Aufarbeitung von Staatsterror und Faschismus

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 13:04:43 Di. 24.September 2019

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ManOfConstantSorrow

Zitat,,Schmutziger Krieg"
Mexikos Regierung bittet um Entschuldigung für Folter und Tod

Die mexikanische Regierung hat sich zu ihrer Verantwortung für Verbrechen in den 1960er und 70er-Jahren bekannt.


Zahlreiche Oppositionelle wurden damals von Regierungskräften verschleppt, misshandelt oder ermordet. Innenministerin Sánchez Cordero bat nun in einer öffentlichen Zeremonie eines der Opfer um Entschuldigung. Die ehemalige Guerilla-Kämpferin Camacho Loaiza war 1977 anderthalb Monate lang von Militärs gefoltert worden. Außerdem musste sie bei der Hinrichtung ihres Mannes zusehen.

Die Entschuldigung erfolgte in Mexiko-Stadt auf einem Platz, auf dem 1968 mehrere hundert oppositionelle Studentinnen und Studenten erschossen worden waren.
https://www.deutschlandfunk.de/schmutziger-krieg-mexikos-regierung-bittet-um.1939.de.html?drn:news_id=1052408

Ich halte die Aufarbeitung von Staatsterror jeglicher Form für extrem wichtig.
Man behauptet ja, Deutschland sei vorbildlich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus.
Das mag richtig sein im Vergleich zu der Nichtaufarbeitung faschistischer Verhältnisse im eigenen Land von Spanien, Italien oder Österreich. Das hat spürbare Folgen für die politischen Verhältnisse in heutigen Zeiten.

Trotz allem ist die NS Zeit in Deutschland NICHT vollständig aufgearbeitet worden. Diverse Machtstrukturen des Faschismus leben trotz "Entnazifizierung" weiter in staatlichen Strukturen und insbesondere in den Netzwerken der Wirtschaft. Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Jede noch so kleine Initiative auf diesem Gebiet ist wichtig. Mein Respekt gilt all den unermüdlichen Historikern, Journalisten, Antifaschisten und humanistisch eingestellten Menschen, die an dieser Front kontinuierlich weiterarbeiten.

Es geht nicht allein um die Verbrechen der NS Zeit, auch das Oktoberfestattentat, der NSU Komplex und der Mord an Walter Lübcke sind weder aufgeklärt, noch aufgearbeitet.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Troll

ZitatBlinde Flecken der NS-Forschung

Was waren das für Menschen, die dafür sorgten, dass das NS-Regime funktionierte, die es am Laufen hielten? In über 200 Biografien ist die Buchreihe "Täter, Helfer, Trittbrettfahrer" diesen Fragen nachgegangen, ein in dieser Breite bislang einmaliges Projekt. Nun ist der letzte Band erschienen.

Manche Projekte beginnen mit großen Plänen und enden kümmerlich, andere starten klein und werden unerwartet größer. Die Buchreihe "Täter, Helfer, Trittbrettfahrer" (THT) über NS-Belastete im heutigen Baden-Württemberg gehört zu letzteren. Als der Sozialwissenschaftler und Lehrer Wolfgang Proske aus Gerstetten bei Heidenheim vor rund zehn Jahren begann, zusammen mit sieben weiteren AutorInnen den ersten Band zusammenzustellen, da ging es nur darum, Personen aus Proskes Heimatregion, der Ostalb, unter die Lupe zu nehmen. Doch dann wurde der 2010 erschienene Band zum Anfangspunkt einer umfangreichen Buchreihe, die in diesem Jahr mit Band zehn – "NS-Belastete aus der Region Stuttgart" – zum Ende gekommen ist.

...

Nicht nur die "Toptäter" im Visier

Unter die Lupe genommen werden nicht nur Spitzenfunktionäre, nicht nur die "Toptäter", so Proske, sondern auch die, "deren persönliche Schuld zunächst als Marginalie erscheinen mag". Doch gerade die "Helfershelfer und Trittbrettfahrer aus der zweiten und dritten Reihe" hätten einen erheblichen Anteil an der Akzeptanz des NS-Regimes gehabt. Ohne sie, ist Proske überzeugt, kann "der Nationalsozialismus heute in seiner ganzen Breite nicht angemessen verstanden werden". Immer wieder kamen dabei auch Pionierstudien heraus.

...

