Wat Noch > Theoriebereich
Basisgewerkschaften
Kuddel:
--- Zitat ---Basisgewerkschaften rufen zu Streik- und Aktionstagen auf
Die Vereinigung der Basisgewerkschaften (USB) hat für den 20., 21. und den heutigen 22. Mai zu nationalen Aktions- und Streiktagen aufgerufen. Am 20. Mai jährte sich der Beschluss des Gesetzes zum Schutz der Arbeitenden zum 50. Mal. Am 21. Mai rief USB zu einem landesweiten Streik der Erntehelfer und Landarbeiter auf, am 22. Mai zu einem Streik im Versorgungssektor für den Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz.
Italien. Am 20. Mai 1970 wurde in das Gesetz zum Schutz der Arbeitenden (statuto dei lavorati) beschlossen. Die Vereinigung des Basisgewerkschaften (USB) in Italien erklärte, dass Jubiläen wie diese immer ein Zeugnis vergangener Konflikte sind. Das statuto dei lavorati ist eine Momentaufnahme des damaligen Kräfteverhältnisses im Klassenkampf. USB warnt vor den Debatten um ein neues statuto dei lavorati im Rahmen eines neuen Sozialpaktes, vielmehr müsste das bestehende als Ausgangspunkt für weitere Kämpfe für die Rechte, Einkommen, Sicherheit und Garantien der arbeitenden Menschen genutzt werden.
Die Vereinigung der Basisgewerkschaften rief für den 20. Mai unter der Losung „Lasst uns die Rechte neu beleben“ zur italienweiten Mobilisierung auf, um den Blickwinkel auf den sogenannten neuen Sozialpakt zu verändern. Zu zeigen, dass dieser im Interesse der EU und des italienischen Arbeitgeberverbandes (Confindustria) eine verstärkte Ausbeutung, eine Senkung der Schutzmaßnahmen, einen scharfen Wettbewerb und soziale Ausgrenzung bedeutet. Verhindern lässt sich das nur durch eine Veränderung des Kräfteverhältnisses im Klassenkampf in Italien, so die USB.
Aus diesem Grund rief die Vereinigung der Basisgewerkschaften für den gestrigen 21. Mai zum italienweiten Streik der Tagelöhner auf. Die USB Landwirtschaft berichtet italienweit davon, dass verlassene Felder zu sehen waren, ebenso wie Solidarität von Bauern, die ihre Traktoren abstellten, und Verbraucher, die die Lkw anhielten und den Streik unterstützten. Die USB erklärte die Ablehnung des sogenannten „Decreto Rilancio“, da es sich nicht um Menschen kümmert, sondern sie lediglich als Werkzeug zur Rettung der Ernte betrachtet. Sie macht die Landarbeiterinnen und Landarbeiter in der Gesellschaft unsichtbar und marginalisiert, wie das auch mit Logistikarbeiterinnen und ‑arbeitern, Pflegenden und vielen anderen geschehen ist. Menschen, die illegal auf den Feldern arbeiten, verweigert die Regierung eine Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis, stattdessen gibt es nur stark befristete und mit strengen Auflagen verbundene Arbeitserlaubnisse. Dies ist die Fortsetzung der salvinischen Sicherheitsdekrete, die noch immer in Kraft sind und unsichtbare Fabriken, in denen illegale ohne Rechte und Schutz arbeiten, geschaffen, kritisiert die USB.
Für den heutigen 22. Mai ruft die Vereinigung der Basisgewerkschaften zu einem zweistündigen Hygienestreik auf. Anlass ist das Vorgehen der italienischen Garantiekommission, die zwischen Arbeit und Kapital vermitteln soll, gegen Arbeiter, die die Arbeit verweigerten auf Grund fehlender Schutzausrüstung und sanitärer Einrichtungen. Paradoxerweise kam die Garantiekommission im Vorfeld des heutigen Streiks nicht umhin, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Arbeitgeberverbände einzuleiten, da diese nicht zu einem Schlichtungsgespräch beim Arbeitsministerium erschienen mit der Begründung, dass sie die USB nicht als Gesprächspartner anerkennen würden. Die Kommission ergriff allerdings erst Maßnahmen gegen die Arbeitgeberverbände, nachdem USB eine Beschwerde bei der Regierung, dem Präsidenten des Repräsentantenhauses und des Senats eingereicht hatte. Die USB ruft heute in jedem Fall zu einem zweistündigen Streik am Ende jeder Schicht gegen die Schikanen und die Vernachlässigung der Gesundheit der Beschäftigten auf, aber vor allem gegen die Nationale Garantiekommission, die die Unternehmen immer verteidigt hat, nie gegen sie vorgegangen ist, aber immer bereit war, die Gewerkschaft und die Beschäftigten zu bestrafen.
