Testurteil „unbefriedigend“: Lehrerfortbildung in Deutschland - unzureichend und teuer

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 12:56:46 Fr. 23.September 2005

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Wilddieb Stuelpner

ARD/RBB, Sendung "Kontraste": Testurteil ,,unbefriedigend": Lehrerfortbildung in Deutschland - unzureichend und teuer

Sendung vom 22. September 2005, Autor: Michael Lang und Susanne Opalka

Ferienzeit ist Reisezeit, auch für Deutschlands Lehrer. Sechs Wochen Urlaub hat jeder Lehrer, aber zwölf Wochen Schulferien. Was tut er in der freien Zeit? Eigentlich soll er den Unterricht vorbereiten oder sich fortbilden. So steht es beispielsweise in Nordrhein-Westfalen im Gesetz, doch zwingen kann den Lehrer keiner und kontrolliert wird auch nicht, was die Lehrer in der schulfreien Zeit anstellen. Laut OECD-Bildungsreport ist Deutschland bei der Lehrerfortbildung weit abgeschlagen, wer es dennoch tut, der nutzt dazu die Schulzeit. Und das ist teuer, denn der Unterricht muss dann vertreten werden. In NRW, so haben Experten für KONTRASTE errechnet, werden jährlich gut 230 Millionen Euro dafür ausgegeben, dass Lehrer sich während der Schulzeit weiterbilden und im Unterricht dann vertreten werden.

Blamabel unser Platz auf der internationalen Pisa-Liste! Doch nicht mal im Wahlkampf spielten die Bildung und die Zukunft unserer Kinder eine große Rolle! Die Zukunft hat die Tendenz weit weg zu sein. Damit unsere Kinder endlich fitter werden, müssten sich auch unsere Lehrer fitter machen. Lehrer haben zwölf Wochen frei – aber nur sechs Wochen Urlaub! Was machen sie mit den restlichen sechs? Die Zukunft unserer Kinder wird an den Traumstränden von Kreta verbummelt, finden Michael Lang und Susanne Opalka.

Niemand da! Das ist ein Seminarraum für Lehrer. Er ist leer und er war leer während der gesamten sechs Ferienwochen. Der Seminarleiter konnte darum in Ruhe Stühle rücken. Er weiß auch nicht so genau, warum keiner gekommen ist, um sich fortzubilden.

Ludger Schulte-Rohling, Franz-Hitze-Haus, Münster
,,Das kann ich gar nicht sagen. Es ist einfach nur eine Vermutung. Ich weiß aus dem Kontakt mit den Lehrern, dass sie die Ferien zunächst brauchen. ,Lehrer-Sein' ist heute ein sehr harter, fordernder Beruf und viele Lehrer liegen in den Ferien nicht auf der faulen Haut."

Nachgefragt auf dem Köln-Bonner Flughafen. Wir wollen wissen, ob Lehrer in den Ferien Urlaub machen oder sich doch schon mal fortbilden.

Lehrerinnen
,,Meine Ferien habe ich bisher dazu genutzt, um mich auszuruhen. Ich bin 31 Jahre Hauptschullehrerin und aus dem Grunde nehme ich meine Ferien zum Erholen."
,,Auch ein Lehrer hat Anspruch auf Ferien und Erholung. Das ist ein sehr anstrengender Job. Und wir brauchen die Zeit, um gesund zu bleiben. Um auch das nächste Jahr wieder gut zu überstehen."

Gute Erholung – gutes Schuljahr! Die Fortbilder haben sich darauf eingestellt.

Zum Beispiel Rudolf Laufen. Er gestaltet die Angebote für das Mülheimer Institut für Lehrerfortbildung – einen der größten privaten Seminaranbieter in Deutschland.

Rudolf Laufen, Institut für Lehrerfortbildung
,,Ja, man muss schon sagen, dass die Lehrer zurzeit an den Gedanken, in den Ferien Fortbildungen zu betreiben, noch nicht gewöhnt sind."

Dabei ist die Schule zwölf Wochen im Jahr zu. Dann sind nämlich Ferien. In den Ferien machen die Lehrer sechs Wochen Jahresurlaub. Bleiben noch sechs Wochen frei verfügbare Arbeitszeit, in der sie für die Schule da sein müssen, um Unterricht vorzubereiten, Klausuren zu korrigieren und um sich fortzubilden.

Aber wie oft gehen Lehrer wirklich zu Fortbildungsseminaren?

Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat dazu Zahlen. Sie wollte von deutschen Schulleitern wissen, wie viele Lehrer während der letzten drei Monate an einer Fortbildung teilgenommen hatten.

Im OECD-Durchschnitt besuchen fast die Hälfte aller Lehrer Fortbildungen. In Deutschland nur gut ein Viertel der Lehrerschaft.