Dass es nach dem ersten Band zur Ostalb überhaupt weiter gehen konnte, lag laut Proske an der Initiative eines Autors, der aber nicht genannt werden will. Damit fingen die Herausforderungen erst an. Zum einen die Frage des Verlags: Die ersten beiden Bücher erschienen bei Klemm & Oelschläger, Verlagsleiter Ulrich Klemm habe aber schon früh signalisiert, dass mehr als zwei Bände nicht drin seien. Es folgte für Band drei ein Intermezzo bei Hellmut G. Haasis' Verlag Freiheitsbaum, ehe ab Nummer vier mit dem extra für die Reihe gegründeten Kugelberg-Verlag eine dauerhafte Lösung gefunden wurde. Ein Ein-Mann-Verlag, gegründet auch, um unabhängig zu sein.
...


Quelle: kontextwochenzeitung

Tja, die Aufarbeitung hat es bis heute schwer, wir suhlen derzeit eher im Gegenteil, "das darf/muss doch mal gesagt werden".
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Ein zweites Mal wurde die Aufklärung des Oktoberfestattentats verhindert.

ZitatBundesanwaltschaft stellt Ermittlungen zum Oktoberfestattentat ein
(...)
Für die Polizei stand nach kurzer Zeit fest: Der Attentäter war der junge, von Liebeskummer und Lebensfrust gebeutelte Student Gundolf Köhler, der gerade durch eine Prüfung gefallen war. Ein Waffennarr, ja. Einer, der bei der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann trainiert hatte, ja. Einer, der ein Hitlerbild überm Bett hängen hatte, ja. Aber all dem maßen die Ermittler keine besondere Bedeutung zu. Die Bundesanwaltschaft kam damals zu dem Schluss: Die Tat war nicht politisch inspiriert. Die Motive für das Attentat seien in erster Linie persönlicher Natur.

Nun, nach fast 40 Jahren, hat sich diese Einschätzung grundlegend geändert. Die Bundesanwaltschaft ist sich sicher: Köhler war nicht von Liebeskummer getrieben, sondern von rechtsradikaler Ideologie. Er war ein Gesinnungstäter. "Der Täter hat aus einer rechtsextremistischen Motivation heraus gehandelt", sagte ein hoher Ermittler der Süddeutschen Zeitung.
(...)
Das ist das Ergebnis, das wichtigste, der fünfeinhalb Jahre dauernden neuen Ermittlungen, die durch die spektakuläre Wiederaufnahme des Falls im Jahr 2014 ermöglicht worden waren. Und diese Erkenntnis ist gleichzeitig auch ihr Schlusspunkt. Nach Informationen der SZ stellt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zum Oktoberfestattentat nun ein.

...auch in Hunderten Akten zur rechtsradikalen Wehrsportgruppe Hoffmann blätterten, bei der Köhler trainiert hatte, und die vom Verfassungsschutz beobachtet, aber als ungefährlich bezeichnet worden war. Franz Josef Strauß selbst hatte über die Wehrsportgruppe gesagt, man solle Männer, die mit einem "Battle-Dress" und Koppel im Wald spazieren gehen wollen, einfach in Ruhe lassen.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/oktoberfest-attentat-muenchen-ermittlungen-beendet-1.4959372

Staatlich betreuter Terror hat scheinbar Tradition in Deutschland. Und ändern soll sich das wohl auch nicht.

Troll

Verstehst du nicht, hat etwas mit Werten und Tradition zu tun. ;)
Nichtwissen hat Tradition.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Fritz Linow

Zitat13.7.20
Der Genozid und Deutschlands heimliche Hilfe

Als indonesische Militärs 1965 nach der Macht griffen, unterstützte Deutschland wahrscheinlich den Putsch. Das geht aus bislang geheimen Akten hervor, die t-online.de vorliegen. Es folgten Massaker.

Bislang geheime Akten des Bundesnachrichtendienstes (BND) erhärten den Verdacht, dass die Bundesrepublik Deutschland die indonesischen Militärs beim Putsch 1965 unterstützte. Der Machtübernahme durch die antikommunistischen Generäle folgte ein Genozid mit Hunderttausenden Toten. Bis heute mussten sich Täter nicht vor Gericht verantworten. Nun steht eine deutsche Mitverantwortung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Debatte. (...)
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_86930860/genozid-in-indonesien-operation-foehrenwald-und-deutschlands-heimliche-hilfe.html

Kuddel

ZitatAufarbeitung der Franco-Diktatur mit 45 Jahren Verspätung?

