Wiedervereinigung

Begonnen von Kuddel, 13:42:00 Sa. 03.Oktober 2020

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Kuddel

Wat'n Scheiß!
Es war seinerzeit ein Propagandagebrülle von wegen "Unrechtsstaat" und daß nun "zusammenkommt, was zusammengehört". Und auch heute, ich kann diesen Dreck nicht hören, der nun etwas kritischer und etwas vernünftiger daherkommt. Es ist alles weiterhin Propaganda und entfernt von der Anexion, die niemals eine "friedliche Revolution" war.

Es ist nicht einfach, brauchbare kritische Analysen zu finden.

Rainer Mausfeld ist nicht übel:
ZitatDie Einheit - ein kapitalistisches Übernahmeprojekt

(...)
Für den Sieger war dies ein überwältigender Sieg, und da die Geschichte bekanntlich von den Siegern geschrieben wird, kann es keinen Zweifel geben, wer der Sieger des historischen Augenblicks ist. Es ist die kapitalistische Wirtschaftsordnung und mit ihr die Lebensformen und Annehmlichkeiten des Konsums, die sie ermöglicht.
(...)
Nach einem zunächst verheißungsvollen Aufbruch oppositioneller Gruppen in der DDR, die einen Demokratisierungsdruck aufzubauen suchten, der auch auf den Westen übergreifen sollte, wurde jedoch die friedliche Revolution, die keine war, regelrecht aufgekauft. Der Kapitalismus hat bekanntlich einen großen Magen. Wie die Geschichte ausging, ist bekannt. Die historische Chance auf eine gesamtdeutsche Verfassung, die, wie es in Paragraph 146 des Grundgesetzes heißt, "von dem deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossen worden ist", also die Chance einer wirklichen Demokratisierung in beiden Teilen, wurde in rigoroser Siegermentalität blockiert.
(...)
https://www.heise.de/tp/features/Die-Einheit-ein-kapitalistisches-Uebernahmeprojekt-4914128.html

Ich kann auch nur Daniela Dahn empfehlen:
ZitatFakt ist, dass der sogenannte Mauerfall eine tektonische Erschütterung des ganzen Globusses war. Weil damit nichtnur die Teilung eines Landes aufgehoben wurde, sonderndie der Welt in zwei sich mehr oder weniger feindlich gegenüberstehende Systeme. Die Mauer trennte längst nicht nur Deutschland. Hier verlief sie nur oberirdisch, sichtbar, in ihrer ganzen Hässlichkeit und Hilflosigkeit. Unterirdisch durchquerte sie die Kontinente, die Köpfe und Herzen. Aber die deutsche war auch nicht die einzige, die zeitweilig oder bis heute quer durch ein Land gegraben war, eine Sprache und Kultur zerriss und mit Munition gleicher geschichtlicher Herkunft bestückte Kanonen gegenseitig in Stellung brachte.
(...)
Die Einheit war eine feindliche Übernahme auf Wunsch der Übernommenen. Für die Sieger war das  schönste  an der friedlichen Revolution, dass sie nichts revolutionierte. Das Neue bestand darin, den alten Spielregeln beizutreten. Kaufen und sich kaufen lassen. Dieser Mechanismus funktioniert zuverlässig und gibt keinen Anlass zur Klage. Wer Geld in die Hand bekommt, kann sich nach freier Wahl Wünsche erfüllen, je mehr Geld, je schöner die Erfüllung. Dieses Versprechen ist eingehalten worden. Es hat den meisten Ostdeutschen bis dahin unerreichbaren, wenn auch oft überschaubaren Wohlstand und Bewegungsraum ermöglicht. Man lässt sie allerdings spüren, dass es ein subventionierter  Wohlstand ist, kein selbsterarbeiteter. Wie auch, wenn  95 Prozent  des volkseigenen Wirtschaftsvermögensin westliche Hände übergingen. Damit war über den Grad der Abhängigkeit der Neubundesbürger entschieden. Denn nur Eigentum gewährleistet persönliche Sicherheit und geistige Unabhängigkeit – das aus dem antiken Rom stammende Fundament westlicher Funktionslogik erwies sich als  immer noch stabil. Auf diese Steine konnten sie nicht bauen. Die  Einheit hatte lange gefälligst als  Erfolgsgeschichte zu gelten. Nicht nur in den Großmedien, wohl auch bei der Mehrheit der Menschen in Ost und West und Nord und Süd. Doch die angeblich «nachholende Modernisierung» galt der Kopie eines Systems, das  damals längst veraltetwar. Und heute von allen Seiten erodiert. Diejenigen, die sich in der historischen Situation nach Öffnung der Mauer einen fortschrittlichen Schub für das ganze Land erhofften, hatten von Anfang an eine kritischere Sicht. Denn es war abzusehen,  wohin  das  Veruneinheitlichen  führen würde:

