Zahlen, Interpretationen und Stragegien rund um Arbeit und Erwerbslosgkeit

Begonnen von Kuddel, 11:17:18 Di. 30.Oktober 2018

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Kuddel

Ich eröffne an dieser Stelle einen neuen Diskussionsstrang, da in dem Psychothread, den es seit Jahren zu selbigen Thema gibt, keine kritische Auseinandersetzung mit der Sache möglich scheint.

Grundsätzlich gehört alles in Frage gestellt. Nicht nur die offiziellen Zahlen und Medienberichte zu diesen Themen, sondern auch das, was wir verteidigen oder erkämpfen wollen.

Sind "Arbeit" und "Vollgeschäftigung" überhaupt unser eigentliches Ziel? Warum gibt es eine Gleichzeitigkeit von Erwerbslosigkeit in relativ großer Höhe bei gleichzeitigem riesigem Bedarf an Arbeitskräften durch die Wirtschaft, der nicht bedient werden kann?

Die Zahlen und die Berichterstattung erscheinen erst einmal widersprüchlich. Es gilt eine Menge auseinanderzudröseln.

ZitatZahl der Erwerbstätigen steigt erstmals über 45 Millionen
Die gute Konjunktur sorgt in Deutschland weiter für eine steigende Beschäftigung. Die Zahl der Arbeitslosen hat im Oktober einen neuen Tiefstwert erreicht.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-10/statistisches-bundesamt-erwerbstaetigkeit-rekord-arbeitsmarkt

BGS

Eine kritische Auseinandersetzung ist immer eine gute Sache. Vielen Dank dafür.

_________________________________________________________
© Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Arbeitsvolumen – Geleistete Arbeitsstunden je Erwerbstätigen in Deutschland nach Bundesländern
Jahr 2000 - 2017
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %


Link: https://www.statistik-bw.de/VGRdL/tbls/tab.jsp?rev=RV2014&tbl=tab17&lang=de-DE

Quelle: Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«.
____________________________________________________________


In Deutschland ist also seit 2000 die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden seit 2000 um etwa drei Prozent gestiegen, bis 2017. Im gleichen Zeitraum nahm die Anzahl der "Arbeitsplätze" um 10 Prozent zu. Ergibt knapp viermal so viele neue Erwerbstätige im Verhältnis zur Zahl geleisteter Arbeitsstunden.

Die jetzigen und vergangenen deutschen Regierungsmitglieder sollten sich in Sack und Asche hüllen, anstatt die Bevölkerung noch mit an Schwachsinn grenzendem Eigenlob zu verarschen und diese für Hungerlöhne "arbeiten" zu lassen.

Ferner sollten sie allesamt  mit ihrem "Privatvermögen" haften fuer die Folgen ihres Tuns, ein Leben lang, denn sie haben die heutigen Zustände zu verantworten, niemand sonst.

"15 MillionenDeutsche arbeiten in (Anm. Mies bezahlter) Teilzeit", heisst es im Speigel (Quelle: http://www.spiegel.de/wir... .

Was gibt es da zu feiern?!

Und was ist mit den ganzen Scheinselbstständigen, die kaum den lächerlichen "Mindestlohn" verdienen, trotz harter Arbeit bei Rekordprofiten einfahrenden Konzernen?

Nicht zu vergessen: die angeblich 2.260.000 "Arbeitslosen" sind:

  720.000 Empfänger von ALG I und
4.191.534 Empfänger von HARTZ IV

Ungezählt bleiben die Arbeitslosen, welche aus Frust sich nicht arbeitslos gemeldet haben, die Obdachlosen. Die "Aufstocker", die "1-Euro-Jobber", die "Arbeitssuchenden", die armen Schweine  in "ABM-Massnahmen", Leute mit "Nullstundenverträgen etc. .

Elend, der Raub der Menschenwürde und Perspektivlosigkeit für viele Menschen in Deutschland haben nunmehr ein pervers zu nennendes Mass angenommen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Jahr 2000 - 2017
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %


Link: https://www.statistik-bw.de/VGRdL/tbls/tab.jsp?rev=RV2014&tbl=tab17&lang=de-DE

Quelle: Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«.
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In Deutschland ist also seit 2000 die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden seit 2000 um etwa drei Prozent gestiegen, bis 2017. Im gleichen Zeitraum nahm die Anzahl der "Arbeitsplätze" um 10 Prozent zu. Ergibt knapp viermal so viele neue Erwerbstätige im Verhältnis zur Zahl geleisteter Arbeitsstunden.

Die jetzigen und vergangenen deutschen Regierungsmitglieder sollten sich in Sack und Asche hüllen, anstatt die Bevölkerung noch mit an Schwachsinn grenzendem Eigenlob zu verarschen und diese für Hungerlöhne "arbeiten" zu lassen.

Ferner sollten sie allesamt  mit ihrem "Privatvermögen" haften fuer die Folgen ihres Tuns, ein Leben lang, denn sie haben die heutigen Zustände zu verantworten, niemand sonst.

"15 MillionenDeutsche arbeiten in (Anm. Mies bezahlter) Teilzeit", heisst es im Speigel (Quelle: http://www.spiegel.de/wir... .

Was gibt es da zu feiern?!

Und was ist mit den ganzen Scheinselbstständigen, die kaum den lächerlichen "Mindestlohn" verdienen, trotz harter Arbeit bei Rekordprofiten einfahrenden Konzernen?

Nicht zu vergessen: die angeblich 2.260.000 "Arbeitslosen" sind:

  720.000 Empfänger von ALG I und
4.191.534 Empfänger von HARTZ IV

Ungezählt bleiben die Arbeitslosen, welche aus Frust sich nicht arbeitslos gemeldet haben, die Obdachlosen. Die "Aufstocker", die "1-Euro-Jobber", die "Arbeitssuchenden", die armen Schweine  in "ABM-Massnahmen", Leute mit "Nullstundenverträgen etc. .

Elend, der Raub der Menschenwürde und Perspektivlosigkeit für viele Menschen in Deutschland haben nunmehr ein pervers zu nennendes Mass angenommen.

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Kuddel

Warum sagtest du "die angeblich 2.260.000 "Arbeitslosen"?

