Original von besorgter bürger
Der Preis ist nicht unbedingt der Wert.
Genau das. Na und? Es gibt nur Gierhälse an den Börsen und der Handel dort ist meines Wissens freiwillig. Gierhals 1 kauft Tag X hundert Papiere von z. B. Telekom für 15,- € das Stück und geht anhand seiner Vorüberlegungen von einer kurzfristigen Kurssteigering auf sagen wir 19,- € aus, wofür er die erworbenen Aktien dann offeriert, er erteilt seiner Bank also den Auftrag, bei 19,- zu verkaufen.
Gierhals 2 war zur Zeit des Telekom-Börsengangs gerade im Urlaub und als er über die Telekom-Aktie nachdenkt, ist der Kurs auf 19,20 gestiegen (innerhalb von 4 der letzten Monaten, vgl. Chart). Er erteilt seiner Bank den Auftrag, z. B. 100 Aktien zu kaufen, wenn der Kurs wieder bei 19,- ist, was bald darauf geschieht.
Gierhals 1 zieht durch die Gegend und schwärmt vor seinen Bekannten von der guten Rendite der Telekom-Aktien, da er ja (Bankgebühren + Steuern nicht berücksichtigt) summa summarum 400,- in vier Monaten damit verdient hat (s. o.), während Gierhals 2 zur gleichen Zeit mitansehen muß, wie der Kurs seiner Telekom-Aktien innerhalb von drei Monaten (vgl. Chart) auf unter 15,- € fällt, er also über 300 € verliert. Er bekommt Angst um sein eingesetztes Kapital und denkt sich "lieber schnell verkaufen", die Bank verkauft für z. B. 15,-.
Gierhals 3 hat die bisherige Kursentwicklung stets aufmerksam verfolgt und hält nun den Zeitpunkt für gekommen, günstig einzusteigen, weshalb er z. B. Telekom.-Aktien für 15,50 an einer Börse erwerben lässt, wobei er die Aktien aufgrund der Spekulationssteuer ein Jahr und einen Tag zu halten gedenkt, aber nicht länger, weil der Sache nicht zu trauen ist. Ende 1999 verkauft er dann seine Aktien, der Kurs hat sich übers Jahr mit einigen Rückschlägen auf 21,- Euro erhöht.
Nun erst kauft Gierhals 4 und zahlt besagte 21,- / Aktie. Da er genug Geld zur Verfügung hat, beschliesst er anhand seiner eigenen Analysen darauf zu spekulieren, daß sich der Kurs verdoppelt und dann sofort zu verkaufen. Dies tritt im Herbst´99 tatsächlich schon ein, Gierhals 4 verkauft seine Aktien für 42,- das Stück und macht vom Gewinn Luxusurlaub.
Gierhals 5 hat beobachtet, wie der Kurs seit Anfang 1998 quasi unaufhaltsam in die Höhe gegangen ist und er möchte nun auch endlich teilhaben an der "prosperierenden" Telekom-Aktie, deshalb kauft er wiederum Ende 1999 für 42,- und setzt sich zum Ziel, zu verkaufen, wenn der Kurs sich verdoppelt hat. Als der Kurs dann bereits Anfang 2000 auf 84,- gestiegen ist, beschliesst der Gierhals in der Hoffnung auf weiter rapide steigende Kurse, noch etwas mit dem Verkauf zu warten.Prompt ist das Desaster dann da, als er den peak von 93,06 € verpasst. Die Aktie sinkt von da an. wie ein Stein und niemand weiß, wie lange oder wie tief sie noch fallen wird (jetzt kennen wir die Untergrenze, nämlich 8,08 im Spätsommer 2002).
Kurse steigen , wenn die Nachrichten schlecht sind und sie fallen, wenn die Welt noch heil scheint.
Wen stört es, welcher Gierhals gerade an der Börse gewinnt, verliert oder verloren hat? Das Ganze ist wie ein besseres Casino mit höheren Chancen / Risiken als andernorts. Und wer zu gierig ist, fällt, wie das Beispiel Telekomaktie (wurde nicht ausgerechnet die massivst als "Volksaktie" beworben v. Manfred Krug und ähnlichen Subjekten?) zeigt, völlig zurecht aufs´s Maul!
Was eine Aktie wirklich wert ist, wird immer ein Geheimnis bleiben. Und wer zu gutgläubig an den Börsen mitspielen will, ob als Käufer oder Verkäufer, wird automatisch zu den 3/4 der Verlierer (Privatleute) dort gehören.
Habe ja jetzt genug Zeit, vielleicht fang´ich an, mitzuzocken...

