Das mit den Beiständen ist in ländlichen, konservativen Regionen illusorisch. [...] Ich kenne z.B. keinen einzigen aus meinem (zugegeben kleinen) Bekanntenkreis, den ich mich trauen würde zu fragen, ob er als Beistand mitgeht. [...] Aber gerade die Verwandten (viele Rentner mittlerweile), würde ich mich gar nicht zu fragen trauen, weil die Mehrheit von denen sowieso gegen mich sind. Das geht dann nach dem Motto "Such' dir doch eine Arbeit (irgendeine, alles ist aus deren Sicht ja zumutbar!), als vom Staat zu leben".
Traurig. Und zum Teil kenne ich das gut!
Doch warum traust Du Dich nicht "einfach mal" zu fragen?
Wenn Du Beschimpfungen von erzkonservativen Rentnern befürchtest, die aus ihrem Berufsleben meist nur Vollbeschäftigung kennen und teilweise mal eben locker 45 Jahre in EINER Firma arbeiten konnten ... - dann frag' sie eben erst gar nicht.
Doch wer weiß? Vllt überraschen sie Dich aber auch mit ihrer manchmal echt modernen Lebensauffassung.
Manche oder viele (?) Menschen möchten sich einfach "nur in nichts Unangenehmes verwickeln" lassen.
Andere haben selber Muffensausen, wenn sie zu einem Amt müssen.
Und wieder anderen ist einfach alles egal, hauptsache, sie sind selber nicht betroffen.
Es k a n n vorteilhaft sein, wenn Du Dir bis jetzt eher unbekannte Leute wegen einer Begleitung ansprichst.
Hast Du vllt eine Ortsgruppe der Partei "Die Linke" in der Umgebung? Die Linke macht wohl auch über soziale Netzwerke Alg-II-Beratungen und setzt sich ja sehr für soziale Belange ein. Hier könntest Du eine recht neutrale Begleitung finden, wenn Du Glück hast.
Oder versuche Dich zu überwinden und frage einmal in ein oder zwei Kirchengemeinden nach. Oder beim DRK, VdK oder einem Verein in Deiner Gegend.
Vergiss nie: Eine Begleitung zum Amt k a n n zwar ein Freundschafts- oder Liebesdienst sein, doch Du hast laut Sozialgesetzgebung ein RECHT darauf, dass Du jemanden mitnehmen darfst.
Mich hat das damals selbstbewusster bei meiner Suche nach einem Beistand auf dem Land gemacht.
Ich habe ihn seinerzeit sooo dringend als Zeugen für einen Termin gebraucht und schließlich habe ich auch einen Beistand durch die Vermittlung von Bekannten finden können.
Du siehst, neben dem Wie-doof-danach-suchen, kann auch etwas Glück hilfreich sein.
Doch zu allererst gehört Überwindung dazu, überhaupt erstmal einige Menschen darauf anzusprechen - gerade auf dem Land, wo "jeder jeden kennt".
Vllt kannst Du etwas "leichter"

über Deinen Schatten springen, um überhaupt erstmal jemanden bitten zu können, Deine Amts-Begleitung zu sein, wenn Du für Dich selber klarmachst, welcher Art die Begleitung sein soll.
- Möchtest Du jemanden, der Deine moralische Stütze ist?
- Soll er/sie sich bei Deinem nächsten Termin Notizen über den Verlauf des Termins machen?
- Wäre es Dir am liebsten, wenn Deine Begleitung auch mal für Dich das Wort ergreift, wenn Du Dich während des Termins "überfahren" fühlst?
Wenn Du diese Fragen für Dich selber beantworten kannst, kannst Du dem Menschen, den Du nach einer Begleitung fragst, auch gleich besser sagen, was Du von ihm möchtest.
So wird das Fragen doch gleich leichter, finde ich.
Ich wünsche Dir, dass Du "das Amt" nicht mehr lange brauchst und vernünftige Arbeit findest.
Sollte das jedoch nicht der Fall sein:
Überwinde Dich, frage Leute, ob sie Dich dorthin begleiten würden!
Sage ihnen, was sie dabei zu tun hätten - oder auch
nicht zu tun hätten.
Alleine kann der notwendige Besuch beim Amt sooo sch...iete sein!
Gib nicht auf, trau Dich, hol Dir Verstärkung!