Ich habe diesen Thread begonnen, weil in dem von Sybilla eine Diskussion kaum möglich ist.
Ich möchte wissen, was du an der Zahl nicht glaubst?

Sind es deiner Meinung nach mehr oder weniger Erwerbslose?
Ich könnte Zahlen und Begründungen zusammensuchen, die beide Theorien stützen.
Es könnten viel mehr sein, weil viele einfach nicht in der Statistik geführt werden, weil sie sich nicht arbeitssuchend gemeldet haben oder weil sie als Teilnehmer von irgendwelchen Schwachsinnsmaßnahmen nicht als arbeitslos gelten.

Ich hänge eher entgegengesetzter Theorie an: Es wird noch weitaus mehr gearbeitet, als an den Zahlen abzulesen ist. Die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen, der ganze Bereich der Care-Arbeit ist nur zu einem geringen Teil statistisch erfaßt (die der Hausfrauen meist nicht einmal entlohnt), es sind aber auch zigtausende Osteuropäerinnen so beschäftigt, ohne Arbeitsvertrag, ohne Sozialabgaben, ohne in irgendeiner offiziellen Statistik aufzutauchen. Nicht nur in der Baubranche holt man sich billige Arbeitskräfte vom Arbeiterstrich. Da läuft nix über die Bücher. Und viele erwerbslos gemeldete Menschen machen irgendwas nebenher, kleine Gelegenheitsjobs, was bei Ebay verticken, Sachen aus dem Altkleiderkontainer auf dem Flohmarkt verscherbeln, mit Gras dealen und jede Menge mehr in dem grauen bis schwarzen Bereich der Wirtschaft. Doch all das ist ARBEIT.

Was ist jetzt die Realität, die Sybilla so gut zu kennen glaubt?

Ich sehe es etwa so: Es wird real mehr gearbeitet, denn je.
Die Menschen haben immer weniger Lebenszeit für sich. Sie sind selbst wenn sie "frei" haben, oftmals für den Arbeitgeber zu erreichen.

Trotzdem gibt es gleichzeitig eine relativ große Menge, die nicht in den normalen Produktionsprozeß passen und auch mit diversen öffentlichen Unterstützungen (100% Lohnzuschuß vom Amt) nicht integrierbar sind.

Ich erkläre mir das so: Der Prokuktionsprozeß und der gesamte Arbeitsmarkt wurde seit Jahren umstrukturiert, der Arbeitstakt und der Arbeitsdruck wurden bis an die Grenze des physisch Möglichen hochgefahren. Damit werden die Menschen verschlissen. Kaum noch jemand erreicht halbwegs gesund oder auch nur arbeitsfähig das Rentenalter. Das Menschenmaterial ist meist schon weitaus früher völlig hinnüber und da hilft keine Kur mehr. Und diejenigen, die nicht so schnell oder nicht ausreichend helle sind, diejenigen mit Einschränkungen oder einer zu großen Sensibilität, die können von Anfang an in der heutigen Arbeitswelt nicht mithalten. Es gab früher in jedem Betrieb ruhige Jobs und ruhige Ecken, in denen man diejenigen mitzog, die nicht 100% belastbar sind, oder auch nur an Tagen, an denen sie zu verkatert sind. All diese Bereiche, die weniger fordernd, bzw. brutal sind, wurden längst wegrationalisiert.

Deshalb sind all die Zahlen über die "Arbeitslosigkeit" unbrauchbar und wenn man kein klares Ziel vor Augen hat, kann man mit diesen Zahlen sogar noch eine Verschlechterung der Situation herbeiquatschen. Ich finde es nämlich kein Stück erstrebenswert, daß noch mehr gearbeitet wird. Das meiste was gemacht wird, ist sowieso sinnlos (im besten Fall), oder es ist schädlich (für die Umwelt, für die gesellschaft, für denjenigen, der die Arbeit macht). Die heutige Arbeitswelt tötet mehr Menschen als alle derzeitigen Kriege zusammen.

Deshalb kotzen mich alle Forderungen in Richtung "mehr Arbeit!" einfach nur an.
Ich halte sie für grundfalsch und gefährlich.

Ich habe den Eindruck, nur noch die Minderheit der Wohlbetuchten kann ein Leben leben, auf das sie Bock hat, der Rest quält sich irgendwie durch und hat immer weniger vom Leben. Immer weniger selbstbestimmte Lebenszeit, immer weniger Genuß und Freude, immer weniger Gesundheit. Für die Meisten ist das Leben verdammt beschissen, egal ob mit oder ohne Arbeit.

Dann kommt noch das ekelhafte neoliberale gesellschaftliche Klima hinzu. Dieses Herabblicken auf die Menschen, die es nicht "geschafft" haben, die von Armut betroffen sind, die nicht "produktiv" sind.

Die meisten Erwerbslosen führen ein hartes und recht freudloses Leben und den Arbeitenden geht es meist nicht besser. Viele sind mit Arbeit und Armut gleichzeitig gestraft. Aber auch die sogenannte "Arbeiteraristokratie", die Stammbelegschaften der Autoindustrie und anderer Großbetriebe ruinieren sich ihre Gesundheit, verkaufen ihre Lebenszeit und werden mit der zweifelhaften Freude des Konsums entschädigt.

Daraus ergeben sich viele interessante Fragen. Was erwartet man vom Leben? Wie können wir unseren Erwartungen und Hoffnungen näher kommen?

Wenn etwas an den derzeitigen Zahlen vom Arbeitsmarkt interessant ist, ist doch die tatsache, daß die Wirtschaft viel mehr Arbeitskräfte braucht, als sie kriegt. Ohne die Zuwanderung (insbesondere aus Osteuropa) wäre die Wirtschaft ziemlich in die Knie gegangen. In Osteuropa herrscht inzwischen selbst ein wachsender Mangel an Arbeitskräften. In Polen versucht man ihn bespielsweise mit Ukrainischen Migranten zu decken.

Dieser Mangel an Arbeitskräften bedeutet eine spürbare Verbesserung der Position der Arbeiter. Aus dieser Position kann man bessere Beingungen einfordern. Besonders spürbar ist das in der Leihrabeit. Leiharbeiter lassen sich weniger sagen. Wenn Vergesetzte einem blöd kommen, läßt man es sich nicht mehr einfach so gefallen. Man hat keine Angst mehr gefeuert zu werden. Man kann morgen bei einer anderen Leihbude anfangen. No Problem.

