Leiharbeiterkämpfe anderswo

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 13:19:34 So. 01.Januar 2006

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Nao


Nao

Über die von chefduzen organisierte Soliaktion für inhaftierte Leiharbeiter des chinesischen FAW-VW Werks in Changchun wird nun auch
in China berichtet.

Kuddel

Metallgewerkschaft mobilisierte erfolgreich:
Südafrikanisches Gericht bestätigt Verbot von Leiharbeit, die länger als 3 Monate dauert


Die südafrikanische Metallgewerkschaft NUMSA - Kern eines neuen unabhängigen GewerkschaftsbundesNach einer längeren Kampagne hat die südafrikanische Metallgewerkschaft NUMSA vor Gericht einen Erfolg erzielt, den sie weiter auszubauen gedenkt: Der Labour Appeals Court  (LAC) – eine Art höchstinstanzliche Berufungskommission der Arbeitsgerichtsbarkeit, deren Mitglieder unter anderem vom Staatspräsidenten ernannt werden – behandelte den Fall des Zeitarbeit-Unternehmens Assign Services, das einen eigenen Weg zur Umgehung der gesetzlichen Bestimmungen gefunden hatte. Da das Gesetz in Südafrika eine dreimonatige Obergrenze für Leiharbeit vorsieht, hatte das Unternehmen das Konstrukt ,,doppelte Beschäftigung" entwickelt, demzufolge die Leiharbeiter sowohl bei ihm, als auch beim ausleihenden Unternehmen gleichzeitig beschäftigt seien – was der LAC nunmehr als ungesetzlich beurteilt hat und entsprechende Konsequenzen angeordnet. In dem Artikel ,,LAC contract workers ruling a victory for workers, says Jim" am 15. Juli 2017 bei The Citizen externer Link wird der Generalsekretär der NUMSA, Irving Jim, mit seiner Aussage auf der anschließenden Pressekonferenz zitiert, dieses Urteil sei ein Sieg der ArbeiterInnen. Die NUMSA hatte den Gang zur Justiz mit einer massiven Kampagne begleitet, in der deutlich gemacht wurde, dass solcherart Konstruktionen das Gesetz umgehen – ein Gesetz, das die NUMSA bekämpft, weil sie grundsätzlich für das Verbot der Leiharbeit eintritt – und dass dies geschieht, weil eben dieses Leiharbeitsgesetz überhaupt erst die Möglichkeit eröffne, die zulässige Periode illegal zu verlängern...

http://www.labournet.de/?p=118912
http://citizen.co.za/news/news-national/1574710/lac-contract-workers-ruling-a-victory-for-workers-says-jim/

Nao

Es ist in Deutschland bekannt, daß in China das Internet intensiv zensiert wird.

Trotz allem wird dort im Netz politisch diskutiert und es werden Infos verbreitet, die der Staat am liebsten unterbinden würde.

WeChat ist mit WhatsApp zu vergleichen und hat durchschnittlich über 762 Millionen tägliche Nutzer.

Weibo ist ein chinesisches System des Microbloggings und ist unter den sozialen Medien ebenfalls sehr populär mit 340 Millionen registrierten Benutzern, von denen täglich 154 Mio. eigene Nachrichten veröffentlichen. Es iste eine Mischung aus Twitter und facebook.

Die Nachrichten über die Solidarität aus Deutschland für die kämpfenden Leiharbeiter bei FAW-Volkswagen in Changchun wurden in diesen Medien verbreitet. Hier ein paar Screenshots von den Kurzmeldungen:

WeChat:


Weibo:


Die Wogen schlagen unerwartet hoch und die Infos werden weiterverbreitet. Hier ein paar übersetzte Kommentierungen:






Nao

Das Transparent in der Großdemo:


Nao

Die Leiharbeiter aus dem Norden Chinas haben sich nun bemüht, über das soziale Netzwerk, in dem sie von der Solidarität in Deutschland erfahren haben, Kontakt zu solidarischen Kollegen im Heimatland von Volkswagen zu suchen. Sie erhoffen sich Unterstützung vom Betriebsrat bei VW und bitten ihn um Vermittlung in dieser Auseinandersetzung:





Die Übersetzungen könnten mit Hilfe einer Übersetzungssoftware erstellt worden sein, doch der Inhalt ist zu verstehen.
Da das gescannte Schreiben ein wenig unscharf ist, habe ich eine geglättete Übersetzung hier eingefügt:

ZitatSchlichtungsantrag der LeiharbeiterInnen bei FAW-Volkswagen (Changchun, China)

Sehr geehrter Europäischer Konzernbetriebsrat, sehr geehrter Weltkonzernbetriebsrat, sehr geehrte Konzernleitung von Volkswagen,

Wir sind LeiharbeiterInnen bei FAW-Volkswagen in Changchun, China. Seit langer Zeit werden LeiharbeiterInnen bei FAW-Volkswagen schonungslos ausgebeutet. Der Lohnunterschied zwischen uns und den bei FAW-Volkswagen fest angestellten ArbeiterInnen ist enorm groß.

Um unsere legitimen Ansprüche zu wahren, haben wir uns als LeiharbeiterInnen organisiert und begonnen für unsere Rechte zu kämpfen.

Unser Anliegen traf jedoch auf zahlreiche Schwierigkeiten. FAW-Volkswagen hat unsere angemessenen und legitimen Forderungen von Anfang an weder anerkannt noch darauf reagiert, sondern sich stattdessen abscheulich verhalten! Zudem hat FAW-Volkswagen im Verlauf der Auseinandersetzung von schmutzigen Tricks Gebrauch gemacht und mit den zuständigen Regierungsbehörden dafür gesorgt, dass unsere Vertreter auf Basis von falschen und erfundenen Vorwürfen verhaftet werden.

Fu Tianbo, einer unserer Vertreter, befindet sich wegen des Verdachts auf ,,Aufruf zur Versammlung und Störung öffentlicher Ordnung" bereits seit zwei Monaten in polizeilichem Gewahrsam! Ai Zhenyu und Wang Shuai, zwei weitere Vertreter, wurden von der Polizei sieben Tage lang festgehalten und mittlerweile wieder freigelassen.

