd. Aber hilft da ein schlechtes Gewissen?
https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2019-07/klimawandel-hitze-temperaturen-globale-erwaermung-sommer

Die Dummheit solcher Gedanken und Formulierungen sind ein gutes Beispiel für den hippen Flachjournalismus dieser Tage.

Kuddel

Die schmierigen, durch und durch verfilzten öffentlich rechtlichen TV Sender haben tatsächlich festgestellt, daß sie nicht mehr ernst genommen werden und ihnen des Publikum wegläuft, besonders das jüngere.

Daß es an den Inhalten liegen könnte, daß sowohl richtiger Journalismus, alsauch gut gemachte Unterhaltung den Unterschied machen könnten, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Sie suchen nun nach "neuen Formaten" (kotz!), nach neuen angesagten Oberflächen, Oberflächlichkeiten. Nach ausgiebiger und irre teurer Marktanalyse ist man zu folgender Erkenntnis gekommen: Youtube = junge Konsumenten
Also halten die Öffentlich Rechtlichen einen amerikanischen Schweinekonzern für DIE Zukunft und investieren in diese Richtung. Angeblich 40 Millionen Euro hat man locker gemacht, damit Leute unter den Fittichen der Sender nun junge, hippe, zeitgemäße Produktionen im Youtube Format  ("Funk") basteln und anschließend da hochladen. Herausgekommen sind nun massenhaft Beiträge, in denen man die Basecap umgedreht trägt, mit den Augen rollt, mit den Händen herumfuchtelt, Augenbrauen und Mimikakraobatik vollzieht, vom Fahrersitz eines Mittelklassewagens flappsig in die Kamera spricht, was man gleich journalistisch aufdecken will, in hektischen Jumpcuts geschnitten, also insgesamt eine unerträgliche Bibiisierung und Rezoisierung des Gesagten.

Aber auch inhaltlich schmiert es immer weiter ab. Ein schönes Beispiel:
ZitatEine junge Frau mit kurzen, dunkelblonden Haaren steht vor einem Bluescreen. Das, was sie gleich vortragen wird, wird bei Youtube mit Überschriften wie ,,Seid stolz auf Schwarz-Rot-Gold", ,,Bei XXXL ist mit Body Positivity Schluss" oder ,,Fridays for Heuchler?" beworben. Erst einmal nichts Ungewöhnliches, wenn man weiß, was alles so in den dunklen Ecken des Internets passiert. Allerdings stammen diese Youtube-Videos nicht von irgendeinem semiprofessionellen Kanal, sondern von Funk, dem jungen Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die junge Frau ist Franziska Schreiber, 29, ehemaliges AfD-Mitglied – und seit vier Monaten eben Moderatorin ihres eigenen Funk-Kanals mit mittlerweile knapp 15 000 Abonnenten. Dass das alles seine Richtigkeit hat, verursacht einem zunächst einen ziemlichen Knoten im Gehirn.
https://www.jetzt.de/politik/wie-funk-mit-franziska-schreiber-in-politische-debatten-reingraetschen-will

counselor

Franziska Schreiber hat auf ihrem FUNK-Kanal AKWs in Form eines Thorium-Flüssigsalzreaktors als Zukunftstechnologie hingestellt. Dabei hätte eine kurze Recherche ergeben, dass dieses Konzept bereits in der Praxis vor dreissig Jahren an Korrosionsproblemen gescheitert ist.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Kurz nochmal zum Onlinejournalismus:

Inzwischen ist Onlinejournlismus zur wichtigsten Informationsquelle der Mehrheit der Bevölkerung geworden. Printjournlismus findet man noch bei Bildungsbürgern und im Wartezimmer von Arztpraxen.

Die Qualität, bzw. Brauchbarkeit von Onlinejournalismus fällt ins Bodenlose.
Natürlich sind die Medien selbst Opfer neoliberalen Konkurrenzdrucks. Profitmaximierung durch Kostensenkung. Immer weniger bezahlter Journalismus, zusammenkopierte Agenturmeldungen, voneinander abgeschriebene und nur leicht variierte Berichte. Keine zum Text zugehörigen Fotos, sondern ein Griff ins Billigangebot von Bildagenturen. Journalismus als schlechtgetarnte Werbung: Advertorials, Native Advertising und Product Placements.