Nur in Kambodscha liegen mehr Menschen verscharrt in Massengräbern, die jetzt geöffnet werden sollen


Die spanischen Sozialdemokraten (PSOE) machen sich nun daran, die dunkle Geschichte der Franco-Diktatur aufzuhellen. Nun hat die Koalitionsregierung mit der linken Podemos-Partei am Dienstag einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt. 45 Jahre nach dem Tod des Diktators Franco soll die Aufarbeitung der Verbrechen vorankommen.

Das "Gesetz der demokratischen Erinnerung" sieht vor, endlich die Opferfrage anzugehen. Historiker und Angehörige von Republikanern, Kommunisten, Anarchisten sowie baskische und katalanische Nationalisten schätzen, dass 100.000 bis 150.000 Opfer der Diktatur noch in Massengräbern liegen. Nur Kambodscha kann mit einer noch größeren Zahl aufwarten.

Endlich will sich der Staat dafür verantwortlich erklären, Gräber zu öffnen und Opfer zu identifizieren. Sie wurden meist weit entfernt von Kampfhandlungen des Bürgerkriegs aus den Wohnungen gezerrt und ermordet. Oft waren Falangisten die Täter, deren Nachfahren bis heute bei Wahlen antreten können. Ihre Opfer sollen nun gezählt und eine nationale DNA-Datenbank geschaffen werden, um sie identifizieren zu können. Lokale Datenbanken sollen zusammengeführt werden, erklärte Paco Etxeberria, ein baskischer Gerichtsmediziner und forensischer Anthropologe.

Der international anerkannte Experte, der auch an Exhumierungen von Pablo Neruda, Víctor Jara oder Salvador Allende mitgewirkt hat, wurde nun von der spanischen Regierung als Berater bestellt. Seit 20 Jahren führt der Professor mit einem Team Exhumierungen und Identifizierungen durch. Im Baskenland, Katalonien und später auch in einigen anderen Autonomieregionen wird das längst von Regionalregierungen gefördert und finanziert. In anderen Regionen waren es private Initiativen, die Exhumierungen geleistet und finanziert haben. Etwa 700 Massengräber mit mehr als 8.000 Opfern wurden bisher geöffnet.
(...)
Die Opfer suchen seit 80 Jahren vergeblich nach Gerechtigkeit.

Und ob sich daran etwas ändert, dass sich Spanien auch bisher weigert, gesuchte Franco-Verbrecher an Argentinien auszuliefern, daran darf auch gezweifelt werden. In Argentinien läuft seit Jahren ein Verfahren gegen franquistische Mörder und Folterer. Doch auch die Linksregierung hat die Verbrecher bisher nicht ausgeliefert, ihnen nicht einmal die Zusatzrenten und Orden gestrichen.

Dass sich ehemalige spanische Ministerpräsidenten kürzlich hinter Martín Villa gestellt und Druck auf die argentinische Ermittlungsrichterin María Servini ausgeübt haben, verspricht für das neue Gesetz ebenfalls nichts Gutes. Darunter sind nicht nur die beiden rechten Ex-Regierungschefs José María Aznar und Rajoy, sondern auch die Sozialdemokraten Felipe González und José Luis Rodríguez Zapatero. Dass auch Zapatero da mitspielt, lässt vermuten, dass er mit seinem Gesetz zur historischen Erinnerung im Jahr 2007 keine reale Aufarbeitung des Franquismus im Sinn hatte, die er auch heute offensichtlich nicht will.

Gonzalez, der nach Angaben des US-Geheimdienstes CIA sogar der Chef von Todesschwadronen war, geht sogar noch weiter und bescheinigt Villa ein "tadelloses" Verhalten.

Dabei war der Mann als Minister für Gewerkschaftsangelegenheiten der direkte Verantwortliche für die Polizei und die Vorgänge zum Beispiel am 3. Oktober 1976. Die Sicherheitskräfte schossen dabei auch mit Maschinenpistolen auf streikende baskische Arbeiter in Gasteiz (span. Vitoria), die sich in einer Kirche versammelt hatten. "Es muss euch egal sein, ob ihr tötet", lautete der Befehl damals.