Unsere Anwälte haben FAW-Volkswagen am 29. Juni 2017 ihre Rechtsauffassung übermittelt. Dabei wurde das Unternehmen aufgefordert, uns für die entgangenen Löhne bei gleicher Arbeit zu entschädigen, weitere entsprechende Kompensationszahlungen zu tätigen und uns innerhalb von zehn Werktagen zu antworten. Bis dato haben wir jedoch keine Antwort erhalten, was zu einem Scheitern der Schlichtungsbemühungen zwischen den beiden Parteien führte.

Das Verhalten von FAW-Volkswagen stellt eine schwerwiegende Verletzung der in China bestehenden Gesetze und Verordnungen dar! Darüber hinaus verstößt das Verhalten gegen zahlreiche Grundsätze und Inhalte der ,,Charta der Zeitarbeit im Volkswagen-Konzern".

Wir alle, die bei FAW-Volkswagen unsere Rechte und Interessen eintretenden KollegInnen, fordern den Europäischen Konzernbetriebsrat, den Weltkonzernbetriebsrat sowie die Konzernleitung von Volkswagen mit Nachdruck auf, die Rechte von LeiharbeiterInnen voll und ganz zu respektieren und unseren Arbeitskonflikt mit FAW-Volkswagen gemäß den Vorschriften der ,,Charta derZeitarbeit im Volkswagen-Konzern" zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen, Die Vertreter der Antragssteller
Fu Tianbo (unterzeichnet i.V. Ehefrau Zou Hanxiao), Ai Zhenyu, Wang Shuai 

Nao

Die Kontakte nach Deutschland bedeuten den Leiharbeitern in Nordchina sehr viel. Sie erklärten, das Transparent bei den G20 Protesten habe ihnen Mut gemacht.

Zum Verständnis der Situation aus deutscher Sicht, muß man erklären, daß VW die Vorgabe hat, mit einem chinesischen Unternehmen in einem Joint Venture zu kooperieren. Man entschied sich zur Zusammenarbeit mit dem staatlichen Unternehmen FAW. Die Chinesische Seite dominiert mit einem Anteil von knapp über 50%.

Der Artikel aus dem China Labour Bulletin laßt darauf schließen, daß im Bereich der Leiharbeit auch Eigeninteressen lokaler Parteifürsten eine Rolle spielen.

Zitat
Chinesische Volkswagen-Arbeiter rufen den deutschen Mutterkonzern auf, die Verantwortung für Rechtsverstöße zu übernehmen


13.07.2017

Ein Arbeiteranruf

Nachdem der Changchun FAW-Volkswagen-Arbeitnehmervertreter Ai Zhenyu aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden war, veröffentlichte er den Brief an das deutsche Mutterunternehmen Volkswagen Group, seine langes Schweigen zu brechen und die Verantwortung für die Arbeitsrechtsverletzungen nach chinesischem Recht und dem VW-Rahmenvertrag zu übernehmen.

"Deutschland ist ein Land, das die Verteidigung der Menschenrechte immer unterstreicht und oft China für seine Menschenrechtsverletzungen kritisiert." Die deutschen Unternehmen Volkswagen und Audi haben chinesische ArbeiterInnen diskriminierende Praktiken ausgesetzt, sie haben die Menschenrechte der chinesischen Arbeiter völlig außer Acht gelassen.  Wie könnt ihr so gleichgültig bleiben? Sind das eure Maßstäbe für Menschenrechte? "

Ai Zhenyu, Arbeitervertreter
Aus: "Eine gewöhnliche chinesische Arbeiterforderung"


Im Juni 2017 wurden die Arbeitnehmervertreter Fu Tianbo, Ai Zhenyu und Wang Shuai von der Polizei verhaftet, weil wegen ihrer monatelangen Kampagne für Equal Pay, die Ai und Wang organisiert hatten, während Fu Tianbo in Haft war. Fus Familie wurde von der Polizei schikaniert und seine Mutter hat ein Video veröffentlicht mit ihrem Wunsch, ihren Sohn zu sehen und  um ihre Beschwerden an höhere Behörden in Peking zu richten. Fus Kollegen und seine Familie beteuern seine Unschuld, und daß seine Verhaftung nur die Entschlossenheit der Arbeiter gestärkt hat.


Screenshot eines Videos von Arbeiter-Vertreter Fu Tianbo's Mutter: "Ich will meinen Sohn wieder sehen!"


Mehrere tausend FAW-Volkswagen-LeiharberInnen haben  in der nordöstlichen Stadt Changchun seit 2016 Equal Pay verlangt. Für ein halbes Jahr haben die Arbeiter eine gut organisierte Kampagne durchgeführt und trafen sich sich mit Führungskräften und Regierungsbeamten, um ihren Streit durch kollektive Verhandlungen zu beenden. Als die Verhandlungen schwierig wurden, zog sich das Unternehmen von den Verhandlungen zurück und die Polizei begann, Arbeitnehmervertreter ins Visier zu nehmen.

Von über 3.000 Leiharbeitern bei FAW-Volkswagen, hat eine große Zahl über 10 Jahre Betriebszugehörigkeit. Sie geben an, dass ihre Löhne nur die Hälfte von dem betragen, was einem FAW-VW-Stammarbeiter bezahlt wird, und sie genießen nicht die weiteren Vorteile eines Stammbeschäftigten. Sie verlangen eine Entschädigung für Jahre der Ungleichheit und die Gewährleistung fairer Vertragsbedingungen für die Zukunft.

Zeitleiste

November 2016:

Changchun FAW-VW Leiharbeiter organisieren sich und stellen einen Bericht über die unlauteren Arbeitsbedingungen zusammen für Chinas einzige offizielle Gewerkschaft, den Allchinesischen Gewerkschaftsverband (ACFTU)

Dezember 2016-Januar 2017:

Unter Vermittlung der ACFTU Changchun engagieren sich die Arbeitnehmervertreter in zwei Tarifverhandlungen mit FAW-VW und Hongxin Youye (eines der Leiharbeitsunternehmen). Die beiden Tarifverhandlungen schienen keine Ergebnisse zu erzielen.

Januar-Februar 2017:
Über eintausend FAW-VW-Leiharbeiter präsentieren ihren Fall an den Arbeiter-Schiedskommision des Distrikts, sie erhielten keine offizielle Antwort.

