Mietergewerkschaft

Begonnen von Fritz Linow, 10:33:40 Do. 22.November 2018

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Fritz Linow

Es ist ein großes Missverständnis, dass Gewerkschaften nur für Löhne und Tarife zuständig sind. Höhere Löhne nützen nichts, wenn sie gleich wieder vom Vermieter weggenommen werden. Ein gänzlich anderes Gewerkschaftsverständnis bietet Möglichkeiten:

Die Idee der gewerkschaftlichen Sozialorganisation. Überlegungen und Thesen zur Mieterorganisierung
https://direkteaktion.org/211-gewerkschaft-als-mieterorganisation/

Schweden: Die Mietergewerkschaft zur Kampforganisation gemacht
https://www.sozialismus.info/2018/08/schweden-die-mietergewerkschaft-zur-kampforganisation-gemacht/

Mietenkämpfe: Überlegungen zum Konzept einer Mieter*innengewerkschaft
http://www.untergrund-blättle.ch/politik/deutschland/mietenkaempfe_mietergewerkschaft_4726.html

counselor

Eine Mietergewerkschaft ist sicher sinnvoll. Mieterinis könnten sich zu so einer Gewerkschaft zusammenschließen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Fritz Linow

Beispiele für Mietstreiks:
,,Erst das Essen, dann die Miete!" Protest und Selbsthilfe in Berliner Arbeitervierteln während der Großen Depression 1931 bis 1933
http://www.arbeiterbewegung-jahrbuch.de/?p=505

Mieterstreik 1932 in Zürich - Jeder Häuserblock eine Sturmzelle

http://www.schattenblick.de/infopool/medien/altern/vorw1348.html

Mieterstreik in New York
http://www.trend.infopartisan.net/trd0113/t110113.html






Fritz Linow

Zitat
15.12.18
Wie man Mieter schützt

Vier Wege zum bezahlbaren Wohnen: Städtische Immobilien, Syndikate, Genossenschaften und Mietergewerkschaften
(...)
Wohnst du noch?

In Schweden handelt die Gewerkschaft Mieten aus

Für Menschen, die nicht nur wohnen, sondern auch leben wollen, bietet Schweden viele Lösungen. Eine davon heißt: Hyresgästföreningen (H.). Das ist kein Name für ein Möbelstück, sondern eine schwedische Mietergewerkschaft. Sie setzt sich seit mehr als hundert Jahren für die Interessen von Mietern ein – derzeit von 528 000 Haushalten. Sie betreibt Kampagnen auf nationaler Ebene, in den Regionen und Nachbarschaften. In den Straßen Göteborgs etwa baute die H. so viel Druck auf, dass der Stadtrat 2015 eine Immobilienfirma rekommunalisieren und Wohnungen sanieren musste, ohne Mieten zu erhöhen. Wie jede Gewerkschaft bietet sie Mitgliedern Serviceleistungen, etwa Rechtsberatung für kleinere Auseinandersetzungen mit Vermietern.

Der wichtigste Aspekt, der die H. zudem von Mietervereinen oder Kiezgruppen in Deutschland unterscheidet: Sie handelt mit den Immobilienbesitzern kollektiv gültige Mietpreise aus. Wie in der Arbeitswelt halten die beiden Konfliktparteien das Ergebnis in einem Tarifvertrag fest. Einigen sie sich nicht, kam es früher oft zu Mietstreiks. Bis heute gilt: »Keine staatliche oder private Firma kann einfach die Mieten einführen, die sie will. Sie müssen mit uns verhandeln. Wenn wir widersprechen, können sie vor ein Schiedsgericht gehen und dann entscheidet das Gericht«, erklärt Kristofer Lundberg, Vorsitzender der H. aus Göteborg. Das Verfahren ist rechtlich abgesichert durch das kollektive Mietrecht, das die Gewerkschaft nach langen Kämpfen 1978 errungen hat und wonach sich auch in Deutschland viele sehnen.

