Der Chef hört mit

Begonnen von Kater, 19:05:56 So. 19.Februar 2006

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Kater

ZitatDer Chef hört mit

Von Tobias Lill

In Deutschland gibt es immer mehr Wanzen und Mini-Kameras in privater Hand. Vor allem am Arbeitsplatz wird zunehmend abgehört oder gefilmt, weshalb die Gewerkschaft der Polizei vor einem "Klima des Misstrauens" warnt. Bei der Auswahl der Mittel sind die Schnüffler kreativ.

Hamburg - Die Augen der Figuren auf dem Gemälde wirkten stets wachsam. Wer den Konferenzraum des Unternehmens betrat, bestaunte das hübsche Kundengeschenk. Was keiner wusste: Auch bei den Ohren hatte sich jemand viel Mühe gegeben. Erst als eine Putzfrau das teure Bild beim saubermachen fallen ließ, entdeckte ein Sicherheitsmann, dass Unbekannte eine nur wenige Zentimeter große Wanze im Rahmen platziert hatten.

Ansgar Huth kennt viele solcher Fälle. Er ist professioneller Wanzenjäger. Wer den Verdacht hat, dass er mit elektronischen Hilfsmitteln wie Abhörgeräten, Peilsendern oder Mini-Kameras bespitzelt wird, ruft den Bayern zu Hilfe. Und das passiert immer häufiger. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Angriffe mit Überwachungsgeräten nach Huths Einschätzung um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen.

"Verfängliches Wissen ist viel Wert"

Da gibt es die Firmenchefs, die Konkurrenzunternehmen oder ihre eigenen Angestellten bespitzeln. Oder den Mitarbeiter, der eine Wanze in der Kaffeekanne platziert, um die Kollegen auszuschnüffeln. "Wenn die Luft im Berufsleben dünner wird, die Mobbing-Fälle zunehmen, steigt auch die Zahl der Lauschangriffe in der Firma", sagt Huth. Schließlich sei "verfängliches Wissen" viel Wert. Eifersüchtige Ehepaare oder zerstrittene Nachbarn gingen seit einiger Zeit ebenfalls immer häufiger zum Lauschangriff über.

Auch Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), berichtet von einem "dramatischen, stetigen Anstieg" beim Einsatz von Wanzen und Mini-Kameras durch Hobby-Schnüffler und Detektive. "Die Überwachung im privaten Bereich ist längst zu einem immensen Problem geworden", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Während staatlich legitimierte Lauschangriffe "strengen Regeln" unterliegen würden, bestehe bei der privaten Bespitzelung eine "Grauzone". Bis zu 100.000 Überwachungsgeräte sind laut Freiberg im Umlauf. Huth geht sogar von etwa 500.000 Stück aus.

Wanzen für zehn Euro bei eBay

Einen wichtigen Grund für den Boom der Spitzeltechnologie sehen Experten darin, dass die Überwachungsutensilien immer kleiner und kostengünstiger werden. "Bei eBay gibt es eine Wanze schon für zehn Euro", weiß Huth. Und auch bei der Benutzerfreundlichkeit schielen die Hersteller auf eine breitere Käuferschicht. "Die Geräte sind meist sehr einfach zu bedienen", so Freiberg. Er sieht die Gefahr, dass in Deutschland ein "Klima des Misstrauens" entsteht. Deshalb fordert er "klare Vorgaben durch die Politik".

Zwar ist das Benutzen vieler Bespitzelungsgeräte in Deutschland verboten, deren Kauf jedoch nicht strafbar. "Wer so etwas bestellt, wird es aber auch einsetzen", sagt ein Sprecher des Bundeskriminalamtes. Laut Wanzen-Jäger Huth hielten viele Hobby-Schnüffler ihr Treiben für "ein Kavaliersdelikt". Huth: "Die fallen aus allen Wolken, wenn sie die strafrechtliche Dimension das Ganzen erkennen."

Bevorzugt ordern Detekteien oder Hobby-Schnüffler im Internet. Wer durch die Seiten des World Wide Web surft, findet allerlei, was er bislang nur aus Geheimdienst-Thrillern kannte: Ein Mikro im Kugelschreiber oder eine Blumenvase, inklusive versteckter Wanze, für gut 100 Euro, werden da angeboten. Wer ein bisschen mehr anlegen will, der kann eine als "ideale Überwachungslösung" angepriesene Wetterstation samt eingebauter Farb-Kamera bereits für 370 Euro bestellen. Nur ein Drittel davon kostet die Mini-Kamera im Rauchmelder.

Die meisten Fälle bleiben geheim

Bei rechtlich bedenklichen Produkten erfolgt stets der Hinweis, dass die Anwendung in Deutschland verboten ist. "Der Käufer verpflichtet sich ausdrücklich, kein Gerät im Inland ohne die dazu etwa erforderlichen Genehmigungen der Deutschen Bundespost, des Telekommunikationsgesetzes oder anderer Behörden in Betrieb zu nehmen", heißt es etwa in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines Anbieters. Dieser Forderung kommen aber wohl nur die wenigsten Käufer nach.

Neugierige Firmenchefs finden im Netz auch Leitfäden mit Titeln wie "Mitarbeiterkontrolle: So weit dürfen Sie als Arbeitgeber gehen".

Die meisten Bespitzelungs- und Spionagefälle kommen nie an die Öffentlichkeit. "Nur selten wird da Anzeige erstattet. Gerade in Unternehmen wird so etwas intern geklärt", sagt Polizei-Gewerkschafter Freiberg. Er mahnt zur Wachsamkeit: "Die Bundesrepublik darf keine Bespitzelungs-Gesellschaft werden."

http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,401272,00.html

Kater

ZitatOriginal von Kater
ZitatNeugierige Firmenchefs finden im Netz auch Leitfäden mit Titeln wie "Mitarbeiterkontrolle: So weit dürfen Sie als Arbeitgeber gehen".

http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,401272,00.html

mal ausprobiert und das hier gefunden:


http://www.arbeitgeber.org/imperia/md/content/arbeitsrecht1/gratis-downloads/7.pdf

Wilddieb Stuelpner

Der Lauscher an der Wand hört seine eigne Schand!

klaus72

Vielleicht müssen die Büromitarbeiter früher ins Büro kommen, um vor den Dienstbeginn auf Wanzen mittels Peilsender zu scannen.


Um sehr gute Leistung in Menge und Qualität zu erzielen, müssen die Mitarbeiter vorher in gute psychische und physische Verfassung sein.

Den Kamera und Wanze würde ich sofort nach dem Entdecken ausbauen, und das zur Polizei bringen, und Strafanzeige gegen Verantwortliche erstatten.

Kuddel

ZitatSpitzel-Affäre bringt H&M-Chefin ins Schwimmen

In der Nürnberger Kundenzentrale des schwedischen Modeunternehmens H&M wurden systematisch Mitarbeiter ausspioniert. Während Datenschützer schwere Verstöße sehen, gibt sich die neue Vorstandsvorsitzende Helena Helmersson unwissend.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/spitzel-affaere-bringt-h-m-chefin-ins-schwimmen-16634398.html?utm_source=pocket-newtab

Kuddel

ZitatStellvertretender Schulleiter soll Kollegen ausspioniert haben
An einem Gymnasium in Cottbus soll der Vize-Direktor in Räumen Abhörmikrofone angebracht haben.
https://www.spiegel.de/panorama/cottbus-stellvertretender-schulleiter-soll-kollegen-abgehoert-haben-a-a23effe2-6435-4766-91bd-3781e6ad05e7

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