Februar 2017:
Leiharbeiter stellen ihre Fälle vor Gericht vor, das ihre Ansprüche ablehnt. Mehr als 500  Leiharbeiter halten einen Protest vor der örtlichen Behörde für Personal- und Sozialversicherung ab.

April 2017:
Leiharbeiter organisieren einen Protest zum 1. Mai, müssen ihn aber unter polizeilichem Druck absagen.

21. Mai 2017:
Agentur Arbeiter sammeln sich vor den Toren des Unternehmens und rufen ihre Forderungen während des Changchun International Marathon (FAW-VW ist der führende Sponsor der Sportveranstaltung)

26. Mai 2017:

Die Arbeitnehmervertreter Fu Tianbo, Wang Shuai und Ai Zhenyu werden mit dem Vorwurf "Zusammrottungen zu organisieren, um die öffentliche Ordnung zu stören" eingesperrt. Nicht lange danach wurden Wang und Ai freigelassen, Fu bleibt in Haft.

7. Juni 2017:
Arbeiter-Vertreter Fu Tianbo gilt offiziell  als verhaftet

Juli 2017:

Die Polizeischikanen gegen Fu Tianbo Familie werden verstärkt, Fu's Mutter veröffentlicht ein Video verlangt, ihren Sohn zu sehen, sonst wird sie nach Peking gehen, um ihre Beschwerden höheren Regierungsbeamten zu präsentieren.


Rechtsbrüche

Arbeitervertreter Fu Tianbo veröffentlicht auf seinem Social-Media-Konto eine 11-Punkte-Liste mit Forderungen, die als Vorlage für seine Kollegen dient, alle relevanten Gesetze in China zu zitzieren, um ihre kollektiven Forderungen zu unterstützen.

Fu zitiert Artikel 63 des Arbeitsvertragsrechts von China: "Die versendeten Arbeitnehmer haben das Recht, die gleiche Bezahlung zu erhalten, die den Stammbeschäftigten für dieselbe Arbeit bezahlt wird", erklärt, dass er als Leiharbeiter 60 Tausend Yuan pro Jahr bezahlt wurde, während ein Stammbeschäftiger in der gleichen Abteilung 170 Tausend Yuan verdient.

Als Fabrikarbeiter an der Lötstation erklärt Fu, dass er in der Tat ein langjähriger Beschäftigter ist, dessen Arbeit in das Hauptgeschäft der Fabrik integriert ist, was bedeutet, somit FAW-VW gegen Artikel 66 des Arbeitsvertragsgesetzes verstößt, der besagt, dass "Arbeitsüberlassung eine ergänzende Form ist und ausschließlich für vorläufige, Hilfs- oder Ersatzpositionen gilt."

In seiner Vorlage der Forderungen unterstreicht Fu auch die Verletzung von Arbeitgeberverpflichtungen seitens des Ministeriums für Humanressourcen und Sozialversicherung  bei den Vereinbarungen zur Arbeitnehmerüberlassung, insbesondere hinsichtlich des Wegfalls von soderleistungen für Leiharbeiter. Insgesamt verlangt Fu 1,3 Millionen Yuan an Entschädigung.

Die Rechtmäßigkeit der vier bekannten Personalagenturen, die der FAW-VW Changchun Arbeitskräfte zuführen, wurde in Frage gestellt. Nach Angaben der öffentlicher Dokumente ist mindestens eine Agentur, Bozhong Autoparts, direkt im Besitz und kontrolliert von der FAW-VW Unternehmensvereinigung, und ihr Direktor Fan Xijun ist der FAW-VW Parteisekretär und Gewerkschaftsvorsitzender. Eine weitere Agentur, Hongxin Youye Human Resources Co., befindet sich in Changchuns FAW Fabrikviertel nur einen Kilometer vom Haupttor des Volkswagen Werks entfernt. Artikel 67 des Arbeitsvertragsgesetzes sieht vor, dass "kein Unternehmen eine Arbeitnehmerüberlassung betreiben  darf, um die Arbeitnehmer an sich selbst und  Tochtergesellschaften zu entsenden."

Es ist Zeit für eine Antwort


Der deutsche Automobilhersteller verstößt auch gegen seinen eigenen weltweiten Rahmenvertrag. In der Vereinbarung stimmt VW zu, Konflikte durch Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern zu lösen, den Prozentsatz externen Zeitarbeiter zu begrenzen und ein gleiches Entgelt und die gleiche Behandlung aller Mitarbeiter zu garantieren.

Nach seinem eigenen globalen Engagement, ist Volkswagen verpflichtet, mit den Arbeitnehmern zu verhandeln, um auf ihre Forderungen einzugehen, und nach den Verhaftungen im Juni sind noch Fragen offen in Bezug auf den Agriff und die Repression gegen Arbeitnehmervertreter.

In seinem unterschriebenen Brief fordert der Arbeitnehmervertreter Ai Zhenyu die "volle Anerkennung der Menschenrechte der chinesischen Arbeiter" und wiederholt die Forderung seines inhaftierten  Kollegen Fu Tianbo an den Arbeitgeber: "Gebt uns das jetzt, was ihr uns schuldet!"

Die  nächste Tarifverhandlungssitzung ist laut Social Media Posts für den 14. Juli 2017 geplant.