--- Ende Zitat ---
https://www.redglobe.de/europa/italien/76278-italien-basisgewerkschaften-rufen-zu-streik-und-aktionstagen-auf
Kuddel:
Neben der vorbildlichen Unterstützung der rumänischen ErntearbeiterInnen eines Spargelhofs in Bornheim (bei Bonn), ist die FAU auch im Bereich der Leiharbeit umtriebig:
--- Zitat ---Das Arbeitsgericht Kaiserslautern hat heute entschieden, den Fall eines ehemaligen Leiharbeiters, der gegen seine schlechtere Bezahlung geklagt hatte, dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorzulegen. Der Leiharbeiter, ein Mitglied der Freien Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU) Kaiserslautern, hatte für seine Tätigkeiten in der Entsorgung 4€ in der Stunde weniger bezahlt bekommen als fest angestellte Kollegen, und nach einigen Monaten Klage dagegen eingelegt.(...)Der Fall aus Kaiserslautern ist der erste, bei dem eine Vorlage an den EuGH erreicht wurde.
--- Ende Zitat ---
https://pfalzsaar.fau.org/2020/05/26/wichtiger-etappensieg-bei-leiharbeitsklage/
--- Zitat ---Der EuGH muss jetzt entscheiden, ob die deutsche Rechtslage, die die systematische Unterbezahlung von Leiharbeitern ermöglicht, Bestand haben kann. "Das heutige Ergebnis vor dem Arbeitsgericht ist ein wichtiger Schritt," freut sich David Jung, Pressesprecher der FAU Kaiserslautern. "Wir sind der Ansicht, dass innerhalb eines Betriebes der Grundsatz 'Gleiche Arbeit - Gleicher Lohn' gelten muss. Wir hoffen, dass der EuGH unserer Argumentation folgt und der Ausbeutung durch Leiharbeit in Deutschland einen Riegel vorschiebt."
Zufrieden äußerte sich im Anschlus auch Thomas Backes, der Anwalt des Klägers: "Das ist ein wichtiger Etappensieg. Der EuGH wird jetzt entscheiden, ob das deutsche System der Ausbeutung der Leiharbeiter weiter aufrecht erhalten bleibt oder ob das auf europäischer Ebene nicht mehr haltbar ist."
--- Ende Zitat ---
https://www.wochenblatt-reporter.de/kaiserslautern/c-lokales/arbeitsgericht-legt-fall-dem-eugh-vor_a200149
--- Zitat ---Der Kläger gehört überdies zu einer kleinen Gewerkschaft, die das bestehende Wirtschaftssystem nicht als Sozialpartner mittragen will. (...) Manchmal gibt´s auch im politischen Leben Grund zur Freude.
--- Ende Zitat ---
Kommentar von Prof. Dr. Wolfgang Däubler vom 26. Mai 2020
Hut ab! Die FAU könnte sich tatsächlich zu einer kleinen, aber ernstzunehmenden Gewerkschaft entwickeln.
Ferragus:
Eine erfreuliche Entwicklung: Auch in Leipzig gibts jetzt ein Gewerkschaftslokal der FAU, welches als Anlaufpunkt für Basisarbeit dienen kann und in die Nachbarschaft hineinwirkt.
https://leipzig.fau.org/fau-leipzig-eroeffnet-erfolgreich-neues-lokal-in-der-breiten-strasse/
Kuddel:
Die Verschissenheit der Zustande ist allgegenwärtig.
Corona- und Klimakrise sind das Resultat kapitalistischen wirtschaftens. Die Soziale Spaltung gewinnt an Dynamik. Die Verarmung ist nicht nur relativ, sondern real und jenseits jeglicher Schmerzgrenzen. Es gibt die Verarmungstendenzen innerhalb dieser Gesellschaft, aber auch weltweit unter den Staaten.
Die Reichen werden immer reicher.
