RLS: Wanderausstellung Schicksal Treuhand - Treuhand Schicksale

Begonnen von Frauenpower, 18:45:39 Do. 19.Dezember 2019

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Frauenpower

https://www.rosalux.de/dossiers/1989-aufbruch-ins-ungewisse/schicksal-treuhand-treuhand-schicksale/
ZitatEröffnung der Ausstellung in Schwerin (6.12. – 10.1.)
6. Dezember, 18 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus und Volkshochschule, Puschkinstraße 12 und 13, 19055 Schwerin
Mit Angelika Gramkow (Oberbürgermeisterin von Schwerin a. D.), Jörg Böhm (stellv. Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern), Katharina Schlaack (Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern) und Zeitzeug*innen
Eröffnung der Ausstellung in Frankfurt/Oder (6. – 24.1.)
6. Januar, 17 Uhr
Europa-Universität Viadrina, Gräfin-Dönhoff-Gebäude, Foyer, Europaplatz 1, 15230 Frankfurt (Oder)
Mit René Wilke (Oberbürgermeister der Stadt), Christian Hoßbach (Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg) und Zeitzeug*innen
Eröffnung der Ausstellung in Heidelberg (13. 1. – 11.2.)
13. Januar, 18 Uhr
Aula der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Keplerstraße 87, 69120 Heidelberg
Mit: Dagmar Enkelmann (Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung) und Bernd Gehrke (Historiker, linker Oppositioneller in der DDR)
In Kooperation  mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg - Fachbereich Geschichte

Eröffnung der Ausstellung in Rostock (27.1. – 14.2.)
28. Januar, 18 Uhr
Rostocker Rathaus, Neuer Markt 1a, 18055 Rostock
Mit: Dagmar Enkelmann (Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung), Christa Luft (Wirtschaftsministerin in der Modrow-Regierung) und Zeitzeug*innen
3. Februar: Umzug der Ausstellung in die Societät Rostock maritim e.V., August-Bebel-Str. 1, 18055 Rostock
6. Februar: Podiumsdiskussion mit Gregor Gysi (MdB)

ZitatDas Begleitbuch mit den Geschichten der Zeitzeug*innen ist in der Ausstellung kostenfrei erhältlich. Weitere Stationen und Informationen zur Ausstellung finden Sie unter http://www.rosalux.de/treuhand.
https://www.rosalux.de/pressemeldung/id/41138/schicksal-treuhand-treuhand-schicksale-wanderausstellung-in-berlin/

Kuddel

Es ist gut, wenn das Thema Treuhand wieder ausgebuddelt wird.

Es ist eines der bedeutendsten wirtschaftlichen/politischen Ereignisse in der Geschichte der Bundesrepublik.
Es war der wohl weltweit größte Enteignungs- und Privatisierungsvorgang nach den 2. Weltkrieg. Am 1. Juli 1990 waren der Treuhand etwa 8500 Betriebe unterstellt, in denen mehr als vier Millionen Menschen arbeiteten und sie übernahm rund 2,4 Millionen Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen.

Betriebe wurden für'n Appel und 'n Ei verkauft. "Abwickung" bedeutete Schließung. Es wurden auch gut laufende Betriebe dichtgemacht, da sie eine lästige Konkurrenz für Unternehmen im Westen waren. Die Treuhand war eine Mafiaorganisation jenseits jeglicher Kontrolle.

Die von dem großen Ausverkauf betroffenen Menschen begannen sich zu wehren und sich zu organisieren. Der DGB sabottierte die selbstorganisierten Strukturen ostdeutscher Arbeiter. Unter der Regierung Kohl begann wieder der betreute rechte Terror. Die Pogrome von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen wären nicht denkbar ohne das gute Zusammenspiel von Behörden, Geheimdiensten und Rechtsradikalen.

In ihrer politischen Naivität reagierte die Antifa wie erwartet und wie von der Regierung Kohl erhofft. Es war Schluß mit der Auseinandersetzung zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern, der Kampf fand nicht mehr zwischen unten und oben statt, sondern zwischen "links" und "rechts". Jetzt schlugen sich die einfachen Leute gegenseitig auf die Glocke. Es entanden sogar Fronten wie Wessis gegen Ossis. Kohl und Kapital konnten sich ins Fäustchen lachen. Die Umverteilung von unten nach oben konnte ungehindert weitergehen, denn die einfachen Leute und die Linke waren an anderen Fronten beschäftigt.

