(Schein)Selbständigkeit. Polititsches Bewußtsein? Klassenbewußtsein??

Begonnen von Kuddel, 13:05:42 Fr. 25.Dezember 2020

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Kuddel

In der linken Szene arbeiten viele in scheinselbständigen Jobs.
Es gibt eine Alternativbranche und die dort Arbeitenden fühlen sich meist vage irgendwie links.

Sehen sie sich als Arbeiter*innen? Ich glaube kaum.
Viele sind ökonomisch ganz unten, kommen nur irgendwie klar. Sehen es als persönliches Problem, keinesfalls als ein Kampffeld.

Dann gibt es eine Menge Selbständiger, die gut verdient haben. Sie mögen arbeiten wie die Bekloppten, doch sie sehen sich nie als Arbeiter sondern als Unternehmer. Sie halten sich für "frei" und glauben, alles läge in ihrer Hand. Jede Krise, jetzt auch die Coronakrise, zeigt, daß sie auch nur Spielball der Kräfte und abhängig von ihren Auftraggebern sind. Sie glauben zumeist inbrünstig an den Kapitalismus und aus Angst vor ihrem sozialen Absteg erhoffen sie sich Hilfe von Rechts.

Bei den Menschen aus dem Kulturbetrieb sieht es nicht ganz so finster aus. Sie fingen an, sich in dieser Krise zu organisieren und brachten ein paar beeindruckende Demos aus die Beine. Es ist schließlich eine riesige Branche. Man distanzierte sich von Querdenkern und Co. und positionierte sich mit sozialen Forderungen.
https://www.youtube.com/watch?v=n5Ki71muYcQ

Ich halte die Entwicklucklungen in der Alternativbranche für weitaus weniger positiv. Dort gibt es zu viele Überschneidungen mit der Esoszene und das glitscht eher hart nach rechts ab.

Auch dieser ganze scheinselbständige Bereich der Gesundheitsbranche und speziell der Alternativmedizin läuft Gefahr nach rechts abzuschmieren. Die Leute sind oft ernsthaft ökonomisch bedroht, doch sie haben sich nie mit politischen Zusammehängen beschäftigt und sind individualisten. Die Esoszene hat man oft als liebenswerte Spinner betrachtet, doch sie beginnen sich knallhart politisch auszurichten und es geht klar nach rechts. Die Querdenker haben einen gewaltigen Zulauf gerade von Heilpraktikern und der ganzen Alternativmedizin.

All das ist das Ergebnis eines linken Versagens. Wir haben uns um diese Arbeitsformen nie gekümmert. Die Rechten stoßen gerade in dieses Vakuum. Wir müssen den riesigen Sektor der (Schein)Selbständigkeit zu einem Thema machen. Wir müssen die Probleme dort erst einmal erkennen und verstehen. Wir müssen möglichkeiten suchen, sich zu organisieren und zu wehren. Es wird nicht leicht sein, die Widersprüchlichkeit deses Sektors zu begreifen. Das ist Teil der neoliberalen Wirklichkeit.

Wir müssen uns auch mit der Gründerszene und den Leuten aus den Start-ups zusammensetzen.

Klassenkampf kann heute nicht wie vor 100 Jahren geführt werden. Berg- und Stahlarbeiter sind heute nur ein kleiner Teil der Klasse.

counselor

Einige Künstler haben im Inter-Bündnis folgende Forderungen aufgestellt:

* Gegen einen Lockdown ausschließlich für Kultur und Privatleben! Konsequente Maßnahmen entsprechend der Entwicklung der Pandemie im Interesse des Gesundheitsschutzes und nicht des Profits der Konzerne!
* Zulassung Coronaschutz-gerechter Veranstaltungen, von Gastronomie, Jugendhäusern, Zeltplätzen, Urlaub und Erholung unter strengen Hygieneauflagen.
* Stärkere finanzielle Förderung von kleineren freien Theatern, Konzertsälen, Kulturstätten durch Bundesmittel – für Auftrittsmöglichkeiten zu erschwinglichen Preisen!
* 75 prozentiger Ersatz der ausgefallenen Monatseinnahmen im Schnitt des Jahres 2019. Teilweiser Ausgleich der Einnahmeverluste in einer Übergangszeit! Einrichtung eines Härtefallfonds!

Quelle: http://www.inter-buendnis.de/fuer-gesundheitsschutz-kein-einseitiger-lock-down-des-sozialen-und-kulturellen-lebens-schutz-der-kuenstlerinnen-und-beschaeftigten-im-veranstaltungsbereich/
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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