Ein Prozent hyperreiche Haushalte verfügen über ein Drittel des volkswirtschaftlichen Gesamtvermögens. Die Quit-tung für soziale Kälte und politisches Versagen ist die AfD. Heute lebt das  Prekariat landesweit, von der  Bildung der öffentlichen Meinung ist es ausgeschlossen. Auch deshalb konnte die Einheit lange als Erfolgsgeschichte verkauft werden. Inzwischen ist das Bild gekippt.

https://www.rowohlt.de/download/file2/row_upload/4686779/LP_978-3-499-00104-8.pdf

Sie hat nun gemeinsam mit Rainer Mausfeld ein Buch herausgebracht:
ZitatDaniela Dahn untersucht, wie in atemberaubend kurzer Zeit die öffentliche Meinung mit großem Tamtam in eine Richtung gewendet wurde, die den Interessen des Westens entsprach. Mit ihrer stringenten Zusammenschau reichen Materials aus den Medien wird das offizielle Narrativ über die Wende erschüttert. Rainer Mausfelds Analyse zeigt die Realität hinter der Rhetorik in einer kapitalistischen Demokratie.
https://www.danieladahn.de/


Kuddel

Das Lower Class Magazine twitterte

Moin zum Tag der Deutschen Einheit, dem symbolischen Vollzug der Annexion der DDR und dem Beginn des von der Treuhand administrierten mafiösen Ausverkaufs einer ganzen Volkswirtschaft, dem Tag der Verarmung von Millionen Arbeiter:innen und Erwerbslosen aus Ostdeutschland.

counselor

ZitatERKÄMPFTE WIEDERVEREINIGUNG - 32 Jahre deutsche Einheit - Grund zum Feiern, aber auch zum Protest

Heute jährt sich zum 32. Mal der Tag der Tag der erkämpften Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990. Die Bundesregierung feiert ihn in Erfurt mit einem dreitägigen Festakt. Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas werden erwartet.

Quelle: https://www.rf-news.de/2022/kw40/32-jahre-deutsche-einheit-grund-zum-feiern-aber-auch-zum-protest
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Sorry, das halte ich für Unsinn.

counselor

Zitat von: Kuddel am 15:35:39 Mo. 03.Oktober 2022Sorry, das halte ich für Unsinn.

Was hältst Du für Unsinn? Dass es damals eine mutige Volksbewegung gegen das Honecker-Regime gab?
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Das war schon gut, daß es die Proteste gab. Ich hatte Hoffnungen und war, sobald es möglich war, immer wieder in Rostock, schon als die DDR noch existierte, aber ein Grenzübertritt mit einfacher Paßkontolle und ohne Visum funktionierte. Und auch danach. Ich habe Interviews geführt und Veranstaltungen organisiert. Unterm Strich war es deprimierend.

Die Vertreter der "Opposition" waren eine Bande von Vollidioten, die sich mit den neuen Kontakten und Möglichkeiten dann irgendwelche guten Jobs und Posten gekrallt haben oder sich selbständig gemacht haben. Die politischen Diskussionen mit ihnen, waren blöd und trist. Ich hatte gute Kontakte zu dem besetzen Haus ("Tante Trude" hieß ihr Cafe/Veranstaltungsraum, frei nach Onkel Otto in der hamburger Hafenstraße), aber das ging irre schnell den Bach runter. Die kriegten nix bald mehr gebacken und dann war es normal, daß Leute mit Naziabzeichen da abhingen. Irgendwann wurde ohne Gegenwehr geräumt.

Die einzigen, die was taugten, waren Leute aus der kirchlichen Opposition. Die Bevölkerung zeigte sich, angesichts der neuen Verhältnisse, von denen sie überrollt wurde, weitgehend schicksalsergeben.

Als ich Flugblätter vor der Werft verteilte, zeigten eigentlich nur die Securityleute Interese an ihnen (Sie wurden geschickt und wollten gleich mehrere Exemplare). Die meisten Arbeiter gingen geduckt an uns vorbei, ohne ein Flugblatt zu nehmen.

Fuck, das ware keine Revolution!
Ich kann nur raten, was im Hintergrund abgelaufen ist. Die DDR Führung ist ja nicht wegestreikt und -demonstriert worden. Das war Pillepalle und kein Grund, sich zurückzuziehen. Ich denke, das ist eher ein Deal von Gorbatschow im Hintergrund gewesen. So hat es jedenfalls Honecker vermutet, der sich verraten und verkauft fühlte. Das ist von meiner Seite aber reine Kaffeesatzleserei.

counselor

ZitatFuck, das ware keine Revolution!

Da sind wir einer Meinung. Es war tatsächlich eher eine Annexion der DDR.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ja, da gibt es keinen Grund zu feiern.