Das ist keine Welt, die "immer komplexer" wird, so daß man sie nicht mehr versteht. Es ist so simpel und offensichtlich, daß jeder Idiot sehen kann, wo das zentrale Problem liegt.
Die einzig denkbare Antwort ist der Klassenkampf, die Notwehr der einfachen Menschen gegen die Reichen und Mächtigen, der Kampf von unten gegen oben.
Kämpfe können sich entwickeln als Unruhen und Auftstände, aber auch in massenhaften Arbeitsniederlegungen. Letzteres träfe den Kapitalismus ins Mark.
Darum würden die Gewerkschaften sich kümmern, meint man meist. Die Realität ist jedoch, daß die sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften auf diese Auseinandersetzung nicht vorbereitet sind, sie haben auch keinerlei Interesse an massenhaften Arbeitsniederlegungen. Sie wollen die Wirtschaft gegen die Internationale Konukurrenz schützen. Sie haben sich zu Handlangern der Wirtschaft gemacht und vertreten nicht die Interessen ihrer Mitglieder.
Für mich ist die Idee der Basisgewerkschaften eine logische Konsequenz daraus. Deshalb frage ich mich, wieso sie hierzulande so wenig funktionieren. Es geht nicht allein um die Mitgliederzahlen. Die FAU ist klein, die IWW winzig. Man hat nicht nur organisatorisch wenig Potential, auch die Strahlkraft auf die Ausgebeuteten jenseits der linken Subkultur ist minimal. Das gibt man inzwischen zu und es wird diskutiert.
Es gibt auch den kritischen Blick auf die linke Szene:
--- Zitat ---Diese Verfasstheit der radikalen Linken verwundert um so weniger, wenn wir bedenken, dass die Träger_innen dieser Bewegungen in den letzten Jahrzehnten immer stärker von Menschen mit hohem kulturellen, ökonomischen und/oder sozialen Kapital geprägt wurden, sich also immer stärker von den ärmsten Teilen der Bevölkerung entfremdet und damit selbst einerseits Privilegien zu verlieren haben und andererseits weniger Leidensdruck für die Schaffung materialistischer Strukturen ausgesetzt sind.
Revolutionäre Prozesse wurden in der bisherigen Geschichte jedoch von stark benachteiligten und eben nicht von relativ behüteten Gesellschaftsteilen angestoßen.
--- Ende Zitat ---
https://direkteaktion.org/anarchismus-ohne-anarchist_innen/
Trotz allem zieht man sich in dem zitierten Artikel auf dogmatische Vorstellungen zurück und fragt
--- Zitat ---Anarchismus ohne Anarchist_innen?
--- Ende Zitat ---
als fürchte man den Verlust des politischen Strohhalms, an dem man sich festhält.
Erst einmal muß man einen Klassenkampf mit basisdemokratischen Strukturen aufbauen und vorantreiben. Dazu müssen die Unterschichten, die Ausgebeuteten organisiert und in Kämpfe geführt werden und diese einfachen Leute sind nicht unbedingst "links" oder "politisch bewußt". Erst wenn diese Menschen zusammen sind und gemeinsam handeln und kämpfen, kann man mit ihnen politisch diskutieren. Es ist idiotisch, diese Leute mit dem Politigequatsche bereits im Vorfeld abzuschrecken.
Ferragus:
was deine Frage angeht, warum die politischen Gewerkschaften sich so zaghaft entwickeln. ein Bündel aus Ursachen wirkt zusammen - Passivität, Entpolitisierung und Bequemlichkeit der Ausgebeuteten sind nur einige davon, besonders lästig ist der Teufelskreis und das faule Argument: Ihr (FAU und andere) seit noch so klein, aber wenn ihr größer wärt, würde wir euch beitreten und unterstützen.Ohne eine Zuwachs in den Mitgliederzahlen ist aber nur eine sehr beschränkte Form von gewerkschaftlichem Kampf möglich und zudem ist es dann schwer sich anderen Ausgebeuteten bemerkbar zu machen .
Es gibt leider einen Mangel an armen Leuten in diesem Land, die für eine Organisation und das politische Ziel von einer Welt ohne Ausbeutung eintreten wollen, auch wenn noch keine große Majorität hinter ihr steht und sie notwendig den Eindruck einer kleinen Sekte macht. Von den Linken Wirrköpfen und Spießern, die sich dort eben auch herumtreiben, darf man sich nicht beirren lassen.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln