Wie weiter... leben... kämpfen...?

Begonnen von Kuddel, 14:49:50 Sa. 09.November 2013

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Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 12:11:00 Fr. 08.März 2024Ich halte es für wichtig, sich um diese Leute zu kümmern, auch wenn sie anders gestrickt sind,

Fand ich früher auch "reizend" es zu versuchen. Aus diesem Sektor bin ich raus.
Habe mir genug Beulen bei weg geholt..  ;)

Zitat von: Kuddel am 12:11:00 Fr. 08.März 2024Aber so schlimm finde ich die Haltung, einen persönlichen Vorteil ergattern zu wollen, nicht.

Wenn es um Ausgleichen von Lebensbedingungen geht, finde ich das auch ok und da machen Streiks
einen praktikablen Sinn..
Ich hatte mich anbei auf den reinen "politischen Seitenwechsel" bezogen.
Ich glaube, das politische Ausrichtung auch mit innerlicher Einstellung verbunden ist.

Zitat von: Kuddel am 12:11:00 Fr. 08.März 2024Solche Menschen kann man sich aber nicht backen. Auch einige von denen, die sich als superradikale Kämpfer aufführen, im Mittelpunkt jeder Veranstaltung stehen, echte Platzhirsche der Politszene, fallen von einem Tag auf den anderen um,..

Schmunzel, was soll ich dazu sagen ? Nach einiger Zeit musste ich kapieren das da entspechend
nur tolleriert ober abgemildert werden kann. Vermute ich mal zu den menschlichen Instinkten.

Zitat von: Kuddel am 12:11:00 Fr. 08.März 2024Wenn diejenigen, die mal bei den Rechten mitlaufen, mal bei anderen, zumindest als politisch flatterhaft gesehen werden, wäre das ein großer Fortschritt.Teile der Antifa meinen ja, das seien alles Faschisten.

"Welpenschutz" oder "Wiederaufnahmebereitschaft" gut und schön aber anbei die "Beschnupperung"
ob es passt oder nicht wird leider oft zu schnell bewertet. Ich denke bei der Antifa gibt es
genau so Leute, die nicht sofort die "Keule" ziehen und anderen "Neulingen" ihre politische
Einstellung gern schmackhaft machen wollen.

Ehrlich gesagt finde ich daran nix zu mäkeln, mag wohl auch daran zu liegen, das ich in einer
Umgebung aufgewachsen bin wo das Thema Sozialverhalten unberechenbar war.(Anpassungszwänge)

Bei solch einem "Fund" weis ich zu schätzen, diesen nicht gleich zu vergraulen..  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Hartzhetzer

ZitatPolitiker kommen und gehen, aber wir sind immer noch da! ;)
Der Staat mit seiner Staatsräson aber auch, was ja eine der großen Leistungen des Herrschaftsprinzips Demokratie ist. Unzufriedenheit in einer Diktatur führt bei der Bevölkerung zur Infragestellungen des Staates und der Staatsräson, Unzufriedenheit in einer Demokratie führt nicht zu einer Infragestellungen des Staates sondern endet immer nur bei einer Kritik am Herrschaftspersonal und dessen Auswechseln.

ZitatEs gibt materielle Grundlagen dafür, dass der Einfluss der AfD im Osten stärker ist, als im Westen. Dazu zählt,  dass die Renten und Löhne im Durchschnitt niedriger sind und die Arbeitszeiten länger sind als im Westen. Die Arbeitslosigkeit ist oft höher als im Westen.
Ich finde diesen Gedanken verkehrt, da er einfach zu kurz gedacht ist. Wie erklärst du dir @counselor das Menschen denen es schlecht geht als Antwort auf ihr schlecht gehen mehr vom dem wollen was ihr schlecht gehen verursacht?
Ihr schlecht gehen wird ja durch Lohnarbeit sowie die Abhängigkeit davon, dadurch das all ihre Bedürfnisbefriedigung immer als Geschäft zum Vorteil einiger weniger organisiert ist, das sie in ständiger Zwangskonkurrenz persönlich und unpersönlich zueinander stehen und einer staatlichen Herrschaft die all das als Grundfunktionsprinzip der Gesellschaft festlegt verursacht.
Aber genau davon wollen sie ja mehr, sie wählen ja die AfD weil es ihrer Meinung nach davon zu wenig gibt und das ganze viel zu lasch umgesetzt wird.

Der Name AfD bedeutet ausgeschrieben: Alternative für Deutschland und nicht Alternative fürs Schlechtgehen, Alternative zum schlechten Lohn, Alternative für ein besseres Miteinander, Alternative für mehr Menschlichkeit, Alternative für ein besseres Leben oder ähnliches.
Wer also auf die Idee kommt sich als Antwort auf sein Ebendenselben als Elendsgestallt einen stärkeren Nationalstaat zu wünschen muss ja erst einmal ziemlich stark von den Ursachen der täglichen Widerlichkeiten in seinem Lebensalltag abstrahieren, beziehungsweise diese Ursachen in einem völlig anderen Erklärungszusammenhang sehen wie wir hier im Forum.

Ich habe schon viel mit solchen Menschen diskutiert. Die regen sich nicht darüber auf das sie Steuern zahlen müssen sondern nur darüber das sie zu viel davon bezahlen oder diese ihrer Meinung nach falsch ausgegeben werden.
Sie regen sich nicht über Lohnarbeit auf, sondern nur über zu schlechte Löhne und zu schlechte Arbeitsbedingungen.
Sie finden nicht das dem Kapitalismus innewohnende Zwangskonkurrenzprinzip schlecht, sondern nur die persönliche Niederlage in der Konkurrenz. Für diese Niederlage wird dann der Konkurrent verantwortlich gemacht, aber nie das Prinzip. Meist in Kombination mit: "Da regiert jemand falsch, dem Land geht es schlecht sonst hätte ich keinen Misserfolg gehabt, da ich mich ja an die gesellschaftlichen Regeln halte und Diszipliniert, Fleißig sowie Pünktlich bin."
Erleidet ein anderer die Niederlage in der täglichen Konkurrenz und sei es auch nur dadurch das er von einem anderen Menschen mutwillig beschissen wurde dann wissen diese Leute sofort das der Grund für die Konkurrenzniederlage beim Verlierer zu finden ist, da er zu Naiv, zu Gutgläubig, zu Risikobereit, zu Dumm, zu Faul und/oder zu gierig war.

Soviel erstmal von mir zum Thema, ich werde meine Antwort später fortsetzen...
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

counselor

ZitatWer also auf die Idee kommt sich als Antwort auf sein Ebendenselben als Elendsgestallt einen stärkeren Nationalstaat zu wünschen muss ja erst einmal ziemlich stark von den Ursachen der täglichen Widerlichkeiten in seinem Lebensalltag abstrahieren, beziehungsweise diese Ursachen in einem völlig anderen Erklärungszusammenhang sehen wie wir hier im Forum.

Da lieferst Du ja selbst die Erklärung dafür, warum viele Menschen als Antwort auf ihr schlecht gehen mehr vom dem wollen was ihr schlecht gehen verursacht.

Ich hätte es nur anders formuliert: Die Menschen nehmen wahr, dass es ihnen schlecht geht, dringen aber gedanklich nicht zu den Ursachen dafür im Kapitalismus durch.

Den Rest Deines Posts kann ich bestätigen.

Letzte Woche war ich beim Frisör. Ein anderer Kunde diskutierte mit dem Inhaber des Geschäfts. Er war der Meinung, dass Deutschland keine Demokratie wäre. Er sagte, er wäre 38 Jahre alt und in der Niederlausitz aufgewachsen. In den 90zigern wäre dort alles viel freier gewesen als heute. Der Inhaber des Frisörladens fragte ihn darauf hin,  ob er Kommunist wäre. Das verneinte der andere Kunde.

PS: Mir ist die Vorstellung, dass jeder seines Glückes Schmied ist bzw jeder selbst schuldig an seinem Schicksal ist, völlig fremd, weil ich schon in der Schule gelernt habe, dass die "soziale Marktwirtschaft" konjunkturellen Schwankungen unterliegt, die Arbeitslosigkeit produzieren. Und an der BTU Cottbus hatte ich VWL und BWL bei den Professoren Schönknecht und Cézanne. Beide keine Marxisten, aber ihre Vorlesungen gaben einen Eindruck davon, dass in der "sozialen Marktwirtschaft" mit Hilfe der Mathematik beschreibbare Gesetze herrschen.

Die Leute, die alle Übel dieser Gesellschaft auf eigenes Versagen zurückführen, sollten das Büchlein "it's not you, it's Capitalism - why it's time to break up and how to move on" von Malaika Jabali lesen:

Bestelllink: https://www.amazon.de/Its-Not-You-Capitalism-Break/dp/1643752642
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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