Relevante Links

Fu Tianbo's demands (in Chinese)
weibo.com/6052295373/Eq4oIkJff
Open Letter of Worker Representative Ai Zhenyu: "An ordinary Chinese worker's demand" (in Chinese)
http://www.weibo.com/p/1001604127619745506068?retcode=6102
Labour Contract Law of the People's Republic of China (2012 Amendment)

http://www.ilo.org/dyn/natlex/docs/ELECTRONIC/76384/112877/F1810845897/CHN76384%20Eng.pdf
Interim Provisions on Labour Dispatch (agency labour), 2014

http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_dialogue/---sector/documents/publication/wcms_246921.pdf
Charter on Temporary Work for the Volkswagen Group

http://www.industriall-union.org/sites/default/files/uploads/documents/GFAs/Volkswagen/precarious_agreement_Nov_2012/charta_der_zeitarbeit_englisch_final.pdf
http://www.clb.org.hk/content/chinese-volkswagen-workers-call-german-parent-company-assume-responsibility-violations
http://www.clb.org.hk/content/chinese-volkswagen-workers-call-german-parent-company-assume-responsibility-violations

(In eigener Übersetzung aus dem Englischen)

dagobert

ZitatVerliehen, aber nicht lange

Südafrika: Metallarbeitergewerkschaft klagt erfolgreich gegen Zeitarbeitsfirma. Unternehmen müssen Beschäftigte nach drei Monaten übernehmen
https://www.jungewelt.de/artikel/315097.verliehen-aber-nicht-lange.html
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Nao

Die Leiharbeiter in Changchun werden weiter hingehalten. Es wurde einigen Leiharbeitern angeboten, sie in die Stammbelegschaft zu übernehmen, wenn der Rest dann Ruhe gibt. Sie wollen aber nicht abgespeist werden. Sie wollen das Geld erhalten, um das sie geprellt worden sind. Und sie fordern die Freilassung ihres inhaftierten Sprechers.

Lange ließen sich die in einem offenen Brief angesprochenen Gewerkschaftsgranden Bernd Osterloh und Frank Patta Zeit, bis sie sich zu einer Antwort herabließen.

http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2017/10/vw_gbr_d.pdf

Sie sagen, sie wissen nicht genau, was in China los ist und eigentlich sei VW für die Bedingungen im VW Werk nicht zuständig, da wäre wohl eher der chinesische Joint-Venture Partner verantwortlich. Da ist man fein raus und läßt weiter unter verboten billigen Bedingungen (das Chinesische Arbeitsgesetz verpflichtet zu Equal Pay) in China produzieren und wäscht seine Hände in Unschuld.

Ich bekam Rückmeldung aus China. Die kämpfenden Leiharbeiter in Changchun sind stinksauer, so zynisch von deutschen Belegschaftsvertretern abgefertigt worden zu sein.

Sie schrieben einen Brief an die örtlichen Behörden:



Gemeinsamer Brief mit der Forderung nach der bedingungslosen Freilassung von Fu Tianbo, der uns bei der Verteidigung unserer Rechte vertritt


Brief der ArbeiterInnen von FAW-Volkswagen in China vom 18. August 2017 an die örtliche PolizeiAn die Außenstelle des Amtes für Öffentliche Sicherheit in der Automotive Industrial Development Zone (Entwicklungszone für die Automobilindustrie) in der Stadt Changchun:

Ihr Amt eröffnete ein Verfahren gegen den für unsere Arbeiterrechte eintretenden Fu Tianbo und beschuldigte ihn der Versammlung einer Menschenmenge, um die soziale Ordnung zu stören. Nachdem die Untersuchung abgeschlossen war, wurde der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergereicht, und Fu Tianbos Verteidiger übergab seine diesbezüglichen juristischen Einwände ebenfalls der Staatsanwaltschaft. Am 3. August 2017 verwies die Staatsanwaltschaft den Fall zurück an Ihr Amt, damit zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden.

Aufgrund des besonderen Charakters dieses Falles, der viele Menschen und diverse Aspekte betrifft, wollen Beschäftigte von FAW-Volkswagen, die nun in den Fall involviert sind, ihre eigenen Interessen schützen und ihren geschädigten Kollegen Fu Tianbo unterstützen. (...)


Gesammelte Unterschriften unter den Brief der ArbeiterInnen von FAW-Volkswagen in China vom 18. August 2017 an die örtliche Polizei

http://www.labournet.de/?p=122305

Fritz Linow

Mal aus der Selbstdarstellung des Arbeitskreises ,,InterSoli" der IGM Wolfsburg von 2002:

Zitat(...)
1985 wurde als Joint venture die  ,,Shanghai-Volkswagen Automotive Company, Ltd." gegründet, 1991 kam in Changchun ein zweites chinesisches Werk hinzu.   
(...)
Eine besondere Problematik ist es, die zwei chinesischen VW-Standorte in die betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen zu integrieren, da der Welt-KBR nur Standorte vertritt, in denen unabhängige Gewerkschaften arbeiten. 
(...)

http://www.igmetall-wob.de/fileadmin/users/Gruppen_Gremien/InterSoli/Geschichte_InterSoli_WOB.pdf

Da ist also durchaus die Rede davon, dass es sich in China um VW-Standorte handelt. Der Verweis auf den Joint-Venture-Partner, den die beiden Filzbrüder Patta und Osterloh bemühen, läuft absolut ins Leere und ist verlogen, wenn man mal vom Selbstverständnis der IGM Wolfsburg ausgeht.
Der größte Witz wäre, wenn sie sich in China für gleiche Bezahlung bei Leiharbeit einsetzen würden, während sie es hier seit Jahren aktiv verhindern.

Nao

Ebenso, wie die Chinesischen Behörden die Chinesichen Gesetze ignorieren und mit Füßen treten, tut es die IGM mit den Selbstverpflichtungserklärungen, die sie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen in China unterschrieben hat.

Papier ist geduldig.

dagobert

Zitat von: Nao am 18:44:59 Sa. 07.Oktober 2017Die kämpfenden Leiharbeiter in Changchun sind stinksauer, so zynisch von deutschen Belegschaftsvertretern abgefertigt worden zu sein.
Ich hab nichts anderes erwartet.
Und ob man VW-Betriebsräte ernsthaft als "Belegschaftsvertreter" ansehen kann ... ? Da machen sich in China wohl einige Leute falsche Vorstellungen über die Zustände hierzulande.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

admin

Grenzüberschreitende Solidarität!









Soliaktion in Kiel Gaarden

Fritz Linow

Zitat[9. – 11. November 2017] 11 indische Gewerkschaftsverbände organisieren Streiks mit dreitägigem Sit-In vor dem Parlament in Delhi
(...)
Kernforderungen dieses Programms sind vor allem ein Mindestlohn, der zum Leben reicht, sowie der Kampf gegen Zeit- und Leiharbeit, eng verbunden mit der Forderung nach Gewerkschaftsfreiheit.
(...)
http://www.labournet.de/internationales/indien/gewerkschaften-indien/9-11-november-2017-11-indische-gewerkschaftsverbaende-organisieren-streiks-mit-dreitaegigem-sit-in-vor-dem-parlament-in-delhi/


Nao

ZitatEin Jahr Kampf der Leiharbeiter bei VW China: Sofortige Freilassung von Fu Tianbo! Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Forderungen der Leiharbeiter!