Fünf Arbeiter wurden getötet und mehr als 100 verletzt. Auch dafür soll sich Villa vor der Justiz in Argentinien verantworten, für die er in Spanien nie zur Verantwortung gezogen wurde. Fast noch peinlicher ist, dass sich sogar Ex-Chefs der großen spanischen Gewerkschaften CCOO (Antonio Gutiérrez und José María Fidalgo) und UGT (Cándido Méndez und Nicolás Redondo) hinter Villa gestellt haben.
https://www.heise.de/tp/features/Aufarbeitung-der-Franco-Diktatur-mit-45-Jahren-Verspaetung-4904173.html

Kuddel

Beharrliche Arbeit von Historikern und Aktivisten hat Folgen:

ZitatNach Untersuchungen von Historikern lieferte VW während der brasilianischen Militärdiktatur Mitarbeiter an den Staat aus. Nun soll es eine Millionen-Entschädigung geben.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-09/brasilien-militaerdiktatur-opfer-volkswagen-entschaedigung-verfolgte-mitarbeiter

Kuddel

Hierzulande bewegt sich nur etwas mit massivem Druck von unten.

Die Behörden selbst sind (vorsichtig ausgedückt) wenig Interessiert an der Aufdeckung der Hintergründe von rechtsterroristischer Gewalt. Zu einer Aufarbeitung würde die Aufdeckung rechter Netzwerke (und mögliches Zusammenspiel mit staatlichen Institutionen) gehören.

Man diagnostiziert lieber "Einzeltäter".

Zum Fall Lübcke:
ZitatDas Netzwerk ,,NSU-Watch" nannte das Urteil hingegen einen Skandal. Dessen Sprecherin Keller sagte im Deutschlandfunk, der Blick des Gerichts habe die Tat sehr klein gemacht. Der Hauptangeklagte sei als Einzeltäter dargestellt worden. Dieser stamme aber aus einem rechten Milieu, dass jederzeit bereit sei, rechtsterroristische Taten zu begehen. Keller forderte weitere Aufklärung.
https://www.deutschlandfunk.de/luebcke-prozess-erleichterung-nach-urteil.1939.de.html?drn:news_id=1221217

Kuddel

ZitatDiktatur-Aufarbeitung in Spanien: "Das ist für Sie in Deutschland sicher unbegreiflich"

Spanische Regierung plant "Gesetz der demokratischen Erinnerung" an Opfer der Franco-Diktatur

(...)
Die spanische Regierung will mit einem neuen Gesetz das Andenken an Opfer der Franco-Diktatur wiederherstellen. Wie bewerten Sie den Entwurf für das "Gesetz der demokratischen Erinnerung", der nun das Kabinett passiert hat?

Josep Cruanyes:
Es basiert auf einem vorhergehenden von der sozialistischen Zapatero-Regierung. Es fügt Aspekte hinzu, aber grundsätzlich Aspekte bleiben weiter unberührt. So nimmt man zwar offiziell als Basis das Recht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung der Vereinten Nationen, geht das aber real nicht an. Man bleibt symbolisch.(...)
https://www.heise.de/tp/features/Diktatur-Aufarbeitung-in-Spanien-Das-ist-fuer-Sie-in-Deutschland-sicher-unbegreiflich-6147384.html

ManOfConstantSorrow

ZitatArgentinien gibt Nazi-Akten frei, Deutschland mauert

Buenos Aires erleichtert Zugang zu Dokumenten zu Nazi-Kriegsverbrechern. Deutsche Justiz verweigert solche Transparenz mit Verweis auf "Wohl des Bundes"
https://www.heise.de/tp/features/Argentinien-gibt-Nazi-Akten-frei-Deutschland-mauert-6164372.html
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Kuddel

Zitat Massaker von Babyn Jar
Warum auch ein 99-Jähriger vor Gericht gehört
Es war Massenmord im Akkord: Vor 80 Jahren erschossen SS-Mörder bei Kiew 33.771 Menschen. Nur wenige wurden verurteilt.
https://www.spiegel.de/geschichte/massaker-von-babyn-jar-warum-auch-ein-99-jaehriger-vor-gericht-gehoert-a-957c560f-c41d-49f0-a503-5f44e724e349?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Jahrzehntelang war die deutsche Justiz nicht bereit, gegen die noch lebenden NS Täter vorzugehen.