Ziel der H. ist, dass Mieten nicht mehr als 25 Prozent des verfügbaren Einkommens der Mieter ausmachen und nicht schneller als das allgemeine Preisniveau steigen. Ein anderer Grundsatz der H. lautet: Mieten sollen sich nach dem Gebrauchswert der Immobilie richten, welcher etwa von Zustand, Lage und Größe abhängt. Die Nachfrage soll keine Rolle spielen. So entzieht die Gewerkschaft nach eigenen Angaben über 90 Prozent aller Mietwohnungen dem Diktat der Markmechanismen. Doch auch die besondere schwedische Gesetzesnorm des kollektiven Mietrechts ist nicht in Stein gemeißelt, die christdemokratische Partei stellt sie derzeit infrage.(...)
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1108070.mietenwahnsinn-wie-man-mieter-schuetzt.html

Fritz Linow

Aus der Googleübersetzungshölle:
Zitat19.12.18
Die Bewohner von fünf Gebäuden in Barcelona drohen mit einem Mietstreik
Die Blöcke stammen vom gleichen Unternehmen und müssen mit Mietsteigerungen von bis zu 75% rechnen.
Sie wollen die Miete zwischen 20% und 75% erhöhen, haben erfolglos versucht zu verhandeln und haben genug gesagt.
(...)
Am vergangenen Samstag haben Familien aus allen Gebäuden ein Treffen mit der Gewerkschaft in Rubí gefeiert und beschlossen, keine Mieterhöhungen zu akzeptieren, und am Ende werden sie streiken und nicht zahlen.
(...)
https://elpais.com/ccaa/2018/12/18/catalunya/1545142663_544875.html?fbclid=IwAR3kBo4R7DNSWbbPyHgmJYyWKZ7QvIWvGr9iGvH_z4JZe-EB21vhdt0ZEM8

milchbrötchen

Arbeitslosenselbsthilfe -> Mieterselbsthilfe

das wäre doch ein Anfang. nach dem Muster der Arbeitslosenselbsthilfe eine Mieterselbsthilfe aufbauen.

Fritz Linow

Zitat von: milchbrötchen am 09:17:24 Fr. 01.Februar 2019
Arbeitslosenselbsthilfe -> Mieterselbsthilfe
das wäre doch ein Anfang. nach dem Muster der Arbeitslosenselbsthilfe eine Mieterselbsthilfe aufbauen.
Ein Anfang kann es auf jeden Fall sein. Wenn es aber nach dem Muster der Arbeitslosenselbsthilfen abläuft, besteht die Gefahr, dass es dabei stehenbleibt und nur der juristische Gnadenweg abgearbeitet wird. Wirklich empfindlich würde man die Schweine ökonomisch treffen, wenn man kollektiv, solidarisch und kreativ vorgeht...ist halt noch ein unbeschriebenes Blatt. 

Rudolf Rocker

Für den juristischen Weg bräuchte es streng genommen nicht mal eine Mietergewerkschaft. Das machen die bereits bestehenden Mietervereine schon seit Jahrzehnten.

Kuddel

Der juristische Weg ist ein arg begrenzter.

Ich halte diese sozialdemokratischen Mietervereine (Deutscher Mieterbund DMB) auch nicht für der Weisheit letzter Schluß:
Zitat... hat der DMB traditionell eine große Nähe zu den Gewerkschaften im DGB und zur SPD gezeigt. Präsidenten und Direktoren des DMB waren und sind vielfach SPD-Parteimitglieder.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Mieterbund

Es gibt verschiedene Stadtteilinis, die organisieren Blockadeaktionen, wenn Mieter zwangsgeräumt werden. Mit so einer illegalen Behinderung der Polizeiarbeit bräuchte man den Mietervereinen nicht zu kommen.

In den Zeiten der militanten Arbeiter*innenbewegung in Italien (in den 70ern) forderte man bei Streiks und auf Demos, die Miete dürfe nicht mehr als 20% des Einkommens betragen. Heute scheint man es für normal zu halten, daß die Wohnkosten oftmals mehr als die Hälfte des Einkommens auffressen.