Es ist aber noch schlimmer, der Wandels in Form und Inhalt vollzieht sich kollektiv, egal ob "seriös" oder Trashmedium und quer durch das gesamte politische Spektrum. Nicht nur sprachlich und gestalterisch folgt man Trends, auch inhaltlich bewegen sich die Onlinemedien kollektiv in die gleiche Richtung. Es geht immer weniger um die Vermittlung von Fakten und Zusammenhängen, es geht in Richtung Emotionalität und Subjektivität. Sensationsgeilheit, Aufreger und Promis. Ständig wird von einem "wir" gequatscht, doch es geht stets um ein ich! Ich! Ich!

Es geht in Richtung Analphabetisierung. Fotos statt Texte (die ZEIT wieder als Vorreiter: 2 wirre Fotos nebeneinander als Content), Podcasts statt Texte. Ansprechende Fotos und sympathische Stimmen werden wichtiger als jeder Inhalt. Entmündigung. Verblödung.

Es kommt noch schlimmer:

Die Klassenverhältnsse werden im Onlinejournalismus noch vertieft.
Ähnlich wie im Bildungssektor, in dem der soziale Hintergrund maßgeblich für die Bildungschancen ist, sieht es im Journalismus aus. Da der gemeine Proll schon längst keine Zeitungsabo mehr hat, ist er abhängig vom Onlineangebot. Die Nachrichten und Informationen von Gehalt verschwinden hinter der Paywall. Der Pöbel wird ausgeschlossen vom Zugang zu brauchbaren Informationen.

Für die Unterschichten gibt es nur noch einen Trasheintopf aus Werbung, Hetze, Desinformation, Hypes und Menschenverachtung.

Troll

Wie sagte Prof. Schnitzer Sinngemäß, wer medizinisches Wissen im Internet sucht sollte vorher Medizin studieren, um das gefundene einzuordnen.
Das lässt sich auf alle Themen anwenden, ohne Vorkenntnisse nützt auch eine geballte Informationsflut nichts.
Niveau des Journalismus, Henne Ei, was war zuerst da, der Arschlochjournalismus oder der Arschlochkonsument der lieber Bildchen anglotzt statt gut recherchierte Informationen zu lesen. Ein Bild beinhaltet und vermittelt nicht automatisch mehr als tausend Worte, auch hier sollte man es einzuordnen Wissen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Lesen scheint ja allmählich völlig out zu sein.
Findet man mal eine Überschrift zu einem interessanten Thema, versteckt sich dahinter nur noch ein Erklärvideo oder ein Podcast. Ich habe da echt keinen Bock drauf!

Kuddel

Es ist sprachlich wahrlich unerträglich, wie sich der Onlinejournalismus entwickelt. Ich meine jetzt den der großen Printmedien. Der Kurztext unter der Überschrift endet gern als Clickbait, irgendwas behämmertes wie, "aber kann das funktionieren?" oder "unser Psychologe erklärt...". Man hat dem Volk aufs Maul geschaut und quatscht genauso dämlich daher. Man versucht überall, wo es nicht nötig ist, die Worte "richtig" oder "wirklich" einzubauen, es muß schon "richtig gut" sein und man will wissen, wie es "wirklich funktioniert". Ich könnte kotzen.

Jeder andere Dummspruch wird wiedergekäut. Wir müssen reden. Echt jetzt? Wir haben ein Problem.

Wer will so einen Dreck lesen?
ZitatElternkolumne
Danke, Clusterfuck!
Kennen Sie das? Es läuft alles schief, so richtig 2020-schief. Gibt es eine bessere Gelegenheit, um über Dankbarkeit zu schreiben?
https://www.spiegel.de/familie/wenn-alles-schiefgeht-und-ich-dabei-viel-ueber-dankbarkeit-lerne-kolumne-a-5ae5b291-0fc1-47d4-a099-5d8664d89014

Kuddel

Es ist unglaublich mit welchem Dreck nun Journalismus ersetzt wird. Dummdeutsch und hippe Sprüche. Ein Flut von "Symbolbildern", die nichts mit dem Bericht zu tun haben (nur irgendwie gefühlt passen).
Thematisch bewegt man sich weg von gesellschaftlichen Zusammenhängen, es geht nur noch um das Individuum. Ums Essen, Mode, die Beziehung, um Sex, Kindererziehung, um die eigenen Seele, um Krankheiten und seelische Krankheiten. Das Große in-sich-Hineinhorchen. Dieser Dreck und Werbung sind kaum noch auseinanderzuhalten.