Frauenpower

@ Kuddel: und wie hätten Linke es besser machen können? Die Ostdeutschen haben sich auch vor die Treuhand gestellt und demonstriert - es brachte auch nichts - was hätten alle besser machen können?

Die Treuhand-Abwicklung, so was ich darüber erfahren kann finde ich furchtbar und um die Betriebe tut es mir leid und mit den Menschen hätte so nicht umgegangen werden dürfen. Die nun entstandene Wut ist verständlich und ich es kann es noch mehr verstehen, wie ein Ost-Deutscher im TV mal sagte: die Ostdeutschen waren zufrieden mit ihrem Leben (Arbeit, wohnen ..) gewesen. Das was nicht in Ordnung war und von dem das fehlte, wollten sie loswerden bzw. ergänzen .. - dem war aber nicht so, viele wurden erwerbslos, mussten sich von den errichteten Arbeitsämtern demütigen lassen ..
die entstandene Wut muss aber konstruktiv genutzt werden - äh und nicht in rechten Hass.

Kuddel

Hallo Frauenpower,

wie gesagt, ich halte das für das größte und folgenreichste Thema, das von der Bundesdeutschen Linken verpennt worden ist.
Ich bin nur mal kurz auf die Suchfunktion bei der Jungen Welt gegangen. Die Artikel sind fast alle nur für Abonnenten zugänglich, doch die ersten Zeilen sind schon aufschlußreich:

ZitatDDR verscherbelt
Joachim Mitdank hat den Erinnerungen an seine diplomatische Tätigkeit für die DDR (Berlin zwischen Ost und West, 2004) jetzt ein weiteres Buch hinzugefügt: »Die DDR – Gründung, Aufstieg und Verkauf«.
ZitatPrivatisierungsbilanz
Die Treuhand-Tochter BVVG (Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft) hat unter Landwirten in Ostdeutschland kein besonders gutes Image. Sie gilt als eine Art Vampir, der ihnen mittels Oktroyierung teurer Kauf- oder Pachtverträge Lebens...
ZitatDer veruntreute Sender
Vor 20 Jahren, am 31. Dezember 1993, stellte der Deutschlandsender Kultur (DS Kultur) seinen Betrieb ein. Die Hörer in Ostdeutschland verloren damit ihren letzten unabhängigen und authentischen Rundfunksender.
ZitatSchnäppchen für Erben
Die bundeseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (BVVG) privatisiert seit 1992 die ehemals volkseigenen land- und forstwirtschaftlichen Flächen der DDR.
ZitatZurück in die Knechtschaft
Die Legende von einer 1989 - besser noch: seit jeher - »bank­rotten« ostdeutschen Volkswirtschaft ist heute ein Gemeinplatz geworden, nicht nur in Deutschland. Doch sie ist falsch.
ZitatBund treibt Bodenpreise hoch
Die 1992 als eine Nachfolgerin der Treuhandanstalt gegründete Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (BVVG) verkauft und verpachtet seit mehr als 20 Jahren im Auftrag des Bundesfinanzministeriums Äcker, Wälder und Seen, die sich im D...
ZitatPrivatisierung noch bis 2030
Die Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (BVVG) verkauft im Auftrag des Bundesfinanzministeriums seit 1992 Felder, Wälder und Seen, die in der DDR Volkseigentum waren.
ZitatAbwickeln, niedermachen, ausräumen
Wie sich der Umgang der BRD mit der Wirtschaft der DDR vergleichen lässt, zeigte gelegentlich einer Buchvorstellung im April der ausgewiesene Rassist Thilo Sarrazin: »Es war eine Notschlachtung, so wie die Schweine damals gekeult wurden, di...
ZitatDa wurde systematisch gespalten und Solidarität für gestrig erklärt, den einen Hoffnung gemacht, andere gingen kommentarlos in die Arbeitslosigkeit. Und die Mehrheit, nicht zuletzt die Arbeiter, wählten am 18. März 1990 die »Allianz für Deutschland« in der Erwartung, dass mit D-Mark und Großkapital die Arbeitsplätze kommen. Die verschwanden statt dessen, wahrscheinlich an die vier Millionen. In der alten BRD entstanden gleichzeitig, schreibt Daniela Dahn in ihrem neuen Abrechnungsbuch zur »Einheit. Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute«, zwei Millionen neue, und die Zahl der Millionäre verdoppelte sich. Die Deindustrialisierung der DDR hatte eine katastrophale Ost- und eine glänzende Westseite.