Deshalb halte ich die Forderung einer grundlegenden Senkung der Miete(n) für wichtig. Da wird man mit diesen Mietervereinen kaum weiterkommen.

Ich finde die Suche nach neuen Organisationsstrukturen nicht verkehrt.

Das Bild hat mir gut gefallen:


Rudolf Rocker

ZitatIch halte diese sozialdemokratischen Mietervereine (Deutscher Mieterbund DMB) auch nicht für der Weisheit letzter Schluß
Ich könnte jetzt hier die gleiche Diskussion anfangen, wie damals bei den Gewerkschaften, aber ich lasse es lieber.
Nur soviel: Wir haben nichts besseres! Für einen Jahresbeitrag von 84€ könnte ich mir sonst nicht mal einen einzigen Anwaltstermin leisten! Geschweige denn einen monatelangen Schriftwechsel mit dem Vermieter!
Wie gesagt, die gleiche Diskussion in grün!

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 20:43:04 Di. 05.Februar 2019
Nur soviel: Wir haben nichts besseres!

Ich verstehe dein Festhalten am Bestehenden nicht.
Natürlich kann und soll man ruhig den juristischen Weg auch mit Hilfe des Mietervereins versuchen. Ich habe 10 Jahre über ihn mit meinem Vermieter kommuniziert und alle Prozesse gewonnen. Bis das nächst höhere Gericht meinen Mietvertrag nicht anerkannt hat und ich die Wohnung verloren habe.

Wer soll uns denn abhalten, bessere Strukturen aufzubauen?
Es gibt bereits eine Vielzahl an Stadtteilinis, es gibt die Blockadeaktionen bei Zwangsräumungen.









Und solche Mieterinnen gibt es auch:






Rudolf Rocker

ZitatIch habe 10 Jahre über ihn mit meinem Vermieter kommuniziert und alle Prozesse gewonnen. Bis das nächst höhere Gericht meinen Mietvertrag nicht anerkannt hat und ich die Wohnung verloren habe.
Genau das sollen die machen!

ZitatWer soll uns denn abhalten, bessere Strukturen aufzubauen?
Niemand! Hat hier aber auch niemand behauptet. Damit sind wir aber schon wieder in der gleichen Diskussion wie damals über die Gewerkschaften.
Das können wir beide aber viel besser persönlich bei einem Bier besprechen! Anders klappt das eh nicht!

Fritz Linow

Mietstreik in Darmstadt gegen Neue Heimat Anfang der 70er:

https://www.youtube.com/watch?v=KDquIKmtoiA (ab Minute 8 )

Irgendwie nichts neues unter der Sonne.

Fritz Linow

"Wer Probleme mit dem Arbeitgeber hat, sollte zum DGB gehen. Die helfen einem."

"Wer Probleme mit dem Vermieter hat, sollte dringend in den Mieterbund eintreten. Die machen das alles."

"Wer Probleme mit der Politik hat, kann sich ja in einer Partei oder einer Gruppe engagieren."

Oh yeah, Arschlecken!

Kuddel

Du sprichst hier einen wichtigen Punkt an.

Was wollen wir? Was ist unser Ziel?
Wenn es uns genügt, einem Einzelfall zu einer Lösung zu verhelfen, während 1000 Andere das gleiche Problem haben (und in Zukunft bekommen), dann ist man mit dem Verweis auf die Institutionen oder den Rechtsweg gut beraten.

Wenn wir andere Verhältnisse wollen und die Probleme grundsätzlich und nicht nur im Einzelfall beseitigen wollen, dann hilft es nur, die Menschen dazu zu bewegen ihr Verhalten zu ändern und sich gemeinsam zu wehren.

Der permanente Verweis darauf, daß Gewerkschaften, Mietervereine, Anwälte und Gerichte die Probleme schon lösen werden, sorgt nur dafür, daß die Verhältnisse bleiben, wie sie sind.
(Das sollten wir uns in vielen Diskussionssträngen dieses Forums überlegen, bzw. diskutieren.)