Am fleißigsten sind die Lehrer in Neuseeland und Mexiko. Fast am Ende der Liste liegt Deutschland – weit hinter Österreich und Polen.

Auf einem Lehrerkongress in Berlin treffen wir den schwedischen Bildungsforscher Mats Ekholm. Er reiste für die OECD durch Deutschlands Schulen und wundert sich nicht über das schlechte Ergebnis.

Mats Ekholm, OECD
,,Das System schafft eine Situation, in der nur die wirklich Engagierten Fortbildungen besuchen. Die, die sich ständig mit ihrem Fach auseinandersetzen."

KONTRASTE
,,Und die anderen?"

Mats Ekholm, OECD
,,Die anderen schlafen manchmal ein."

Dabei steht - nur ein Beispiel, im nordrhein-westfälischen Schulgesetz eindeutig:
Zitat:

,,Lehrerinnen und Lehrer sind verpflichtet, sich zur Erhaltung und weiteren Entwicklung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten selbst fortzubilden. Und an dienstlichen Fortbildungsmaßnahmen auch in der unterrichtsfreien Zeit teilzunehmen."

Helmut Klein vom Institut der deutschen Wirtschaft versteht nicht, dass Lehrer in den so langen Ferien so selten Seminare besuchen.

Helmut Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
,,Lehrer als Beamte oder als öffentliche Bedienstete haben genau den gleichen Urlaubsanspruch wie Beamte oder öffentliche Bedienstete. Und das bedeutet, dass sie in der unterrichtsfreien Zeit, in der sie sich nicht im Urlaub befinden, im Grunde der Schule zur Verfügung stehen müssten. Allein, die Schule oder Schulbehörde macht von diesem Recht kaum oder überhaupt keinen Gebrauch."

KONTRASTE
,,Das ist ja ein netter Arbeitgeber!"

Helmut Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
,,Ja, offensichtlich."

Sybille Grüner ist so eine nette Arbeitgeberin. Die Direktorin einer Hauptschule wäre gerne nicht so nett: Aber sie hat kaum Mittel, Lehrer zu Fortbildungen zu zwingen.

Sybille Grüner, Hauptschule Wadersloh
,,Das ist im wesentlich eigentlich so, dass ich die Lehrer berate. In einem Gespräch mit ihnen feststelle, es gibt einen Bedarf, der wünschenswert ist zu realisieren und das reicht."

KONTRASTE
,,Und wenn sie es nicht schaffen, den Lehrer zu überzeugen?"

Sybille Grüner, Hauptschule Wadersloh
,,Dann mache ich einen zweiten Anlauf."

KONTRASTE
,,Und wenn der auch nicht klappt?"

Sybille Grüner, Hauptschule Wadersloh
,,Dann muss ich aufgeben. Das ist so."

Immerhin machen an ihrer Hauptschule Lehrer Fortbildungen. Aber in der Unterrichtszeit. Deshalb hat die Klasse 7 jetzt Vertretungsunterricht. Die Schüler haben aber Verständnis dafür, dass Lehrer nicht in den Ferien lernen wollen.

Schüler
,,Die Lehrer sollen dann auch eine kleine Pause haben. Weil wenn die Schule dann wieder anfängt und die waren in der Schule, dann werden die ja vielleicht noch gestresster."
,,Die wollen ja auch mal ihre Ruhe haben und haben dann auch keine Lust mehr erst mal, für ein paar Wochen, wie wir."

Ihre Lehrerin ist zur gleichen Zeit im Seminar. Die in den Ferien leere Tagungsstätte ist nun gut besucht. In diesem Kurs sind sich alle einig, warum Seminare in der Unterrichtszeit stattfinden und nicht in den Ferien.

Lehrerin
,,Man muss ja auch erst einmal diejenigen finden, die es anbieten in den Ferien?"

KONTRASTE
,,Auf der Angebotsseite ist das Problem?"

Lehrerin
,,Ja."

Lehrerin
,,Ich bin Schulleiterin einer Grundschule. Ich weiß was meine Kollegen arbeiten. Die arbeiten sehr, sehr viel. Sind überaus engagiert und sind manchmal auch sehr müde, das alles umzusetzen was die Landes- und Bezirksregierungen und die Schulräte von ihnen verlangen."

Lehrer sind gestresst. Ihre Arbeitszeit hat die OECD untersucht, nachzulesen im druckfrischen Bericht ,,Bildung auf einen Blick". So müssen Lehrer der Klassen 5 bis 10 1.708 Stunden im Jahr arbeiten. Davon verbringen sie 735 Stunden in der Schule. Danach bleiben ihnen noch 973 Stunden Arbeitszeit zur freien Verfügung – auch für Fortbildung. Doch das überprüft kaum jemand.