Die FR hat quasi ihre Onlineausgabe aufgegeben. Sie gibt sich nicht einmal mehr den Anschein, sowas wie eine Onlineausgabe herauszugeben. Kein Layout. Liebloser Dreck. Die Artikel bestehen nur noch aus Twittermeldungen. Dann diese Merkwürdigen "Updates". Soll ich nun diese Beiträge von unten nach oben lesen oder umgekehrt? Was soll das, stets das gleiche zu schreiben mit einer Zeile "Neuigkeit" dabei? Das ist alles irgendwie für's Smartphone gemacht. Aber selbst da dürfte es als medialer Trash rüberkommen.

Kuddel

Den großen Medien läuft die Kundschaft weg. Jetzt versuchen sie, einen auf hip zu machen, dem Volk auf's Maul zu schauen und wie du und ich zu reden. Arschkriecherisch, unjournalistisch und ekelig.

spiegel-online:
ZitatDas Beste von SPIEGEL+
»Ich denke: Fuck«

Und ich denke, fickt euch, ihr Medienkonzerne! Fickt euch, ihr rückgratlosen Schreiberlinge in dem widerlichen Medienbetrieb! 

Kuddel

Ich rege mich jeden Tag auf.
Ich halte Journalismus für wichtig und ich schätze guten Journalismus.
Sicherlich waren die herrschenden Medien noch nie Gold, sie waren immer von den Machtverhältnissen bestimmt. Es gab aber noch Journalismus.

Die Medien unterliegen jetzt voll den Marktmechanismen. Journalismus ist zu teuer und wird weggespart. Man nutzt lieber unbezahlte (oder gegen ein Trinkgeld arbeitende) "Bürgerjournalisten" oder stellt einfach Twittermeldungen zusammen. Fotojournalisten kann man sich auch sparen, man nimmt "Symbolbilder"-Ramschware von den Bildagenturen.

Das ist jetzt nicht die Schuld des Onlinejournalismus. Internet und Soziale Medien wirken nur als Brandbeschleunger in der Branche.

Neben "billig, billig" wird aber auch bewußt versucht, einen anderen Blick auf die Welt zu vermitteln. Es geht nicht mehr um die Gesellschaft, um Interessengruppen, Klassen, Spannungen und Konflikte, es geht nur noch um den Einzlnen und die Befriedigung indiviueller Bedürfnisse. Mode, Essen, Reisen und der ständige Blick nach innen, Befindlichkeiten, Partnerschaft, Sex, Krankheiten, psychische Probleme. Die Probleme liegen anscheinend nur in uns und wir bauchen uns um die Gesellschaft nicht mehr kümmern.

Das gilt nicht nur für die "Onlinemedien". Die Tendenz ist identisch in Radio, Fernsehen und Printmedien. Es gibt eine weitere Tendenz neben der Fokussierung auf das Individuum: Man verabschiedet sich von einer möglichst neutralen Vermittlung von Inhalten. Es muß zunehmend emotional sein, einfühlsam, sympathisch, manchmal auch marktschreierisch und schrill. Immer kurzweiliger, mundfertiger, konsumierbarer. Hintergrundmusik und Geräuscheffekte, Witzchen und Gimmicks und emotionale Sprech:innen, die mal einschmeichelnd einfühlsam und dann wieder empört, Inhalte vortragen.

Es wird der Bauch angesprochen, der Kopf kann und soll ausgeschaltet bleiben.

Letztendlich arbeiten auch die zeitgemäßen und wohlmeinenden Medienmacher wie das Y-Kollektiv (im Youtube Kanal der ÖR) oder Rezo so. U.a. deshalb mag ich sie nicht.

Kuddel

Mir kommt der kalte Kaffee hoch.

ZitatInterview zum Armutsbericht:
"Die Armut frisst sich in die Mitte der Gesellschaft hinein"

Wir müssen endlich ehrlich über Ungleichheit sprechen, fordert der Armutsforscher Christoph Butterwegge.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/armutsbericht-soziale-ungleichheit-reichtum-christoph-butterwegge-bundesregierung-1.5273323?ieditorial=3&reduced=true *Bezahlschranke*

Da gibt es einen Bericht über Armut und die Armen sollen ihn nicht lesen.
Das Internet erschien mal als egalitäres Medium, in dem alle Informationen für alle frei sind. Es ist inzwischen ein Medium, in dem sich die Klassenverhältnisse widerspiegeln. Informationen gegen Kohle. Wer nichts hat, braucht nichts zu wissen.