Das Konzept von Grenzen halte ich für überholt und sie sollten überall auf der Welt verschwinden, doch das Gegenteil ist der Fall.
Es werden neue Grenzanlagen gebaut mit jeder Menge High-Tech Schnickschnack. Das Mittelmeer ist ein riesiger Friedhof geworden, es werden Außenstellen zum Abfangen von Migranten errichtet hinter Stacheldraht, mit Zwangsarbeit, Vergewaltigung, Folter und Mord.

Diejenigen, die für Frontex, Pushbacks, Abschiebungen und Stacheldraht verantwortlich sind, halten salbungsvolle Reden und feiern den 3. Oktober.

counselor

Die Annexion würde ich auch nicht feiern wollen.

Es ist aber ein überragend wichtiges historisches Ereignis und ein Fakt, dass wir seither eine gesamtdeutsche Arbeiterklasse haben. Das heißt auch, dass die Erfahrungen der Menschen mit den unterschiedlichen Herrschaftssystemen in Ost und West zusammenkommen. Wir sollten in Bezug auf die ostdeutsche Bevölkerung auch zur Kenntnis nehmen, dass sie sowohl in DDR wie auch im vereinigten Deutschland positive und negative Erfahrungen gemacht hat.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

1989 gingen die staatskapitalistischen Länder des Ostblocks über in den Privatkapitalismus. Der Staatskapitalismus wurde von den Massen nicht verteidigt, weil die innere Organisation der Betriebe nicht demokratisch war und die Arbeiter nichts zu melden hatten. Der Mehrwert, den die Arbeiterklasse in der DDR und in den anderen Ostblockstaaten produzierte, wurde vom Ministerrat angeeignet und auf die Gesellschaft verteilt, was diese Bürokraten zu einer neuen Bourgeoisie machte. Auf diese Form des Staatskapitalismus hatten die Massen im Ostblock keine Lust mehr; eine Demokratisierung ihrer Betriebe hatten sie leider nicht auf dem Schirm und so blieb nur noch die Rückentwicklung zum Privatkapitalismus westlicher Prägung.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

Von Fabian Lehr

ZitatHeute feiern wir die Wiedereinführung von Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Prostitution und Religionsunterricht in Ostdeutschland. Wir feiern die Rückgabe der Wälder und Schlösser an rechtsradikale durchgeknallte Junker, die Vernichtung der gesamten marxistischen Tradition der Gesellschaftswissenschaften in Deutschland und die Expansion von BILD und RTL und ProSieben. Wir feiern, dass ostdeutsche arme Schweine jetzt zwar keinen Anspruch auf einen vernünftigen Job und eine billige Wohnung mehr hatten, aber nun immerhin dafür, als Bundeswehrsoldaten in Afghanistan für die Imperialinteressen ihrer westdeutschen Herren zu töten und zu sterben. Wir feiern, dass endlich nicht mehr jährlich eine Handvoll Deutsche an der innerdeutschen Grenze sterben, sondern nur noch ein paar zehntausend dunkelhäutige Ausländer an unseren gemeinsamen europäischen Grenzen. Wir feiern den Triumph der Freiheit, zwischen erbärmlichem Dahinvegetieren für Mindestlohn an der Supermarktkasse oder im Callcenter wählen zu dürfen, zwischen Pepsi, Coke und River Cola, zwischen Obdachlosigkeit und Hartz4 und alle vier Jahre zwischen genau derselben Scheiße mit CDU-Logo oder SPD-Logo. Wir feiern, dass dank unserer vereinten volksgemeinschaftlichen Anstrengungen wieder deutsche Panzer für die Freiheit im Osten rollen dürfen. Wir feiern Merz und Lindner und Höcke und Habeck und Strack-Zimmermann. Wir feiern gemeinsames Gürtelengerschnallen für den Sieg und die Freiheit, monatlich 50% unseres Einkommens abdrücken zu dürfen für ein Loch zum Existieren. Wir feiern dich, Groß-BRD, und dass dein Licht von der Saar bis an die Oder strahlen darf.

Quelle: https://www.facebook.com/1660329755/posts/pfbid02hq1nCR24VCJ3enJfpnsE2sB2oA8KKEXpzxdjgqTp2rQBMP1HXb9zysajpPBgyhR7l/
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

ZitatWIEDERVEREINIGUNG - Den "exzellenten" Kapitalismus "verbessern" oder neuen Anlauf zum Sozialismus wagen?

33 Jahre nach der Wiedervereinigung wird heute wieder der ,,Tag der deutschen Einheit" gefeiert. Die offiziellen Feierlichkeiten finden dieses Mal in Hamburg statt - mit einem Festakt in der Elbphilharmonie, einem Gottesdienst im "Michel" und einem Bürgerfest in der Innenstadt.

Quelle: https://www.rf-news.de/2023/kw40/tag-der-deutschen-einheit-welche-einheit-ist-gemeint

https://youtu.be/JJjRvBjoXO4
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Treffend formuliert von Fabian Lehr.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Tiefrot

Ist nicht grade neu, aber nach wie vor aktuell

Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

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