Rudolf Rocker

ZitatWenn wir andere Verhältnisse wollen und die Probleme grundsätzlich und nicht nur im Einzelfall beseitigen wollen, dann hilft es nur, die Menschen dazu zu bewegen ihr Verhalten zu ändern und sich gemeinsam zu wehren.
Aus diesem Grund wurden Gewerkschaften "erfunden"

Zitat"Wer Probleme mit dem Vermieter hat, sollte dringend in den Mieterbund eintreten. Die machen das alles."
Ohne Mieterverein hätte ich jetzt schon hunderte Euros an Anwaltskosten am Arsch und keine Chance mich gegen meinen Vermieter zu wehren. Das ändert zwar nichts an den generellen Verhältnissen aber ich kenne genug Leute, die Mitglied beim ADAC sind, weil dann der Abschleppdienst nicht so teuer ist und nicht weil sie sich davon eine Veränderung der Verhältnisse erhoffen!

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 09:57:40 Do. 28.März 2019
Aus diesem Grund wurden Gewerkschaften "erfunden"

Das waren die Wurzeln der Gewerkschaften. Der DGB ist mit Hilfe der Alliierten aufgebaut worden, um die Arbeiterklasse in Deutschland zu kontrollieren, um ihr ein Ventil zu geben, damit sich ihre Kämpfe nicht verselbstständigen und außer Kontrolle geraten. Beim DGB können Arbeiter nur mitmachen unter den Vorgaben des Apparats. Über den Weg können sie nicht entscheiden. Zu allem Überfluß ist der DGB verfilzt mit der SPD.

Der Vergleich von Mieterverein und ADAC ist passend. Aus persönlichen Gründen bin/war ich in beiden Organisationen Mitglied. Zur Lösung individueller Probleme. Für einen politischen Kampf sind sie unbrauchbar, bzw. kontraproduktiv. Wie auch der DGB.

Rudolf Rocker

ZitatZur Lösung individueller Probleme. Für einen politischen Kampf sind sie unbrauchbar, bzw. kontraproduktiv. Wie auch der DGB.
So meine ich das!
Ich bin nicht Mitglied in der Gewerkschaft, DMB, DJV und DAV weil ich mir davon eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse erhoffe, sondern weil ich dadurch persönliche Vorteile habe.
Je nach Größe haben diese Gruppen allerdings auch eine gewisse gesellschaftliche Relevanz die hier scheinbar komplett ignoriert wird.

Fritz Linow

Zitat von: Rudolf Rocker am 12:32:15 Do. 28.März 2019
(...)
Je nach Größe haben diese Gruppen allerdings auch eine gewisse gesellschaftliche Relevanz die hier scheinbar komplett ignoriert wird.
Wo wird das hier scheinbar komplett ignoriert?

Kuddel

Deshalb sollten wir klar entscheiden, was wir hier wollen.
Natürlich soll man einzelnen Menschen mit individuellen Problemen versuchen zu helfen.
Das ist ein Akt der Menschlichkeit und der Solidarität.

Ich bin aus guten Gründen nicht Sozialarbeiter geworden.
Ich schaue mir die herrschenden Verhältnisse an und mache mir Gedanken dazu. Ich fühle mich durch die kapitalistischen Verhältnisse bedroht. Das rein individuell, ich als Einzelperson sehe, wie sich meine Lebensverhältnisse über die Jahre verschlechtert haben ohne mein Verschulden. Ich sehe das aber auch gesamtgesellschaftlich und ich sehe die Zerstörung der Umwelt, auch ein Folge dieses Wirtschaftssystems.

Dem Kapitalismus ist nicht beizukommen mit Sozial- und Rechtsberatung.

Das Herz des Kapitalismus ist die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft. Wenn es gelingt auf diesem Feld Kämpfe zu führen, führt man sie im innersten des Systems an dessen empfindlichsten Stelle. Der Kapitalismus kann nur kollektiv bekämpft werden und das in Kämpfen, die auch verloren werden können und bei denen man bereit sein muß, ein Risiko zu tragen. Es gibt viele Möglichkeiten gegen uns vorzugehen. Wir können den Job oder die Wohnung verlieren, wir können eine Sperre beim Jobcenter kriegen, wir können kriminalisiert werden, hohe Geldstrafen aufgebrummt kriegen, wir können im Knast landen, zusammengeknüppelt werden, zum Krüppel geschlagen werden, wir können mit dem Tod bedroht werden oder auch tatsächlich umgebracht werden.