Kampf der Leiharbeiter bei VW China: Sofortige Freilassung von Fu Tianbo! Die Proteste der rund 3.000 Leiharbeiter von FAW-VW in Changchun begannen Anfang November 2016 keineswegs als Proteste: Sie wollten verhandeln über die Einhaltung der chinesischen Arbeitsgesetze im Werk und gegen ihre soziale Diskriminierung vorgehen. Wozu sie zunächst zu durchaus stattfindenden Verhandlungen eine eigene Delegation wählten und die ,,Mediation" der örtlichen Gewerkschaft hatten. Erst als diese Verhandlungen abrupt und ergebnislos abgebrochen wurden, organisierten sie ihre Proteste selbstständig und öffentlich. In diesem ganzen Jahr, das seitdem vergangen ist, hat das Unternehmen VW – mit verschiedenen Begründungen, zuletzt unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass man ja nur eine Minderheitsbeteiligung an dem FAW Werk habe – sich rundweg geweigert, die legitimen und bescheidenen Forderungen zu erfüllen und sich an Gesetze zu halten. Das Vorgehen der chinesischen Behörden gegen den Sprecher der Bewegung Fu Tianbo ist ein Ergebnis der völligen Ablehnung legitimer Forderungen: Deswegen ist aus betrieblichen Problemen nun ein Kriminalfall konstruiert worden, als Vorwand, gegen die Bewegung repressiv zu werden.

In der Resolution ,,Release worker representative Fu Tianbo and resume collective bargaining at FAW-Volkswagen" am 13. November 2017 beim China Labour Bulletin rufen mehrere Basisgruppierungen aus China und Hongkong, Einzelpersonen und auch LabourNet Germany zur sofortigen Freilassung von Fu Tianbo auf – und zu Verhandlungen über die berechtigten Forderungen der Leiharbeiter: Verbreiten und unterstützen ist unser Appell an Leserinnen und Leser! 
http://www.clb.org.hk/content/release-worker-representative-fu-tianbo-and-resume-collective-bargaining-faw-volkswagen


,,One year on, the struggle continues for Volkswagen workers in Changchun" am 08. November 2017 beim China Labour Bulletin
http://www.clb.org.hk/content/one-year-struggle-continues-volkswagen-workers-changchun
ist ein Beitrag, der die Entwicklung der Bewegung seit November 2016 nochmals skizziert und dabei die Betonung darauf legt, dass der Ausgangspunkt der ganzen Auseinandersetzung es war – und ist – dass die Leiharbeiter die Einhaltung der entsprechenden Gesetze der VR China fordern (oder sollte China das zweite Land der Welt werden, in dem VW über dem Gesetz steht?) – und wer dann liest, wer sich bisher der eigentlich nun wirklich völlig selbstverständlichen Solidarität befleißigt hat, wird auch schnell merken, wer da an eigentlich Selbstverständlichem fehlt. Immerhin sind die Kollegen vom CLB so rücksichtsvoll, einer Bewertung des Ratschlages, sich an die Behörden zu wenden zu entgehen, indem sie ihn übergehen.
http://www.labournet.de/?p=123873

Kuddel

ZitatIn drei indischen Bundesstaaten streiken 100.000 ZeitarbeiterInnen im Gesundheitswesen: Trotz Entlassungsterror und Hetzkampagnen der Hindu-Fundamentalisten



Versammlung der Entlassenen im Gesundheitsstreik in Bihar am 9.12.17Rund 13.000 Beschäftigte der Gesundheitsmissionen im Bundesstaat Haryana und über 80.000 im Bundesstaat Bihar, viele Tausende in Tamil Nadu befinden sich im Streik: Alle kämpfen um die ihnen versprochene Übernahme in reguläre Beschäftigungsverhältnisse. Zwei Landesregierungen gehen gegen diese Proteste massiv vor. In Bihar (im Osten Indiens, an der Grenze zu Bangladesch), mit über 100 Millionen Menschen der Bevölkerungszahl nach drittgrößter Bundesstaat Indiens – und einer der ärmsten – sollen jetzt 80.000 Streikende entlassen werden. In Haryana (weit im Norden des Landes, rund 25 Millionen Menschen) wurde der Streik für illegal erklärt, erste Entlassungen vorgenommen und auch noch zusätzlich ein Versammlungsverbot im Umfeld der Gesundheitsstationen erlassen. Die Landesregierungen sind beide von der Regierungspartei der Bundesregierung BJP dominiert: In Haryana stellen sie den Ministerpräsidenten, in Bihar dominieren sie als zweite Kraft die Koalitionsregierung. Die faschistoide ,,Mutter Indien"-Ideologie von Modis fundamentalistischen Pogrom-Truppen will vor allen Dingen eines: Willfährige Arbeitskräfte (die möglichst auch schnell die Versprechungen dieser Truppe vergessen). Siehe zur Streikbewegung im indischen Gesundheitswesen drei aktuelle Beiträge aus den drei betroffenen Bundesstaaten – wovon ein Streik mit einem bedeutenden Teilerfolg beendet wurde
http://www.labournet.de/?p=125259

Kuddel

ZitatSans Papiers besetzen Leiharbeitsfirma in Paris



französisch mit dt. UT  | 4 min  |  2018

Seit dem 12. Februar 2018 haben ca. 120 illegalisierte Arbeiter_innen in Paris mehrere Firmen besetzt. Im Video zu sehen sind Bauarbeiter, die über eine Leiharbeitsfirma angestellt sind. Sie haben keinen Aufenthaltstitel und arbeiten daher mit Papieren von Bekannten.

