(Spanien) PLUS entlässt junge Mutter, die ihre Rechte fordert

Begonnen von classwar, 18:28:53 So. 05.Februar 2006

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classwar

Fátima Fernandéz, Arbeiterin der PLUS-Filiale 'Carretera de Su Eminencia' in Sevilla (Spanien) und Mitglied unserer Schwesterorganisation CNT-AIT, wurde von Ihrem Arbeitsplatz entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat.

Im folgenden, zur näheren Information, ein Flugblatt ...

Fátima arbeitete bereits 5 Jahre bei der Firma PLUS. Ihre Wochenarbeitszeit betrug 24 Stunden, verteilt auf drei verschiedene Schichten morgens, abends und nachts (in Spanien gibt es keinen Ladenschluss). Sie verdiente dabei monatlich ungefähr 500 Euro. Nachdem nun ihre Tochter geboren wurde, bat Fátima die Firma PLUS um feste
tägliche Arbeitszeiten von 12:00 bis 16:00 Uhr, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten diesbezüglichen Anträgen, welche von PLUS nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde vom Gericht verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird." Weniger als 48 Stunden nach diesem erfolgreichen Prozeß, kündigte die Firma PLUS unserer Kollegin zum 20. Oktober 2005.

In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch PLUS gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse Supermarktes zu arbeiten, um sie von ihren Kolleginnen zu isolieren. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 Grad Celsius in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, daß Fátima einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde erklärt, daß Fátima "unter täglich wechselnden Essenszeiten leidet, sowie unter der Unmöglichkeit die Tochter mitzunehmen oder sie zu festen Zeiten aus dem Kindergarten abzuholen." Ausserdem wurde "die Schwierigkeit mit der Tochter zu Kinderärzten zu gehen oder mit der ihr die Freizeit zu verbringen" sowie "die unablässige Suche nach jemanden, der sich um die Tochter kümmert" beschrieben. Es wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima gezwungen wird,
psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Wir fordern von PLUS die sofortige Weiterbeschäftigung von Fátima zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten.

Wir zeigen PLUS, dass ein Angriff auf eine von uns ein Angriff auf uns alle ist. Wir protestieren international vor Filialen des Tengelmann-Konzerns bis unsere Forderungen erfüllt sind.

FAU-IAA Hamburg, Leipzig, et al.

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Flugblätter inklusive protestformulare gibt es zum downloaden auf //www.fau-bonn.de

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Fátima Fernandéz arbeitete fünf Jahre lang in der Filiale "Carretera de Su Eminencia" des deutschen Lebensmittel-Multis PLUS im südspanischen Sevilla. Dann setzte im Oktober 2005 der Konzern die spanische Arbeiterin kurzerhand auf die Straße. Doch zum Pech für PLUS ist Fátima Mitglied in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT. Und das bedeutet für PLUS, Protestaktionen und Kundeninformationen zunächst vor vielen Filialen in Spanien und mittlerweile durch die deutsche Schwestergewerkschaft FAU-IAA auch in Dutzenden von deutschen PLUS-Filialen. UnterstützerInnen haben für die nächsten Tage auch in Österreich und der Schweiz Aktionen in Märkten des TENGELMANN Konzerns angekündigt.

PLUS - die miesen Arbeitsbedingungen winken?

Der Konflikt begann damit, dass Fátima nach Geburt ihrer Tochter um feste tägliche Arbeitszeiten bat, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten Anträgen, welche von Ihrem Unternehmen nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde dort verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird."

PLUS - feuern und schikanieren?

Weniger als 48 Stunden nach diesem Urteil, kündigte die PLUS der Kollegin zum 20. Oktober 2005. In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch die Firmenleitung gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse des Supermarktes zu arbeiten. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 °C in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, dass sie einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima Fernandéz gezwungen wird, psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Ein Angriff auf eine ist ein Angriff auf alle

Fátima fordert für sich die sofortige Weiterbeschäftigung zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten. In dieser Forderung wird sie von Anfang durch ihre Gewerkschaft, die "Confederación Nacional de Trabajo" (CNT-AIT) unterstützt. Nachdem die Firmenleitung sich weigerte, auf die Forderung unserer Kollegin einzugehen, hat die CNT-AIT eine ganze Reihe von Aktionen sowohl in Sevilla als auch in anderen Teilen Spaniens gestartet. In der BRD, wo sich der Stammsitz sowohl von PLUS als auch des TENGELMANN-Konzerns befindet, hat sich die "Freie ArbeiterInnen Union" (FAU-IAA), eine Schwestergewerkschaft der CNT-AIT, den Forderungen Fátimas angeschlossen. Solange unsere Kollegin nicht wieder eingestellt worden ist, werden wir die Kundschaft von PLUS und die KollegInnen, die in den Märkten arbeiten, darüber informieren, wie der Discounter in Sevilla gegen seine Beschäftigten vorgeht. In den letzten Tagen hat es bereits mehr als Infoaktionen in rund 50 PLUS-Filialen u.a. in Berlin, Bonn, Braunschweig, Hamburg, Hannover und Leipzig gegeben. Weitere werden in den nächsten Tagen folgen. Die Geschäftsleitung von PLUS hat zwischenzeitlich in einem Rundschreiben ihre Filialen auf mögliche Aktionen hingewiesen.

Grenzüberschreitende Solidarität

Anarcho-syndikalistische Gewerkschaften waren schon immer international organisiert und haben sich gegenseitig über künstliche Landesgrenzen hinweg in Arbeitskämpfen unterstützt. Und auch im Fall von PLUS ist eine Ausweitung der Aktionen jederzeit möglich und wahrscheinlich. In Österreich und der Schweiz sind bereits Aktionen in Vorbereitung. Die Kette PLUS selbst verfügt über Filialen in Deutschland, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Tschechien und Ungarn. Der Mutterkonzern, TENGELMANN mit einem Jahresumsatz von rund 26 Mrd. Euro, den 183.000 ArbeiterInnen in 7.500 Filialen erwirtschaften, ist über seine Ketten A&P, OBI, KIK und Kaiser's Tengelmann darüber hinaus in Bosnien-Herzegowina, Italien, Russland, der Schweiz, Slowenien und den USA vertreten.

Was könnt IHR tun?

Die miese Behandlung von Fátima durch PLUS in Sevilla ist sicherlich nichts besonders "Spektakuläres". Sie ist eine Schikane, wie sie von Firmen jeden Tag tausendfach gegen ArbeiterInnen ausgeübt wird. Gerade deshalb aber ist es wichtig, gegen den Rauswurf von Fátima vorzugehen. Damit das Management sich darüber im Klaren wird, dass es mit seinen täglichen Schweinereien im Dienste der Ausbeutung von Arbeitskraft zunehmend auf Widerstand stoßen wird. Um Fátima zu unterstützen und um PLUS den Spass an einer Wiederholung solcher Paktiken zu vermiesen, könnt ihr beispielsweise Beschäftigte und KundInnen über die Praktiken bei PLUS in Sevilla informieren und mit ihnen diskutieren (ein Beispiel für einen Flugblatt-Text und ein Protestschreiben findet sich unter http://fau-bonn.de/Members/Hein/Plus-Flyer%20Homepage.pdf/download). Oder ihr könnt der Firmenleitung von PLUS euer Missfallen über ihre Praktiken ausdrücken und die Wiedereinstellung von Fátima fordern (Kontaktadressen finden sich z.B. auf den Webseiten von PLUS und denen des TENGELMANN-Konzerns). Und ihr solltet vielleicht darüber nachdenken, euch so zu organisieren, dass ihr selbst euch gegen solche Schikanen zu Wehr setzen könnt.

Wo könnt ihr euch informieren?

Diejenigen, die Spanisch lesen können, sollten auf den Webseiten der CNT-AIT Lokalföderation von Sevilla vorbeischauen ( http://www.cnt.es/sevilla). Dort wird ausführlich über den Arbeitskampf und die Aktionen berichtet.

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100 Prekäre stürmen Plus gegen prekäre Arbeitsverhältnisse und
Lebenshaltungskosten

Am 29. April betrat eine Gruppe von rund 100 Personen den
Plus-Supermarkt in der Arroyo-Straße [Sevilla, Üs] aus Protest gegen die
Lebenshaltungskosten (Teuro) und prekäre Arbeitsverhältnisse wie z. B.
die beispiellose Entlassung der Plus-Arbeiterin Fátima Fernández wegen
ihrer Schwangerschaft. Nach Verhandlungen mit der Filialleitung wurde
der Laden verlassen, zusammen mit drei Einkaufswagen voll Artikeln des
Grundbedarfs (darunter Babyartikel für prekäre Mütter), die für
Volxküchen, soziale Zentren und ein Festmahl für die Rebellion der
Prekären bestimmt sind.

Der Protest begann um 13:00 Uhr, als Unsere Liebe Frau von der
Prekarität und eine Gruppe prekärer ArbeiterInnen den Supermarkt
betraten, um die extrem prekäre Situation der ArbeiterInnen besagter
Ladenkette und den Anstieg der Lebenshaltungskosten zu beklagen. Die
Aktion wurde von den BürgerInnen, die die Prekären in ihrem Kampf
unterstützten, enthusiastisch begrüßt. "Die schämen sich für gar nichts,
ich hab im Fernsehen gehört, daß sie Schwangere unterstützen, und jetzt
schaut her, was sie gemacht haben!" kommentierte eine der Bürgerinnen.

Die Aktion fand im Rahmen der "Woche der Rebellion gegen die Prekarität:
1. Mai Süd 2006" statt, wo verschiedene Aktionen durchgeführt wurden,
die die derzeitigen Lebensbedingungen anprangern: Wohnungsprobleme,
instabile Arbeitsverhältnisse usw.

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Informations-Versammlung vor dem Stadion Sánchez Pizjuán

Am 27. April versammelte sich die CNT Sevilla mit Fátima an der Spitze
vor den Toren des Sánchez-Pizjuán-Stadions, wo das UEFA-Halbfinalspiel
zwischen Sevilla und der deutschen Mannschaft Schalke 04 ausgetragen
wurde, um zu zeigen, daß weder sie noch ihre Gewerkschaft den gerechten
Kampf um die Wiedererlangung ihres Arbeitsplatzes aufgegeben haben.
Tausende Fans der einen oder der anderen Mannschaft konnten so die
Situation der Arbeitshetze kennenlernen, der die Firma Plus Supermärkte
ihre ArbeiterInnen aussetzt, und die Solidaritätskundgebungen von ihrer
Seite waren überwältigend.

http://www.cnt.es/sevilla

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