Je weiter die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderklafft, je härter die sozialen Auseinandersetzungen werden, desto mehr geht es in diese Richtung. Wir müssen uns mehr und mehr mit solchen Perspektiven auseinandersetzen. Ich habe keinen Bock auf Auseinandersetzungen einer solchen Härte. Ich halte sie weder für cool noch für romantisch. Wir werden nicht danach gefragt. Das ist das, was uns zukommt. Das ist ein Selbstläufer im kapitalistischen System.

Ich möchte nicht einfach Opfer dieser Entwicklungen sein. Ich will mich wehren. Ich will das kapitalistische System politisch und offensiv bekämpfen. Das geht nicht vor Gericht. Ich will, daß kollektive Kämpfe entstehen, ich will, daß sich die Verarmten, die Ausgebeuteten und Entrechteten gemeinsam wehren und will dazu beitragen, daß die Vereinzelten Menschen zusammenkommen.

Dieses Forum halte ich für eine gute Möglichkeit, die Leute mit all ihren Sorgen zu erreichen und die Situation und Perspektiven zu diskutieren und um sich zu gemeinsamen Aktivitäten zu verabreden.

Das ist aber schwierig, wenn ständig jemand reingrätscht und sagt, jetzt mußt du aber zum Mieterverein oder DGB gehen. 

Rudolf Rocker

ZitatDas ist aber schwierig, wenn ständig jemand reingrätscht und sagt, jetzt mußt du aber zum Mieterverein oder DGB gehen. 
Warum dürfen das die Leute nicht selber entscheiden, was sie machen wollen?
Wenn jemand Probleme hat (und bei drohender Wohnungslosigkeit oder Mittelosigkeit reden wir von existenziellen Problemen) sollte er doch alle Möglichkeiten aufgezeigt bekommen, um sich helfen (lassen) zu können.
Ich hab hier im Forum neun Jahre lang meine Ratschläge im Erwerbslosenbereich abgegeben und immer wieder darauf verwiesen, welche Möglichkeiten es gibt. Dazu gehören auch DGB Rechtsschutz und Fachanwälte.
Wenn Du, Kuddel (der für Erwerbslose noch nie einen hilfreichen Tipp über hattest, sondern immer nur markige Sprüche, mit denen keiner was anfangen kann) das jetzt als "reingrätschen" bezeichnest, empfinde ich das als bodenlose Frechheit!

Fritz Linow

Ich bin mir nicht so sicher, ob der Rudolf Rocker sozialpartnerschaftliche Vereine zur Lösung eines scheinbar individuellen Problems empfohlen hätte und nicht eher auf eine kollektive Herangehensweise gepocht hätte, aber egal, ist ja auch nicht Thema.

Gerade der Dienstleistungscharakter und die Abnahme der Probleme statt Selbstermächtigung sorgt doch dafür, dass es so bleibt wie es ist. Und da fängt es dann an, dass man eben nicht mehr selbst entscheiden darf, was man will.

Dass DGB und Mieterverein einen gewissen Rechtsschutz anbieten, dürfte eigentlich allen klar sein und kann man ja auch gerne nutzen, schließlich wollen die Stellen auch finanziert sein, aber ein Sedativum ist es schon, wenn man mal davon ausgeht, dass tatsächlich Betriebe (und unter anderem Wohnverhältnisse) die Orte sind, wo das kapitalistische Verwertungssystem am schönsten zu treffen ist.

Als Reingrätschen würde ich es nicht bezeichnen, aber irgendwie auch nicht weiterführend.