Das sind nur ein paar Stichworte zum Ablauf.

Du fragtest jedoch nach einer linken Alternative zu dem Ausverkauf.
Sie liegt im kollektiven Widerstand der Menschen gegen die Abwicklung der Betriebe und der Lebenszusammenhänge im Osten. Es gab Widerstand. Beachtlichen Widerstand. Vorbildlichen Widerstand.

Dieser Widerstand hätte Unterstützung gebraucht. Unterstützung vor Ort und praktische Solidarität (Betriebliche Kämpfe und Demonstrationen) im Westen.

Am schlimmsten war die Rolle des DGB. Der ist im Osten einmarschiert, genauso wie die Wirtschaft, um dort zu übernehmen. Er wollte Mitglieder und Kontrolle. Als die Arbeiter sich dort auch unabhängig organisierten und kämpften, wurde er sauer, denn er meinte ja da Monopol darüber zu haben. Die Kämpfe und Strukturen wurden vom DGB massiv sabottiert. Die Arbeiter kannten den DGB ja nicht und auch nicht die Brutalität der Wirtschaft des Westens. Sie hofften, als ihnen keiner half, auf die Versprechen Helmut Kohls.

Die Westdeusche Linke interessierte sich in den 80ern nicht für Arbeiter. Heute ist es eigentlich nicht besser. Als dort Nazis aktiv wurden, interessierte man sich im Westen plötzlich wieder für die DDR. Dann setzte man schonmal DDR und Nazis gleich. Die Ossis wurden von der Abwicklung der DDR überrollt und haben es nicht als einen Angriff des Kapitals gegen die einfachen Menschen gesehen, sondern als einen Angriff des Westens auf den Osten. Als die Antifa die Ossis noch noch genauso herablassend behandelte, wie die Politiker und die Wirtschaft, war das eine Bestätigung für den Eindruck.

Irgendwann wurden rechte Parolen zu eine Art Protestkultur gegen den Westen. Das war der große Stinkefinger gegen die Demütungen durch die Treuhand, die Medien, die Politik und das unsolidarische Verhalten der Westdeutschen Gewerkschaften und Linken.

Da der Arbeiterwiderstand gegen die Abwicklung verdrängt und fast vergessen ist, hier noch ein paar Erinnerungen:

ZitatDer Widerstand der Bischofferoder Kumpel gegen die Politik der Industriekartelle der BRDund die Geschäftemacherei der ausführenden Treuhand-Anstalt gipfelte 1993 in einem Hungerstreik und wurde zu einem Symbol. Es war nicht der erste Protest von Arbeiter*innen dieser Art in den Jahren kurz nach dem Mauerfall. Im Zuge des großen Ausverkaufs der Betriebe und der Zerschlagung öffentlicher Infrastruktur auf dem Gebiet der ehem. DDRgab es eine massive Protestbewegung, die an den Herbst 1989 erinnerten.
https://www.kiezhaus.org/calendar/rotes-kiezkino-bischofferode-das-treuhand-trauma/

























Und hier nochmal was zu einer der herausragenden Auseinandersetzungen:

Bischofferode



ZitatMDR-Dokumentation
Bischofferode: Das Treuhand-Trauma

Der Sommer 1993 verändert Deutschland. Damals wird Bischofferode, ein Ort im Norden Thüringens, wegen des Hungerstreiks der dortigen Kalikumpel weltberühmt. - Eine MDR-Dokumentation erzählt 25 Jahre später dessen Geschichte.