Bei den Streiks geht es auch darum, die Errungenschaften der Streiks von 2008 und 2013 zu verteidigen, in denen u.a. durchgesezt wurde, dass ein Lohnzettel ausreichte, um registriert zu werden. (Siehe dieses Dossier bei LabournetGermany)

Die Streikenden sagen, dass sie nicht aufhören werden zu streiken, bis ihre Forderungen erfüllt sind.

https://labournet.us13.list-manage.com/track/click?u=aad840f755c59eb83507caa26&id=7d083d2f33&e=e025a64fe1
http://de.labournet.tv/sans-papiers-besetzen-leiharbeitsfirma-paris

Kuddel

Aufstand der spanischen Zimmermädchen

Trotz des Tourismus-Booms bekommen Zimmermädchen in Spanien nur noch Hungerlöhne. Gegen die Ausbeutung durch Leiharbeitsfirmen haben sich die Zimmermädchen nun zusammengeschlossen.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-europa/aufstand-der-spanischen-zimmermaedchen-100.html




Kuddel

Ein Teilsieg im juristischen Kampf:

ZitatVerfassungsgericht Südafrikas: Zeitarbeit? Nicht länger als drei Monate

Die südafrikanische Metallgewerkschaft NUMSA - Kern eines neuen unabhängigen GewerkschaftsbundesDer Sprecher der Metallgewerkschaft NUMSA zeigt sich zufrieden: Das Urteil des Verfassungsgerichtes – in einem Revisionsverfahren, das die Menschenhändler-Firma Assign Services gegen ein Arbeitsgerichts-Urteil angestrengt hatte – dass Zeitarbeiter nach drei Monaten übernommen werden müssen, sei ,,ein Meilenstein in unserem Kampf für die völlige Abschaffung der Zeitarbeit". In dem Artikel ,,Constitutional Court ruling on labour brokers a victory for the working poor" von Musawenkosi Cabe am 27. Juli 2018 im Daily Maverick dokumentiert (ursprünglich in New Frame), wird einerseits nochmals ausführlich auf die Lage der ZeitarbeiterInnen in Südafrika eingegangen (nicht umsonst trägt der Beitrag den Titel ,,ein Sieg für die working poor"), andererseits auch unterstrichen, dass die juristische Auseinandersetzung die ganze Zeit über von einer erfolgreichen Mobilisierungskampagne begleitet wurde. Aber auch dazu aufgerufen, dafür bereit zu sein, für die Geltung dieses Urteils zu kämpfen, schließlich sei es übliche Unternehmerpraxis im Lande, nicht genehme Gerichtsurteile zu ignorieren...
http://www.labournet.de/?p=135764

Kuddel

ZitatPhilippinen
Langanhaltender ,,Sitzstreik" bei Küchengerätehersteller Middelby

Am 10. Mai begannen Leiharbeiter bei Middleby im Laguna Technopark auf den Philippinen einen Sitzstreik. In diesem Technopark im Süden Manilas arbeiten 300.000 Beschäftigte der verschiedenen internationalen Weltkonzerne.




Ziel war die im April vom Arbeitsministerium angeordnete Regularisierung (Übernahme in ein festes reguläres Arbeitsverhältnis) bei Middleby durchzusetzen. Viele arbeiten schon Jahre als Leiharbeiter bei Middleby. Der Streik richtete sich auch direkt gegen ihre anstehenden Entlassungen, da Middleby angekündigt hatte, allen Leiharbeitsfirmen zu kündigen.

Schwere Repressionen seitens Middleby gegen die Streikenden

Den ,,Sitzstreikenden" verwehrte Middleby den Zugang von Kollegen von außerhalb. Der Strom wurde ihnen abgeschaltet und der Zugang zum Internet und den sozialen Medien damit blockiert. Ihnen wurde verweigert sich Essen liefern zu lassen, bzw. dieses in der Kantine zu kaufen. Damit sollte der Streik ,,ausgehungert" werden. Am 16. Mai war ihr Essen fast aufgebraucht und zeitgleich hatte Middleby eine zersetzende Kampagne gestartet um die Familie zu überzeugen, dass sie auf das Beenden des Sitzstreik einwirken sollen.

Nach wochenlanger Auseinandersetzung, unermüdlichem Durchhalten und wachsender Unterstützung des Kampfs gelang es eine zeitweise Belieferung mit Essen durchzusetzen. Als die Polizei zwei Gewerkschaftsführer verhaftete, wurde ihnen nach ihrer Freilassung der Zugang zu den Sitzstreikenden verwehrt. Ebenso verurteilte das regionale Arbeitszentrum PAMANTIK-KMU die Verhaftung von sieben Arbeitern und die Schikanen, die aus dem Polizeieinsatz bei Middleby resultieren. Die Arbeiter schworen, Gerechtigkeit zu suchen und ihre Forderungen nach Regularisierung aufrecht zu halten.

Solidarisierung und direkte Unterstützung des Streiks von kämpferischen Gewerkschaftern

Wichtig war die Solidarisierung und direkte Unterstützung des Streiks von kämpferischen Gewerkschaftern, wie von Honda Cars, Ftech und Technol Eight. Seitdem teilen sich die Streikenden die Streikposten der Arbeiter des Keksherstellers Monde Nissin, ebenfalls in Laguna. Nach Artikel 281 des Arbeitsgesetzbuches der Philippinen sollte die Probezeit sechs Monate nicht überschreiten. Viele der entlassenen Mitarbeiter von Monde Nissin arbeiten schon seit Jahren in der Fabrik. Jeden Tag seit Anfang Juni halten 5 Arbeiter von 21 des Unternehmens eine Mobilisierung ab, um die Regularisierung der Arbeiter bei Monde Nissin und die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter zu fordern. Nach wochenlangem Protest besteht nicht nur die Gefahr, dass ihr Lager abgerissen wird. Der Kampf gegen die Entlassung hundert weiterer Arbeiter aus einer weiteren Leiharbeit-Agentur ist heraus gefordert und muss geführt werden.

