Hoffnung

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 13:12:57 Sa. 13.Juli 2019

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ManOfConstantSorrow

Manchmal erscheinen die Zeiten einfach nur deprimierend.

Seit der Wiedervereinigung ist die Strategie des Rechtsrucks erschreckend erfolgreich.
Der Rechtsruck zeigt sich nun auch in den Parlamenten und Medien.
Auf der Gegenseite sehe ich eine schwache, phantasie- und ideenlose Linke.

Lateinamerika war der Kontinent der Befreiungsbewegungen, heute sehen wir ein scheiterndes Nicaragua und ein völlig gescheitertes Venezuela und ein Brasilien unter einem Rechtsradikalen Regierungschef.

Wenn wir Kämpfe sehen, sind es meist Rückzugskämpfe, Gegenwehr gegen soziale Angriffe und den Abbau von Mitsprache- und Bürgerrechten.

Ich sehe jedoch Hoffnungen ausgerechnet in Osteuropa, wo jahrelang Nationalismus und wachsende Religiosität deprimierende Tendenzen darstellten. Dort entwickeln sich nun Kämpfe für höhere Löhne, gegen Korruption und für Frauenrechte (u.v.a.). Das grenzübergreifende osteuropäische Oninemedium LEFT EAST https://www.criticatac.ro/lefteast/ gibt interessante Einblicke in die Entwicklungen und Diskussionen.

Auch im Arabischen Raum und in Schwarzafrika ist ordentlich Druck auf dem Kessel. Die Kämpfe in Algerien und im Sudan zeigen, daß die Menschen dazugelernt haben und nicht nur mit spontanen Revolten reagieren. Es zeigen sich dort viele vielversprechenden Entwicklungen.

Zuguterletzt möchte ich noch Haiti erwähnen, eine Region, für die sich die deutsche Linke auch wenig interessiert. Die Bevölkerung hat beachtliche Kampfestraditionen und der Herrschenden Klasse gelingt es nicht, dort den Widerstand zu brechen.

Die Globalisierung sorgt dafür, daß alles weltweit miteinander verflochten ist. Wir sollten unsere Augen mehr auf die Länder richten, in denen sich etwas in der Bevölkerung regt. Wir müssen erst noch lernen, den Widerstand zu globlisieren.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

BGS

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 13:12:57 Sa. 13.Juli 2019
Manchmal erscheinen die Zeiten einfach nur deprimierend.
... .
Wir müssen erst noch lernen, den Widerstand zu globlisieren.

Wie anfangen?

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Du erzählst von den Arbeits- und Lebensbedingungen am Polarkreis.
Du erzählst von Protesten, von deiner Situation, von kleinen Siegen und Niederlagen.
All das ist ein Anfang.

ManOfConstantSorrow

Vieles ist deprimierend, ohne Frage.
Wir sollten aber nicht vergessen, das Bild, das wir von der Welt haben, wurde uns von den Medien eingehämmert.

Dazu gehört, die arabische Welt ist islamistich und Osteuropa ist von kriminellen Halbfaschos bevölkert. Für mich sind die arabische Welt und Osteuropa Regionen der Hoffung. Die Kämpfe der Verarmten, der Frauen, der Ausgebeuteten sind vielversprechend. Es ist mächtig Druck auf dem Kessel. Wir kriegen so wenig mit. Die Diskussionen, die kulturellen Entwicklungen sind äußerst spannend. Die Islamisten, die Mullah Regime, PiS Partei, Victor Orban, etc., das sind nicht "die Feinde Europas", sondern die verrotteten Eliten dieser Länder, die von der Politik des Westens hofiert, gestützt und gepusht werden. Es sind nicht die Feinde des "Freien Westens", sondern die Feinde der jeweiligen Bevölkerungen.

Es gibt so viele beeindruckende und mutmachende Protestbewegungen, aber für uns am entferntesten und vergessendsten sind da vielleicht die Menschen von Haiti. Ihre Geschichte ist hammerhart und voller Kämpfe. 

Zitatn den Jahrzehnten nach der ,,Entdeckung" der Insel Hispaniola durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 wurde deren indigene Urbevölkerung, die Arawaks (auch Taínos genannt), fast vollständig ausgerottet. Im späten 17. Jahrhundert wurde die Insel vor allem durch afrikanische Sklaven, die auf den Zuckerplantagen eingesetzt wurden, wiederbevölkert.

Im Jahre 1697 trat Spanien das westliche Drittel der Insel, das von da an Saint-Domingue genannt wurde, an Frankreich ab. Dieses Gebiet wurde im 18. Jahrhundert zur reichsten Kolonie des französischen Kolonialreichs.

Am 23. August 1791 kam es unter der Führung von Dutty Boukman und Georges Biassou zu einem Sklavenaufstand, der sich zu einem blutigen Krieg jeder gegen jeden entwickelte: Europäer kämpften gegen Afrikaner, kreolische Pflanzer gegen königstreue Franzosen, republikanische französische Truppen gegen die intervenierenden Engländer und Spanier. Die Ex-Sklaven (,,Afrikaner") setzten sich am Ende durch. Selbst eine von Napoleon gegen Haitis Nationalheld Toussaint L'Ouverture gesandte Armee wurde letztlich geschlagen. Saint-Domingue erklärte am 1. Januar 1804 unter dem Namen Haiti (Schreibung: Hayti) seine Unabhängigkeit von Frankreich, sein Führer Dessalines erklärte sich nach dem Vorbild Napoleons zum Kaiser und regierte bis zu seinem gewaltsamen Tod 1806.
Haitianische Revolution 1791

Haiti, die erste unabhängige Republik von Schwarzen, engagierte sich für die Abschaffung der Sklaverei und unterstützte auch Venezuela, Peru und Kolumbien bei ihrem Unabhängigkeitskampf unter Revolutionsführern wie Bolívar und Miranda. Unter Präsident Boyer, der das seit 1806 in eine schwarz/weiße Süd-Republik und ein Schwarzes Nord-Königreich geteilte Land 1820 wiedervereinte, schaffte Haiti nach der Besetzung des zu Spanien gehörenden östlichen Teils der Insel (der späteren Dominikanischen Republik) 1822 auch dort die Sklaverei ab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Haiti

Haiti hatte während des größten Teils seiner Geschichte unter Gewaltherrschern und Kleptokraten zu leiden. Die Menschen blieben  kämpferisch. Darauf kann  der Freie Westen nicht. Haiti blieb wirtschaftlich abgehängt, das ,,Armenhaus Amerikas", der einzige Staat in Amerika, der noch zu den klassischen Entwicklungsländern zählt.

Die Haitianer lassen sich scheinbar nicht unterkriegen und kämpfen weiter.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Zitat Nichts weniger als die Pariser Commune
Mit Beginn der Revolution in Syrien gab es eine Rätebewegung im Land – auch jenseits von Rojava
https://www.akweb.de/ausgaben/667/nicht-nur-in-rojava-raetebewegung-im-aufstand-in-syrien/

Nanana, das halte ich für etwas übertrieben.
Aber richtig ist, daß wir vieles über die Bewegungen der Arabellion nicht wissen und einiges davon sehr inspirierend sein kann.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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