ManOfConstantSorrow

Heute vor 60 Jahren

ZitatVerordnetes Schweigen - Die blutige Nacht von Paris
Als Massaker von Paris ging ein Blutbad in Paris am 17. Oktober 1961 während des Algerienkriegs (1954–1962) in die Geschichte ein. Die Pariser Polizei ging brutal gegen eine nicht genehmigte, aber friedliche Demonstration mehrerer zehntausend Algerier vor, zu der die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN aufgerufen hatte. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens 200 Menschen getötet wurden. Sie wurden erschossen, erschlagen und zum Teil in der Seine ertränkt. Die blutig verlaufene Massendemonstration wurde in den französischen Medien seinerzeit nahezu flächendeckend totgeschwiegen und erst mit großem zeitlichem Abstand zum Gegenstand einer öffentlichen Diskussion in Frankreich.
https://www.youtube.com/watch?v=cv13uDYSTwY
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Kuddel

Die USA ("land of the free") sind berüchtigt für Staatsterror und politische Morde in In- und Ausland.

ZitatAttentat auf Malcolm X
Ausradierte Geschichte

Zwei Männer, die für den Mord an US-Bürgerrechtsaktivist Malcolm X 20 Jahre im Gefängnis saßen, werden offiziell entlastet. Eine Untersuchung beweist ihre Unschuld und erhebt schwere Vorwürfe gegen das FBI und die New Yorker Polizei.


(...) Kurzer Rückblick: Am 21. Februar 1965 hält der damals 39-jährige Malcolm X im Audubon Ballroom in Manhattan einen Vortrag, als zwei Männer im Publikum zu streiten beginnen. Die Bodyguards entfernen sich vom Rednerpult, um einzuschreiten, sie ahnen nicht, dass die Szene fingiert ist: Drei Attentäter nutzen die Unordnung und schießen auf Malcolm X, ein Gerichtsmediziner wird später 21 Schusswunden feststellen. Dann explodiert im Saal eine Rauchbombe, zwei der Schützen können im Chaos entkommen. Der dritte, Thomas Hagan, wird am Tatort festgenommen.

(...) dass das FBI, die New Yorker Polizei und die damaligen Staatsanwälte wichtiges Beweismaterial zurückgehalten haben, Beweise gar, die zu einem Freispruch von Aziz und Islam hätten führen müssen, wären sie der Justiz übergeben worden.

(...) Laut New York Times hat das FBI damals Dokumente verheimlicht, die den Verdacht auf andere Täter lenkten. Außerdem habe es einen Zeugen unterschlagen, der Aziz' Alibi bestätigen konnte, nämlich, dass er zur Zeit des Attentats mit einer Fußverletzung zu Hause saß. Über die Rollen von FBI und Polizei beim nicht verhinderten Attentat war schon immer viel spekuliert worden. Warum etwa ergriffen sie keine Schutzmaßnahmen, obschon sie doch im Vorfeld der Veranstaltung Hinweise bekommen hatten, dass Malcolm X bedroht wurde?
https://www.sueddeutsche.de/panorama/malcolm-x-usa-buergerrechtsbewegung-justizirrtum-freispruch-fbi-1.5467756

Ich empfehle eine Auseinandersetzung mit den Texten von Malcolm X. Seine Reden waren sehr klarsichtig und kämpferisch, ganz im Gegensatz zu dem religiös verbrämten Geschwafel von Martin Luther King. 

Übrigens, Martin Luther King ist ermordet worden, als er sich dem Klassenkampf zuwandte und weiße Müllarbeiter für einen Streik organisierte.


ManOfConstantSorrow

ZitatDas Verbot von "Memorial" zeigt, was der Kreml von einer Zivilgesellschaft hält: nichts.

Das Gericht hat gesprochen, im Grunde aber hat die Richterin etwas ausgesprochen - nämlich was die Generalstaatsanwaltschaft gesagt und der Kreml praktisch vorweggenommen hat mit seiner harschen Vorverurteilung von Memorial. Das Verbot der international angesehenen Organisation ist leider keine Überraschung mehr gewesen, sondern eine Bestätigung. Die Folgen sind ohnehin weitreichend.