Kuddel

Es ist wirklich schwierig.
Meine Versuche einer Inhaltlichen Diskussion reizten Rudi oftmals zu einer Gegenposition, noch bevor wir einander verstanden haben. Es folgt dann oftmals ein Schlagabtausch, der weder klärend in der Sache ist, noch sonderlich lehrreich für die Beobachter/Mitleser. Tatsächlich hat das mehrfach dazu geführt, daß ich irgendwann es hab bleiben lassen und bestimmte Themen umschiffe, bloß um nicht wieder mit Rudi in einen Streit zu geraten. Ich glaube, das liegt noch nichtmal daran, daß wir wirklich entgegengesetzte Positionen vertreten. Es kommt ja nicht wirklich zum Erklären der eigenen Meinung, es wird allzuschnell ein Pingpong an Interpretationen, deren Sinn ich nicht mehr verstehe.

Es gab mehrmals Versuche, daß ich mir zu einem Thema einige Zeit Gedanken gemacht habe und die dann ins Forum stelle, in der Hoffnung auf Reaktion und nicht auf Applaus. Ich würde schon gern hören, ob jemand was mit den Gedanken anfangen kann, oder ob es gute Argumente gegen meine Gedanken gibt. Dann tauchte Rudi auf und es knallte sofort und ich bin mir sicher, er hat sich schon aufgeregt, bevor er kapiert hat, was ich eigentlich sagen wollte. Statt das dann klarstellen zu können gab ein Wort das andere und der Rest der Community hat sich da lieber rausgehalten. Das hab ich durchaus schon als reingrätschen empfunden, weil es das Ende einer Diskussion war und niemand da mehr was zu sagen mochte. Das war in diesem Strang weniger dramatisch und damit war das Wort "reingrätschen" überzogen.

Ich weiß aber nicht, wie ich etwas sagen soll, ohne daß Rudi es vorschnell als gegen sich gemünzt sieht und sofort zur Gegenattacke bläst. Ich habe auch hier niemals gesagt, daß ich gegen Beratungsarbeit wäre.
ZitatNatürlich soll man einzelnen Menschen mit individuellen Problemen versuchen zu helfen. Das ist ein Akt der Menschlichkeit und der Solidarität.
Aber das allein würde mir nicht reichen, weil das die Verhältnisse selbst einfach nicht ändern kann. Ich verstehe das Forum als Möglichkeit, darüber hinaus zu denken. Wie kriegt man das Unmögliche hin? Wie kriegt man die Masse der Vereinzelten, der Verwirrten und Verirrten dazu, zusammenzukommen und ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen, indem sie sich gemeinsam wehren? Das ist für mich die zentrale Frage und der Grund warum ich so oft in diesem Forum unterwegs bin.

Dieser Schritt wäre für mich der nächste, der über die individuelle Hilfe hinausgeht.  Warum wird mir deshalb unterstellt, daß alles, was ich sage, nutzlos ist und von niemandem verstanden wird?
ZitatDu, Kuddel (der für Erwerbslose noch nie einen hilfreichen Tipp über hattest, sondern immer nur markige Sprüche, mit denen keiner was anfangen kann)

Du hast mal gesagt, bei einem Bier würden wir nicht so aneinander vorbeireden.
Warum tun wir das denn bei solchen nicht einmal sonderlich komplizierten Dingen?

Kuddel

ZitatIn Wien, Barcelona, Prag, Berlin oder Lissabon gehen Menschen gegen Mietsteigerungen und Verdrängung auf die Straße. Ihre Forderungen richten sich zumeist an die nationalen Regierungen. Doch auch die EU in Brüssel steckt den Rahmen für die Wohnungspolitik in einigen Bereichen ab.



Europaweites Immobilienregister gefordert

In diesem Zusammenhang fordert die Union of Tenants, ein Dachverband von nationalen und regionalen Mieterverbänden, die Einführung eines europaweiten Immobilienregisters. Damit könnten die Akteure hinter ,,riesigen Immobilientransfers" identifiziert werden, erläuterte die Leiterin des Verbandes, Barbara Steenbergen, die Forderung im Deutschlandfunk Kultur.