All das sind Dinge, die für uns sehr wichtig sein können und die wir diskutieren sollten. Das kann man mit Sybilla nicht.

ZitatAlleine die Zahl der Unterbeschäftigung zeigt das, dass Problem der ,,Massenarbeitslosigkeit" auch für die Gesellschaft des Jahres 2019 präsent ist.
Das Problem der ,,Massenarbeitslosigkeit" auch für die Gesellschaft?!?! Welches Problem sieht sie da "für die Gesellschaft"? Wahrscheinlich unproduktive Esser.

ZitatSchon wieder ein neuer Rekord am Arbeitsmarkt in Deutschland?
Warum verlieren die Parteien der Mini Groko bei Landtagswahlen fortwährend mehr als 10 %
Ich krieg bei diesem Scheiß nen Knoten im Kopf. Würden die Wahlergebnis etwa andere sein, wenn die Zahlen vom Arbeitsmarkt anders aussehen würden?

Ich glaub es nicht. Sybilla behauptet munter alles mögliche, ohne zu sagen, wohin ihrer Meinung nach die Reise gehen soll. (Außer zum Allheilmittel BGE.)

Rudolf Rocker

Die Frage ist tatsächlich wie man "Arbeit" definiert!
In den ländlichen Bereichen gibt es in Deutschland tausende Feuerwehrfrauen und -männer die ehrenamtlich ihre Freizeit opfern, um die Arbeit zu verrichten, die in Großstädten die Beruffeuerwehr macht. Allerdings unbezahlt.
Ausbildung, Lehrgänge, Fortbildung, Übungs- und Einsatzdienste... da kommen in jeder Gemeinde zig tausende Arbeitsstunden zusammen.
Als ich das Bekannten aus Irland erzählt habe, haben die mich völlig entgeistert angeguckt und meinten, das die zwar auch eine Freiwillige Feuerwehr haben, die Leute da aber für die Einsätze einen Stundenlohn bekommen!
Wenn man da andere Organisationen wie DRK, ASB, JUH, DLRG, THW usw. mit reinnimmt und das auf Bundesebene hochrechnet kommen da Millionen unbezahlte Arbeitsstunden zusammen, die in keiner einzigen Statistik auftauchen.

BGS

In der Tat, die Zahl der "Arbeitslosen" spielt wohl im Grunde doch keine Rolle, da die Definition von "erwerbslos" unterschiedlich ist und es, wie schon gesagt wurde, jede Menge nicht offiziell erfasster Arbeit in vielen Bereichen, gibt.

Es ist wichtig, dass jeder Mensch von seinem Lohn auch in Würde leben kann und für Deutschland wäre es zu wünschen, das sich endlich diejenigen, die (noch?) in Arbeit sind solidarisieren mit den "Arbeitslosen". Die Spaltung der Ausgebeuteten muss endlich wirksam beendet werden, s. a."Gelbwesten" Frankreich.

Jeder mit wenig Geld sollte das Recht auf kostenlose Anwaltsvertretung in z. B. Arbeits- und Mietrechssachen. Denn dort gibt es sowieso keine Chancengleichheit.

Die Gewerkschaften kann man meist vergessen, sie scheinen korrumpiert und stehen nicht auf unserer Seite.

Eine Gesetzgebung, die sich laufend gegen die Rechte der Arbeitslosen richtet, ist zutiefst inhuman und widerwärtig. und schwächt immer weiter die Position der Arbeitslosen und Arbeitenden. Schluss damit!

Alle Arten von Arbeit müssen wertgeschätzt werden und im Namen der Menschlichkeit dürfte Niemand dafür bestraft werden, das er arbeitslos ist.

MfG

BGS
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Kuddel

ZitatAuch bei der Rente mit 70 und einer höheren Geburtenrate kommt der deutsche Arbeitsmarkt nicht ohne Fachkräfte aus dem Ausland aus, ergibt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Jährlich müssten deshalb 260.000 Menschen zuziehen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/arbeitsmarkt-studie-deutschland-braucht-260-000-zuwanderer-pro-jahr-a-1252801.html

Der Hunger der Wirtschaft an Arbeitskräften, die man auspressen kann, ist ungebremst.

BGS

Zitat von: Kuddel am 13:07:21 Sa. 16.Februar 2019
... .
Der Hunger der Wirtschaft an Arbeitskräften, die man auspressen kann, ist ungebremst.

Es wird irgendwann nicht mehr gelingen, "Arbeitskräfte" nach Deutschland zu locken, denn es spricht sich herum, wie es dort zugeht.

Und nicht nur D. ist bestrebt, Fachkräfte zu degradieren und maximal auszunutzen.

Kann es eigentlich noch schlimmer kommen, als wenn z. B. auf den Phillippinen die Löhne und Arbeitsbedingungen derart unterirdisch und nicht zum Leben reichend sind, dass Männer Kredite aufnehmen, um eine Reise nach PL und "Gebuehren" zu bezahlen? Um dort einen "Arbeitsvertrag" bei einer polnischen Tochterfirma eines dänischen Fuhrbetriebes zu unterschreiben, der sie zwingt, in ihren LKW-Fahrerhäusern zu leben, bis zu 180 Tage am Stueck. Durch ganz Europa zu fahren, fuer einige hundert Euro, es wird gehungert, damit man noch etwas von dem Geld nach Hause, Frau und Kindern schicken kann.

MfG

BGS

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Kuddel

Wie gesagt, der Thread, der vorgibt die "Arbeitslosenzahlen im Spiegel der Realität" zu betrachten, verweigert die Betrachtung von Realitäten.

Die Wirtschaft hat einen enormen Bedarf an Arbeitskräften, der nicht befriedigt werden kann. Aus dem ehemaligen Ostblock arbeiten inzwischen so viele Menschen im Westen, daß dem Arbeitsmarkt dort die Kräfte fehlen. Inzwischen werden dort Bauprojekte mit chinesischen oder vietnamesischen Arbeitskräften durchgeführt oder man holt sich Fahrer von den Philippinen für die Transportwirtschaft.