Kuddel

Die Bezahlschranke setzt sich überall durch.
Tageszeitungen online sind nichts für den gemeinen Proll.
Der kann sich ja in den asozialen Medien das Hirn zukleistern lassen.

Dann kann man ihn doch beschimpfen dafür arm zu sein und eine "Umsonstkultur" zu wollen.

Troll

Die Armut frißt sich langsam nach oben zur "Mitte" weil bisherige Arme zu Arm sind um Reichtum angemessen zu entlasten, nun muß die Mitte ran denn die Abwärtsspirale dreht noch fröhlich vor sich hin. Sachzwang!
Der wachsenden Armut werden "nur" Informationen entzogen, Armut -> Selbst schuld.
Der "Proll" ist in der Mitte angekommen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Ich nutze Medien, um mich zu informieren, was in der Welt los ist.
Das ist immer weniger möglich.
Wenn ich auf eine Seite der Qualitätsmedien gehe, fühle ich mich persönlich beleidigt.
Dieses schmierige Einschmeicheln macht mich krank.
Man will so hip und witzig sein und ist mit mir immer auf du.
Dumme Floskeln und Inhaltsleere.
Ich will nichts über Sport lesen.
Ich will keine Meldungen über Promis oder B-Promis.
Ich brauche kein mediales Widergekäue. (So war gestern Maischberger. Der Tatort im Schnellcheck.)
Mich ekeln diese Alltagsratgeber und Blicke auf sich selbst und nach innen nur an: Familie, Beziehung, Sex, Kindererziehung, Altern, Krankheit, psychische Störungen, usw., usf..
Wenn man Werbung und redaktionell getarnte Werbung wegnimmt, bleibt fast nichts mehr übrig. Das paßt auf einen Bierdeckel.
Und verschwindet hinter der Paywall.

Kuddel

Noch nie waren die Mainstreammedien toll, auch die Printmedien nicht.

Die Onlinemedien verschlimmern sich aber jeden Tag. Ich besuche sie, weil ich wissen möchte, was in der Welt los ist. Es wird immer schwerer, das herauszufinden. Es wird nur noch bunte Häppchenkost serviert. Kurz, knapp, Symbolfotos, witzige Sprüche, hippe Formulierungen. Was angesagt und trendy ist und was peinlich. Gesülze von Fachleuten, von Psychologen. Der Blick nach innen, auf Befindlichkeiten, Erfolg, Famlie, Kinder, Karriere, Krankheit und Seelenpein. Schreckliche Grafiken im Silicon Valley Style. Werbung und Redaktionelles nicht unterscheidbar. Bild des Tages. Podcast. Design ist alles.

Meine Augen flimmern. Mein Hirn ist geschreddert.

Tiefrot

Für die letzten Seiten 1000x den Dankebutton gedrückt !
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Ich interessiere mich schon für das Visuelle, für Layout, Fotos und Grafik.
Texte sind zunehmend Fast-Food-Journalismus, schnell, billig und ohne Substanz.
Dafür arbeitet man schwer an der Optik. Man will ja den rasant scrollenden Smartphonebenutzer mit ansprechenden Bildern bei einem Artikel zum Innehalten bringen.

Die ZEIT ist Vorreiter, aber inzwischen folgen die anderen Medien den neuesten visuellen Trends, die Süddeutsche und der Freitag wollen da nicht nachstehen.

Man hat einfach den Fotojournalismus abgeschafft und durch Fotokunst ersetzt. Da kommt es in erster Linie auf das Umrum an, Hintergründe, Lichteinfall und Schatten. Die gezeigte Person fügt sich in die Gesamtgestaltung manchmal als lästiges Accessoire. Das Bild vermittelt Emotionen und ist bereits eine Interpretation, eine Kommentierung.

Man sucht immer neue Trends. Kurz hat man versucht, Fotokunst durch Schnappschüsse zu ersetzen. Es sollte wohl die Poesie des Alltags vermitteln oder den Blick der einfachen Menschen darstellen. Das kam scheinbar nicht an und verschwand schnell wieder.

Der neueste Schrei ist, über Fotos nochmal nen Grafiker rübergehen zu lassen.
Das sieht denn so aus:

Zeit1.JPG

oder so...

Zeit2.JPG

oder auch so:

Melnyk.JPG

Wobei letzerer der rechte ukrainische Kriegshetzer Andrij Melnyk ist, schön bunt und lustig.


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