Im Immobilienmarkt seien ,,große Finanzakteure" am Werk – internationale Investoren, Hedgefonds und Pensionsfonds –, die die Wohnraumverknappung herbeiführten. Auch Transfers, die manchmal aufgrund von Geldwäsche oder von Steuerflucht begangen würden, könnten mithilfe eines solchen Registers ermittelt werden.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/bezahlbare-mieten-in-der-eu-obskuren-spekulanten-das.1008.de.html?dram:article_id=449019

Fritz Linow

Vonovia macht in Schweden nun den selben Dreck wie hier:
https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilien-neue-nummer-eins-in-schweden-vor-diesen-herausforderungen-steht-vonovia/25146470.html

Es gibt allerdings so eine Art gewerkschaftliche Tarifverhandlung über die Mieten:

"Viele ehemals kommunale Gesellschaften wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren privatisiert. Sie und die weiterhin kommunalen Gesellschaften verhandeln jährlich mit dem Mieterverband über die Mieten. Für das kommende Jahr fordern die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften 3,5-prozentige Mieterhöhungen im Großraum Stockholm.

Die Verhandlungen laufen noch. Im vergangenen Jahr einigte man sich auf Erhöhungen von durchschnittlich zwei Prozent – nicht pro Wohnung, sondern im Durchschnitt des gesamten Bestands.

Der Ausgang der Verhandlungen zwischen Hembla und der Mietervereinigung ist auch für Mieter bei anderen privaten Wohnungsbaukonzernen relevant. Mit Vonovia steht schließlich der nun größte schwedische Vermieter hinter dem Unternehmen."



Fritz Linow

Ein zartes Pflänzchen in Berlin vom letzten Monat. Mal sehen, was kommt:


Fritz Linow

Zitat25.2.20
Mehr als Rechtsberatung

Der Kampf um niedrigere Mieten wird um bewährte Aktionsformen erweitert

Der Mietwucher ist in den größten Städten der Bundesrepublik allgegenwärtig. Im Widerstand gegen Immobilienhaie greifen Aktivisten auf alte Ideen wie die einer Mietergewerkschaft zurück. Paradebeispiel dafür ist die mehr als 100 Jahre alte schwedische Hyresgästföreningen, die beispielsweise kollektive Verhandlungen über die Mietpreise und -bedingungen führt. Zu ihren Kampfformen gehören Mieterstreiks und Besetzungen.
(...)
https://www.jungewelt.de/artikel/373305.mietergewerkschaft-mehr-als-rechtsberatung.html

https://initiative-mietergewerkschaft.de/

Fritz Linow

ZitatLondon Renters Union is a campaigning union for renters, people who are homeless, living in temporary accommodation or living with their parents. People who live in social housing are also welcome to join.

During the Coronavirus pandemic, we're organising renters so we can take action together. No one should be left in rent arrears or face eviction because of Coronavirus. Together we can support each other and take action.
https://londonrentersunion.org/join/

Kuddel

Zitat Ein Gespräch mit Daniel Katzenmaier, Gewerkschafter, über die Gründung einer Mietergewerkschaft
»Eine transnationale Kampforganisation gründen«

Es gibt bereits zahlreiche Mieter­vereinigungen. Weshalb wollen Sie noch eine Mietergewerkschaft gründen?
https://jungle.world/artikel/2020/08/eine-transnationale-kampforganisation-gruenden

Fritz Linow

Zitat31.3.20
Es ist kein Aprilscherz: Mietergewerkschaften, die ausgehend von Katalonien ab 2017 gegründet wurden, und soziale Organisation rufen mit Beginn des Aprils zum Streik gegen fehlende Notmaßnahmen der sozialdemokratischen Regierung auf. Die Regierung aus Sozialdemokraten (PSOE) und der Linkskoalition »Unidas Podemos«, die sich selbst progressiv nennt, soll wegen der katastrophalen Situation angesichts der Coronavirus-Pandemie im Land zum Schutz der einfachen Bevölkerung gezwungen werden. (...)
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1134981.mietenstreik-in-spanien-kein-geld-mehr-fuer-die-miete.html

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