Der russische Staat geht schon seit Langem gegen seine Kritiker vor; das Gesetz über die Registrierung als "ausländischer Agent" ist dabei ein relativ neues Werkzeug, das er zunehmend schärft und auf größere Gruppen anwendet. Schon die Frage, ob Memorial, das sich vor allem um die Aufarbeitung von stalinistischen Verbrechen kümmert, damit auch "politisch tätig" ist (wie es das Agentengesetz voraussetzt), lässt sich nach Gusto dehnen und ebenso gut bestreiten. Ja, Memorial hat sich der Etikettierung als "Agent" immer wieder entzogen, dafür hat die Organisation auch eine Vielzahl von Bußgeldern bezahlt. Jetzt aber bezahlt sie mit dem radikalen Verbotsurteil dafür, dass sie der Geschichtsdeutung des russischen Staates widerspricht. Der möchte verhindern, dass an der immer wohlwollenderen Betrachtung der sowjetischen Vergangenheit gerüttelt wird.
https://www.sueddeutsche.de/meinung/memorial-verbot-gorbatschow-zivilgesellschaft-1.5497178

ZitatEin Gericht in Petrosawodsk hat die Haftstrafe für den Historiker und Menschenrechtler Jurij Dmitrijew um zwei Jahre auf 15 Jahre erhöht. Er hatte zu Verbrechen Stalins in Karelien geforscht.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-strafe-fuer-memorial-historiker-dmitrijew-auf-15-jahre-erhoeht-17703854.html

ZitatDerzeit läuft die vorerst letzte Ausstellung von Memorial International über Frauenschicksale unter Stalin. Die Menschenrechtsorganisation wurde von einem Moskauer Gericht verboten.
https://www.dw.com/de/memorial-ausstellung-%C3%BCber-russische-gulags/a-60278647
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ManOfConstantSorrow

Nordirland

ZitatFür die irisch-republikanische stellvertretende Regierungschefin Nordirlands Michelle O'Neill, sind die Ergebnisse des Berichts der Polizeiombudsstelle zur sogenannten Operation Greenwich »vernichtend«. Die von Marie Anderson geleitete Untersuchung befasste sich mit den Aktivitäten der britisch-unionistischen Todesschwadrone UDA/UFF (Ulster Defence Association, Ulster Freedom Fighters) in zwei Grafschaften zwischen 1989 und 1993. Bei der Veröffentlichung am vergangenen Donnerstag erklärte Anderson, es gebe Beweise für »kollusives Verhalten« einiger Beamter bei der Ermordung von 19 Personen und dem versuchten Mord an zwei weiteren Menschen über einen Zeitraum von vier Jahren.

Zur genauen Art der verdeckten Zusammenarbeit führt der Bericht unter anderem folgende Tatsachen an: London half bei der Einfuhr von Waffen aus dem Apartheidstaat Südafrika, die bei mindestens zehn der Morde verwendet wurden. Britische staatliche Spitzel und Informanten, die innerhalb der UDA arbeiteten, waren direkt in eine Reihe von Morden verwickelt. Trotz Wissens um die Beteiligung von UDA-Mitgliedern an Mordfällen wurde nichts gegen sie unternommen. Beamte der Polizei sowie der nordirischen Staatsmiliz, von denen bekannt war, dass sie Informationen an unionistische Banden weitergaben, wurden dessen ungeachtet zu hochrangigen Besprechungen zugelassen. Die Polizei versäumte es, einige Opfer zu warnen, dass sie sich in Lebensgefahr befanden. Polizeiakten über die Aktivitäten der an den Morden beteiligten Spitzel und Informanten wurden vernichtet – derartige Kollusion ist Teil des Handbuchs des Imperialismus.

Diese Entwicklungen kommen zu einem Zeitpunkt, da die britische Regierung eine Amnestie für ihre Streitkräfte anstrebt, Ermittlungen einstellt und den Opfern Zugang zu den Gerichten und zu einem rechtmäßigen Verfahren verwehrt. Das Vorhaben wurde zu Recht von allen nordirischen politischen Parteien, von der irischen Regierung und von internationalen Menschenrechtsorganisationen verurteilt. Ebenfalls Teil des Amnestieplans ist ein endgültiges Unter-den-Teppich-Kehren der Massaker von Derry und Ballymurphy vor 50 Jahren. 14 unbewaffnete Bürgerrechtsdemonstranten wurden am 30. Januar 1972 in Derry niedergemetzelt. In der katholischen Belfaster Siedlung Ballymurphy wurden zwischen dem 9. und 11. August 1971 zehn wehrlose Menschen, darunter ein Priester, kaltblütig ermordet.