Die Erwerbslosen sind hier weiterhin am Abkotzen, weil es eben nicht einfach nur um "Arbeit" geht, sondern um etwas, was man zumindest für halbwegs erträglich hält. Man findet sofort einen Job, wenn es einem nur um "Arbeit" gehen würde. Aber jetzt mal im Ernst, wer will schon sein Leben fristen im Amzonlager, als Fahrradkurier für Essenslieferungen, in der Alten- oder Krankepflege ohne Zeit für die Patienten, als Callcenteragent, der Leuten irgendwelche Verträge aufschwatzen soll, zum Spargelstechen, als Leihabeiter, der auf Baustellen oder Produktionsstätten kreuz und quer durchs Land geschickt und in miesen Pensionen untergebracht wird? Es ist eine Frage des Erhalts der Würde, so daß die meisten Erwerbslosen Strategien entwickelt haben, solche Jobs nicht antreten zu müssen, wenn das Jobcenter diesen Dreck vorschlägt.

Es gibt genug Beispiele, wie verzweifelt die Wirtschaft Menschenmaterial zum Verheizen sucht.

ZitatBGL: Lkw-Fahrer aus Drittstaaten sollen leichter Visa erhalten

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung führt derzeit Gespräche mit verschiedenen Ministerien, um Lkw-Fahrern aus Nicht-EU-Ländern den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.


Weil Fernfahrer immer mehr zur Mangelware auf dem Arbeitsmarkt werden, will der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) aktuell Lkw-Fahrern aus Nicht-EU-Ländern den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. ,,Grundsätzlich begrüßen wir angesichts der sehr angespannten Personallage, dass unsere Mitglieder auch Fahrer aus Drittstaaten anwerben können.(...)

Der BGL schätzt den Fahrmangel in Deutschland auf 60.000 Berufskraftfahrer. Wegen der zahlreichen Renteneintritte bei geringen Nachwuchszahlen wachse das Minus jedes Jahr um weitere 15.000 Fahrer.
https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/bgl-lkw-fahrer-aus-drittstaaten-sollen-leichter-visa-erhalten-2293542.html

ZitatWo finden sich potenzielle Mitarbeiter mit den Kompetenzen, die gefragt sind? Wer zum Beispiel IT-Experten sucht, kann die Fühler nach Indien ausstrecken. Internationale Geschäftspartner und Kunden aus dem Ausland können dabei helfen, Zugang zu Talentnetzwerken vor Ort zu bekommen, erklärt KOFA-Leiter Werner. Auch viele Branchenverbände seien bereits im Ausland aktiv und könnten bei der Rekrutierung unterstützen. ,,Es kann sich auch lohnen, sich auf einer Jobmesse vor Ort zu präsentieren." Von Deutschland aus lassen sich über Online-Karriereportale wie Linkedin oder Jobbörsen wie Eures Stellenanzeigen aufgeben.
https://www.humanresourcesmanager.de/news/internationale-fachkraefte-erfolgreich-integrieren.html

ZitatWarum Kliniken verstärkt nach Personal im Ausland suchen   

In den Krankenhäusern der Region spitzt sich der Pflegekräftemangel weiter zu. Vermehrt werben die Kliniken ausländisches Personal an.
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fachkraeftemangel-in-stuttgarter-kliniken-verstaerkte-suche-nach-pflegekraeften-aus-dem-ausland.88873d8b-e522-4915-a5dc-97fa1f178ca3.html

ZitatFachkräftemangel
Altenheime benötigen 183 Tage, um Stelle einer Pflegekraft zu besetzen

In der Altenpflege ist die Personalnot laut Bundesagentur für Arbeit weiter angespannt. Um das Problem zu lösen, schlägt die Behörde vor, dass Teilzeitkräfte mehr arbeiten.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/pflege-fachkraeftemangel-in-der-altenpflege-steigt-weiter-a-1266722.html

usw., usf..

Was heißt das für uns praktisch? Wie sollen wir damit umgehen?

Solidarität gegen Rassismus
Gleichzeitig mit der Arbeitsmigration wird der Rassismus gepusht. Damit versucht man die Ausgebeuteten auseinanderzudevidieren und gegeneinander auszuspielen. Da müssen wir gegenan arbeiten. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Jetzt fordern!
Zeiten des Arbeitskräftemangels sollten wir als Chance sehen, denn dann ist es einfacher, bessere Arbeitsbedingungen einzufordern! Das muß nicht nur mehr Kohle sein. Weniger Arbeitsdruck, Gesundheitsschutz und würdige Behandlung sind ebenso wichtige Themen.

Bei hoher Arbeitslosigkeit

In Krisenzeiten (,die uns bevorstehen), die zu Massenentlassungen führen, müssen wir eine radikale Reduzierung der Arbeitszeit fordern. "Mehr Lebenszeit durch weniger Arbeit" ist eine schöne und nachvollziehbare Forderung.

Kuddel

Hier nochmal eine Meldung, die belegt, daß wir mit dem Argument "hauptsache Arbeit" nicht weiterkommen.
Es zieht auch das Argument nicht, daß die Automatisierung und Digitalisierung uns die Arbeit wegnehmen.

ZitatArbeitsmarkt:
Erwerbstätigkeit auf höchstem Stand seit der Wiedervereinigung
In Deutschland sind so viele Menschen in Arbeit wie seit 1990 nicht mehr. Doch trotz des Rekordwertes hat sich der Beschäftigungszuwachs verlangsamt.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/arbeitsmarkt-erwerbstaetigkeit-zuwachs-beschaeftigte-wirtschaftswachstum

In anderen Worten: Der Druck auf die Menschen hat weiter zugenommen und man hat immer mehr in Ausbeutungsverhältnisse zwingen können. Wir sollten niemals "mehr Arbeit" fordern, wir brauchen mehr Zeit zum Leben und eine Umverteilung des Wohlstands.

BGS

Völlig richtig. Mehr  Leben, statt immer nur Arbeit, es ist höchste Zeit. Umverteilung ist schon lange ueberfällig.

Andererseits trifft man auch hier gehirngewaschene Menschen (auch mal aus D.), die fuer jeden Lohn und unter allen Bedingungen nur sich abrackern, ohne Sinn und Verstand, "hauptsache Arbeit" - egal welche.