Am 1. Juli 1993 beginnen zwölf Kumpel in Bischofferode einen Hungerstreik. Sie kämpfen für den Erhalt des Kalibergwerks "Thomas Müntzer". Aus zwölf werden schnell 23, schließlich mehr als 40 Menschen, die aus Protest gegen die mögliche Schließung ihres Werkes über Wochen hungern. 81 Tage dauert die Aktion. Der Hungerstreik wird zum Symbol für den Kampf gegen die Privatisierungspolitik der Treuhand.

Jähes Ende der Einheits-Euphorie

Die Bilder des Hungerstreiks gehen um die Welt. Die internationale Presse fragt sich, ob jetzt die Deutsche Einheit auf dem Spiel steht. Menschen in ganz Europa solidarisieren sich, Urlauber von der Ostsee schicken Ansichtskarten mit aufmunternden Worten, sogar die Puhdys kommen in den kleinen Ort Bischofferode. Fernsehteams aus aller Welt berichten.

Auch Politiker geben sich die Klinke in die Hand, um sich als Retter der bedrohten Arbeitsplätze zu profilieren. Der zähe Kampf der Kumpel dauert bis Ende 1993 und ist doch erfolglos. Sie werden erschüttert in ihrem Glauben an die neu erlangte Freiheit, gerade hier, im Eichsfeld, das die Deutsche Einheit 1990 so euphorisch begrüßt hatte!

Fusion kostet Milliarden an Steuergeldern


Die Kalikumpel sehen sich als Bauernopfer einer im Geheimen orchestrierten Neuordnung der deutschen Kaliindustrie, die während ihrer Proteste längst ein eingefädelter Deal war – sie konnten nicht gewinnen. Die sogenannte Kalifusion war der größte Wirtschaftsdeal der Deutschen Einheit, der den Steuerzahler bis heute fast zwei Milliarden Euro gekostet hat.

Und der Freistaat Thüringen – das Bundesland mit den besten Kalivorkommen Deutschlands - ist der große Verlierer des Mega-Deals. Thüringen könnte reich sein, verliert aber damals neben Bischofferode fast alle Kaligruben. Für die Sanierung und Sicherung der stillgelegten Bergwerke muss der Freistaat Jahr für Jahr Millionenbeträge einsetzen.
https://www.mdr.de/zeitreise/einfuehrung-bischofferode-doku-100.html





ZitatAufstand im Kalibergwerk

Keine Ortschaft war nach der Wende bei Bonner Politikern so gefürchtet wie das thüringische Bischofferode. Von 1992 bis 1993 kämpften dort Kaliwerker für den Erhalt ihres Betriebs - mit allen Mitteln. Um ihren Job zu retten, riskierten einige sogar ihr Leben.


Wahrscheinlich kratzte Günter Rexrodt seinen ganzen Mut zusammen, als er aus dem Auto stieg. Schließlich gab es keinen Ort in der Republik, an dem er weniger willkommen war. Am 2. November 1993 besuchte der Bundeswirtschaftsminister eine Konferenz in der thüringischen Stadt Worbis. Bergleute aus dem nahegelegenen Örtchen Bischofferode warteten schon auf ihn - und bereiteten dem Politiker einen heißen Empfang. Empört riefen sie: "Wirtschaftstöter!" - eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für einen Wirtschaftsminister. Und eine wenig verwunderliche für Rexrodt - schließlich war er den weiten Weg aus Bonn gekommen, um zu erklären, warum ihr Kalibergwerk geschlossen werden sollte.

"Das konnte kein Mensch begreifen"

"Wir waren gut vorbereitet und alle guter Hoffnung auf die Marktwirtschaft", sagt Gerhard Jüttemann über die Erwartungen der Belegschaft nach der Wende 1989. Viele Jahre ist der gelernte Zerspanungsfacharbeiter unter Tage eingefahren. "Wir hatten qualifiziertes Personal, moderne Technik und ein Lagervorkommen, das noch Jahrzehnte gereicht hätte." Für die DDR war das Kaliwerk ein profitabler Devisenbringer, denn das Kali wurde in den Westen exportiert. Rund 2000 Mann fanden hier zur Zeit der Wende Beschäftigung. Die chemische Industrie und vor allem die Landwirtschaft hatten Bedarf an dem Rohstoff. Eigentlich gute Aussichten für die Zukunft, dachten die Bischofferoder Kalikumpel. Umso erstaunlichere Nachrichten erhielt die Belegschaft kurz vor Weihnachten 1992. "Wir kriegten dann von der Betriebsleitung am 10. Dezember die Information: Im Zuge der geplanten deutsch-deutschen Kali-Fusion werden die Standorte Bischofferode und Merkers zum 31. Dezember 1993 geschlossen", berichtet Gerhard Jüttemann. Er macht eine Pause. "Das platzte rein wie eine Bombe."
(...)
https://www.spiegel.de/geschichte/protest-gegen-die-schliessung-der-kali-grube-bischofferode-1993-a-951339.html