Der veröffentlichte Bericht zählt zu einer langen Reihe von Untersuchungen...
https://www.jungewelt.de/artikel/418761.kampf-gegen-irische-republik-aufgedeckt-und-unges%C3%BChnt.html
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ManOfConstantSorrow

Zitat"Bloody Sunday" jährt sich zum 50. Mal
Die Wunden sind bis heute nicht verheilt
Fünf Jahrzehnte nachdem britische Soldaten in Derry 14 friedliche Demonstranten töteten, sind die Wunden nicht geschlossen. Schlimmer noch: Sie reißen wieder auf. Ist der Friedensprozess gescheitert?


https://www.weser-kurier.de/politik/ausland/bloody-sunday-jaehrt-sich-zum-50-mal-wunden-sind-nicht-verheilt-doc7jh9yspm2p3ozq6u78m
(Bezahlschranke)


https://youtu.be/CquBS2hnLNI
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Fritz Linow

Zitat23.7.22
"Es gab da Massenmorde": Was noch fehlt in der Documenta-Debatte

Bislang geht es um Antisemitismus, aber nicht um die westdeutsche Rolle beim Indonesian Genocid, dessen Darstellung den Skandal auslöste.

Ein wesentlicher Inhalt des beanstandeten Kunstwerks des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, einer meterhohen Plakatwand mit Wimmelbild, wurde in der vom Antisemitismus-Vorwurf dominierten Debatte kaum benannt: Der Indonesian Genocid, die Massaker in Indonesien 1965–1966.
(...)
https://www.heise.de/tp/features/Es-gab-da-Massenmorde-Was-noch-fehlt-in-der-Documenta-Debatte-7188151.html?seite=all

Fritz Linow

Zitat30.9.22
DEUTSCHE AUSSENPOLITIK
Der unbekannte Genozid

Die indonesische Militärjunta unter Suharto tötete ab Mitte der 1960er Jahre Hunderttausende Kommunisten. Die Bundesrepublik hatte davon genauestens Kenntnis

Auf der Documenta 15 lösten sie einen Skandal aus: »Antisemitische« Figuren auf dem Wimmelbild »People's Justice« der indonesischen Gruppe Taring Padi. Dabei ging völlig unter, was der Hintergrund der Arbeit war: der Massenmord an Hunderttausenden Kommunisten und anderen Regimegegnern unter General Suharto in den 1960er Jahren. Von dem war aber die westdeutsche Regierung nicht nur bestens informiert – sie half Suhartos Schergen auch noch tatkräftig. Eine neue Filmdoku von Redfish nimmt sich dieses verdrängten Kapitels der jüngeren Geschichte an.
(...)
https://www.jungewelt.de/artikel/435474.deutsche-außenpolitik-der-unbekannte-genozid.html

ManOfConstantSorrow

ZitatInuit Grönländer fordern Antworten auf den dänischen Geburtenkontrollskandal

Dänemark und Grönland haben sich formell darauf geeinigt, eine zweijährige Untersuchung historischer Geburtenkontrollpraktiken einzuleiten, die von dänischen Ärzten über viele Jahre hinweg an grönländischen Inuit durchgeführt wurden.

Tausenden von Inuit-Frauen und -Mädchen wurde in den 1960er und 70er Jahren ein Intrauterinpessar (IUP) eingesetzt, das gemeinhin als Spirale bekannt ist.
https://www.bbc.com/news/world-europe-63049387
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Kuddel

ZitatSektensiedlung Colonia Dignidad
»Eines der größten Menschenrechtsverbrechen unter deutscher Beteiligung«