Sprach neulich mit einer Einwanderin, Studienabschluss in Berlin, zweiter in Oxford. Die erklärt ihre Arbeitsbesessenheit um jeden Preis flugs zur "Arbeitsethik". Peinlich.

Obwohl sie es besser wissen muesste, verklärte sie die letzten unterirdischen Scheissjobs - immun gegen Argumente.

MfG

BGS
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Kuddel

Ach, die Leute labern viel. Wollen nicht ausgegrenzt werden in diesem beschissenen Hamsterrad, aber wenn sie genug Kohle haben, um so klarzukommen, dann sind sie weg von ihren Hauptsache-Arbeit-Jobs und zwar schneller, als man gucken kann.

Kuddel

Ein paar Gedanken zur Diskussion über Arbeit und Erwerbslosigkeit.

Ich halte nicht "Erwerbslosigkeit" für ein Problem, sondern die Verarmung, die damit zusammenhängt. Auch die soziale Ausgrenzung, die es oftmals nach sich zieht.

Arbeit sollte kein Selbstzweck sein. Arbeit ist oftmals eher ein Problem. Man tut Dinge, die man nicht tun möchte, man opfert dafür nicht nur Lebenszeit, sondern oft auch die Gesundheit.

In Frankreich entwickelt sich die Diskussion in eine bessere Richtung. Man kämpft gegen die Erniedrigung durch Arbeit, man will die Verlängerung der Lebensarbeitszeit verhindern.
ZitatArbeiten bis zur Verzweiflung
Die Hälfte von Emmanuel Macrons Amtszeit ist um. Der Druck auf die Menschen ist nur größer geworden


...Steigende Arbeitsbelastung bis zur Verzweiflung (...). Wenn Angestellte des öffentlichen Dienstes sich das Leben nehmen, ob Lehrer, Pfleger in Krankenhäusern oder – allein in diesem Jahr 54 – Polizisten, dann geht ein kurzer Aufschrei durch das Land. Ein Land, das unter Dauerstress steht...
https://www.freitag.de/autoren/linkerhand/arbeiten-bis-zur-verzweiflung

Troll

Ich komme mir immer ein bißchen blöd vor, mit Erwerbsarbeit hab ich nichts (mehr) zu tun und quassel (schreibe) darüber vor mich hin.  ;)

Die Gesellschaft in Deutschland ist tief gespalten, scheinbar schaffen es nur noch beschissene Nationalisten eine Art Einigkeit herzustellen, jedes Grüppchen kämpft ggf. für sich gegen Presse, Politik, Arbeitgeber, und trauriger Weise gegen viele andere Grüppchen die sich sicher sind mehr Beachtung zu verdienen als der/die die gerade kämpfen, oder berechtigter zu sein. Solidarität, kann man das Essen?

Geändert: Schreiben statt schreien   :-\
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Ich kann mit Sybillas Thread "Aktuelle Arbeitslosenzahlen im Spiegel der Realität" herzlich wenig anfangen, weil ich nicht verstehe, worauf sie hinaus möchte.

Haben "wir" nun zu viele Arbeitslose?
Wollen "wir" mehr Arbeit?

Wenn ich mir die Pressemeldungen und die dazugehörigen Daten ansehe, stelle ich fest, daß der Kapitalismus scheinbar nicht so viele Arbeitskrafte kriegt, wie er eigentlich braucht. Das ist in Deutschland, USA oder China ähnlich.

Gleichzeitig gibt es ne Menge Erwerbsloser.

Wie paßt das zusammen?

Ich denke, die einen passen den Unternehmern nicht und die anderen wollen nicht.

Der heutige Kapitalismus braucht nen Haufen gut ausgebildeter Fachkräfte. Viele haben nicht die Kenntnisse und Fähigkeiten, die benötigt werden. Die Vorstellung vom "lebenslangen Lernen" ist für mich der absolute Horror. Natürlich lerne ich mit jedem Tag meines Lebens etwas, aber nicht unbedingt das, was man von mir erwartet. Warum soll ich mir den Kopf vollstopfen mit Dingen, die für die Produktion notwendig, aber bereits morgen wieder überholt sind?

Ein großer Teil der Bevölkerung ist auch bereits zu kaputt, um noch wirtschaftlich verwertet zu werden. Die einen haben sich kaputtgearbeit, die anderen sind psychisch am Boden, zerrieben von Armut, sozialem Mobbing und den Jobcentern.

Und wir sollten nicht vergessen, daß viele nicht wollen. Sie sind nicht bereit, sich für die paar Euro krumm zu machen, dafür zu nachtschafender Zeit aus dem Bett gerissen zu werden, den ständig wechselnden Arbeitstellen kilometerweit hinterhezufahren, mit Schichtarbeit seine Gesundheit und sein Wohlbefinden zu opfern. Man fragt sich sowieso bei der Maloche ständig, was man da macht und warum. Diese Fragen sind absolut berechtig.

"Tang Ping", "flach liegen" oder "liegenbleiben" ist ein Trend unter Chinas Jugend, der die Herrschenden nervös macht. Man propagiert die Verweigerung des Hamsterrads aus Arbeit, Karriere und Konsum. Und diese Haltung wird nicht nur in China populärer.
ZitatNicht nur chinesische Millennials stellen fest, dass Arbeit ein falsches Idol ist. Ich muss es wissen, denn auch ich liege flach und verkrieche mich im Haus meiner Eltern in West Virginia. Anfang des Jahres habe ich meinen Job als Produzentin eines NPR-Programms in Boston gekündigt, und ich konnte es nicht ertragen, mich wieder in die Kakophonie des 24-Stunden-Nachrichtenzyklus zu begeben. Da bin ich bei weitem nicht die Einzige: Ein kürzlich veröffentlichter Tweet mit der Aussage "Ich will keine Karriere machen" hat über 400.000 Likes erhalten. Stattdessen verkündete die Twitterin, @hollabekgrl, "ich will auf der Veranda sitzen".