Der Spiegelbericht beschreibt die verschiedenen Protestformen und Aktionen der Arbeiter und ihrer Familien.
Werksbesetzung. Delegation zum Papst.(!) Hungerstreik. Dann Hoffnungen auf "Büssel". Und gute Nacht!
Die Hoffnungen auf "die Politik" sind einfach tödlich.

counselor

Ja, Bischofferode ist unvergessen. Die Losung 'Um uns selbst müssen wir uns selbst kümmern!' ist legendär und heute noch gültig.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Frauenpower

@Kuddel:
Danke für die Artikel der Jungen Welt. Die Junge Welt finde ich sehr informativ und sehr sympathisch. Sie zu unterstützen um sie zu erhaltene finde ich wichtig. Ich achte drauf, immer mal wieder eine zu kaufen.
Danke für deine Antwort. Ich müsste mich selbst mehr einlesen in das Thema, gehe jetzt mal auf deine Aussagen ein. Da stellt sich mir die Frage, ob es denn eine westdeutsche Linke in den 1980er Jahren gab? Wer waren sie und was taten sie? Es gab Hausbesetzungen, schon in der Zeit aufgrund von Wohnraummangels - meinst du diese wohl eher spontan (?) linksgerichtete Gruppierungen?
Als politische Linke bildete sich wohl die WASG, davor oder danach die PDS und erst 2010 meine ich war es, bildete sich Die Linke und es gibt vielleicht so linke kleinere Treffs und Gruppierungen.
DKP gab es ...Aber ansonsten, was gab es denn für "Linke"?
Die Grünen waren erst in der Gründungsphase in jener Zeit meine ich, da waren sie noch konkret gegen "weiter so".

Ob der DGB übernehmen wollte in punkto Kontrolle und ähnlichem .. ich kann es nicht beurteilen - wollte er Tarifverträge? Tarifverträge sollen gut sein, weil sie einen bestimmten Lohn und Urlaub u.ä. garantieren?
Um konkreten "Abwicklungs-Widerstand" kollektiv leisten zu können, muss ein Kollektiv auch da sein. Sie müssen dafür vorbereitet sein.
Könnte das im Fall "Hambacher Forst" geschehen sein? Der soll jetzt vielleicht erhalten bleiben und in eine Stiftung umgewandelt werden.
ZitatDer jahrelang umkämpfte Hambacher Forst am Braunkohletagebau soll aus Sicht des Umweltverbandes BUND von der öffentlichen Hand übernommen werden. Das Waldgebiet könnte an die landeseigene NRW-Stiftung gehen, schlug der Geschäftsleiter des BUND-Landesverbandes, Dirk Jansen, vor. So könne das Waldgebiet dauerhaft als Naturrefugium erhalten werden und den Kern legen für ein Biotopverbundsystem im Rheinischen Revier, sagte Jansen der Deutschen Presse-Agentur.

Der Eigentümer RWE nahm zu dem Vorschlag zunächst nicht direkt Stellung: ,,Die Verhandlungen darüber, wie die Empfehlungen der Kommission genau umgesetzt werden sollen, laufen. Wir hoffen, dass es möglichst schnell zu Ergebnissen kommt. Wir prüfen sorgfältig, wie der Hambacher Forst erhalten bleiben könnte", erklärte das Unternehmen. Im Fall des Erhalts müsse gesichert sein, dass die Waldbesetzer den Wald verließen und Angriffe aus der Szene gegen Mitarbeiter und Anlagen ein Ende nehme.
https://www.aachener-nachrichten.de/nrw-region/braunkohle/hambacher-forst-soll-in-nrw-stiftung-ueberfuehrt-werden_aid-47820875