...
Es ist ein Pingpongspiel der Verantwortlichen. Die Verbrechen wurden vornehmlich auf chilenischem Territorium begangen, aber von deutschen Staatsbürgern. Von daher haben beide Staaten eine Verpflichtung, sich an der Aufarbeitung zu beteiligen. Aber jede Seite deutet auf die andere, weil die vermeintlich eine höhere Verantwortung trage oder zuständig sei. Das führt am Ende zu einer Blockade.
...
Von Anfang an, seit den frühen 1960er-Jahren, erreichten die Bundesbehörden deutliche Hinweise auf schwere Verbrechen innerhalb der Kolonie. Obwohl diese Hinweise sich über die Jahre immer weiter verhärtet haben, ist weder die bundesdeutsche Diplomatie noch die zuständige Justiz von Nordrhein-Westfalen eingeschritten.
...
Es geht dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch von Kindern durch den pädophilen Sektenführer Paul Schäfer, sondern auch um Folter und Mord an Oppositionellen des damaligen Pinochet-Regimes.
...
Und nach dem Putsch von 1973 gab es in der bundesdeutschen Diplomatie und Politik auch Sympathie für die Pinochet-Diktatur, die den demokratischen Weg zum Sozialismus von Salvador Allende gewaltsam beendet hatte.
...
Die Colonia wurde zu einem Schlüsselelement im Repressionsapparat der chilenischen Militärdiktatur, was auf die persönliche Beziehung zwischen Schäfer und Pinochet zurückzuführen ist.
...
Die Colonia hat sehr eng mit der Spitze des chilenischen Geheimdienstes DINA zusammengearbeitet.
...
Und dann traten da auch bundesdeutsche Figuren auf, wie der Waffenhändler Gerhard Mertins, der die Diktatur mit Waffen versorgt, zugleich für den Bundesnachrichtendienst gearbeitet hat und auch in der deutschen Botschaft gut vernetzt war.
...
Das Ärgerliche ist nur: Die Kommission wurde im Juli 2017 konstituiert und hat sich bis zum heutigen Tage noch nicht einmal öffentlich geäußert. Seit über fünf Jahren treffen sie sich, und keiner weiß, was dort besprochen wird.
...
Obwohl mittlerweile mehr Täter in der Bundesrepublik sein dürften als in Chile, hat es noch nie eine Anklage gegen einen von ihnen gegeben. Deutschland ist zum sicheren Hafen für mutmaßliche Täter geworden...
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/colonia-dignidad-eines-der-groessten-menschenrechtsverbrechen-unter-deutscher-beteiligung-a-ee1f8749-7eb8-4093-923c-1075cdee6494

ManOfConstantSorrow

Knapp 50 Jahre nach dem Tod Pablo Nerudas hat ein internationales Team von Forensikern festgestellt, dass der chilenische Poet und Literaturnobelpreisträger an einer Vergiftung gestorben ist.

ZitatMord an Neruda bewiesen
Forensische Untersuchung bestätigt: Chilenischer Dichter wurde 1973 von rechten Putschisten vergiftet
https://www.jungewelt.de/artikel/445236.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Gestern vor 77 Jahren wurde der faschistische Diktator Benito Mussolini  hingerichtet.

In Italien ist es nicht zur notwendigen Aufarbeitung des Faschismus gekommen. Es gibt weiterhin eine starke faschistische Bewegung, nicht als gesellschaftliche Randerscheinung, sondern als Teil des politischen Mainstreams. Mit Giorgia Meloni hat Italien eine faschistische Ministerpräsidentin.

BGS

"Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht."
~ Abraham Lincoln ~

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Interessant, daß selbst im Spiegel Zweifel aufkommen, daß die deutsche Aufarbeitung des Faschismus so erfolgreich war.

ZitatDer Fall Aiwanger zeigt, wie verlogen die Deutschen mit ihrer Vergangenheit umgehen

Die Deutschen sind stolz auf ihre Erinnerungskultur, die »Aufarbeitung« von Nationalsozialismus und Holocaust. Die Flugblattaffäre um Hubert Aiwanger zeigt, wie wenig Substanz dahintersteckt.
https://www.spiegel.de/geschichte/hubert-aiwanger-der-fall-zeigt-wie-verlogen-die-deutschen-mit-ihrer-vergangenheit-umgehen-a-2d9b18ff-f6f6-47f4-bb75-3bada1726618 (Armenschranke)

Ich finde das, was es bisher an Aufarbeitung gegeben hat, durchaus gut.
Der Druck kam stets von unten und kämpfte gegen die herrschende Verdrängung, gegen die braun durchseuchten politischen Strukturen und die weiterlebende Nazijustiz.

Noch heute wird behauptet, Adenauer sei Antifaschist, doch er ging massiv gegen den VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) vor. Und es sollte sich dringend wieder mit FJ Strauß, dem Säulenheiligen der CSU, auseinandergesetzt werden. Ein luprenreiner Antidemokrat und ein Rechtsradikaler.

Zurecht ärgert man sich über rechte Tendenzen in Sachsen und Thüringen, doch man schweigt von Bayern. Dort konnte man eine braune Gesinnung zur Schau tragen und das ging durch, weil "so sind sie halt, die Bayern". Es ist billig, immer nur mit dem Finger auf den Osten zu zeigen, rechte Weltbilder und -Strukturen gibt es auch im Westen und dort in der Mitte der Gesellschaft.

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