    Hier in den Hügeln hat mir die neue Stille meiner Tage, die durch die Einsamkeit der Pandemie noch vertieft wurde, erlaubt, den Zustand unseres Planeten im Jahr 2021 zu beobachten - und es sieht so aus, als ob er in Flammen steht, da unsere Oligarchen ins All fliegen. Aus meiner Sicht hier unten auf dem Teppich sehe ich ein System, das, selbst wenn es wieder zur "Normalität" zurückkehren sollte, kein Interesse daran hat, wieder mitzumachen, ein System, das sich aufzulösen beginnt.

    Die Bewegung des Flachliegens, oder Tangping, wie sie in Mandarin genannt wird, ist nur ein Ausdruck dieses globalen Auflösungsprozesses. Ein anderer ist der derzeitige Arbeitskräftemangel in den Vereinigten Staaten. Im Juni gab es in den Vereinigten Staaten mehr als 10 Millionen offene Stellen, wie aus den jüngsten Zahlen des Arbeitsministeriums hervorgeht - die höchste Zahl, seit die Regierung vor zwei Jahrzehnten mit der Erfassung dieser Daten begann. Während die Konservativen die Schuld auf die durch die Pandemie aufgestockte Arbeitslosenunterstützung schieben, entgegnen die Liberalen, dass die Menschen zwar arbeiten wollen, aber nicht für die mickrigen Löhne, die sie vor der Pandemie erhielten.

    Beides mag wahr sein. Aber wenn es nur um niedrige Löhne ginge, würde man erwarten, dass die Arbeitnehmer am unteren Ende der sozioökonomischen Leiter unwillig und die an der Spitze zufrieden sind. Stattdessen gibt es auf jeder Sprosse ein Raunen der Unzufriedenheit, auch in den heiligen Hallen von Goldman Sachs, wo die Gehälter für Investmentbanker bei 150.000 Dollar beginnen...
https://www.nytimes.com/2021/08/22/opinion/lying-flat-work-rest.html?referringSource=articleShare

Ich sehe ich auch die Meldung in diesem Zusammenhang:
ZitatBA-Chef zu Fachkräftemangel
"Wir brauchen 400.000 Zuwanderer pro Jahr"

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit hat die Bundesregierung aufgerufen, mehr Zuwanderer ins Land zu holen. Deutschland brauche rund 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Wichtig sei jedoch eine gezielte Migration.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/migranten-scheele-arbeitsagentur-mangel-arbeitskraefte-101.html

Man sucht williges, junges, gesundes Menschenmaterial zum Verheizen.

Zitat"Aber mir geht es hier nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt", sagte Scheele weiter.
s.o.

Bei dem Aussortieren von Menschen nach der kapitalistischen Verwertbarkeit sehe ich immer die KZ Rampe vor mir, an der entschieden wurde, wer arbeitstauglich ist und wer in die Gaskammer geht.

dagobert

Zitat von: Kuddel am 11:30:42 Mo. 13.September 2021
Zitat"Aber mir geht es hier nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt", sagte Scheele weiter.
s.o.

Bei dem Aussortieren von Menschen nach der kapitalistischen Verwertbarkeit sehe ich immer die KZ Rampe vor mir, an der entschieden wurde, wer arbeitstauglich ist und wer in die Gaskammer geht.
Heute kriegen die Arbeitsmarktverwertbaren ein Visum, die anderen lässt man im Mittelmeer ersaufen. Spart man sogar noch Geld bei, weil man keine Gaskammern bauen muss.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

BGS

Zitat
BA-Chef zu Fachkräftemangel
"Wir brauchen 400.000 Zuwanderer pro Jahr"


Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit hat die Bundesregierung aufgerufen, mehr Zuwanderer ins Land zu holen. Deutschland brauche rund 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Wichtig sei jedoch eine gezielte Migration.

Ausgerechnet der Oberschurke der Schurken bei der Drecks"BA" wagt es seinen Schmarrn in dreistester Weise kundzutun - nur peinlich!

Es hätte sein "Amt" nicht so viele unschuldige Menschen im Laufe der Jahre zerreiben sollen mittels  perfider Jobcenter, sinnloser "Massnahmen, sozialer Ausgrenzung + materieller äusserster Armut.

MfG

BGS
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https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Kuddel

Es gibt sowohl linke alsauch bürgerliche Fachleute und Spezialisten, die reden gern über die Zukunft der Arbeit und des Arbeitsmarktes. Ich muß ja sagen, vieles klingt interessant und auch logisch aber wenn man das mit der Wirklichkeit abgleicht, haut es nicht hin.

Wie ist es denn mit der Geschichte der Rationalisierung und dem Einsatz von Robotern, die uns allen die Arbeit wegnehmen? So wie ich es sehe, wird mehr gearbeitet denn je. Die Arbeit wird verdichtet, der Arbeitsdruck angezogen, Überstunden bis zum Abwinken, die Frauen, die einst für die Reproduktionsarbeit im Haushalt abgestellt waren, sind längst auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Ohne Arbeitsmigranten wäre die Wirtschaft völlig aufgeschmissen. Es werden mehr Arbeitskräfte gebraucht, als vorhanden sind.

Wie ist es denn mit der Geschichte, die uns Sybilla seit jahren vorbetet und mit Satzbausteinen kommentiert, der irre hohen Zahl von Erwerbslosen, die uns von den Arbeitsagenturen durch gefälschte Zahlen vorenthalten wurden? Ich höre von den fehlenden Arbeitskräften in den Krankenhäusern, bei den LKW Fahrern, selbst an den Kassen normaler Läden. Nicht mehr funktionerende Lieferketten, die die Bänder zum Stillstand bringen. Überall Schilder "Mitarbeiter gesucht". Wie paßt das zusammen?

Dann wieder die Meldung von Leuten, die tatsächlich einen Job suchen und vom Jobcenter keinen angeboten bekommen.

Schlaumeiern über den Arbeitsmarkt ist leicht. Erklärungen zu bringen, die wirklich Sinn machen, wohl nicht. Es ist ja nicht nur Schrott, was Sybilla labert, der Kram von Professoren ist ja auch nicht besser.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 15:50:07 So. 19.Dezember 2021
Es gibt sowohl linke alsauch bürgerliche Fachleute und Spezialisten, die reden gern über die Zukunft der Arbeit und des Arbeitsmarktes. Ich muß ja sagen, vieles klingt interessant und auch logisch aber wenn man das mit der Wirklichkeit abgleicht, haut es nicht hin.
...

