Exodus der Büroarbeitsplätze

Begonnen von Kater, 17:17:26 Mo. 24.Oktober 2005

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Kater

ZitatExodus der Büroarbeitsplätze
Studie: Europäische Unternehmen werden 65 Millionen Quadratmeter in Billiglohnländern anmieten - China wichtigstes Zielland
 
Berlin - Die Verlagerung qualifizierter Arbeitsplätze in Niedriglohnländer wird die Büromärkte rund um den Erdball gravierend verändern. Das zeigen Untersuchungen von Cushman & Wakefield Healey & Baker (CWHB) und A.T. Kearney. Verlierer sind die Standorte in Europa, den USA und Japan. Zu den Gewinnern zählen asiatische, südamerikanische und osteuropäische Staaten wie Polen, Tschechien und Ungarn.

In den nächsten zehn Jahren werden Unternehmen in Europa, den USA und Japan voraussichtlich mehr als 4,5 Mio. Dienstleistungsjobs in Länder mit geringen Lohnniveaus auslagern, haben die Analysten von CWHB aufgrund von Befragungen internationaler Konzerne ermittelt.

Durch das Offshoring werden allein europäische Unternehmen oder ihre Dienstleister vor Ort bis 2015 in Billiglohnländern Büroflächen im Umfang von rund 65 Mio. qm anmieten. US-Unternehmen sehen für sich einen Flächenbedarf von 63,7 Mio. qm in den Offshore-Zielländern, japanische Unternehmen benötigen bis zu 63,5 Mio. qm. Bewahrheiten sich die Prognosen, würden damit Büroflächen im Gesamtumfang von 192 Mio. Quadratmetern in den führenden Industrienationen obsolet. Um die Dimensionen deutlich zu machen: Das gesamte Angebot an Büroflächen in den drei größten deutschen Zentren - Berlin, Frankfurt/Main und München - beträgt zusammen 46,89 Mio. qm.

Tatsächlich hat der Exodus der qualifizierten Arbeitsplätze längst begonnen: Bei der Siemens-Netzwerktochter ICN wurden seit 2001 mehr als 20 000 der einst 54 000 Stellen gestrichen. Bereits im vergangenen Jahr erfolgte mehr als 50 Prozent der Software-Programmierung in Indien, China und Osteuropa. Auch SAP läßt Programmierer in Fernost und Bulgarien für sich arbeiten. Der Chiphersteller Infineon hat Teile der Buchhaltung nach Ungarn verlagert, die Deutsche-Post-Tochter DHL hat ein neues Rechenzentrum in Prag eingerichtet. Allein in der deutschen IT-Branche könnten bis 2007 rund 130 000 Arbeitsplätze dem Offshoring zum Opfer fallen, warnte die Unternehmensberatung A.T. Kearney bereits im vergangenen Jahr.

Kurioserweise haben die Beschäftigten der IT-Branche erst die technischen Voraussetzungen geschaffen, die sie heute in Westeuropa und den USA um ihre Arbeitsplätze bringt. "Das Internet erlaubt es, digitale Güter global zu verteilen", erläutert Deutsche Bank Research in ihrem neuen Offshoring-Report 2005. Der Titel spricht Bände: "Ready for take off" - Bereit zum Start. Selbst zwischen Industrie- und Entwicklungsländern seien die Datenleitungen inzwischen hinreichend stabil. "Das ebnet den Weg, Standortvorteile global zu nutzen", heißt es in der Studie.

Gewinner im internationalen Wettbewerb um die niedrigsten Löhne dürften vor allem jene Investoren sein, die in die asiatischen Märkte einsteigen. Die CWHB-Analysten rechnen damit, daß mehr als ein Drittel aller Arbeitsplätze in den Fernen Osten verlagert wird. Rund 65 Mio. qm an Büroflächen würden deshalb allein durch das Offshoring dort in den nächsten zehn Jahren nachgefragt werden. "Allein in Indien werden durch die Standortverlagerungen 35,3 Mio. qm benötigt", sagt Christiane Bührsch, Associate Partner bei CWHB-Deutschland. An zweiter Stelle steht China mit 17,2 Mio. qm. Zusätzliche 11,9 Mio. qm würden voraussichtlich in anderen asiatischen Staaten wie Malaysia, den Philippinen oder Taiwan angemietet werden.

Doch auch Länder wie Polen, Ungarn, Tschechien und Rußland werden vom Offshoring profitieren. "Europäische Unternehmen favorisieren Standorte in Mittel- und Osteuropa", sagt Bührsch. Nicht nur wegen der geographischen, sondern auch der kulturellen Nähe und den vorhandenen Sprachkenntnissen. rhai

Artikel erschienen am Fr, 21. Oktober 200


http://www.welt.de/data/2005/10/21/791641.html

Carsten König

Dann wird bloß hier keiner mehr Geld haben, für die billigen Dienstleistungen. Oder hier bricht die Revolution aus und schicken die dann nutzlosen Manager und korrupten Politiker dorthin zum putzen.

Spätlese

Vollkommen richtig: Büroarbeitsplätze werden in Niedriglohnländer verlagert und natürlich auch Arbeitsplätze aus der Produktion.

Was hier bleibt? Dienstleistungen, Hilfsarbeiten, Vertrieb, Service für Dinge, die sich viele überhaupt finanziell gar nicht mehr erlauben können.

Also ist vorbestimmt, dass sich die Lage in Deutschland (und natürlich auch vielen anderen europäischen Ländern) nicht verbessern kann.
Alle von mir getätigten Aussagen/Antworten/Kommentare entsprechen lediglich meiner persönlichen Meinung und stellen keinerlei Rechtsberatung dar.

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