In einer Gesellschaft, in der Leute schon das Zittern kriegen und abwinken, wenn sie das Wort "Politik" hören (mit der man nichts zu tun haben wolle) ist es schwierig, Leute zu organisieren. (Dennoch ist es immer nötiger, je mehr die öffentliche Hand sich aus der Gesellschaft zurückzieht - Bürgerinitiativen sind dann die Antwort = es selbst tun, aber gratis https://clara.linksfraktion.de/2019/12/wir-machen-es-selbst/


Ostdeutsche hätten vielleicht selbst entscheiden sollen, was nun geschehen soll oder kann. Und sie hätten - evtl. nach Wahl einer Sprecherin o.ä. um die Hilfe fragen können, die sie wollten und nicht die, die ihnen auferlegt wurde??

Sind auch nicht alle Ostdeutsche mit dem Fall der Mauer zufrieden, die meisten aber vermutlich schon - die Arbeitslosigkeit wollten sie aber bestimmt nicht.

Ich finde es  in Ordnung, dass Die Linke einen Untersuchungsausschuss will für die Treuhand
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1120770.treuhand-linke-will-ueber-treuhand-untersuchungsausschuss-abstimmen-lassen.html

Ich kann es nicht beurteilen, ob Antifas die Ossis herablassend betrachtet hätten, ich kann es mir aber  auch nicht vorstellen, auch dass die DDR mit Na*** verglichen worden wäre ....
Dass Linke sich nicht für ArbeiterInnen interessiert haben sollen kann ich mir auch nicht vorstellen. Für wen und was sollen die sich denn dann interessiert haben??

ganz schön mutig, von Ostdeutsche, dass sie überhaupt noch demonstriert haben, zumal sie gewaltsame Abbrüche von Demos miterleben mussten wie den Aufstand von 1953
ZitatAls Aufstand vom 17. Juni 1953 (auch Volksaufstand oder Arbeiteraufstand) wird der Aufstand bezeichnet, bei dem es in den Tagen um den 17. Juni 1953 in der DDR zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten kam, die mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen verbunden waren. Er wurde von der Sowjetarmee gewaltsam niedergeschlagen; 34 Demonstranten und Zuschauer starben, sowie fünf Angehörige von Sicherheitsorganen wurden getötet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_vom_17._Juni_1953

oder der Prager Frühling 1968 in der Tschechoslowakei



Frauenpower

Hab noch was gefunden:
https://clara.linksfraktion.de/2019/12/der-schnee-von-gestern-ist-die-sintflut-von-heute/
ZitatUnter diesem Titel veröffentlichte Daniela Dahn in diesem Herbst ihr neues Buch. Es ist kein DDR-Buch, jedoch eins, das nachfragt, was die vergangenen 30 Jahre mit unserem Gemeinwesen gemacht haben. clara veröffentlicht einen Auszug.

Kuddel

Danke für den Hinweis.

Mir ist dieses Buch auch gerade empfohlen worden.


https://youtu.be/7waQ8JSAUic

Ist ein Thema, mit dem man sich weiterhin befassen muß.

Frauenpower

@ Kuddel: freut mich. Habe kurz in dein Video hineingeclickt da fiel mir die Doku-Reihe ein "Ost-Frauen Wegen an die Macht" . Am Ende kommt da Anke Domscheidt-Berg zu Wort. Sie meint, dass bei der Mütterrente, Frauen in der OstBRD immer noch weniger bekämen und es auch noch weitere andere Ungleichheiten immer noch gibt.
https://www.ardmediathek.de/rbb/player/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvZG9rdS8yMDE5LTAzLTA4VDIxOjAwOjAwX2Q4OTI2ZmU2LTk1ODctNGYyYi04ZjJjLTdkMmNjZDgxOWYxMy93ZWdlLXp1ci1tYWNodA/
Vielleicht ist das ja auch mal noch interessant.


Frauenpower

evtl. eine interessante Seite für die eine oder den anderen Herbst 89 Die Linke
https://herbst89.die-linke.de/

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