Habe mir früher auch diese Bleiwüsten zur A-Statistik rein gepfiffen, weil ich daraus analysieren wollte,
wie viele Elos am "Beckenrand" des Pools stehen und einer "Statistik abschummelnder" Sinnlosmaßnahme
stecken. Das kam auch nie so richtig hin, zumal es kaum Grundlagenerklärung dazu gibt..

Interesannt auch die Anzahl der Kanidaten, die nach Wegfall ihres Job Anspruch auf ALG-1 hätten oder sich
gleich wieder im H4-Hamsterrad wieder finden.. Dazu keine Info.
Das beste, was Neugierde da machen kan, sich alles in ca.-Angaben zu aktzeptieren. Habe das nach gelassen,
da der Einzelfall vor Ort dann doch interesannter wurde.

Dieses BA-Schummelblatt empfinde ich heute als Zeitverschwendung.

Zitat
...
Ohne Arbeitsmigranten wäre die Wirtschaft völlig aufgeschmissen. Es werden mehr Arbeitskräfte gebraucht, als vorhanden sind.
...

d,accord aber die Qualitätsmedien rababern von "Fachkräften"..

Vergleichbar mit der ehemaligen Greenkarte (ca.2003) IT-Spezialisten nach D zu locken, wedelt heute die
BlueCard.. Hüstel, das Stück Plastic für Ausländer_innen, was dann als Türöffner "Gastarbeiter_in in D"
genutzt werden kann.
Und wie war es in der Vergangenheit ? Liebe Nationen, Ihr seid herzlich dazu eingeladen Euch in D
ausbeuten zu lassen. Sie sind vom Fach ? Schön aber wir haben nur Helferstellen..

Da wiederholen sich Zeiten, wo Bundesbirne Kohl noch meinte "Wir brauchen keine Ingineure."
Nach 15 Jahren destruktiver Einstellung plötzlich Mangel an IT-Spezialisten.. Die armen Inder_innen, die
damals viel Hoffnungen hatten und dann lieber ins weitere Ausland verzog.

Das Thema "BlueCard" sollte anbei auch mal recherchiert werden, was alles dazu im "Bewerbungsverfahren"
vertreten ist. Müssen sich wohl gegenüber BA auch ganz nackig machen  ? Zuzutraun ist es.

Zitat
...
Dann wieder die Meldung von Leuten, die tatsächlich einen Job suchen und vom Jobcenter keinen angeboten bekommen.
...

Dochdoch.. Als Soforthilfe-Angebot erst mal 3 VVs zu Leihbuden.. Passt also auch nicht, da Mensch Planungssicherheit braucht..

Villeicht kommt Scheele doch noch an den Schlegelgriff der Glocke und bimmelt dann, das Elos auf die Straße gehen müssen.. ::)
Lass Dich nicht verhartzen !

Tiefrot

Fachkräfte gibts hier schon genug. Egal woher.
Nur die Kapitalisten wollen ja billige Arbeitskräfte.

So werden Leute die wissen, was denen zusteht einfach nicht genommen,
und weiter weltweit nach Dummen gesucht, die für 3 €/Stunde
die Produktionsroboter hier programmieren.

Und wundern sich obendrein, das keiner den produzierten Krempel kauft.
Wie denn auch, wenn kein Geld da ist ?  ::)
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

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Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

counselor

Es gibt in diesem Zusammenhang eine Größe, die man betrachten sollte: Das Arbeitsvolumen. Der folgende Artikel auf Wikipedia beleuchtet diese Größe
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arbeitsvolumen
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Danke counselor, der Hinweis war hilfreich. Mit einigen Details bin ich etwas überfordert, aber es trifft exakt meine Fragen.

Solche Erkenntnisse halte ich für interessant:
ZitatDazu ein bezeichnendes Beispiel aus Deutschland:

    ,,Das verarbeitende Gewerbe hat mit seinen 5,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2006 den Gesamtumsatz um 6,5 % erhöht. Das führte trotzdem zur Entlassung von 33.000 Mitarbeitern (-0,6 % der Beschäftigten)."

Ich versuche ja seit Ewigkeiten aus Sybilla herauszukriegen, was sie mit ihrem Geschwaller über die Arbeitslosenstatistiken eigentlich will. Ich möchte ganz einfache Dinge wissen, ob sie Arbeit gut oder schlecht findet, ob sie sich mehr oder weniger Arbeit wünscht für uns, für die Gesellschaft.

Ich weiß nicht, ob ich es falsch mitbekommen habe, aber meines Wissens haben die Frühmenschen etwa 3 Stunden am Tag gearbeitet. Seit dem ging es bergab. Insbesondere, als sich die Idee vom "Eigentum" verbreitet hat, haben die Menschen mehr und mehr ihrer Lebenszeit aufgegeben. Es scheint sich immer weiter fortzusetzen. So wie ich die Statistiken bei Wikipedia interpretiere, steigt die Zahl der Arbeitenden in Deutschland weiter an mit einem kleinen Einbruch durch die Pandemie.

Die Arbeit selbst wird auch immer bekloppter. Es war vor Jahren lockerer, man hat "Privatpfusch" gemacht, Bastelarbeiten für den eigenen Garten oder das Motorrad an den Maschinen im Betrieb, man hatte Zeit zum Quatschen mit den Kollegen und hat auch Geburtstage während der Arbeitszeit gefeiert. All das ist heute kaum mehr denkbar. Jetzt sind wir mit dem Smartphone sogar rund um die Uhr erreichbar und in der Plattformökonomie sind wir nicht einmal mehr angestellt, sondern arbeiten freiberuflich auf Zuruf irgendwelcher Algoritmen.

Ich bin der Meinung, daß wir unser Leben nicht durch Arbeit kaputtmachen sollten. Wir brauchen Zeit, die nicht von Zwang bestimmt ist. Es gibt aber Arbeit, die gesellschaftlich sinnvoll ist. Ich möchte ein Dach über den Kopf haben, brauche Strom und Wasser, im Winter auch Heizung, ich brauche etwas anzuziehen und auch was zu essen. All das kommt nicht von selbst sondern es bedarf menschlicher Arbeit.