Solidarität ist Trumpf

Diese positive Entwicklung zeigt, dass die Arbeiter mutig den Kampf zur Regularisierung und gegen die Leiharbeit (Kontraktarbeit) führen. Ein Trumpf ist dabei die wachsende Unterstützung einzelner Kämpfe und der Zusammenschluss über Betriebsgrenzen und Leiharbeitsagenturen hinweg.
https://www.rf-news.de/2018/kw31/langanhaltender-sitzstreik-bei-kuechengeraetehersteller-middelby

Kuddel

ZitatPhilippinen
Tausende gegen Leiharbeit

Donnerstag,  30.08.2018

Am Montag gingen in Manila tausende Arbeiterinnen und Arbeiter gegen Präsident Rodrigo Duterte und gegen Leiharbeit und Niedriglöhne auf die Straße. Präsident Duterte hatte ursprünglich mal versprochen, die Leiharbeit zu verbieten. Herausgekommen ist jetzt, dass die Arbeiter fest eingestellt werden müssen - aber von der Leihfirma.
https://www.rf-news.de/2018/kw35/tausende-gegen-leiharbeit

Kuddel

Indische Polizei nimmt Tausende streikender Autoarbeiter fest: Sie kämpfen für Gewerkschaftsrechte und gegen Leiharbeit

Der Bundesstaat Tamil Nadu ist, nach dem Industriekorridor von Delhi, das zweitwichtigste Zentrum der indischen Automobilindustrie. Dort streiken seit Ende September 2018 die Belegschaften von MSI, Royal Enfield und Yamaha. Im Kampf gegen willkürliche Entlassungen und für Gewerkschaftsrechte ebenso, wie um die ,,üblichen Forderungen" gerade in der indischen Autoindustrie: Gegen Leih- und Zeitarbeit und für bessere Bezahlung. Aber die allgemeine Repressionswelle in Indien hat längst die Gewerkschaftsbewegung erreicht: Verschiedentlich haben in diesen drei Wochen sowohl die Behörden, als auch die Justiz und die Repressionsorgane Maßnahmen getroffen, die Streikbewegung zu beenden. Als sich nun in Oragadam etwa 2.500 Autoarbeiter aus den bestreikten Betrieben versammelten, um vor allem die Freilassung inhaftierter Kollegen zu fordern, wurden sie von der Polizei, mit Unterstützung von Anti-Aufruhr-Einheiten schlichterdings alle festgenommen. Die kollektive Festnahme einer ganzen Demonstration, bei der nichts passiert war, was irgendeinen Grund oder einen Vorwand für diese Aktion bedeutet hätte, ist auch in der gegenwärtigen politischen Entwicklung Indiens und der rechtsradikalen Modi-Regierung ein Novum.

http://www.labournet.de/?p=139083










Nao

Aktuelles im Fall Fu Tianbo*:

Der Anwalt von Fu Tianbo und die Leiharbeiter von FAW-VW Changchun veröffentlichten einen offenen Brief an den Staatsrat der Voksrepublik China. Der Brief enthüllt viele Details über den Protest und den Fall Fu Tianbo. Am 2. November 2018 entschied das Gericht, dass Fu Tianbo ,,die Menschmenge versammelt hat, um die öffentliche Ordnung zu stören". Das Gericht verurteilte das Vergehen, entschied jedoch, keine Strafe zu verhängen. So wurde Fu daraufhin freigelassen. Jetzt ist er arbeitslos. Er ist mit der finanziellen Entschädigung von FAW-VW für die Beendigung seines Arbeitsvertrages nicht einverstanden, da die Entschädigung auf dem Durchschnittslohn zwischen Januar und Dezember 2017 basiert. Er war nach Mai im Gefängnis und der Durchschnittslohn war sehr niedrig . Aber FAW-VW weigert sich, Änderungen vorzunehmen. Fu hat gegen das Urteil Berufung eingelegt und verklagt FAW-VW im Entschädigungsstreit.

*Fu Tianbo ist der gewählte Sprecher der Leiharbeiter im FAW-VW Werk in Changchun, die für die Einhaltung des chinesischen Arbeitsrechts in dem Unternehmen gekämpft haben.

Nao

Der Kampf geht weiter!

https://twitter.com/chinalabour/status/1098761933602222080

Das China Labour Bulletin (CLB) weist bei Twitter auf den aktuellen Stand der Auseinandersetzung von Fu Tianbo mit den Behörden und seinem Ex-Arbeitgeber hin. Er wurde schuldig gesprochen und aus der Haft entlassen.
Sein Kampf ist stellvertretend für Millionen Chinesischer Arbeiter*innen, die keine Festanstellung als Teil der Stammbelegschaft haben. Der Fokus des Interesses wurde auf diese Menschen gerichtet.

Er klagt nun gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber wg. unfairen Umgangs mit seiner Entlassung (ihm wurde ein Großteil seiner Abfindung vorenthalten).

"The journey is only starting."

Kuddel

ZitatDer Streik der südafrikanischen Arcelor-Belegschaft in der fünften Woche:
Gegen Leiharbeit, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit



Am 12.3.2019 begann der Streik der Metallgewerkschaft NUMSA bei Arcelor Südafrika - gegen Leiharbeit auf drei Jahre

Seit dem 12. März 2019 befinden sich über 2.000 Beschäftigte von Arcelor Südafrika im Streik. Die Streikenden sind sowohl die Stammbelegschaft, als auch Leiharbeiter der beiden Unternehmen Real Tree Trading und Monyetla Services – und genau darum geht der Streik: Um die Übernahme dieser Leiharbeiter durch Arcelor. Das Unternehmen – wohl wissend, dass diese Beschäftigungspolitik südafrikanischer Rechtssprechung entgegen gesetzt ist – beteuert, die beiden Unternehmen, bei denen die Leiharbeiter angestellt sind, seien eben keine Leiharbeitsfirmen (die genau nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofes zumindest in ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt sein sollen – was allgemein als Sieg der Gewerkschaftsbewegung betrachtet wurde), sondern Dienstleistungsunternehmen. (Siehe zur Ausgangslage auch den Verweis auf unseren ersten Bericht zum Arcelor-Streik am Ende dieses Beitrags). In dem Artikel ,,Numsa strike at ArcelorMittal enters fifth week ,, am 10. April 2019 bei Citizen, https://citizen.co.za/news/south-africa/protests/2115053/numsa-strike-at-arcelormittal-enters-fifth-week/ – also zu Beginn der fünften Streikwoche – wird sowohl von einer Delegation der Metallgewerkschaft NUMSA zur britischen Botschaft berichtet (der der Empfang verweigert wurde), als auch davon, dass weder das Unternehmen noch eben die Botschaft auf Fragen von Medienvertretern irgendeine Antwort gaben.
http://www.labournet.de/?p=147543


Der Knüppel links im Bild gefällt mir besonders gut.