Helmut Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
,,Die Arbeitszeit am Nachmittag wird nicht kontrolliert. Was wir brauchen, wäre eine Präsenzpflicht für Lehrer in der Schule über den Vormittag hinaus, so dass am Nachmittag unterschiedliche Aktivitäten von Seiten der Schule organisiert werden könnten, einschließlich Lehrerfortbildung."

Zukunftsträume! Heute besuchen viele Lehrer Seminare während der Schulzeit. Die Folge: andere Lehrer müssen sie dann in ihrer Klasse vertreten. Und die Vertretung kostet Geld.

Wie viel, das haben wir mal den Fachmann nachrechnen lassen, nur für NRW:

Helmut Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
,,Das heißt, für die Freistellung der Lehrer zur Teilnahme an Lehrerfortbildungen hat das Land NRW etwa 230 Millionen für Personalkosten bereitgestellt."

230 Millionen € für Vertretungsunterricht – maximal. Gerne hätte KONTRASTE dazu ein Interview mit der Landesschulministerin geführt. Leider hatte sie keine Zeit. Per Fax ließ sie uns jedoch wissen:

Zitat: ,,Mit Hochdruck arbeitet unser Ministerium jedoch an dem Thema Lehrerfortbildung"

Die Ministerin selbst war derweil auf Wahlkampftour. Und so trafen wir sie auf einer CDU-Veranstaltung in Gütersloh. Wir fragten nach, warum so viel Geld für Vertretungsstunden ausgegeben wird.

Barbara Sommer, Schulministerin NRW
,,Es muss nicht immer alles Geld kosten. Es gibt kreative Lösungen."

KONTRASTE
,,Aber wenn man alle Vertretungslehrer zusammen nimmt, dann kostet es Millionen mehr!"

Barbara Sommer, Schulministerin NRW
,,Bestimmt nicht, nein. Das glaube ich nicht."

Sprach's und verschwand in die Wahlkampfveranstaltung. Thema des Abends war übrigens: ,,Die Schule der Zukunft."

Das Schulsystem wird nur moderner, wenn Lehrer mehr Fortbildungen machen – auch in der Ferienzeit!

banach

Ich kann sagen was lehrer in der übrigen ferienzeit machen

wenn ein lehrer eine volle stelle hat, dann hat er 24 stunden unterricht und je nach fächer bedeutet das im schnitt 8 unterschiedliche klassen

in jeder klasse tümmeln sich bis zu 30 schüler
pro halbjahr werden 2 arbeiten geschrieben (fast in allen fächern und klassenstufen)

verteilt man die klassenarbeiten so, dass man sie in der ferienzeit korrigiert, so hat man
um die 200 klassenarbeiten nachzuschauen

je nach fach (deutsch englisch sehr umfangreiche, mathe physik eher schnelle  korrektur) sitzt man bis zur endgültigen bewertung 0,5 bis 1,5 h für eine arbeit, also im idealfall benötigt man
100 und im schlimmsten fall sind es 200 zeitstunden

aufgeteilt auf zwei wochen kann man nicht wirklich von ferien sprechen
vorbereitungen für den unterricht sind da noch nicht mal drin

lu.gal

Zitatwenn ein lehrer eine volle stelle hat, dann hat er 24 stunden unterricht
Unterrichtsstunden in der Woche? Das hieße 18 Stunden Arbeitszeit und somit 3,6 Std./Tag.

Ich hoffe doch schwer, daß Du nach einem dreieinhalb Stunden Arbeitstag nicht völlig auseinanderfällst, zumal Du alle 45 Minuten eine Pause von 5 oder 15 Minuten hast???

Zitatin jeder klasse tümmeln sich bis zu 30 schüler
So eine Frechheit von den Schülern! Tümmeln die sich einfach da...

Zitatverteilt man die klassenarbeiten so, dass man sie in der ferienzeit korrigiert, so hat man
um die 200 klassenarbeiten nachzuschauen
Aber sonst geht´s gut? Die Korrektur einer Klassenarbeit (dreißig Hefte) ist bitte in drei Tagen zu schaffen!

Zitatje nach fach... sitzt man bis zur endgültigen bewertung 0,5 bis 1,5 h
Was bist Du denn für eine lahme Gurke?

Nach deinen Schilderungen bist Du eindeutig nicht für den Lehrerberuf geeignet. Es ist mir völlig unverständlich, wie Du in diesem Bereich so weit hast vordringen können. Typen wie Du können mir dankbar dafür sein, daß ich sie in meiner Schulzeit frühzeitig "aussortiert" habe.

}:-]
Auferstanden aus Ruinen...jetzt mit noch mehr FrogPower!

banach

zu 1

also hat jeder lehrer ca. 11.30 arbeitsschluß

zu 2

das war eher spaßig gemeint

zu 3

dann reichen die ferein ja garnicht aus

zu 4
 man kann eine arbeit auch in 3 minuten korriegieren, wenn einem das alles egal ist

zu 5

du kennst mich garnicht, also behalte persönliche urteile raus

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