Die sollte möglichst gerecht verteilt werden, sollte nicht auf Kosten der Gesundheit der arbeitenden Menschen gehen und überhaupt so organisiert sein, daß notwendige und sinnvolle Dinge produziert werden, die möglichst lange halten und nicht auf Kosten der Umwelt oder zukünftiger Generationen hergestellt werden.

Es sind einfache, aber wichtige Fragen, wer was warum wie und wo produziert.

Tiefrot

@counselor, danke für die Feinheit, man lernt immer noch dazu.  :)
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Kuddel

Auch neben "Corona" und "Ukraine" sollten wir unser Leben, die Probleme und die Machtverhältnisse nicht vergessen.

Die Löhne sind im Keller. Die Gewerkschaften sind unwillig, etwas daran zu ändern.
Seit geraumer Zeit fehlt es in vielen Bereichen an Arbeitskräften. Nicht nur in der Pflege.

In anderen Ländern wird es diskutiert. Wenn die Ausbeuter dringend Arbeitskäfte brauchen, ist es ein Machtzuwachs für den einzelnen Malocher. Massenküngigungen. Jobhopping. In den USA und genauso in China haben viele ihre Bezahlung so kräftig verbessert, wie es die letzten Tararifauseinandersetzungen nicht geschafft haben.

Das wäre wichtig zu untersuchen und zu diskutieren. Es geht mir so tierisch auf den Sack, daß Sybilla seit 2007 Monat für Monat irgendwelche Arbeitsmarktzahlen von der Agentur für Arbeit veröffentlicht, doch die von ihr veröffentlichten Zahlen sind kaum brauchbar. Und zu einer weiteren Auseinandersetzung mit ihnen ist sie nicht bereit.

Zitat von: Sybilla am 10:51:13 Mi. 02.März 2022
Fachkräftemangel

Tatsächlich ?

Na ja, wenn dann Fachkräfteknappheit.

Hä?

Tiefrot

Seit Ewigkeiten steht in meiner Signatur, das Arbeiten gehen ein Deal ist.
Kapiert das keiner ? Ich befürchte, es ist so.

Das wäre doch mal ein Anfangspunkt. Den Leuten klar machen,
das Arbeit den Arbeitsmenschen zu ernähren hat. Mindestens. Punkt.
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Kuddel

Tiefrot, ich kann dir nur Recht geben.
Was du sagst, ist eine Grundlage von allem.
Es ist eine Grundlage dafür, wie wir unser Leben organisieren, und es ist eine Grundlage der gesellschaftlichen Verhältnisse.

BGS

Sehe ich persönlich schon immer genauso: Sollte die Maloche einem nicht einmal in Würde ein -meinetwegen auch einfaches Leben- gewährleisten, dann sollte man eben nicht arbeiten.

Ist mit Familie, Schulden, Abzahlungen u. s. w. natürlich umso schwieriger, als ohnehin. Doch wenn man sich die Machtverhältnisse früher und heute in einer ruhigem Moment vor Augen führt und die immense Lähmung / Ohnmacht in weiten Teilen der arbeiten müssenden Bevölkerung betrachtet, kann daraus doch nur folgen, dass wir uns endlich zusammenschliessen und gegen die unsäglichen Verhältnisse gemeinsam kämpfen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Die Beobachtung des Arbeitsmarktes ist eine Grundlage für Gegenwehr und Klassenkampf.

Auch wenn ich mich hier wiederhole: Wir befinden uns in einer einmaligen Situation. Wir haben eine Art Vollbeschäftigung, der Wirtschaft fehlen die Arbeitskrafte in einem Ausmaß, wie noch nie. Teilweise müssen Dienstleistungen und Produktion ausfallen/heruntergeffahren werden, weil es an Personal fehlt.

Gleichzeitig gibt es eine relativ hohe Zahl an Erwerbslosen. Auch das sollten wir diskutieren. Es sind Leute, die trotz aller aufwendigen und teilweise brutatlen Maßnahmen der Jobcenter nicht in den Arbeitsmarkt integrierbar sind. Ich denke, viele von ihnen verweigern sich sehr bewußt und mit viel Aufwand der Ausbeutungsmaschinerie. Ein anderer Teil ist psychisch so angeschlagen, daß er nicht mehr in der Wirtschaft einsetzbar ist, schlichtweg nicht mehr "funktioniert".

Einerseits Vollbeschäftigung und hoher Arbeitskräftebedarf, andererseits Tarifabschlüsse, die einen Reallohnverlust bedeuten, das paßt nicht zusammen. Die Arbeiter haben selten eine so gute Position, um etwas für sich herauszuschlagen. Wir haben es in Deutschland jedoch mit Gewerkschaften zu tun, denen die Stärkung der deutschen Wirtschaft im Internationalen Konkurrenzkampf und die Solidarität im Krieg gegen Rußland wichtiger ist, als die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder.

Weltweit haben solche Situationen zur Folge, daß Leute individuell Vorteile aus dieser Situation schlagen. Jobhopping. Man sucht einen Job mit besseren Bedingungen und kündigt den alten. Das läuft so in den USA, in China oder Polen.

Strategien, die nicht in den Händen der Gewerkschaften oder der Politik liegen, werden hier kaum diskutiert.

Kuddel

Die Meldungen über das Fehlen von Arbeitskräften (und nicht nur Fachkräften) sind keineswegs Propaganda oder "Fake News". Es ist real, daß aus diesem Grund die Produktion runtergefahren worden ist, Aufträge nicht angenommen werden, Flüge ausfallen und vieles andere nicht mehr funktioniert.

Jobhopping ist eine Strategie, die sich direkt auf den Arbeitsmarkt und die Löhne auswirkt, ohne daß die Gewerkschaften irgendetwas dazu beigetragen hätten. Man schmeißt Scheißjobs hin und geht dahin, wo es besser aussieht.

Lidl wirbt um Personal mit dem Versprechen, daß niemand unter 14€ die Stunde kriegt. Eine lokale Waschstraße hat ein Transparent mit identischem Inhalt an ihrem Laden hängen. Da hatten eh nur Geflüchtete gearbeitet. Selbst die sind wohl nicht mehr so einfach anzuheuern.

Diese Entwicklung wird recht wenig von Linken, Gewerkschaften oder Medien diskutiert.


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