Kuddel

ZitatGroßbritannien
Service-Personal in Sellafield im Streik


Im der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Sellafield haben 180 Beschäftigte der Leihfirma Mitie mit einem weiteren 10-tägigen Streik begonnen. Bereits Anfang des Monats waren die Reinigungskräfte, Sicherheitsleute und Küchenpersonal in den Streik getreten. Es geht um höhere Löhne und welche Gewerkschaft die Arbeiter vertritt.
https://www.rf-news.de/2019/kw-21/service-personal-in-sellafield-im-streik

Kuddel

Video von einer internationalen Protestaktion von Amazonarbeitern in Poznan (Polen) gegen ADECCO.


https://vimeo.com/326854438

ManOfConstantSorrow

ZitatDrei Tage in Südkorea:
Die (vielen verschiedenen) prekären Beschäftigten im Öffentlichen Dienst wollen ein Ende der Zeit- und Leiharbeit – 100.000 im Streik




Eine der zahlreichen Streikdemonstrationen in Seoul am 4. und 4. Juli 2019 - prekär Beschäftigte im Öffentlichen Dienst wehren sichVom 3. Juli bis zum 5. Juli 2019 streiken die Zeit- und LeiharbeiterInnen des öffentlichen Dienstes in Südkorea. ,,Für eine Welt ohne prekäre Beschäftigung" – unter diesem Motto hat der Gewerkschaftsbund KCTU zu dieser Streikbewegung, begleitet von täglichen Demonstrationen, aufgerufen.



Sowohl KünstlerInnen an Kommunalen Kultureinrichtungen, als auch ,,Nebenkräfte" an den Schulen des Landes und Beschäftigte in Subunternehmen der Stadtreinigung kommen dabei zu Wort, die trotz aller Unterschiede auch Gemeinsamkeiten haben: Kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit und immer wieder die Angst davor, bei der nächsten fälligen Vertragsverlängerung schlicht ,,nicht berücksichtigt" zu werden. Auffällig auch eine weitere Gemeinsamkeit: Alle sind erst in jüngster Zeit in die jeweilige Gewerkschaft eingetreten – der ,,älteste" Gewerkschafter der an den Interviews beteiligten ist dies seit August 2018.

http://www.labournet.de/?p=151230
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

Aus einem Blog:

Zitat2014
Israel ist das Land der Zeitarbeiter

Insgesamt 500,000 Leute, ca. jeder siebte Israeli, arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma. Ausgebeutet, wie überall auf der Welt. Ein Großteil der Zeitarbeiter werden ausgerechnet in Regierungsministerien beschäftigt. Ausgerechnet die Regierung (egal, ob rechts oder links), die eigentlich die gesetzlichen Rechte der Zeitarbeiter verbessern sollte, stellt sich als Helfer der Sklavenhändler heraus.
Jobs in Ministerien werden heute fast ausschliesslich an Zeitarbeiter vergeben, denn Festangestellte kosten eine Menge Geld, da man als Regierungsangestellter super Konditionen wie Rentenfond und anderweitige Vergütungen bekommt. Festgestellte bei den Ministerien haben ausgesorgt, aber kosten offenbar zuviel Geld. Da sind Zeitarbeiter billiger und nach Belieben austauschbar.
Den Großteil der Zeitarbeiter stellen Reinigungskräfte und die Sicherheitsbranche, sprich Security Guards, dar. Fast die Hälfte aller gut ausgebildeter Sozialarbeiter findet heutzutage nur noch über die Zeitarbeit einen Job. Doch selbst die Hightech Branche, Krankenschwestern oder Lehrer sind heute unter den Zeitarbeiter. Und die Zukunft schaut noch viel schlimmer aus, denn am Ende gibt es in Israel nur noch Zeitarbeit.
https://lebeninjerusalem.wordpress.com/2014/12/29/israel-ist-das-land-der-zeitarbeiter/

Zitat2019
Israelische Zeitarbeiter während der Sommermonate

Zeitarbeiter wie Lehrer, Putzhilfen, Kindergärtner oder Referenten an privaten Colleges wie, u.a., Sapir, werden während der Sommermonate entlassen und sind so gezwungen, bei der Bituach Leumi, sprich vom Staat, Arbeitslosengeld zu beantragen. Eventuell werden sie nach den Sommer – bzw. Semesterferien neu angestellt, doch im Sommer wollen sich die Zeitarbeitsfirmen Sonderausgaben wie Gehälter sparen. Dabei kann ein Antrag bei der Bituach Leumi zwischen 3 – 5 Monate dauern und niemand weiß, wie diese Wartezeit finanziell zu überbrücken ist.
Zwar gibt es, meines Wissens nach, in Israel keine Werkverträge, doch Zeitarbeiter sind überall zu finden. In Banken, in öffentlichen Einrichtungen wie Regierungsministerien, Rathäusern, an Unis, ect. Die Zeitfirmen sind hierzulande genau so bescheiden wie in Deutschland bzw. überall auf der Welt. Kaum Rechte, mieses Gehalt und halt Ausbeutung pur. Selbst Krankenhauspersonal oder Uni – Referenten und Lehrer sind oftmals nur bei Zeitfirmen angestellt und können jeder Zeit entlassen werden. Ein Beamtentum gibt es nicht.
https://lebeninjerusalem.wordpress.com/2019/08/21/israelische-zeitarbeiter-waehrend-der-sommermonate/

Keine Ahnung, ob es da auch Leiharbeitskämpfe gibt (bestimmt), so auf die Schnelle habe ich nicht viel gefunden.

Zitat2012
Etwa eine halbe Million Beschäftigte sind in Israel in den Streik getreten, um die Situation der Leiharbeiter zu verbessern. Die Protestierenden fordern gleichen Lohn und gleiche Rechte.
https://taz.de/Leiharbeiter-in-Israel/!5101189/

ManOfConstantSorrow

Wogegen sich der indische Generalstreik am 08. Januar 2020 richtet: Der Kern der neuen Arbeitsgesetze der Rechtsregierung heißt ,,freie Bahn der Zeitarbeit"

https://www.labournet.de/?p=160299
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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