Der Kampf der Bauern wird handfester:
Proteste gegen Agrarreform
Indiens Bauern zerstören 1500 Funkmasten
llem Anschein nach haben verärgerte indische Bauern mehr als 1500 Sendemasten in der Kornkammer des Landes, dem Bundesstaat Punjab, beschädigt oder zerstört. Die Bauern erhöhen mit der Sabotage den Druck auf die Regierung, sich ihren Forderungen nach dem Streichen von drei neuen Agrargesetzen zu beugen. Ihre Aktion richtet sich gegen die Besitzer der Masten, die Konzerne Reliance und Adani Enterprises. Adani ist seit Anfang des Jahres in Deutschland bekannt, als Proteste gegen Siemens als Lieferanten für die geplante Kohlemine der Gruppe in Australien laut wurden. Reliance und Adani, aber auch die amerikanische Walmart-Gruppe profitieren als große Spieler im Markt aus Sicht der protestierenden Bauern von den neuen Agrargesetzen.
In einem „Brief an die Bauern“, der der F.A.Z. vorliegt, schreibt Landwirtschaftsminister Narendra Singh Tomar von „Verwirrung“ bei einigen Bauernverbänden über die Gesetze zur Öffnung des Marktes. So garantiere er weiter einen Mindestverkaufspreis. Auch werde das Land der Bauern nicht berührt.
Gewerkschaften bestreiten dies. Sie fürchten, dass Mindereinnahmen im freien Markt die Kleinbauern zu Landverkäufen zwingen würden. Schon lange sind viele der Farmer aufgrund ihrer winzigen Landflächen kaum überlebensfähig.
Diese „Gewalt“ ist spätestens mit dem Zerstören der Funkmasten nach einem guten Monat der Blockade von Zufahrtsstraßen und Autobahnen vor Delhi durch Zehntausende Bauern erreicht. Sie rufen auch zum Boykott von Adani und der Reliance-Gruppe von Asiens reichstem Investor, dem Multimilliardär Mukesh Ambani, auf. Mehr als 1400 Sendemasten von Jio, dem Mobilfunkanbieter von Reliance, sollen zerstört worden sein. Die Bauernführer bestreiten, dass sie an den Anschlägen beteiligt gewesen seien.
In den digitalen Medien kursieren Videos, die zeigen, wie Jio-Arbeiter an Reparaturen gehindert werden. Auch blockierten Demonstranten eine Fabrik von Adani in Amritsar, in der Speiseöl hergestellt wird. Die Bauern fürchten, die Marktöffnung führe zu fallenden Preisen insbesondere für Kleinbauern und einer Konzentration, von der nur Großgrundbesitzer profitierten. Indiens Agrarsektor beschäftigt gut 60 Prozent der Inder, trägt aber nur 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/indiens-bauern-zerstoeren-bei-protesten-1500-funkmasten-17124835.html